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John Armstrong ist ein gewöhnlicher Journalistik-Student, immer auf der Suche nach einer guten Story. Doch dieses Mal hat nicht er die Story gefunden, sondern sie ihn. Beeinflusst von einer geheimen Organisation, die offenbar grenzenlosen Einfluss ausübt. Kann man ihr vertrauen? Für sie arbeiten? Oder ist sie der wahre Feind? Dies ist kein gewöhnlicher Roman! Als Hommage an die Comic-Literatur wird dies keine entspannenden Lesestunden bieten, sondern fesselnde Unterhaltung mit actiongeladenen Szenen.
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Seitenzahl: 210
Veröffentlichungsjahr: 2016
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„Wer will, dass die Welt so bleibt,wie sie ist, der will nicht,dass sie bleibt“
Erich Fried
Ein Ende naht
Die Reise geht weiter
Zukunft wird Gegenwart
Die Sauftour
Die Jobsuche
Die Recherche
Das Upgrade
Gute Neuigkeiten
Das Zimmer
Der Mathematiker
Kriegsgebiet
Cole & Kane
Dr. Lennard Schneider
Central Intelligence Agency
Akte Nordlicht
Der dröhnende Wecker bereitete Dave starke Kopfschmerzen. „Ich muss zur Arbeit.“
Mit schmerzverzerrtem Gesicht und unter enormem Kraftaufwand erhob er sich und blickte sich um. Sein Blick streifte über den Müllhaufen, den er seine Wohnung nannte, und sah nur leere Pizzaschachteln, leere Bierflaschen und weiteren Abfall, der sich über das ganze Zimmer verteilte. „Was für eine Nacht…“ Er erinnerte sich nur schwer und bruchstückhaft an die Geschehnisse der vergangenen sechzehn Stunden. „Soll ich meinen Chef anrufen und ihm sagen, dass ich krank sei?“ Dave nahm zunächst ein Aspirin und hoffte, dass diese schrecklichen Kopfschmerzen endlich aufhörten. „Nie wieder Alkohol!“, befahl er sich. Vor dem Badezimmerspiegel überlegte er kurz, ob er sich seinen Dreitagebart wegrasieren sollte, doch ihm war nicht nach Rasieren zumute. Er war viel zu faul dazu, so putzte er sich bloß die Zähne und klatschte sich eine Handvoll Wasser ins Gesicht. „Ich werde die Arbeit absagen.“ So kann man ja unmöglich zur Arbeit erscheinen, dachte er sich und ging in sein Wohnzimmer, um nach seinem Telefon zu suchen. Nach einigen Minuten fand er es schließlich zwischen chinesischen Essbechern und einem Stapel Zeitungen, die längst nicht mehr aktuell waren. Er wählte die Nummer. Es klingelte. Doch niemand ging ran. „Seltsam für einen Heimlieferservice“, dachte Dave laut, und nach kurzem Überlegen entschied er sich ein Nickerchen zu machen. „Der Chef wird schon merken, dass einer fehlt“, sagte er sich mit einem breiten Grinsen. Er stapfte, noch leicht benommen von dem Restalkohol, ins Wohnzimmer, stolperte fast über eine halbvolle Bierdose, fläzte sich auf die Couch und zog schwerfällig eine alte Fleecedecke über sich, ohne zu merken, dass sich dort noch ein Stück Pizzabelag befand. Gerade als er seinen Kopf auf das Kissen bettete und seine Augen schloss, klingelte es mehrmals an der Haustür. Schweren Herzens überwand er sich und ging an die Tür. Durch den Spion erkannte er seinen besten Freund, John Armstrong. Sie sind zusammen aufgewachsen und haben die gleiche Schule besucht, hatten also eine vergleichbare Kindheit.
John hat eine sportliche Figur und kurze blonde Haare, ein markantes Gesicht mit blaugrauen Augen und einer schmalen Nase.
„Hey John, musst du nicht in der Uni sein?“
„Und du nicht bei der Arbeit?“, erwiderte John.
„Montags arbeiten war noch nie meine Stärke.“
„Ich weiß.“
John begab sich ins Wohnzimmer und räumte den Stuhl frei, der überhäuft war mit Klamotten und angesammelten Verpackungen aus verschiedenen Fastfood-Restaurants.
