Pfarre und Schule - Friedrich Gerstäcker - E-Book

Pfarre und Schule E-Book

Friedrich Gerstäcker

0,0

Beschreibung

Dieser Roman Friedrich Gerstäckers fällt aus dem Rahmen, spielt er doch in Deutschland in den Jahren 1848/49 vor dem Hintergrund der Revolution. Der Autor beschreibt die Zustände in einer kleinen Ortschaft und führt uns neben einem gesellschaftlichen Bild der Zeit zugleich vor Augen, wie ein Schullehrer dem örtlichen Pfarrer untergeordnet war und sich seinen Anweisungen zu beugen hatte. 1983 als Nachdruck der ersten Buchausgabe von der Gerstäcker-Gesellschaft vorgelegt, findet der Roman nun auch Aufnahme in unsere Reihe der Werkdrucke.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 731

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Friedrich Gerstäcker

Pfarre und Schule.

Eine Dorfgeschichte

Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e.V., Braunschweig

Ungekürzte Ausgabe nach der ersten Buchausgabe Georg Wigand’s Verlag, Leipzig, 1849. Als Nachdruck der ersten Buchausgabe erstmals 1983 wieder aufgelegt.

Hinweis: Die im 19. Jahrhundert verfassten Texte Friedrich Gerstäckers enthalten Bezeichnungen, die heute nicht mehr in dieser Form verwendet werden.

In dieser unbearbeiteten Werkausgabe wurden sie unverändert übernommen.

Ausgabe nach der ersten Buchausgabe

Gefördert durch die Richard-Borek-Stiftung und Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz

Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e.V. und Edition Corsar, Braunschweig, 2022

Geschäftsstelle: Am Uhlenbusch 17, 38108 Braunschweig

Alle Rechte vorbehalten! © 2016 / © 2022

Vorwort.

Wenn der Leser auf kurze Zeit Lust hat mir zu folgen, so will ich ihn auf ein ganz nahe liegendes und ihm doch vielleicht vollkommen fremdes Terrain führen – mag er dann aber nicht zürnen, wenn er die Gestalten, die er sich vielleicht idealisirt gedacht, nicht auch idealisirt wieder findet. Rechts und links habe ich in das Leben hineingegriffen und hingestellt was und wie ich es fand – wir Menschen sind nun einmal keine Ideale, und selbst aus dem Romane müssen diese verschwinden, wenn er der Wirklichkeit gehören soll.

Auch kein vollendetes Ganzes war ich im Stande ihm zu bieten – diese Blätter haben Deutschland zum Schauplatz, und spielen in der Jetztzeit – könnte der Leser da ein vollendetes Ganzes auch nur verlangen? Gewiß nicht, wenn er Wahrheit dabei haben will.

Ich bin aber kein Freund von langen Vorreden, die Einleitung mag daher den Leser auf den Schauplatz vorbereiten, und das Buch selbst ihm sagen, was er zu erwarten hat. Ich habe geschrieben, wie mir’s aus dem Herzen kam – möge er es in dem Sinne nehmen und verstehn.

Der Verfasser.

Inhalt des ersten Bandes.

Erstes Kapitel

Einleitung 1

Zweites Kapitel

Flucht und Verfolgung 12

Drittes Kapitel

Diaconus und Hülfslehrer 39

Viertes Kapitel

Parterre und erste Etage 57

Fünftes Kapitel

Der alte Jäger 75

Sechstes Kapitel

Die Hornecker Schenke101

Siebentes Kapitel

Die Pfarre128

Achtes Kapitel

Jägers Fritz und Schulmeisters Lieschen160

Neuntes Kapitel

Die Schule182

Zehntes Kapitel

Die Schulmeister214

Elftes Kapitel

Des Musikanten Tochter245

Zwölftes Kapitel

Die Gutsherrschaft295

Erstes Kapitel.

Einleitung.

Der Frühling des Jahres 1848 war gar außergewöhnlich früh und mild durch die starren, kalttrüben Winterwolken hereingebrochen, und hatte Felder und Fluren zu einer Zeit mit Grün bekleidet, wo diese sonst noch gewöhnlich unter bergender Schneedecke gleich sicher gegen bittere Nachtfröste wie eisige Nordweste geschützt lagen. Der Thau reinigte selbst die Gebirgsschluchten, in denen bei anhaltenderen Wintern manchmal wohl bis Anfang Mai frostige und schmutzig braune Schneeschichten gelegen, von jedem Nachzügler nordischen Herrscherthums, und Schneeglöckchen und Primeln küßten sich im Thal, und weinten perlende Freudenthränen, als die Lerche über ihren Häuptern emporstieg und dem sonnigen Himmelsblau ihre schmetternden Jubellieder entgegen wirbelte.

Aus dem Süden kam der ernste Storch und eilte mit raschem und immer rascherem Flügelschlag der Stelle zu, wo er im vorigen Jahre sein Nest gebaut und der jungen Brut das Fliegen gelehrt, und die Staare strichen von allen Seiten herbei, erzählten sich die bestandenen Abenteuer, die überstandenen Gefahren und Beschwerden, und schwatzten und zwitscherten und flatterten und schwirrten, daß die Sperlinge auf den Dächern ganz eifersüchtig wurden, und der ernste Rabe, der oben in der am Weiher stehenden Fichte saß, erst eine lange Weile mit dem Kopfe schüttelte, rechts und links hinunterschaute auf die lärmende Schaar, und dann mit langsam scharfem Flügelschlag dem stilleren Felde zustrebte, wo er mit den Brüdern gravitätisch hinter dem einsamen Pfluge herschritt, und sich aufmerksam die frischgewühlten Furchen betrachtete, was sie ihm neues und wohlschmeckendes zum Mahle böten.

Draußen im Raps lockte mit dem wehmüthigen Rufe das Rebhuhn; über die Raine und Feldflächen jagten sich spielend die Hasen; der Finke sang seine schmelzenden Melodieen im keimenden Wald; Huhn und Taube scharrten sich nicht mehr die kleinen Füße auf dem harten Erdboden wund und blutig, und über die Teichwiesen und den von Felsen umdämmten Fluß strich schwirrend und blitzschnell die Wildente hin, und suchte unter den dichten Zweigen und Dornen, die den kleinen Wald umhingen, Schutz und Verborgenheit.

Aber auch die Pflanzenwelt war nicht müßig; in gewaltiger Kraft brach sich das junge quellende Leben die freie fröhliche Bahn aus dem starren Holze; überall sproßten und schossen Halme und Gräser empor, die Blüthen schwollen in farbenduftiger Fülle und Tulpe und Hyacinthe, das stille Veilchen und die schüchterne Aurikel, und vor allen anderen das neugierig muthige Leberblümchen, das sich mit seinen herzig rothen Lippen oft schon Bahn selbst durch die Schneedecke bricht, erschlossen die würzigen Kelche und sandten Weihrauchopfer zu der freundlich über sie hingebeugten heiligen Pfirsichblüthe empor.

Und der Mensch?

Im Norden und Süden, im Osten und Westen der schönen deutschen Gauen, zwischen der erwachenden lächelnden Natur, unter den duftigen Blüthen und Knospen der Frucht- und Waldesbäume – strömte Blut; Barrikaden füllten die Straßen der sonst so friedlichen Städte, und hemmten den Verkehr – zerfleischte Leichen sahen stieren glanzlosen Blicks in die warme sonnige Luft hinauf, die für ihre Wange keinen fächeln den Hauch mehr hatte, und Verwundete mischten ihr Stöhnen und Schmerzenswinseln mit dem freudigen Jubelrufe der Frühlingsboten. Heeresmassen mit blitzenden Waffen füllten die Straßen, und Flammensäulen lodernder Gebäude leuchteten weit in die Nacht hinaus.

Auch in den Geistern der Menschen war es Frühling geworden, aber der Winter des kalten Zwangs und der starren Willkür hatte so lange, lange Jahre gedauert, daß es Gewalt brauchte, die übereisten Knospen zu brechen und die Banden zu lösen, mit denen die nach Freiheit Strebenden, Drängenden, so fest, ach so gar fest und streng umschlossen waren. Und die Glieder bluteten in der rasenden Kraftanstrengung, mit der sie sich dem, ihnen nur einmal dämmernden Lichte entgegen arbeiteten; aber »durch Nacht zum Sieg« tönte der Freiheitschrei, die Männer der Gewalt erbebten und die eiserne Bande, die Herzen und Arme des Volkes bis dahin gefesselt gehalten – borst.

In Deutschland war Frühling; aus Süden und Westen her wehte die frische belebende Luft herüber und vom nordischen und adriatischen Meer, vom Rhein und von der Donau zogen mit den fröhlichen Farben des Reichs, mit dem so lang verpönten und verschmähten Schwarz, Roth und Gold geschmückt, die Vertreter der Stämme zur Vorberathung des ersten deutschen Parlaments.

In Deutschland war Frühling, und in den Sitzen der bedeutenderen Intelligenz, in den größeren und bevölkerteren Städten, kochte und gährte es in Versammlungen und sich anschließenden Vereinen, in Ausbrüchen des Zorns und Ingrimms gegen verhaßte, des Jubels und Dankes gegen beliebte Bürger; wo die Waffen ruhten, nahm die befreite Presse den Kampf von Neuem auf, und jedes andere Interesse schwand in dem einzigen Worte P o l i t i k.

