Ponyherz 1: Wild und frei. Das Buch zum Film - Usch Luhn - E-Book

Ponyherz 1: Wild und frei. Das Buch zum Film E-Book

Usch Luhn

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Beschreibung

Ein Mädchen. Ein Wildpferd. Eine unglaubliche Freundschaft. PONYHERZ. Das Filmbuch zur beliebten Ponyherz-Reihe – eine neue Geschichte mit vielen spannenden Extras  Anni muss mit ihren Eltern aufs Land ziehen. Erstmal ist alles doof – die Schule, die Orchideenzucht der Eltern und das Landleben sowieso. Doch dann trifft sie auf das Wildpferd Ponyherz, zu dem sie eine fast magische Verbindung spürt. Gemeinsam wehren sie sich gegen gemeine Klassenkameradinnen und schlagen rücksichtslose Pferdediebe in die Flucht. Zwischen den Kapiteln gibt es neben Filmbildern viele Infos rund ums Filmemachen – erzählt im warmherzigen Anni-Ton. Wildromantisch und einfühlsam: eine Pferdegeschichte für große und kleine Ponyfreunde ab 7 Jahren.

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Usch Luhn

Ponyherz: Wild und frei. Das Buch zum Film

Mit Bildern von Franziska Harvey

Ein Mädchen. Ein Wildpferd. Eine unglaubliche Freundschaft. PONYHERZ. Das Filmbuch zur beliebten Ponyherz-Reihe

Anni muss mit ihren Eltern aufs Land ziehen. Erstmal ist alles doof – die Schule, die Orchideenzucht der Eltern und das Landleben sowieso. Doch dann trifft sie auf das Wildpferd Ponyherz, zu dem sie eine fast magische Verbindung spürt. Gemeinsam wehren sie sich gegen gemeine Klassenkameradinnen und schlagen rücksichtslose Pferdediebe in die Flucht.

Neben tollen Filmbildern gibt es viele Infos rund ums Filmemachen – erzählt im warmherzigen Anni-Ton.

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Leseprobe

Viten

Das Buch zum Film

Mit Bildern von Franziska Harvey

INHALT

Tschüss, Hamburg

Schule, nein danke

Alles verdammt ungewohnt

Wild und frei

Ganz verschiedene Pferdeseelen

Pferdeträume

Jede Menge Ärger

Eine echte Katastrophe

Auf und davon

Ganz schön viele Geheimnisse

Allerhöchste Gefahr

Doch noch Freunde

In Freiheit

Spannende Berufe rund um den Film

Interview mit Anni und Anni

Auszug aus dem Original-Drehbuch

Bildteil

Die rotgoldene Morgendämmerung senkt sich über eine paradiesische Landschaft aus Wiesen, Feldern und Wäldern, Seen und kleinen Bächen. Gutmütige Pferdeaugen blinzeln in die aufsteigende Sonne, durchsichtige Atemwölkchen steigen auf, Hufe scharren, Mähnen wehen im Wind.

Doch etwas beunruhigt die Pferde. Gerade so, als würden sie eine unbekannte Gefahr wittern. Ein junges braunes Wildpferd mit einer herzförmigen weißen Blässe bläht die Nüstern und späht aufmerksam nach allen Seiten.

Eine Schimmelstute stellt die Ohren auf und schnaubt nervös. Ein stattlicher pechschwarzer Hengst scharrt angespannt mit den Hufen und wiehert.

Zwei dunkle Gestalten machen sich am Gatter der Pferde zu schaffen.

Endlich bemerken das braune Wildpferd und die Schimmelstute die beiden Gestalten am Zaun. Augenblicklich steigt die Schimmelstute in die Höhe, schlägt schnaubend mit den Vorderhufen aus und stürmt im rasenden Galopp auf das Gatter zu.

Die dunklen Gestalten springen in Panik zur Seite, während die Schimmelstute sich mit ganzer Kraft gegen die gelockerten Bretter wirft, die unter der Wucht des Aufpralls wie Streichhölzer zersplittern.

Die Herde flüchtet, ihre wirbelnden Hufe trommeln auf den Boden.

Allen voran stürmt das junge braune Wildpferd auf und davon.

TSCHÜSS, HAMBURG

Es ist ein sonniger Nachmittag in Hamburg. Auf dem breiten Bürgersteig vor einem schönen alten Wohnhaus stehen unzählige Packkartons. Und inmitten des ganzen Durcheinanders lümmelt Anni mit Kopfhörern auf einem geflickten Sessel und kaut auf einem Buntstift herum.