„Meine Güte, so schlimm sah es ja noch nie aus. Was war denn hier los?“
Dave nahm noch ein Aspirin und setzte sich auf die Couch. „Ich weiß nur noch, dass ich die halbe Nacht mit ein paar Kollegen von einer Kneipe in die nächste gewandert bin. Das war mit Abstand die längste Sauftour, bei der ich je dabei war.“
„Du musst ja auch immer so übertreiben“, meinte John, während er seinen Laptop aus dem Rucksack kramte.
„Lass mich raten John: Du bist wieder hinter einer verschwörerischen Story her?“
„Richtig! Sieh dir das mal an.“ John durchstöberte seinen Laptop und drehte ihn zu Dave.
„Und? Was soll ich jetzt dazu sagen? Ein Stromausfall in Russland“, meinte Dave unbeeindruckt.
„Ein Augenzeuge berichtet von einem unbekannten Flugobjekt und ein weiterer erzählt, er habe dieses mysteriöse Objekt gefilmt und genau in dem Moment, als man es auf dem Camcorder hätte sehen müssen, habe dieser sich ausgeschaltet und das Tape war leer.“
Dave legte sich auf die Couch und drehte sich teilnahmslos um. „Weck mich, wenn die Aliens hier angreifen, aber bis dahin schlaf ich weiter meinen Rausch aus.“
„Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen. Ich glaube, ich bin da einer großen Story auf der Spur. Das könnte ein neues Roswell sein.“ John räumte die Couch frei und schaltete den Fernseher ein, um durch die Kanäle zu zappen: Werbung, Touchdown in der zwölften Minute, ein Film mit Clint Eastwood, Newstime. „… der Täter ist noch immer auf freiem Fuß. In Moskau kam es in der vergangenen Nacht zum größten Stromausfall in der Geschichte. Die Ursachen sind noch unklar, doch Hunderte Passanten glauben ein unbekanntes Flugobjekt gesichtet zu haben. Susan Beck berichtet vor Ort: ‚Guten Tag, ganz Moskau spricht darüber. Nach dem Stromausfall blieben sämtliche Uhren in der Umgebung stehen, um exakt 2:14 a. m. Man spricht hier von einem zweiten Roswell. Ob dieses Flugobjekt in Verbindung mit den hiesigen Stromausfällen steht, ist unklar. Fakt ist, laut Luftraumüberwachung hat weder ein Passagier- noch Militärflugzeug dieses Gebiet passiert.‘“
„Hörst du? Meine Worte!“, warf John ein.
„Hier ein Augenzeuge: ‚Hi, also ich war gerade mit meinem Hund draußen, als plötzlich alle Lichter ausgingen. Mein Hund bellte und jaulte wie verrückt, als plötzlich dieses grelle Licht den Himmel erleuchtete. Es sah aus wie ein Flugzeug, bewegte sich jedoch wie ein Vogel. Ich habe schon viel gesehen, aber das kommt garantiert nicht von diesem Planeten!‘
Ob es sich hier um ein neues militärisches Flugzeug oder einen brennenden Wetterballon handelte, werden wir jetzt nicht erfahren, bis dahin zurück ins Studio.“
John schaltete den Fernseher aus. „Was hab ich dir gesagt?!“ Aufgeregt recherchierte er nach möglichen Aufnahmen.
„Wahrscheinlich war das nur eine misslungene Silvesterrakete oder ein scheiß Wetterballon oder eine brennende Eule, die hektisch auf der Suche nach Wasser war.“
„Lass doch mal deinen Scheißsarkasmus“, gab John genervt von sich.
„Nur wenn du mich endlich schlafen lässt.“ Dave räkelte sich auf der Couch herum.
„Alter, steh auf! Wir müssen, so schnell es geht, zu meinem Dad. Vielleicht weiß er etwas, was wir nicht wissen.“
„Du meinst, weil er der Chef eines Forschungsinstituts ist, wo sowieso keiner weiß, was geforscht wird?“
„Genau und wenn du es nicht weiterplapperst, verrate ich dir sogar, was dort geforscht wird.“
„Wow, endlich keine schlaflosen Nächte mehr. Ja bitte, klär mich auf!“, sagte Dave mit seinem sarkastischen Ton.
