Perry Rhodan Neo Paket 18 - Perry Rhodan - E-Book

Perry Rhodan Neo Paket 18 E-Book

Perry Rhodan

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Beschreibung

Nach ihren Abenteuern in der fernen Galaxis Andromeda treten Perry Rhodan und die Besatzung der MAGELLAN den großen Sprung in die heimatliche Milchstraße an. Doch sie landen nicht am geplanten Ort, sondern in der sogenannten Eastside der Galaxis, weit von der Erde entfernt. Sie stoßen auf die fremdartigen Außerirdischen, die diesen Sternensektor besiedeln. Die Blues, wie man sie rasch nennt, haben verschiedene Sternenreiche errichtet – schnell kommt es zu Konflikten mit den Menschen. Doch Perry Rhodan muss sich mit den Blues und ihren fremdartigen Sitten arrangieren. Denn nur so kann er endlich eine Spur zu der verschwundenen Menschheit finden ...

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Seitenzahl: 2155

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Nach ihren Abenteuern in der fernen Galaxis Andromeda treten Perry Rhodan und die Besatzung der MAGELLAN den großen Sprung in die heimatliche Milchstraße an. Doch sie landen nicht am geplanten Ort, sondern in der sogenannten Eastside der Galaxis, weit von der Erde entfernt.

Sie stoßen auf die fremdartigen Außerirdischen, die diesen Sternensektor besiedeln. Die Blues, wie man sie rasch nennt, haben verschiedene Sternenreiche errichtet – schnell kommt es zu Konflikten mit den Menschen.

Doch Perry Rhodan muss sich mit den Blues und ihren fremdartigen Sitten arrangieren. Denn nur so kann er endlich eine Spur zu der verschwundenen Menschheit finden ...

Cover

Vorspann

Band 171 – Brennpunkt Eastside

Vorspann

1. Schiffbruch

2. Eine Begegnung der dritten Art

3. Waffengang im Dunkeln

4. Durch diese hohle Gasse

5. Die Regeln des Rats

6. Ein rauschendes Fest

7. Hinter Spiegeln verborgen

8. Raubzug im Dunkeln

9. Auf Messers Schneide

10. Ein Hase und viele Hunde

Band 172 – Der gelbe Tod

Vorspann

1. Choroba nemoc

2. Ruhe vor dem Sturm

3. Eine unerwartete Begegnung

4. Der letzte Flug der KOLKAAR

5. Neue Freunde

6. Fremde

7. Warten

8. Willkommen auf Han

9. Leydens Ausflug

10. Perparims Ausflug ...

11. ... und die Folgen

12. Industriespionage

13. Erkenntnisse

14. Auf der Suche nach Heilung

15. Nach Droo Karuuhm

Band 173 – Lockruf des Kreells

Vorspann

Katastrophe

1. Perry Rhodan

2. Jepprafomm

3. Perry Rhodan

4. Perry Rhodan

5. Glücklose Jagd

6. Expedition nach Rivar

7. Julian Tifflor

8. Schneegestöber

9. Perry Rhodan

10. Perry Rhodan

Band 174 – Der Pfad des Auloren

Vorspann

Prolog

Teil I: Multidon

1.

2.

3.

4.

Teil II: Siléana

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Teil III: Der alte Meister

11.

12.

13.

14.

Teil IV: Heimkehr

15.

16.

17.

Epilog

Band 175 – Der Moloch

Vorspann

1. Perry Rhodan

2. Herxxell

3. Perry Rhodan

4. Tag Null

5. Herxxell

6. Tag 8

7. Perry Rhodan

8. Herxxell

9. 14. Tag

10. Perry Rhodan

11. 20. Tag

12. Perry Rhodan

13. Herxxell

14. 26. Tag

15. Perry Rhodan

16. 465. Tag

17. Perry Rhodan

18. 1188. Tag

19. Perry Rhodan

20. Perry Rhodan

Band 176 – Arche der Schläfer

Vorspann

1. Perry Rhodan

2. Tuire Sitareh

3. Ambrose Escher

4. Tuire Sitareh

5. Perry Rhodan

6. Ambrose Escher

7. Perry Rhodan

8. Herxxell

9. Tuire Sitareh

10. Icho Tolot

11. Perry Rhodan

12. Ambrose Escher

13. Perry Rhodan

14. Tuire Sitareh

Band 177 – Die Kavernen von Impos

Vorspann

1. Zehnter Gesang

2. Perry Rhodan

3. Eric Leyden

4. Conrad Deringhouse

5. Neunter Gesang

6. Eric Leyden

7. Perry Rhodan

8. Eric Leyden

9. Achter Gesang

10. Perry Rhodan

11. Siebter Gesang

12. Eric Leyden

13. Conrad Deringhouse

14. Sechster Gesang

15. Eric Leyden

16. Fünfter Gesang

17. Der Kommandant

18. Eric Leyden

19. Perry Rhodan

20. Eric Leyden

21. Vierter Gesang

22. Conrad Deringhouse

23. Eric Leyden

24. Dritter Gesang

25. Eric Leyden

26. Perry Rhodan

27. Zweiter Gesang

28. Perry Rhodan

29. Erster Gesang

Band 178 – Krisenzone Apas

Vorspann

1. Lukosta Atisi

2. Aan Hadralok

3. Waikara Atisi

4. Ussein Parkh

5. Waikara Atisi

6. Lukosta Atisi

7. Aan Hadralok

8. Lukosta Atisi

9. Ussein Parkh

10. Waikara Atisi

11. Lukosta Atisi

12. Ussein Parkh

13. Waikara Atisi

14. Aan Hadralok

15. Ussein Parkh

16. Lukosta Atisi

17. Aan Hadralok

18. Lukosta Atisi

19. Ussein Parkh

20. Waikara Atisi

21. Lukosta Atisi

22. Aan Hadralok

23. Ussein Parkh

24. Lukosta Atisi

25. Waikara Atisi

26. Lukosta Atisi

27. Aan Hadralok

28. Lukosta Atisi

29. Ussein Parkh

Band 179 – Seuchenschiff der Azaraq

Vorspann

Vorspiel: Kette

1. Perry Rhodan

2. Das erste Bulletin

3. Eric Leyden

4. Tim Schablonski

5. Das zweite Bulletin

6. Perry Rhodan

7. Eric Leyden

8. Tim Schablonski

9. Das dritte Bulletin

10. Perry Rhodan

11. Eric Leyden

12. Das vierte Bulletin

13. Perry Rhodan

14. Tim Schablonski

15. Das fünfte Bulletin

16. Perry Rhodan

17. Eric Leyden

18. Das sechste Bulletin

19. Perry Rhodan

20. Tim Schablonski

21. Das siebte Bulletin

22. Perry Rhodan

23. Eric Leyden

24. Das achte Bulletin

25. Perry Rhodan

26. Tim Schablonski

27. Das letzte Bulletin

28. Perry Rhodan

Band 180 – Das Suprahet erwacht

Vorspann

1. Perry Rhodan

2. Perry Rhodan

3. Perry Rhodan

4. Perry Rhodan

5. Perry Rhodan

6. Perry Rhodan

7. Perry Rhodan

8. Perry Rhodan

9. Perry Rhodan

10. Perry Rhodan

11. Conrad Deringhouse

12. Perry Rhodan

13. Perry Rhodan

14. Perry Rhodan

15. Perry Rhodan

16. Perry Rhodan

17. Perry Rhodan

18. Perry Rhodan

19. Perry Rhodan

20. Perry Rhodan

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

Band 171

Brennpunkt Eastside

Arno Endler

Im Jahr 2036 entdeckt der Astronaut Perry Rhodan auf dem Mond ein außerirdisches Raumschiff. Damit erschließt er der Menschheit den Weg zu den Sternen.

In den Weiten der Milchstraße treffen die Menschen auf Gegner und Freunde; es folgen Fortschritte und Rückschläge. Nach 2051 wird die Erde unbewohnbar, während Milliarden Menschen an einen unbekannten Ort umgesiedelt werden.

Auf der Suche nach den Verschollenen reist Rhodan 2055 mit dem riesigen Raumschiff MAGELLAN nach Andromeda. Dort entdeckt er das Sternenreich der Thetiser und erfährt von einer gigantischen Gefahr aus einem anderen Universum.

Rhodan kann mit den Herrschern über Andromeda, den Meistern der Insel, einige Absprachen treffen, findet aber nichts über die vermisste Erdbevölkerung heraus. Deshalb beschließt er die Rückkehr in die Milchstraße.

Doch die Passage mit einem Sonnentransmitter schlägt fehl. Die MAGELLAN und ihre Besatzung stranden im BRENNPUNKT EASTSIDE ...

1.

Schiffbruch

Abermilliarden Teilchen einer exotischen Materie zerstreuten sich in erratischen Strömungen entlang der Gravitationsverwerfungen. Ein ruhiges Planetensystem, abseits gelegen, ohne die ungestüme Kraft einer protuberierenden, jungen Sonne, nur schwach beleuchtet von vier Sternen, die in ein perfektes Quadrat gezwungen worden waren. Die Konstrukteure dieser Formation hatten ganze Arbeit geleistet, und dennoch widmete niemand dem System größere Aufmerksamkeit.

Lediglich ein einsamer Komet kreuzte aus der Ekliptik kommend den inneren Kreis.

Das Weltall platzte auf.

Interdimensionale Energien entluden sich in einer supernovahellen Explosion. Wo zuvor ein Beinahevakuum gewesen war, füllte ein gewaltiger, von Menschenhand geschaffener Koloss den Raum.

Dessen Schutzschirm flammte auf, eine Folge der jäh verdrängten Materieteilchen. Die MAGELLAN taumelte, wirbelte gleichzeitig um verschiedene Drehachsen, ein schwindelerregender Anblick. Blaue Lichtbögen zerrten an dem grünen Libraschirm, rissen Fetzen heraus, während der Impuls des Austritts den Raumer mit halber Lichtgeschwindigkeit in Richtung des einzigen Planeten trieb.

Das Energiefeld blähte sich auf wie eine Seifenblase. Die Konverter arbeiteten auf maximaler Leistung und darüber hinaus, bis das Schiff alle Energien ins All hinausblies.

Die Eindämmungsfelder zweier Schirmprojektoren kollabierten, was eine Kettenreaktion hervorrief, an deren Ende sich Leistungsspitzen durch die Energieleitungen der MAGELLAN entluden.