Anders und ruhiger zeigte sich dagegen noch die Wirkung in den kleineren, besonders den vom Hauptverkehr mit der geschäftigen wirkenden Welt mehr abgesonderten Städtchen und Flecken. Die Tagespresse hielt dort nicht den ruhigen Arbeiter in steter peinlicher Spannung des Kommenden, und imponirende Massen vermochten nicht von seinen Geschäften ihn loszureißen; wohl las er die Zeitung, aber meistens fand er hier nur wöchentliche Berichte, die das G e s c h e h e n e ruhig erzählten, und deren enge Spalten keinen Raum ließen für weitere ausführliche Besprechungen und Pläne. Allerdings drang auch bis zu ihm der Ruf, einen Abgeordneten für das deutsche Parlament zu wählen, um auch ihre Stimme in Frankfurt, wo Deutschland stark und einig tagte, vertreten zu sehen, um auch ihren Wünschen, Forderungen und Beschwerden Worte zu geben, die nicht wirkungslos mehr im Papierkorb der Minister schlummern sollten. Aber sie begriffen größtentheils noch nicht die Wichtigkeit solcher Vertretung, sie wußten nicht, was man in Frankfurt, von woher ihnen bis dahin noch nie etwas Gutes gekommen, großes für sie ausrichten könne, und gleichgültig und schläfrig betrieben sie eine Sache, die ihrer ganzen ausschließlichen Energie bedurft hätte, um nicht als Fluch, statt als Segen auf sie zurückzuwirken.

Desto eifriger wurde aber dafür das, hier so plötzlich dem Ehrgeiz geöffnete Feld von allen denen benutzt, die nun, ob Beruf, oder nicht dafür im Herzen, Hoffnung zu haben glaubten, irgend einen Winkel Deutschlands für ihre Wahl bestimmen zu können. Besonders galt dies von einer Klasse Menschen, die sich gleich von vorn herein in den größeren Städten, oder da, wo man ihre bisherige Thätigkeit kannte, unmöglich wußten; diese stoben nach allen Seiten in kleine Städte und Ortschaften hinaus, stifteten Vereine, hielten Reden, haranguirten das Volk mit den Schlagwörtern des Tages und stürzten in Bierstuben und Tanzsälen Throne um und vernichteten Fürstenthümer.

Und war die Reaction so ganz müßig? That sie gar Nichts, dem Feuereifer der Republikaner entgegen zu wirken? Nein, wahrlich nicht; müßig keinen Augenblick, aber noch zu schüchtern, in der ersten Zeit wilder Begeisterung den Kampf auf offene unerschrockene Art zu beginnen. Der Begriff einer Reaction war auch noch zu wenig festgestellt worden, ja die meisten, dem zu raschen Fortschritt nicht geneigten, schienen sich kaum klar darüber zu sein, wie weit die Männer der Zeit eigentlich zu gehen beabsichtigten, und wie stark daher der Gegendruck sein müsse, sie zurück zu halten, ja ob nicht doch das Ganze am Ende nur ein einfacher Aufstand sei, der von dem Militair bald und rasch wieder unterdrückt werden könne, und dann – aber Berlin – Berlin – die dort umsonst abgefeuerten Kartätschen machten einen höchst unangenehmen Eindruck auf Jeden, der bis dahin an die Wiederherstellung des alten stillen Friedens geglaubt, und die höchst ungewisse Lage, in der man sich befand, ja wo sogar noch der Zweifel aufstieg, ob man die wirklich dagewesene Revolution auch eben so wirklich anerkennen solle oder nicht, vereiteltete jedes entschiedene und planmäßige Handeln. Nur die einzige Hoffnung blieb noch, im Geheimen und mit stillem unbeobachteten Wirken einen künftigen Sieg anzubahnen, und das schien um so nöthiger, da selbst ein großer Theil der Beamten, die große Majorität des Mittelstandes, ja sogar eine nicht unbedeutende Zahl der reicheren und intelligenten Bürger, zwar dem Wühlen der Hitzköpfe und unreifen Politiker nicht geneigt, aber doch zugleich auch fest entschlossen schien, sich die gegenwärtigen Errungenschaften zu wahren und gleich stark der Anarchie von unten wie von oben zu begegnen.

So lebendig nun also die Zeitverhältnisse in der Residenz des kleinen Landes, das ich mir zum Schauplatz dieser Erzählung ausersehen, besprochen wurden, wo Katzenmusiken und Fackelzüge anfingen zu den allergewöhnlichsten Begebenheiten zu gehören, so still und ruhig verhandelte man in dem, nur wenige Stunden davon entfernten Dorfe Horneck die Tagesfragen. Der ganze März war verflossen, und noch kein einziger Verein gegründet worden, die Nachrichten aus den benachbarten Reichen klangen den friedlichen Bewohnern wie Mährchen aus tausend und eine Nacht und sie hätten das Ganze am Ende nur ebenfalls wie eine Fabel und nicht einmal für möglich gehalten, wären nicht der Schulze und Gerichtsschreiber – Beides sonst ein paar sehr ernste und furchtbar strenge Gestalten, plötzlich so ganz unerklärbar freundlich geworden, ja selbst der Rittergutsbesitzer, ein unerhörter Fall, zweimal in eigener Person in die Schenke zu Biere gekommen.

Richtig war’s nicht in der Welt, so viel stand fest, und umsonst steckten der Pastor und ihr Gerichtsherr auch nicht immer die Köpfe zusammen und lasen in Zeitungen, die sonst zu Horneck gar nicht gehalten wurden. Die Bauern fingen daher, durch dies Alles neugierig gemacht, selbst ein wenig mehr an, die sonst ziemlich vernachlässigten Berichte »von draußen her«, von Frankreich und Berlin und von Leipzig und der Türkei zu lesen, und in der Schenke gab dann ein Wort das andere. Die Köpfe wurden heiß, die Gemüther erregt, die Worte hitzig – Partheien bildeten sich und Leute traten auf, die mit donnernden Fäusten den erstaunten Zuhörern die Beweise auf den Tisch schlugen. Aber es blieb auch nur bei den hausbackenen einfachen Reden der Leute selber und die konnten weiter keine aufreizende oder bedenkliche Folgen haben, denn besonders der Landmann hält sich gern für eben so klug, als sein Nachbar, und glaubt das, was der ihm sagen kann, erst recht schon, und wer weiß wie lange, besser zu wissen.

Dem konnte auch der Pastor Scheidler, der sich überhaupt gleich von seinem ersten Amtsantritt her, viel um das Familienleben seiner Beichtkinder bekümmert hatte, leicht begegnen, und jedes Unheil und jede Störung durch Predigt und Wort abwenden, und nur erst, als die Zeitungen immer unaufhaltsamer kamen und die »Preßfreiheit« dem guten besorgten Mann doch etwas bedenklich wurde, da gründete er einen »Lesezirkel« und schickte seinen Diaconus hinein, um den Leuten die einzelnen Artikel auszulegen und ihnen, gleich an Ort und Stelle über verfängliche oder solche Sätze, die sie zu längerem Nachdenken zwingen könnten, Aufklärung zu geben.

Der einzige Mann vielleicht im ganzen Orte, der sich g a r nicht um Politik bekümmerte und vollkommen damit zufrieden schien, wenn ihm der Hülfslehrer, der ihm im letzten Jahre beigegeben worden, nur manchmal Abends die »Neuigkeiten aus der Stadt« erzählte, das war der alte Schulmeister von Horneck, Sebastian Kleinholz, der seinen Jungen nach wie vor die zehn Gebote und das Ein mal Eins einprägte, und das Jahr 1848 mit einer wahrhaft gründlichen Verachtung behandelte. Mit der Revolution schien er aber nicht besonders einverstanden; der Pastor – sein Vorgesetzter, so lange er denken konnte – schüttelte stets, wenn er davon sprach, sehr bedenklich mit dem Kopfe, und der wußte was er that, denn der las alle Zeitungen von A bis Z und legte die Bibel aus, wie noch keiner vor ihm. Papa Kleinholz kümmerte sich übrigens nur wenig um die Außenwelt und mußte oft förmlich dazu gezwungen werden, wichtige neu eingelaufene Berichte mit anzuhören; ihm genügte es, daß in Horneck die Alten – noch die Alten blieben, und mit den Jungen – ei sapperment, da wollte er allein – heißt das mit dem Hülfslehrer – schon fertig werden.

Zweites Kapitel.

Flucht und Verfolgung.

Horneck lag in einer reizenden Gegend unseres schönen deutschen Gaues, an einem kleinen, aber malerisch gebetteten Strome, den wir die Rausche nennen wollen. Von hoher Bergeskuppe überschaute es weit und breit die benachbarten Thäler und die ausgedehnte Niederung, die sich gen Süden in flache fruchtbare Felder hinabzog, und dichte schützende Kieferkämme umdrängten den kleinen Ort gegen Norden, wo sie festen Schirm und Hort gegen die kalten Winterstürme bildeten. Tief unten aber rauschte und brauste der Strom über künstliches Wehr hinweg in das Bett hinein, das ihn der klappernden Mühle entgegenführte, und drüben am anderen Ufer, wo der Kahn so dicht und schaurig versteckt unter der frisch ausschlagenden Trauerweide lag, stand, von Buchen und jungem Eichenschlag fast verdeckt, die stille kleine Försterwohnung, mit dem blendendweißen Anwurf und dem schindelgrauen Dach, den mächtigen Hirschgeweihen über der Thür, zu denen der alte Forstmann bei jedem eine lange prächtige Geschichte erzählen konnte, und dem schmalen freundlichen Garten vor der Schwelle, in dem schon Tulpe und Aurikel blühte und die duftenden Veilchen das enge Rundtheil in der Mitte mit blauem reizenden Kranz umzogen.

