Peter Schlemihls wunderbare Geschichte - Adelbert von Chamisso - E-Book

Peter Schlemihls wunderbare Geschichte E-Book

Adelbert von Chamisso

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Beschreibung

Peter Schlemihls wundersame Geschichte ist eine Märchenerzählung des Dichters und Naturforschers Adelbert von Chamisso (1781-1838), verfasst im Sommer des Jahres 1813. Nach einer anstrengenden Seereise lernt Peter Schlemihl den reichen Kaufmann Thomas John kennen, in dessen Garten er einem eigenartigen grauen Herrn begegnet. Dieser bietet ihm, im Tausch gegen seinen Schatten, einen Säckel voller Gold, der nie versiegt. Schlemihl willigt in den Handel ein ... (aus wikipedia.de)

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Peter Schlemihls wundersame Geschichte

Adelbert von Chamisso

Inhalt:

Adelbert von Chamisso – Biografie und Bibliografie

Peter Schlemihls wundersame Geschichte

An meinen alten Freund Peter Schlemihl

An Julius Eduard Hitzig von Adelbert von Chamisso

An Ebendenselben von Fouqué

An Fouqué von Hitzig

I

II

III

IV

V

VI

VII

VIII

IX

X

XI

Explicit

Peter Schlemihl, A. von Chamisso

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849607333

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Frontcover: © Vladislav Gansovsky - Fotolia.com

