Playing the Game - Amy Andrews - E-Book
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Amy Andrews

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Beschreibung

Er gewinnt immer - doch gewinnt er auch ihr Herz?

Nach einer langen Reihe katastrophaler Männergeschichten hat High-School-Lehrerin Em Newman endgültig genug. So schnell wird sie sich von keinem Typen mehr schöne Augen machen lassen, schwört sie sich. Egal, wie heiß er auch sein mag. Die Freunde des attraktiven und erfolgreichen Rugby-Spielers Lincoln Quinn wetten, dass es Lincoln nicht gelingen wird, Ems harte Schale zu knacken. Weil Lincoln Herausforderungen liebt, nimmt er die Wette an - und geht in die Charme-Offensive. Doch was als Spiel beginnt, fühlt sich plötzlich ganz schön ernst an ...

Heiße Rugby-Spieler, die reihenweise Herzen brechen. Starke Frauen, die sich nicht leicht um den Finger wickeln lassen. Und große Gefühle.

Die neue Sports-Romance-Reihe der USA-Today-Bestseller-Autorin Amy Andrews bei beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert

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Inhalt

CoverWeitere Titel der AutorinÜber dieses BuchÜber die AutorinTitelImpressumKapitel einsKapitel zweiKapitel dreiKapitel vierKapitel fünfKapitel sechsKapitel siebenKapitel achtKapitel neunKapitel zehnKapitel elfKapitel zwölfKapitel dreizehnKapitel vierzehnKapitel fünfzehnKapitel sechzehnKapitel siebzehnDanksagung

Weitere Titel der Autorin

Playing by her Rules

Playing it cool

Über dieses Buch

Er gewinnt immer – doch gewinnt er auch ihr Herz?

Nach einer langen Reihe katastrophaler Männergeschichten hat High-School-Lehrerin Em Newman endgültig genug. So schnell wird sie sich von keinem Typen mehr schöne Augen machen lassen, schwört sie sich. Egal, wie heiß er auch sein mag. Die Freunde des attraktiven und erfolgreichen Rugby-Spielers Lincoln Quinn wetten, dass es Lincoln nicht gelingen wird, Ems harte Schale zu knacken. Weil Lincoln Herausforderungen liebt, nimmt er die Wette an – und geht in die Charme-Offensive. Doch was als Spiel beginnt, fühlt sich plötzlich ganz schön ernst an …

Heiße Rugby-Spieler, die reihenweise Herzen brechen. Starke Frauen, die sich nicht leicht um den Finger wickeln lassen. Und große Gefühle.

Die neue Sports-Romance-Reihe der USA-Today-Bestseller-Autorin Amy Andrews bei beHEARTBEAT – Herzklopfen garantiert!

Über die Autorin

Die USA-Today-Bestsellerautorin Amy Andrews lebt mit ihrer Jugendliebe und zwei erwachsenen Kindern am Rande Brisbanes, Australien. Sie hat bereits über sechzig Bücher veröffentlicht, die in mehr als zwölf Sprachen übersetzt worden sind. Früher hat sie als Krankenschwester gearbeitet, doch mittlerweile widmet sie sich vollkommen ihrer großen Leidenschaft: den Büchern.

AMY ANDREWS

PLAYINGtheGAME

Aus dem Englischen von Sabine Neumann

beHEARTBEAT

Deutsche Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2017 by Amy Andrews. First published in the United States under the title PLAYING THE PLAYER: A Sydney Smoke Rugby Novel. This translation published by arrangement with Entangled Publishing, LLC through RightsMix LLC. All rights reserved.

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Li-Sa Vo Dieu

Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.deunter Verwendung von Motiven © Shutterstock: Miloje | kiuikson | ArtOfPhotos

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7325-6179-7

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Kapitel eins

Lincoln Quinn sah auf die drei Asse und zwei Damen, die er auf der Hand hielt. Fuck, er liebte Poker. Fast so sehr wie Rugby und Frauen. Die Tatsache, dass er erstaunlich gut in allen drei Dingen war, trug er stolz wie ein Ehrenabzeichen zur Schau. Schließlich machte Übung nun mal den Meister.

Er runzelte theatralisch die Stirn und tat so, als hielte er ein extrem beschissenes Blatt auf der Hand. Manchmal funktionierte dieser Fake immer noch.

»Wisst ihr, was diesem Pokerspiel fehlt?«, sinnierte er in die Runde, in dem Versuch, die anderen abzulenken.

Seine fünf Mitspieler studierten konzentriert ihre Karten; man könnte glauben, sie spielten um eine verdammte australische Schaffarm, nicht um falsche Casino-Chips.

»Frauen«, antworteten sie dennoch wie aus einem Mund.

Linc lachte. Seine Mannschaftskollegen von Sydney Smoke kannten diesen Satz, den er bei jedem Pokerabend raushaute. Als sie vor ein paar Jahren mit dem gemeinsamen Pokern begonnen hatten, hatte ihr Kapitän Tanner Stone diese Abende zur frauenfreien Zone erklärt, und Linc meckerte seither daran herum.