Unten am Fuß des Berges, auf dem Horneck lag, standen von fruchtbaren Feldern und Wiesen gleich umschlossen und von dichten Obstgärten begrenzt, die Wirthschaftsgebäude des Rittergutes, das denselben Namen trug, oben aber, auf der höchsten Kuppe, ja selbst auf einem theilweis als Steinbruch benutzten Felskegel gebaut, der ihr auch großentheils aus seinem eigenen Selbst das Material zu den starken Mauern geliefert, ragte die kleine Kirche mit dem stumpfen abgerundeten Thurme hervor, und gewährte einen Fernblick selbst über die spitzen dunkelgrünen Wipfel des Nadelholzes hin nach den blauen zackigen Gebirgsrücken gen Norden, in denen die Rausche ihren Ursprung fand.

Die Pastorwohnung lag dicht unter der Kirche an der Nordseite, und eine enge in den Stein gehauene Treppe führte zu der kleinen Thür hinauf, durch die der Pastor das heilige Gebäude gewöhnlich betrat; an der Südseite dagegen schmiegte sich die Schulwohnung an und vor dieser vorbei führte auch der breite steile Fuhrweg selbst bis vor die Hauptthür der Kirche.

Der Diaconus wohnte mit in der Pfarre, der Hülfslehrer in einem kleinen Dachstübchen der Schule, das die Aussicht, über die unter ihr liegenden Dächer der Nachbarhäuser hinweg, gerade nach dem schattigen düsteren Schwarzholze hatte. Von der Schulwohnung aus führte ein kleiner schmaler Pfad dicht an einem niederen Kieferdickicht hin, wo sich die stachlichen Nadelzweige fest in einander schoben und ein Durchbrechen derselben fast zur Unmöglichkeit machten.

Auf dem Wege nun, der über die Felder bis weit an die oben gen Norden ziehende Straße lief, schritt, am Morgen des ersten April, wo die Sonne so recht warm und freundlich auf die Erde herniederschien, Vater Kleinholz, einen Spaten auf der Schulter, und für sein Alter noch rüstig genug, vorwärts, und rastete nicht eher, bis er an einen kleinen schmalen Streifen Feld kam in dessen einer Ecke, und dicht am Wege, ein mächtiger Steinblock wohl zwei Schuh hoch aus der Erde emporragte. An diesen lehnte er seinen Spaten, setzte sich selbst auf den Stein, und legte für einen Augenblick, wie ausruhend, die beiden zusammengefalteten Hände in den Schooß; sein Blick schweifte dabei prüfend über das kleine Stückchen Erde hinüber, das er sein nannte, und das noch starr und ungelockert, wie es der Winter gelassen, mitten zwischen den bestellten und wohl hergerichteten Feldern der Nachbarn lag.

»Ja ja,« sagte er da nach langer Pause, während er langsam und bedächtig dazu mit dem Kopfe nickte – »ja ja, ich kann es Meiers Frieden nicht verdenken, daß er mir den Zwickel hier nicht aufpflügen will – oder nicht kann, wie er meint; so mitten in Gräben drinn und hier noch den Stein, und da drüben den Wegweiser, da bleibt in der That kein Plätzchen, wo man Kuh oder Pferd umlenken könnte, und am Rande ist man auch immer gleich wieder. Nun mit Gott, dieß Jahr werden diese alten Knochen wohl noch im Stande sein, das bischen Arbeit zu thun, und im nächsten – na da laß ich vielleicht dem Hülfslehrer seinen Willen, der mich lange d’rum gequält hat – eigene Passion das – wer weiß – hm, ja – wer weiß, ob er’s im nächsten Jahr nicht ohnedieß für sich selber bestellen muß.«

Der alte Mann zog seinen schwarzen, schon sehr abgetragenen Rock aus, faltete ihn sauber zusammen und wollte ihn eben neben sich auf den Stein legen, als sein Blick auf die deutlich hervortretenden hellblauen Nähte fiel, die dem sonst ganz schwarzen und ehrwürdigen Kleide ein eigenthümliches Ansehn gaben.

»Hm« sagte er, und betrachtete aufmerksam das abgenutzte Kleidungsstück – »der Färber hat mir die Montur doch nicht so recht ächt in der Kur gehabt, und der Müller guckt überall durch – das Blau muß eine sehr gute Farbe gewesen sein, daß es sich so durch das Schwarz hindurcharbeitet – ich wollte ich hätte den Rock gehabt, wie er neu war; mein Samuel soll mir doch einmal ein Bischen wieder mit Tinte nachhelfen – das hält eine lange Weile und sieht ordentlich gut aus; aber komm Sebastian, komm, der schöne Sonnabend vergeht und ich darf doch nicht wieder zu Hause gehen, ohne mich wenigstens ein Stückchen in die Ecke hier hineingestochen zu haben.«

Und vorsichtig, als ob er bange wäre von dem verwitterten Kleidungsstück vielleicht eine Ecke abzubrechen, legte er den Rock auf den Stein, griff nach dem Spaten, und war bald beschäftigt den, durch den letzten Regen ziemlich locker gewordenen und überdieß etwas sandigen Boden umzustechen.

Noch nicht lange hatte er so, dem Waldpfad den Rücken zukehrend, gearbeitet, als zwei Personen den kleinen Weg entlang kamen, und ruhig, von ihm unbemerkt, den eben erst verlassenen Platz auf dem Steine einnahmen. Es war ein Greis und ein junges Mädchen; beide bleich, und in anscheinend ärmlichen Verhältnissen, – das Mädchen aber auch noch von kränklichem Aussehn, mit blassen eingefallenen Wangen und glanzlosen Augen.

Sie mußte einmal recht schön gewesen sein, die arme Maid, weich und seidendicht schmiegten sich die langen nußbraunen Haare um die weiße, hohe und edelgeformte Stirn, dunkle und lange Wimpern überschatteten den Blick; auch ihre Gestalt war schlank und zart gebaut, und die Hand klein und zierlich wie der Fuß, aber die Elasticität der Jugend war aus der jugendlichen Form gewichen, und ernst und schwermüthig neigte sich das schöne bleiche Haupt.

Keines von beiden sprach ein Wort, der Alte aber, der eine in ein braunes Tuch gewickelte Violine unter dem Arme trug, stemmte diese jetzt vor sich auf den Stein, umklammerte sie mit beiden Händen, stützte dann sein Kinn oben darauf, schaute dem greisen Schulmeister eine ganze Weile schweigend zu und sagte mehr mit sich selbst redend, als zu dem Anderen gewandt:

»Auch ein sauer Stück Brod für weiße Haare – aber doch besser wie gar keins – ich kenne Leute, die recht gern grüben, wenn ihnen nur auch der Boden Kartoffeln trüge.«

Der Schulmeister richtete sich auf, schaute sich um, und blieb, die Rechte auf den Spaten stemmend, in eben der Stellung stehn.

»Guten Morgen, ihr Leute – woher des Weges?« sagte er tief Athem holend – »Ihr müßt früh aufgebrochen sein, wenn Ihr schon von Sockwitz kommt, und es liegt doch kein anderes Dorf mehr da hinüber zu.«

»Wir brauchten nicht zu warten bis der Kaffee fertig war« erwiederte ihm trocken und mürrisch der Alte, »da hält’s nicht auf, wenn man morgens rasch fort will, das Frühstück hat uns auch nicht am Gehn gehindert.«

Es lag so viel Bitterkeit in dem Tone, mit dem der Fremde diese Worte sprach, daß der Schulmeister ihn lange mitleidig betrachtete; endlich ging er auf den Stein zu, auf dem sie saßen, nahm seinen Rock herunter, griff in die eine Rocktasche und frug, während er aus dieser

irgend etwas in Papier gewickeltes herausnahm:

»Ihr seid wohl noch nüchtern liebe Leute? – ja, die Zeiten sind schlecht, und ein armer Mann muß sehn wie er sich durchschlägt; nun nehmt nur, ich finde was wenn ich wieder zu Hause komme.«

»Ihr seid der Schulmeister?« frug der Bettler, und schaute während er das Dargebotene zögernd annahm, etwas mißtrauisch nach dem schwarzen Rock hinüber, den Jener noch in der linken Hand hielt.

»Von Horneck,« bestätigte der Greis.

»Heißt Ihr Horneck?«

»Seh’ ich aus wie ein Adelicher?« lächelte der alte Mann.

»Ih nun« brummte der Fremde, und warf einen finsteren Blick nach der Häusermasse des kleinen Orts hinüber; »nach einer Weile könnte das wahr werden – jetzt ist’s freilich noch nicht – wenn Ihr aber der Schulmeister vom Dorfe seid, und uns Euer Frühstück schenkt, so muß ich mich wohl, und das recht herzlich dafür bedanken; die Schulmeister haben sonst auch gewöhnlich nicht viel wegzuschenken.«

»Besonders der von Horneck,« sagte Papa Kleinholz mit einem wehmüthigen Zug um die Lippen, der in diesem Fall wohl eben wieder zu einem Lächeln werden sollte, es aber doch nicht im Stande war, und nur zu einer leisen, kaum bemerkbaren Bewegung der Lippenmuskeln

wurde, – »nun, es hat jeder sein Bündel Leid und Noth zu tragen, und da darf man nicht murren, wenn unseres vielleicht ein klein Bischen größer ist, als das des Nachbars; der Eine vermag auch mehr zu tragen, als der Andere, und der liebe Gott theilt das eben jedem nach seinen Kräften zu.«

»Herr Gott, was müssen wir doch für Riesen sein, Marie;« lachte der Alte, und wandte sich nach seiner Tochter um; die aber antwortete Nichts, nahm ihm nur das vom Schulmeister erhaltene Frühstück – ein Stück trockenes Brod – aus der Hand, brach sich einen kleinen Theil davon ab, und verzehrte es schweigend. – Ihr Blick heftete in dem Thale unten an irgend einem Gegenstand – sie sprach kein Wort und verzog keine Miene.