Adelbert von Chamisso – Biografie und Bibliografie

Eigentlich Louis Charles Adelaïde de Chamisso, namhafter deutscher Lyriker, zugleich Naturforscher, geb. 30. Jan. 1781 auf dem Schloß Boncourt in der Champagne, gest. 21. Aug. 1838 in Berlin, wanderte 1790 mit seinen Eltern aus und kam, nachdem er mancherlei Elend erduldet hatte, endlich nach Preußen, wo er 1796 Page der Königin ward und 1798 unter Friedrich Wilhelm III. in ein Infanterieregiment der Besatzung Berlins trat. Als seine Eltern später nach Frankreich zurückkehrten, blieb er in Berlin. Seine Liebe zur Poesie führte ihn hier mit Varnhagen v. Ense, Theremin, Hitzig, de la Motte-Fouqué u. a. zusammen, mit denen er auch später bei räumlicher Trennung durch gemeinschaftliche Herausgabe eines poetischen Taschenbuchs im Verkehr blieb. Mit Eifer widmete er sich den versäumten Jugendstudien, namentlich dem Studium der griechischen Sprache und der Naturforschung. Bei der Übergabe Hamelns an die Franzosen 1806 war C. einer der Offiziere, die an dem Verrate des preußischen Kommandanten keinen Teil hatten. Entrüstet nahm er seine Entlassung aus dem Militärdienst und ging mit der Aussicht auf eine Professur am Gymnasium zu Napoléonville in sein Vaterland zurück. Diese Aussicht ging nicht in Erfüllung, dagegen gelangte er in den Kreis der Frau v. Stael zu Coppet, wo sich seine Neigung für die Naturwissenschaften, insbes. für die Botanik, entschied. Im Herbst 1812 wieder nach Berlin zurückgekehrt, sing er erst eigentlich das akademische Studium an, wurde aber hier während der Freiheitskriege, in denen er weder mit seinen Freunden gegen sein Vaterland noch mit dem Vaterland gegen die Freunde kämpfen konnte, von zwiespältigen Gefühlen gepeinigt. 1815 nahm er mit Freuden den Antrag an, als Naturforscher der Brigg Rurik den russischen Kapitän O. v. Kotzebue (des Dichters Sohn) auf einer Weltumsegelung zu begleiten. Seine ganze Reisegesellschaft aber, vor allen der Kapitän, stellten dem wissenschaftlichen Zweck der Unternehmung und Chamissos Eifer für denselben alle erdenklichen Schwierigkeiten in den Weg. Dazu teilte man seine Berichte, ohne nur mit ihm hierüber sich zu verständigen, in dem Kotzebueschen Werk über die Expedition so mangelhaft mit, daß es C. schwer wurde, seine Ehre zu retten. Seine »Reise um die Welt«, bestehend aus einem »Tagebuch« und »Bemerkungen und Ansichten«, erschien dann vollständig 1836 in Band 1–2 der »Gesammelten Werke«. Im Oktober 1818 nach Berlin zurückgekehrt, erhielt er eine Anstellung als Kustos am botanischen Institut, verheiratete sich und wurde einige Jahre später zum Vorsteher der königlichen Herbarien befördert. Die Akademie der Wissenschaften ernannte ihn 1835 zu ihrem Mitglied. Am 29. Okt. 1888 wurde sein Denkmal (von Moser) auf dem Monbijouplatz in Berlin enthüllt. C. verfaßte mehrere naturwissenschaftliche Schriften (vgl. Du Bois-Reymond, Adelbert v. C. als Naturforscher, Berl. 1889) und ein Werk über die hawaiische Sprache (Leipz. 1837). Von seinen Gedichten (23. Aufl., Berl. 1886) erschienen die ersten in dem von ihm und Varnhagen herausgegebenen »Musenalmanach« (das. 1804–1806). Sein geistvolles Werk: »Peter Schlemihl«, die Geschichte eines Mannes, der seinen Schatten verloren hat, worin C. seine eigne Unruhe und Ziellosigkeit charakterisierte, wurde 1813 in der trübsten Stimmung geschrieben, 1814 von Fr. de la Molte-Fouqué in Druck gegeben und ist in fast alle europäischen Sprachen übersetzt worden (vgl. I. Schapler, Chamissos »Peter Schlemihl«, Deutsch-Krone 1893). C., der mit Gaudy eine Auswahl von Bérangers »Liedern« (Leipz. 1838, neue Ausg. 1873) übersetzte und seit 1832, zuerst mit Schwab, dann mit Gaudy den von A. Wendt begründeten »Musenalmanach« herausgab, hat sich auf allen Gebieten der Lyrik in gleichem Maß ausgezeichnet. Der Zartheit seiner Lieder, darunter die romantisch-innigen Zyklen »Frauenliebe und-Leben« (illustriert von Thumann, 27. Aufl., Leipz. 1898) und »Lebenslieder und-Bilder« (illustriert von demselben, 13. Aufl., das. 1895), vereinigte er ergreifende Balladen und prachtvolle Reflexionsgedichte in Terzinen, darunter »Salas y Gomez« (vgl. Tardel, Quellen zu Chamissos Gedichten, Graudenz 1896; Derselbe, Studien zur Lyrik Chamissos, Brem. 1903). Kindliche Reinheit des Charakters, das Streben nach volkstümlicher Einfachheit, dabei manche Anzeichen der fremden Herkunft in Sprache und Inhalt (vgl. das Gedicht »Schloß Boncourt«) verleihen Chamissos formschönen Gedichten unvergänglichen Reiz. Sein hinterlassenes Spiel von »Fortunati Glücksäckel und Wunschhütlein« veröffentlichte aus der Handschrift zuerst Koßmann (Stuttg. 1895). Seine »Gesammelten Werke« wurden von Hitzig herausgegeben (6. Aufl., Berl. 1874, 4 Bde.); neuere Ausgaben besorgten H. Kurz (Hildburgh. 1869, 2 Bde.), Hesekiel (Berl. 1879, 2 Bde.), M. Koch (Stuttg. 1898, 4 Bde.) und A. Bartels (Leipz. 1899, 4 Bde.). Vgl. Hitzig, Leben und Briefe von Adelbert v. C. (2. Aufl. 1842, Bd. 5 u. 6 der »Gesammelten Werke«); Chabozy, Über das Jugendleben Adelberts v. C. (Münch. 1879); Fulda, C. und seine Zeit (Leipz. 1881); Lentzner, C. (Lond. 1893, engl.); Brun, Adelbert de C. de Bon court (Lyon 1896); I. Schapler, Der Humor bei C. (Deutsch-Krone 1897).

Peter Schlemihls wundersame Geschichte

An meinen alten Freund Peter Schlemihl

Da fällt nun deine Schrift nach vielen Jahren

Mir wieder in die Hand, und - wundersam! -

Der Zeit gedenk ich, wo wir Freunde waren,

Als erst die Welt uns in die Schule nahm.

Ich bin ein alter Mann in grauen Haaren,

Ich überwinde schon die falsche Scham,

Ich will mich deinen Freund wie ehmals nennen

Und mich als solchen vor der Welt bekennen.

Mein armer, armer Freund, es hat der Schlaue

Mir nicht, wie dir, so übel mitgespielt;

Gestrebet hab ich und gehofft ins Blaue,

Und gar am Ende wenig nur erzielt;

Doch schwerlich wird berühmen sich der Graue,

Daß er mich jemals fest am Schatten hielt;

Den Schatten hab ich, der mir angeboren,

Ich habe meinen Schatten nie verloren.

Mich traf, obgleich unschuldig wie das Kind,

Der Hohn, den sie für deine Blöße hatten. -

Ob wir einander denn so ähnlich sind?! -

Sie schrien mir nach: Schlemihl, wo ist dein Schatten?