Sie muss lächeln, als sie durch das abgegriffene Schulheft blättert, das auf ihrem Schoß liegt. Und gleichzeitig ist sie ein bisschen traurig, als sie ihre Zeichnungen sieht und die Polaroidfotos, die ihre Eltern und Freunde in lustigen Posen zeigen.

Plötzlich reißt ihr eine Hand die Kopfhörer von den Ohren. „Buhhh!“

Anni fährt zusammen und spuckt vor Schreck den Buntstift aus.

„Hey, was soll der Sch…?“ Im selben Moment merkt sie, dass es ihre beste Freundin Mara ist.

„Boah, Alter. Hab ich mich erschrocken. Ich dachte schon, du kommst nicht mehr. Wurde aber echt Zeit.“ Sie umarmt Mara.

„Na, sag mal“, protestiert Mara. „Was denkst du?

BFF! Hier, ich hab dir Nachschub mitgebracht.

Damit du mich nicht vergisst – und außerdem will ich wissen, wie es mit Ponyherz weitergeht. Vergiss bloß nicht, die Story weiterzuzeichnen.“ Sie überreicht Anni ein nagelneues Skizzenbuch, das mit einer Schleife umwickelt ist.

„Wie cool!“ Erneut drückt Anni ihre Freundin an sich und jetzt mag sie Mara gar nicht mehr loslassen. Sie hat einen unfassbar großen Kloß im Hals. Annis Mutter Katrin stürzt aus dem Haus. Sie ist in Hektik, das sieht Anni sofort, gerade noch mehr als sonst.

„Anni, es tut mir leid, aber wir müssen echt los. Papa und Lars fahren mit dem Lkw schon mal vor und fangen mit Ausladen an.“ Dann entdeckt sie Mara. „Ach, Mara! Schön, dass du es noch geschafft hast.“ Sie lächelt ein bisschen müde und hievt einen Umzugskarton in den alten Lieferwagen der Sommers. Jetzt passt wirklich kein Krümelchen mehr rein, so voll ist er gepackt.

„Nur einen Moment noch, Frau Sommer“, ruft Mara. „Ich hab noch was für dich, Süße.“ Sie zwinkert Anni zu. Dann zieht sie eine schwarze Taschenlampe hervor und überreicht sie Anni feierlich.

Anni knipst die Taschenlampe an und leuchtet auf den Lieferwagen, auf dem sich im Lichtstrahl eine Fledermaus abzeichnet. Sie kreischt begeistert.

Was für ein supercooles Geschenk! Das ist einfach typisch Mara.

„Du weißt schon“, grinst Mara. „Unser Bat-Signal. Wenn du Hilfe brauchst, mach die Lampe an und ich rette dich, egal wo du gerade bist.“

Anni kriegt sich gar nicht mehr ein vor Lachen.

„Du bist echt ein Freak. Ich werde dich so vermissen. Was mache ich nur ohne dich?“ Sie fällt Mara schon wieder um den Hals und dieses Mal lässt sie ihre beste Freundin wirklich nicht mehr los.

„Weiß ich doch, ich bin die Allerbeste“, sagt Mara betont cool. Aber ihre Stimme zittert. „Schreib mir.

Sobald du ankommst. Und ich will Fotos. Vom Comic. Von deinem neuen Pferd. Und von all den süßen Typen, die dir über den Weg laufen.“

Anni hat Tränen in den Augen. „Noch habe ich kein Pferd. Und Typen? In Groß-Hottendorf? Träum weiter.“

Mara zuckt hilflos mit den Achseln. „Hey, das wird schon. Sei nett zu deiner neuen Klasse. Und denk dran …“ Sie macht eine entspannte Yoga-Pose, schließt die Augen und grinst. Anni nickt und schluckt den Kloß im Hals tapfer hinunter.

Wenig später sitzt Anni mit verquollenen Augen im Lieferwagen und schaut aus dem Fenster. Zum Glück dröhnt die Musik laut aus ihren Kopfhörern und übertönt alles um sie herum.

Ihre Mutter sitzt am Steuer und schaut immer wieder besorgt zu ihr herüber. „Alles gut?“, fragt sie schließlich.

Anni holt tief Luft und hat das Gefühl, dass sie jeden Moment platzt.