»Eure Tochter ist wohl stumm?« frug mit mitleidigem Blicke der Schulmeister.

»Stumm? nein,« lautete die Antwort, »nur maulfaul – sie denkt wahrscheinlich viel, aber sie hat die Gabe nicht, es von sich zu geben. Schade drum, die Welt wird viel verlieren.«

Ein vorwurfsvoller Blick des Mädchens fiel auf den Vater, als er die Worte sprach, doch es war nur ein Blick, und es wandte rasch wieder den Kopf. Dem Schulmeister fing es aber an unheimlich bei den Beiden zu werden. Das Mädchen hatte augenscheinlich schon bessere Tage gesehn; ihr Anstand war edel und selbst die Züge verriethen einen Grad von Ueberlegenheit, der um so auffallender gegen das gleichgültige Wesen ihres Begleiters abstach. Auch ihr Anzug gab Zeugniß einer besseren Zeit und ganz verschiedener Verhältnisse, wenn nicht die Ueberreste der Kleider von mitleidiger Hand kamen, und jetzt nur, wie zu Spott und Hohn die hageren Glieder mehr verhüllten als bedeckten.

Marie, wie sie der Alte nannte, trug ein zerrissenes, beschmutztes Kleid von schwerer schwarzer Seide, das an mehreren Stellen durch Stücken bunten gewöhnlichen Kattuns, ja über dem linken Aermel sogar mit Bindfaden zusammengehalten wurde. Die bloßen Füße staken in zerrissenen, aber feinen, mit Pelz noch hie und da verbrämten Lederschuhen, und den Kopf bedeckte ein sonngebleichter blauer Atlashut, von dem jedoch jeder Zierrath, der ihn sonst vielleicht bedeckte, heruntergeschnitten war, während darunter einzelne unordentliche Locken des üppigen Haares hervorquollen. Die Arme trug sie bloß, und einen in früherer Zeit vielleicht schön gewesenen Shawl, der aber jetzt durch Straßenschmutz und Regen höchst unansehnlich geworden, hatte sie, als sie mit ihrem Vater an dem jetzigen Ruheplatze angekommen, fest um sich hergeschlagen, jetzt aber, durch was nun auch ihre Aufmerksamkeit abgelenkt sein mochte, nachlässig niederfallen lassen, daß der bleiche Nacken, unter dessen durchsichtiger Haut die blauen Adern schimmerten, und die eine Schulter hervorschaute.

»Nun, kannst du den Mund nicht aufmachen, Mamsell?« fuhr sie nach kurzer Pause der Alte noch einmal an, »oder ist die Madame vielleicht heute Morgen nicht zu sprechen, und läßt sich absagen?«

Das Mädchen erwiederte keine Silbe, schien auch den Hohn, der in den Worten lag, gar nicht zu beachten oder zu bemerken, und deutete jetzt nur schweigend, mit der rechten, abgemagerten Hand nach dem Thale hinunter, wo sich eine Gruppe bewegte, die auch die Aufmerksamkeit der Männer, sobald sie ihrer nur ansichtig wurden, im höchsten Grade fesselte, und jedes weitere Gespräch für den Augenblick abschnitt.

Das Thal, durch welches sich ein schmaler Fußpfad links hinüberwand, und der, nach dieser Richtung hin etwa eine halbe Stunde entfernten, zur Residenz führenden breiten Chaussee zulief, war ziemlich offen und nur größtentheils von nackten Feldern und Wiesenstrichen durchkreuzt; erst gegen den Fuß der Anhöhe hin bildeten sich kleine, der Höhe zustrebende Schluchten, die mit niederem aber dichtem Gebüsch bewachsen, schon gewissermaßen die Vorpostenkette der stattlicheren Waldmassen bildeten, welche nachher von der Kuppe des Berges aus weit hin gen Norden und Osten zogen.

Zwischen diesen Schluchten lagen immer wieder freie Feldstrecken, und gegen den Kamm des Hügels hin, wo wir gerade den Schulmeister mit den beiden Fremden verlassen haben, verschwanden auch die Büsche, so daß hier eine einzige ununterbrochene Fläche diese von dem Walde selber vollkommen abschnitt. Nur ein kleines Weidendickicht lag gerade mitten auf der Kuppe, und dahinter hin dehnte sich, durch mehrere hier kräftig vorsprudelnde Quellen erzeugt, ein schmaler Streifen sumpfigen Moorgrundes aus.

Ueber das offene Feld aber, das noch unterhalb der Schluchten, und von dem Fußpfad durchzogen lag, lief, als die Dreie eben dort hinüberschauten, ein Mann, und schien mit aller nur möglichen Kraftanstrengung den nächsten Büschen zuzustreben. Hinter ihm aber, in kaum zweihundert Schritten Entfernung, sprengte ein Reiter, und trieb mit Peitsche und Sporn sein Pferd zu wildester Eile an, um den Flüchtigen einzuholen, oder ihn doch wenigstens von dem schützenden Dickicht abzuschneiden, wo Verfolgung im Sattel unmöglich gewesen wäre, und ihn aufzuhalten, bis ein anderer Hülfstrupp, der aus vier Fußgängern bestand, und ebenfalls so rasch als möglich, aber schon anscheinend erschöpft, herbeistürmte, die Anstrengungen des Berittenen zu unterstützen vermochte.

Der Flüchtling zeigte übrigens, wenn er Grund und Boden, auf dem er sich befand, nicht schon von früher kannte, einen so richtigen Blick in der Richtung, die er einschlug, und der Bahn, der er folgte, daß er nicht allein die für den Reiter schwierigsten Stellen rasch nach einander benutzte, sondern auch den alten Musikus durch seine Kraft und Gewandtheit zu lauter Bewunderung hinriß.

»Bei Gott!« rief dieser, »das ist nicht das erste Mal, wo der einem Gensdarmen aus dem Wege geht – hurrah mein Junge – nur noch ein paar Minuten ausgehalten, und der Schnurrbart mag nachher sehn, wo er zuerst in den Büschen hängen bleibt – hurrah mein Herzchen – das ist recht – ha ha ha – wie der die kleine Hecke und den Dornenbusch benutzt – jetzt links mein Schatz – noch mehr links, nachher kommen die Steine, und in denen bricht er Hals und Bein, wenn er sich hineinwagt – so brav – so brav, hol’ mich der Teufel, das war ein kapitaler Sprung – jetzt hinein in’s Dickicht – ha ha ha ha das thuts, das war famos ausgeführt:

»Heißa juchheißa, die Hetze ist aus,

Guten Morgen Herr Förster, itzt gehn mer zu Haus;

Itzt gehn mer zu Haus und itzt gehn mer zu Bett,

Und wer z’erst in den Federn liegt, g’winnet die Wett’!«

Der Alte schwang sein eingewickeltes Instrument jubelnd um den Kopf und sprang dann auf den Stein, um den weiteren Verfolg der Sache besser übersehn zu können.

Der Gehetzte hatte auch wirklich, wie es ihm der Alte in eigenthümlicher Theilnahme, obgleich weit außer Rufsweite, mit lauter ängstlicher Stimme angerathen, eine kleine Spitze dürren Haidelandes, auf dem scharfe Felsblöcke wild zerstreut umherlagen, gewonnen, und endlich, indem er diese zwischen sich und dem Reiter ließ, die Schlucht gerade in demselben Moment erreicht, als der Gensdarm eine Pistole aus der Holfter zog und nach ihm feuern wollte. Jählings aber in das tiefe Geröll hinabspringend tauchte er in dem maigrünen Laube unter, und verschwand den Blicken der auf dem Hügel Stehenden, wie auch wahrscheinlich denen des Gensdarmen, denn dieser wandte sich jetzt nach einigen vergeblichen Versuchen, mit dem Pferde in das Dickicht zu dringen, gegen seine herankeuchenden Genossen, winkte ihnen, den bewachsenen Platz zu umzingeln und sprengte dann selbst, um den Rand des Busches hin, der Höhe zu.

Die Dreie am Stein aber, standen wieder schweigend und in gespannter Erwartung da, und erharreten ängstlich das Resultat dieser merkwürdigen Jagd; ja selbst der Schulmeister, obschon sonst ein abgesagter Feind jeder Ungesetzlichkeit, ertappte sich zu seiner eigenen Ueberraschung auf dem Wunsch, den Menschen, der doch sicherlich irgend ein Verbrechen begangen hatte und Strafe verdiente, entwischen zu sehn – es ist das jenes eigene Gefühl, das unsere Theilnahme stets dem schwachen, anscheinend unterdrückten Theile zuwendet, und der Vernunft nicht Raum gewährt, kalt vorher zu entscheiden, auf welcher Seite das Recht, auf welcher das Unrecht sei.

