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In ihrem 3. Fall beschäftigen sich Ruth Pitscher und Harald Keller mit einem Mord 'An den drei Erken', durch den Hape Uerlichs in große Schwierigkeiten gerät. Es geht um Pflege, Schwarzarbeit und unglückliche Liebe.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Birkenbach, Lilli
arbeitet zusammen mit Zwillingsschwester Lotti im horizontalen Gewerbe, Nachbarin der Familie Uerlichs in Üdingen
Birkenbach, Lotti
siehe Lilli
Breuer, Grete
betagte und an allem interessierte Kreuzauerin, befreundet mit Christine Nolden, Tante von Werner Breuer
Breuer, Werner
Neffe von Grete, mit Polizeichef Hans van Damm befreundet
Fabian, Agnieszka
polnische Pflegekraft bei Hiltrud Virnich, arbeitet 'schwarz', mit Malgorzata befreundet und mit Lena bekannt
Hages, Marianne
Schwester von Ruth Pitscher, lebt mit einer Demenz im Schiller-Euler-Stift
Heinrichs, Bärbel
war mit Harald Kellers verstorbener Frau Marita befreundet, Hundemama von 'Elfi'
Jakubiak, Rafal
fährt für ein polnisches Busunternehmen, Gelegenheitszuhälter,
Keller, Harald,
pensionierter Kommissar und ehemaliger Dienststellenleiter der Kreuzauer Polizei, verwitwet, leitet den Kreuzauer Geschichtsverein
Kaminski, Lena
polnische Pflegekraft zunächst bei Johanna Schöller, arbeitet offiziell über eine Agentur, bekannt mit Agnieszka und Malgorzata
Klein, Elvira
Bäckereifachverkäuferin bei Büschel und mit Hape Uerlichs liiert
Klein, Helene
Mutter von Elvira Klein
Nolden, Christine
betagte Kreuzauerin, mit Grete Breuer befreundet
Nowak, Karl
Stammkunde im Nachtigall, Faible für slawische Frauen
O'Flynn, Steffi
Tochter von Harald Keller, lebt mit Mann Duncan und den Kindern Connor und Caithlyn in Irland
Pitscher, Ruth
pensioniertes 'Frollein vom Amt', hat ungewöhnliche Hobbys, ledig
Schöller, Johanna
Kreuzauer Seniorin, die zeitweise von Lena Kaminski betreut wird
Skulski, Malgorzata
polnische Pflegekraft bei Annemarie Uerlichs, arbeitet 'schwarz', mit Agnieszka befreundet, mit Lena bekannt
Uerlichs, Annemarie
Mutter von Hape, sitzt im Rollstuhl und ist auf Hilfe angewiesen, im Kopf noch völlig klar
Uerlichs, Hape
Polizist in Kreuzau, fühlt sich noch immer seinem ehemaligen Chef Harald Keller verbunden, mit Elvira Klein liiert, spricht nur Kreuzauer Platt
van Damm, Hans
Dienstellenleiter der Kreuzauer Polizei, ziemlich von sich eingenommen
Virnich, Hiltrud
Kreuzauer Seniorin, die zeitweise von Agnieszka betreut wird
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92
Kapitel 93
Kapitel 94
„Du kommst zu mir, schon bald. Das verspreche ich dir“, verabschiedet sich Ruth Pitscher mit einer Umarmung von ihrer Schwester. Marianne Hages lächelt dankbar. Dabei geht ihr Blick aber ins Leere. Wie so oft in letzter Zeit. Sie leidet an Demenz. Ob sie wirklich leidet, weiß Ruth nicht so genau und fragt sich, ob Marianne mittlerweile öfter in ihrer neuen Welt ist, als in der alten.
„Du bist Ruth Pitscher. Meine Schwester“, lächelt Marianne.