„Halt die Klappe und zieh dir was an, das nicht nach Bier stinkt. Großer Gott! Dusch dich mal!“
„Dafür ist keine Zeit, hast du selbst gesagt!“, gab Dave grinsend zurück.
„O. k., zieh deine Schuhe an. Sprüh dich wenigstens noch mit Deo ein und komm endlich.“
„Meinetwegen. Wie in den guten alten High-School-Zeiten. Als wir für die Schülerzeitung um die Häuser zogen.“ Dave streifte sich ein halbwegs frisches Hemd über und zog seine graubraunen Sneakers an – die vermutlich einmal weiß gewesen waren. „O. k., wehe, es stellt sich am Ende heraus, dass es wirklich nur ein Scheißwetterballon war.“ John packte den Laptop in seinen Rucksack, Dave nahm seinen Schlüssel und sie verließen die Wohnung. „Wir müssen aber dein Auto nehmen, John.“
„Ja, warum?“
„Ich glaube, ich habe im Vollrausch versucht zu fahren und ihn in der Garage geparkt.“
„Was ist daran schlimm?“
„Naja, das Garagentor war zu.“
„Oh Mann, warum setzt du dich auch ans Steuer, wenn du so besoffen bist, du Vollidiot“, gab John lachend von sich.
„Egal, die alte Schrottkiste war eh nichts mehr wert. Die Garage allerdings muss ich wohl bezahlen, schätze ich.“
Beim Auto angekommen, stiegen sie ein und fuhren los.
„So! John. Jetzt schieß mal los. Was macht dein Dad?“
„Ich weiß nicht viel darüber, aber er sagte mir mal, dass er an einem Projekt namens ‚Nordlicht‘ arbeitet. Ich habe ein bisschen in seinen Unterlagen rumgeschnüffelt und eine Akte mit dem Namen ‚Nordlicht‘ gefunden. Darin fand ich hochkomplexe Gleichungen und Zeichnungen über Quantenphysik und angebliche Versuche mit Dimensionsreisen. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet er nun an diesem Projekt.“
„Du willst mir also erzählen, dass es parallele Welten gibt und dein Vater diese bereisen will? Verarschst du mich?“
„Nein, im Ernst. Der Staat gibt ihm eine Menge Geld, also denke ich, dass er in diesem Gebiet Fortschritte erzielt hat.“
Sie fuhren an einer Kneipe vorbei.
„Hey, sieh mal! Ich glaube, da drüben hab ich letzte Nacht hingekotzt.“
„Sehr schön. Bin stolz auf dich!“
„Kannst du ruhig sein, ich habe sie alle unter den Tisch gesoffen!“
„Dave, sieh mal, weißt du noch damals, als wir das Haus von Mr. Hawkins mit Eiern beworfen haben?“
„Ja, aber er hat angefangen, als er uns an Halloween diese widerlichen alten, vertrockneten Lebkuchen gegeben hat.“
„Ja, stimmt“, antwortete John.
„Wie lange dauert’s noch?“, fragte Dave.
„Fünf Minuten.“
Plötzlich ging der Motor aus und die gesamte Elektronik spielte verrückt, bis schließlich alles aus war.
„Was ist mit deinem Auto los?“
„Ich habe keine Ahnung. Das ist vorher noch nie passiert.“
„John!! Sieh mal. Die anderen Autos stehen auch!“
Sie verließen das Auto, um sich umzusehen. Die Autobahn stand voll mit liegen gebliebenen Autos.
„Geht dein Handy?“, wollte John wissen.
„Nein, meine Uhr ist auch tot.“
„Oh mein Gott! Sieh mal! Passiert das gerade wirklich?“
Ein Passagierflugzeug krachte in ein Hotel und explodierte. „Ein Terroranschlag!“, schrie Dave, als er sah, wie in der Ferne das Hotel brannte.