Laut Ryder Davis, dem wohl größten Country-Fan des Landes, hatten ein paar Typen namens Brooks and Dunn irgendein Lied darüber geschrieben, wie viel besser das Leben mit einer Frau an der Seite sei, einer Aussage, der Linc nur zustimmen konnte. Er hoffte, dass die beiden für diese geniale Erkenntnis einen Award verliehen bekommen hatten.

»Insgeheim denkt ihr das doch auch alle«, stichelte Linc.

»Ich denke«, Tanner und warf seine Karten auf den Tisch, »ich steige aus.«

Ryder zog sich seinen Akubra-Hut tiefer in die Stirn und warf seine Karten auf Tanners. »Ich auch.«

»Ich auch«, sagte Dexter Blake und verzog das Gesicht, bevor er seine Karten ablegte.

Donovan Bane, ein hünenhafter Halb-Maori, der nicht ums Verrecken pokern konnte, schloss sich an. »Ich auch.«

Bodie Webb starrte Linc über den Rand seiner Karten hinweg an und ließ sich dabei alle Zeit der Welt. »Ich denke …«, murmelte er, »du bluffst.«

»Ach ja?« Linc zog eine Augenbraue hoch und hielt seinem Blick stand.

Ehrlich gesagt konnte er es Bodie nicht verübeln, dass er skeptisch war. Er bluffte oft bei ihren Pokerabenden – so machte es doch erst richtig Spaß. Denn wenn Linc etwas konnte, dann war es, Dinge zu inszenieren. Beim Kartenspielen. Beim Rugby. Und bei Frauen. Und er liebte es zu spielen.

»Warum lässt du deinen Worten nicht mal Taten folgen?«, provozierte er.

»Tu es nicht, Spidey«, warnte Dex. »Er sieht vielleicht dämlich aus, aber Linc Quinn ist ein verdammtes Schlitzohr, das weißt du doch.«

Völlig ungerührt von den Anschuldigungen zuckte Linc mit den Achseln. Er war nicht gerade der belesene Typ. Eine Kindheit als Herumtreiber aus einem kaputten Elternhaus zusammen mit einer milden Form von Dyslexie waren nicht gerade bildungsförderlich gewesen. Wäre der Rugbysport nicht gewesen, hätte er jetzt vermutlich irgendwo auf dem Bau gearbeitet. Aber er hatte auf die harte Tour einiges über das Leben gelernt. Und pokern.

»Ich setze hundert«, sagte Bodie und schnipste einen Chip in die Mitte des Tisches.

Linc schenkte seinen Karten keine Beachtung und hielt den Blick weiterhin auf Bodie gerichtet. »Ich gehe mit und erhöhe um fünf.«

Er warf erst einen Hundert-Dollar-Chip und dann einen Fünfhunderter in die Mitte. Am Tisch herrschte Schweigen.

Bodie warf zwei Fünfhunderter auf den Haufen. »Ich erhöhe.«

Ryder stieß einen leisen langen Pfiff aus und nahm einen Schluck Bier. Tanner schüttelte den Kopf und sagte: »Ich hoffe, du trägst deinen Spiderman-Anzug drunter.«

»Ich wette, wenn ja, dann macht er ihn gerade ordentlich voll«, fügte Donovan hinzu.

Dex lachte, und Linc unterdrückte ein Grinsen, als er mitging und mit zwei Fünfhundertern erhöhte. Bodie rutschte auf seinem Stuhl herum. Räusperte sich.

Kein Superheld der Welt konnte ihm jetzt aus der Klemme helfen.

Linc wartete geduldig, während sich Bodie wand, nervös an den Karten herumfummelte und kopfschüttelnd von seinem Blatt zu Linc und wieder hinunter auf die Karten starrte.

Ryder trommelte mit den Fingern auf dem Tisch herum.

»Muss das sein?«, fuhr ihn Bodie an.

»Mann, spielst du jetzt oder willst du in Ruhe an der Königin rumfummeln?«, nörgelte Ryder.

Linc machte es nichts aus, zu warten. Er hätte den ganzen Abend warten können. Geduld war ein großer Teil seiner Strategie. Ein noch größerer Teil als Bluffen – nicht dass er es mit diesem Blatt nötig gehabt hätte, zu bluffen.

»Verdammte Scheiße«, fluchte Bodie und starrte Linc finster an. »Weißt du, was dein Problem ist? Du kannst einfach keiner Wette widerstehen, oder?«

Dieses Mal grinste Linc. »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«

Die anderen am Tisch schnaubten abfällig, und Tanner lachte laut los. »Du hast sogar darauf gewettet, wer als erstes One Direction verlässt.«

»Und du hast vier verschiedene Wett-Apps auf dem Handy«, stellte Donovan klar.

»Du hast darauf gewettet, dass Harper mich schlägt, als wir letzten Mittwoch Battlefront gespielt haben«, murrte Dex.

»Sie hat dir so was von in den Arsch getreten, Mann«, sagte Linc. »Sie tritt dir jedes Mal so was von in den Arsch.«

»Und was war damals beim Pferderennen, als du auf den alten Ackergaul gewettet hast, der seit zwei Jahren kein Rennen mehr gewonnen hatte?«, wollte Ryder wissen.