Ruth nickt ihr anerkennend zu und weiß doch genau, dass ihre Schwester das eben Gesagte auswendig gelernt hat. Abgelesen von ihrem Ruth-Kärtchen, das sie vor zehn Monaten angefertigt und mit anderen Kärtchen in eine Metallbox gesteckt hat, wie sie sonst Rauchern zum Beherbergen ihrer Zigarettenpackung dient. Vor zehn Monaten war ihre Schwester noch fit und konnte noch in Zusammenhängen denken. Stimmungen auffangen und einordnen. Kurz vor Weihnachten gab es einen heftigen Schub, in dessen Folge Marianne immer wieder äußerte, sie wolle nach Hause kommen. Was genau ihre Schwester mit zuhause meint, hat sich Ruth nicht wirklich erschlossen. Zunächst hat sie geglaubt, der Wunsch beziehe sich auf das gemeinsame Elternhaus in Gürzenich. Aber mittlerweile glaubt sie eher, dass sie selbst mit 'Zuhause' gemeint ist. Und so möchte sie jetzt ihrer Schwester eben dieses Zuhause geben und sein. Obwohl sie natürlich weiß, dass diese im Schiller-Euler-Stift bestens aufgehoben ist. Während sie ihre Schwester noch einmal umarmt, denkt sie über das Angebot ihres Vermieters Georg Nießen nach, die gerade leer gewordene Wohnung - unter der ihren - für ihre Schwester anzumieten. Natürlich müsste sich dann jemand stundenweise um Marianne kümmern. Und über eine vernünftige Lösung für die Nächte müsste sie auch noch einmal nachdenken. Oder mutet sie sich zu viel zu? Es wäre gut, einmal mit einem Fachmann über dieses Thema zu sprechen. Mit einem Therapeuten. Leider war ihr erster Termin im September 2019 sofort geplatzt, weil sie im Krankenhaus lag. Dehydriert und ramponiert nach diesen furchtbaren Stunden im Verlies. Diesen ersten Termin sagte Harald für sie ab. Danach hat sie immer auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, um einen neuen Termin zu vereinbaren. Und jetzt geht bald der Karneval los, da gibt es bestimmt keine Termine mehr. Aber sie könnte jetzt schon etwas für die Zeit nach Karneval ausmachen. Ja. Das wird sie in Angriff nehmen, sobald sie zuhause ist.
Auf dem Weg zu ihrem roten Mini zieht sie den Reißverschluss ihrer silbergrauen Steppjacke hoch. Auch wenn sich Orkan 'Sabine' mittlerweile verzogen hat, der Wind ist noch immer sehr unangenehm. Sie freut sich auf ihre warme Wohnung, das gemütliche Sofa und ein Glas Merlot. Ein gurgelndes Geräusch aus ihrem roten Rucksack kündigt eine Whats App an. Harald möchte später mit einem Baguette und einer Käseauswahl vorbeikommen. Das ist doch eine gute Idee.
Er macht sich ernsthaft Sorgen um Ruth. Nicht nur, dass sie die schlimmen Erlebnisse im Rahmen der Hutmacher-Geschichte nicht aufgearbeitet hat … jetzt will sie auch noch ihre Schwester zu sich nehmen. In seiner Küche duftet es nach Käse. Wie früher bei 'Kriegers Züff' in Kreuzau, dem kleinen Käseladen in der Ortsmitte, der freitags immer Hochbetrieb hatte. Gouda hatte er dort gekauft, vor langer langer Zeit, als er gerade in Düren bei der Sitte angefangen, aber noch bei den Eltern in Winden gewohnt hatte. Gouda und Emmentaler Schmelzkäse in Scheiben. Letzteren hatte er seit-dem nicht mehr gegessen.
Auf dem Holzbrett liegen ein Stück alter Gouda, ein Stück Brie, ein Stück Gorgonzola und eine Ecke Feta zum 'Atmen'. Er will gerade ein Baguette und eine Tafel Traube-Nuss XXL in seine abnehmbare Fahrradtasche stecken, als das Telefon klingelt. Es ist Connor, sein Enkel. Sohn seiner Tochter Steffi, die mit ihrem Mann Duncan O' Flynn und den Kindern Connor und Caithlyn auf einem Hof nah bei Kilkenny in Irland wohnt. Steffi und Duncan leben größtenteils von der Milchwirtschaft und Schafzucht. Steffi, gelernte Grafikerin, nimmt aber auch manchmal Aufträge für die Crystal Company in Waterford an. Zuletzt hat sie ihm erzählt, dass sie jetzt auch an der Cover-Gestaltung einer CD maßgeblich beteiligt gewesen sei, einem Album der 'Waterford Wonders'. Zu diesem Zeitpunkt ist ihm nicht klar gewesen, welches Problem sich aus diesem neuen Betätigungsfeld entwickeln könnte.
„Okay, Connor. Ich höre dir zu. Aber bitte jetzt noch einmal ganz langsam und von vorne“, erwidert er auf das halb auf englisch, halb auf deutsch, aber vor allem viel zu schnell Gesagte seines 14-jährigen Enkels, klemmt sich Telefon zwischen Ohr und Schulter, öffnet die Fahrradtasche und holt die Schokolade heraus.
„Okay, Grampa. Mummy hat ein Affär. Sie hat ein Affär mit Ian Conelly.“ Harald steckt sich ein großes Stück Traube-Nuss in den Mund und bastelt an einer Frage, deren Antwort er bereits weiß. Er will sich noch ein bisschen Zeit verschaffen.
