Priest of Bones - Peter McLean - E-Book

Priest of Bones E-Book

Peter McLean

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Soldaten, Gangster, Magier… in den dunklen Gassen der Stadt wird darum gekämpft, wer in den Spelunken, Bordellen und Tempeln des Glückspiels das Sagen hat. Der Soldatenpriester Tomas Piety und seine Leute haben ein einfaches Ziel, sie wollen Alles, und das jetzt. Der Krieg ist aus, aber die Probleme scheinen erst richtig anzufangen. Der Armeepriester Tomas kehrt mit seinen Soldaten und seiner Stellvertreterin Bloody Anne zurück nach Ellinburg. Aber die Stadt hat sich verändert, sein Imperium besteht nicht mehr. Längst haben andere Kriminelle die Kontrolle über die Gasthäuser, Bordelle und das Glücksspiel übernommen und ein dichtes Netz von Spitzeln geschaffen. Aber Tomas will sich zurückholen, was einst ihm gehörte. Er baut eine Gang auf, die an Gewitztheit und Schlagkraft nicht zu übertreffen ist. Und dann ist da noch Billy the Kid, ein Junge, der von der Göttin berührt ist und über beängstigende magische Fähigkeiten verfügt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 542

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Peter McLean

Priest of Bones

Roman Der Kampf um den Rosenthron Band 1

Deutsch von Jochen Schwarzer

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Hobbit Presse

www.hobbitpresse.de

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »Priest of Bones.

The War of the Rose Throne« im Verlag ACE by Berkley, an Imprint of Penguin Random House LLC, New York.

© 2018 by Peter McLean

Für die deutsche Ausgabe

© 2020 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: © Birgit Gitschier, Augsburg, unter Verwendung der Daten des Originalverlags, Coverdesign Originalverlag: © Katie Anderson, Abb. Schwert: Jelena Jovanovic/Arcangel, Straße: Slava Gerj/Shutterstock

Datenkonvertierung: Dörlemann Satz, Lemförde

Printausgabe: ISBN 978-3-608-96414-1

E-Book: ISBN 978-3-608-11580-2

Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.

Für Diane.

Immer.

Soll Recht gebrochen werden,

sei’s ein Königsthron, um den man’s bricht!

Julius Cäsar zugeschrieben

Dramatis Personae

Die Familie Piety

TOMAS PIETY: Ein Militärgeistlicher, Veteran und Geschäftsmann. Anführer der Pious Men. Euer Erzähler.

JOCHAN PIETY: Sein jüngerer Bruder, ein schwer gestörter Mann.

ENAID PIETY: Ihre Tante, die Schwester ihres Vaters. Eine Jungfer von gut sechzig Jahren. Sie hat im vorigen Krieg gekämpft und ließ sich nichts gefallen.

Tomas’ Trupp

BLOODY ANNE: Eine Sergeantin, gute Soldatin und treue Freundin. Anne hatte schon immer eine Vorliebe für den Nahkampf gehabt; damit hat sie sich ihren Namen verdient.

SIR ELAND: Ein falscher Ritter mit hinterlistigen Augen. Niemand, dem man vertrauen würde.

KANT: Ein Korporal und Psychopath. Kant, die Kackbratze, wurde er im Trupp genannt, aber nur hinter seinem Rücken und vorgehaltener Hand.

BRAK: Kants rechte Hand, ein Halunke von zwanzig Jahren. Er war nur mutig, wenn er den großen Kerl bei sich hatte.

COOKPOT: Ein Koch, Fouragierer und Dieb. Cookpot war zwar in Ellinburg aufgewachsen, wusste aber auch nicht besser als Simple Sam, wie man dort Geschäfte machte.

DER DICKE LUKA: Ein weiterer Ellinburger. Da er es geschafft hatte, bei der Heeresverpflegung dick zu bleiben, war das halt seine natürliche Statur und würde sich in diesem Leben nicht mehr ändern.

SIMPLE SAM: Nicht der Hellste, aber eine treue Seele und außerdem ein ziemlicher Schrank.

BLACK BILLY: Black Billy war stolz auf seine Arme, und das zu Recht. Er konnte auch sehr gut mit seinen Fäusten umgehen.

BILLY THE BOY: Ein zwölfjähriger Waisenknabe, von der Göttin berührt. Ein sehr seltsamer junger Mann.

GRIEG: Ein Soldat mit einigen üblen Angewohnheiten.

NIK THE KNIFE: Trotz seines Namens kein schlechter Kerl. Nik war sehr beliebt bei seinen Kameraden.

STEFAN: Ein Soldat – viel mehr lässt sich über Stefan nicht sagen.

BORYS: Ein nachdenklicher älterer Mann, der wenig redete. Er konnte sich sehr leise bewegen, wenn er wollte.

ERIK: Er war gut im Nahkampf, der Erik.

Drei weitere Kerle, deren Namen hier nicht verzeichnet sind.

Jochans Trupp

WILL DAS WEIB: Den Namen haben wir ihm verpasst, weil er jedes Mal flennt, wenn er einen Mann getötet hat. Inzwischen hat er aber so viele Männer getötet, dass es nicht mehr witzig ist.

HARI: Als Soldat kein großes Talent, aber anderweitig begabt.

MIKA: Er konnte selbständig denken, der Mika, was man von manchen der anderen Jungs nicht unbedingt behaupten konnte.

CUTTER: Ein Berufsmörder mit rätselhafter Vergangenheit.

GANNA: Ein Scheißkerl.

Ihre Freunde, Bekannten und Feinde in Ellinburg

GOUVERNEUR HAUER: Der Gouverneur der Stadt Ellinburg. Pflegte einen frugalen Lebenswandel – oder wollte zumindest den Eindruck erwecken. Sprach oft übermäßig dem Wein zu.

HAUPTMANN ROGAN: Der Leiter der Stadtwache. Ein harter Hund, der vor keiner Gewalttat zurückschreckte, aber er war auch gierig und hatte seine Laster.

AILSA: Eine alarianische Schankmagd. Unter anderem.

ROSIE: Eine Hure mit einem Herzen voller Geheimnisse.

DOC CORDIN: Ein Barbier und Wundarzt, der allerdings als Wundarzt mehr auf dem Kasten hatte.

DIE MUTTER OBERIN: Die Leiterin des Klosters der Mutter der seligen Erlösung. Verstand keinen Spaß.

SCHWESTER JESSICA: Eine Nonne des Klosters. Konnte gut mit Hellebarden umgehen.

DER ALTE KURT: Die Leute nannten den alten Kurt einen weisen Mann, und das hatte mehrere Bedeutungen.

ERNST: Ein Barbier.

PAWL: Ein Schneider.

GEORG: Ein Bäcker.

DESH: Ein junger Alarianer aus der Hull Patcher’s Row, der schon als kleiner Junge ein Pious Man werden wollte.

HAUPTMANN LARN: Ein Berufsoffizier, der einem mordsmäßig auf den Sack gehen konnte.

MA ADITI: Ein feindliche Banditin, die Anführerin der Gutcutter aus Wheels.

GREGOR: Ein Bandit, der zu Ma Aditis Linker saß.

BLOODHANDS: Ein sehr furchteinflößender Mann.

Teil Eins

Eins

Nach dem Krieg kehrten wir heim.

Fünfundsechzigtausend an Schlachtenkoller leidende Berufstotschläger kamen in ihre Heimat zurück, wo es keine Arbeit und nichts zu beißen gab und die Pest wütete. Was hatte Ihre Majestät eigentlich gedacht, wie das ausgehen würde?

»Trinkt, Jungs!«, rief ich. »Das geht ab jetzt aufs Haus!«

»Jawoll!«, erwiderte Bloody Anne, warf den Wirt zur Tür hinaus und sperrte hinter ihm ab.

Er hatte Silber verlangt für Fraß und Bier, das zusammen kaum ein halbes Kupferstück wert war. Das war keine Art, die heimkehrenden Helden zu empfangen, fand ich, und Anne sah das anscheinend genauso. Sie hatte ihm seine Mühe mit ein paar saftigen Tritten vergolten.

»So, das wäre erledigt«, sagte sie.

Bloody Anne war meine Sergeantin. Sie hatte kürzeres Haar als ich und eine schartige Narbe die linke Wange hinab, vom Augenwinkel bis zum Kiefer, die ihrem Mund einen ewig leicht spöttisch-höhnischen Ausdruck verlieh. Mit Bloody Anne legte sich so schnell keiner an, es sei denn, er wusste wirklich nicht, was gut für ihn war.

»Willst du auch?«, fragte ich und hielt ihr einen Humpen hin.

»Was dachtest du denn?«

Sie hatte eine Reibeisenstimme, die sie dem Pulverdampf und dem jahrelangen Befehlebrüllen verdankte. Auch noch so viel Gerstensaft hätte diese Stimme nicht wieder sanft gespült. Wir setzten uns gemeinsam an einen Tisch, und sie nahm ihren Krug und leerte ihn in einem Zug zur Hälfte.

Einige meiner Leute zapften ein frisches Fass an, und andere zerrten indessen die Wirtstochter eine grob gezimmerte Holztreppe hinauf. Kant griente von dort oben zu mir herab, eine Hand schon unter dem Rock des Mädchens. Ich schüttelte den Kopf, um es ihm zu untersagen. Vergewaltigen, das gibt’s bei mir nicht, und meinem Trupp würde ich so etwas keinesfalls gestatten.