Wie aufplatzende Blutadern in einem Körper riss das Energienetz an zahlreichen Stellen auseinander. Positronisch gesteuerte Schutzabschaltungen reagierten zu spät oder gar nicht. Im Innern des größten Raumschiffs, das die Menschheit je konstruiert hatte, fegten Feuerstürme durch Maschinenräume, technische Einrichtungen, Lager, Korridore, Labors und Quartiere. Die Flammen richteten Zerstörungen an, die das Chaos an Bord noch verstärkten. Waidwund trudelte die MAGELLAN davon.

Perry Rhodan

Die Bilder verblassten. Erinnerungen, Sorgen, Sehnsüchte und das schlechte Gewissen. Gesichter ertranken im Nebel, zogen sich zurück, obwohl er sie doch so sehr halten wollte.

Tom, Nathalie, Farouq.

Das graue Nichts verschluckte sie.

Thora!

Ihre lächelnde Mundpartie, das Letzte von ihr, was er sah, verlor an Farbe und Konsistenz. Dann entschwand auch dieses Bild.

An- und abschwellende Töne drangen in den Vordergrund. Dazu ein beißender Gestank, der so gar nicht zu einem Traum passen wollte.

Ich träume nicht, dachte Perry Rhodan. Ein stechender Kopfschmerz riss ihn endgültig zurück in die Realität.

Er lag auf dem Boden. Wo bin ich? Der Feueralarm gellte in seinen Ohren. Der Transmitterdurchgang! Wir müssen in der Milchstraße sein.

Rhodan richtete sich auf. Er krümmte sich unter einem heftigen Hustenanfall. Seine Augen füllten sich mit Tränenflüssigkeit, die er wegwischte. Sofort brannte es wie Säure in seinem Gesicht.

Die komplette Beleuchtung war ausgefallen, das Notlicht flammte auf, um gleich wieder zu erlöschen. Rhodan registrierte durch den ätzenden Schleier vor seinen Pupillen nur verschwommen Schwärme stiebender Funken, vereinzelte kleinere Flammen und zusammengesackte Körper vor Arbeitsstationen.

Neben sich ertastete er die reglose Gestalt von Deringhouse in dessen Sitz. Rhodan spürte einen schwachen Puls, tätschelte leicht die Wangen des Schiffskommandanten, doch der Admiralleutnant reagierte nicht. »Conrad!«

Ein Sirren, gefolgt von einem lauten, metallischen Knall, ließ Rhodan herumfahren. In der intermittierend schwach beleuchteten Zentrale regte sich ein Besatzungsmitglied.

»Oh, verdammt!«, hörte Rhodan die Stimme von Reginald Bull. Im nächsten Moment rief Reg mit leichter Panik in der Stimme nach seiner Frau. »Leg! Autum! Hey!«

Langsam gewöhnten sich Rhodans Augen an die Lichtverhältnisse. Fast alle Besatzungsmitglieder der Zentrale schienen bewusstlos zu sein. Die Männer und Frauen saßen in ihren Sitzen oder lagen auf dem Boden, einige in sehr unnatürlichen Körperhaltungen. Mehrere Abdeckplatten hatten sich aus der Kuppelverkleidung gelöst, waren heruntergestürzt; ihre Trümmer übersäten den Boden und die Arbeitsstationen.

Rhodan wollte gerade Bull helfen, als ihm die reglose, riesige Gestalt des Haluters auffiel. Icho Tolot wirkte wie ein Fels in der Brandung. Der massige Körper ragte dicht vor dem ausgefallenen Holodom in die Höhe.

»Tolotos!«

Der Haluter reagierte nicht. Funken regneten von der Decke. Ein Funkenfall in Orange und Gelb, der sich über den Wissenschaftler ergoss. Die Funken landeten auf dem Anzug.

Als er Tolot berührte, stellte Rhodan fest, dass der Außerirdische seine Struktur verhärtet hatte. Warum hat er diesen Schutzmechanismus eingesetzt?, fragte sich Rhodan. »Tolotos!« Haluter sind mental deutlich stabiler! Wenn wir Menschen den Transmitterdurchgang schlechter vertragen haben als erwartet, müsste Tolot trotzdem längst wieder fit sein.

In der Zentrale rührten sich die ersten Besatzungsmitglieder. Rhodan registrierte Aufstöhnen, vereinzelte Schmerzenslaute und gemurmelte Flüche.

Legacy reagierte auf Bulls Ansprache. An dieser Front schien alles in Ordnung. Eine Stichflamme an einer Arbeitsstation hüllte einen Soldaten ein, dessen kurzes Haar aufglomm. Rhodan zog ihn weg, legte ihn auf dem Boden ab.

Deringhouse' Stimme drang durch den Raum. »Meldung, Miss Montoya! Wir brauchen Notbeleuchtung und die Reaktivierung der automatischen Feuerlöschung.«

Rhodan hörte den Ruf nach Sanitätern und sah, dass neben der Hauptpositronik auch alle externen Sensoren sowie die bordinterne Kommunikation ausgefallen waren.

Der junge Leutnant auf dem Boden kam zu sich. »Sir?«

»Alles klar?«, erkundigte sich Rhodan.

»Außer Kopfschmerzen, ja«, antwortete der Soldat. »Was ist geschehen?«

»Ihre Arbeitsstation ist in Flammen aufgegangen, Mister Bashir.«

Das Fauchen von Handlöschgeräten erklang. Rhodan blickte auf. Bull und drei Soldaten kümmerten sich um die offenen Feuer. Die Notbeleuchtung tauchte die Zentrale in ein fahles, rotes Licht.

Endlich sah Rhodan das Ausmaß der Verwüstung. Die MAGELLAN hatte den Transmitterdurchgang nicht gut überstanden. Obwohl man das Raumschiff auf der PE-hilfreich generalüberholt hatte, schien es – zumindest was die Zentrale anging – nach dem Millionen-Lichtjahre-Transfer havariert zu sein.

Weshalb hat uns Mirona Thetin nicht gewarnt?, fragte sich Rhodan. Wir haben uns mit Medikamenten gewappnet, aber die Technik ...? Irgendwas ging schief.

In diesem Moment fing sein umherschweifender Blick ein Bild ein, das ihn zutiefst erschreckte. Eine gewaltige Deckenplatte hatte einen Sitz unter sich begraben. Seitlich ragte ein dünner, bepelzter Arm heraus.

»Sie kommen allein zurecht?«, erkundigte sich Rhodan bei Leutnant Bashir.

»Ja, natürlich.«

Rhodan stürzte davon, kniete sich neben die Platte und versuchte, sie mit allen Kräften anzuheben. Sie war zu schwer. Er ließ los, tastete nach dem Arm und konnte keinen Puls feststellen.

»Tolotos!«, brüllte Rhodan. »Wir brauchen deine Hilfe!« Er sah nach dem Riesen, und tatsächlich rührte sich der furchterregend wirkende Wissenschaftler.

Ein Grollen erschütterte den Boden. Tolot streckte alle Extremitäten von sich und wippte zweimal in den Knien. Es knackte überlaut. Der Haluter brummte aus den Tiefen seines massigen Leibes heraus.

»Tolotos«, rief Rhodan. »Hier!«

Icho Tolot sprang ansatzlos durch den halben Raum. Bei der Landung erzitterte die Zentrale unter der Belastung der zwei Tonnen Gewicht. Der Haluter beugte sich auf ein Zeichen Rhodans herab, griff mit zweien seiner Arme nach der Platte, hob sie an und legte sie beiseite.

Der Sitz, in dem der Ilt gesessen hatte, entpuppte sich als vollkommen zerstört. Doch das Material hatte den größten Teil der Last getragen. Guckys Lider waren geschlossen, ein roter Faden schlängelte sich vom rechten Auge in das Fell bis zu seiner Schnauze.

Rhodan konnte nicht erkennen, ob sein Freund noch atmete.

Icho Tolot packte sanft zu und hob die winzige Gestalt auf.

Rhodans Herz hämmerte schmerzhaft.

Der Haluter wiegte Gucky wie eine Mutter ihr Kind. Ein zugleich schrecklicher wie anrührender Anblick.

Nicht Gucky! Er darf nicht tot sein, dachte Perry Rhodan.

Christophe Lente

Was ihn mehr erschreckte, konnte er gar nicht sagen. Die Orientierungslosigkeit, die Schmerzen hinter seinen Schläfen oder die Tatsache, dass er aus einer Bewusstlosigkeit zu sich kam.

Er verzichtete darauf, sich aufzurichten, blieb flach auf der Matratze liegen und versuchte, sich zu erinnern. Der Transmitterdurchgang. Da war ein Blitz, oder habe ich mir das nur eingebildet? Tifflor hat doch Medikamente ausgegeben. Was ist geschehen?

Christophe Lente öffnete die Augen. Ich bin in meiner Kabine.

Die Beleuchtung war aus. »Licht!«

Ein schwaches Summen, dann aktivierte sich die Notbeleuchtung. Im fahlen Schein stemmte sich Lente hoch. Er und Saheem hatten die Passage durch den Transmitter während einer Freischicht mitgemacht. Zwar galt ein Bereitschaftsalarm, sodass sie ihre Einsatzanzüge trugen, aber sie hatten es sich auf dem Bett bequem gemacht, ganz nach den Anweisungen des Bordarztes.

Lentes Schädelknochen waren zu eng für sein Gehirn. Es schien gegen die Innenwand zu drücken. »Oh, verflucht!« Er presste die Finger an die Schläfen. Langsam ließ der Schmerz nach.

Er atmete erleichtert ein paarmal durch. Dann erst fiel es ihm auf. Der Sprung zurück in die Milchstraße musste ihn mehr mitgenommen haben, als er zunächst vermutet hatte, sonst hätte die Stille in der Kabine ihn längst beunruhigt.

»Saheem?« Lente rüttelte seinen Partner an den Schultern. Dessen Kopf rollte ohne erkennbare Muskelspannung einfach umher. »Verdammt! Saheem! Tu mir das nicht an!«

Lente wusste, dass Saheem al Shaboth die verordnete Medikamentendosis abgelehnt hatte. Er stand nicht auf Drogen, wie er es genannt hatte. Nun lag er wie tot in dem Bett.

Lente fühlte am Hals nach dem Puls seines Partners. Doch sein eigenes Herz schlug so heftig, dass er in seinen Fingern gar nichts spürte.

Die bordinterne Kommunikation funktionierte nicht. Lente sprang zur Kabinentür und öffnete sie. Ein Feuerball fegte an ihm vorbei und über ihn hinweg durch die Öffnung in die Kabine herein. Er stürzte zu Boden, schrie vor Schmerzen. Sein Gesicht fühlte sich verbrannt an. Er rappelte sich auf. Saheem lag nach wie vor reglos auf dem Bett. Die Laken und Kissen nährten das Feuer.