Und zeigt ich den, so stellten sie sich blind

Und konnten gar zu lachen nicht ermatten.

Was hilft es denn! man trägt es in Geduld,

Und ist noch froh, fühlt man sich ohne Schuld.

Und was ist denn der Schatten? möcht ich fragen,

Wie man so oft mich selber schon gefragt,

So überschwenglich hoch es anzuschlagen,

Wie sich die arge Welt es nicht versagt?

Das gibt sich schon nach neunzehn Tausend Tagen,

Die, Weisheit bringend, über uns getagt;

Die wir dem Schatten Wesen sonst verliehen,

Sehn Wesen jetzt als Schatten sich verziehen.

Wir geben uns die Hand darauf, Schlemihl,

Wir schreiten zu, und lassen es beim Alten;

Wir kümmern uns um alle Welt nicht viel,

Es desto fester mit uns selbst zu halten;

Wir gleiten so schon näher unserm Ziel,

Ob jene lachten, ob die andern schalten,

Nach allen Stürmen wollen wir im Hafen

Doch ungestört gesunden Schlafes schlafen.

Berlin, August 1834

An Julius Eduard Hitzig von Adelbert von Chamisso

Du vergissest niemanden, Du wirst Dich noch eines gewissen Peter Schlemihls erinnern, den Du in früheren Jahren ein paar Mal bei mir gesehen hast, ein langbeiniger Bursch, den man ungeschickt glaubte, weil er linkisch war, und der wegen seiner Trägheit für faul galt. Ich hatte ihn lieb - Du kannst nicht vergessen haben, Eduard, wie er uns einmal in unserer grünen Zeit durch die Sonette lief, ich brachte ihn mit auf einen der poetischen Tees, wo er mir noch während des Schreibens einschlief, ohne das Lesen abzuwarten. Nun erinnere ich mich auch eines Witzes, den Du auf ihn machtest. Du hattest ihn nämlich schon, Gott weiß wo und wann, in einer alten schwarzen Kurtka gesehen, die er freilich damals noch immer trug, und sagtest: »der ganze Kerl wäre glücklich zu schätzen, wenn seine Seele nur halb so unsterblich wäre, als seine Kurtka.« - So wenig galt er bei Euch. - Ich hatte ihn lieb. - Von diesem Schlemihl nun, den ich seit langen Jahren aus dem Gesicht verloren hatte, rührt das Heft her, das ich Dir mitteilen will. - Dir nur, Eduard, meinem nächsten, innigsten Freunde, meinem beßren Ich, vor dem ich kein Geheimnis verwahren kann, teil ich es mit, nur Dir und, es versteht sich von selbst, unserm Fouqué, gleich Dir in meiner Seele eingewurzelt - aber in ihm teil ich es bloß dem Freunde mit, nicht dem Dichter. -

Ihr werdet einsehen, wie unangenehm es mir sein würde, wenn etwa die Beichte, die ein ehrlicher Mann im Vertrauen auf meine Freundschaft und Redlichkeit an meiner Brust ablegt, in einem Dichterwerke an den Pranger geheftet würde, oder nur wenn überhaupt unheilig verfahren würde, wie mit einem Erzeugnis schlechten Witzes, mit einer Sache, die das nicht ist und sein darf. Freilich muß ich selbst gestehen, daß es um die Geschichte Schad ist, die unter des guten Mannes Feder nur albern geworden, daß sie nicht von einer geschickteren fremden Hand in ihrer ganzen komischen Kraft dargestellt werden kann. - Was würde nicht Jean Paul daraus gemacht haben! - Übrigens, lieber Freund, mögen hier manche genannt sein, die noch leben; auch das will beachtet sein. -

Noch ein Wort über die Art, wie diese Blätter an mich gelangt sind. Gestern früh bei meinem Erwachen gab man sie mir ab - ein wunderlicher Mann, der einen langen grauen Bart trug, eine ganz abgenützte schwarze Kurtka anhatte, eine botanische Kapsel darüber umgehangen, und bei dem feuchten, regnichten Wetter Pantoffeln über seine Stiefel, hatte sich nach mir erkundigt und dieses für mich hinterlassen; er hatte, aus Berlin zu kommen, vorgegeben. -

Kunersdorf, den 27. Sept. 1813

An Ebendenselben von Fouqué

Bewahren, lieber Eduard, sollen wir die Geschichte des armen Schlemihl, dergestalt bewahren, daß sie vor Augen, die nicht hineinzusehen haben, beschirmt bleibe. Das ist eine schlimme Aufgabe. Es gibt solcher Augen eine ganze Menge, und welcher Sterbliche kann die Schicksale eines Manuskriptes bestimmen, eines Dinges, das beinah noch schlimmer zu hüten ist, als ein gesprochenes Wort. Da mach ich's denn wie ein Schwindelnder, der in der Angst lieber gleich in den Abgrund springt: ich lasse die ganze Geschichte drucken.