Ich bin ja schließlich Priester.

Über Annes Schulter hinweg sah ich, dass Kant mich nicht beachtete und das Mädchen zum Treppenabsatz und damit außer Sicht zerrte. So waren sie, die Zeiten, in denen wir lebten.

Dennoch gab es Grenzen.

Ich stand auf und stieß den Tisch beiseite, und das warme Bier aus den Humpen schwappte auf den mit Sägemehl bestreuten Boden.

»He!«, murrte Anne.

»Kant!«, rief ich.

Er reckte den Kopf unter der Treppenwölbung hervor.

»Was?«

»Lass die Kleine los!«

»Sehr witzig, Chef.«

Er grinste, was seine scheißefarbenen Zähne gut zur Geltung brachte.

Bloody Anne drehte sich um und sah, was vor sich ging.

»Das reicht, Korporal!«, knurrte sie, aber er überhörte auch das.

Dass er glaubte, Anne derart ignorieren zu können, machte mich wütend. Sie war Sergeantin und er nur Korporal – auch wenn diese Dinge keine große Rolle mehr spielten. Kant war einen Kopf größer als ich und gut dreißig Pfund schwerer, aber das war mir egal. Darauf kam es nicht an, das wusste ich, und vor allem war das auch Kant klar. In mir schlummerte ein Dämon, das wusste mein ganzer Trupp nur zu gut.

»Lass sie los«, sagte ich noch einmal, in dem ausdruckslosen Ton, der ein strenges Strafgericht ankündigt.

»Das soll doch wohl ein Scherz sein«, erwiderte Kant, klang nun aber schon etwas unsicher.

»Komm her, Kant!«, sagte ich. »Und du auch, Brak!«

Schlagartig herrschte ängstliches Schweigen im Raum, und man hörte den Frühlingsregen an die geschlossenen Fensterläden wehen. Das Kaminfeuer knisterte qualmend vor sich hin. Kant und sein Möchtegernspießgeselle kamen die Treppe herab und ließen das Mädchen, das in sich zusammengesunken weinte, oben auf dem Absatz zurück. Sie war höchstens sechzehn oder siebzehn Jahre alt, nicht mal halb so alt wie ich.

Ich spürte die Blicke von Anne und meinem restlichen Trupp auf mir. Die Männer setzten Bierkrüge und Flaschen ab, um zuzusehen. Sogar der dicke Luka ließ den Humpen sinken, und um den vom Saufen abzubringen, musste schon einiges geschehen. Meine Leute wussten, dass etwas Unrechtes getan worden war, und wenn in meinen Augen etwas Unrechtes getan worden war, folgte das strenge Strafgericht auf dem Fuße.

Bloody Anne warf mir einen argwöhnischen Blick zu. Sir Eland, der falsche Ritter, stand wie gewöhnlich einfach nur da und grinste spöttisch in die Runde, aber auch er merkte jetzt auf. Billy the Boy war schon halb betrunken, doch da er erst zwölf Jahre alt war, konnte man ihm ja nicht verdenken, dass er nichts vertrug. Grieg, Cookpot, Black Billy und die anderen schauten einfach nur zu.

Ich sah Kant in die Augen und zeigte auf eine Stelle vor mir auf dem Boden.

»Komm her«, sagte ich. »Sofort.«

Ein Holzscheit knackte im Kamin, und Simple Sam zuckte zusammen. Kant funkelte mich wütend an, kam aber herbei, und Brak folgte in seinem Kielwasser wie das Beiboot einer Kriegsgaleone.

»Hättest du gerne jemanden zum Ficken, Kant?«, fragte ich.

Kant war größer als ich, ein hässlicher Hüne. Kant, die Kackbratze, wurde er im Trupp genannt, aber nur hinter seinem Rücken und vorgehaltener Hand. Das Kettenhemd und das Lederwams darunter spannten sich über seiner breiten Brust. Die Narben auf seinem Gesicht traten nun, da er wütend auf mich war, fahl und rot hervor. Ich dachte daran, wie er sich diese Narben in Abingon verdient hatte, als er sich beim Fall der Festung einen Weg durch die Bresche in der Westmauer gebahnt hatte. Kant hatte mit seiner Einheit einen ganzen Leichenberg hinter sich gelassen und den auflauernden Bogenschützen tapfer getrotzt. Dafür hatte er einen Pfeil in die Wange kassiert. Er hatte dennoch weitergekämpft, Blut und Zähne spuckend, hatte mit seinem Streitkolben Köpfe, Schultern und Gemächte zerschmettert, hatte niedergeknüppelt und zermalmt und sich den Weg freigeprügelt. Nackte Gewalt – damit bahnte sich Kackbratze Kant seinen Weg durch die Welt.

Kant war ein Kriegsheld.

Aber das war ich auch.

»Klar will ich wen zum Ficken«, erwiderte er. »Wer will das nicht?«

»Du willst also ficken, Kant?«, fragte ich noch einmal, nun aber in sanftem Ton und mit leiser Stimme.

Meine Leute waren lange genug bei mir, um zu wissen, was dieser Tonfall zu bedeuten hatte. Er bedeutete, dass der Dämon in mir erwacht war und nur allzu bald ein strenges Strafgericht erfolgen würde. Kants Besoffenheit – nicht vom Schnaps, sondern von seiner Macht über das Mädchen – hatte jedoch zur Folge, dass er das nicht mitbekam. Diesmal nicht.

»Ja, verdammt nochmal!«, sagte er.

Ich mochte Kant nicht. Ehrlich gesagt hatte ich ihn nie gemocht, aber er war nun mal ein guter Soldat. In Abingon hatte ich gute Soldaten gebraucht. Jetzt brauchte ich gute Männer, und das ist weiß Göttin nicht immer das Gleiche.

»Komm her«, sagte ich noch mal. »Wenn du ficken willst, dann komm her und fick mich.«

Ich sah ihm unverwandt in die Augen. Unter anderen Umständen hätte ich ihm das glatt zugetraut. Wenn ich ein anderer gewesen wäre, irgendein Bauernjunge beispielsweise, wäre Kant, glaube ich, nicht allzu wählerisch gewesen. Für ihn war ein Loch ein Loch, und wenn er seinen Schwanz hineinstecken konnte, war er zufrieden.

»Tomas …«, begann Anne, aber dafür war es schon zu spät, und ich glaube, sie wusste das auch.

Die Klageweiber hingen schwer an meinen Hüften. Sie waren ein aufeinander abgestimmtes Paar schön geschmiedeter Kurzschwerter, die ich nach der letzten Schlacht bei Abingon einem gefallenen Oberst abgenommen hatte. Ich hatte sie »Erbarmen« und »Gnade« getauft.

Meine Leute wussten nur zu gut, was die Klageweiber in meinen Händen anrichten konnten.

»Man soll Mädchen keine Gewalt antun, das gehört sich nicht«, sagte Black Billy und stupste seinen Nebenmann an. »Nicht wahr, Grieg?«

Grieg gab als Antwort nur ein Grunzen von sich. Er war kein Mann der vielen Worte, der Grieg.

»Gütige Göttin …«, murmelte Brak und scharrte mit einem Fuß in dem bierfeuchten Sägemehl auf dem Boden, während Kant mich weiter wortlos anstarrte. »Wir wollten uns doch bloß ein bisschen vergnügen.«

»Sieht sie etwa so aus, als wäre das ein Vergnügen für sie?«, fragte ich.

Kant sah, dass ich auf das Mädchen zeigte, sah, dass mein Blick und meine Hand sich von ihm fort bewegten, und nutzte den Moment. Das hatte ich geahnt, sosehr ich auch gehofft hatte, er wäre vernünftiger. Er war schnell, der Kant, und brutal, aber sonderlich clever war er nicht.

Er stürzte auf mich zu, ein langes Messer in der Faust. Ich wich aus, wirbelte herum, zog Erbarmen aus der Scheide und schlitzte Kant mit einem Rückhandhieb die Kehle auf. Ein schäumender roter Schwall schoss hervor, und Kant ging mit einem gurgelnden Fluch zu Boden.

Ich spürte, dass Billy the Boy mich ansah.

»Geschieht ihm recht«, meinte er mit seiner Knabenstimme und leerte seinen Krug.

»Scheiße«, sagte Brak.

»Ihr habt es so gewollt, Brak«, sagte ich. »Und das Angebot steht noch. Mein Arsch – wenn du es schaffst, ihn dir zu nehmen.«

Er sah mich an, dann zu Kant hinab, der auf dem Boden verblutete, dann zu dem triefenden Stahl in meiner Hand und schüttelte schließlich den Kopf. Ich hatte nichts anderes erwartet. Brak war Kants rechte Hand, aber er war gerade mal zwanzig Jahre alt und nur mutig, wenn er den großen Kerl bei sich hatte.

»Nee«, sagte er. »Bin nicht mehr in Stimmung.«

»Das dachte ich mir«, sagte ich.

Ich fragte mich, wo sich Brak nun in der Hackordnung meines Trupps wiederfand. Aber ehrlich gesagt war es mir egal. Das war Braks Sorge, nicht meine. Meine Sorge bestand darin, der Chef zu bleiben. Wie die anderen ihre Hierarchie sortierten, blieb ihnen überlassen.

