Pip Bartlett und die magischen Tiere - Maggie Stiefvater - E-Book

Pip Bartlett und die magischen Tiere E-Book

Maggie Stiefvater

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Beschreibung

Die neunjährige Pip Bartlett hat eine besondere Gabe: Sie kann mit magischen Tieren sprechen – mit Einhörnern, Seidengreifen und Hopp-Grackeln. Mit Eltern und Lehrern klappt die Verständigung allerdings manchmal nicht so gut. Weshalb Pip in den Sommerferien wegen des Einhorn-Vorfalls (wer denkt denn auch, dass die so doof sind!) zu ihrer Tante Emma verbannt wird. Emma leitet eine Praxis für magische Tiere, und begeistert plaudert Pip den ganzen Tag mit den verrücktesten Geschöpfen, die man je gesehen hat. Doch dann taucht ein abenteuerliches Problem auf, nämlich Unmengen von Fussels. Das Schlimme an diesen kleinen pelzigen Wesen: Wenn sie sich aufregen, gehen sie in Flammen auf … Hier können nur Pip und ihr neuer Freund Thomas helfen.

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Seitenzahl: 190

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* Einhörnern * Hopp-Grackeln

* Glasfischen * und allen anderen magischen Tieren

* Eltern * Lehrern

* und allen anderen Autoritätspersonen

Den Sommer verbringt Pip bei ihrer Tante Emma, die eine Arztpraxis für magische Tiere leitet. Den ganzen Tag kann Pip dort mit Tieren sprechen und ihnen bei ihren Problemen helfen! Auch einen neuen Freund lernt sie kennen: Thomas. Und dann geraten die beiden schon in ein erstes Abenteuer, denn brandgefährliche Fussels überfluten plötzlich die Stadt …

Maggie Stiefvater ist seit dem riesigen Erfolg der Nach dem Sommer-Trilogie eine der bekanntesten amerikanischen Jugendbuch-Autorinnen. Sie zeichnet begeistert — zum Beispiel auch die Illlustrationen in diesem Buch.

Jackson Pearce wollte als Kind immer ein Buch über Einhörner, magische Tiere und ein wirklich cooles Mädchen lesen. Doch das gab es einfach nicht — also hat sich die amerikanische Bestsellerautorin mit Maggie Stiefvater zusammengetan und diese Geschichte selbst geschrieben.

Aus dem Amerikanischenvon Stefanie Frida Lemke

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel Pip Bartlett’s Guide to Magical Creaturesbei Scholastic Press, an imprint of Scholastic Inc., New York

Text Copyright © 2015 by Jackson Pearce und Maggie Stiefvater

Illustrationen © 2015 by Maggie Stiefvater

All rights reserved. Published by arrangement with Scholastic Inc.,557 Broadway, New York, NY 10012, USACopyright © 2016 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH,Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Martina Vogl

Umschlaggestaltung. t.mutzenbach design, München, unter Verwendung der Originalmotive von Maggie Stiefvater,Originaldesign: Christopher Stengel

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-18424-7V001www.heyne-fliegt.de

Die Einhörner kamen kurz nach den Bussen an.

Wenn ich mich weit über den Tisch vorbeugte und den Hals reckte, konnte ich sie gerade so eben aus dem Fenster des Klassenraums sehen. Auf den Anhängern, in denen sie kamen, stand ganz groß: Einhornfarm Sonnenhof. Ich beugte mich weiter vor …

»Pip!«, rief mein Vater. Ich hatte aus Versehen mit dem Ellbogen gegen eine Schachtel Steine gestoßen, die daraufhin vom Tisch fiel.

»Ups«, antwortete ich entschuldigend und kroch unter den Tisch, um die Steine aufzusammeln.

Normalerweise kam mein Vater natürlich nicht mit in die Schule. Aber heute war Projekttag, und unsere Eltern stellten ihre Berufe vor. Die Flure und Klassenzimmer waren voller Mütter und Väter, die ganz wild darauf waren, von ihrer Arbeit zu erzählen. Meine Eltern waren beide Geologen, weswegen Dad eine Schachtel mit Steinen (er nannte sie Geoden) mitgebracht hatte, um sie meiner Klasse zu zeigen. Steine zu betrachten war eigentlich nichts, wofür ich mich richtig begeistern konnte, aber ich fand trotzdem, dass mein Dad um einiges cooler war als die Mutter, die Reißverschlüsse herstellte.

Aber seien wir mal ehrlich – nichts war so cool wie Einhörner.

Durchs Fenster sah ich, wie eine Frau in einem himmelblauen T-Shirt das erste Einhorn aus dem Anhänger holte. Ich hatte das Gefühl, als würden mein Herz und mein Gehirn in Einhorn-förmigen Feuerwerken explodieren. Dank meines Lieblingsbuches Gottfried Higgelsteins Handbuch der magischen Tiere (das ich zufälligerweise gerade im Rucksack hatte) wusste ich alles über Einhörner.

