Vom Amboß - Carmen Sylva - E-Book

Vom Amboß E-Book

Carmen Sylva

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Beschreibung

Man nannte sie die ›dichtende‹ Königin: Prinzessin Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied, die durch Heirat Königin von Rumänien wurde und unter dem Pseudonym ›Carmen Sylva‹ als Schriftstellerin zu Weltruhm gelangte. Schon als junges Mädchen schrieb sie kurze Gedichte und begeisterte sich für Musik. Zwei Leidenschaften, die sie ein Leben lang begleiten sollten. Als ›dichtende Königin‹ veröffentlichte sie unter dem Pseudonym ›Carmen Sylva‹ zahlreiche Werke, die Anfang des 20. Jahrhunderts auf weltweites Interesse stießen, nicht zuletzt aufgrund ihrer sozialen Position als Königin, die sie geschickt zur Vermittlung rumänischer Literatur und Kultur im deutschen Sprachraum nutzte. Das humanitäre Denken und soziale Engagement sowie ihre Bildung und Erziehung spiegeln sich in vielen ihrer Werke, insbesondere auch in ihren Aphorismen, die unter dem Titel "Vom Amboß" 1890 erschienen. Die moralischen Ansprüche der hochgebildeten Königin, die auch vor der eigenen Position nicht Halt machen, gepaart mit ihrem eleganten Sprachstil machen "Vom Amboß" auch heute noch zu einem lesenswerten Spiegel der Gesellschaft.

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Carmen Sylva

Vom Amboß

 

 

 

 

 

 

 

Covergestaltung: Gospel B. Villagracia

 

1. Auflage

ISBN 978-621-8015-21-0

© 2015 Alojado Publishing, PH 6109 Ilog

www.alojado-publishing.com

Carmen Sylva

Man nannte sie die ›dichtende Königin‹: Prinzessin Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied, die durch Heirat Königin von Rumänien wurde und unter dem Pseudonym ›Carmen Sylva‹ als Schriftstellerin zu Weltruhm gelangte.

Im Alter von 25 Jahren lernte die Prinzessin am Hof in Berlin den Offizier Prinz Karl Eitel Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen kennen und heiratete ihn 1869. Bereits im Jahr 1866 war sie mit ihrem Ehemann nach Rumänien gezogen, wo dieser 1881 als Karl I. zum König gekrönt wurde.

Schon als junges Mädchen schrieb sie kurze Gedichte und begeisterte sich für Musik. Zwei Leidenschaften, die sie ein Leben lang begleiten sollten.

Als ›dichtende Königin‹ veröffentlichte sie unter dem Pseudonym ›Carmen Sylva‹ zahlreiche Werke, die Anfang des 20. Jahrhunderts auf weltweites Interesse stießen, nicht zuletzt aufgrund ihrer sozialen Position als Königin, die sie geschickt zur Vermittlung rumänischer Literatur und Kultur im deutschen Sprachraum nutzte.

Das humanitäre Denken und soziale Engagement sowie ihre Bildung und Erziehung spiegeln sich in vielen ihrer Werke, insbesondere auch in ihren Aphorismen, die unter dem Titel "Vom Amboß" 1890 erschienen.

Das vorliegende Buch basiert auf der 1890 erschienen 2. Auflage, die behutsam an die gegenwärtige Rechtschreibung angepasst wurde. Auf eine Anpassung der zeit- und sprachtypischen Ausdrücke die heute nicht mehr gebräuchlich sind wurde jedoch bewusst verzichtet.

Die moralischen Ansprüche der hochgebildeten Königin, die auch vor der eigenen Position nicht Halt machen, gepaart mit ihrem eleganten Sprachstil machen "Vom Amboß" auch heute noch zu einem lesenswerten Spiegel der Gesellschaft.

Vom Amboß

Das Leben ist eine Kunst, in der man nur zu oft ein Dilettant bleibt. Um Meisterschaft zu erringen, muss man sein Herzblut vergießen.

Liebhaben ist ein einschmeichelndes Kind, das dich im Leben festhält oft wider deinen Willen.

Weiße Haare sind die Schaumspitzen, die das Meer nach dem Sturme bedecken.

Junge Mädchen schreiten oft mit so leichtem Fuße über Sümpfe weg, dass der Schmutz kaum die Ferse berührt. Erst auf festem Boden fühlen sie das Gift der eingeatmeten faulen Dünste.

Beim Sieden und Brodeln steigt der Schaum in die Höhe, beim ruhigen Lagern der Rahm.

Man ist nicht des Lebens müde, sondern seiner selbst.

Um Mitternacht gehen die Fröhlichen vorüber; früh um 4 Uhr die Unglücklichen. Vielleicht zwischen Mitternacht und 4 Uhr ist das Glück vorbeigeflogen!

Jede unsrer Taten wird belohnt ober bestraft. Nur gestehen wir's nicht ein; denn der Lohn scheint uns zu klein, die Strafe zu groß.

Vor lauter Leben fürchtet man endlich selbst den Himmel, als letzte und bitterste Enttäuschung.

In der Jugend ist man eine mittelalterliche Feste mit geheimnisvollen Winkeln, Burgverließen, versteckten Gängen, Wällen und Gräben. Später wird man ein moderner Palast, vergoldet, elegant und reich, der sich nur Auserwählten öffnet. Zuletzt ist man eine weite Halle, die aller Welt offen steht, und die ein Markt ist, oder ein Museum, oder ein Dom, oder ein Friedhof.

Fasten macht Apostel, feine Küche Diplomaten.

Was die Jugend Erröten macht, das entlockt dem Gereiften Tränen und dem Greise ein Lächeln.

Der Jugend Güte ist engelhaft, des Alters Güte ist göttlicher Natur.

Es gibt abstoßende Güte und anziehende Bosheit.

Der einsame Felsen wird immer kantiger, der Kiesel immer runder.

Eine vortreffliche Hausfrau ist stets in Verzweiflung. Oft hätte man lieber, das Haus wäre weniger gut gehalten, dafür aber friedlicher.

Du kannst die Leute nicht lehren, deine Sprache zu sprechen, sprichst du nicht zuvor die ihre.

Das Feuer macht das Wasser kochen. Aber das Wasser löscht das Feuer: Erwärme keinen Undankbaren, er wird dich auslöschen.

Die Erfahrung ist eine alte Frau, die man verehrt, ohne zu fragen, ob ihre Vergangenheit zweifelhaft gewesen.

Welt- und Seekenntnis gewinnt man in den Stürmen. Aber in des alten Seemanns Augen bleibt der Abglanz des Todes, dem er so oft getrotzt hat, zurück.

Man verzeiht dir weder dein Talent, noch dein Gelingen, noch deine Freunde, noch deine Heirat, noch dein Vermögen, kaum dein Unglück; nur den Tod verzeiht man dir und den nicht immer.

Deine Achillesferse entdecken deine Untergebenen viel eher als deine Gleichgestellten.

Es gibt Eltern, die sich an ihren Kindern für die schlechte Erziehung rächen, die sie ihnen selbst gegeben.

Ist dir Jemand zuwider, so wirst du deinen eignen Überzeugungen untreu, nur um ihm widersprechen zu können.

Jahrelang misstraust du deiner eignen Beobachtung, nur weil sie von der der andern Leute abweicht.

Wenn uns eines Anderen Fehler verletzt, so stürzen wir uns ins äußerste Gegenteil und sind dann überzeugt, eine Eigenschaft gewonnen zu haben.

Fröhlichkeit kommt von Gott, Heiterkeit geht zu Gott.

Das Leben wird sofort leicht, wenn man sich selber daraus streicht.

Der Himmel lässt sich nicht entreißen, was er gewähren will.

Feinde sind nur nützlich, solange man steigt. Oben angelangt, muss man sie abschaffen.

Freude ist das Leben durch einen Sonnenstrahl hindurch gesehen.

Es ist ein seltenes Glück, wenn der morgende Tag das Gestern rechtfertigt. Das Morgen öffnet die Augen und verschließt zugleich das Herz.

Schreibe dir die sogenannten Wahrheiten auf, die dir Freunde sagen, und dann lies die Widersprüche!

Ein schöner Blick sucht die Seele oder die Sinne.

Wollen wäre Können, wenn alle Mittel erlaubt wären.

Ihr Unglücklichen bildet euch ein, die Jugend zu schützen, indem ihr sie ihres Unschuldspanzers entkleidet!

Die Jugend richtet, das Alter begnadigt.

Wahrheit muss es doch wohl geben. ‒ Wir hätten sie nicht erfunden.

Die ›einfache Wahrheit‹ ist verwickelter als die Frauennatur.

Mit einem erziehungslosen Menschen reden, heißt, zu einem Wilden deutsch sprechen; er hält dich für seinen Feind und wird aggressiv.

Die Erziehung ist des Herzens Hochschule.

Die Erziehung lässt sich in eine Lehre zusammenfassen: Setze dich an deines Nächsten Stelle.

Das Lernen befähigt dich dazu, dich zu erheben, die Erziehung lehrt dich, herabzusteigen.

Ein Schriftsteller sagte: Es gibt Quellenmenschen, Brunnenmenschen, Zisternenmenschen. Er vergaß eine Sorte: Die Sumpfmenschen.

Du kannst selten klüger sein als die Andern, oft ehrlicher, immer selbstloser.

Man steinigt dich zuerst und begnadigt nachher, und wenn du mit gebrochenen Gliedern deine Unschuld beweisest, so tut man dich ins Pfründnerhaus.