Fragen des Rangs und der Befehlskette waren nach Abingon vor die Hunde gegangen, aber weil ich der Geistliche der Kompanie war, übernahm ich, nachdem der Hauptmann auf dem Heimweg seinen Verletzungen erlegen war, die Führung des Trupps. Außerdem hatte ich, im Gegensatz zu den anderen, Führungserfahrung.

Simple Sam stand eine Weile da und sah zu Kant hinab. Schließlich verpasste er ihm einen ordentlichen Tritt, wie um sicherzugehen, dass er auch wirklich tot war.

Er war es.

»Was wird denn bloß der Oberst dazu sagen, Mister Piety?«, fragte Sam.

»Wir haben keinen Oberst mehr, Sam«, erwiderte ich. »Weißt du nicht mehr? Wir sind entlassen.«

»Entlassen? Was soll das heißen?«

»Das heißt, dass sie uns keinen Sold mehr zahlen«, grummelte Anne.

Da hatte sie recht. Unser Regiment, das aus dreitausend besoldeten organisierten Totschlägern bestanden hatte, bestand nun aus dreitausend unbesoldeten unorganisierten Totschlägern.

Und das war ungefähr so gut gelaufen, wie zu erwarten war.

»So ein Mist«, murmelte Sam, und um uns zu zeigen, was er davon hielt, versetzte er Kant einen weiteren Tritt.

Was aus unserem Oberst geworden war, wusste allein unsere liebe Frau, wir anderen aber waren zusammengeblieben, größtenteils aus Gewohnheit, als loser Haufen einzelner Trupps. Fast dreitausend Mann kampierten nun in und außerhalb dieser Stadt, keiner aber hatte mehr das Kommando. Nein, man würde mich nicht vors Kriegsgericht stellen, weil ich Kant getötet hatte. Diese Zeiten waren vorbei.

Ich sah kurz zu ihm hinab und dankte unserer lieben Frau vom immerwährenden Leid für meinen Sieg. Sie hatte mir nicht die Hand geführt, das war mir klar. Unsere liebe Frau hilft einem nicht. Niemals. Sie erhört keine Gebete, erweist keine Gnade und verhilft keinem Manne zu irgendwas, so inständig er auch darum bittet. Das Höchste, was man sich von ihr erhoffen kann, ist, dass sie einen am heutigen Tag am Leben lässt. Morgen beißt man womöglich ins Gras, aber immerhin heute nicht. Mehr ist da nicht zu wollen, und alles Weitere bleibt einem selbst überlassen.

Sie war eine Göttin für Soldaten, da gab es kein Vertun.

»Gut gemacht«, flüsterte mir Sir Eland, der falsche Ritter, ins Ohr. »Fürs Erste hast du dich behaupten können.«

Er war ein hinterhältiger Dreckskerl, der Sir Eland. Ich hatte ihn erst bemerkt, als ich seinen Atem im Nacken spürte. Mit betont ausdrucksloser Miene sah ich mich zu ihm um. Sir Eland war der Favorit unseres Hauptmanns gewesen – dieser Mann, der sich als Ritter ausgab. Er war nichts dergleichen, das wusste ich. Er war weiter nichts als ein ganz gewöhnlicher Halunke, der sich ein Schlachtross und genug schlecht sitzende Rüstung zusammengestohlen hatte, um mit diesem Schwindel durchzukommen. Er war ungefähr so adelig wie mein Morgenschiss. Dennoch war er gefährlich, und man musste ihn im Auge behalten.

»Sir Eland«, sagte ich und rang mir ein Lächeln ab. »Wie überaus erfreulich, dass Ihr mir Euren Beistand gewährt.«

Ehe er etwas erwidern konnte, wandte ich mich ab. Dann spürte ich seinen Blick auf meinem Rücken, wie er mir durch das schwarze Priestergewand, das Kettenhemd, das Lederwams und das Leinenhemd bis ins Herz drang. O ja, Sir Eland, der falsche Ritter, würde mir bei der erstbesten Gelegenheit in den Rücken fallen. Es war an mir, ihm diese Gelegenheit nicht zu bieten. So war das, wenn man der Anführer solcher Männer war.

Immerhin hasste Anne ihn genauso wie ich. Sie würde mir den Rücken freihalten, da war ich mir sicher. Ich ging zu dem Tisch, an dem Billy the Boy saß. Kant lag immer noch auf dem Boden, und rings um ihn her breitete sich eine Blutlache aus, aber niemand schien es eilig zu haben, ihn fortzuschaffen. Ich ließ mich Billy gegenüber an dem ramponierten Tisch nieder und nickte ihm zu.

Er hob den Blick, und das Licht glitt über die glatten Konturen seines Gesichts, das noch von keinem Rasiermesser berührt worden war. Zögerlich zeigte sich ein Lächeln auf seinen feuchten jungen Lippen.

»Sprich, im Namen unserer lieben Frau«, sagte er.

»Ich habe Kant getötet«, beichtete ich leise.

»Seine Zeit, über den Fluss zu gehen, war gekommen«, sagte Billy. »Unsere liebe Frau weiß, dass Kant getötet werden musste, und sie vergibt dir. Im Namen unserer lieben Frau.«

Da war was dran. Kant würde keinem fehlen, so viel war mal klar.

Billy war zwar erst zwölf Jahre alt, trug aber Rüstung und Kurzschwert wie ein Mann. Und er war mein Beichtvater, so befremdlich das auch erscheinen mag. Ich neigte das Haupt vor dem Kind.

»Im Namen unserer lieben Frau«, sprach ich ihm nach.

Billy the Boy strich mir die Kapuze aus dem Gesicht und legte mir eine Hand auf die Stirn. Ich weiß, es sah lächerlich aus, wie ich mir von diesem Kind die Beichte abnehmen ließ. Ich war ja schließlich hier der Priester, nicht er. Aber Billy war jemand Besonderes. Billy war von unserer lieben Frau berührt worden, und alle dort wussten das. Das war der einzige Grund, weshalb der Trupp einen Jungen wie ihn in Ruhe ließ. Ich dachte an die Zeit zurück, als Billy zu uns gestoßen war, als Flüchtlingswaise nach der Plünderung von Messia. Das Regiment warb damals Rekruten an, um die Verluste auszugleichen, und Billy war trotz seiner Jugend genommen worden.

Sir Eland hatte sofort Gefallen an ihm gefunden. Er mochte Jungs, der Sir Eland. Eines Nachts hatte er versucht, unter Billys Decke zu schlüpfen, um sich ihn zu Willen zu machen. Bis heute weiß ich nicht, was damals eigentlich geschehen war, und Sir Eland würde das Thema ganz gewiss niemals ansprechen. Ich erinnere mich nur noch an ein Lagerfeuer am Wegesrand. Ich hatte gerade Wache, und der Rest der Leute schlief, in Decken gehüllt, so nah am Feuer, wie es eben ging. Dann gellte mit einem Mal ein schriller Schrei durch die Dunkelheit.

Es war jedoch nicht Billy, der da schrie, sondern Sir Eland. Was auch immer er mit Billy vorgehabt hatte – und ich denke mal, das geht mich weiter nichts an –, seine Zuwendung war nicht erwünscht gewesen. Billy hatte … irgendwas getan, und damit hatte es sich. Auf diese Weise rüttelte sich die Hackordnung zurecht, und anschließend war keiner mehr darauf zu sprechen gekommen. Der Trupp hatte sich darauf eingestellt, und seither war Billy the Boy einer von uns.

Er, der von der Göttin berührt worden war.

»Danke, Billy«, sagte ich.

Er zuckte nur die Achseln. So leicht wurde man hier von seinen Sünden freigesprochen. Billys braune Augen blickten vollkommen ausdruckslos, und unsere liebe Frau allein wusste, was in seinem Kopf vor sich ging.

Ich stand auf und schaute mich zum Rest meines Trupps um. Sie tranken und lachten und fluchten schon wieder, würfelten und stopften sich mit dem, was Cookpot in der Küche gefunden hatte, die Mäuler voll. Das Mädchen war inzwischen weggelaufen, und das fand ich klug von ihr. Simple Sam reiherte lautstark in eine Ecke. Alles war in bester Ordnung.

Bis mehrere bewaffnete Männer die Tür eintraten.

»Scheiße!«, brüllte Brak.

Das war eindeutig sein Lieblingswort.

Ich setzte mich still hin und sah den Neuankömmlingen entgegen, während mein Trupp rings um mich her blankzog. Ich kannte den Anführer der anderen, hatte aber nicht damit gerechnet, ihn jemals wiederzusehen. Ich ließ beide Hände vor mir auf der Tischplatte ruhen, ein gutes Stück von den Griffen der Klageweiber entfernt.

Sechs Männer drängten herein, und hinter ihnen peitschte der Regen in die Schankstube. Der Anführer schob sich die Kapuze seines triefnassen Umhangs aus dem Gesicht und sah mich mit irrem Grinsen an.

»Heiliges Nonnenfötzchen …«, sagte er. »Tomas Piety!«

Ich stand vom Tisch auf.

»Bruder«, sagte ich.

Zwei

Jochan, mein Bruder, guckte sich um und lachte lauthals los. Er war vier Jahre jünger als ich, aber größer und schlanker, hatte wüstes Haar und auf seinem spitzen Kinn einen Dreitagebart.