„Alles gut?“, wiederholt sie aufgebracht. „Ich verliere ja nur meine Freunde, mein Zuhause und ziehe nach Mordor, aber sonst ist alles gut.“

Katrin Sommer hebt eine Augenbraue. „Anni, Süße, wir haben doch ewig darüber gesprochen.“

Anni schüttelt heftig den Kopf. „Haben wir? Also, ich wollte nicht aus Hamburg weg. Das war doch immer klar.“

Ihre Mutter seufzt. „Jetzt regst du dich wieder auf. Dabei haben wir das doch längst geklärt.“

Anni reißt sich die Kopfhörer herunter. „Nichts ist geklärt, ihr habt das für euch so entschieden.

Papa sagt, wir ziehen in irgend so ein Kaff und alles wird ganz toll, und du machst begeistert mit. Aber wer hat mich gefragt oder Lars? Ich hab es so satt.

Immer geht es nur um euch und darum, dass ihr Spaß mit euren blöden Orchideen habt“, brüllt sie.

Warum kann ihre Mutter einfach nicht verstehen, wie schlimm das alles für sie ist?!

Katrin Sommer antwortet nicht. Der Verkehr ist dichter geworden und sie muss sich auf die Straße konzentrieren. Aber Anni sieht, dass sie auch nicht gerade glücklich ist.

Selber schuld! Sie setzt ihre Kopfhörer wieder auf, dreht die Musik auf volle Lautstärke und schaut trotzig aus dem Fenster. Sie will einfach nur noch ihre Ruhe.

Es ist schon Nacht, als sie nun endlich in Groß-Hottendorf ankommen. Die alte Gärtnerei, die Annis Eltern gekauft haben, liegt direkt am Dorfrand. Über der Hofeinfahrt hängt ein gemaltes Banner: Willkommen auf dem Orchideenhof. Im Hof parkt bereits der Umzugs-Lkw.

Gähnend klettert Anni aus dem Fahrerhaus.

Ihr Vater Mark und ihr kleiner Bruder Lars warten vor der Haustür und schwenken zur Begrüßung brennende Wunderkerzen. Das sieht fast ein bisschen süß aus. Misstrauisch beäugt Anni zwei Fremde, die neben ihnen stehen.

„Willkommen zu Hause“, rufen Mark und Lars im Chor. War ja klar, dass der kleine Lars sofort bei allem mitmacht.

Mark nimmt erst Katrin und dann Anni stürmisch in die Arme.

„Alles gut, Papa“, sagt Anni und windet sich aus seinen Armen.

Dabei ist gar nichts gut. Das Kaff ist noch kleiner, als sie es sich vorgestellt hat. Und die Gärtnerei ist ziemlich heruntergekommen. Das kann ja heiter werden.

„Darf ich vorstellen?“, strahlt Mark. „Das sind mein alter Schulfreund Pieter und sein Neffe Lorenz. Die beiden wohnen auf einem richtigen Pferdehof.“

Er zwinkert Anni zu. „Na, was sagst du dazu? Pferde …“

Anni rollt die Augen und dreht sich weg. „Ist ja sensationell“, murmelt sie genervt. Dieser Lorenz guckt sie trotzdem ziemlich freundlich an, aber Anni stapft einfach ins Haus.

Anni wirft sich auf ihr neues Bett, mitten zwischen die Umzugskartons. Dann schreibt sie endlich Mara. Bin angekommen. Voll doof hier. Miss you. BFF,. Die Nachricht wird nicht gesendet, das Netz ist zu schwach. Mist, Mist, Mist. Anni könnte heulen. Sie zieht sich die Decke über den Kopf und wünscht sich eine Zeitmaschine zurück in ihr altes Leben.

SCHULE, NEIN DANKE

Der nächste Tag fängt so blöd an, wie der vorige aufgehört hat. Anni würde alles dafür geben, um sich vor der neuen Schule zu drücken. Ihr Vater kann sie nicht hinfahren, weil er einen wichtigen Termin bei der Bank hat.

Also muss Anni mit einem klapprigen Damenfahrrad zum Unterricht radeln. Sie tritt so wütend in die Pedale, dass sie nur so dahinsaust. Sie ist viel zu früh in der Schule, lässt sich auf einen Poller plumpsen und verschwindet unter ihren Kopfhörern. Zum Glück hat sie ihr neues Skizzenbuch dabei. Wenn sie zeichnet, vergisst sie alles um sich herum. Die Bilder kommen von ganz alleine: Ein Mädchen, das ihr ganz zufällig sehr ähnlich sieht, trifft im Wald auf ein fremdes Pferd. Die beiden beäugen sich scheu. Aber man spürt, sie sind füreinander bestimmt.