Nichts bewegte sich mehr, Autos, Straßenbahnen waren stillgelegt. „Was meinst du, geht hier vor sich?“, fragte Dave. „Ich hab nicht die leiseste Ahnung“, antwortete John langsam, als er sah, wie unzählige Leute die Straße hinunterrannten. „Kommt mir wie eine Apokalypse vor.“
„Schon.“ John war fassungslos. Eine Reihe Kampfjets gefolgt von einer Horde Militärhubschraubern donnerte über sie hinweg.
„Okay, John, jetzt hab ich richtig Schiss! Wir sollten uns vielleicht beeilen!“
„Bin ganz deiner Meinung“
„Sag mal…“, schnaufte Dave. „Dein Dad hat dort nicht zufällig einen Schutzbunker oder sowas?“
Eine weitere Explosion war zu hören und beide konnten nicht anders und drehten sich um. „Das war die Chemiefabrik am alten See!“ John sah den schwarzen Rauch und wusste sofort, dass diese Explosion eine Folge des Stromausfalls war. Eine Mischung aus Panik und Angst breitete sich immer weiter aus. „Das ist das Ende!“, schrie ein alter Obdachloser. Er packte Dave am Arm. „Bist du bereit deinem Schöpfer entgegenzutreten?“ Dave schupste ihn weg. „Verpiss dich!“ John griff nach Daves Arm. „Vergiss ihn! Wir müssen weiter! Wenn der Wind dreht, kommt die Wolke auf uns zu und ich will nicht herausfinden, was das ist!“
Unweit von den beiden nutzte ein stark tätowierter Mexikaner die Situation aus und war dabei, einer jungen Frau die Handtasche zu klauen, dabei drückte er sie gegen ein Auto, um sie noch anzufassen. Ein dumpfer Schlag beendete die Situation. Der Mexikaner fiel leblos zu Boden, gefolgt von einigen kleinen Blutspritzern. John hatte ihn mit einem Backstein niedergeschlagen.
„Laufen Sie! Am besten gegen die Windrichtung.“
„Danke! Vielen Dank!“, sagte sie und lief davon.
John blickte die Straße hinunter und in die Wohngegend, die er von seinem Standpunkt aus erspähen konnte. Was ihn jedoch am meisten beunruhigte, war die Tatsache, dass nicht die kleinste Regierungspräsenz vorhanden war. Keine Polizei. Kein Militär. Keine Spezialeinheiten. Ihm war klar, dass irgendwo die Nationalgarde im Einsatz sein musste, und wenn es sich nicht um die Eindämmung einer Massenpanik handelte, mussten sie im Augenblick ein dringlicheres Problem behandeln. Bei der Frage „Welches Problem?“, die in seinem Kopf auftauchte, lernte er eine völlig unbekannte Art von Angst kennen.
„Was stehst du da so dumm herum? Was ist jetzt? Hat dein Dad einen Schutzbunker?“, wollte Dave wissen. Dave hoffte stets auf die leichteste Lösung und mit dem Gedanken, die Situation einfach auszusitzen, könnte er sich leicht anfreunden.
„Weiß nicht.“ Eine Explosion donnerte durch die ganze Stadt. „Scheiße, beeil dich!“, schrie Dave und rannte, so schnell er konnte. „Schnell, auf zu meinem Dad ins Forschungszentrum, bis dahin sind es nur noch ein paar Blocks!“ Hysterisch rannten sie über die Parkplätze, als wäre Krieg ausgebrochen. Menschenmassen stürmten wie verrückt durch die Straßen. „Ah, was ist das?!“, rief Dave, als er fast durch die Erschütterung zu Boden fiel. „Ich weiß nicht. Ein Erdbeben vielleicht?“
„Zufälligerweise jetzt?“, erwiderte Dave mit seinem letzten Atem.
