Prinz Waldvogel - Carmen Sylva - E-Book

Prinz Waldvogel E-Book

Carmen Sylva

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Beschreibung

„War das das Glück?“, dachte er bei sich. Jedenfalls war das Mägdelein so wunderschön, wie er noch keines gesehen … Aber sein Drang in die Ferne war stärker als der Wunsch nach Glück; er dachte, das Glück werde er sich schon erwerben, das werde ihm nicht davon laufen. Carmen Sylva: Prinz Waldvogel Carmen Sylva war der Künstlername von Prinzessin Elisabeth zu Wied, der ersten Königin von Rumänien (1843-1916). Ihre schriftstellerische Tätigkeit ist in weitestem Sinne als Teil der höfischen Repräsentationskultur zu verstehen, denn sie versuchte mit ihren Werken eine größere Bekanntheit des 1881 gegründeten Königreichs Rumänien insbesondere in Deutschland zu erreichen. Ihr Sendungsbewusstsein ist auch in den zahlreichen Kunstmärchen festzustellen, die ihre Weltanschauung, erzieherischen Absichten, spirituellen Ansichten und autobiographischen Parallelen offenbaren. Der Band enthält eine Auswahl der schönsten Märchen Carmen Sylvas, die ihren eigenartigen Reiz bis heute bewahrt haben und dem Leser Einblick in die Gedanken- und Phantasiewelt der königlichen Autorin geben.

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Seitenzahl: 257

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ibidem-Verlag, Stuttgart

Carmen Sylvawarder Künstlernamevon PrinzessinElisabeth zu Wied, dererstenKönigin von Rumänien(1843-1916). Ihreschriftstellerische Tätigkeitistin weitestemSinneals Teil der höfischen Repräsentationskulturzu verstehen,denn sieversuchtemitihren Werkeneine größere Bekanntheit des1881gegründeten Königreichs Rumänieninsbesonderein Deutschlandzu erreichen.IhrSendungsbewusstsein istauch in denzahlreichenKunstmärchenfestzustellen,dieihreWeltanschauung, erzieherischen Absichten,spirituellen Ansichten undautobiographischen Parallelenoffenbaren.Der Band enthält eine Auswahl derschönstenMärchen Carmen Sylvas, die ihren eigenartigen Reiz bis heute bewahrt haben und dem Leser Einblick in die Gedanken- und Phantasiewelt der königlichen Autorin geben.

Die HerausgeberinSilvia Irina Zimmermann promovierte über das literarische Werk Carmen Sylvas an der Universität Marburg und veröffentlichte mehrere Bücherüber die dichtende Königin. Sie ist Initiatorin und GründungsmitgliedderForschungsstelle Carmen Sylva des Fürstlich Wiedischen Archivs in Neuwied.

© Bildnachweise: Fürstlich Wiedisches Archiv Neuwied, digitale Bearbeitungund Umschlaggestaltung: Silvia IrinaZimmermann

Inhaltsverzeichnis

Das Märchen von der hilfreichen Königin
Mein Kaleidoskop
Wie die Blinden sehen
Eine Revolution
Prinz Waldvogel
Die Schatzgräber
Monsieur Hampelmann
Die Märchenautorin Carmen Sylva

Das Märchen von der hilfreichen Königin

Es war einmal eine gute Königin, die wollte alles Leidstillen, das sie auf Erden sah. Je mehr sie aber Gutes tat, desto mehr schien die Not zu wachsen. Ihre Mittel reichten nicht, den Armenzu helfen, ihre Worte hatten nicht die Kraft, die Trauernden vom Schmerz zu befreien, und ihre Hand konnte nicht alle Krankheitenheilen. Sie meinte aber, die Erde könne unmöglich so schlecht vom lieben Gott gewollt sein, sondern wenn seine Menschenkinder es nur richtig anfingen, so müssten sie glücklich werden. Da ging sie in die Kircheund betete ein Gebet, dessen ganze Kraft und Verwegenheit sie in jener Stunde noch gar nicht ermessen konnte. Sie betete, wie es auch andre Menschen in ihrer Torheit tun, die nicht wissen, was es bedeutet, wenn sie erhört würden.

Sie sprach: „Lieber Gott, mach, dass, wenn ich einem Leidenden begegne, er durch meinen Blick glücklich wird, und müsste ich auch sein Leidenauf mich nehmen!“

Mit bangem Herzen trat sie hinaus, ob Gott sie wohl gehört, denn Gott scheint manchmal nicht zu hören, wenn wir beten. Aber schon an demselben Tage wurde ihr klar, dass sie vernommen worden.