Christophe Lente krabbelte hustend zu al Shaboth, zerrte ihn von der Koje und schulterte den Leblosen. Nach zwei zittrigen Schritten erreichte er den Korridor. Ein schwelender Brand tobte unter der Decke und bildete die einzige Beleuchtung.

Oberleutnant Carnerero kam um die Ecke, einen Handlöscher in der Hand. »Lente! Was ist?«

»Saheem ist angeschlagen. Ich muss ihn ins Hospital bringen.«

»Dann los!«, befahl Juan Carnerero. »Dort entlang. Ich helfe Ihnen.«

Julian Tifflor

Er brauchte ein paar Minuten, bis die Orientierungslosigkeit abebbte. Julian Tifflor hatte sich und dem gesamten Ärzteteam einen stärkeren Medikamentencocktail verpasst, um den Transmitterdurchgang schneller zu bewältigen.

Die roten Warnleuchten auf den Holomonitoren holten den Mediziner rasch in die harte Realität zurück. »Hauptenergieversorgung ausgefallen, Notversorgung aktiv. Zwei Aggregate defekt«, murmelte Tifflor.

Er kontrollierte die medizinischen Daten der Patienten. Sein Hospital war wohlgefüllt nach den Kämpfen gegen Trinar Molats Hetzmeute und die Crea. Viele Opfer, die er lieber auf dem Mars in einer stationären Versorgung auf sicherem Boden gewusst hätte.

Die Anzeigen beruhigten ihn ein wenig. Draußen auf dem Flur hörte er Menschen im Laufschritt. Er versuchte, Deringhouse zu erreichen, aber die bordinterne Kommunikation funktionierte nicht.

Tifflor stand auf, verließ seinen Bereitschaftsraum und stellte sich auf den Korridor.

Die Versorgung der Patienten war in vollem Gang. Ärzte, Pfleger und Roboter eilten in Krankenzimmer.

»Doktor Tifflor?«, sprach ihn Rubina Ruggiero an, die Leiterin der Notfallsanitäter. »Die bordinterne Kommunikation ist gestört. Wir erhalten von den Medorobotern auf den Automatikkanälen jedoch verstümmelte Mitteilungen. Es sind Feuer ausgebrochen. Zahlreiche Verletzte. Überall. In den Quartieren, Messen und den Arbeitsbereichen.«

»Gut, Miss Ruggiero. Stellen Sie zehn Teams zusammen, gemischt mit Robotern und Sanitätern. Verteilen Sie sich. Wir bereiten hier alles für die Aufnahme vor.«

»Verstanden!« Sie ging.

Tifflor seufzte und rannte zur medizinischen Leitstelle.

Zwei Ärzte beäugten Holoanzeigen und diskutierten die Lage. Sud stand scheinbar emotionslos neben ihnen und reagierte als Einzige auf den eintretenden Chefmediziner.

»Die Medoroboter arbeiten schiffsweit, soweit wir das feststellen können, Julian.«

»Gut. Wie viele Verletzte?«

Sud griff sich an das Intarsium und verzog das Gesicht.

»Schmerzen?«, hakte Tifflor nach.

»Unbedeutend«, entgegnete die zierliche Mutantin. »Die Verbindung zu den Medorobotern ist anfällig. Die Automatikkanäle sind nicht zuverlässig genug. Manche Meldungen kommen doppelt. Überall an Bord herrscht Chaos. Deshalb können wir nur raten.«

»Okay, Sud. Lass uns eine Notfallaufnahme organisieren. Du sorgst bitte dafür, dass unsere derzeitigen Patienten zusammengelegt werden. Die vorderen Bereiche werden freigeräumt. Bereiten wir uns auf das Schlimmste vor.«

Charles Bookwood

»Garenni! Verdammt!« Oberleutnant Charles Bookwood starrte auf die Bilder der Außenkameras. »Warum haben wir uns aus den Halteklammern gelöst?«

Die Lage schien eindeutig. Im Innern des HAFENS, des Giganthangars der MAGELLAN, trudelten gleich mehrere Raumschiffe. Vier Korvetten und zahllose Space-Disks entfernten sich von den Parkpositionen. In der Schwerelosigkeit folgten sie einem Impuls, den sich Bookwood nicht erklären konnte. Als hätte jemand eine Schneekugel geschüttelt.

»Antrieb ist wieder da, Sir!«, meldete sein Leutnant und zeigte seinen hochgestreckten Daumen. »Aber wir haben ein anderes Problem. Kein Kontakt zur Zentrale, und da kommt ein großer Brummer!«

Bookwood starrte auf das Außenbeobachtungshologramm und schluckte. »Ist das die POLO?«

»Ja, Sir, und sie reagieren nicht auf unsere Funkanfragen.«

»Verflucht! Merken die nicht, dass sie auf den Zentralturm des HAFENS zusteuern? Sind die blind? Das gibt Tote! Wie schnell ist das?« Auf Bookwood wirkte die Bewegung wie in Zeitlupe.

»Nur knapp zwei Meter pro Sekunde«, sagte Mario Garenni. »Aber egal: Bei der Masse macht die POLO Kleinholz aus dem Turm. Ich kriege keine signifikanten Energiewerte von dem Kreuzer rein. Die POLO ist energetisch tot. Ich denke, bei denen ist alles ausgefallen,«

»Wie lange haben wir?«

»Zwei Minuten, Sir.«

Bookwood schaltete auf manuelle Steuerung, weil die Positronik der UAC immer noch muckte. Er startete die Triebwerke und setzte seine Korvette zwischen die POLO und Zentralturm. »Haben wir die Kontrolle über unseren Prallschirm?«

Garenni fluchte leise vor sich hin, dann berichtete er abgehackt. »Nein. Ja. Verdammt, jetzt ist er wieder zusammengebrochen!«

»Komm schon, mein Mädchen«, feuerte Bookwood sein Raumboot an. »Ich brauche den Prallschirm.«

»Jetzt, Sir! Er ist stabil.« Garenni klatschte vor Begeisterung in die Hände.

Bookwood dankte in Form eines stillen Gebets, steuerte die UAC auf die POLO zu, passte sich der Geschwindigkeit des Schweren Kreuzers an und ließ das rund vierfach größere Raumschiff sozusagen sanft in seinen Prallschirm eindringen.

Ein Ruck erschütterte die UAC.

»Gut gemacht, Sir«, lobte Garenni. »Wir sind runter auf einen Meter pro Sekunde, nun einen halben Meter.«

In diesem Moment fiel der Prallschirm erneut aus. Bookwood wusste, was das bedeutete, und aktivierte die Impulstriebwerke für einen Gegenschub. Er hörte das schreckliche Geräusch der aufeinanderprallenden Außenhüllen durch sein Schiff hallen.

Mario Garenni brüllte laute italienische Flüche. »Es reicht nicht, Sir! Die POLO drängt uns in den Zentralturm. Es wird uns zerquetschen!«

Bookwood überprüfte die Position seiner UAC. So nah am Turm durfte er den Schub nicht verstärken. Es blieb nur eins übrig. »Seitwärtsschub, Garenni, und volle Energie auf den Antigrav!«

Im nächsten Moment machte Bookwoods Magen einen Sprung, als die künstliche Schwerkraft an Bord ausfiel. Das letzte Essen drängte aus seinem Magen hoch. Er schluckte die gallige Flüssigkeit herunter, fühlte, wie das Oben und Unten sich wieder bildete. Ein massiger Druck presste ihn in den Sitz, als die Positronik scheinbar überreagierte. Für einen kurzen Moment war er nicht in der Lage, seinen Arm zu bewegen, und sah Doppelbilder. Dann war es vorbei.

Er krächzte mehr, als laut zu rufen. »Garenni? Hat es funktioniert?«

»Nein, Sir«, lautete die Antwort. »Wir treiben immer noch auf den Turm zu. Das reicht nicht mehr. Der Impuls zur Seite war zu schwach.«

Bookwood bildete sich ein, Glockengeläut zu hören. Alarme gellten durch die Zentrale der UAC.

»Wie schnell, Garenni?«

»Stabil ein halber Meter pro Sekunde.«

Bookwood las die Entfernungswerte ab. Es war zu spät, um die UAC in Sicherheit zu bringen. Die POLO würde seine Korvette einfach in den Zentralturm des HAFENS schieben und zerquetschen.

In diesem Moment übertönte laute Musik alle Alarme in der UAC.

»Little Schmidt Corvette, yes you are Little Schmidt Corvette!«

Eine zweite Korvette setzte sich mit aktiviertem Prallschirm neben die UAC und wiederholte Bookwoods Manöver. Die POLO wurde erneut verlangsamt, und die UAC löste sich von ihr.

»Schmidti!«, begrüßte Bookwood seinen Freund über den offenen Kanal. »Danke.«

»Kein Ding, Charles«, entgegnete die fröhliche Stimme von Oberleutnant Christian Schmidt. »Ich wäre eher zur Stelle gewesen, wenn ich meine alte LITTLE SCHMIDT CORVETTE noch hätte. Mein Ersatz zickt ein wenig. Ich muss sie erst zureiten.«

»Es ist schön, dass man dir eine neue Korvette zugeteilt hat«, sagte Bookwood.

»Ich muss nur noch den Namen draufpinseln. Oh! Mist!«

»Was ist?«, fragte Bookwood.

»Du hast da eine mächtige Delle in der UAC. Ich denke mal, das wird ein Bericht in dreifacher Ausfertigung.«

»Ich musste etwas gegen die Katastrophe unternehmen«, wehrte sich Bookwood. »Das wird wohl jeder in der Zentrale verstehen, oder?«

»Natürlich, Charles. Wird bestimmt eine Belobigung für deine Akte.« Christian Schmidt lachte. »So nebenher gefragt: Habt ihr Kontakt mit der Zentrale?«

Perry Rhodan

Es war ein Bild, das ihn gleichzeitig erschreckte und ihm ein warmes Gefühl verschaffte.

Der halutische Riese kniete auf dem Boden, in seinen gewaltigen Brustarmen ruhte die zerbrechlich wirkende Gestalt des Ilts. Zwei Freunde der Menschheit. Wie weit waren sie schon gekommen! Nur die Sorge um Gucky verhinderte, dass Perry Rhodan bei diesem Anblick nicht an die zukünftigen Möglichkeiten der Menschen dachte, die sich aus der Freundschaft und den Bündnissen mit fremden Zivilisationen ergeben würden.