„Da vorne ist es! Das Forschungszentrum!“
So schnell sie konnten, eilten sie über Straßen und Vorgärten und quetschten sich durch die Massen von Menschen, die wie bei einer Stampede wild umherrannten. Klare geistige Handlungen konnte man nicht mehr vorfinden. Hier herrschte einzig und allein die Panik. Einen wirklich sicheren Ort suchte man vergeblich. Johns Versuche, sich zivilisiert zu verhalten, waren einfach nur unnötig. Ein fetter schwarzer Kerl rannte ihn gnadenlos um. Eine hysterische Frau trampelte zudem noch auf sein Bein. Dave konnte ihn noch hochhieven, bevor er noch ernsthaft verletzt wurde. „Scheiß drauf! Wir boxen uns jetzt ohne Rücksicht auf Verluste durch!“, schrie John und packte den Erstbesten vor ihm und schupste ihn zur Seite. Dave tat das Gleiche, bis sie ihr Ziel erreichen konnten. „Wie kommen wir da rein?“
„Ich habe mir heimlich die Schlüssel von meinem Vater nachmachen lassen“, antwortete John, während er hektisch nach ihnen suchte. „Habe sie! Komm, wir suchen meinen Dad!“ Sie betraten das Gebäude, doch es war verlassen. „John?! Wo sind alle hin?“
„Ich weiß nicht, vermutlich evakuiert.“
„Also war es doch ein Terroranschlag!“
„Ich glaube nicht. Dieser Stromausfall ähnelte einem EMP.“
„EMP? Was ist das?“
„Ein elektromagnetischer Puls“, antwortete ihm John, als er in einer Kartei nach Abteilung 47 suchte.
„Was suchst du?“
„Das Labor von meinem Dad.“
„Was hast du vor, wenn du es gefunden hast?“
„Wirst du schon sehen. Habe es! Komm!“
Ein weiteres Erdbeben erschütterte den Boden. Bilder fielen von den Wänden, Risse schossen wie Blitze durch den Beton. Scheiben klirrten. „John, was ist hier los?“, schrie Dave panisch.
„Ich weiß es nicht!“
Beim Labor angekommen, suchte er nach dem richtigen Schlüssel. „Mann, arbeitest du im Knast?
Warum hast du so viele Schlüssel?“
„Warte, gleich, scheiße… Ah hier! Habe ihn!“
„Was wollen wir jetzt in dem Scheißlabor, wenn draußen die Welt untergeht?“
„Ich habe in den Unterlagen meines Vaters gelesen, dass es sich bei diesen Dimensionsreisen um Chips handelt, die unter die Haut implantiert werden, und mittels einer Fernbedienung springt alles, was in Verbindung mit den Chips ist, mit.“
„Versteh ich dich richtig? Du willst dir die Dinger schnappen und sie dir unter die Haut jagen und das erste menschliche Testobjekt sein?“
„Genau genommen werden wir die ersten Testobjekte sein.“
„Spinnst du? Das war dein Plan? Ernsthaft?!“
„Wir werden sie uns nur unter die Haut platzieren. Das tut fast gar nicht weh und im Notfall drücken wir den Knopf der Fernbedienung. Ob wir bei einem Anschlag sterben oder bei dem Versuch, in eine andere Dimension zu springen, ist doch egal. Jetzt sind wir hier! Gib mir deinen Arm“, schrie John, als er die Pistole fand, mit der er den Chip platzieren wollte.
„Alter, was, wenn es schiefgeht?“
„Ich drücke den Knopf nur im Notfall!“
„Scheiße! O. k.! Mach schnell!“, rief Dave, als das nächste Erdbeben den Putz von den Wänden riss und alle Laborinstrumente auf die Fliesen klirrten. John setzte die Pistole an und schoss ihm den Chip unter die Haut. „Au! Fuck! Scheiße! Von wegen tut kaum weh! Ah, wie das zwiebelt!“
„Jammer nicht rum! Da liegen noch drei Chips. Ich stecke die anderen vorsichtshalber mal ein. Wir müssen meinen Dad finden!“ John nahm den anderen Chip und schoss ihn sich unter die Haut.
„Los raus hier, bevor das Gebäude einstürzt!“, schrie er und stürmte den Flur hinunter in Richtung Treppen. „Da! Ein Notausgang!“ Dave kletterte hinaus und rutschte die Treppen hinunter. John rutschte direkt hinterher.
„Endlich draußen!“, schnaufte Dave.