Sie begegnete einem Knaben in seinem Rollwagen, der noch niemals einen Schritt hatte gehen können. Sie kannte ihn schon lange, und er liebte die gute Königin mit der ganzen Kraft seiner Seele. Wie sonst trat sie zu ihm heran, nahm seine schmale Hand in die ihre und sprach mit ihrer wohlklingenden Stimme von baldigem Genesen. Immer größer wurden des Knaben Augen. Sie hatte das Gefühl, als sauge er alle Kraft aus den ihren, als würde sie von nie empfundener Müdigkeit überfallen. Und auf einmal richtete sich der Knabe hoch auf: „Ich glaube, ich kann gehen!“, sagte er, als spräche er im Traum, erhob sich von seinem Schmerzenslager und wandelte dahin, als wäre er niemals lahm gewesen. Die Königinlächelte müde seinem Jauchzen nach, ging nach Hause, legte sich nieder und wurde für viele Wochen lahm. Ihre Beine waren wie abgestorben. Sie aber verweigerte ärztliche Hilfe und sagte, wenn es an der Zeit sei, würde Gottdas Leidenvon ihr nehmen. Und so war es auch. Von da an lud sie sich auf diese Weise eine Krankheit nach der anderen auf, sie wurde blind, taub, stumm, fiebernd, aber immer schöner, jünger und verklärter ging sie aus diesen Prüfungszeiten hervor. Niemals hörte man sie eine Klage äußern. Bald aber wurde ihre wunderbare Heilkraftbekannt, obgleich sie niemals davon sprach, und die Menschen bestürmten und quälten sie mit ihren Leiden, ohne zu ahnen, welche Opfer sie ihnen brachte. Es hieß nur, die Königin sei aller Ansteckung ausgesetzt und wolle sich nicht hüten lassen, zumal wenn es sich um Kinder handle. Mit der Armutging es bald ebenso. Sie war erfinderisch im Arbeitgeben, sie selbst hatte aber schon längst nichts mehr, sie konnte sich nie die kleinste Freudeerlauben, da ihr stets dazu die Mittelfehlten, und wie oft ihr zärtlicher Gemahl ihr auch aushalf – es ging ihr wie der heiligen Elisabeth, sie hatte kaum noch einen Mantel. Ihr Name wurde tausendmal gesegnet; man suchte, in ihre Nähe zu kommen, sie zu berühren, einen Blick zu erhaschen; denn ihrer Augen Glanz tröstete jeden, der hineinsah. Man wurde zufrieden und still und fand, man habe doch ein schönes Los, wenn man eben noch mit Gott gehadert hatte. Dem Frieden, der von ihr ausströmte, konnte niemand widerstehen.

Was schwerer zu ertragen war, waren die Stunden der Verkennung, wenn sie Unfrieden gestillt hatte und dafür im eignen Heim böse Reden anhören musste. Fast hätte sie dann vergessen, dass dies ein Teil ihrer segensreichen Gabesei, und weinte im Stillen. Bald aber lichteten sich die Wolken wieder, und sie sah, dass sie auch auf geistigem Gebiete der andern Ungemach auf sich zu nehmen habe. Von da an war ihre Geduldunerschütterlich. Und die Menschen vergaßen, dass sie sie misshandelt, sondern meinten, sie stets geliebt und nie verkannt und geschmäht zu haben. Sie lächelte dann still in sich hinein. Ein Blick ihrer Augen hatte ihnen das Vergessen geschenkt.

Eine sehr merkwürdige Erfahrung war es für sie, einem in schwere Versuchung verfallenen Menschen auf die wahre Bahn geholfen zu haben, dafür aber Reue und Gewissensqualen zu erdulden, als hätte sie ein Verbrechen begangen. Das war sehr schwer zu ertragen, denn sie wusste sich schuldlos, und doch pochte das arme Herz in Todesangst Tag und Nacht. Auf Augenblicke wurde es ihr klar, dass das nur ein vorübergehender Zustand sei, wie alle die andern; aber das Leidenwar sehr groß.

Eines Tages wurde sie von einer armen Frau angerufen: „Ach, liebe Frau Königin! Mein einziger Sohn ist im Sterben! Und ich weiß, Ihr habt wunderbare Kräuter, die helfen, wo keiner mehr helfen kann!“ Ohne Zaudern eilte sie an das Sterbelager, auf dem der Jüngling röchelte. Doch öffnete er die brechenden Augen und sah sie noch einmal an, und der eine Blick entfachte die Lebensflamme wieder, der Atem kehrte in die Brust zurück, die bleichen kalten Lippen wurden rot und warm, und die dankbare Mutter stürzte der Königin zu Füßen, bald deren Knie, bald ihren geretteten Sohn umarmend. 

Als sie diesmal heimkehrte, fühlte sie sich nicht so müde als sonst. Doch erwartete sie sicher schwere Krankheit, vielleicht gar der Tod. Wie erschrak sie aber, als am nächsten Tage ihr einziges Kindschwer erkrankte und mit raschen Schritten dem Tod entgegeneilte. „Mein Gott! Mein Gott!“, jammerte sie, „das Opfer fordre du nicht von mir! Denn es geht über meine Kraft!“ – Vergebens ihr Flehen. Vergebens ihre erfahrungsreiche Pflege! Auch ihr Blick hatte seine Kraft verloren. Ihr Kind schlug die Augen nicht auf und lallte nur von wunderschönen Engeln und Blumen, bis es still und weiß in ihren Armen lag und sie, eine gebrochene Frau, tränenlos, klaglos, kraftlos, nur fühlte, als verbrenne sie vor Schmerz. Von Stund an schien auch ihre Gabe von ihr gewichen.

Die Menschen sagten, sie habe das Vertrauen zu ihren Wunderkräutern verloren. Es kam eine dunkle Zeit für die arme Königin. Sie fluchte sich und ihrem Gebete. Sie sagte sich, sie sei Schuld, dass ihr angebeteter Gemahl so unglücklich sei wie sie selber. Ihr war die Welt so dunkel, als sei nur ringsum Nacht und kein Sonnenaufgang mehr und kein Frühling mehr und keine schönen Bäume und kein Vogelsang, nichts, nichts mehr von allem, woran sich sonst ihr Herz erquickte. Sie, die nie gemurrt hatte, solange sie dachte, sie habe andern ihr Leidenabgenommen, diesmal schien ihr der Himmel grausam, und sie hatte nicht die Kraft, sich für die andre Mutter zu freuen, die vor dem furchtbarsten Leid bewahrt worden war.

Nach langer, langer Zeit, wo sie in Not und Zweifel umhergetastet, war sie endlich einmal eingeschlafen. Da war es ihr, als ginge die Tür auf, als träte ihr Kind herein, strahlend, glückselig, als setzte es sich zu ihr auf des Lagers Rand, nähme ihr mit der Hand den bleiernen Schmerz von der Brust, hauchte ihr mit veilchenduftendem Atem Freude zu und spräche mit Glockenstimme: „Mutter! weine nicht! Du hast mich so glücklich gemacht, wie du es auf der Erde nie gekonnt hättest, mit deiner heißesten Liebe nicht! Denn du hast mir den Himmel aufgetan! Und ich habe ohne Schmerz und Sünde dahin zurückkehren dürfen, dank deinem Opfer, Mutter! Weine nicht! Ich bin beständig bei dir! Du hast einen frommen Irrtum begangen, da du meintest, allem Weh auf Erden abhelfen zu dürfen. Und den musstest du im Staube sühnen. Denn die Erde ist so, wie Gottsie haben will, ein Bergwerk, ein Hochofen, ein Schmelztiegel, ein ganz kurzer Durchgang von einem Dasein ins nächste Dasein, das höher oder geringer ist, je nachdem was wir auf Erden gelernt. Geduld, Mutter! Deine Erlösungsstunde schlägt, und ich bin immer bei dir mit meinem Licht und meiner Kraft. Du kannst immer noch trösten, weil du an das kommende Leben glaubst, ja weil du sicher weißt, es wartet auf uns alle! Es gibt keinen  Tod! Es gibt nur ein neues Geborgenwerden, und, o Mutter! Wenn du wüsstest, wie schön! So würdest du glückstrahlend harren und nie mehr seufzen! Armutmuss sein und Krankheitund Ungerechtigkeit und Kampf. Alles ist nur zum Läutern, zum gegenseitigen Helfenund Erbarmen. Darum sind alle selig, die den Leidendenhelfen mit aller Kraft und allen Opfern und dem Einsetzen von allem, was sie zu geben haben. Aber die Erde zum Paradiesemachen, das können sie nicht, und das dürfen sie nicht; denn die Erde ist eine Werkstatt, die man nach irdischen Begriffen Hölleoder Fegefeuer nennt!“ –

Da erwachte die Königin, und von Stund an zog Friedenin ihr Herz. Sie konnte wieder wohltun, trösten, erfreuen – heilennicht! Und sie begehrte noch gar nichts mehr, sondern war still, zufrieden und breitete Ruhe um sich her.

Mein Kaleidoskop

Ich schreibe viel bei der Nacht. Im Sommer mache ich dann meine Balkontüre auf, dass der Mond und die Sterne herein scheinen; dann stehen die Tannen so schwarz da wie Riesen, die das Schloss umgeben, wie eine mächtige Wand.

Dann höre ich den Peleschunten rauschen, und die Springbrunnen um das Schloss herum plätschern die ganze Nacht. Da treten dann die Feen bei mir ein, die Feemit den schönen weißen Haaren und der weißen Kunkelund die Fee Imagina und alle die Feen aus den Bäumen und Blumen, die noch tief schlafen unter der Last von Tau, die ihre Häuptchen fast zu Boden drückt.

Das ist dann wunderbar schön, denn ich mache sehr hell in meinem Zimmer, ich habe gern Licht, da kommen freundliche Gedanken, und es sieht einl

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