Es war nur dieser eine kurze Gedanke. Er riss sich zusammen. »Lebt er?«

Die gewaltige Pranke von Icho Tolots linkem Handlungsarm streichelte sanft über das Kopffell des Ilts. »Ich spüre seinen Herzschlag, Rhodanos: schwach, aber regelmäßig. Der Transmittersprung hat ihn stark mitgenommen.«

Rhodan atmete erleichtert auf. »Er wird sich erholen, schließlich ist er der Retter des Universums. Ich wüsste nicht, was ich ohne ihn machen würde.«

Aus Tolots Brustkorb dröhnte ein tiefes Brummen. »Er hat ein wirklich großes Herz.«

»Tolotos?«, fragte Rhodan. »Du hattest nach dem Sprung deine Struktur verhärtet. Warum?«

Der Haluter sah den Menschen nicht an. Die Bewegung seiner Arme stockte jedoch für einen Augenblick. »Ich nutzte schon oft die Technik der Sonnentransmitter und habe deshalb einige Erfahrung damit. Darunter waren zwar nur wenige Sprünge über eine solch gewaltige Entfernung, doch die Abstrahlung aus dem Andro-Sonnensechseck wies eine auffällige Abweichung auf.«

»Wie meinst du das?«

»Im Moment der Abstrahlung spürte ich eine Verzerrung. Es war mehr ein Bauchgefühl. Allerdings reichte es, um den Schutzreflex auszulösen.«

»Welcher Schutzreflex?«, hakte Rhodan nach.

»Auch wir Haluter sind nicht unverletzlich, mein Freund. Der Reflex stammt noch aus Zeiten, in denen wir ... anders waren. Gewalttätig, aggressiv, stets kampfbereit. Mein Volk musste sich entscheiden, ob es diesen Weg weiterhin verfolgen wollte, und traf eine gute Wahl. Doch der Reflex blieb. Stell es dir so vor: Ich sehe einen Schlag kommen und schütze mich automatisch mit der Verhärtung meines Metabolismus.«

»Oh, gut. Vergleichbares gibt es auch bei uns Menschen«, sagte Rhodan. »Und dieser Reflex wurde während des Durchgangs ausgelöst?«

»Ja, Rhodanos. Ich kann den Zeitpunkt nicht genau bestimmen, aber mein Körper spürte, dass mit dem Sprung etwas nicht in Ordnung war. Da war eine Art Echo, ein Widerhall, der meine Instinkte auslöste.«

»Okay. Ein Echo? Das würde wahrscheinlich auch die vielen Systemausfälle erklären, nicht wahr?«

Tolot nickte. Er stand auf, den Mausbiber nach wie vor in den Brustarmen geborgen. »Ich bringe Gucky zu Doktor Tifflor.«

Rhodan blickte in die drei roten Augen, die so sanft schauen konnten. »Ich danke dir, mein Freund. Für alles.«

Der Haluter stapfte aus der Zentrale, in der inzwischen eine angespannte Betriebsamkeit herrschte. Die Feuer waren gelöscht, Techniker arbeiteten an Reparaturen. Offenbar funktionierten zahlreiche Systeme wieder. Rhodan registrierte die konzentrierte Haltung von Autum Legacy, die mit ihren Sicherheitsteams kommunizierte.

Conrad Deringhouse bestätigte Rhodan: »Ja, Perry. Wir erholen uns langsam von dem Schock. Allerdings fehlt uns die Hauptpositronik. Außerdem sind die reguläre Energieversorgung, Navigation, externe Kommunikation, Waffen- und Antriebssysteme ausgefallen. Wir sind blind und taub und relativ wehrlos.«

»Schutzschirm?«

»Ist aktiviert. Leyden versucht mit seinem Team bereits, unsere Position zu bestimmen.«

»Gut, Conrad. Vielleicht sollten wir die FERNAO abkoppeln.« Rhodan funkte Cel Rainbow an. »Mister Rainbow?«

»Sir?«

»Wie sieht es bei Ihnen mit Schäden aus?«

Die Stimme des Lakotaindianers klang ruhig wie immer. »Die FERNAO ist jederzeit einsatzbereit. Allerdings können wir ohne die Hauptpositronik der MAGELLAN nur manuell abkoppeln. Das dauert, selbst wenn Mister Schablonski sein Bestes gibt. Ansonsten ist die Mannschaft vollzählig, und es gibt keine technischen Probleme.«

»Danke. Rhodan Ende.«

Deringhouse blickte den Protektor fragend an. »Was ist mit Gucky?«, erkundigte sich der Admiralleutnant.

»Tolot bringt ihn in die Krankenstation. Der Sprung muss wohl für die Gehirne von Mutanten noch belastender gewesen sein als für Normalmenschen. Was macht dein Kopf?«

»Unkraut vergeht nicht, Perry«, wiegelte Deringhouse ab. »Mir macht die Hauptpositronik mehr Sorgen. Schablonski und seine Männer arbeiten an dem Problem. Einige Systeme haben sie von der Positronik getrennt. Dadurch haben wir einen Überblick, was an Bord geschieht. Waffen sowie Ortung sind das dringendste Problem, dem sich Schablonski mit seinen drei Teams nun widmet. Wir wollen es vermeiden, aber es könnte sein, dass wir den Zentralrechner komplett runterfahren müssen.«

»Eine Abschaltung?«, zweifelte Rhodan. »Ist das notwendig?«

Deringhouse zuckte mit den Schultern. »Ich kann es nicht sagen. Wir sollten das Ergebnis abwarten. Natürlich empfehle ich vor der Desaktivierung die Ausschleusung der Beibootflottille, um unseren Schutz zu gewährleisten.«

Rhodan nickte. »Dein Schiff, Conrad.«

Gabrielle Montoya gesellte sich zu den beiden Männern. »Im HAFEN ereignete sich eine Beinahekatastrophe. Eine ganze Reihe von Halteklammern hat den Dienst versagt. Dabei hat sich auch die POLO gelöst, die wegen eines Komplettausfalls ihrer Bordpositronik manövrierunfähig auf den Zentralturm zudriftete. Zwei Korvetten haben sie mit den Prallschirmen gestoppt. Ein geniales Manöver der Oberleutnants Schmidt und Bookwood.«

Rhodan lächelte. »Eine erstklassige Mannschaft.«

Die Erste Offizierin reagierte mit einem Grinsen. »Bookwoods Korvette UAC hat eine Delle.«

Rhodan hob abwehrend die Hände. »Wenn er noch Zeit hat, sich darüber aufzuregen, ist alles in Ordnung. Reißen Sie ihm nicht den Kopf ab, Miss Montoya.«

»Ja, Sir.«

Deringhouse deutete nach vorn. »Endlich. Das Zentralholo ist wieder in Betrieb. Wir empfangen die ersten Bilder externer Kameras.«

»Tolot hat etwas angemerkt«, sagte Rhodan. »Er glaubt, dass etwas mit dem Sprung nicht stimmte. Er sprach von einer Art Echo im Sprung. Dies könnte auch der Grund für die körperlichen Auswirkungen und die technischen Probleme sein.«

Conrad Deringhouse griff sich an den Kopf. »Ich dachte, so ein Transmittersprung kann gar nicht schiefgehen? Es gibt eine Abstrahlstation und einen Zielpunkt für den Austritt. Man wählt das Ziel vorher aus. Entweder man kommt an oder nicht. Was also meint der Haluter damit?«

»Wir werden es sehen«, erwiderte Perry Rhodan. »Doktor Leyden sollte zu uns stoßen.«

Gabrielle Montoya nickte. »Ich werde ihn rufen lassen.«

Tim Schablonski

Sie stritten sich. Laut und ohne jegliches Schamgefühl. Tim Schablonski wartete seit einer Minute, dass das Rededuell zwischen den beiden Programmierern ein Ende finden würde.

»Die Komplettabschaltung ist un-um-gänglich«, brüllte Wanner Vinegarden. Der zweiundzwanzigjährige Positronikspezialist war ein bekennender Nerd, obwohl sein Äußeres nicht dem üblichen Klischee entsprach. Rund zwei Meter hoch, mit einer muskulösen Schulterpartie, verfiel er bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit in den seltsamen Akzent seiner Heimat. Er riss sich nur während der Arbeit zusammen, weil ihn sonst niemand verstand. Geduld gehörte nicht zu seinen herausragenden Charaktereigenschaften.

Ihm gegenüber, mit den Armen in der schmalen Taille breit aufgestellt, stand Yo-Min Po. Die schlanke Asiatin war Vinegardens Vorgesetzte und ihm mindestens ebenbürtig, was das Wissen über die Positronik anging. Wenn sie nicht zugegen war, wurde sie von vielen als Professor Positronik, kurz ProPo, bezeichnet.

Sie senkte ihre Stimme, was der Angelegenheit eine bedrohliche Wendung versetzte. »Wir müssen lediglich die Synchronität wiederherstellen. Die Abweichung beträgt rund drei Millisekunden.«

»Um des Prozessors willen, Madame!«, keifte Vinegarden. »Das endet in einer Katastrophe.«

Schablonski hob die Hand und ging dazwischen. »Könnte mich jemand aufklären?«

Yo-Min Po drehte den Kopf. Ihre dunklen, großen Augen erinnerten an eine Mangafigur. »Die Positronik hört sich selbst als Echo. Durch die zeitversetzte Doppelbeanspruchung kommt es zu Spitzen in der Auslastung, und dann fährt sie automatisch runter, um sofort wieder zu starten. Deshalb kam es auch zu Ausfällen in ganz unterschiedlichen Bereichen des Raumschiffs.«

»Wie konnte das geschehen?«, fragte Schablonski.

Diesmal antwortete Vinegarden. »Wir sind keine Hellseher. Da jedoch über ein solches Multisystemversagen noch nie berichtet wurde, gehen wir davon aus, dass etwas während des Transmitterdurchgangs die Schäden verursacht hat.«

»Okay«, sagte Schablonski. »Wenn ich es recht verstanden habe, erhält die Zentralpositronik die Daten also jeweils doppelt und reagiert logischerweise auch zweimal darauf.«

Die beiden Spezialisten nickten.

»Dann sollte es doch kein Problem sein, den zweiten Befehl zu löschen!«

Diesmal war die Reaktion ein eisernes Kopfschütteln.

Schablonski hob die Hände. »Okay. Was geht schneller, Synchronisieren oder Komplettabschaltung?«

»Synchronisieren«, antworteten die Positronikexperten wie aus einem Mund.

»Dann los! Wenn es nicht klappt, darf Vinegarden die Positronik abschalten und neu starten.«

Maxwell T. Muller

Die ersten KAROS tauchten auf, während sein Sechsmann-team sich dem brennenden Bereich näherte. Ein süßlicher Geruch quoll durch den Spalt des Zugangsschotts zum hydroponischen Garten. Rötliche Staubwölkchen lösten sich vor dem Schott auf und sammelten sich als farbiger Dreck auf dem Boden, in dem die Sicherheitsleute Fußspuren hinterließen.