„Und wer ist dieser Ian Conelly?“
„Das ist die Singer von die 'Waterford Wonders'. Da hat Mummy ein Cover für gemacht.“
„Vielleicht geht es ja nur um die Arbeit? Und die beiden verstehen sich einfach gut?“, schöpft Harald für einen kurzen Moment Hoffnung.
„No way. Ich hab' die beiden in Ians Truck gesehen“, erzählt Connor. „Making love. Know what I mean?“ Harald ist schockiert, aber schließlich auch ein bisschen erleichtert, als er durch Nachfragen erfährt, dass Connor bis dato mit niemandem über diese Geschichte gesprochen hat. Und er ist seinem Enkel unendlich dankbar für dessen Vertrauen. Er muss mit Steffi sprechen. Dringend. Er kann das Verhalten seiner ansonsten immer so gewissenhaften Tochter nicht wirklich einschätzen. Marita hat immer gesagt, sie käme nach ihm. Was ist nur los mit Steffi? Ist es ein kleines Strohfeuer, eine vorgezogene Midlife-Krise? Oder ist es etwas Ernstes?
Die Dämmerung hat längst eingesetzt. Es ist kalt und windig und sie fragt sich, warum sie sich überhaupt auf diese Verabredung eingelassen hat. In der Grillhütte 'An den drei Erken' bei einer Temperatur von 7 Grad. Gemessen, gefühlt wesenlich niedriger. Aber wenn er sie auffliegen ließe, wäre das mit sehr unangenehmen Konsequenzen verbunden. Den bequemen Job bei Annemarie wäre sie los. Die Nebenverdienste auch. Und ob sie überhaupt jemals wieder nach Deutschland einreisen dürfte, wäre fraglich. Sie muss sich mit ihm einigen. Muss ihm entgegenkommen. Und deswegen trägt sie auch Dessous im Leopardenmuster unter ihrem hellblauen Plüschmantel. Irgendwann ist ihre Geschichte aus dem Ruder gelaufen. Es war mal anders gewesen, zwischen ihm und ihr. Ganz anders. Ihre rechte Hand spielt mit der Zigaretten-schachtel in der Manteltasche. Zu gerne würde sie jetzt eine Zigarette rauchen. Aber er mag es nicht, wenn sie nach Qualm riecht. Und sie darf ihn jetzt nicht verärgern. Um halb fünf wollte er hier sein. Die Anzeige ihres Smartphones verrät ihr, dass es schon 16.55 Uhr ist. Sie hat die Straße im Blick, die nach Üdingen führt und ebenso die erste der beiden Rurbrücken. Auch den kleinen Weg, der über eine Holzbrücke zum Üdinger Weg geht. Ihre Füße stecken in gefütterten pink-farbenen UGG-Boots und sind trotzdem eiskalt. Abwechselnd stampft sie beide Füße auf den Boden. Sie sitzt auf der äußersten Kante der Holzbank, die entlang der drei Wände verläuft. Auch wenn sie den Plüschmantel über Po und Oberschenkel gezogen hat, bleibt das Gefühl, die feuchte Kälte könnte durchdringen.
16.58 Uhr. Ihr Blick gleitet über die Wand der Blockhütte zu ihrer linken Seite. 'R+L' ist eingeritzt, umfasst von einem Herzen. Ob 'R+L' wohl noch zusammen sind? Um Punkt 5 will sie gehen. Und jetzt wird sie sich auch eine Zigarette anzünden. Sie steckt sich eine Zigarette in den Mund und sucht in beiden Manteltaschen nach dem Feuerzeug.
„Darf ich?“, streckt er ihr die Flamme seines Feuerzeuges entgegen. Sie erschrickt. Wo kommt er so plötzlich her? Sie hat alle Wege zur Hütte beobachtet. Nur den Weg aus Richtung des Ententeiches nicht.
Das Licht ist gedimmt. Auf dem Chromregal leuchten ein paar Teelichter in silbernen und roten Kugeln. Auf dem Couchtisch aus Glas steht ein Tablett mit einer Kanne Minztee und einer Flasche Merlot. Sie rechnet minütlich mit Haralds Ankunft. Und sie freut sich auf seinen Besuch, die versprochene Käseauswahl und sein überraschtes Gesicht, wenn sie ihm erzählt, dass sie jetzt tatsächlich für den Donnerstag nach Karneval einen Termin beim Therapeuten ausgemacht hat. Beim Klopfen an ihrer Wohnungstür springt sie auf, wirft einen raschen Blick in den Spiegel, zupft mit zwei Fingern an ihrem grauen Pagenkopf und öffnet. „Oh“, sagt ihr Vermieter Georg Nießen, als er in ihr überraschtes Gesicht blickt. „Ich komme wohl ungelegen?“
„Kommen Sie herein“, macht sie eine einladende Handbewegung und dreht den Dimmer wieder auf. „Sie haben wohl jemand anderes erwartet?“, bleibt Georg Nießen unschlüssig in der Tür stehen.