„Dave?“
„Was?“
„Das musst du sehen!“
Sie blickten in den Himmel und da war es, ein Flugobjekt, wie man es aus keinem Science-Fiction-Film kennt. Größer als jedes bekannte Flugzeug und beweglicher als ein Vogel. Metallisch leuchtend.
„Scheiße! Renn! Es fliegt auf uns zu!“
„Da vorne!“, brüllte Dave und zeigte auf eine Einfahrt.
„Eine Tiefgarage!“
Schutz suchend rannten sie quer über die Straße, vorbei an schießwütigen Passanten, die alles, was sie hatten, auf das Objekt feuerten. Im Tiefgeschoss sahen sie sich um. Nichts, nur herabgestürzte Betonplatten und einkrachende Wände, welche die Autos in der ganzen Tiefgarage zerquetschten.
„Hier kommen wir nicht mehr lebend heraus!“
„Bleib cool, Dave. Das Militär greift sicher gleich ein! Bis dahin verstecken wir uns unter den Metallträgern, da fällt uns wenigstens nichts auf den Kopf.“ Explosionen und stumpfes Donnern waren der einzige Hoffnungsschimmer, dass das Militär den Feind besiegen könnte.
„O. k.…“ Dave beruhigte sich langsam.
„John, sag mir, dass ich eine Droge genommen habe und dass alles hier nur ein übler Trip ist.“
„Würde ich gern, aber wir werden wirklich von irgendjemandem oder irgendetwas angegriffen.“
Die Erde bebte so heftig wie nie zuvor. Beton löste sich von der Decke und es krachte, als hätte jemand ein Haus gesprengt. „Es geht mir einfach nicht rein! Hier sind tausend Menschen, einige feuern mit schweren Waffen auf das Ding und uns greift es an?“ Eine Reihe von Explosionen näherte sich. „Fuck! Verfolgt uns das Ding etwa?!“, schrie Dave, als er schützend seine Hände über den Kopf hielt. Ohrenbetäubender Lärm tobte von jeder Seite, und als wenn sie nicht schon völlig überfordert wären von den Ereignissen, raste zudem noch eine riesige Feuerwand auf sie zu und die Tiefgarage stürzte ein. Nur Feuer und Explosionen. Keine Überlebenschance.
Ein dichter Nebel umhüllte die Umgebung. „Sind wir tot?“, fragte Dave verwirrt. „NEIN, ich muss mich gerade anstrengen, nicht zu kotzen. Wir haben überlebt. Viel wichtiger ist, wo zum Teufel wir sind!“, antwortete John, als er sich umsah und versuchte, etwas durch den dichten Nebel zu erkennen. „Wir sind tatsächlich in eine andere Dimension gesprungen!“ Dave musste sich noch mit dem Gedanken anfreunden. „Das hat mein Vater also all die Jahre gemacht.“ „Ich muss zugeben, jetzt finde ich deinen Vater um einiges cooler. Jetzt verzeih ich ihm auch den Ausrutscher, als er mich als ‚nutzlosen Kiffer‘ bezeichnet hatte.“ „Zu seiner Verteidigung, zu der Zeit warst du auch ein nutzloser Kiffer! Ich bin froh, dass du das inzwischen im Griff hast.“ „Durch den Nebel haben wir zwar fast kein Sonnenlicht, aber das, was durchkommt, sieht so anders aus, oder?“ Dave beobachtete seine Hand und drehte sie in dem milden, künstlich wirkenden Licht, bis ihn etwas in seinen Augenwinkeln ablenkte. „John?“ „Hm?“ „Sieh mal, dort drüben, da steht doch einer, oder?“ „Wo denn?“ Durch den Nebel sah man nur schwer die Umrisse von Büschen und Bäumen. Man konnte nicht einmal die Kronen der Bäume erkennen. Den kalten Nebel konnte man regelrecht schmecken. „Na da! Hinter dem verdorrten Busch.