Linc zuckte mit den Achseln. »Aber genau dieses Rennen hat er gewonnen, oder?« Und damit hatte ihm das Pferd 800 Dollar Gewinn beschert. Kein schlechter Stundenlohn für einen Nachmittag Arbeit.

»Okay, du Scheißkerl, dann will ich sehen.« Bodie warf einen Tausender in die Mitte. »Was hast du?«

Linc legte seine Karten ab. »Full House. Asse und Damen.«

Ungläubig starrte Bodie die Karten an, bevor er seine eigenen abwarf. Die anderen am Tisch pfiffen und johlten.

Während Linc die Chips von der Mitte des Tisches an sich nahm, nippte Bodie nippte an seinem Bier. »Solltest du dich irgendwann mal beim Rugby schwer verletzen, geh nach Vegas. Da können du und deine haarigen Eier einen Arsch voll Kohle machen.«

Linc grinste nur und nahm selbst einen wohlverdienten Schluck Bier. Das kalte, herbe Getränk lief ihm wie flüssiges Gold die Kehle runter. »Du bist dran mit Geben, Mann.«

Bodie mischte die Karten und teilte sie aus.

»Verdammt, Spidey.« Donovan sah kopfschüttelnd auf sein Blatt hinunter. »Zum Glück kannst du ganz gut Rugby spielen. Karten geben ist nicht gerade deine Stärke.«

»Ich hätte dir einen Royal Flush austeilen können, und du würdest es trotzdem noch irgendwie verkacken«, gab Bodie mit einem Lächeln zurück. Dem wiedergekehrten Humor nach zu urteilen, schien sein eigenes Blatt dieses Mal deutlich besser zu sein.

»Da ist was dran, Dono«, stimmte Ryder zu.

Gleichgültig zuckte Donovan mit den Achseln. »Das einzige Spiel, das zählt, wird auf dem Rugbyfeld gespielt.«

»Amen«, murmelte Tanner.

Sie waren gerade mitten in der Saison und mit Sydney Smoke in den Top Eight, was sie ins Halbfinale bringen würde, wenn sie es schafften, so weiterzumachen. Je höher sie in der Tabelle stiegen, desto sicherer hatten sie einen Fuß in der Tür zur Meisterschaft. In den vergangenen Jahren hatten sie dreimal in Folge im Finale gestanden und zwei davon gewonnen.

Linc warf einen flüchtigen Blick auf seine Karten. Zwei Buben und zwei Neuner. Oh ja, Baby, komm zu Daddy.

»So.« Er sah Dex mit hochgezogener Augenbraue an, der ihm den Sieg beim Pokern normalerweise nicht so einfach überließ, sich heute aber mit Donovan um die rote Laterne stritt. Man musste kein Einstein sein, um zu wissen, warum. »Bist du aufgeregt wegen Sonntag?«

Dex schüttelte energisch den Kopf. »Nope.«

»Du findest nicht, dass du das ein bisschen überstürzt?«

»Nope.«

»Du kennst sie seit vier Monaten, Mann.«

»Jap.« Dex grinste breit. Als hätte er soeben das Spiel, die Meisterschaft und die berühmte John-Davis-Rugby-Medaille auf einmal gewonnen.

Linc freute sich für Dex und Harper, aber er persönlich verstand nicht, warum ein Typ mit dem VIP-Status eines professionellen Rugby-Spielers sich mit einer einzigen Frau zufriedengab, wenn er seine Liebe stattdessen auf so viele aufteilen konnte.

»Ihr wolltet mit dem Heiraten nicht bis zum Ende der Saison warten wie Tanner und Matilda?« Im ganzen Leben würde Linc den Drang, sich an eine Frau zu binden, nicht verstehen, aber dass Matilda auf eine Weihnachtshochzeit bestand, war zumindest ansatzweise nachzuvollziehen. »So eine große Promi-Sause?«

»Harper wollte nicht warten.« Ein breites Grinsen zierte Dex’ Gesicht, und er zuckte mit den Achseln. »Was soll ich sagen? Sie will mich.«

So war es anscheinend wirklich. Sie würden am Abend vorher das schwierigste Spiel der Saison bestreiten, und Flitterwochen waren danach auch erst mal nicht drin, denn für den Rest der Saison gehörten sie alle Griffin King, ihrem unerbittlichen Trainer.

Wahrscheinlich würde es noch nicht mal eine ordentliche Hochzeitsnacht geben, weil Montag in aller Herrgottsfrühe schon wieder das nächste Training anstand. Harper würde die kommenden zwei Monate als Rugby-Witwe verbringen, erst recht, wenn es das Team ins Finale schaffte.

»Und was ist, wenn dieses hübsche Gesicht beim Spiel am Samstag komplett durch die Mangel genommen wird und du dann auf den Hochzeitsfotos aussiehst wie Frankenstein?«, fragte Ryder, während er, den Hut tief ins Gesicht gezogen, die Karten studierte.

»Oder wenn du dir ein Bein brichst?«, fügte Bodie hinzu.