Maxwell T. Muller, ein massiger Zweimeterhüne im Rang eines Sergeants, der gern vorwegstürmte, wenn es brenzlig wurde, bildete diesmal die Nachhut und sicherte seine fünf Teammitglieder ab. Der Feueralarm hatte sie zwar erreicht, aber weil die internen Sensoren und Kameras nicht korrekt funktionierten, wussten sie nicht, was sie erwartete.

Muller irritierte die Bewegung von der Seite. Er rätselte, was die KAROS auf den Plan gerufen hatte. Es waren drei Kampfroboter, die aus einem Seitengang heranmarschierten und wenige Schritte entfernt in Bereitschaftsstellung nebeneinander verharrten.

Muller richtete sein Augenmerk wieder auf die anstehende Aufgabe. Seine Leute mussten die Schotthälften vor ihnen, die sich automatisch geschlossen hatten, per Hand aufstemmen.

»Atemmasken auf!«, brüllte der Sergeant, als heftige Rauchschwaden durch die breiter werdende Türritze hervorquollen.

Alle drehten ab, setzten die mitgeführten Masken auf und zerrten wieder an den Torflügeln. Im Innern der hydroponischen Gärten vernichtete ein vielfarbiges Feuer die Pflanzenwelt.

Muller fand kaum Zeit, die bunten Flammen zu bestaunen. Das müssen Pflanzenbestandteile sein, die es einfärben. Vielleicht Öle?, dachte er. »Los jetzt! Verteilen und suchen. Nicht vergessen: drei Vermisste!«

Er sprintete vor, einen Weg entlang, an dessen Rand ein Zaun bis auf den Boden niederbrannte. Trotz der Maske roch Muller Verwesungsgeruch und Schwefel, was ihn würgen ließ. Die Sicht war schlecht. Dichter Qualm sammelte sich unter der Kuppel und senkte sich fast bis auf seine Augenhöhe herab. Die Absaugvorrichtung arbeitete unregelmäßig, aber sie setzte nicht komplett aus. So blieb die größte Bedrohung das tatsächliche Feuer, das jedoch von der Bewässerungsanlage bereits bekämpft wurde. Es prasselte von allen Seiten auf ihn nieder. Er wurde vollständig durchnässt und empfand die Hitze dadurch vielleicht noch heftiger.

Auf einem Seitenweg unter einem umgestürzten Baum fand er eine reglose Gestalt. Ein Biologe, die Uniform schon schwarz vom Ruß in der Luft. Muller fackelte nicht lange, prüfte, ob er den Verletzten herausziehen konnte. Doch Teile des Stamms pressten den Körper in den Boden.

Muller packte mit beiden Händen zu, zerrte mit allen Kräften, bis er seinen Pulsschlag in den Halsadern rasen spüren konnte. Endlich bewegte sich der Stamm, und Muller drückte ihn weg von dem Eingeklemmten. Der Sergeant japste nach Sauerstoff. Die Atemmaske behinderte ihn dabei. Er riss sie sich vom Gesicht. Die Hitze schlug ihm ungefiltert entgegen. Er warf sich den Mann über die Schulter. Aus der Decke lösten sich Teile der Verkleidung, stürzten brennend zu Boden. Muller achtete nicht darauf, er rannte zurück und musste bei jedem dritten Schritt keuchen, während er insgeheim erwartete, jeden Moment selbst das Bewusstsein zu verlieren.

Das Zugangsschott wirkte wie das Tor zum Himmel. Er hetzte auf die helle Öffnung zu und legte den Biologen fünf Meter hinter dem Durchgang ab. Muller setzte sich, wartete, bis der Schwindelanfall verging, und atmete köstliche, kühle Luft. Er prüfte den Puls des Bewusstlosen. Der Mann lebte, benötigte jedoch sicherlich ärztliche Versorgung.

»Medoroboter«, murmelte Muller. »Wenn man sie braucht, sind sie nicht da.«

Sein Team stieß kurze Zeit später mit zwei weiteren Männern zu ihm. Noch ein Biologe sowie ein Gartenbauingenieur. Beide wirkten verwirrt, schienen gar nicht begriffen zu haben, in welcher Gefahr sie geschwebt hatten.

Auf dem Rückweg fielen Muller die KAROS wieder ein. Er hustete roten Staub aus seiner Lunge und dachte sehnsüchtig an seine alte Leidenschaft. Jetzt eine Zigarette! Aber er hatte das Rauchen aufgegeben, hatte sogar sämtliche Tabakpflanzen in seinem Garten auf dem Mars verbrannt, um ja nicht noch einmal in Versuchung zu geraten, sich an Nikotin zu vergreifen.

Ein gutes Stück außerhalb des Parks stoppten sie und versorgten die drei Geretteten mit frischem Sauerstoff.

Muller kontaktierte seine Chefin in der Zentrale. Für einen Moment war er abgelenkt, weil die Verbindung nicht zustande kam. Plötzlich hörte er das typische Geräusch eines Paralysators und den Seufzer eines Betäubten.

Sein Blick fing sofort die drei Kampfroboter ein, die mit schussbereiten Armen in ihre Richtung zielten. »Deckung!«

Zwei weitere Strahlen fanden ihre Opfer. Die KAROS rückten in Formation vor.

Eines seiner Teammitglieder und die beiden Biologen lagen gelähmt am Boden. Die Übrigen rannten auf ein Gangschott zu. Es bot sich keine Deckung an, der Weg war zu lang. Sie hatten keine Chance.

Muller registrierte es und handelte augenblicklich. Er kniete sich hin, griff nach seinem Handstrahler, legte an und feuerte einen Thermoschuss ab. Der Schutzschirm eines Roboters flammte auf.

Die Stimme von Autum Legacy ertönte. »Ja, Meldung?«

Muller warf sich zur Seite, als alle drei Kampfroboter sich ihm zuwandten und seine Position beschossen.

Die Paralysatorstrahlen verfehlten ihn nur knapp. Er blieb in Bewegung und rief gleichzeitig in sein Funkarmband. »Wir stehen unter Beschuss!«

Ein Antigravtransportmodul bot ihm vorübergehenden Schutz. Er flankte über den Schwebeschlitten und verschanzte sich dahinter. Oben auf der Ladefläche hatte man Pflanzen für den Garten abgestellt.

Muller holte tief Luft und spähte einmal an der Seite vorbei. Die Roboter näherten sich.

»Wir haben hier Anzeigen über einen Eindringlingsalarm«, meldete Legacy via Funk.

»Negativ, negativ! Hier sind nur wir. Die KAROS haben uns ohne Vorwarnung unter Beschuss genommen. Da stimmt was nicht mit der Programmierung. An unserer Position ist definitiv kein Eindringling.«

»Verstanden, Sergeant. Halten Sie durch!«

Sehr ermutigend, dachte Muller und wagte einen weiteren Blick. Die anderen waren in Sicherheit, wie er feststellen konnte. Aber die Kampfroboter teilten sich auf. Er saß in der Falle. Hoffentlich benutzen sie weiterhin nur den Paralysator!

Muller warf die Handwaffe über das Transportgefährt von sich. Anschließend brüllte er laut: »Ich bin unbewaffnet und ergebe mich!« Er hob einen Arm und stellte sich aufrecht hin.

Die KAROS stoppten, zielten auf ihn.

»Unbewaffnet und keine Bedrohung!«, brüllte Muller, schloss die Augen. Er fügte sich in sein Schicksal.

Nichts geschah.

Vorsichtig öffnete er ein Lid. Die Roboter drehten ab. Muller schaute erleichtert und führte einen Freudentanz auf, der nicht ganz jugendfreie Bewegungen enthielt.

»Wir haben die Befehle aufgehoben, Sergeant«, verkündete die Sicherheitschefin der MAGELLAN.

»Danke.« Maxwell T. Muller rannte zu seinen betäubten Kameraden. »Ich könnte ein medizinisches Team gebrauchen.«

Julian Tifflor

Sie kamen im Minutentakt. Die Betten füllten sich. Ärzte, medizinische Assistenten und Medoroboter taten ihr Werk, um jeden Verletzten zu behandeln.

Julian Tifflor zählte schon nicht mehr die Fälle von heftigen Blutungen aus Nasen, Ohren und sogar Konjunktivalblutungen aus den Augäpfeln, die zu Sehbeeinträchtigungen führten. Außerdem versorgte das Medikerteam zahlreiche Verbrennungen, dazu vereinzelt Patienten mit Knochenbrüchen und Prellungen.

Für einen Moment stockte der gut geölte Mechanismus von Aufnahme, kurzer Untersuchung und Zuteilung eines Betts, als der Haluter die Tür mit seiner Statur verstopfte und – für seine Verhältnisse leise – nach einem Arzt für seinen kleinen Freund suchte.

Tifflor hörte Verletzte aufstöhnen, die sich die Hände gegen die Ohren pressten. Bevor Icho Tolot weitersprechen konnte, winkte der Chefmediziner. »Hierher, Mister Tolot! Bringen Sie Gucky zu mir, aber bitte stumm!«

Vorsichtig, um niemanden zu gefährden, schlich der Haluter durch den für ihn relativ engen Bereich. Tifflor wies ihm eine Untersuchungskabine zu, die gerade mal groß genug war. Tolot setzte sich auf den Boden, nachdem er den Ilt auf der Untersuchungsliege abgelegt hatte.

Tifflor zwängte sich an dem Riesen vorbei, zog den Ganzkörperscanner von der Decke, richtete ihn aus und startete das Programm. »Gucky ist seit dem Durchgang nicht mehr erwacht?«

»Nein, Doktor Tifflor.« Der Haluter flüsterte nun.

»Außer dem Blut aus dem Auge haben Sie nichts bemerkt?«

»Nein, Doktor Tifflor.«

Der Chefarzt inspizierte mit Erleichterung die holografische Aufbereitung von Guckys Gehirnscan. »Keine Schwellungen, keine geplatzten Adern. Ich denke, er wird von allein wieder zu sich kommen. Wir machen noch ein paar Untersuchungen und werden ihm Elektrolyte verabreichen. Wahrscheinlich dauert es ein wenig länger als bei den menschlichen Patienten, aber er wird schon wieder.«

Die roten Augen des Haluters schienen aufzuleuchten. »Darf ich bei ihm bleiben?«

Tifflor seufzte. »Ja, natürlich. Aber bitte absolute Ruhe.«

Icho Tolot senkte andeutungsweise den Kopf. Er hatte sich zusammengekauert, verschränkte nun seine Brustarme und streckte den linken Handlungsarm in Guckys Richtung aus.