Allerdings bekam ich nicht allzu oft welche zu sehen – mitten in Atlanta waren Einhörner ziemlich selten. Dieses Einhorn glänzte nur so. Es hatte eine sonnengelbe Mähne und dunkle, wild umherblickende Augen. Als es über den Asphalt tänzelte, stoben unter seinen Hufen, die die Farbe von Vanilleeis hatten, Funken auf.

»Oh, Einhörner!«, sagte mein Vater mit der gleichen Stimme, die ich immer benutzte, wenn er mir einen neuen Stein zeigte – das heißt, er gab sich sehr viel Mühe, interessiert zu klingen, aber er konnte mit Tieren nun mal nichts anfangen. »Wie aufregend. Zu wem gehören sie?«

Ich zeigte auf Marisol Barrera, die vier Plätze weiter saß. Mein Vater sah sie bewundernd an. Alle bewunderten Marisol. Sie hatte nie Schokoladenflecken im Gesicht, und sie dachte immer daran, sich die Haare zu bürsten. Sie hatte eine saubere Handschrift, und ihre Hausaufgabenhefte waren nie zerknittert. Heute trug sie wie ihre Mutter ein himmelblaues T-Shirt mit einem kleinen bunten Sonnenhof-Logo darauf.

Ich versuchte, mich aufrechter hinzusetzen, so wie Marisol, aber meine Wirbelsäule wusste irgendwie nicht, wie sie das hinbekommen sollte. Ich saß einfach nur krumm da.

Egal. Wenigstens konnte ich etwas, was Marisol nicht konnte. Ich glaube, niemand außer mir konnte es. Ich konnte mit magischen Geschöpfen reden. Und sie verstanden mich.

Leider glaubte mir das keiner. Und ich hatte auch nicht viel Übung darin, weil in unserem Haus keine Tiere gehalten werden durften – noch nicht einmal magische.

Ich hatte noch nie mit einem Einhorn geredet.

»Alle mal zuhören!«, rief Mr. Dyatlov, unser Lehrer. »Wir stellen uns jetzt in einer ordentlichen Reihe auf und gehen dann raus, um uns dort die Berufe anzusehen. Zeigt euren Eltern mal, wie gut ihr das könnt!«

Bei Mr. Dyatlov musste es immer ordentlich zugehen. Alles an ihm war in einer ordentlichen geraden Linie – sein Haarschnitt, sein Schnurrbart, seine Krawatte, sogar sein Mund. Schon ganz am Anfang des Schuljahrs hatten wir gelernt, dass es besser war, so ordentlich wie möglich zu sein, also stellten wir uns jetzt in einer Reihe auf, die so gerade wie seine Augenbrauen war. In ein paar Minuten würde ich den Einhörnern gegenüberstehen. Ich gab mir Mühe, nicht zu sehr aus der Reihe zu tanzen, aber auch als ich meinen wilden Herzschlag etwas beruhigt hatte, klopften meine Füße noch weiter auf den Boden.

Ich konnte einfach nicht stillhalten!

Erst recht nicht, als wir endlich hinaus auf den Schulparkplatz gingen, auf dem allerhand Außergewöhnliches zu sehen war. Ein Antiquitäten-Händler hatte ein sehr altes, seltsam aussehendes Auto mitgebracht, ein Florist stand vor einem Lieferwagen mit jeder Menge Blumen unter einer ausklappbaren Markise, ein Koch hatte einen Grill aufgestellt, und eine Gruppe Mütter spielte auf Saiteninstrumenten. Mein Vater stellte seine Schachtel mit Geoden auf, und ein paar meiner Freunde spähten bereits hinein. Dad freute sich, als hätte er die Steine selbst ausgebrütet und sie nicht bloß gefunden.

Ich zählte die Einhörner. Acht Stück! Marisols Mom und Dad und die beiden erwachsenen Zwillingsschwestern hielten je zwei an den Zügeln. Sie sahen sehr vornehm und wunderschön aus. Die Barreras, meine ich – sie waren die erwachsene Version von Marisol. Sie waren geschniegelt und gebügelt, und ihre Kleidung wirkte so, als hätten sie gerade erst die Preisschilder abgemacht.

Und die Einhörner? Nun. Die sahen magisch aus.

»Kinder! Kinder!«, rief Mr. Dyatlov. »Denkt dran – wir rotieren. Jeder bekommt alles zu sehen. Wie lautet die Draußen-Regel?«

»Nicht rennen, nicht auf eigene Faust irgendwohin gehen, Hände waschen, wenn wir wieder reinkommen!«, antworteten wir alle gehorsam. Zufrieden schickte Mr. Dyatlov uns los, und wir gingen alle – sehr, sehr, sehr schnell – zu unserer ersten Station.

Natürlich ging ich als Erstes zu den Einhörnern. Zum Glück lockte der Koch mit seinen frisch gebackenen Pfannkuchen alle anderen erst mal zu sich, sodass ich die Einzige bei den Einhörnern war!

»Hallo«, sagte Marisols Mom lächelnd, als ich auf sie zukam. »Willst du später mal mit Einhörnern arbeiten, wenn du groß bist?«

»Ja! Ich meine, vielleicht! Ich meine, ich weiß es nicht – aber ich liebe Einhörner! Eigentlich alle Tiere«, sagte ich ganz außer Atem, während ich mir die acht Einhörner genauer ansah. Sie waren alle ein bisschen unterschiedlich. Eins hatte eine rosa Mähne, eins eine grüne. Die Hufe hatten auch unterschiedliche Farben, und die Haut war zwar bei allen weiß, aber manche hatten einen blauen Schimmer und andere einen orange-roten. Und allen wuchs ein perfekt spiralförmiges, perlmuttartiges Horn aus der Mitte der Stirn.

»Das Horn des Einhorns ist die härteste Substanz, die es auf der ganzen Welt gibt«, erklärte mir eine von Marisols Schwestern, als sie bemerkte, wie ich das Horn des Einhorns neben mir beäugte.

»Ich weiß! Darf ich es anfassen?«, fragte ich.

»Klar«, sagte Ms. Barrera, aber sie hatte mich falsch verstanden – ich fragte nicht sie um Erlaubnis. Ich fragte das Einhorn.

»Es ist doch immer wieder schön, bewundert zu werden«, sagte das Einhorn mit tiefer, männlicher Stimme. Dann schnaubte es ein bisschen und senkte den Kopf. Weil die Barreras nicht hören konnten, was das Einhorn zu mir sagte – ich war ja die Einzige, die das konnte –, waren sie etwas überrascht, dass der Hengst sich tatsächlich von mir anfassen ließ. Aber schließlich hatte ich ihn ganz höflich gefragt. Ich streckte die Hand aus und berührte das Horn. Es fühlte sich an wie das Innere einer Muschel.

Das Einhorn zog schnaubend den Kopf wieder zurück. Die dunklen Augen, die eben noch voller Magie gewesen waren, verwandelten sich in dunkle Augen voller Abscheu, als es meine offenen Schuhe und wirren Haare sah. Offenbar war es eher an Leute wie die Barreras gewöhnt.

Das Einhorn sagte: »Okay, das reicht. Mein Horn wurde gerade erst poliert. Ich will nicht, dass es schmutzig wird.«

»Oh. Entschuldigung«, sagte ich.

»Wofür?«, fragte Ms. Barrera.

»Ich glaube, ich habe Ihr Einhorn verärgert«, erklärte ich.

Doch sie lachte. »Mach dir keine Gedanken wegen Rittersprung. Er ist unser ältestes Einhorn – er kann manchmal ein bisschen launisch sein. Melody, bring mal Regentänzerin her! Die ist Kindern etwas mehr zugetan.«

Regentänzerin wieherte fröhlich, als sie nach vorn geführt wurde. »Juhu! Seht ihr? Jetzt können alle meinen Schweif bewundern!« Die anderen Einhörner verdrehten murrend die Augen, als Regentänzerin ihren Schweif vor- und zurückschnellen ließ. Aber es war auch wirklich ein beeindruckender Schweif – türkis und ganz in Ringellocken.

»Er ist wunderschön«, sagte ich.

»Danke«, antwortete Regentänzerin. »Sie haben den ganzen Morgen gebraucht, um mir die Locken zu machen. Sie wollen sie für unsere nächste Show testen. Ich finde, sie stehen mir gut, findest du nicht auch?«

»Absolut«, sagte ich. »Können sie dir auch solche Locken in die Mähne machen?«

»Das würde Stunden dauern«, sagte Regentänzerin. »Und so lange kann ich nicht stillstehen!«

Das kannte ich sehr gut. »Ich auch nicht.«

Die Barreras sahen mich ganz komisch an. Natürlich konnten sie nicht hören, was Regentänzerin zu mir sagte, also musste es auf sie so wirken, als würde ich Selbstgespräche führen.

»Sie hat mir von ihrem Schweif erzählt«, erklärte ich.

»Das glaub ich dir gern«, sagte Ms. Barrera höflich. Aber sie hatte die Stirn gerunzelt und lächelte auf diese Art, als würde sie denken: Die ist ja verrückt.