»Oder noch schlimmer«, stimmte Linc grinsend ein. »Was ist, wenn dein Gemächt was abkriegt? Das brauchst du doch Sonntagnacht, um deinen Pflichten als Ehemann nachzukommen.«

»Ich bin gerührt, dass du dir Sorgen um meine Pflichten machst, aber dieses Gemächt kriegt nichts so schnell klein.«

Die Jungs brüllten vor Lachen und hämmerten mit den Händen auf den Tisch.

»Ich meine ja nur …« Linc zuckte mit den Achseln, als sich alle wieder beruhigt hatten. »Ich biete mich an, einzuspringen, solltest du den Job nicht erledigen können.«

Dex schnaubte. »Nur über meine Leiche.«

Wieder lachten alle, aber Linc schüttelte den Kopf und hob seine Bierflasche für einen Toast. »Auf Dexter Blake. Wieder beißt ein guter Mann ins Gras.«

»Er heiratet, Linc«, sagte Tanner ins allgemeine Gelächter und Anstoßen hinein. »Er muss nicht vor ein Erschießungskommando.«

Linc erschauderte. Für ihn kam es auf das Gleiche raus. »Ja, aber warum beschränkt man sich auf eine einzige, wenn es da draußen so viele heiße Puppen gibt?«

»Da hat er recht«, stimmte Ryder zu.

»Vor allem«, fuhr Linc fort, »wenn sie alle nichts anderes wollen, als ein bisschen Zeit mit einem heißen Rugby-Spieler zu verbringen.«

»Perfekt für eine hundertprozentige Männerhure wie du es bist«, spottete Dex.

Linc ignorierte den sarkastischen Unterton und grinste. »Nicht wahr?«

»Das war als Beleidigung gemeint, du Vollpfosten«, sagte Donovan trocken.

Das berührte ihn nicht. Sein Grinsen wurde nicht kleiner, als er sagte: »Ich nehme Männerhure als Kompliment.«

Wer konnte schon wissen, wie lange er noch auf diesem Niveau Rugby spielen würde? Vielleicht verletzte er sich, und dann war von heute auf morgen alles vorbei. Also würde er solange alles mitnehmen, was ging. Und das schloss sämtliche Frauen ein, die ihn näher kennenlernen wollten.

»Erklärst du es ihm, oder soll ich?« Dex sah zu Tanner hinüber, der sich daraufhin zu Linc wandte.

»Hör mir mal gut zu, Grünschnabel. Die Eine zu finden, mit der Einen zusammen zu sein, ist das Beste überhaupt. Solltest du auch mal versuchen.«

Irritiert, wie absolut überzeugt die beiden klangen und wie dämlich sie dabei dreinblickten, blinzelte Linc. Normalerweise wurde keiner von den Jungs rührselig – es sei denn, es ging um Rugby. Sie redeten untereinander über Sex. Nicht über Liebe. Über Mädchen und Clubs und Booty Calls. Nicht über die Eine.

Linc hatte in seinem Leben nie eine Identifikationsfigur gehabt. Seine Mutter war abgehauen, als er noch ein Kind gewesen war, und sein Vater, der als LKW-Fahrer arbeitete, konnte bloß mehrere kaputte Ehen vorweisen und hatte eine Frau in jeder Fernfahrerkneipe. Er hatte früh gelernt, dass Sex dafür da war, um sich gut zu fühlen. Ein Geschäft mit dem Glücklichsein. Und der Rugby-Sport hatte ihm die Mittel gegeben, sich sehr oft sehr glücklich zu fühlen. Er wäre verrückt, würde er das aufgeben.

»Nein danke.« Bei dem Gedanken daran schauderte es ihn. »Zu viele Frauen, zu wenig Zeit.« Er nahm seine Karten auf. »Und spielen wir jetzt Poker, oder wollt ihr zwei lieber Gänseblümchenketten basteln?«

»Gott.« Dex schüttelte mitleidig den Kopf und wandte seine Aufmerksamkeit auch wieder seinen Karten zu. »Em hat recht. Du wirst dir noch eine antibiotikaresistente Syphilis einfangen und einen langsamen und schrecklichen Tod sterben.«

Die Jungs prusteten los, und Linc runzelte die Stirn.

Em Newman. Harpers beste Freundin. Niedliches Mädchen mit schulterlangen, wilden karamellfarbenen Locken. Vor allem aber mit Beinen, die in engen Jeans atemberaubend aussahen. Linc stand schon immer auf lange Beine bei Frauen. Und Ems kompensierten ihre bissige Zunge und ihr gepanzertes Höschen.

»Erstens kann ich euch versichern, dass ich alles tue, um sicherzustellen, dass mein Schwanz syphilisfrei bleibt.«

Das So-genau-wollten-wir-es-gar-nicht-wissen-Stöhnen seiner Mitspieler perlte an Linc ab.

»Zweitens … fühle ich mich geschmeichelt, dass Harpers niedliche …«, männerhassende, absolut nervige, fügte er gedanklich hinzu, »Freundin über mein Gemächt spricht.«

Jede Frau, die über sein Gemächt sprach, war für ihn ein Grund zum Feiern. Vielleicht war Em doch nicht so immun gegen ihn, wie sie tat?