Tifflor wollte schon einschreiten, bemerkte dann jedoch die Behutsamkeit, mit der Tolot über den Kopf des Ilts streichelte.

Der Chefarzt verließ die Kabine und stieß dabei mit einem jungen Leutnant zusammen. Dessen Augenbrauen waren versengt, die Uniform kokelte noch an einigen Stellen, und er stank, als hätte er stundenlang in einem Räucherofen gesessen.

»Doktor Tifflor?«, vergewisserte sich der Soldat und schnappte nach Luft.

»Ja?«

»Bitte schauen Sie sich meinen Partner an. Ich befürchte, er hat die Medikamente, die uns vor den Auswirkungen des Transmittersprungs bewahren sollten, nicht genommen. Er wird nicht mehr wach.«

»Ganz ruhig«, redete Julian Tifflor auf den Leutnant ein. »Wo ist Ihr Partner?«

»Dort!« Der Leutnant deutete auf einen Untersuchungsraum.

»Gut. Ihr Name ist?«

»Lente, Christophe Lente.«

»Schauen wir mal nach Ihrem Partner, Leutnant Lente.«

Conrad Deringhouse

Der Admiralleutnant war kein Mann, der sich um ungelegte Eier Gedanken machte. So ertrug er auch den stetigen Wechsel von unablässig eintreffenden Fehler- und Erfolgsmeldungen aus verschiedenen Teilen seines Raumschiffs mit stoischer Ruhe. Die Holoprojektoren bauten mittlerweile zunächst flackernde erste Bilder von draußen auf. Dann stabilisierte sich die Anzeige. In der ganzen Pracht des Holodoms konnte nun jedermann in der Zentrale der MAGELLAN sehen, wo sie rematerialisiert waren.

»Das ist auf keinen Fall das Zentrum der Milchstraße«, kommentierte Perry Rhodan.

Reginald Bull trat neben ihn. »Thetin hat uns betrogen! Verdammt! Sie hat den Transmitter auf ein anderes Ziel ausgerichtet. Warum?«

»Nur mit der Ruhe, Reg«, beschwichtigte ihn Rhodan. »Noch wissen wir gar nichts. Jetzt, wo wir eine optische Ortung vornehmen können, wird Leyden sicherlich schnell herausfinden, wo wir gelandet sind. Vielleicht ist auch die Hauptpositronik bald wieder verfügbar, dann wird es noch flotter gehen.«

»Vier Sonnen, Sir«, berichtete Gabrielle Montoya. »Die ersten Daten aus der Ortung kommen rein. Noch unvollständig, aber bislang haben wir einen Planeten gefunden.«

Conrad Deringhouse winkte ab. »Starten wir zumindest einen Teil der Beiboote. Eine Space-Disk soll zu dem Planeten fliegen. Drei Korvetten und ein Schwerer Kreuzer bleiben währenddessen in der Nähe und dienen uns mit ihren Bordinstrumenten als Augen und Ohren der MAGELLAN. Es werden ja wohl noch Raumer dabei sein, die voll einsatzbereit sind.«

»Ja, Sir!«, bestätigte Montoya und erteilte einen entsprechenden Befehl an die Taktikstation.

Tim Schablonski meldete sich. »Sir? Ich denke, wir haben den Fehler in der Hauptpositronik gefunden. ProP... Ähm, Miss Yo-Min Po hat die Synchronisierung vorgenommen, und wir wären bereit für einen Testlauf.«

»Worauf warten Sie noch?«, drängte Deringhouse.

»Nun, Sir«, antwortete der Chefingenieur der MAGELLAN. »Es könnte zu kurzzeitigen Energieschwankungen kommen. Wir wollten nur vorwarnen.«

»Schlimmer als direkt nach dem Durchgang kann es ja wohl nicht werden, oder?«

»Ich vermute nein, Sir«, sagte Schablonski.

Deringhouse spürte Nässe unter seiner Nase. Er wischte sie sich mit den Fingern ab. Er blutete wieder. Auch seine Kopfschmerzen waren noch nicht vorbei. Er erwog kurz, das Kommando an seine Erste Offizierin Montoya abzugeben, die deutlich fitter wirkte.

Aber er fühlte sich stetig besser. »Fangen Sie AN, Mister Schablonski. Wir brauchen die Hauptpositronik. Dringend!«

Rhodan diskutierte immer noch mit Bull. »Es hätten tatsächlich sechs Sonnen sein müssen, nicht nur vier. Wobei mir wirklich nicht klar ist, warum Mirona Thetin uns an eine andere Zielstation geschickt haben sollte. Es hätte viel einfachere Methoden gegeben, uns loszuwerden.«

»Du hast recht, Perry«, pflichtete ihm Reginald Bull bei. »Sie weiß, dass wir den LTG-Fernantrieb haben und uns im Prinzip eigenständig aus der Patsche helfen können. Außerdem könnten wir uns einen anderen Sonnentransmitter suchen.«

Perry Rhodan nickte. »Ich denke auch, dass uns ein Puzzleteil fehlt. Mal sehen, was Leyden für uns hat.«

Conrad Deringhouse wischte sich immer noch das Blut weg, als die Meldung von Tim Schablonski eintraf. »Der Probelauf war erfolgreich, Sir. Ich denke, wir sind wieder im Vollbesitz unserer Kräfte.«

»Danke, Mister Schablonski. Gute Arbeit!«

»Der Dank gebührt Yo-Min Po und Wanner Vinegarden«, sagte der Chefingenieur. »Ich gebe ihn weiter.«

Julian Tifflor

Nach der Erstversorgung von Leutnant al Shaboth, den man an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen hatte, gönnte sich Julian Tifflor einen Moment der Ruhe. Er trank einen Ingwertee und genoss die leichte Schärfe im Mund. Seit einigen Minuten trafen keine neuen Verletzten oder Meldungen über Noteinsätze mehr ein. Tifflor saß vor der Konsole mit den Patientendaten und arbeitete sich einhändig durch die Listen. Sie waren glimpflich davongekommen. Allerdings musste sich der Chef der Medizinischen Abteilung eingestehen, dass er die Auswirkungen des Millionen-Lichtjahre-Sprungs unterschätzt hatte. Entweder waren die Daten falsch, die er von Mirona Thetin erhalten hatte, oder die Menschen an Bord waren empfindlicher als Thetiser.

Tifflor startete eine statistische Auswertung, die Deringhouse zweifellos bald anfordern würde. Die holografische Anzeige vor ihm veränderte die Helligkeit, sie strahlte plötzlich.

Tifflor zuckte zusammen, als er sich des Schattens über ihm gewahr wurde. »Himmel! Mister Tolot!«, stieß er hervor, nachdem er hochgeschaut und in drei tiefrote Augen geblickt hatte. »Ich wusste nicht, dass Sie schleichen können.«

Ein dumpfes Trommeln aus der Mitte des halutischen Körpers, verbunden mit einigen lauten Glucksgeräuschen aus dem Mund, dröhnte über Tifflor hinweg. Icho Tolot, der sich im Großteil der Medizinischen Abteilung stets bücken musste, um nicht mit dem Kopf die Deckenverkleidung zu ruinieren, lachte leise. »Verzeihung. Ich wollte Sie nicht erschrecken, Doktor.« Er trat einen Schritt zurück. »Mein kleiner Freund war kurzzeitig wach. Es geht ihm gut. Er scheint lichtempfindlich zu sein. Deshalb habe ich mir erlaubt, die Raumbeleuchtung herunterzuregeln.«

»Kein Problem«, beeilte sich Tifflor zu sagen und stellte seine Tasse auf der Konsole ab. »Ich sehe direkt nach Gucky.«

»Er ist bereits wieder eingeschlafen«, informierte ihn der Haluter. »Ich schaue später nach ihm. Mein Weg führt mich zurück in die Zentrale.«

»Ja. Selbstverständlich.« Tifflor verfolgte, wie Tolot sich vorsichtig durch den für ihn viel zu engen Gang bewegte. Das Ausgangsschott öffnete sich, der außerirdische Riese verließ die Abteilung.

Ob Haluter unter Rückenbeschwerden leiden können? Die gebückte Haltung kann auf Dauer nicht gut sein. Ich brauche medizinische Unterlagen für den Fall, dass er auf einem meiner Operationstische landet. Tifflor grinste unwillkürlich. Falls der Tisch nicht sowieso unter ihm zusammenbricht.

Das Schott glitt wieder auf. Ein groß gewachsener, leicht übergewichtiger Soldat stampfte in den Gang, links und rechts neben seinem Kopf schulterte er je einen reglosen Körper. »Ein Arzt!«, verlangte er lautstark.

Zwei Mann kamen ihm zu Hilfe. Tifflor sprang ebenfalls auf und kam gerade bei ihm an, als der Soldat zu Boden sank.

»Oh verflucht! Ich muss mehr trainieren«, stieß der Sergeant noch aus, dann sackte er zusammen.

Tifflor griff zu und verhinderte, dass Muller, wie der Chefarzt dem Namensschild an der Brust entnehmen konnte, mit dem Kopf auf den Fußboden prallte. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis der Sergeant wieder zu sich kam.

Er blickte Tifflor direkt an. »Ah. Doktor. Mir war gerade schwarz vor Augen. – Ich habe Ihnen zwei Patienten gebracht, die von Paralysatoren erwischt wurden.«

»Danke für das Geschenk, Mister Muller«, entgegnete Tifflor. »Weshalb haben Sie sie betäubt?«

»Ich?« Muller schüttelte energisch den Kopf und stemmte sich hoch, bis er saß. »Das war KARO-Beschuss. Die Roboter haben verrücktgespielt. Sie konnten drei Männer paralysieren, aber Fleckert ist bereits wieder bei Bewusstsein, während sich die beiden, die ich Ihnen gebracht habe, überhaupt nicht rührten.«

»Okay, Sergeant«, sagte Julian Tifflor. »Sie bleiben einen Moment sitzen und wischen sich mal den Schweiß von der Stirn, ich kümmere mich um die Paralysierten.«

Muller nickte. »Alles klar, Sir. Gibt es hier irgendwas Anständiges zu trinken? Ich könnte ein ganzes Fass leeren.«

»Tee? Wasser?«

Maxwell T. Muller schüttelte sich vor Entsetzen.

Perry Rhodan

Der Holodom offenbarte, was jeder schon wusste. Sie waren niemals dort angekommen, wo der Transmitter sie hätte ausspucken sollen. Das Sternsystem mit den vier Sonnen und einem einzigen Planeten entpuppte sich als gleichermaßen verlassen wie unbekannt. Die Sternkarten in der Datenbank der MAGELLAN wiesen keinen Treffer auf, selbst die Arkoniden schienen noch nie in dieser Raumregion gewesen zu sein.