“ John sah sich um und entdeckte die Gestalt, die nur dastand, sich nicht bewegte und einen abwesenden Eindruck machte. „Hey! Sie da, können Sie uns sagen, wo wir sind? Wir haben uns verlaufen.“ Die Gestalt nahm die beiden nicht einmal wahr. „Bist du verrückt! Du weißt nicht, was hier abgeht“, schrie Dave entsetzt. Langsam wendete sich die Gestalt und sah in die Richtung von den beiden. „Alter! Sieh dir sein Gesicht an! Was ist mit seinem Gesicht?!“, schrie Dave schockiert. Die verstörende Gestalt bewegte sich langsam mit unkontrollierten Schritten auf die beiden zu. Er hatte nur ein Auge und seine gesamte linke Gesichtshälfte sah aus, als hätte sie ein Tier zerfressen. „Ich wollte das nicht tun! Ihr habt gesagt, dass uns nichts passiert!“, schrie die seltsame Gestalt mit einer Angst einflößenden Stimme. Plötzlich rannte der Creep wie verrückt los! „Scheiße! Dave! RENNNN!“, brüllte John, als er bereits losrannte. Dave folgte ihm, so schnell er nur konnte. „Er holt auf!“, schrie Dave. „Sieh nicht nach hinten! Lauf!“, antwortete John, der bereits völlig außer Atem war und nur durch Adrenalin in Bewegung blieb. Der Creep packte Dave an seinem Arm und riss ihn zu Boden. „AAAhh! Mach irgendwas!“ John versuchte, ihm zu helfen. Erfolglos. Der Creep schlug auf Dave ein, als wäre er ein Punchingball. Unzählige unkontrollierte Schläge trafen sein Gesicht. John sah sich kurz um und nahm den schwersten Stein, den er fand, und schlug ihm mit aller Kraft auf den Hinterkopf. Er fiel zu Boden, zuckte noch kurz und brabbelte wirres Zeug, bevor er dann starb. Blut floss zusammen mit kleinen Klümpchen Hirn über das kalte Laub. „Ist er tot?“, fragte Dave, der ganz benommen von den Schlägen war. „Keine Ahnung, sieh mal nach.“ „Was?? Wieso ich!?“ „Na gut, ich seh nach.“ John tastete den Hals ab und suchte nach einem Puls, vergeblich. „Er ist definitiv tot.“ „Oha, du hast ihn umgebracht.“ „Ich wollte ihn nur ausknocken und ich dachte, er bringt dich sonst um.“ Dave sah herab auf den Leichnam. „Das wollte er auch. Danke. Aber warum ist der Typ so durchgedreht?!“ „Frag mich nicht“, antwortete John. „Wir sollten nahe zusammenbleiben.“ „Bei dem dichten Nebel ist das mal ’ne gute Idee.“ „Wir dürfen bloß nicht die Nerven verlieren. Früher oder später stoßen wir wieder in die Zivilisation.“ „Können wir uns nicht einfach in die nächste Welt beamen?“ „Also erstens beamen wir uns nicht. Wir springen. Und zweitens, das Gerät braucht einige Stunden, um wieder betriebsbereit zu sein.“ „Na toll, wir sind in einer Welt, die wir nicht kennen, haben gerade mal drei Meter Sicht und wurden von einem durchgeknallten Irren angegriffen“, seufzte Dave. „Lalali, lalalu. Was hast du mit meinen Kindern gemacht!? Kämpfe für dein Land, sagten sie. Mama, der Kuchen ist fast fertig. Es wird uns gesund machen, haben sie gesagt, klüger werden wir sein…“ Von allen Seiten traten Schreie und Stimmen hervor. „Was für eine kranke Scheiße ist hier passiert?!“ Eine lähmende Angst breitete sich aus. „Sei ja leise. Kannst du das Ding nicht irgendwie hinbekommen? Ich will weg von hier!“ „Wenn ich das könnte, wären wir schon weg!“, antwortete John.