Die Jagd nahte sich aber auch jetzt ihrer Entscheidung; denn hielt sich der Verfolgte, wie das auch das wahrscheinlichste war, da er jedenfalls einer kurzen Rast bedurfte, in dem Gebüsch, so konnte der Berittene leicht den oberen Theil der Schlucht besetzt halten, und ihm dadurch die Flucht zu dem dichten Wald vollkommen abschneiden; die anderen Verfolger aber hätten zu dreien das noch lichte und durchsichtige Gebüsch mit leichter Mühe abgetrieben, so daß er entweder diesen, die leichte Jagdflinten auf den Schultern trugen, in die Hände gefallen, oder von dem Gensdarmen, hätte er den Ausbruch erzwingen wollen, auf dem nun ebenen Boden eingeholt wäre, und was konnte der arme Teufel dann gegen den vollkommen Bewaffneten ausrichten?

»Wenn er nur nicht in dem verdammten Loch da unten stecken bleibt!« rief der Musikus, und hob sich hoch auf die Fußzehen, um den ganzen Umfang der buschbewachsenen Schlucht so weit als möglich zu übersehn – »Wetter noch einmal! wenn er den Wald erreichte, ehe der Himmelhund von Gensdarmen nachkommt, ich gäb’ meiner Seel’ –«

Er schwieg plötzlich, denn entweder fiel ihm ein, daß er gar nichts zu geben hatte, oder er war sich auch vielleicht nicht so ganz klar darüber, ob er in der That der Sicherheit eines Anderen, Fremden wegen, irgend etwas geben sollte – wenn er es hätte.

»Vater«, sagte da das Mädchen – »wenn er wirklich bis hier oben her kommt, so fürchtet er sich vielleicht, so lange wir hier stehen, herauszubrechen, weil er nicht wissen kann, ob wir Freunde oder Feinde sind. Sind wir hier nicht gerade zwischen ihm und dem Wald? – wir wollen auf die Seite treten!«

»O, geh’ zum Teufel!« brummte der Alte, »da drüben kann man Nichts sehen, und glaubst Du etwa, der würde sich vor uns geniren, wenn er dort hinten in’s Dickicht wollte? – Bist Du dumm, das ist ein alter Fuchs, und spürt mit einem Blick, ob wir Ehrenmänner oder Polizeigeschmeiß sind. – Bei Gott, da kommt der vermaledeite Hegereiter um die Spitze herum, wenn er doch den Hals bräche, der Lump!«

»Aber lieber Freund,« fiel ihm hier der Schulmeister, dem das doch zu arg werden mochte, in’s Wort, »der Mann ist nur ein Vollzieher des Gesetzes, und was sollte ohne Gesetze aus uns werden? Wer weiß, was der Mensch, den sie da einfangen wollen, verbrochen hat; es sind jetzt schlimme Zeiten, und vieles böse Volk treibt sich im Lande herum.«

Der Musikant warf ihm einen halb verächtlichen, halb ärgerlichen Blick zu.

»Verbrochen?« brummte er – »ja, ein großes Verbrechen wird der begangen haben – vielleicht hat er im Wald ein trockenes Stück Holz abgebrochen, um daheim die Kinder nicht erfrieren zu lassen, oder gar einen hochfürstlichen Hasen erschossen, dem der liebe Gott das erlaubt hatte, was ihm versagt war, in Feld und Wald sein tägliches Brod zu suchen. Schreckliche Verbrechen das, aber – he he he he he – seht den Hegereiter:

»Holter polter alle zwei,

Wir fielen den Berg hinunter,

Das Rößlein streckt die Bein empor,

Der Reiter der liegt drunter,

Das Rößlein streckt sich einmal aus,

Und wie sie den Reiter suchen,

Da liegt er unter Rößleins Bauch

So flach als wie ein Kuchen.«

Sein jubelndes Lied war nicht ohne Grund; das Pferd des Gendarmen mußte mit dem einen Vorderbeine in eins der vielen Löcher, die hier den rauhen Boden überall zerrissen, getreten haben und dadurch plötzlich einknickend, schleuderte es den Reiter weit über sich weg zur Erde. Dieser aber, wenn er auch in die scharfen Steine hinein keineswegs sanft gebettet fiel und an Stirn und Händen blutete, raffte sich doch rasch empor, hob seine Mütze auf, sprang in den Sattel des zitternden schweißtriefenden Thieres und strebte schon nach wenigen Secunden mit fest zusammengebissenen Zähnen und zornfunkelnden Augen seinem Ziele wieder zu. So gering aber auch der Aufenthalt gewesen sein mochte, der durch den Sturz herbei geführt worden, so hatte er doch genügt, dem Verfolgten einen kleinen Vorsprung und so viel Zeit zu geben, das obere Dickicht, das er indessen erreicht, ohne Säumen zu verlassen, um vor allen Dingen den wirklichen Wald zu gewinnen, wo er dann, erst einmal dort, nicht zu fürchten brauchte, so rasch entdeckt zu werden.

Wie der Musikant vermuthet, kümmerte sich jener auch wenig um die drei Menschen, die er bald als harmlos erkannt hatte, ja er floh sogar stracks auf sie zu, da gerade hinter ihnen die ihm nächste Waldecke lag. Seine Lage wurde aber eine sehr mißliche, denn das Pferd war nur noch eine kurze Strecke von dem Kamm des Hügels, der Wald aber wenigstens vierhundert Schritte entfernt, und konnte der Reiter erst den obenliegenden verhältnißmäßig ebenen Grund benutzen, wo er den Verfolgten augenblicklich entdecken mußte, so war nur geringe Hoffnung, daß dieser mit seinen fast erschöpften Kräften aushalten würde gegen das kräftige Thier, das seinen Verfolger trug.

Jetzt flog dieses, mit kühnem Sprung, und von dem Sporn des Reiters gestachelt, auf den letzten, wohl zwei Fuß hohen Rain hinauf, der schräg am Rande des Hügels hinlief und kaum erblickte hier der, durch den Sturz nur noch mehr erbitterte und angereizte Mann den Flüchtigen, der mit raschen Sätzen über das holprige Feld dahin sprang, als er seinem Gaul fast die Schenkel in die Flanken drückte und zugleich, mit lautem Triumphruf den Arm emporwarf; denn auf der offenen Fläche sah er den Flüchtigen schon rettungslos in seine Hand gegeben.

Der also Gehetzte befand sich jetzt kaum funfzig Schritte von da, wo der Schulmeister mit dem Musikanten und seinem Kinde stand, ein niederer, flacher Graben aber, der auf der einen Seite mit Schlehen bewachsen war, und den er hier annahm, um die Sturzäcker zu vermeiden, die seine Flucht aufhalten mußten, entzog ihn auf etwa hundert Schritte ihren Blicken. Als er wieder daraus emportauchte und jetzt von ihnen fortfloh, führte ihn seine Richtung gerade auf den kleinen Weidenbusch zu, der, wie schon erwähnt, inmitten dies offenen Feldes stand, der Schulmeister aber, der, die Hände gefaltet und mit ängstlich klopfendem Herzen diesem eigenthümlichen Schauspiele zugeschaut, sagte halblaut und fast unwillkürlich:

»Großer Gott! in den Weiden ist er verloren – dort sinkt er ein.«

»Vermeidet den Busch!« rief da rasch entschlossen das Weib, und der Flüchtige, der die Worte nicht zu verstehen schien, wandte den Kopf nach ihr um – »in den Weiden ist Sumpf!« wiederholte eben mit noch lauterer Stimme die Frau, und das letzte Wort wenigstens mußte jener begriffen haben, denn ohne Weiteres rechts abbiegend, blieb er auf dem Raine, der die nächste Feldgrenze bildete. Dadurch aber beschrieb er einen kleinen Bogen um den moorigen Busch, und so nah kam ihm dadurch der Verfolger, daß dieser, in voller Hast und der freudigen Gewißheit, den Flüchtigen endlich erreicht zu haben, die eine Pistole wieder aus der Holfter riß, und, mit den Verhältnissen des Bodens hier unbekannt, gerade auf den Busch zu sprengte, über dessen niedere Sträucher hin, und anscheinend dicht vor sich er den nun wieder gerade dem Walde zu Fliehenden sehen konnte.

»Dort ist ein Sumpf!« wollte auch jetzt, fast unwillkürlich, der Schulmeister rufen, die breite Hand des Musikanten lag ihm jedoch bei der ersten Sylbe auf den Lippen, und gleich darauf betrat das Roß den gefährlichen Boden.

Die dem Flüchtenden gegebene Warnung schien aber keineswegs unnütz gewesen; schon bei den ersten Sätzen sprang das Pferd bis über die Fesseln in den weichen Moor; der Gensdarm übrigens, anstatt es rasch herumzuwerfen, glaubte durch Schnelle des Bodens Schwierigkeiten am Besten besiegen zu können, preßte noch einmal mit den Sporen nach, und fand sich wenige Secunden später bis an den Sattelgurt in einem schlammigen Graben, aus dem sich sein erschöpftes Thier nur nach langer mühseliger Anstrengung wieder heraus und auf festen Grund arbeiten konnte.