»Ein Priester?«, sagte er mit Blick auf mein Gewand. »Wie geht es an, dass du jetzt ein verkackter Priester bist? Wenn ich hier der Richter wäre, würde ich sagen, die Hälfte deiner Leute ist stinkbesoffen, und einen hast du gerade eigenhändig abgestochen.«

Der Barmherzigkeit unserer lieben Frau sei Dank, dass Jochan kein Richter war. Dennoch musste ich zugeben, dass er diesmal recht hatte. Ich schenkte ihm ein Lächeln, das nicht von Herzen kam.

»So sind sie, die Zeiten, in denen wir leben«, meinte ich.

»Worauf du einen lassen kannst«, erwiderte er und wandte sich an seinen Trupp. »Männer, das ist mein großer Bruder Tomas. Ich hab ihn seit Kriegsbeginn nicht mehr gesehen, und jetzt ist er anscheinend ein gottverdammter Pfaffe. Aber er ist trotzdem in Ordnung. Seine Jungs haben bestimmt nichts dagegen, mit uns zu teilen, nicht wahr?«

Das richtete sich offenkundig an mich. Ich zuckte die Achseln.

»Nur zu, bedient euch«, sagte ich. »Es ist ja nicht so, dass wir dafür bezahlt hätten.«

Falls meine Leute die Anspannung zwischen meinem Bruder und mir mitkriegten, waren sie so klug, sich nichts anmerken zu lassen.

Jochans Männer zapften sich Bier und nahmen sich etwas zu essen, und er ließ sich an Bloody Annes und meinem Tisch nieder. Ich kannte keinen seiner Leute. Jochan und ich waren in verschiedenen Regimentern gelandet, und ich konnte nur annehmen, dass er sich mit seiner Handvoll Männer aus dem Kriegsgebiet hierher durchgeschlagen hatte.

»He!«, brüllte er. »Weib! Bring uns Bier!«

Anne guckte ihn böse an, aber sie war nicht gemeint.

Einer seiner Männer brachte uns eine frische Runde und ging dann wieder zu den anderen zurück. Er sah genauso ungehobelt aus wie sie alle und hatte nichts auch nur entfernt Weibliches an sich, fand ich.

»Weib?«, frage ich Jochan stirnrunzelnd.

»Ja, das ist Will das Weib«, sagte er. »Den Namen haben wir ihm verpasst, weil er jedes Mal flennt, wenn er einen Mann getötet hat. Inzwischen hat er aber so viele Männer getötet, dass es nicht mehr witzig ist, aber du weißt ja, so einen Spitznamen wird man schwer wieder los.«

Ja, das wusste ich.

»Dann muss er in Abingon viele Tränen vergossen haben«, meinte Anne.

»Ja«, sagte Jochan und verstummte.

Uns Brüder verband nicht allzu viel, nun aber immerhin der Krieg. Der Krieg und die Erinnerung an die alte Heimat und an Dinge aus unserer Kindheit, die lange zurücklagen und die man am liebsten vergessen hätte. Wir waren uns überhaupt nicht ähnlich, Jochan und ich. Waren es nie gewesen. Vor dem Krieg hatten wir zusammen gearbeitet, aber als Freunde hätte ich uns niemals bezeichnet. Meine Tante hatte immer zu mir gesagt, ich hätte zu wenig Gefühl, und meiner Meinung nach hatte Jochan zu viel davon. Vielleicht hätten wir zusammengenommen einen ausgeglichen Menschen ergeben. Aber was weiß ich. Das war wohl eher eine philosophische Frage, und für Philosophie war jetzt wirklich nicht die Zeit.

Ich sah meinem Bruder über den Tisch hinweg in die Augen, und da wurde mir klar, was der Krieg mit ihm gemacht hatte. Jochan war immer schon kaum zu bändigen gewesen, jetzt aber hatte sein Blick etwas geradezu Wildes, Barbarisches an sich, das er früher nicht gehabt hatte. Ich konnte auf seinen Pupillen förmlich die Kanonenblitze sehen, und Staubwolken von einstürzenden Mauern trieben über das Weiß seiner Augen, bis zu den Augenrändern, die so rot waren wie die Ströme von Blut, durch die wir gewatet waren. Die Reste von klarem Verstand, die Jochan vor dem Krieg noch besessen hatte, hatte er im Staub von Abingon zurückgelassen.

»Bruder«, sagte ich und streckte ihm über die grobe Tischplatte hinweg eine Hand entgegen.

Jochan sprang auf und leerte seinen Krug in einem einzigen langen, zittrigen Zug, wobei ihm ein Gutteil des Biers über die Brust seines rostigen Kettenhemds lief. Dann drehte er sich um und schleuderte das leere Gefäß ins Kaminfeuer.

»Und was jetzt?«, brüllte er. »Was machen die glorreichen Piety-Boys jetzt, nachdem wir am Rande der Hölle wieder vereint sind?«

Er sprang auf den Tisch und trat meinen Krug beiseite, wodurch er Kants abkühlenden Leichnam achtlos mit Bier bespritzte. Wer ihn nicht kannte, hätte ihn für betrunken gehalten, ich aber wusste, dass Jochan nicht betrunken war. Jedenfalls noch nicht. Jochan war Jochan, und das hier war einfach seine Art. Er war nie ganz richtig im Kopf gewesen.

»Was jetzt?«, brüllte er und drehte sich mit ausgestreckten Armen vor den versammelten Leuten im Kreis.

Sein eigener Trupp war so etwas offenbar gewohnt, wohingegen meine Leute ihn mit einer Mischung aus Argwohn und mühsam kaschierter Belustigung ansahen. Diese Belustigung sollten sie sich wirklich besser verkneifen, dachte ich. Denn wenn man eines nicht tat, dann über Jochan lachen.

Simple Sam hatte diese Dienstanweisung offenbar nicht mitgekriegt – nicht dass er überhaupt lesen konnte. Er kicherte. Das weckte bei mir Erinnerungen an die Schulstuben unserer gemeinsamen Kindheit. Es erinnerte mich daran, wie einige andere Jungs über Jochan gelacht hatten.

Das hatten sie nur ein Mal getan.

Über Jochan lachte man kein zweites Mal.

Ohne ein Wort, ohne eine Vorwarnung sprang er vom Tisch und stürzte sich auf Simple Sam. Sam war ein großer Kerl, gedanklich und körperlich aber eher langsam, und Jochan erwischte ihn voll mit dem Ellenbogen an der Brust und rammte ihn gegen die Wand. Nur Augenblicke später war Sam schon am Boden, und Jochan drosch auf ihn ein. Seine Faust hob und senkte sich in einem gnadenlosen Rhythmus.

Das konnte ich nicht durchgehen lassen, Bruder hin oder her. Bloody Anne machte Anstalten, sich zu erheben, um einzuschreiten, und ich legte ihr eine Hand auf den Arm, um sie zurückzuhalten. Sie war zwar die Sergeantin, aber Jochan war mein Bruder, und deshalb war das meine Angelegenheit, nicht ihre.

»Aufhören!«, sagte ich in jenem bestimmten Tonfall, den sogar Jochan erkannte.

Er wusste, wie ein strenges Strafgericht aussah, und hatte es, als wir jung waren, auch ein- oder zweimal zu spüren bekommen.

Er ließ von Sam ab und drehte sich zu mir um. Blut tropfte ihm von den Knöcheln.

»Aufhören sagst du, du Kriegsheld?«, höhnte er. »Wie sieht denn dein großartiger Plan aus, Tomas?«

Er stellte mich auf die Probe, das war mir klar. Er probierte aus, wie weit er gehen konnte, ohne jenes strenge Strafgericht zu erleiden – mit seinen Männern hinter sich und meinen hinter mir. Gern hätte ich behauptet, dass keinem von uns an einem Blutvergießen gelegen war; ich war mir aber nicht sicher, ob das stimmte. Wir waren den anderen zwar zahlenmäßig um mehr als das Doppelte überlegen, aber ich glaube, Jochan kriegte das überhaupt nicht mit, und wenn doch, kümmerte es ihn nicht. Ich wusste nur, dass ich kein Blutvergießen wollte – jedenfalls nicht jetzt. Keinem wäre damit gedient gewesen.

»Wir kehren heim«, sagte ich. »Mein Trupp und deiner und wer sich uns vom Rest des Regiments sonst noch anschließen will. Wir kehren heim und machen da weiter, wo wir aufgehört haben.«

»Womit willst du denn weitermachen?«, entgegnete Jochan. »Das Land liegt am Boden, Tomas! Die Pest geht um! Die Leute hungern! Es gibt keine Arbeit! Und wir haben diesen Scheißkrieg gewonnen?«

»Ja, haben wir«, sagte ich. »Wir haben gewonnen, und Tante Enaid hat die Geschäfte der Familie am Laufen gehalten, während wir weg waren.«

»Weg?«, brüllte er mich an. »In der Hölle waren wir! Und als Teufel kommen wir heim, besudelt von dem, was wir gesehen haben!«

Ich sah ihn an, sah die Tränen in seinen irre blickenden Augen.

Jochan war schon immer zu sensibel gewesen – und ich zu wenig. Falls der Krieg mich irgendwie verändert hatte, bemerkte ich kaum etwas davon. Ob ich daheim meine Geschäfte führte oder in Abingon einen Trupp, machte für mich keinen großen Unterschied, bloß dass daheim das Essen besser war und es mehr zu trinken gab. Versöhnlich breitete ich die Hände aus.