Perry Rhodan vermutete, dass Mirona Thetin den Menschen mindestens diesen Sonnentransmitter verheimlicht hatte. Was hat sie noch vor uns verborgen?

Rhodan betrachtete die wechselnden Holodarstellungen. Die MAGELLAN driftete mittlerweile aus der unmittelbaren Umgebung der Transmitterzone heraus. Conrad Deringhouse ließ das Raumschiff treiben, wollte den Technikern zusätzliche Zeit geben, um die Aggregate nach dem Zusammenbruch der Positronik gründlich zu testen. Bislang traten keine weiteren Störungen auf.

Die Space-Disk auf Erkundungsmission steuerte den Planeten an, auf dem man die Justierungsstation des Sonnentransmitters vermutete, da die Ortung auf keinen künstlichen Himmelskörper gestoßen war.

Eric Leyden, Belle McGraw und Luan Perparim betraten die Zentrale. Während die beiden Frauen in alle Richtungen grüßten, stiefelte der Chefwissenschaftler wort- und achtlos zu seiner Arbeitsstation und setzte sich auf den Drehsessel davor.

McGraw ignorierte Leydens Handbewegung, sich neben ihn zu setzen, und steuerte stattdessen Rhodan an.

»Miss McGraw?«, erkundigte sich der Protektor mit einem Lächeln. »Haben Sie den Übergang gut überstanden?«

»Ja, war kein Problem. Wie sehen die astronomischen Daten aus?« Sie deutete auf den zentralen Holobereich. »Haben wir schon die Messwerte der Sonnen, Spektralanalyse und Hyperstrahlungsfrequenz?«

Rhodan lachte. »Ist in Arbeit, Miss McGraw. Wo ist übrigens der Vierte im Bunde?«

»Prajapati?«, fragte die Astronomin überflüssigerweise. »Abha weilt in den Armen einer jungen Dame. Er hielt es für nicht notwendig, in die Zentrale zu kommen. Er sagte so etwas wie: Als Biologe müsste er andere Dinge untersuchen.«

Ihre rauchige Stimme verlieh der Meldung eine Zweideutigkeit, die Rhodan irritierte. Er registrierte die Verärgerung der Wissenschaftlerin, wollte jedoch nicht weiter nachhaken.

»Ich freue mich, dass Sie da sind.« Rhodan registrierte das kurze Strahlen in ihrem Gesicht.

Sie nickte und ging dann zu Leyden, der ungeduldig winkte.

»Wenn Sie so freundlich wären, Doktor Leyden?«, bat Deringhouse, erhielt als Antwort allerdings nur eine abgehackte Handbewegung.

Icho Tolot kam zurück in die Zentrale und stellte sich neben Rhodan.

»Tolotos, mein Freund. Wie geht es Gucky?«

»Er schläft. Die Nachwirkungen des Transmittersprungs werden abklingen.« Tolot betrachtete interessiert die Sonnenformation im Holodom.

Rhodan wartete geduldig einige Sekunden. Dann deutete er auf die bunte Holografie. »Sagt dir das etwas? Weißt du, wo wir rematerialisiert sind?«

Der Haluter schaute ihn an. »Mein Planhirn kann keine Übereinstimmung feststellen. Es tut mir leid. Ich würde zwar gern auf die Datenbanken der DOLAN zugreifen, aber mein Schiff hat den Transmittersprung ebenfalls nicht gut überstanden. Taravat hat eine Biorefraktion eingeleitet und sich in einen Regenerationsmodus versetzt. Vielleicht hat auch sie das Sprungecho wahrgenommen.«

»Für wie lange?«, wollte Rhodan wissen.

»Darüber bin ich mir nicht im Klaren. Die minimale Dauer beträgt rund einen Tag, maximal eine Woche, Rhodanos.«

»Gut, dann müssen wir abwarten, was Leyden liefert.« Rhodans Aufmerksamkeit wurde abgelenkt.

Reginald Bull redete im Flüsterton, aber dennoch energisch, auf Autum Legacy ein. Die Sorge war ihm deutlich anzumerken. Seine Frau blutete. Ein dünnes Rinnsal schlängelte sich aus ihrem linken Ohr am Hals entlang und landete im Kragen der Uniform.

Rhodan überlegt kurz, ob er sich einmischen sollte, da nickte Legacy und meldete sich bei Deringhouse aus der Zentrale ab. Sie ging.

Bull trat neben Rhodan und seufzte. »Frauen! Sie denkt wirklich, dass sie ohne Arzt auskommt. Ich verstehe es nicht.«

»Sie ist eine Kämpfernatur«, ermutigte Rhodan seinen Freund.

»Ich weiß, Perry. Und sie hasst es, wenn ich mir Sorgen mache.«

Leyden unterbrach den Dialog mit einem Schrei. Er sprang auf. »Kreell! Unfassbar! Auch hier!«

Deringhouse gebot dem Gebrüll des Wissenschaftlers Einhalt. »Könnten Sie uns kurz einen Überblick über Ihre Daten geben, Doktor Leyden?«

»Ja, selbstverständlich!« Leyden packte sich theatralisch an den Kopf. »Dort draußen existiert eine weitere Verbindung zum Creaversum. Die Detektoren erfassen Kreellteilchen. Zum Glück aber nicht in dem Ausmaß, wie wir es in der Ödnis von Andromeda erlebt haben. Die Space-Disk muss lediglich einige Bereiche beim Anflug auf den Planeten meiden, sonst bringt sich die Besatzung in Gefahr. Die Anzahl der Kreellteilchen in den betreffenden Regionen ist zwar nicht übermäßig hoch, doch die Interaktion mit dem Schutzschirm könnte problematisch werden.«

»Danke, Doktor«, sagte Deringhouse. »Wären Sie so freundlich und würden die nötigen Informationen an die Disk weitergeben?«

»Bin schon dabei«, meldete Belle McGraw.

Rhodan sah zu, wie sich Leyden wieder seinen Anzeigen widmete. Er wusste, dass es nichts nützte, das exzentrische Genie zu drängen. Sobald Leyden ein Ergebnis hatte, würde er es schon verraten.

Eine Funknachricht der Kommandantin der Space-Disk kam herein. Sie hatte die Geschwindigkeit reduzieren müssen, weil ihr Schutzschirm in Höllenfeuer gebadet wurde. An Bord hatte es einige Ausfälle gegeben, die jedoch kompensierbar waren. Die von McGraw durchgegebenen Daten nutzte die Pilotin für Kursänderungen, und sofort minimierten sich die Beeinträchtigungen. So konnte die Disk wenig später den Planeten anfliegen und umrunden. Die Ortungssensoren entdeckten keinerlei Lebenszeichen, der Atmosphärendruck war sehr niedrig. Ohne Atemgeräte war ein Aufenthalt auf der Oberfläche nicht möglich. Energiespitzen gab es keine, bis man auf die Justierungsstation stieß.

Die übertragenen Bilder riefen Leyden auf den Plan. »Ein steinerner Komplex aus H-Blöcken wie auf Taui, Belle. Erinnerst du dich?«

Die nähere Erkundung brachte keine weiteren Erkenntnisse. Seit langer Zeit schien man die Station aufgegeben zu haben. Energetisch blieb sie unauffällig. Deringhouse beorderte die Space-Disk zurück. Eric Leyden vertiefte sich konzentriert in seine Datensätze.

Rhodan tippte Bull an. »Reg, wir sind mal wieder irgendwo im Nirgendwo.«

»Stimmt, Kumpel. Das hätten wir uns nicht träumen lassen, als wir auf dem Mond landeten. So was wie diese Situation, in der wir uns befinden, nenne ich mal einen kapitalen Schiffbruch.«

Deringhouse räusperte sich. »Perry?«

»Ja, Conrad?«

»Ich hatte Korvetten und einen Schweren Kreuzer in den Raumbereich oberhalb der Ekliptik befohlen, damit wir einen besseren Überblick über das System erhalten.«

»Und?«, erkundigte sich Rhodan. »Haben wir belastbare Daten?«

»Ja.« Deringhouse gab ein Handzeichen. Im Holodom ersetzte eine neue Schemadarstellung die vorherige. In der taktischen Übersicht wurde die MAGELLAN als blauer Kreis dargestellt, die Positionen der Space-Disk und der ausgeschleusten übrigen Beiboote mit kleinen blauen Dreiecken. Unübersehbar allerdings tauchten am Rand des Erfassungsbereichs rote Punkte auf, deren Zahl stetig wuchs. »Wir kriegen Besuch, Perry.«

»Freund oder Feind?«, warf Bull dazwischen.

In diesem Moment wandte sich der Funkoffizier an den Schiffskommandanten. »Eingehende Funksprüche, Sir«, verkündete der junge Oberleutnant. »Eindeutig an unsere Adresse.«

»Lassen Sie uns mal hören!«, befahl Conrad Deringhouse.

Im nächsten Augenblick kreischte ein hochfrequentes Gezwitscher durch die Zentrale. Einige hielten sich erschreckt die Ohren zu.

Rhodan stöhnte. »Was ist mit dem Translator?«

Luan Perparim beendete die Übertragung via Akustikfelder und setzte sich einen altmodischen Kopfhörer auf. Sie drehte sich mit dem Sessel und zuckte mit den Schultern. »Die Positronik hat noch nicht genug Daten. Ich gebe mein Bestes, um die Translatorprogramme zu unterstützen. Eins weiß ich jedoch. Es ist keine Automatik, die uns da anfunkt. Da spricht ein Lebewesen. Sprachmelodie und Tonart wechseln in rascher Folge. Außerdem macht es viele, wirklich viele Worte, um mit uns in Kontakt zu kommen. Es kann also nicht lange dauern, bis die Positronik uns eine Übersetzung liefert.«

Rhodan nickte ihr zu. Die Exolinguistin widmete sich den Funksprüchen.

Bull starrte auf die roten Punkte in der taktischen Anzeige. »Das sind mehr als hundert. Wobei immer mal ein Signal verschwindet und kurz darauf erneut auftaucht. Ist die Ortung tatsächlich bei voller Leistung?«

»Vielleicht nutzen die Fremden eine Art von Tarntechnik?«, mutmaßte Gabrielle Montoya.