»Würde ich an deiner Stelle nicht«, sagte Dex. »Ich weiß, wie die beiden reden, wenn sie zusammen sind. Ich glaube nicht, dass dabei irgendein Gemächt tabu ist.«

Einige der Jungs erblassten bei dem Gedanken daran. Nicht Linc. Diese kompromisslosen Frauengespräche brachten ihn nicht aus der Fassung. Erst recht nicht, wenn es dabei um ihn ging.

Tatsächlich beunruhigte ihn überhaupt nichts, was mit Miss Cute-and-Curly zu tun hatte. Klar, er hatte bei ihr schon einige Male komplett auf Granit gebissen, aber Linc war ein unverbesserlicher Optimist, wenn es um Frauen ging.

»Hat sie nur über das Thema Syphilis gesprochen oder generelle Nachforschungen zu Größe und legendären Fähigkeiten des diskutierten Körperteils angestellt?«, wollte Linc mit einem breiten Grinsen wissen.

»Ich habe nicht nach ihrem Interesse an deinem Schwanz gefragt. Aber …«, Dex hob eine Schulter, bevor er amüsierst fortfuhr: »Ich könnte natürlich mal nachhaken, wenn du willst? Vielleicht schreibst du ihr einen Brief, und ich gebe ihn an sie weiter? Als Lehrerin weiß sie so was sicher zu schätzen.«

»Oh, das klingt gut«, grinste Bodie. »Wie wäre es damit, Linc? ›Willst du Lincoln Quinns legendären Schwanz sehen? Kreuze an: Ja, nein, vielleicht.‹«

»Und aus den Punkten auf den i machst du kleine Herzchen«, schlug Donovan vor.

»Und das Ganze schreibst du mit einem Glitzerstift«, stimmte Ryder ein. »Mädchen lieben so was.«

Linc zeigte ihnen den Mittelfinger. »Ihr könnt mich mal.«

»Schon okay.« Dex klopfte ihm auf die Schulter. »Du kannst sie persönlich fragen. Am Sonntag. Auf der Hochzeit.«

Linc schnaubte verächtlich. Er war immer für freche Sprüche zu haben, aber er war sich verdammt sicher, dass Harpers Freundin mit ihm kurzen Prozess machen würde, wenn er ihr diese Frage stellte.

Manche Frauen konnte man mit schmutzigen Sprüchen ansprechen. Er brauchte kein Abitur, um zu wissen, dass Em nicht dazu gehörte.

Laut Dex war sie vor einiger Zeit von irgendeinem Vollpfosten verlassen worden, und soweit Linc es beurteilen konnte, hatte sie sich daraufhin vorgenommen, die gesamte Männerwelt dafür bezahlen zu lassen. Sie war vielleicht niedlich und hatte Beine, die immer wieder in seinen Träumen auftauchten, aber das Leben war einfach zu kurz für Frauen, die man erst überzeugen musste.

So sehr er auch auf Beine wie ihre stand.

»Du hast recht«, sagte Dex mitleidig. »Du bist nicht gerade ihr Lieblingsmensch. Ich habe keine Ahnung, was du schon wieder gemacht hast, aber sie mag dich echt überhaupt nicht.«

»Ich habe überhaupt nichts gemacht«, protestierte Linc. Klar, er hatte mit ihr geflirtet, aber das tat er nun mal in der Gegenwart von Frauen, die er attraktiv fand. Und die meisten davon wussten es zu schätzen.

»Sie ärgert sich einfach, weil sie der Männerwelt abgeschworen hat, obwohl sie tief im Inneren unbedingt mit mir ins Bett will. Abstinenz …« Beim letzten Wort schüttelte sich Linc und verlieh ihm die Betonung, die es verdiente. »Ist einfach nicht gut. Glaubt mir.«

»Ich fasse es nicht.« Bodie schüttelte den Kopf und griff sich in gespielter Fassungslosigkeit an die Brust. »Eine Frau, die Lincoln Quinn nicht will. Absolut unmöglich.«

Ja, Linc konnte es selbst nicht glauben. Em hatte er kennengelernt, als sie Harper zu einer Wohltätigkeitsgala begleitet hatte. Er hatte sie zum Tanzen aufgefordert. Sie hatte ihm geantwortet, sie würde eher Gift trinken, als mit ihm zu tanzen. Mann, war er an diesem Abend heiß auf sie gewesen.

Eines Tages würde sie bereit sein, ihr selbstauferlegtes Zölibat zu brechen, und dann würde er zur Stelle sein.

Linc zuckte lässig mit den Achseln. »Oh, und ob sie mich will.«

Und das war keine vermessene Angeberei. Er hatte sie in den letzten Monaten ungefähr ein halbes Dutzend Mal gesehen, und jedes Mal, wenn sich ihre Blicke getroffen hatten, hatte er deutlich gespürt, wie es zwischen ihnen knisterte.

Sie hatte es auch gespürt.

Das erkannte er daran, wie sich ihre Augen fast unmerklich weiteten und ihre wilden Locken sich elektrisch aufzuladen schienen.