»Dein Platz ist an meiner Seite, Jochan«, versicherte ich ihm. »Du bist mein Bruder, und du wirst immer einen Platz an meiner Seite haben. Komm mit mir heim.«

Er spuckte aus reinem Trotz auf den Boden, schniefte dann und guckte auf seine Stiefel hinab.

»Also gut«, sagte er nach kurzem Zögern. »Also gut, Tomas.«

So war er immer schon gewesen, wenn sein Zorn verraucht war, kleinlaut und zerknirscht. Manchmal war ihm dann, wie jetzt auch, sogar zum Heulen zumute. Ich merkte, dass er sich zusammenriss, um nicht vor seinen Männern in Tränen auszubrechen, und das war klug von ihm. Will das Weib kam ja vielleicht damit durch, vor versammelter Mannschaft zu flennen, Jochan aber wohl eher nicht. Jedenfalls nicht, wenn er der Chef dieser Leute bleiben wollte.

Ich sah zu Simple Sam hinüber, der halb bewusstlos vor dem Kamin kauerte. Blut lief ihm aus der gebrochenen Nase, und ein Auge war schon fast zugeschwollen. Anne stand auf und gab ihm einen Lappen, sagte aber keinen Mucks zu dem, was geschehen war. Sam hatte, alles in allem, noch Glück gehabt. Er wäre nicht der erste Mann gewesen, den Jochan mit bloßen Händen erschlagen hatte.

Da waren wir also: die Piety-Boys.

Ich hatte so oder so heimkehren wollen, mit meinem Trupp und weiteren Leuten, die ich aus den Überbleibseln des Regiments rekrutieren wollte. Ich wollte heimkehren und mir zurückholen, was mir gehörte. Jochans Männer würden ihm folgen, da war ich mir sicher, und im Laufe der Zeit würden sie dann meine Männer werden.

Und ich konnte sie wahrscheinlich gut gebrauchen. Tante Enaid hatte die Geschäfte der Familie am Laufen gehalten, hatte ich zu Jochan gesagt. Ich hoffte, dass das stimmte, hätte aber nicht darauf gewettet. Ja, ehrlich gesagt, hätte ich nach dem, was ich von der Heimat bisher gesehen hatte, kein halbes Kupferstück darauf gesetzt. Und wir waren ja immer noch auf dem Land. Die Göttin allein wusste, wie es inzwischen in der Stadt aussah.

»Gut«, sagte ich. »Das freut mich, Jochan. Trink doch noch ein Bier. Es ist genug da.«

Dem war tatsächlich so, und auch das war gut. Es herrschte, wie gesagt, eine Hungersnot, und der Landstrich südlich von dort war komplett ausgeplündert. In diesem Gasthaus jedoch, einem miesen kleinen Landgasthaus in einem miesen kleinen Marktstädtchen, gab es immer noch ein paar Fässer Bier im Keller und ein bisschen zähes Fleisch und Wurzelgemüse in der Küche. Das bedeutete, dass wir dem Haupttross der Kriegsheimkehrer voraus waren, und dafür dankte ich unserer lieben Frau.

Ich ließ mich wieder auf meinem Stuhl nieder und dachte über all das nach, während sich die Kerle um mich her volllaufen ließen. Ein Weilchen später setzte sich Bloody Anne wieder zu mir und stellte uns zwei frische Krüge hin. Sie sah mich an. Anne war nicht so betrunken wie die anderen, vielleicht sogar noch fast nüchtern. Bei ihr war das schwer zu erkennen.

Sie war meine rechte Hand, so sah ich das jedenfalls, auch wenn Sir Eland glaubte, dass ihm diese Rolle zustand. Wie weit ich Anne trauen konnte, wusste ich nicht so recht, aber dass ich Sir Eland überhaupt nicht trauen konnte, war mir klar. Auf dem Schlachtfeld hätte ich Anne jederzeit mein Leben anvertraut und hatte das tatsächlich auch oft getan, und ich war froh, sie als meine Freundin bezeichnen zu können. Jetzt aber, wo wir fast schon zu Hause waren und die Geschäfte riefen, sah die Sache möglicherweise ein wenig anders aus.

»Trink doch was, Chef«, sagte sie.

Sie schob mir einen der Krüge hin. Ich nickte und trank höflichkeitshalber einen Schluck, obwohl mir nicht danach war.

»Hast du mitgekriegt, wie diese Stadt hier heißt?«, fragte ich sie.

Sie zuckte die Achseln. »Irgendwas mit Ford«, sagte sie. »Harrow’s Ford? Herron’s Ford? Irgend so was.«

»Kommt dir an diesem Ort irgendwas seltsam vor?«

Wieder zuckte sie die Achseln. »Es ist eine kleine Marktstadt«, sagte sie. »Die sind doch alle gleich.«

Ja, die waren tatsächlich alle gleich: Niedergebrannt oder ausgehungert oder die ganze Einwohnerschaft an der Pest verreckt – so hatte jede einzelne Marktstadt ausgesehen, die wir auf unserem langen Marsch in die Heimat passiert hatten. Nur die hier nicht.

»Dieser Ort ist anders«, sagte ich. »Er ist nicht tot.«

»Kann nicht mehr lange dauern«, erwiderte sie. »Da draußen sind dreitausend hungrige Mäuler.«

Da hatte sie recht, das musste ich zugeben.

So waren sie, die Zeiten, in denen wir lebten.

Da sollte man das Beste draus machen, solange es noch ging.

Drei

Als ich am nächsten Morgen wach wurde, ruhte mein Gesicht auf meinen verschränkten Armen auf dem Tisch, ich war völlig steif, alles Mögliche tat mir weh, und mir dröhnte der Kopf. Ich richtete mich auf und schluckte Speichel, der nach schalem Bier schmeckte. Meine Leute lagen noch da, wo sie am Vorabend aus den Stiefeln gekippt waren – außer Bloody Anne. Die saß neben der Tür, reinigte sich mit der Dolchspitze die Fingernägel und hielt offensichtlich Wache. Sie war eine gute Soldatin, die Anne.

Gut, dass wir sie hatten.

»Morgen, Chef«, sagte sie.

Ich nickte ihr zu, stand auf und ging zur Hintertür hinaus, um eine Stange Wasser wegzustellen. Die Küche war geplündert worden, das sah ich jetzt. Alle Schränke waren aufgerissen und kein Krümelchen mehr übrig. Cookpot verstand was davon, wie man einen Ort gründlich nach Essbarem durchsuchte, das musste ich ihm lassen.

Dann stand ich auf dem schlammigen Hof hinter dem Gasthaus und pisste in den nieseligen Morgenregen. Es war kalt, und alles um mich her schien die Farbe von frischer Scheiße angenommen zu haben. Dieses Städtchen war ja vielleicht noch nicht tot, aber wie ich jetzt sah, war es bis dahin wirklich nicht mehr weit, und die Ankunft unseres Regiments würde die Sache sicherlich beschleunigen. Ich sah zu dem wolkenverhangenen Himmel hoch und schätzte, dass es gut eine Stunde nach Morgengrauen war.

Nachdem ich mir die Hose wieder zugeschnürt hatte, lehnte ich mich noch ein wenig an die Tür, um nachzudenken. Wir waren noch drei oder vier Tagesmärsche von Ellinburg entfernt. Das Regiment würde sich hier in diesem Städtchen auflösen, das wusste ich. Es war eine landwirtschaftliche Gegend, und die meisten Kameraden waren Bauern, die Land und Frauen und Schweine und Schafe hatten, zu denen sie zurückkehren wollten. Und wenn sie Glück hatten, war von all dem sogar noch was übrig.

Jochan und ich, wir waren Stadtjungs, ebenso wie der dicke Luka und Cookpot. Wir vier waren zusammen aufgewachsen, hatten auch zusammen die Schulbank gedrückt. Jochan und Luka wussten, worin meine Geschäfte bestanden, und vor dem Krieg hatte Luka sogar hin und wieder mal bei uns ausgeholfen. Er war ein guter Mann, auch wenn’s hart auf hart kam. Obwohl er dick war, hatte er Bärenkräfte und konnte gut kämpfen. Das konnte Cookpot nicht die Bohne, aber dafür war er ein fähiger Dieb und Koch. In einem Regiment, in dem fast jeder kämpfen und fast keiner kochen konnte, machte ihn das ausgesprochen nützlich. Ich war froh gewesen, ihn in unserer Kompanie zu haben, und jetzt war ich froh, dass er in meinem Trupp dabei war.

Ich fragte mich, wie die anderen wohl in der Stadt zurechtkommen würden – Sir Eland und Brak und Stefan, Bloody Anne und Borys und Nik the Knife et cetera. Sir Eland behauptete ja, er wäre schon mal in Dannsburg gewesen, sogar am Hof, aber das war ungefähr so glaubwürdig, wie dass er ein echter Ritter war. Dort am Hof residierte die Königin, ebenjene Königin, für die wir durch die Hölle gegangen waren, und Gestalten wie Sir Eland würde man dort nicht dulden.

Ich wusste nicht mal, wie die Königin aussah.

Dennoch hatte Sir Eland oft Geschichten davon erzählt, die man, wenn man dumm und betrunken genug war, beinahe zur Hälfte glauben konnte, und daher nahm ich an, dass er irgendwann mal tatsächlich in einer richtigen Stadt gewesen war.