Und doch, Eduard, es gibt ernstere und bessere Gründe für mein Benehmen. Es trügt mich alles, oder in unserm lieben Deutschlande schlagen der Herzen viel, die den armen Schlemihl zu verstehen fähig sind und auch wert, und über manch eines echten Landsmannes Gesicht wird bei dem herben Scherz, den das Leben mit ihm, und bei dem arglosen, den er mit sich selbst treibt, ein gerührtes Lächeln ziehn. Und du, mein Eduard, wenn Du das grundehrliche Buch ansiehst, und dabei denkst, daß viele unbekannte Herzensverwandte es mit uns lieben lernen, fühlst auch vielleicht einen Balsamtropfen in die heiße Wunde fallen, die Dir und allen, die Dich lieben, der Tod ge schlagen hat.

Und endlich: es gibt - ich habe mich durch mannichfache Erfahrung davon überzeugt - es gibt für die gedruckten Bücher einen Genius, der sie in die rechten Hände bringt, und, wenn nicht immer, doch sehr oft die unrechten davon abhält. Auf allen Fall hat er ein unsichtbares Vorhängschloß vor jedwedem echten Geistes- und Gemütswerke, und weiß mit einer ganz untrüglichen Geschicklichkeit auf- und zuzuschließen.

Diesem Genius, mein sehr lieber Schlemihl, vertraue ich Dein Lächeln und Deine Tränen an, und somit Gott befohlen!

Nennhausen, Ende Mai 1814

An Fouqué von Hitzig

Da haben wir denn nun die Folgen Deines verzweifelten Entschlusses, die Schlemihlshistorie, die wir als ein bloß uns anvertrautes Geheimnis bewahren sollten, drucken zu lassen, daß sie nicht allein Franzosen und Engländer, Holländer und Spanier übersetzt, Amerikaner aber den Engländern nachgedruckt, wie ich dies alles in meinem gelehrten Berlin des Breiteren gemeldet; sondern, daß auch für unser liebes Deutschland eine neue Ausgabe, mit den Zeichnungen der englischen, die der berühmte Cruikshank nach dem Leben entworfen, veranstaltet wird, wodurch die Sache unstreitig noch viel mehr herum kommt. Hielte ich Dich nicht für Dein eigenmächtiges Verfahren (denn mir hast Du 1814 ja kein Wort von der Herausgabe des Manuskripts gesagt) hinlänglich dadurch bestraft, daß unser Chamisso bei seiner Weltumsegelei, in den Jahren 1815 bis 1818, sich gewiß in Chile und Kamtschatka, und wohl gar bei seinem Freunde, dem seligen Tameiamaia auf O-Wahu darüber beklagt haben wird, so forderte ich noch jetzt öffentlich Rechenschaft darüber von Dir.

Indes - auch hievon abgesehen - geschehn ist geschehn, und Recht hast Du auch darin gehabt, daß viele, viele Befreundete in den dreizehn verhängnisvollen Jahren, seit es das Licht der Welt erblickte, das Büchlein mit uns lieb gewonnen. Nie werde ich die Stunde vergessen, in welcher ich es Hoffmann zuerst vorlas. Außer sich vor Vergnügen und Spannung, hing er an meinen Lippen, bis ich vollendet hatte; nicht erwarten konnte er, die persönliche Bekanntschaft des Dichters zu machen, und, sonst jeder Nachahmung so abhold, widerstand er doch der Versuchung nicht, die Idee des verlornen Schattens in seiner Erzählung: »Die Abenteuer der Sylvesternacht«2, durch das verlorne Spiegelbild des Erasmus Spikher, ziemlich unglücklich zu variieren. Ja - unter die Kinder hat sich unsre wundersame Historie ihre Bahn zu brechen gewußt; denn als ich einst, an einem hellen Winterabend, mit ihrem Erzähler die Burgstraße hinaufging, und er einen über ihn lachenden, auf der Glitschbahn beschäftigten Jungen unter seinen Dir wohlbekannten Bärenmantel nahm und fortschleppte, hielt dieser ganz stille; da er aber wieder auf den Boden niedergesetzt war, und in gehöriger Ferne von den, als ob nichts geschehen wäre, weiter Gegangenen, rief er mit lauter Stimme seinem Räuber nach: »Warte nur, Peter Schlemihl!«