Reginald Bull zischte verächtlich. »Die mal funktioniert, mal nicht? Unzuverlässige Technik, würde ich meinen. Sollten wir unsere Beibootflotte nicht komplett ausschleusen? Nur für den Fall der Fälle?«

Perry Rhodan lächelte. »Autums nervöse Vorsicht scheint auf dich abzufärben, Reg.«

»Manchmal hat sie auch recht, Perry.«

»Ja, mag sein. Aber ich denke, wir sollten uns passiv verhalten. Weniger Bedrohung ausstrahlen. Warten wir doch ab, bis der Translator funktioniert.«

Luan Perparim signalisierte Bereitschaft. »Wir können es jetzt versuchen!«

Die Akustikfelder übertrugen wieder die hochfrequenten Zwitschertöne, dann plötzlich hörten alle eine Stimme, die eindeutig einen militärischen Tonfall hatte.

2.

Eine Begegnung der dritten Art

Perry Rhodan

»Miss Perparim?«, richtete Perry Rhodan eine Frage an die Linguistin. »Wie sicher sind Sie, dass die Positronik die Sprache der Fremden korrekt übersetzt?«

Nach den ersten verständlichen Sätzen produzierte der Translator nur noch Kauderwelsch. Dazwischen ertönte in unregelmäßigen Abständen das nervenbetäubende Kreischen, Zwitschern und Kieksen in so hohen Frequenzbereichen, dass es beinahe jeden in der Zentrale inzwischen störte.

Luan Perparim drehte sich erneut im Sessel, strich ihre gelockten Haare hinters Ohr und zog die Kopfhörer ab. »Schwer zu sagen, Protektor. Wir empfangen zahlreiche Funksprüche zwischen den Schiffen, doch die Sprache scheint limitiert. Aber die Aufforderung klingt echt. Die entsprechenden Lautäußerungen wurden gegenüber keinem anderen Raumschiff gesendet. Allerdings muss ich zugeben, dass die Datenbanken nichts hergeben, es besteht keinerlei Ähnlichkeit mit einem gespeicherten Idiom. Sie sollten den Kontakt herstellen und eine Kommunikation starten. Unter Umständen besitzen die Fremden ein vergleichbares Übersetzungssystem. In diesem Fall könnte der Austausch einiger Freundlichkeiten die Arbeit des Translators erleichtern.«

Rhodan schaute fragend Deringhouse an. »Irgendwelche neuen Erkenntnisse bezüglich der fremden Flotte?«

Conrad Deringhouse schüttelte den Kopf. »Wir müssen warten, bis sie näher dran sind, Perry. Unsere Ortung erfasst die Raumschiffe nicht korrekt. Vielleicht eine unbekannte Art Schutzschirm, der eine exakte Erfassung unmöglich macht? Wir haben nur eine Zahl. Es sind wahrscheinlich rund vierhundert Einheiten unterschiedlicher Größe. Mehr Informationen haben wir nicht. Ich schlage vor, den Anweisungen zu folgen und uns nicht zu rühren. Ich habe bereits die Space-Disk zurück auf den Planeten geschickt. Die Korvette, die uns die ersten Warnungen zukommen ließ, hält ebenfalls Position. Noch nähert sich die Fremdflotte langsam. Trotzdem sollten wir für alle Eventualitäten den Libraschirm aktivieren.«

Rhodan wollte etwas erwidern, als sich Tolot einmischte. »Das könnte als aggressiver Akt ausgelegt werden, Rhodanos. Schau dir die Geschwindigkeit der Raumer an. Sie nähern sich stetig, allerdings mit niedrigen Beschleunigungswerten. Ich schätze, dass euch genügend Zeit bleibt, im Ernstfall die Schutzschirme zu aktivieren.«

»Danke, Tolotos. Das ist auch meine Meinung.« Rhodan wandte sich an die Funkstation. »Peilen Sie das Schiff an, von dem aus die Nachricht übermittelt wurde, und lassen Sie mich mit dem Bewahrer des geheiligten Ovarions sprechen.«

»Ich empfange allerdings nur Audiosignale, Sir«, meldete der Funker.

»Dann antworten wir gleichfalls nur in Audio. Hauptsache, Miss Perparim und die Positronik erhalten Gelegenheit, die Sprache der Fremden zu studieren.«

Der Oberleutnant nickte, veränderte einige Einstellungen an seiner Konsole und hob die Hand als Zeichen.

Rhodan atmete tief durch. »Mein Name ist Perry Rhodan. Ich bin Protektor der Terranischen Union. Ich bedauere, in das Territorium des geheiligten Ovarions eingedrungen zu sein, und versichere Ihnen, dass es unabsichtlich geschah. Wir sind gestrandet und könnten Ihre Hilfe gebrauchen, damit wir den Weg zu unserer Heimat finden.«

Angespannte Stille folgte. Es wurde nur leise in der Zentrale gesprochen. Aus den Akustikfeldern brüllte die Zwitscherstimme, dann hörten alle erneut die Aufforderung: »Halten Sie die Position. Jede Kursänderung wird als kriegerischer Akt interpretiert. Ich fordere die sofortige Kapitulation! Identifizieren Sie sich! Jetzt!«

Rhodan schenkte sich ein Seufzen. »Wir sind nicht in kriegerischer Absicht in diesen Raumsektor gekommen. Sollten wir gegen eine Regel Ihres Volks verstoßen haben, kann ich nur um Verzeihung ersuchen. In diesem Fall bitte ich um freies Geleit. Anderenfalls schlage ich ein Treffen vor. Selbstverständlich halten wir bis dahin die Position. Der Antrieb ist gestoppt.«

Rhodan gab dem Funker ein Zeichen. Die Verbindung wurde unterbrochen. »Conrad?«

»Schon gestoppt, Perry«, bestätigte Deringhouse. »Doch die Anzahl der anfliegenden Raumer bereitet mir Sorgen. Wir sollten einen Fluchtweg ins Auge fassen.«

Eric Leyden fluchte an seiner Arbeitsstation. »Protektor? Der Sonnentransmitter schaltet ab. Ich messe sinkende Energiewerte. Für den Fall, dass Sie dachten, mithilfe des Transmitters von hier wegzukommen, sehe ich schwarz. Um das Sonnenquadrat erneut in Betrieb zu nehmen, müsste ich persönlich auf den Planeten mit der Justierungsstation.«

»Danke, Doktor Leyden. Wie weit sind Sie mit der Positionsbestimmung?«

»Nun ja. In den Hauptdatenbanken haben wir das System nicht gefunden, auch in den von Mirona Thetin gelieferten Informationen ist es nicht direkt identifizierbar. Wenn ich jedoch der astronomischen Positronik trauen darf, befinden wir uns in der Milchstraße. Wir vergleichen gerade die Spektralwerte aller gespeicherten Transmittersonnen, und es bleiben noch zwölf Sterninstallationen übrig. Diese sind ausnahmslos in der Milchstraße positioniert. Das Rechenergebnis liegt gleich vor.«

»Wir sind zu Hause, Perry«, flüsterte Reginald Bull.

»Beinahe, Reg. Beinahe.« Rhodan verspürte selbst einen kurzen Augenblick des Heimwehs. Er schüttelte ihn ab. »Kommt sonst noch etwas rein, außer der Aufforderung zur Kapitulation?«

»Nein, Protektor«, antwortete Perparim.

»Dann wollen wir uns mal ansehen, wie der Hüter des geheiligten Ovarions aussieht. Bildübertragung!«

Er wartete zwei Sekunden, bis er lächelte und anschließend mit geöffneten Armen seine Handflächen präsentierte. »Ich grüße Sie, Hüter des Territoriums.«

Aus den Akustikfeldern drang eine Art Pfeifen. Der Funker schaltete eine Videoübertragung, die auf den Holodom gelegt wurde. Jedermann in der Zentrale erblickte eine bislang unbekannte außerirdische Lebensform.

Ein diskusförmiger Kopf mit einem nahezu menschlich wirkenden Augenpaar schaute Rhodan interessiert an. Der Fremde bewegte den Schädel in einer angedeuteten Pendelbewegung hin und her. Man musste beinahe Angst haben, dass der vergleichsweise dünne Hals brechen würde, aber Rhodan registrierte die kräftige Muskulatur, die nur von einem ovalen Krater, etwa in der Mitte, unterbrochen wurde.

Darunter schloss sich ein schmaler Oberkörper mit zwei Armen an, der in einen engen Overall aus grauem Stoff verpackt war.

Die Unterarme ragten unbedeckt aus der Uniform. Der Außerirdische hatte überproportional große Hände mit jeweils mehr als fünf Fingern. Das Zählen war erschwert, weil das Lebewesen die Finger ineinander verschränkt hielt. Auf dem Kopf, den Armen und den Händen fiel Rhodan ein kobaltblauer Pelzflaum auf, der alle sichtbaren Hautpartien bedeckte.

»So ein schöner blauer Pelz«, bemerkte Bull halblaut. »Ein Blue im All!«

Rhodan musste ihm insgeheim zustimmen. Die blaue Farbe des Pelzes stellte ein auffälliges Merkmal dar.

Plötzlich bewegte sich der Krater in der Halspartie des Fremden. Er sprach.

Das ist sein Mund. Wo sind seine Ohren?, rätselte Rhodan.

»Ich bin Tharvis Kerrek, im Auftrag des Rats des geheiligten Ovarions. Sind Sie bereit, zu kapitulieren?«

Rhodan hob in einer entschuldigenden Geste die Hände. »Kapitulieren könnte ich nur, wenn wir uns in einer Auseinandersetzung befänden. Ich bevorzuge Freundschaft, Tharvis Kerrek, und bin damit auf meinen Reisen stets gut gefahren.«

»Sie sind unerlaubt ...«, begann der Außerirdische.

Rhodan unterbrach ihn. »Ja, das hatten wir schon. Ich habe verstanden. Dennoch glaube ich, dass wir eine Übereinkunft treffen können.«

»Niemand stellt eine Forderung gegenüber dem Tharvis der OVARIONS LICHT. Im Namen des gatasischen Geleges fordere ich die Übergabe Ihres Raumschiffs.«

»Tharvis ist also die Bezeichnung für Ihre Position?«, hakte Rhodan nach.

Die Hände des Fremdwesens entfalteten sich. In wilden, wellenförmigen Bewegungen schwangen die Finger umher. Kerrek gestikulierte offenbar, während die Akustikfelder seine Antwort mit einem beleidigten Tonfall wiedergaben. »Selbstverständlich, Eindringling! Ich bin der Tharvis der Wächterflotte und der OVARIONS LICHT, dem Stolz der Flotte! Ich fordere die Kapitulation.« Es folgte eine weitere Entladung der Originalsprache, durchsetzt mit einigen verständlichen Brocken, die der Translator anbot.

Die aggressive Grundhaltung des Blues irritierte Perry Rhodan. Ich muss Zeit gewinnen.