Ja, nahezu perfekt. Zufrieden kaut Anni auf ihrem Stift. Mittlerweile ist es ganz schön wuselig um sie herum. Es klingelt zur ersten Stunde, aber Anni rührt sich nicht vom Fleck. Schade, dass sie die Zeichnung nicht gleich Mara zeigen kann.

„Dein Pferd?“ Anni hebt den Kopf. Neben ihr steht Lorenz, der Junge von gestern Abend. Er schaut ihr neugierig über die Schulter.

„Äh, was?“, nuschelt sie. Sie klappt schnell das Buch zu, streift die Kopfhörer zurück und nimmt den Stift aus dem Mund.

„Das Pferd. Ist es deins?“, fragt Lorenz.

Anni schüttelt den Kopf. „Schön wär’s. Leider nur Fantasie.“ Sie verstaut das Skizzenbuch in ihrer Schultasche.

„Ich bin Lorenz. Ich war gestern mit meinem Onkel bei euch …“

„Weiß ich doch“, sagt Anni ein wenig ungehalten.

Sie kann sich auch nicht erklären, warum sie im Moment einfach nicht freundlich sein kann. „Ich bin Anni.“

„Weiß ich auch“, grinst Lorenz. Er reicht ihr die Hand und Anni zieht sich hoch. Mal sehen, vielleicht kann man mit diesem Lorenz ja doch was anfangen. Gemeinsam laufen sie zum Klassenzimmer.

Als Anni und Lorenz die Tür öffnen, steht dummerweise ein Mädchen im Weg.

„Hey“, regt sie sich gleich auf. Sie ist ganz schön herausgeputzt, das sieht Anni sofort. „Pass gefälligst auf!“, raunzt sie Anni an.

Ein zweites Mädchen kommt auf Anni zugestürmt, aber ihre Freundin pfeift sie zurück. Na, hier ist ja wohl klar, wer das Sagen hat, denkt sich Anni. Dumme Kühe.

„Sorry“, sagt Anni. „Ich hab dich nicht gesehen.“

Das Mädchen nickt. „Und du bist …?“

„Anni“, mischt sich Lorenz ein. „Das ist Anni aus Hamburg.“

„Okay. Pia Wittenberg. Willkommen.“ Pia streckt ihr förmlich die Hand entgegen und lächelt kühl. Puh, Anni hat jetzt schon zu viel.

Das andere Mädchen drängt sich dazwischen.

„Hallo. Und ich bin Bine. Pias beste Freundin.“ Sie zeigt auf einen dunklen Fleck auf Annis Hals.

„Hast du da ’nen Knutschfleck?“ Sie kreischt los.

Anni reibt hektisch über ihren Hals – es sind natürlich Bleistiftreste!

„Respekt, Lorenz“, legt Bine nach. Sie formt einen Knutschmund.

Anni entscheidet sich für Angriff. „Ja, stell dir vor. Wir haben die ganze Nacht geknutscht. Was dagegen? Du Opfer …“

In diesem Augenblick taucht die Klassenlehrerin auf. Sie ist noch sehr jung, aber Anni sieht mit einem Blick, dass mit ihr nicht gut Kirschen essen ist. „Hallo! So etwas möchte ich hier nicht hören.

Haben wir uns verstanden?“, weist die Lehrerin Anni zurecht. Aber das will Anni nicht auf sich sitzen lassen. Diese Frau kommt hier einfach reinspaziert und hat gar keine Ahnung, was los ist, und schon gibt sie Anni die Schuld!

„Aber sie hat doch angefangen.“ Sie zeigt auf Bine.

Die Lehrerin überhört ihren Einwand. „Du bist sicher die Neue, Anni Sommer. Ich bin Frau Grünklee. Herzlich willkommen.“ Sie mustert Anni.

„Such dir doch bitte einen Platz, damit wir mit dem Unterricht anfangen können. Das gilt übrigens auch für den Rest der Klasse.“ Sie geht geschäftig nach vorne zu ihrem Pult. Alle setzen sich eilig auf ihre Plätze, auch Pia und Bine. Nur Anni bleibt ganz verloren stehen.

„Schau mal, Anni“, sagt Frau Grünklee ein wenig freundlicher. „Neben Lorenz ist noch was frei.“

Widerstrebend setzt sich Anni neben ihn.

Bine kann es nicht lassen. Sie formt schon wieder ein Liebesherz.

Jetzt reicht es Anni endgültig. Dieser dummen Tussi wird sie es zeigen.

„Na warte“, droht sie ihr mit der Faust.

Aber Lorenz hält sie zurück.

„Chill mal. Bine will dich doch nur provozieren“, flüstert er. Anni bläht die Nasenflügel auf und schnaubt genervt.

Frau Grünklee wirft ihnen einen warnenden Blick zu. „Konzentration, bitte. Damit ihr gleich richtig auf Trab kommt, beginnen wir das neue Schuljahr mit einem Aufsatz. Titel: Die Ferien und ich: eine kritische Betrachtung.“

Sie schreibt die Aufgabe an die Tafel.

Anni verdreht die Augen. „Das ist doch Bockmist. Was soll ich denn da schreiben? Wir sind umgezogen? Ich hab den ganzen Sommer Kisten gepackt? Meine Freunde sind alle in Hamburg?

Hier gibt es nirgendwo Netz und meine neue Klasse ist ein Haufen …“

„Idioten?“, vervollständigt Lorenz ihren Satz spöttisch.

„Das hast jetzt aber du gesagt“, antwortet Anni.

Lorenz grinst und fängt an zu schreiben. Während alle anderen eifrig loslegen, kaut Anni ratlos auf ihrem Stift herum. Plötzlich hat sie eine grandiose Idee. Jetzt fliegt ihr Stift nur so über das Blatt.

Noch vor dem Pausenklingeln ist Anni fertig. So unauffällig wie möglich zieht sie ihr Skizzenbuch hervor und beginnt, ihre Mitschülerinnen zu zeichnen.

Bine malt sie einen überdimensionalen Kussmund.

Jetzt fehlt nur noch die Lehrerin. Anni kichert in sich hinein.

Plötzlich steht Frau Grünklee vor ihr. Sie schnappt sich das Arbeitsblatt und betrachtet es eine Weile wortlos. Anni hält vor Schreck die Luft an. Au Backe, die Grünklee guckt ja finster.

Anstatt einen Aufsatz zu schreiben, hat Anni einfach gezeichnet, was sie erlebt hat. Sich selbst neben Umzugskisten in Hamburg. Den Streit mit Mama im Auto. Das Straßenschild von Groß-Hottendorf. Und die Ankunft auf dem Orchideenhof.

Leider ist Frau Grünklee nicht die Kunstlehrerin, sondern unterrichtet nun mal Deutsch.

Frau Grünklee legt das Blatt zurück. „Anders, als ich es mir vorgestellt habe, aber ziemlich beeindruckend. Du kannst ja richtig gut zeichnen.“

Anni atmet erleichtert aus, aber da greift sich Frau Grünklee auch schon das Skizzenbuch.

„Und das bin ich?“, fragt sie und tippt auf ihr Porträt.

„Äh, ja“, stammelt Anni.

Frau Grünklee nickt anerkennend. „Gut getroffen.

Das Zeichenbuch nehme ich aber erst mal mit, damit du nicht von meinem Unterricht abgelenkt wirst.“

Anni springt wie von der Tarantel gestochen auf.

„Das dürfen Sie nicht. Es gehört mir!“ Sie will Frau Grünklee das Skizzenbuch aus der Hand reißen, aber die Lehrerin hält es fest. Dieses Spektakel ist natürlich viel spannender als jeder Aufsatz. Alle haben aufgehört zu schreiben und folgen dem Gerangel neugierig. Besonders Pia schaut Anni sehr interessiert an.

„Setz dich, Anni“, zischt Frau Grünklee.

„Aber …“, will Anni protestieren.

„Sofort!“, befiehlt die Lehrerin, ihre Stimme klingt richtig eisig.

Annis Lippen beben. Gleich wird sie etwas Schreckliches tun, das spürt sie.

Lorenz berührt Annis Arm. „Anni … bitte!“

Seine leise Stimme beruhigt Anni auf seltsame Weise. Sie atmet tief durch und setzt sich wieder auf ihren Platz. Und das Skizzenbuch verschwindet in Frau Grünklees Arbeitstasche.

Den Rest des Vormittags träumt sich Anni nach Hamburg. Der Unterricht rauscht einfach nur an ihr vorbei. Endlich läutet es zum Schulschluss.