Der Verfolgte warf, als er das plätschernde Geräusch so dicht hinter sich hörte, einen scheuen Blick zurück, setzte aber seine Flucht ununterbrochen fort. Wohl sprengte der Reiter, als er sein Thier wieder befreit sah, ihm noch einmal nach, und wäre der Wald nur hundert Schritte weiter entfernt gewesen, so müßte er den zum Tode Ermatteten dennoch eingeholt haben, so aber erreichte dieser das schützende Dickicht und verschwand gerade, als der Gensdarme in vollem Ingrimm seinem Pferde in die Zügel griff und beide Pistolen hinter ihm her feuerte, zwischen dem dichten Nadelholzanwuchs, dem sich gleich dahinter ein noch weit undurchdringlicher Eichenschlag anschmiegte.

»Ha ha!« lachte und jubelte aber jetzt der Musikant.

Wirst mer’s net so ibel nehme,

Wenn i net zerückkomm heut’,

Denn i bin in schenster Arbeit

Und da han i, Schatz, kei Zeit.

»Ha ha ha! Se. Excellenz der Herr Gensdarme haben sich umsonst bemüht; kleine Bewegung schadet dem Pferdchen gar Nichts – wird doch blos gefüttert, um einen Faullenzer zu tragen, daß er keine Hühneraugen kriegt.«

»Ihr werdet uns den Gensdarmen auf den Hals ziehen,« sagte der Schulmeister und schaute sich etwas ängstlich nach dem Reiter um, der auch wirklich jetzt, während er zugleich frische Patronen in seine Pistolen hinunterschob, auf die kleine Gruppe zu trabte.

»Hallo da!« rief er, sobald er sich den Dreien gegenüber sah, und sein in Schweiß gebadetes keuchendes Thier einzügelte, »wer von Euch hat dem entwischten Schuft da etwas zugerufen? – nun? – könnt Ihr die Zähne nicht auseinander bringen? oder soll ich Euch erst gesprächig machen?«

»Ich war’s!« sagte das Mädchen, und schaute dabei dem zornigen Soldaten fest und unerschrocken in das finster auf sie niederblickende Auge.

»Und was hast Du mit einem entflohenen Sträfling zu verkehren, Mamsell?« fuhr sie der ingrimmig an – »willst Du gestehen, Du – Ding Du? oder –«

»Bitt’ um Verzeihung, Euer Gestrengen,« schnitt hier der alte Musikant rasch, aber mit einem eigenthümlichen Gemisch von Trotz, Unverschämtheit und Scheu der Tochter die Antwort ab – »Sie wissen wohl, die Weiber sind neugierig und wollen immer gern mehr wissen, als sie vertragen und behalten können, und da frug mein dummes Ding von Mädchen da den jungen Menschen, der in solcher Eile war, was er denn so liefe, und weshalb die anderen Herren hinter ihm drein rennten.«

»Du Lügenhund verdammter! hab’ ich Dich schon gefragt?« schnauzte der Gensdarme den Alten an – »wer bist Du überhaupt, und wo kommst Du her? wo ist Dein Paß?«

»Hm« brummte der Musikant und fuhr sich langsam mit der rechten Hand in die Brusttasche, »Lügenhund werd’ ich eigentlich gewöhnlich nicht gerufen – aber was thuts – hier Herr Lieutenant – bitt’ um Verzeihung, wenn die Anrede nicht klappt – am Verdienst wird’s nicht fehlen – hier ist der Paß – wird wohl Alles in Richtigkeit sein.«

Der Gensdarme riß das zerknitterte, beschmutzte und vielmal zusammengefaltete Papier, das ihm der Alte reichte, an sich, öffnete und durchflog es mürrisch, denn nicht freundlicher schien ihm das gerade zu stimmen, daß er keinen Halt an dem Musikanten fand, um seinem Zorne Luft zu machen.

»Jacob Meier,« las er halb laut, und verglich dabei mit rasch und mißtrauisch hinüberschweifenden Blicken die Figur mit dem in dem Paß befindlichen Signalement –

»Alter 53 Jahr – Haare grau gesprenkelt – Nase kurz – Backenknochen vorstehend – Pockennarben – mit Tochter – Marie Meier – Haare schwarz – Augen dunkel – Zähne vollständig – Gesichtsfarbe gesund – nun, das ist die doch nicht?« und er deutete dabei auf das Mädchen, in deren Wangen bei den rohen Worten ein leichter Hauch stieg und auf wenige Secunden zwei rothe eckige Flecken zurückließ, dann aber eben so rasch wieder verschwand, wie er gekommen.

»Das Kind sieht jetzt krank und angegriffen aus,« sagte hier der Schulmeister, dem es doch weh that, daß die armen und überdies schon so unglücklichen Leute so barsch und rauh angefahren wurden – »es wird ihr nicht wohl sein.«

»Wer ist Er, und was hat er hier d’rein zu reden?« fuhr der gewaltige Mann des Gesetzes grob genug den erschreckt Zusammenfahrenden an.

»Ich bin der Schulmeister aus Horneck,« sagte dieser fast unwillkürlich, aber selbst der schüchterne Greis fühlte sich entrüstet über das Entehrende solcher Behandlung, und mit etwas schärferer Betonung setzte er gleich darauf hinzu: »auch steh’ ich hier auf meinem eigenen Grund und Boden und habe keinen Menschen beleidigt, daß ich verdiente, so angefahren zu werden.«

»Dann kümmern Sie sich auch um ihre Schule und stecken Sie die Nase lieber in ihre Bücher und nicht in anderer Leute Geschäfte,« entgegnete ihm, wohl nicht mehr so herrisch, aber doch noch immer ärgerlich und trotzig genug der Gensdarme, und wandte sich wieder von ihm ab. Den Paß dann dem alten Musikanten vor die Füße werfend, und, die Dreie weiter keines Blickes oder Wortes würdigend, sprengte er rasch seitwärts den Hügel hinab und der Stelle zu, wo jetzt seine den Berg heraufklimmenden und nicht berittenen Begleiter sichtbar wurden.

»Ist das ein rauher grober Mensch,« sagte Kleinholz und sah kopfschüttelnd dem Davongallopirenden nach,

»und doch eigentlich weiter Nichts als ein berittener Polizeidiener, und das muß man sich gefallen lassen.«

»Wird schon zahm werden, Alterchen,« lachte der Musikant, »wird schon zahm werden, und lange kann’s nicht mehr dauern; in Wien und Berlin sind sie mit Kolben gelaufen, und wenn wir hier ihnen noch nicht den Daumen auf’s Auge gesetzt, so – aber komm Marie, ’swird spät und ich muß noch gehörig herumlaufen, daß ich auch morgen die Erlaubniß auftreibe – guten Tag Schulmeister, guten Tag, schönen Dank für den Imbiß und bessere Zeiten für den Morgen – Morgen? ’s ist ein komischer Trost;

Und wenn wir am Morgen zusammenkommen,

Und denken zurück an das Heute,

Dann finden wir, daß wir zum Nutzen und Frommen

Der alten und jüngeren Leute

Gehofft und geharret, gewünscht und geträumt

Von nächst zu erhaschendem Glücke;

Und was ist uns worden – wir waren geleimt –

Der Bettler behielt seine Krücke.

Der Morgen bleibt morgen, wir aber wir harren

Und hoffen und träumen – wie Allerweltsnarren.«

Und mit dem Liede noch auf den Lippen wandte er sich, von seiner Tochter gefolgt, dem Dorfe zu, und verschwand bald darauf hinter den Hecken und Obstgärten, die dasselbe rings umschlossen.

Drittes Kapitel.

Der Diaconus und der Hülfslehrer.

Es war gegen Mittag desselben Sonnabends, mit dem ich diese Erzählung begonnen, als Pastor Scheidler in seiner Studierstube saß und sich gar eifrig für die morgende Predigt vorbereitete. Um ihn her lagen eine Masse Bücher, Hefte und Zettel, und er selber stand oft auf, ging mit auf den Rücken gefalteten Händen eine Zeit lang rasch im Zimmer auf und ab und memorirte laut und heftig.

Es mußte aber heute etwas ganz Wichtiges sein, was ihm bei seinem Studium so schwere Sorge machte, denn sonst wurden ihm die Predigten gar nicht so sauer, und ein paar Candidaten hatten in der benachbarten Stadt schon ausgesprengt, er wisse genau, wo er in alten staubigen Büchern nagelneue Sermone auffinden und benutzen könne. War das wirklich einmal der Fall, so durfte es sicherlich auf diese keine Anwendung finden, denn die ganze Nacht hatte er geschrieben, wieder ausgestrichen, wieder geschrieben, und endlich schon mit Tagesdämmerung den zu Papiere gebrachten Entwurf auswendig gelernt. In derselben Etage, aber dicht an der Treppe und nach der Kirchmauer zugewandt, die nur wenig Licht und Wärme in das kleine Gemach ließ, hatte der Diaconus Brauer sein Arbeitszimmerchen, und hier saß er heute mit dem Hülfslehrer Hennig traulich auf dem Sopha, und Beide studierten die eben durch die Botenfrau aus der Stadt gebrachte Zeitung, in der sie des Neuen wohl viel, des Erquicklichen aber gar wenig fanden.

»Ich wollte, ich wäre jetzt Soldat,« seufzte Hennig endlich, und warf das Blatt unmuthig vor sich nieder auf den Tisch, »in der Welt giebt’s nichts als Krieg und Aufruhr, und wir sollen hier indessen den Jungen noch die alte Geduld und Christenliebe einbläuen, während ihre Brüder und Vettern draußen, und ohne beides, in’s Feld laufen. Es giebt doch in solcher Zeit nichts Elenderes, als einen Schulmeister.«

»Einen Diaconus vielleicht ausgenommen,« sagte Brauer trocken, und blies eine dichte Wolke blauen Tabacksdampfes in Ringeln gegen den Wachsstock hin, der vor ihm auf dem Tische stand.