Bodie kniff die Augen zusammen. »Ist das so?« Er sah Linc erwartungsvoll an, und Linc spürte ein Prickeln entlang seines Rückgrats. »Wie wäre es mit einer kleinen Wette?«

Linc öffnete gerade den Mund, um den Vorschlag abzuwehren, darum zu wetten, ob er Harpers beste Freundin rumkriegte, als Ryder, der auf seinem Stuhl herumgekippelt hatte, ihn wieder auf allen vier Füßen zum Stehen brachte und sein Portemonnaie aus der hinteren Jeanstasche zog.

»Ich bin dabei.«

»Ich auch«, sagte Tanner und richtete sich in seinem Stuhl auf.

Donovan nickte. »Ich auch.«

»Wie lautet die Wette?«, wollte Dex wissen.

»Wartet mal, Jungs.« Es tat Lincs Ego gut, dass anscheinend keiner von ihnen bezweifelte, dass er es schaffen konnte, aber es fühlte sich einfach nicht richtig an, eine solche Wette abzuschließen.

Ohne auf Lins Einwurf einzugehen, fragte Bodie in die Runde: »Wie schnell schafft es Linc, Miss Abstinent rumzukriegen?«

»Ich war dabei, als er eine Religionslehrerin innerhalb von zwei Stunden ins Bett gekriegt hat«, prahlte Ryder und klatschte einen Hundert-Dollar-Schein auf den Tisch. »Ich sage, er schafft es am Abend der Hochzeit.«

»Ich gebe ihm zwei Monate.« Auch Tanner legte einen Hunderter in die Mitte.

»Zwei Monate? Das ist eine Beleidigung.« Jetzt fühlte Linc sich ernsthaft angegriffen, so unwohl ihm auch die ganze Sache war. Es war eine echt bescheuerte Idee, aber wenn er sich wirklich anstrengte, dann brauchte er ganz sicher keine verdammten sechzig Tage, um Miss Cute-and-Curly rumzukriegen.

Tanner schnaubte. »Du vergisst, dass ich dabei war, als sie dich bei der Wohltätigkeitsgala hat auflaufen lassen.«

»Ich treffe euch in der Mitte.« Donovan angelte in seinem Portemonnaie nach einem weiteren Hunderter. »Einen Monat.«

»Bist du dabei, Dex?«, fragte Bodie, als sein Hunderter ebenfalls auf dem Tisch lag.

»Ich bin mir ziemlich sicher, dass Harper mir für diesen Machoscheiß in den Arsch treten würde. Also bin ich raus.« Er hob die Hand, um das Gackern der Jungs abzuwehren. »Aber ich drücke dir die Daumen, Linc.« Er schlug ihm auf den Rücken. »Viel Glück. Du wirst es brauchen.«

Linc war sich ziemlich sicher, dass ihm Miss Cute-and-Curly für diesen Machoscheiß in die Eier treten würde – und zwar völlig zu Recht –, aber dieser nette Haufen Hunderter plus Tanners Zwei-Monate-Provokation stachelten seinen Ehrgeiz an.

Es war verdammt verführerisch. Genauso verführerisch wie diese endlosen Beine und die karamellfarbenen Locken.

Seine Mannschaftskollegen sahen ihn erwartungsvoll an.

Scheiß drauf.

Er griff in seine Gesäßtasche, zog sein Portemonnaie hervor und warf einen nagelneuen Hundert-Dollar-Schein auf den Haufen.

»Die Wette gilt.«

Kapitel zwei

Em Newman war gerade betrunken genug, um ihrer Lust ein wenig die Schärfe zu nehmen. Was ziemlich verrückt war angesichts der Tatsache, dass sie nur drei Gläser Champagner intus hatte. Nach den Migränetabletten hatten diese drei Gläser allerdings ungefähr die gleiche Wirkung wie eine halbe Flasche Pfirsichschnaps – der Drink, mit dem sie normalerweise Trennungen am liebsten verarbeitete.

Das Problem war nur, dass Alkohol normalerweise auch ihre Hemmungen nahm – ziemlich gefährlich auf einer Hochzeit, auf der drei Viertel der Gäste aus heißen Rugbyspielern in Anzügen bestand. Und noch gefährlicher, wenn einer dieser Kerle Lincoln Quinn hieß.

Verdammt, er sah wirklich zum Anbeißen gut aus. Oder zumindest zum Anlecken gut.

Hochzeiten waren so gut wie immer eine perfekte Gelegenheit, um Sex zu haben, wenn man Single war und Lust darauf hatte. Und normalerweise hätte all das Testosteron um sie herum ihre Eileiter in absolute Aufruhr versetzt. Aber so war sie nicht mehr. Oder jedenfalls versuchte sie, nicht mehr so zu sein.

Sie war tiefenentspannt. Sie war fokussiert. Sie war eine Frau, verfluchte Scheiße. Ihr Körper war ein verdammter Tempel. Und all die Lincoln Quinns dieser Welt hatten keinen Zutritt. Nicht mehr.

Em hatte ein neues Kapitel aufgeschlagen. Sich wie eine Klette an jeden Typen zu hängen, der sie vielleicht mal lieben könnte, hatte bisher noch nie funktioniert. Die Männer waren alle nur daran interessiert gewesen, zu nehmen, was sie ihnen gab, während sie selbst schon dabei war, das Hochzeitsgeschirr auszusuchen.

Verdammt, sie war mehr wert als das.

Sie war wieder Jungfrau, verdammt noch mal. Mental jedenfalls … Und auch körperlich, wenn diese seltsamen Beckenbodenübungen, die sie absolvierte, wann immer sie einen unreinen Gedanken hatte, zählten.

Diese Webseite, die sie häufig besuchte, schwor darauf, und bis heute hatte sie selbst geglaubt, sie würden tatsächlich funktionieren, aber keine Übung der Welt konnte die Sturmflut unreiner Gedanken aufhalten, die der Anblick von Lincoln Quinn in einem Smoking in ihr auslöste.

Klar, sie hatte ihn schon einmal in einem Smoking gesehen. An dem Abend, als sie sich kennengelernt hatten. Aber damals hatte sie noch ganz frisch unter ihrer letzten Trennung gelitten. Und sie war nüchtern gewesen.

Das war vier Monate her. Vier lange, enthaltsame Monate. Vier Monate, in denen kein Mann sie berührt hatte. In denen kein Mann sie leidenschaftlich geküsst oder vor glühendem Verlangen auf ein Bett niedergedrückt hatte. Vier Monate, in denen sie noch nicht mal selbst Hand angelegt hatte.

Seit sie siebzehn war, war Em nie länger als drei Wochen am Stück Single gewesen. Bisher, bis zu dieser … Auszeit, war Sex für sie nie wirklich etwas Körperliches gewesen, als vielmehr eine Art Eintrittskarte. Eine sehr angenehme Eintrittskarte zwar, aber dennoch nicht mehr als eine Strategie, nicht das Endziel. Eine Eintrittskarte in die tiefgehende emotionale Verbindung mit einem Mann, nach der sie sich sehnte, seit ihr Vater abgehauen und sie als siebenjähriges Mädchen zurückgelassen hatte.

Aber jetzt? Jetzt war sie dreiundzwanzig. Und sie hatte Bedürfnisse, verdammt noch mal.

Ja, diese vergangenen vier Monate ohne Mann in ihrem Leben, der ihr die Sicht vernebelte, waren lehrreich gewesen. Sie hatte kapiert, dass es ihr nicht weiterhalf, mit jedem Typen zu schlafen, der ihr Aufmerksamkeit entgegenbrachte. So konnte sie den Verlust ihres Vaters, der sie für seine zweite Familie verlassen hatte, auch nicht wiedergutmachen. Es war wie eine Offenbarung gewesen. Die Erleuchtung, die sie gebraucht hatte.

Jetzt gerade allerdings vernebelten ihr gewisse Körperteile die Sicht, und in ihrem Kopf herrschte mehr Chaos als Klarheit.

Sie leerte ihr Champagnerglas und aß die Erdbeere, die den Rand des Glases zierte. Zeit, nach Hause zu gehen. Bevor sie etwas wirklich Dummes tat, wie zum Beispiel Lincoln Quinn mit Blicken auszuziehen.

Dank der Mischung aus Moët, Migränetabletten und den Gedanken an seinen knackigen Hintern war sie sowieso schon gefährlich nahe dran, einen Rückfall zu erleiden.

Die Hochzeit war im kleinen Rahmen über die Bühne gegangen. Nur Familie und einige Freunde, was auf Dex’ Seite das gesamte Sydney-Smoke-Team miteinschloss. Auch wenn der Trainer durch Abwesenheit glänzte. Es hatte eine einfache Zeremonie gegeben, und danach hatte das Brautpaar in ein kleines abgelegenes Restaurant geladen, das extra für diesen Zweck für die Öffentlichkeit geschlossen wurde.

Harper hatte ausgesehen wie eine Göttin in ihrem schlichten cremefarbenen Kleid, das ihre atemberaubenden Kurven perfekt in Szene setzte. Und auch Dex hatte in seinem dunkelgrauen Armani-Anzug eine fantastische Figur gemacht.

Em hatte einen Kloß im Hals verspürt angesichts der Liebe, die ihnen beiden ins Gesicht geschrieben stand. Doch sie waren vor zehn Minuten gegangen, und auch der Rest der Hochzeitsgesellschaft war jetzt dabei aufzubrechen. Es war zwar erst kurz vor neun, aber der Großteil von Sydney Smoke war dabei zu gehen oder schon weg. Anscheinend stand morgen in aller Herrgottsfrühe eine Trainingseinheit an.

Rugby-Typen. Keine Ausdauer.

Aber es war wahrscheinlich besser so. Vielleicht verschwand mit all dem Testosteron auch ihr irrer Drang, sich an Lincoln Quinns Bein zu reiben. Denn genau das Bedürfnis hatte sie jedes Mal, wenn sie ihn sah. Als wäre sie läufig.