Ich wünschte mir manchmal, ich könnte mich an diesen Gesichtsausdruck der Leute gewöhnen, aber das tat ich nicht. Magische Geschöpfe konnten mit meiner Fähigkeit viel besser umgehen als Menschen. Warum konnten mir die Leute nicht einfach glauben?

»Alle weiter zur nächsten Station!«, rief Mr. Dyatlov, und meine Mitschüler setzten sich in Bewegung. Marisol und ungefähr sechs andere Kinder kamen von der Pfannkuchen-Station herübergelaufen. Ich hätte zu dem Dad mit der Lötlampe und dem Schweißhelm weitergehen müssen, aber ich tat einfach so, als hätte ich Mr. Dyatlov nicht gehört, und blieb bei den Einhörnern.

»Die sind ja toll!«, rief eins der anderen Kinder.

»Danke«, sagte Marisol.

Dass auf einmal so viele Kinder da waren, ließ die Einhörner nicht unbeeindruckt. Sie warfen die Köpfe zurück und weiteten die Nüstern, sodass die bunt schillernde Haut darin zu sehen war. Eins der Einhörner rief: »Seht mich an!«, und das nächste: »Nein, mich!« Sogar Rittersprung bäumte sich auf und sagte mit tiefer Stimme: »Nein, sie sehen alle mich an.«

Ich hatte gar nicht gewusst, dass Show-Einhörner solche Angeber waren.

Regentänzerin schlug mit ihrem Ringellocken-Schweif umher und reckte den Hals, um zu sehen, ob man sie bemerkt hatte. Dann stieß sie mich mit dem Maul an. »Hey, du! Du, die mit uns reden kann. Frag die anderen Kinder, wie ihnen mein Schweif gefällt!«

Ich war nicht besonders gut darin, vor vielen Leuten zu reden, aber weil das hier meine erste Begegnung mit einem Einhorn war, wollte ich Regentänzerin nicht enttäuschen. Mit lauter Stimme rief ich: »Hey, alle zuhören! Wie gefällt euch der Schweif von diesem Einhorn?«

Aber die anderen waren alle damit beschäftigt, den Barreras Fragen zu stellen. Keiner hatte mich gehört. Verärgert schüttelte Regentänzerin die Mähne. Je lauter die Kinder wurden, desto lauter wurden auch die Einhörner. »Kinder! Kinder! Seht mich an! Seht hierher! Nein, hier! Kinder!«

Marisol zog ihre Mutter an der Hand. »Mom, dürfen meine Freunde auf Rittersprung reiten?«

Ms. Barrera schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das ist keine so gute Idee. Aber vielleicht kannst du eine Runde mit ihm über den Hof reiten, damit alle ihn sehen.«

»Nicht mit ihm!«, riefen gleich vier Einhörner auf einmal. »Nimm mich!«

Mr. Barrera tauschte Rittersprungs einfaches Halfter gegen silbrig glitzerndes Zaumzeug mit einer Aussparung für das Horn. Während Ms. Barrera Marisol beim Aufsteigen half, kaute Rittersprung gedankenvoll auf der Trense, die aussah, als wäre sie aus Kristall. Er wirkte gar nicht besorgt, dass Marisol schmutzig sein könnte. Auf dem Rücken des größten und schönsten der Einhörner sah Marisol aus wie eine richtige Prinzessin.

Alle schauten zu ihr hoch.

»Kann sie ihn laufen lassen?«, rief eine meiner Klassenkameradinnen.

»Laufen? Nicht ganz. Einhörner haben fünf Gangarten, anders als Pferde, die nur vier haben«, erklärte Ms. Barrera. »Sie heißen Schritt, Tanz, Trippeln, Tollen und Galopp. Ich glaube, in einer Menschenmenge wie dieser hier sind nur Schritt und Tanz ungefährlich.«

Marisol und Rittersprung fingen an zu tänzeln. Es sah so schön aus, dass ich vor lauter Aufregung ein paarmal die Hände zu Fäusten ballen musste, um mich abzulenken. Ich hatte vorher schon gedacht, alle Blicke wären auf Marisol und Rittersprung gerichtet gewesen, aber jetzt war es wirklich so.

Regentänzerin stieß mich wieder mit dem Maul an. »Hey! Du! Kind, das mit uns reden kann!«

»Das tut weh«, sagte ich, obwohl es nicht stimmte.

»Sieh doch nur, wie alle sie anschauen«, beklagte sich Regentänzerin. »Ich sollte da draußen herumtänzeln! Sag ihnen, dass sie mich anschauen sollen!«

»Mir hört keiner zu«, sagte ich. Rittersprung war von der vielen Aufmerksamkeit aufgeregt geworden und hatte angefangen zu trippeln, aber Marisol führte ihn gekonnt wieder zurück in den Tanz.

ENDE DER LESEPROBE