Hennig sah ihn verwundert an, schüttelte aber dann mit einem halb gezwungenen Lächeln den Kopf und sagte leise:

»Ihr Geistlichen solltet gerade am wenigsten klagen! Ihr spielt hier, und besonders auf dem Lande, immer die erste Rolle, habt Euer gutes Auskommen und geltet bei den Bauern als was ganz Besonderes. Dazu haltet ihr Sonntags einfach Euere Predigt und geht dann die übrige Zeit blos mit feierlichem Ernst in den Zügen im Dorfe herum – es ist ’was Erhebliches, so ein Geistlicher zu sein.«

»Und gerade bei Ihrem Scherz haben sie den wunden Fleck getroffen,« sagte der Diaconus und strich sich mit der Hand ein paar Mal über die Stirn, als ob er Bahn machen wollte den freien Gedanken, die jetzt von Unmuth und Trübsinn umnachtet und verdüstert wurden,

»Ihr haltet Sonntags die Predigt und geht dann die übrige Zeit blos mit feierlichem Ernst in den Zügen im Dorfe herum. Ja, ja, in dem feierlichen Ernst liegt Alles, was ich nur gegen Ihr Lob und Preisen erwidern könnte.«

»In dem feierlichen Ernst?« sagte der Hülfslehrer erstaunt, »nun ich dächte doch, das wäre die geringste Unbequemlichkeit, die eine Stellung mit sich bringen könnte.«

»Sehen Sie, Hennig,« fuhr Brauer, ohne des Freundes Einwurf zu beachten, fort und legte ihm die linke Hand leise auf den Arm, »der ›feierliche Ernst‹, von dem Sie sprachen, und den das Landvolk auch im Allgemeinen von einem Geistlichen erwartet, ja fordert, das ist die Heuchelei des Standes, die mir in der letzten Zeit und seit ich darüber zum klaren Bewußtsein gekommen, am Leben nagt und meinen Frohsinn zerstört, die Heuchelei sich zu geben, wie man nicht ist. Und nicht blos im Dorfe und außer der Kirche, das ließe sich ertragen – wenn es mir auch früher ein bischen schwer angekommen ist, nur weil ich ein Geistlicher war, Tanz und Jugendlust entsagen zu müssen, jetzt denk’ ich überdies nicht mehr daran – nein, auf der Kanzel oben, da wo ich manchmal so recht aus dem Herzen heraus den Leuten sagen möchte, wie ich mir den lieben Gott denke, wie ich das Leben und Wesen der Religion empfinde, begreife, fühle, da, da müßt’ ich mit dem ›feierlichen Ernst‹ zu Dogmen schwören, die ich im Herzen für Unsinn halten muß, von ewigen Strafen sprechen, wo mir die Brust von ewiger Liebe voll ist, muß Jesus Christus zu einem Gott e r n i e d r i g e n, während er als Mensch so hoch, so unerreichbar stände. Und der Firlefanz dann, der unseren Stand umgiebt, der Priesterrock, die Krause, der bunte Fastnachtstant auf dem Altar, o Hennig, ich schwör’ es Ihnen zu, ich komm’ mir immer, wenn ich von dem verzerrten Bild des Gekreuzigten, und von all’ den Quälereien der Märtyrer und Heiligen, mit ihren Sinnbildern, den Ochsen und Eseln, umgeben stehe, wie ein Indischer Bramine, Buddhapriester, oder sonst ein fremdländisches Ungethüm vor, und muß mich manchmal ordentlich umsehen, ob es denn auch wirklich wahr ist, daß ich als Christ in der ›allein selig machenden Religion‹ einen solchen Rang bekleide, wie der Bramine und Feuerpriester, wie der Bonze und Fetischmacher, und daß nur der einzige Unterschied in dem Fleckchen Erde liegt, auf das uns das Schicksal gerade zufällig hingeschleudert hat.«

»Nun bitt’ ich Sie um Gottes Willen,« rief Hennig verwundert, »was fällt Ihnen denn auf einmal ein? Sie wollen doch nicht etwa unsere christliche Religion mit dem wilden Heidenthum der Brama- und Buddha- Anbeter, oder wie die langarmigen Götzen alle heißen, vergleichen? na, wenn das der Pastor hörte, das Bischen Strafpredigt!«

»Ich weiß es« sagte der Diaconus mürrisch, »und das gerade macht mich so erbittert, daß ich hier etwas gegen meine Ueberzeugung für das vorzüglichste ausgeben soll, was, wenn wir das Nämliche nur mit anderem Namen belegen, und in ein anderes Land versetzen, von uns verlacht und verachtet wird. Unsere Religion ist schön und herrlich, Christi Lehre in ihrer Einfachheit und Größe unübertroffen in der Geschichte, aber weshalb dürfen wir sie dem Volk nun nicht so rein und herrlich geben, wie wir sie von ihm empfangen? warum muß sie erst noch, mit alle dem, was spätere Schreiber und Pfaffen dazugethan, unkenntlich und ungenießbar gemacht werden? Die Schriftgelehrten sagen: was thut das, der Kern ist die Hauptsache, der ist gut und vortrefflich, an den wollen wir uns halten, und das was Schaale ist, weiß man zu sondern; ja, aber der gemeine Mann nimmt die Schaale für den Kern; ihm ist der Firlefanz so lange vorgehalten, bis er ihn für die Hauptsache, und das Andere Alles für Nebensache hält. Ein Löffel Cichorie kann, meinem Geschmack nach, den besten Kaffee ungenießbar machen, und hat man nun gar einen ganzen Topf voll Cichorie, und nur ein paar ächte Bohnen darin, so gehört ein Kenner dazu, das herauszufinden. Der Bauer sieht auch die Kirche in der That mehr als etwas Aeußeres an, und wie sollte er anders, da er von Jugend auf darauf hingewiesen wurde. Er geht nicht hinein, weil ihn Herz und Seele hineinzieht, weil er eben nicht draußen bleiben kann, wie es mich in die Natur, unter Gottes freien, herrlichen Tempel zieht, sondern, weil er sich vor dem Pastor fürchtet, und seinen Namen nicht gern, käme er nach längerer Zeit einmal wieder, von der Kanzel herunter hören möchte. Auch die Gewohnheit trägt viel dazu bei; er sitzt gern am Sonntag Morgen, wo er zu Hause doch nichts anderes anfangen könnte, auf seinem Platz im ›Gotteshaus,‹ aber nicht aufmerksam und gespannt den Worten lauschend – dem Sinn der Predigt folgend, sondern mehr in einer Art Halbschlaf, mit nur theilweis hinlänglich wachem Bewußtsein, um einzelne Worte und Sätze zu verstehen. Nur dann, wenn der Pastor von der Kanzel herab über irgend einen Mißbrauch, oder noch lieber über eine bestimmte, ja am liebsten namhaft gemachte Person, die er nur nicht selbst sein darf, loszieht, nimmt er die schlaffen Sinne zusammen, und schon der Beifall, den er solcher Predigt spendet, wenn er zu Hause kommt, beweist, in welchem Geist er das Ganze aufgefaßt. ›Der hat’s en aber heute mal gesagt‹ spricht er, und freut sich dabei über seinen Pastor, wie er so tüchtige ›Haare auf den Zähnen‹ hätte.«

»Aber weshalb sind Sie dann, und wenn Sie so denken, überhaupt Geistlicher geworden?« frug ihn Hennig erstaunt.

»Weshalb?« sagte Brauer, »dieselbe Frage könnte ich Ihnen zurückgeben, denn glauben Sie das Alles selber, was Sie Ihrem Amtseid nach gezwungen sind, den Kindern im Religionsunterricht zu lehren? – nein, aber Sie wissen auch, wie wir im Anfang und von Jugend auf erzogen werden, und wie sich unser Leben fast stets so, daß unser freier Wille nur dem Namen nach dabei in’s Spiel kommt, gestaltet und heranbildet. Schon mit der Taufe, unserer ersten Aufnahme in den Bund der Christen, fangen wir an; das schreiende Kind wird mit lauwarmem Wasser begossen, und seine Pathen bestätigen in seinem Namen, wohl häufig selbst ungläubig, den ›festen Glauben‹ des neuen Erdenbürgers. Das aber geht noch an; es ist eine symbolische Handlung, und manche Leute hängen am Formellen; aber nun ist der Junge vierzehn Jahr alt, also in den besten Flegeljahren, hat von einem selbstständigen Gedanken noch keine Idee, plappert nach, was ihm vorgebetet wird, und legt nun auf einmal, mit dem e r s t e n Eid, den er leistet, und wie oft ein Meineid, sein Glaubensbekenntniß ab. Welche Erinnerung bleibt ihm in späteren Jahren von dieser so feierlich gehaltenen Handlung? – daß er sich da zum ersten Mal höchst unbehaglich in einem langschössigen schwarzen Frack gefühlt, und ungeheure Angst gehabt habe, die Oblate bliebe ihm auf der Zunge sitzen – weiter Nichts. Entschließt sich nun der Knabe, nach allen diesen Vorbereitungen dazu, Theologie zu studieren, so begreift er gewöhnlich erst dann so recht aus innerster Tiefe heraus, welchen Stand er gewählt – wenn es zu spät ist. Schritt nach Schritt wird er seinem neuen Berufe näher gezogen, das zweite Examen befestigt ihn endlich unwiderruflich darin, und wenn er sich auch mit Sophismen beschwichtigen und einschläfern will, der Geist in ihm wacht doch und ist lebendig, und raunt ihm Tag und Nacht in’s Ohr: einen Priester der Wahrheit willst Du Dich nennen, und zweifelst selber an den Worten, die dir die todte Schrift auf die Lippen legt. –