Innerhalb von Minuten hatte sich das Restaurant komplett geleert, bis auf wenige Hochzeitsgäste, die nicht zu Sydney Smoke gehörten. Ihr Angstgegner war nirgends zu sehen, und Em beglückwünschte sich selbst zu ihrer Selbstbeherrschung, während sie sich vom Barhocker heruntergleiten ließ.

Peinliches Paarungsverhalten abgewehrt – bravo!

Mit einem leichten Schwindelgefühl suchte sie ihre Clutch und ihre Stola zusammen und steuerte den Ausgang an. Die kühle Nachtluft draußen half ihr, wieder einen einigermaßen klaren Kopf zu bekommen, aber sie verzichtete darauf, sich ihre Kaschmirstola überzuwerfen. Die Hitze, die ihr sexuell aufgeladener Körper ausstrahlte, fühlte sich an, als würde kochende Lava durch ihre Adern fließen.

Der kühle Luftzug war eine Wohltat auf ihrer Haut, und Em konzentrierte sich darauf, tief durchzuatmen, um den glühenden Atem loszuwerden und hoffentlich die Glut zu besänftigen, die anscheinend nur darauf wartete, wieder aufzuglimmen.

Zu Hause würde sie ihr viel zu lange vernachlässigtes Spielzeug hervorkramen und dem schlimmsten Anfall von Geilheit, den sie je erlebt hatte, den Garaus machen. Und nicht mal die absolute Gewissheit, dass sie Lincoln Quinns Gesicht vor sich sehen würde, wenn sie kam, änderte etwas an diesem Vorhaben. Solange sie ihre Fantasien nicht mit der Realität verwechselte, war sie in Sicherheit.

Der Parkplatz war noch immer halb voll, aber sie sah niemanden, als sie in ihrer Clutch nach ihrem Handy kramte, um ein Uber zu bestellen.

Als sie den Fußweg vor dem Restaurant erreicht hatte, hatte sie auch ihr Handy gefunden und öffnete im Gehen die App. Voll auf das Display konzentriert, vergaß sie, auf den Weg zu achten und blieb mit ihren acht Zentimeter hohen Absätzen zwischen zwei Pflastersteinen hängen. Sie stolperte und ruderte fluchend mit den Armen, um sich auszubalancieren.

Als sie das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, kam ein tief liegender Sportwagen am Bordstein vor ihr zum Stehen. Sie strich sich eine verirrte Locke aus dem Gesicht und schielte zum Wagen hinüber, um zu sehen, wer drin saß. Ihr Uber konnte es nicht sein. Sie hatte es noch gar nicht bestellt.

Die Tür öffnete sich, und Lincoln Quinn – ohne Sakko und mit geöffneter Fliege, die vom offenen Kragen seines Hemdes herunterhing – schälte sich aus dem Fahrersitz. Sie blinzelte für den Fall, dass ihre überaktiven Hormone ihn heraufbeschworen hatten.

Nein. Es war definitiv er. Aus Fleisch und Blut.

Er war nicht so groß wie Dex oder Tanner – vielleicht um die 1,82 m – oder so massig wie Donovan, aber er war durchtrainiert und definiert und ganz gewiss eindrucksvoll genug für jemanden, der gerade mal 1,60 m war. Der samtige Glanz seines blonden Buzz-Cuts betonte die perfekte runde Kopfform und wurde von den rabiat gestutzten Stoppeln seines Barts ergänzt. Seine Wangenknochen waren ebenso markant wie seine Kieferpartie.

Er sah aus, als wäre er von einem altehrwürdigen italienischen Bildhauer entworfen worden, der vorhatte, das vollendete Männergesicht zu erschaffen. Jeder Zentimeter war optimal proportioniert und absolut symmetrisch.

Selbst seine Nase war bisher anscheinend von den Gefahren seines Berufs verschont geblieben und saß gerade und makellos mitten in diesem Gesamtkunstwerk von einem Gesicht.

Aber dann kam sein Mund. Und der ruinierte alles. Er war so verdammt voll, dass er für einen Mann verboten gehörte. Es war die Art von Mund, die eigentlich nur Engel haben sollten. Weibliche Engel.

Und nachdem sie ihn obsessiv gegoogelt hatte, wusste Em eines mit absoluter Gewissheit: Lincoln Quinn war kein Engel. Aber diesen Mund trug er wie ein Gewinner.

»Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?« Lincoln Quinn schaute sie über das Dach seines lächerlich phallischen Wagens hinweg an, und sie spürte förmlich, wie ihr IQ um hundert Punkte sank.

Eigentlich war Em stolz auf ihre Intelligenz. Sie hatte Mathematik, Physik und Chemie studiert und ihr Studium mit exzellentem Notendurchschnitt abgeschlossen. Danach waren ihr zahlreiche Stellen sowohl in der freien Wirtschaft als auch in der akademischen Welt angeboten worden. Mit ihrem Abschluss hatte sie sich die Schule aussuchen können, und so hatte sie sich den Wunsch, Lehrerin zu werden, erfüllt.

So wortgewandt sie üblicherweise war, was sie jetzt noch stammeln konnte, war »Ähm …«.