Aber nicht in Ellinburg. Da war er nie gewesen. Sein Akzent deutete auf den Süden oder den Westen hin, und wir waren jetzt seit Wochen schon schnurstracks nach Norden marschiert. Der Norden war unsere Heimat, fernab der Grenze. Fernab des Kriegs. Dort war unser Regiment aufgestellt worden, inmitten der kalten, feuchten Berge, und dort würde es sich wieder auflösen. Ich hatte keine Ahnung, was mit all diesen Kerlen geschehen würde. Denen, die glaubten, wieder an ihr altes Leben anknüpfen zu können, stand, soweit ich das beurteilen konnte, eine böse Überraschung bevor. Sie würden feststellen müssen, dass ihre Frauen inzwischen verhungert oder an der Pest krepiert waren oder sich mit dem Erstbesten, der ihnen was zu beißen bieten konnte, aus dem Staub gemacht hatten. Ihre Schafe waren wahrscheinlich geschändet, ihre Schweine aufgefressen, ihr Land niedergebrannt.

So waren sie, die Zeiten, in denen wir lebten.

Wir hatten den Krieg gewonnen – aber um welchen Preis? Die Königin hatte dafür das ganze Land an den Bettelstab gebracht, der Handel war zum Erliegen gekommen, dann hatte auch noch das Wetter verrücktgespielt, und die Ernten waren verdorben, und schließlich kam die Pest. Wäre man abergläubisch gewesen, dann hätte man da wahrscheinlich Zusammenhänge gesehen, doch davon verstand ich nichts. Ich war Priester, kein Mystiker, und unsere liebe Frau gab grundsätzlich keine Antworten.

Ich schob meine Kapuze nach hinten und fuhr mir mit den Fingern durchs Haar, ließ es vom Regen benetzen. Es war ein schönes Gefühl, einfach nur dazustehen, die frische Morgenluft einzuatmen, die Regentropfen auf dem Gesicht zu spüren und zu hören, wie sie in die Pfützen plätscherten. Ich erinnerte mich noch genau an Tage voller Staub, an quälenden Durst, an das Donnern der Kanonen und den beißenden Qualm des Schwarzpulvers.

Der Regen auf meiner Haut fühlte sich gut an, rein und frisch. In Abingon war nichts rein und frisch gewesen, da hatte es nur Feuer und Staub und Scheiße und Tod gegeben, nur Männer, die an Wunden oder Verbrennungen oder der roten Ruhr starben. Was hätten wir dort gegeben für einen kühlen Regen …

Ich spürte eine Berührung an der Schulter und fuhr herum, ehe ich wusste, was ich tat. Erbarmen blitzte aus der Scheide auf, und schon hielt ich Stahl an Haut. Ich hatte Jochan meine Klinge an die Gurgel gelegt und merkte erst jetzt, dass er es war. Er starrte mich nur an, und in seinen gequält blickenden Augen spiegelte sich das Feuer meiner Erinnerung.

Ich stand einen Moment lang da, mit pochendem Herzen und meinem Schwert an der Kehle meines Bruders. Dann wieherte fernab auf einer anderen Straße ein Pferd und brach damit den Bann. Ich steckte das Schwert wieder weg und zog mir die Kapuze über das feuchte Haar.

»Was ist?«, fragte ich.

Jochan schüttelte den Kopf. Schweigend ging er an mir vorbei auf den Hof hinaus, wo der Regen nun kräftiger fiel. Dann schlug er im Freien sein Wasser ab, weder auf das Wetter noch auf sonst etwas achtend.

»Nach Hause«, sagte er, als er fertig war. Er schnürte sich die Hose zu und sah mich an, und das regennasse Haar klebte ihm wirr am Kopf. »Dann gehen wir also nach Hause. Tante Enaid hat die Geschäfte am Laufen gehalten?«

Ich zuckte die Achseln. »Das hat sie mir damals versprochen«, sagte ich. »Wir werden’s ja sehen, nicht wahr? Wenn wir heimkommen. Du und ich, Jochan, und dein Trupp und meiner.«

»Und was ist, wenn sie nicht Wort gehalten hat?«

Ich sah ihn an.

»Dann haben wir zwei Trupps und holen uns zurück, was uns gehört.«

Er nickte. Das war die Antwort, die er hören wollte. Jochan war mit dem Kämpfen noch nicht fertig, das war ihm anzusehen. Zwar war der Feind geschlagen, aber das Ding in ihm drin, das ihn antrieb, die seelische Grausamkeit, die unser Vater ihm vermacht hatte, war unbezwingbar. Wir waren in dieser Hinsicht ganz verschieden. Unser Vater hatte mir einen kalten Dämon eingepflanzt, wohingegen Jochans Dämon heiß und wild war. Nun fing er an zu lachen. Ich weiß nicht worüber, aber jedenfalls stand er da auf dem Hof, der mehr aus Pferdescheiße als aus Schlamm bestand, und lachte.

»Die Jungs werden Ellinburg lieben, nicht wahr?«, meinte er.

Ich zuckte die Achseln. Das glaubte ich eher nicht, aber sie würden sich dran gewöhnen. Das Leben in der Stadt hatte ja schließlich auch seine Vorzüge, und meine Aufgabe würde es sein, ihnen die nahezubringen.

»Eins musst du mir aber mal verraten, Tomas«, sagte Jochan nach kurzem Schweigen.

Inzwischen regnete es in Strömen, und ich trat einen halben Schritt in den Hinterausgang zurück, um nicht allzu viel davon abzubekommen. Jochan schien den Regen überhaupt nicht zu bemerken, der ihm das Haar nun in wirren Strähnen ins Gesicht klebte.

»Und das wäre?«, fragte ich.

»Wie kommt es, dass du jetzt Priester bist?«

»Ich hab das Gelübde abgelegt«, antwortete ich.

»Mehr ist da nicht dabei? Das ist alles?«

»Ja, so ziemlich«, sagte ich.

Die Geistlichkeit unserer lieben Frau vom immerwährenden Leid hatte an Glaubenslehren und heiligen Schriften nicht viel zu bieten. Sie war keine Göttin für Gelehrte, Mystiker, Kaufleute oder Politiker. Sie war eine Göttin für Soldaten, und die meisten Soldaten können ja ohnehin nicht lesen.

Schon komisch, dass die Leute immer glauben, Soldaten würden zu einem Kriegsgott beten. Von wegen. Die Ritter hatten natürlich so einen. Die richtigen Ritter, nicht Hochstapler wie unser Sir Eland. Die hatten einen eisernen Gott des Ruhms und der Ehre, mit einer schönen langen Lanze und einem mächtigen Untier zu seinen Füßen. Wir Einberufenen aber wollen weder Ruhm noch Ehre. Wir wollen weiter nichts, als den heutigen Tag überleben. Das war es, was unsere liebe Frau verhieß, wenn man Glück hatte und sein Letztes gab.

Das war alles, was wir hatten, alles, worauf wir in dieser Welt hoffen konnten.

Jochan schüttelte den Kopf, und sein nasses Haar schleuderte Wassertropfen in den Regenguss.

»Aber warum?«

Ich zuckte die Achseln. »Warum nicht? Die Kompanie brauchte einen Geistlichen, nachdem unserer mit einem Pfeil durchs Genick über den Fluss gegangen war. Ein Priester hört den Menschen zu. Ein Priester leitet sie an. Und das kriege ich hin.«

»Aber Menschen sind dir doch vollkommen egal!«, konterte Jochan und trat einen Schritt auf mich zu. »Das war doch schon immer so!«

»Davon, dass sie mir was bedeuten müssen, war ja auch nie die Rede«, erwiderte ich. »Zuhören und anleiten, hat der Hauptmann gesagt. Weiter nichts.«

Jochan lachte so heftig los, dass ihm die Rotze aus dem linken Nasenloch flog.

»Heiliges Nonnenfötzchen …«, sagte er. »Du – ein räudiger Priester?«

»Ja«, sagte ich. »Ich – ein Priester.«

Er bemerkte, dass sich mein Tonfall gewandelt hatte, und sah mich an. Ich war ihm nicht böse, aber er war drauf und dran, etwas zu sagen, das ich ihm nicht durchgehen lassen konnte. Ihm war das auch klar, das merkte ich.

Er strich sich das klatschnasse Haar aus dem Gesicht und schob sich dann ohne ein weiteres Wort an mir vorbei ins Gasthaus zurück. Als er weg war, lehnte ich mich an den Türpfosten und atmete noch einmal das reine Aroma des Regens ein.

Auf Jochan würde ich aufpassen müssen.

Ich ließ ihm noch ein wenig Zeit und ging dann auch zurück in die Schankstube. Die meisten Leute von seinem und meinem Trupp waren inzwischen wach, und mitten durch den Raum verlief, da sie einander nicht ganz geheuer waren, eine Art Grenze. Ich schritt schnurstracks in diese Lücke zwischen den beiden Trupps und baute mich mit der Wand im Rücken so auf, dass ich sie alle im Blick hatte. Jochan hockte inzwischen, triefend nass, inmitten seiner Kerle.

»Also gut«, setzte ich an. »Hört mal zu, Jungs. Für die, die mich nicht kennen: Mein Name ist Tomas Piety. Ich bin Jochans großer Bruder, ein Priester unserer lieben Frau.«

Ich hielt einen Moment lang inne, damit auch diejenigen von Jochans Leuten, die am Vorabend zu besoffen oder zu blöd gewesen waren, um das mitzukriegen, es nun kapierten.

»Der Krieg ist aus«, fuhr ich fort. »Wir haben gewonnen, auch wenn’s uns nicht so vorkommt. Wir haben gesiegt – und jetzt sind wir auf einmal gar nichts, sind entlassen und unerwünscht. Also, ich sage: Drauf geschissen.«

Wiederum hielt ich inne, sah, wie die Männer auf beiden Seiten des Raums nickten, hörte sie beifällig murmeln. Ich hatte das auch meinem eigenen Trupp gegenüber noch nicht angesprochen, und jetzt schien mir der richtige Augenblick dafür gekommen. Das konnten sie ruhig alle auf einmal hören, fand ich. Das Regiment würde sich, wie gesagt, in dieser Stadt auflösen. Die meisten würden zu dem zurückkehren wollen, was von ihrem früheren Leben noch übrig war, ich aber musste meinen Trupp bei mir behalten. Meinen Trupp und möglichst auch Jochans.

»Drei oder vier Tagesmärsche nördlich von hier liegt Ellinburg«, sagte ich. »Wir sind da aufgewachsen, Jochan und ich – und der dicke Luka und Cookpot auch. Ich betreibe in Ellinburg ein Geschäft, und zwar ein florierendes. Damit lässt sich gutes Geld verdienen. Das Heer will euch nicht mehr – ich aber schon. Ich bin kein Adliger, der auf euch herabblickt, und bin auch nicht immer ein Priester gewesen. Dazu hat mich erst das Militär gemacht, aber ursprünglich bin ich einer von euch. Mein Vater war Maurer, und ich hab ebenfalls eine Maurerlehre gemacht. Das ging, bis mir klar wurde, dass es kein Leben für mich ist, mich bucklig zu schuften, Ziegel zu schleppen, Häuser für reiche Leute zu bauen. Diejenigen von euch, die mit mir nach Ellinburg kommen, werden dort Arbeit kriegen und immer was Ordentliches zu essen, und sie werden Geld in der Tasche haben. Klingt das gut, Jungs?«

Ich sah mich im Raum um, und alle nickten. Alle außer Sir Eland. Der beobachtete mich einfach nur, mit zusammengekniffenen Augen und verschlagener Miene. In diesem Moment wäre es mir nur gerecht erschienen, Sir Eland auf der Stelle zu erschlagen. Ich zwang mich, ihn nicht weiter zu beachten, und fuhr fort.

»Ausgezeichnet«, sagte ich. »Dann heiße ich euch alle herzlich willkommen, meinen Trupp und den meines Bruders. Wenn ihr mit mir geht, freut das unsere liebe Frau, und es freut auch mich. Wenn nicht, nehme ich es euch nicht übel. Da draußen ist die Straße, und den Weg zurück nach Süden kennt ihr ja. Ich schlage vor, ihr brecht in dem Fall auf.«

Ich sah sie alle an, und keiner machte Anstalten, in Richtung Tür zu gehen. Damit hatte ich nun also insgesamt gut zwanzig Mann. Es wäre mir mehr als recht gewesen, wenn sich Sir Eland jetzt seinen gestohlenen Schild geschnappt hätte und auf seinem gestohlenen Schlachtross von dannen geritten wäre, aber er saß einfach nur da, mit einem Krug Morgenbier vor sich, und sah mich an. Ich nickte.

»Gut«, sagte ich. »Trinkt was und geht noch mal austreten. In einer Stunde ist Abmarsch.«

Vier

Drei Tage später trafen wir in Ellinburg ein, als gerade die Sonne unterging.

Jochan ritt zu meiner Rechten auf einem mageren Rotschimmel-Wallach, Bloody Anne zu meiner Linken auf ihrer grauen Stute, und hinter uns führte Sir Eland, der auf seinem gestohlenen Schlachtross saß, eine Marschkolonne von neunzehn Mann an. Die Wachen beäugten uns argwöhnisch, als wir uns dem Südtor der Stadtmauer näherten, aber aus dem Krieg heimkehrende Soldaten konnten sie schwerlich abweisen. Schon gleich gar nicht, wenn sie deutlich sichtbar von einem Priester angeführt wurden. Der Hufschlag unserer Pferde hallte im Durchgang wider, als wir das Torhaus passierten, und dann ritten wir in die Stadt ein.

Der Gestank traf mich wie ein Fausthieb. Ellinburg war eine Industriestadt, zahlreiche Gerbereien, Hüttenwerke und Schmieden waren dort ansässig. Der Fluss, der an der Ostseite der Stadt entlangfloss, war durch die Abwässer der Werke an seinem Ufer auf albtraumhafte Weise verseucht. Obwohl ich hier aufgewachsen war, hatte ich in den drei Kriegsjahren tatsächlich vergessen, wie es hier stank. Ich tätschelte meiner Stute den glänzenden schwarzen Hals, um sie zu beruhigen. Der Hauptmann hatte sie mir anvertraut, als ich zum Priester geweiht worden war. Sie war die Stadt nicht gewohnt, und ich merkte, dass der Lärm und Gestank ihr zuwider waren.

Ich guckte mich zu unserer Marschkolonne um. Der dicke Luka strahlte über beide Backen, und Cookpot sah sich mit großen Augen um und ergötzte sich an dem vertrauten Anblick. Zwei oder drei der anderen waren ein bisschen blass um die Nase, und einer von Jochans Landeiern krümmte sich doch tatsächlich zusammen und reiherte in den Rinnstein.

Ich grinste.

»Vom Regen in die Jauche, Leute!«, rief ich. »Willkommen in Ellinburg!«

Die meisten von ihnen wirkten nicht allzu erfreut. Jochan und ich, der dicke Luka und Cookpot, wir waren hier zu Hause. Die anderen guckten, als erblickten sie gerade den zweitschlimmsten Ort in ihrem Leben. Der schlimmste war natürlich Abingon gewesen. Abingon hatten wir gemeinsam durchlebt, das hatte unsere Bande geschmiedet, das hielt uns zusammen. Männer, die gemeinsam durch die Hölle gegangen sind, bleiben, wenn es geht, auch hinterher zusammen. Die Schafhirten und Schweinezüchter des Regiments hatten sich vom Acker gemacht, aber diese Männer, die aus besonderem Stoff gemacht waren und die unter Jochans chaotischer und meiner strengen Führung zusammenschweißt worden waren, würden zusammenhalten, komme, was da wolle.

Hoffte ich zumindest.

Wir ritten aus den langen Schatten der Stadtmauer heraus, und ich schaute mich aufmerksam um. Je mehr ich sah, desto zweifelhafter erschien mir, dass Tante Enaid in den vergangenen drei Jahren tatsächlich alles im Griff behalten hatte.

Ellinburg war nie eine schöne Stadt gewesen, das stimmte. Es war keine Metropole, und an stattlichen Bauten hatte es nicht viel zu bieten. Es gab hier keine Schlösser oder Paläste, keine große Bibliothek, kein prächtiges Theater, kein Haus der Magier oder was Sir Eland angeblich sonst noch alles in Dannsburg gesehen hatte – falls er je dort gewesen war.

Dennoch war Ellinburg vor dem Krieg eine wohlhabende Stadt gewesen. Auf der Anhöhe am Ende der Trader’s Row erhob sich der Große Tempel aller Götter, und der stand immerhin noch, wie ich jetzt sah. Jedes zweite Ladenlokal aber war mit Brettern verbarrikadiert, und ich bemerkte viele zerbrochene Fenster und Gassen, in denen sich faulender Unrat häufte. Viel zu viele Bettler waren auf den Straßen zu sehen, die gleichgültig vorbeieilenden Passanten ihre Bein- oder Armstümpfe oder verbundenen Augen präsentierten. Und viel zu viele von ihnen sahen wie Veteranen aus.

Schließlich bog unsere Kolonne von der Hauptstraße ab und marschierte nach Stink hinein: ein Gewirr schmutziger Gassen in der Nähe der Gerbereien und des Flusses. Das war die Gegend, in der wir aufgewachsen waren, unsere Heimat, und sie machte ihrem Namen alle Ehre. Der Gestank, in den wir nun hineinritten, hatte in seiner Widerwärtigkeit etwas geradezu Lebendiges an sich. Das war ich von früher her gewohnt, doch damals war es in diesen Gassen sehr lebendig zugegangen. Frauen hatten ihre Eingangsstufen geschrubbt, und ungewaschene Gören hatten in der Gosse Fangen gespielt und herumgejohlt und -gekreischt. Jetzt war hier kaum eine Menschenseele zu sehen, und die, die sich zeigten, sahen halb verhungert aus. Die Gassen rochen förmlich nach Bitterkeit und Verzweiflung. Jede vierte Tür schien das mit weißer Tünche aufgetragene Mal der Pest zu tragen.

»Gütige Göttin, Tomas«, sagte Jochan neben mir. »Was ist denn hier passiert, verdammt nochmal?«

Ich schloss die Augen und sah sofort wieder die lodernden Flammen in den Straßen von Abingon und kranke, hungernde Menschen, die aus ihren Häusern gezerrt und niedergemetzelt wurden. Ich hatte die Leichenhaufen vor Augen, die in Massengräbern verscharrt wurden, von Soldaten mit Tüchern vor Mund und Nase und stumpfem Blick nach all den Gräueln.

»Sie haben die Seuche eingeschleppt«, sagte ich und dachte dabei an die beim Stadttor bettelnden Veteranen. »All die Kriegsversehrten … Die Pest ist ihnen aus Abingon gefolgt, und das Angesicht unserer lieben Frau war damals gen Süden gewandt.«

Jochan sah mich an, als dachte er, ich wäre wahnsinnig geworden. Vielleicht dachte er das tatsächlich, denn auf dem Gebiet war er ja schließlich Fachmann.

»Wenn Tante Enaid die Geschäfte geführt hat, hätte sie sich verdammt nochmal darum kümmern sollen«, sagte Jochan. »Das hier sind unsere Straßen, Tomas.«

»Was hätte sie denn gegen die Pest unternehmen sollen?«, fuhr ich ihn an, nun fast so wütend, wie ich es mir ihm gegenüber gestattete.

»Na ja, nun …«, murmelte er. »Du weißt doch, was ich meine. Da sollte es doch wenigstens … Was weiß ich … Da sollte es doch wenigstens was zu essen geben. Und Ärzte. Und …«

Er verstummte. Offenkundig war ihm wieder eingefallen, dass sämtliche Ärzte bis zum Alter von sechzig Jahren zum Kriegsdienst einberufen worden waren. Die meisten von ihnen waren in Abingon selbst an der Pest verreckt, worunter nun das ganze Land zu leiden hatte.

»Das sind unsere Straßen«, sagte er noch mal und wirkte dabei ratlos.

Ich nickte. Ja, das waren sie.

Eine halbe Meile weiter besaß ich ein Gasthaus, und dorthin führte ich die Kolonne. Es hieß Tanner’s Arms und war vor dem Krieg ein schönes Lokal gewesen. Jetzt sah es nicht mehr so schön aus. Die Fenster waren von der neuen Sorte, dicke quadratische Glasscheiben statt der in Blei gefassten kleinen Rauten älterer Gebäude, doch die Hälfte von ihnen war eingeschlagen und mit Brettern vernagelt. Das Wirtshausschild hing schief, und was am beunruhigendsten war: Niemand stand an der Tür. Natürlich waren sämtliche Männer, die aufrecht stehen und dabei einen Speer halten konnten, einberufen worden, doch Alfread war auch mit zweiundfünfzig noch ein harter Hund gewesen, und ihn hatte ich, als wir fortgingen, an der Tür postiert. Nun war nichts von ihm zu sehen.

Ich stieg vom Pferd und machte es an dem ausgetrockneten, splitternden Geländer vor dem Lokal fest, wobei ich daran dachte, wie glatt und gut geölt es früher mal gewesen war. Die anderen drei Reiter taten es mir nach, und dann gab ich Jochan, Anne und Sir Eland einen Wink, mir zu folgen.

»Ihr anderen bleibt erst mal hier draußen«, befahl ich den beiden versammelten Trupps. »Falls wir euch drinnen brauchen, kriegt ihr das schon mit. Luka, du hast das Kommando.«

Der Dicke nickte mir zu und hakte sich selbstgefällig die Daumen in den straff gespannten Gürtel. Ich wollte Eland eigentlich nicht an meiner Seite haben, wollte aber zugleich, dass Luka draußen die Leitung übernahm, und wenn ich ihm auch den falschen Ritter unterstellt hätte, hätte das nur böses Blut gegeben. Ein Anführer muss solche Sachen bedenken. Und außerdem konnten wir mit Eland in seiner zusammengeklauten Rüstung Eindruck schinden.

Mit den drei anderen in meinem Gefolge betrat ich das Gasthaus. Das letzte bisschen Hoffnung, das ich noch gehegt hatte, Alfread, Tante Enaid oder sonst ein vertrautes Gesicht hinter dem Tresen zu erblicken, löste sich in Luft auf, als die Eingangstür hinter uns zufiel. Die Schankstube war nur schummrig beleuchtet, da die Hälfte der Fenster verbarrikadiert waren und nur einige wenige Lampen Licht spendeten. Trotz der frühabendlichen klammen Kälte brannte kein Feuer im Kamin. Hinter dem Tresen hob ein Mann den Kopf und sah uns an, und als er mich erblickte, wurde er kreidebleich.

»Wer bist du, verdammt nochmal?«, fragte ich in bedrohlichem Ton.

Über dem Tresen hing eine große Schiffsglocke aus Messing, die ich Jahre zuvor einem Seemann abgekauft hatte, und der Mann, der hinter meinem Tresen stand, hechtete dorthin und zog kräftig an ihrem Strang, sodass sie so laut zu läuten begann, dass man alle Götter damit hätte wecken können.

Jochan wurde schlagartig zum Berserker. Er nahm einen Stuhl und schleuderte ihn dem Mann über den Tresen hinweg an den Kopf. Der ging fluchend zu Boden, wobei er Flaschen und Gläser umstieß. Dahinter wurde eine Tür aufgestoßen, und sechs grobschlächtige Kerle, mit Messern und Knüppeln bewaffnet, polterten herein.

Wir zogen blank, und Bloody Anne pfiff auf den Fingern. Die Eingangstür flog auf, und der dicke Luka führte den ersten Angriff seiner Karriere an, und nur Augenblicke später stärkten uns neunzehn Mann den Rücken. Die sechs Fremden erstarrten und sahen mit großen Augen zu, wie sie von meinen Leuten umstellt wurden.

Ich trat einen Schritt vor.

»Mein Name ist Tomas Piety«, sagte ich, »und ihr seid hier in meinem Gasthaus, verdammt nochmal.«

»Ich bin Dondas Alman«, erwiderte einer von ihnen. »Und dieses Gasthaus gehört jetzt mir.«

Ich sah seine Männer an und musterte dann bewusst langsam den Halbkreis meiner Kämpfer. Als ich mir sicher war, dass ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit hatte, lächelte ich ihn an.

»Kannst du etwa nicht zählen?«, fragte ich. »Das ist mein Gasthaus.«

»Ich kenne Leute«, sagte er, und es klang wie eine verhohlene Drohung. »Ich kenne wichtige Leute.«

»Wir sind wichtige Leute, verdammt nochmal!«, brüllte Jochan. »Wir sind die Pious Men, und wir sind jetzt wieder zu Hause!«

Fünf

Dondas Alman und seine Jungs waren nicht so dumm, sich mit uns anzulegen. Wir setzten sie vor die Tür, und dann durchkämmten der dicke Luka und ein Dutzend unserer Jungs die hinteren Zimmer und warfen ihnen ihren ganzen Krempel auf die Straße hinterher.

»Hinterm Haus gibt es einen Stall«, sagte ich zu Luka. »Hol unsere Pferde rein, ehe es richtig dunkel wird, reib sie trocken und versorg sie mit Hafer.«

Er tat wie geheißen, und ich ließ mich mit einem Glas Brandy am Tresen nieder und schaute mich in der Schankstube um. Die Pious Men – die »frommen Männer«. Diesen Namen hatte ich seit Kriegsbeginn nicht mehr gehört. So hatten wir uns genannt, Jochan und ich, als wir junge Draufgänger waren. Ich wusste nicht mehr, wer von uns auf die Idee gekommen war, aber wenn man mit Nachnamen Piety, »Frömmigkeit«, heißt, liegt das ja einfach verdammt nahe. Ich hatte nie gedacht, dass ich mal Priester werden würde, aber nun passte das bestens ins Bild.

Als Alman und seine Spießgesellen außer Sicht waren, gab ich den Ausschank für unsere Leute frei. Ich hatte die Bier- und Schnapsvorräte ja schließlich nicht bezahlt und dachte mir, dass die Jungs das eine oder andere Gläschen wahrscheinlich gut gebrauchen konnten, um über die ersten Eindrücke und den Gestank von Ellinburg hinwegzukommen.

Das Gasthaus hatte eine ganz passable Größe. Nach hinten raus gab es eine Küche und drei Lagerräume, die groß genug waren, dass unsere Männer darin schlafen konnten, und einige weitere Zimmer gab es unterm Dach, von denen ich eins für mich beanspruchen würde. Es war ja schließlich nicht so, dass irgendeiner aus unserem Trupp einen luxuriösen Lebensstil gewohnt war.

In der Zwischenzeit hatte jemand Feuer im Kamin gemacht und einige Lampen angezündet, und das gab dem Tanner’s Arms ein bisschen was von der alten gemütlichen Atmosphäre zurück. Als Bloody Anne zu mir herübersah, winkte ich sie herbei.

»Such dir vier Jungs und sorg dafür, dass sie nüchtern bleiben«, sagte ich. »Ich will nicht, dass diese Narren mitten in der Nacht wiederkommen und dann hier alle sturzbesoffen unter den Tischen liegen.«

Anne nickte wortlos. Dann ging sie in der Schankstube herum, wählte die Leute aus und nahm ihnen mit ein paar strengen Worten die Gläser aus der Hand. Anne war Sergeantin gewesen, und die Jungs aus meinem Trupp respektierten sie. Mir fiel auf, dass sie keinen aus Jochans Trupp auswählte, und ich fand das klug. Ich kannte diese Leute nicht, und das bedeutete, dass ich ihnen nicht vertraute. Jedenfalls noch nicht. Und Bloody Anne dachte anscheinend genauso.