„Und wenn schon“, sagt Ruth. „Kommen Sie rein. Minztee oder Merlot?“
„Also wenn Sie mich so direkt fragen …“
„Dann öffnen Sie doch schon einmal die Flasche. Ich hole währenddessen ein weiteres Glas.“
Sie hat sich so auf den Käse gefreut. Na ja, auf Harald auch. Dass er sich aber auch gar nicht meldet, ist sehr ungewöhnlich. Im Kühlschrank findet sie ein angebrochenes Glas Gewürzgürkchen und ein eingeschweißtes Stück Gouda vom Discounter ihres Vertrauens. Sie klemmt sich den Käse unter den Arm, packt ein Käsemesser dazu und nimmt Wein- und Gurkenglas in die Hände.
„Ihr Handy vibriert“, ruft Nießen aus dem Wohnzimmer.
„Dann ist eine Whats App gekommen. Kümmere ich mich später drum. Haben Sie die Flasche schon geöffnet?“
'Boss' will nicht hören. Sein Herrchen hat jetzt schon mehrfach gerufen. Aber das tangiert den Schäferhund nur peripher.
„Boss! Hierher“, deutet Werner Breuer mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf den Weg neben sich. Zeige- und Mittelfinger der linken Hand benutzt er zum Pfeifen. Spätestens jetzt begreift 'Boss' den Ernst der Lage und verlässt widerwillig die Grillhütte. Er bleibt aber stehen, sobald er den Weg erreicht, bellt und dreht seinen Kopf Richtung Grillhütte. Läuft wieder zur Hütte zurück und bellt laut und vernehmlich. Werner Breuer, ein schlacksiger Mittfünfziger, folgt seinem Hund … und ruft sofort seinen Freund Hans van Damm an, den Leiter der Kreuzauer Polizei-Dienststelle.
„Hans! Ihr müsst sofort kommen. Hier ist 'ne Leiche. In der Grillhütte 'An den drei Erken' ist 'ne Leiche.“
„Connor“, stopft Harald das letzte Stück der XL-Schoki in sich hinein. „Ich werde mit ihr sprechen. Das verspreche ich dir.“ Er räuspert sich und schiebt dann nach: „Ich hab' dich lieb, Connor.“
„Love you too, Grampa“, beendet sein Enkel das Gespräch.
Ruth hat auf seine Whats App nicht reagiert. Ob sie sauer ist? Quatsch! So ist Ruth nicht. Ob er sie anrufen soll? Nein! Sie ist immer so erfrischend unkompliziert. Also packt er den Käse in die Fahrradtasche, sucht seinen Fahrradhelm und verlässt über die Terrassentür das Haus. Auf Höhe der Kreuz-Apotheke fällt ihm ein, dass er das Baguette zuhause vergessen hat. Kurzerhand dreht er um und kauft bei Karminiarz ein Ciabatta. Als er die Bäckerei verlässt, kommen ihm Grete Breuer und Christine Nolden mit ihren Rollatoren entgegen.
„Guten Abend, die Damen“, beeilt er sich zu sagen und verstaut das Brot in der Fahrradtasche.
„Herr Kommissar“, sagt Gretchen und sieht dabei ihre Freundin verschwörerisch an. Christinchen zwinkert ihr zu, was wiederum Gretchen animiert, fortzufahren.
„Herr Kommissar, sind Sie und das Frollein Pitscher eigentlich ein Paar?“
Harald klappt die Kinnlade runter ob dieser Unverfrorenheit. Sein Schweigen deutet die Kreuzauer Rollator-Gang allerdings als Eingeständnis. Und so übernimmt nun Christinchen die peinliche Befragung.
„Wir würden das nicht verurteilen. Ihre liebe Frau ist ja schon seit über fünf Jahren tot. Mit uns können Sie offen sprechen. Sind Sie beide denn jetzt ein Paar?“
„Einen angenehmen Abend noch, die Damen“, tritt Harald schon in die Pedale. Er ist wütend. Auch ein bisschen auf sich selbst. Und ein bisschen traurig. Er ist schon seit über einer Woche nicht mehr an Maritas Grab gewesen. Das will er nachholen. Sofort. Und so biegt er in die Feldstraße ein, Richtung Friedhof.