Schritt für Schritt liefen die beiden behutsam durch den Wald. Mit jedem zerbrochenen Zweig, auf den sie traten, pochte die Angst in ihnen. „Warum ist es eigentlich so dunkel, obwohl es Tag ist?“ „Vermutlich wegen diesem extrem dichten Nebel.“ „Stopp! Komm hier rüber!“, flüsterte Dave, als er John rüberzerrte, um sich hinter einem Fels zu verstecken. „Was ist los? Hast du was gesehen?“ „Sieh selbst. Da, neben dem zwei Meter dicken Baum.“ „Neun, zehn, elf, zwölf, dreizehn, vierzehn. Scheiße. Vierzehn von diesen Psychos. Mach ja kein Geräusch, Dave.“ „Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Meinst du, dass alle Menschen in dieser Welt durchgedreht sind?“ „Bete, dass es nicht so ist. Wir können erst in ungefähr vier Stunden hier weg.“ „Wir sind hier in eine verfluchte Hölle gestolpert. Was zum Teufel soll denn danach noch kommen?!“, fragte sich Dave. „Schlimmer als hier kann es ja kaum werden, am besten verpissen wir uns, so schnell es nur geht!“
„Dafür bin ich auch.“
„Ich würde vorschlagen, wir springen so oft von einer Dimension in die andere, bis wir ein Paradies finden, wo wir für immer bleiben.“ „Musst du denn gar nicht an deine Freunde und Familie denken?“, fragte Dave und blieb stehen. „Weißt du, mit meiner Freundin ist Schluss und mein Vater liebt nur seine Arbeit. Ich hab den ganzen Tag nur Prüfungsstress. Und du? Du hast einen Scheißjob, den man unmöglich lieben kann… Was vermisst du denn?“, sagte John.
„Naja, ein neues Leben irgendwo anfangen klingt nicht schlecht, aber gleich in eine andere Dimension!?“
„Sieh es doch von der positiven Seite. Früher oder später sind wir an einem Ort, an dem wir glücklich werden können.“
„Ja, kann schon sein, aber machst du dir keine Sorgen, ob deine Freunde und Verwandten noch leben?“
„Ja. Ich versuche nicht daran zu denken. Wahrscheinlich wurden nur einige Gebäude bei dem Angriff zerstört und dann hat das Militär die Angreifer besiegt.“
„Du ewiger Optimist“, antwortete Dave, als er weiterging.
John sah sich um, nichts als verdorrte alte Bäume, die so dicht nebeneinanderstanden, dass man nur mühselig durchkam, und wo man auch hinsah, fand man keinen Weg, der vielleicht mal als Fußgängerweg diente.
„Es ist aussichtslos! Am besten, wir hocken uns hier hin und warten, bis das Gerät sich aufgeladen hat“, gab Dave von sich, als er stehen blieb.
„Nein! Überleg doch mal, überall laufen diese Psychos rum, wenn wir stehen bleiben und so einer oder zwei laufen uns übern Weg, dann sehen wir alt aus. Hey, der Kerl hatte nur ein Auge und nur eine Gesichtshälfte und trotzdem hätte er dich fast umgebracht. Früher oder später finden wir schon noch normale Menschen.“
„Na gut, o. k., wir laufen noch zwei Stunden, wenn wir dann aber immer noch nichts gefunden haben, klettern wir auf einen Baum und warten ab.“
„Einverstanden“, antwortete John.
„Dave, der Nebel! Er wird immer dichter!“
„Von wo sind wir gekommen?“
„Ich glaube, von dort“, nahm John an, als er sich umdrehte.
„Nein, oder? Man, ich bekomm langsam echt Panik. Lass uns ein bisschen schneller laufen!“
„Dave! Hast du auch was gehört, da hinten?“
„Was??! Nein, Mann! Du machst mir eine Scheißangst, John! Lass das!“
Es wurde immer stiller. Das einzig hörbare Geräusch war das unruhige Atmen der beiden. Der Wind wehte leise, was ein sanftes Rascheln in den kahlen Baumkronen verursachte. Der Nebel nahm ihnen inzwischen jegliche Sicht.
Dave wurde immer unruhiger.
„Wieso sind wir nur hier gelandet? Hätten wir nicht mitten im Springbreak landen können?“
„Besser, als zu sterben.“
„Ja, kann ja sein, aber wir sind hier in einer Scheißhölle, wo es vielleicht kein zivilisiertes Leben mehr gibt, und wer weiß, ob das, was die erwischt hat, nicht ansteckend ist. Wir laufen und laufen, haben aber keine Ahnung, ob wir irgendwo ankommen… Mein Gott, vielleicht laufen wir seit ’ner Stunde im Kreis.“