Aber fort mit den Gedanken, sie quälen uns umsonst, und die Sache bleibt doch wie vorher, die Ketten, die unser Leben fest und unerbittlich umschlossen halten.«

»Sie mögen bei Manchen recht haben« sagte Hennig, und schien ebenfalls plötzlich weit ernster geworden zu sein, – »das hat dann freilich Jeder mit seinem Gewissen auszumachen, was aber das äußere Leben betrifft, so sind die Geistlichen doch unbedingt vor uns Lehrern auf das ungerechteste bevorzugt. Sie bilden auf dem Lande die alleinige Aristokratie, und werden von den Bauern geachtet und geehrt; wie aber steht dies dagegen mit dem Schulmeister? – so ein armes Thier von Dorfschul–«

Ein lautes Pochen am Hausthor unterbrach ihn hier, und der Diaconus, der eben aufgestanden, und ein paar Mal im Zimmer auf und abgegangen war, öffnete seine Thür, ging die Treppe hinab, und schob den Riegel zurück, der den Eingang verschlossen hielt.

»Is der Herr Paster uaben?« frug ihn hier eine vierschrötige Bauerngestalt, die einen derben, etwa elfjährigen Jungen an der Hand, gerade vor dem Eingange stand. Der Mann sah böse und gereizt aus, die Pelzmütze stak ihm seitwärts auf dem struppigen blonden Haar, und mit der linken, breiten, sehnigen Faust hielt er fest des Jungen rechten Arm gepackt, der seinerseits ebenfalls dickverweinten Angesichts und Trotz und Angst in den schmutzig geschwollenen Zügen, mit dem anderen freien Ellbogen die Spuren der letzten Thränen zu verwischen suchte.

»Der Herr Pastor studiert« sagte der Diaconus ruhig,»Ihr wißt wohl, es ist heute Sonnabend, und da läßt er sich nicht gern stören.«

»Ich muß ihn aber emol sprächen« beharrte der Unabweisbare – »’sis von wägen mein Jungen do, den hat mir der Schulmaistr verschlahn.«

»Der Schulmeister?«

»Jo, der Ole – blitzeblau is der Junge auf’m ›Setz Dich druff,‹ un der Rücken hat Striemen, wie meine Finger dick; soll mich der Böse bei Nacht besuche, wenn ich mer mein Jungen verschlahn lasse, wenn er keene Schuld nich hat.«

»Keine Schuld? aber woher wißt Ihr das schon? wird der Schulmeister ein Kind unverdient strafen? Vater Kleinholz ist doch sonst nicht so hart und grausam.«

»Ah was, grausam hin un her!« knurrte der gekränkte Vater, »mein Junge hot mer de ganze Geschichte verzählt, und gor nix hot er gethan, sein Hingermann is es gewäsen, der hot die ganze Suppe verdient, denn des is dem Klausmichel sein Crischan, das Raupenluder, un den hab’ ich schon lange uff’m Striche.«

»Aber lieber Freund –«

»Ah, papperlapapp, mit dem Pastor will ich räden, wu is er, der hot noch Zeit gening zum Studieren!« und ohne eine weitere Antwort oder Erlaubniß abzuwarten, schleppte er seinen Jungen, der sich übrigens bei der ganzen Sache nicht wohl zu befinden schien, die Treppe hinauf, bis vor des Pastors Zimmer, klopfte hier rasch an, und trat, ohne selbst das gewöhnliche »Herein« abzuwarten, zu ihm ein.

Der Diaconus ging in seine eigene kleine Stube zurück, wo der Hülfslehrer noch sinnend auf dem Sopha saß, und die beiden hörten jetzt, wie der Bauer mit lauter ärgerlicher Stimme wahrscheinlich das ihm, in seinem Sohne widerfahrene Unrecht dem Pastor klagte.

»Hat denn Kleinholz Meinhardts Gottlieb so geschlagen?« frug der Diaconus den Hülfslehrer endlich, als auch jetzt des Jungen winselnde Stimme, sicherlich erst auf gestrenge Aufforderung, laut wurde, »er soll dicke Striemen haben.«

»Der Meinhardt ist ein böser, durchtriebener Bube« sagte mürrisch der Hülfslehrer, »hätte ich hier zu befehlen, die Range bekäme täglich dreimal Schläge, und das derbe, sonst wird aus dem nichts. Der alte Kleinholz hat aber die Kräfte kaum mehr, Striemen zu schlagen. Wenn er den Bengel übrigens doch gezüchtigt, so muß das schon gestern Nachmittag geschehen sein, denn heute Morgen ist er auf sein Feld hinaus, und ich begreife dann nicht, weshalb der Mann nicht gleich auf frischer That herüber kam.«

Des Pastors Thür ging drüben auf, und Sr. Ehrwürden rief heraus:

»Herr Diaconus – Herr Diaconus!«

»Herr Pastor?« sagte der Gerufene, und trat in die Thür.

»Bitte, bestellen Sie doch einmal, daß der Schulmeister herübergerufen werde – er soll aber den Augenblick kommen! Hören Sie?«

Der Diaconus, gerade nicht in der Laune sehr bereitwillig zu sein, brummte eine Art Antwort, schickte unten aus dem Haus das Mädchen nach der Schule hinüber, und kehrte in sein Zimmer zurück, der Hülfslehrer hatte dieses aber indessen verlassen, und war in das Dorf hinunter gegangen.

Etwa zehn Minuten mochten so verflossen sein, als der langsame Schritt des alten Keilholz auf der Treppe gehört wurde, und dieser gleich darauf leise und ehrfurchtsvoll an die Thüre des Herrn Pastors anklopfte. Drinnen die Leute waren aber im eifrigen Gespräch, und hörten nicht, wie der ängstliche Finger des Greises die Thüre berührte, dem geistlichen Herrn mochte aber indessen die Zeit zu lange dauern, der Bauer mit seinem Salbader hatte ihn so zu höchst unwillkommener Stunde in seinem Studium gestört, und rasch und ungeduldig, riß er die Thüre plötzlich auf, so daß er im nächsten Augenblick vor der eben zum Klopfen wieder niedergebeugten und jetzt ängstlich zurückfahrenden Gestalt des greisen Schullehrers stand.

»Halloh Herr, horchen Sie?« frug er scharf und überrascht. - »Bitte – bitte tau – tausendmal um Verzeihung,« stotterte, blutroth vor Schaam über die ungerechte Beschuldigung, der also Angeredete – »ich hatte schon zweimal angeklopft, aber der Herr Pastor –«

»Schon gut, Schulmeister,« fiel ihm der Seelsorger mit Autorität in’s Wort, »kommt einmal auf ein paar Minuten herein – bringt nur Euren Hut mit – Schulmeister –« und er zog dabei die Thür hinter dem, durch die ernste Anrede etwas erschreckten kleinen Mann zu. – »Schulmeister, Meinhardt hier beklagt sich, daß Ihr seinen Jungen so unbarmherzig geschlagen haben sollt.«

»Die Striamen werd mer der Junge vier Wochen mit ’rim tragen,« fiel ihm der Bauer heftig in die Rede –

»Herr Pastor« sagte aber Kleinholz, der jetzt wohl merkte, um was es sich handele, »der Gottlieb hat eine kleine Strafe verdient gehabt, und meine Hand ist nicht mehr so schwer, daß sie einem Kinde Schaden zufügen könnte; von Striemen kann da wohl keine Rede sein.«

»Keine Rede sein?« rief der Bauer, »Gottlieb, gleich noch emol mit der Jacke ringer – keene Striemen nich – so? – ei da –«

Der erzürnte Vater legte schon selbst mit Hand an, die geläugnete Thatsache durch das corpus delicti, den geprügelten Körpertheil, zu Tage zu fördern, der Pastor unterbrach ihn aber darin, faßte ihn am Arme, und bat ihn, die Sache ruhen zu lassen, und jetzt still nach Hause zu gehen, er wolle schon mit dem Schulmeister sprechen,

»es solle nicht wieder geschehen!«

Der Bauer wollte noch Einiges bemerken, kam aber nicht mehr zu Wort, und verließ bald darauf, den verdrossenen Jungen, wie bei der Ankunft, hinter sich herschleppend, das Zimmer. Draußen aber blieb er stehen, und die Unterredung im Innern wurde, wenigstens von der einen Seite, so laut geführt, daß er deutlich jedes Wort verstehen konnte.

»Schulmeister, Ihr dürft mir die Kinder nicht so mishandeln!« sagte die gereizte Stimme des geistlichen Herrn, »es sind schon mehrfach Klagen eingelaufen, und ich habe denn doch wahrhaftig keine Zeit, mich mit solchen Sachen fortwährend aufzuhalten; die halbe Nacht sitz’ ich und arbeite, und muß mich jetzt wegen Euch und Eures unverzeihlichen Betragens wegen, mitten aus meinen Studien herausreißen.«

Es entstand hier eine kleine Pause, und wahrscheinlich erwiederte der Schulmeister etwas, denn der Pastor fiel gleich darauf, und mit fast noch größerer Hitze wieder ein: