Profan - Dennis Herzog - E-Book

Profan E-Book

Dennis Herzog

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  • Herausgeber: neobooks
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Fast alle sind sie verschossen sind die schöne Pathologin. Doch übersehen sie vor lauter Begierde das Wesentliche? Können die Polizisten der Kleinstadt noch ordentlich ihre Jobs erledigen? Noch nie gab es in so kurzer Zeit so viele Morde, und was hat der russische Mafiosi damit zu tun?

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Seitenzahl: 272

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Dennis Herzog

Profan

Giselle

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

1- Eins -

2- Zwei -

4

5- Vier -

6- Fünf -

7- Sechs -

8- Sieben -

9- Acht -

10- Neun -

11- Zehn -

12- Elf -

13- Zwölf -

14- Dreizehn -

15- Vierzehn -

16- Fünfzehn -

17- Sechszehn -

19

20- Achtzehn -

21- Neunzehn -

22- Zwanzig -

23- Einundzwanzig -

24- Zweiundzwanzig -

25- Dreiundzwanzig -

26- Vierundzwanzig -

27- Fünfundzwanzig -

28- Sechsundzwanzig -

29- Siebenundzwanzig -

30- Achtundzwanzig -

31- Neunundzwanzig -

32- Dreißig -

33- Einunddreißig -

34- Zweiunddreißig -

35- Dreiunddreißig -

36- Vierunddreißig -

37- Fünfunddreißig -

38- Sechsunddreißig -

39- Siebenunddreißig -

40- Achtunddreißig -

41- Neununddreißig -

42- Vierzig -

43-Einundvierzig-

44-Zweiundvierzig-

45-Dreiundvierzig-

46-Vierundvierzig-

47-Fünfundvierzig-

48-Epilog-

3- Drei -

18- Siebzehn -

Impressum neobooks

1- Eins -

"In den Gesichtern von Toten erkennen wir eine Art Tor. Es ist uns verschlossen ... aber wir wissen, dass es nicht immer so bleiben wird. Eines Tages öffnet es sich für jeden, und jeder muss es passieren."

>>Stephen King, Sunset<<

Profan

Erst als er hinter ihr die kleine Küche betrat, wurde ihm allmählich bewusst, dass sich der Tag bereits seinem Ende näherte. Es war draußen schon deutlich dunkler geworden, die Sonne nur noch eine Handbreit über den Hügeln, aber er hatte wenig darauf geachtet. Auch den leichten, eben erst einsetzenden Regen nahm er kaum wahr, bemerkte erst jetzt, dass ihm seine Haare feucht ins Gesicht hingen. Dabei war es sicher kein Wunder, dass er kaum mehr Augen für seine Umgebung hatte.

Übertrieben vorsichtig und mittlerweile auch leicht angespannt, drückte er die hölzerne Hintertür, durch die sie die Küche betreten hatten, zurück ins Schloss. Das wenige Dämmerlicht, dass sich nur noch mühsam durch ein einziges kleines Fenster zu seiner Linken zwängte, reichte nicht aus, ihm über Möbel und Gegenstände mehr als grobe Umrisse zu verraten.

Recht gut erkennbar, allerdings nur weil er wusste wen er dort sah, war hingegen die Frau, etwa einen Meter vor ihm. Er war ihr schließlich die letzte halbe Stunde gefolgt.

Erst saß er artig auf dem Beifahrersitz ihres Wagens. Ein ramponierter, altersschwacher Punto, mit schrecklich kitschiger Petrol-farbener Lackierung. Stetig den Drang unterdrückend sie anzustarren oder gar zu berühren, anschließend auf dem langen Fußmarsch vom Parkplatz auf dieses Haus zu.

Das leicht violette Zwielicht im Innern schmeichelte ihrer Silhouette, die ihm bereits bei Tageslicht atemberaubend erschien, hier aber noch dank einer Aura des Geheimnisvollen für einen Bonus an prickelnder Spannung sorgte. Der hell geflieste Boden warf ein wenig Restlicht zurück, so dass ihre Beine unterhalb der Knie aussahen, als würde sie durch feinen Nebel laufen, ja eher schweben.

Auffällig langsam, mit geschmeidigen Schritten, der Begriff "lasziv" schoss ihm kurz durch den Kopf, ging sie weiter auf einen türlosen Rahmen zu, hinter dem er das Wohnzimmer vermutete. Jener Raum lag in noch tieferen Schatten als die Küche. Sie musste dort zuvor die Vorhänge zugezogen haben, insofern es welche gab, denn das wenige Dämmerlicht, dass noch die Küche erreichte, schien gänzlich ausgesperrt.

Ohne einen klaren Grund machte keiner von beiden das Licht an. Er hatte sich nicht einmal nach einem Schalter umgesehen. Leise folgte er ihr vorbei an Spülmaschine, Herd und den leise summendem Kühlschrank zu seiner Rechten. Die Schatten links von ihm formten einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen.

Das Gefühl ein Einbrecher würde sich ganz ähnlich verhalten, kam in ihm auf. Auch an Teenager, die sich daheim einschlichen, weil sie zu spät und alkoholisiert von einer Party kamen, erinnerte ihn die jetzige Situation. So heimlich und verstohlen hatte er sich zuletzt als Halbstarker bewegt, wenn er unbemerkt in sein Zimmer huschte, um einer Standpauke seiner Eltern entfliehen zu wollen, nachdem er unerlaubt fort gewesen war.

Die Frau deren Namen er bislang nicht kannte, über die er im Grunde genommen nicht das Geringste wusste, hatte sich, seit beide im Inneren des Hauses waren, noch kein einziges Mal zu ihm umgedreht.

Auch zuvor, auf dem rustikalen Sandsteinplattenweg, der ums Gebäude herum zu besagter Hintertür führte, hielt sie es nicht für nötig sich seiner steten Gegenwart durch Blicke zu vergewissern. Sie vertraute zurecht darauf, dass er hinter ihr her trottete, wie ein braver Köter, dem zur Belohnung für Gehorsam ein Leckerli versprochen wurde.

Sofort erschien ihm dieser Vergleich gar nicht so abwegig. Äußerst zutreffend sogar. Musste er sich eingestehen, wenn er bedachte, was sie; - hoffentlich; - im Folgenden tun würden. Seine Begierde auf Das woran er dachte, bzw. die körperlichen Auswirkungen dieses Denkens wären in besserem Licht sicherlich für jedermann deutlich sichtbar gewesen. Er konnte es tatsächlich kaum erwarten die Beule in seiner Hose auf die einzig richtige Art loszuwerden, die ihm dafür einfiel. Ob das Grinsen in seinem Gesicht wohl so dämlich aussah, wie es sich anfühlte?

Sie waren allein in diesem Haus. Er wusste nicht ob dieses Gebäude das ihre war, oder sie hier zur Miete wohnte. Es hätte auch das Haus eines Freundes sein können.

Hatte sie an der Hintertür einen Schlüssel verwendet? Er erinnerte sich nicht. Einen Atemzug später war es ihm auch scheißegal.

Getroffen hatten sie sich vier Tage zuvor, am Freitag, auf einer Ausstellung. Eine ungewöhnliche Ausstellung sollte man sagen. "Körperwelten" nennt sich diese Mixtur aus wissenschaftlichen und, mit Verlaub gesagt, bizarren, wenn nicht gar perversen Ansammlungen von "echten" menschlichen Körpern, Gliedmaßen, Organen, Knochen und vielem Mehr.

Der Schöpfer dieser "Kunst", vielen aus der Presse unter dem treffenden Pseudonym Dr. Tod bekannt, plastifiziert tote Körper. Mit nihilistischer Hingabe und einer teils humorvollen, teils warnenden Herrichte von beispielsweise krebskranken Lungen, Plastizitäten von Muskelgruppen in sportlicher Tätigkeit, oder Myokardinfarkt-Herzen bringt Dr. Tod so Manchen zum wortlosen Staunen. Alles natürlich mit der "angeblichen" Zustimmung, der Personen zu deren Lebzeiten, für die spätere Verwendung als "Anschauungsobjekt", oder wie auch immer man so Etwas nun betiteln sollte.

Als er diese umwerfende Frau in der großen Lagerhalle, die für die Ausstellung hergerichtet worden war, erspähte, wie sie aus einigen Metern Entfernung auf ihn zugekommen war.

Zunächst hatte er aufmerksam in die Runde geschaut, um ausmachen zu können, wo sich wohl ihr Begleiter aufhielt.

Es war ihm schlicht und einfach unwahrscheinlich vorgekommen eine solche Schönheit dort, oder irgendwo anders, ohne einen entweder sehr gut aussehenden, oder wenigstens reichen Typen zu sehen. Seiner Meinung nach gab es derart Männer mit beiden Eigenschaften eher selten.

Einige Minuten später hatte er sie bereits wieder aus den Augen verloren.

Seine Gedanken hingen dennoch nicht vollständig an den Ausstellungsstücken, obgleich diese durchaus mühelos den jeweiligen Betrachter in ihren Bann zogen. Es gab wirklich interessante Dinge zu sehen, doch der Anblick dieser Frau hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt. Es lenkte ihn sogar zusehends mehr ab, je intensiver er anschließend versuchte seine Konzentration von ihr fort zu bewegen.

Als sie plötzlich direkt neben ihm auftauchte erschrak er nicht.

Als hätte Irgendetwas in seinem Unterbewusstsein fest damit gerechnet sie wiederzusehen.

Ein Wunsch, der sich zur Gewissheit gewandelt hatte. Mindestens zwei Minuten war er mehr oder minder blind für seine Umgebung gewesen, hatte diesen Moment herbeigesehnt. Und war schlussendlich belohnt worden.

Dann murmelte sie etwas:

"Schaut aus wie bei Alien versus Predator, oder wie das hieß."

Beide standen zu diesem Zeitpunkt über ein Exponat gebeugt, das in einem geschlossenen Glaskasten, der wage an den Sarg aus dem Märchen Dornröschen erinnerte, ausgestellt war.

Er stand bereits einige Zeit dort und war durchaus versucht gewesen fasziniert vom Inhalt des "Sarges" zu sein, bevor seine Gedanken abgedriftet waren.

Er studierte das kleine Stück Papier, das erklärte was man hier sah. Las es mehrmals, ohne den Text tatsächlich zu begreifen. Im Innern lag eine einzelne menschliche Wirbelsäule. Am oberen Ende war, statt des Schädels, nur das freigelegte Gehirn nebst der damit verknüpften Sehnerven und Augäpfel erhalten worden. Die Augen starrten, seltsam lebendig erscheinend, ins Leere, gehalten von künstlich versteiften Sehnen. Vom rückwärtigen Teil des Gehirns ausgehend waren sämtliche Nervenstränge zu sehen, die wie superdünne, blass-rot eingefärbte Bindfäden wirkten und sich an der Wirbelsäule herab und um sie herum wanden.

So eine Arbeit musste Monate oder gar Jahre in Anspruch nehmen.

Er hatte nicht den blassesten Schimmer, wie jemand ein solches Maß an Geduld aufbieten konnte. Dr. Tod musste über den, mit Geld kaum aufzuwiegenden, Luxus von viel Zeit und einer unfassbaren Gelassenheit verfügen. Würde er jemals diesen Mann treffen, so ginge er jede Wette ein, dass dieser keine Uhr am Arm trug.

Ihre gemurmelten Worte, obgleich ihm nicht einfallen wollte, worin sie den Zusammenhang zwischen dem was sie sahen und dem genannten Sciencefiction Film herstellte, hatten eine gewisse Wirkung auf ihn.

Es war möglicherweise einfach nur der Klang ihrer Stimme. Es war wie Viagra für seine Ohren. Sie stand ihm kurz so nahe, dass sie mit ihrem rechten Ellenbogen seinen linken Unterarm streifte.

Er wünschte sich augenblicklich, dies sei nicht unabsichtlich geschehen. Ob sie ihn ansah oder nur das Ausstellungsstück betrachtete, konnte er nicht feststellen. Aufgrund der eigenen Unfähigkeit sie seinerseits direkt anzusehen.

Wie ein Teenager vor seinem ersten Date mit dem schönsten Mädchen der Schule fühlte er sich plötzlich. Wurde sogar richtig nervös. Er wähnte sich meist nicht als schüchterner Typ. Im Gegenteil. Aber hier passierte etwas „Anderes“. Als hätte ihre bloße Anwesenheit die Luft in der Umgebung mit gewissen Pheromonen versetzt.

Etwas ratlos, nicht wissend, was eine passende Erwiderung hätte sein können, ob er nun weitergehen oder abwarten sollte was passieren würde, wagte er weiterhin nicht die Initiative zu übernehmen. Er stand nur da, wedelte versonnen mit einem Zeigefinger durch die Luft, ganz so als würde er besagte Nervenstränge zählen.

Außerstande irgendeine einigermaßen sinnvolle Antwort zu formulieren murmelte er unartikulierte Worte und nickte unentwegt.

Plötzlich waren ihre Lippen ganz nah bei seinem Ohr, und sie hauchte:

"Na, du bist mir ja einer."

Überrumpelt und beim besten Willen nicht begreifend worauf sie damit anspielen wollte, drehte er sich schlussendlich doch zu ihr herum und blickte in schöne grüne Augen, die am Außenrand ins Blaue wechselten. Ihre Lippen zeigten ein schmales, sanftes Lächeln.

Hatte sie lediglich bemerkt, dass sie ihm aufgefallen war? Hatte er sie vorhin zu offensiv beobachtet? Dieser kurze Augenblick? - Oder spielte ihm seine zeitliche Erinnerung einen Streich, und er hatte sie lange genug angestarrt, dass es ihr nicht entgangen sein konnte?

Aber hatten das nicht alle?

Allerdings hatte sie auch keineswegs beleidigt, oder gar negativ geklungen. Sie würde sich doch sicherlich anders verhalten, oder andere Worte wählen, um ihm ihre Missbilligung mitzuteilen. Würde es sie stören, dass er ein so offensichtliches Interesse an ihr zur Schau stellte, hätte sie ihn doch wohl eher gemieden.

Seiner Vermutung nach konnte er unmöglich der einzige Mann in der Halle sein, dem ihr – untertrieben gesagt - gutes Aussehen nicht entgangen war.

Verstohlen ließ er den Blick schweifen, um festzustellen, ob die vor ihm stehende Frau nicht gar in diesem Moment weitere Blicke auf sich zog.

Er brauchte keine zehn Sekunden um mit einiger Sicherheit behaupten zu können, mit seiner Vermutung absolut recht behalten zu haben. Selbst die Männer in Begleitung ihrer jeweiligen Partnerinnen, wagten mehr als nur flüchtige Blicke. Schlimmer noch: Jeder Einzelne verriet sich mit gierigem Blick auf seine momentane Gesprächspartnerin.

Scheinbar, weil seinerseits noch immer keine Antwort auf ihre Anrede erfolgt war, erschöpfte sich wohl mittlerweile doch ihre Geduld. Denn als er sie jetzt wieder anblickte hatte sie eine leicht säuerliche Miene aufgesetzt.

Er schätzte sie auf Ende zwanzig. Sie war so gut wie gar nicht geschminkt. Ein leichter schwarzer Lid-strich, der die schmalen Brauen betonte. Ihr Gesicht war lediglich leicht mit Puder überzogen und es war kein Fältchen, keine Unreinheit zu entdecken. Die Augen wiesen ein sattes Grün auf, das aus der Nähe betrachtet allerdings von Kontaktlinsen her stammen konnte, denn die Ränder der Iris waren etwas zu scharf sichtbar. Und auf den zweiten Blick wirkte das Blau, das sich um sie herum schmiegte „natürlicher“. Das linke hatte zudem einen leichten Schimmer von Gold, hinter dem Grün. Es war schlichtweg verwirrend ihr länger in die Augen zu sehen.

Ihre Gesichtsfarbe schwankte irgendwo zwischen zu blass und leicht olivbraun, was ihn umso mehr zwang sie anzustarren.

Ihre kurzen, blonden Haare fielen fein frisiert in ihre Stirn, einige bedeckten den Nasenrücken und er spürte, wie sich der Drang in ihm regte, ihr eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen, wie man es nur bei sehr vertrauten Personen wagte.

Er überragte sie um etwa zehn bis fünfzehn Zentimeter, was ihm bei seiner Größe von knapp über einen Meter neunzig, bei so ziemlich allen Frauen so erging. Aber sie erschien ein wenig größer als die Norm.

Er versuchte instinktiv heraus zu finden "warum" diese Frau so attraktiv erschien, warum er sich nicht sattsehen konnte. Es fiel ihm eigentlich nichts Außergewöhnliches, nichts Hervorstechendes auf. Keine außergewöhnlich tolle Figur, keine knallroten gefärbten Haare. Etwas das für viele Menschen den Signalton für "Sex" beschrieb.

Es gab allerdings eine recht auffällige Eigenart, die Sie von den meisten anderen Frauen Unterschied. Er wusste nicht, ob er mit dieser Beobachtung eines kleinen Details allein auf weiter Flur war, vermutete aber sein Beruf käme ihm hier zugute. Fast jede andere Frau im Raum trug die eine oder andere Handtasche mit sich herum, er sah Ledertaschen, Stofftaschen, Designermodelle, billige Wühltischfabrikate, alle erdenklichen Formen, Größen und Farben. Nur diese eine Frau bewegte sich ohne ein solch typisches Accessoire durch die bizarre Ausstellung. Dennoch war das sicherlich kein hinreichendes Kriterium, dieser Dame nachzusagen, sie sei attraktiver als andere.

Eine Tasche war schließlich nur eine Tasche, kein "Attribut".

Sie war nicht einmal besonders auffällig gekleidet: Jeans, ein helles, unbedrucktes T-Shirt, ohne nennenswerten Ausschnitt. Ihre Brüste aber, er würde sie als „niedlich“ bezeichnen, waren auffallend schön geformt. Sie zeichneten sich deutlich, ohne dass es aufdringlich wirkte, unter dem Stoff ab.

"Oh mein Gott! Ich glotze ihr auf die Titten, während sie direkt vor mir steht."

Dachte er in diesem Moment und konnte regelrecht fühlen, wie sein Gesicht sich augenblicklich rot verfärbte. Anstatt ihm jetzt daraufhin passende Worte der Entrüstung zuzufauchen, hellte sich sogar ihr bis jetzt leicht finsterer Blick wieder auf. Sie schaute eher belustigt und regte ihm forsch das Kinn entgegen. Er schaffte es ihr wieder in die Augen zu sehen.

"Oh, du hast meine Brüste bemerkt, danke!"

Auf einen derart entwaffnenden, schlagfertigen Spruch wusste er nun erst recht Nichts, was er als Antwort hätte anbieten können. Somit war er froh, um nicht zu sagen entzückt, als sie sich einfach grinsend bei ihm einhakte und ihn mit sich weiter durch die Ausstellung zog. Ganz so als wären sie hier verabredet gewesen und hätten sich gerade nicht zufällig, sondern gewollt getroffen.

„...das hier ist auch toll, findest du nicht? Man hat die Beinmuskulatur einfach aufgeklappt. Und sieh nur welch ausgeprägten, muskulösen Femur dieser da hat.“

Mit humorvollem Charme hatte sie ihm erst die Schamröte aus dem Gesicht geredet. Anschließend wich sie ihm nicht mehr von der Seite und gab beim weiteren Betrachten der Exponate ein erstaunliches Fachwissen über die menschliche Anatomie zum besten.

Er hatte nur anhand des beigestellten Schildes an der besagten Plastik erkennen können, was Femur bedeutete: Oberschenkelmuskel. Die jeweils lateinische Bezeichnung stand in Klammern mit dabei.

„Hm, hier gefällt mir nicht wie der Hypothalamus ausgestellt ist. Der ganze zerebrale Kortex sieht ja aus wie ein zu kurz gebratenes Steak.“

Derart Aussagen machten ihn neugierig. Las sie schnell die kleinen Erklärungen und saugte sich eine schlaue Bemerkung aus den Fingern, oder wusste sie tatsächlich wovon sie sprach?

Sie kennen sich gut aus, haben sie so was mal studiert?"

"Waren wir nicht schon beim Du?"

War ihre knappe Gegenfrage. Dass sie ihm die Antwort auf seine Frage schuldig blieb, vergaß er darüber noch in der selben Sekunde.

Damit war er ihr endgültig verfallen. Er wurde sich bewusst darüber, dass sie sich bisher nicht einmal korrekt vorgestellt hatten und ergriff zum ersten mal seit ihrer Begegnung die Initiative, indem er ihr die Hand entgegen streckte:

"Hallo, mein Name ist Stewart, Stewart Mc. Farren."

Die Art wie sie anstatt einer Antwort ihre Augenbrauen, nicht synchron, sondern eine nach der anderen, nach oben zog, ließ ihn beinahe leise aufstöhnen.

Wie konnte eine solch beiläufige Mimik ihn derart erregen?

Sie stellte sich ihrerseits aber nicht so ausschweifend vor sondern sagte nur knapp:

„Giselle.“

Sie tauschten keine Telefonnummern aus. Die mysteriöse Frau nannte ihm nicht ihren Nachnamen. Und als beide, eine gute halbe Stunde später, die Ausstellung von "Dr. Tod" verließen, trennten sich ihre Wege so plötzlich wie sie sich gekreuzt hatten.

Sie hatte ihm zum Abschied einen trockenen, flüchtigen Kuss auf die Wange gehaucht. Stewart hatte sich nur schwer zurückhalten können, nicht wie ein alberner Teenager seinen Kopf zu drehen, um somit ihre Lippen auf die seinen zu lenken.

Doch als sie einfach davon ging, versuchte er nicht sie aufzuhalten. Er blickte ihr nur nach und bewunderte ihre anregende Kehrseite. Irgendwie kam er sich anschließend vor, als wäre er hypnotisiert worden, und man habe vergessen mit dem Finger zu schnippen, um ihn in einen normalen Zustand zurück zu versetzen.

Die letzten Tage hatte er unentwegt an diese Frau denken müssen. Seine Arbeit litt unter seiner fehlenden Konzentration. Er verlegte Schraubenschlüssel, ihm misslangen die einfachsten Handgriffe und vorgestern hatte er sich sogar einen kleinen Schnitt an der linken Hand zugefügt, als er beim Justieren einer Ansaugpumpe abgerutscht war.

Der Boss hatte ihn mehr als einmal ermahnt sich nicht so dämlich anzustellen.

Als sie heute Nachmittag, als er Feierabend machte und die Werkstatt verließ, in einem atemberaubend kurzen Minirock, knie-hohen Lederstiefeln und einem olivgrünem Tanktop auf dem Gehsteig direkt vor ihm stand, hatte er seinen Augen nicht zu trauen gewagt. Er wandte den Kopf und blickte dümmlich hinter sich. Er überlegte ernsthaft, ob es ein grotesker Zufall wollte, dass dieses berauschende Geschöpf nicht wegen ihm, sondern wegen einer Reparatur ihres Wagens dort war.

Doch sie trat direkt vor ihn und mit den Worten:

"Oh gut, du bist schon umgezogen."

Er war eigentlich auf dem Weg zu seinem alten grauen Civic, der einige Meter neben ihnen am Straßenrand geparkt war. Doch sie versperrte ihm den Weg.

"Wir nehmen meinen Wagen, Süßer!"

Konnte sie etwa auch Gedanken lesen?

„Ähm, ja, ok. Wo soll´s denn hingehen?“

Mehr fiel ihm beim besten Willen nicht ein. Weder begriff er, wie sie ihn hatte ausfindig machen könne, noch was sie jetzt vorhaben konnte.

„Na komm, spring rein.“

So selbstverständlich als würde sie jeden Tag auftauchen und ihn von der Arbeit abholen, kamen ihr diese Worte über die an diesem Tag dezent weinrot-geschminkten Lippen. Sie benahm sich als wäre sie seine Frau, oder feste Beziehung.

"Nun steig schon ein!" Wiederholte sie ein weiteres Mal, denn er war wie angewurzelt stehen geblieben und gaffte sie ungläubig an.

Hypnotisierten ihn ihre Worte schon wieder?

Schließlich tat er, wie auf einen Befehl hin, wie ihm geheißen und folgte ihrer Aufforderung, ohne dass seine Frage beantwortet worden war.

Was beinahe wie eine Entführung anmutete, erschien ihm wie die wahr gewordene Fantasie seiner kühnsten Träume. Er ließ einfach seine Zweifel verrauchen. Weder fragte er wie sie ihn hatte finden können, noch was sie eigentlich mit ihm vorhatte.

Er dachte nur: „Was für ein Glück. Erst dieser spendable Kerl, der mir letzte Woche die fünfhundert für die manipulierten Bremsen gegeben hat und jetzt diese Schönheit!“

Sie war wie eine Falltürspinne aus ihrer Grube hervor gesprungen. Er war nunmehr das hilflose Opfer, dass von ihrem Gift paralysiert, willenlos in ihre Fänge geraten, auf ihre nächsten Schritte wartete. Frei von Angst oder Zweifeln.

Mehrere seiner Kollegen, die ebenfalls Feierabend machten, blieben mit offenen Mündern stehen und sahen ihm zweifelnd nach, wie er ihr folgte und in den Punto einstieg. Vielmehr sahen die meisten bloß den Rock und die provokant reizenden Stiefel.

*Seltsam, dass sich später keiner der Kfz-Experten an das Fabrikat des Wagens erinnern konnte. Die Frau konnte von allen Befragten nur sehr wage beschrieben werden. Ein Phantomzeichner hätte eine Mischung aus Sandra Bullock, Miley Cirus und Xena erfinden müssen, um den unterschiedlichen Beschreibungen der Männer ansatzweise gerecht werden zu wollen. Alle meinten aber eine Frau mit "toller Ausstrahlung" gesehen zu haben. „Ein erfreulicher Anblick“ sagte einer, „herausfordernd attraktiv“ ein anderer.

2- Zwei -

"I... ich st..."

Er muss husten, spuckt ekelhaft metallisch schmeckendes Blut auf den Teppich, der sich schon vollsaugt. "...sterbe..." Seine Stimme versagt, er bringt lediglich ein leises Röcheln zustande.

Er liegt flach auf dem Rücken, seine Hose bis zu den Knien heruntergezogen, doch die spürt er ebenso wenig wie alles andere unterhalb von seinem Kinn. Er verspürt auch keinerlei Schmerz mehr im Fuß. Und doch ist ihm klar, dass das Leben aus seinem Körper rinnt, wie Sand durch den schmalen Hals einer Sanduhr. Als aus der panischen Angst, die er zuvor empfunden hatte, die Gewissheit wurde, dies würde sein Ende sein, war er seltsam ruhig geworden.

Die Angst vor dem Tod scheint nach der Erkenntnis der Unabwendbarkeit in Gleichgültigkeit umzuschwingen.

Wie unangenehm blendend und gleichzeitig erfreulich hell ihm die Deckenleuchte in die Augen strahlt.

Giselle steht breitbeinig über ihm. Ihr Blick zeigt eine Mischung aus Neugier und... - Mitleid? Könnte er nur den Kopf anheben, so würde er unter den Minirock spähen können.

"Scharfsinnig bemerkt mein Junge!"

Ist ihre reichlich überflüssige Antwort auf seine geröchelte Bemerkung, dass er wohl sterben werde. Agonie in reinster Form.

Er versucht zu lachen. "Wahnsinn!" Denkt er: "Ich lieg´ hier sterbend im eigenen Blut und versuche meiner Mörderin unter den Rock zu seh´n?“

Das Lachen steckt ihm buchstäblich im Hals, es ist aber Blut, das ihm die Speise-und Luftröhre verstopft. Er bringt keinen weiteren Laut mehr über die Lippen.

Er dachte immer, wenn man stirbt passiert dieses "Das-Leben-läuft-wie-ein-Film-vor-deinen-Augen-ab-Ding", doch stattdessen erinnert er sich plötzlich nur an diesen einen Tag:

An den einzigen Tag in seinem Leben, den er die letzten vier Jahre erfolgreich verdrängt hat:

Sonntag vor vier Jahren.

Er war arbeitslos, pleite, schlecht gelaunt. Eine gefährliche Mischung.

Ganz spontan, völlig ohne Planung oder gar Taktik, hatte er damals seine unaufgeräumte Ein-Zimmer-Subterrain-Wohnung verlassen.

Als er den nur dreihundert Meter von seiner Haustür entfernten Wald erreicht hatte, zog er sich eine dicke Wollmütze über und setzte die Brille auf, die er sonst niemals trug. Nach nur etwa hundert Schritten schlug er sich vom schmalen Wanderweg ins Unterholz. Er stolperte über abgefallene Äste und blieb wenige Meter vom Weg entfernt, mit der Schulter an die knorrige Rinde gelehnt, hinter einer massiven Eiche stehen. Seine Nervosität ließ ihn schwer atmen. Seine Brille beschlug und die Mütze war für diese Jahreszeit definitiv zu warm, und der Schweiß rann ihm hinter den Ohren herab.

Er konnte bei seinem Vorhaben aber nicht riskieren „erkannt“ zu werden.

Stewart musste allerdings nicht lange warten. Eine Dame in den Siebzigern führte ihren Hund aus. Sie kam aus der entgegengesetzten Richtung, sehr langsam. Alle paar Meter ließ sie ihren Köter an irgendetwas schnüffeln und schien ihrerseits verschnaufen zu müssen. Gut für ihn, ein willfähriges Opfer.

Er putzte seine Brillengläser am Saum seines Pullovers ab, setzte sie wieder auf und spähte vorsichtig um den Baum herum.

Als die Frau endlich auf gleicher Höhe mit seinem "Versteck" war, sprang er hervor.

"Ich hätte ein Messer oder so etwas mitnehmen sollen." Fiel ihm noch ein, als er laut aber nicht schreiend, und so bedrohlich wie möglich aus-spie:

"Hallo Oma! Hast du Geld dabei?"

Spontan! - Aber plump! Eine Frage? Hatte er auf dem Weg hierher nicht genügend Zeit gehabt sich was Knackiges, Bedrohlicheres auszudenken?

Oma war erschrocken, ja. Aber anstatt direkt einen Herzanfall zu bekommen, oder gar um Gnade bettelnd klein beizugeben, ließ sie völlig geistesgegenwärtig die Hundeleine los. Sie fauchte in schrillem Ton ihrem kaum zwanzig Zentimeter hohen Jack-Russell-Terrier zu:

"Fass!"

Ihre vor Zorn entgleisten Gesichtszüge machten die alte Visage zu einer Zombiefratze. Die dritten Zähne, drohten ihr aus dem Mund zu rutschen, sie schob sie mit dem Handrücken zurück.

Der winzige, weiße Fellknäuel mit braunen Flecken ging tatsächlich auf ihn los! Nur die Tatsache, dass Stewart seine alte zerschrammte Lederhose trug, bewahrte ihn vor schlimmeren Verletzungen. Der Köter kläffte einmal kurz ein raues "Wüff" heraus, was darauf schließen ließ, dass Hund und Herrin wohl beide in betagterem Alter waren, dann biss das Mistvieh tatsächlich zu. Mehr als ein kleines Zwicken am Schienbein war aber nicht zu spüren.

Die altersschwachen Beißerchen hatten nicht mehr die Kraft durch drei Millimeter Kunstleder zu stoßen.

Stewart griff mit einem Arm nach der Leine, riss den Hund ruckartig in die Höhe. Der Kleine gab ein entsetzliches Quietschen von sich, dass weniger zu einem Hund, als vielmehr zu einem angestochenen Schwein gepasst hätte. Er hielt den zappelnden Köter, der jetzt anfing nach Luft zu jappsen und mit Vorder- und Hinterläufen wild in leerer Luft ruderte, am ausgestreckten Arm auf Abstand und schrie die Alte an:

"Rück Deine Scheißkohle raus Oma! Sonst spiel´ ich mit deinem kleinen Liebling Hammerwerfen!"

"Ich habe kein Geld junger Mann."

Antwortete sie, jetzt seltsam ruhig und scheinbar völlig unbeeindruckt von seiner Drohung. Die Frau war wirklich taff, wie konnte er nur so ein Pech haben, und an eben diese Person geraten? Der erste Eindruck hatte ihn vollständig getäuscht.

"Außerdem!Ist das nicht mein kleiner Liebling, sondern der meines Nachbarn. Der ist übrigens Polizist!"

Beim Reden flogen ihr kleine Spucketröpfchen aus dem Mund.

Ob das stimmte, oder Oma nur einen Bluff versuchte, konnte Stewart unmöglich erkennen. Sie wirkte völlig gefasst. Dass der Hund, der bereits weniger zappelte, mit dem Tode rang, schien sie jedenfalls keineswegs zu beunruhigen.

"Du gehst doch nicht ohne Brieftasche raus, Oma!"

Versuchte er es abermals.

"Du musst doch nen Ausweis dabei haben oder so was. Was wenn dir was passiert?"

Er musste unwillkürlich über seine eigenen Worte lachen, das war pure Ironie! Gut möglich, dass er total durchgeknallt wirkte, aber vielleicht war das ja sogar förderlich?

Der Hund hatte aufgehört sich zu bewegen, sein Körper war erschlafft und sein kleines Hirn wahrscheinlich schon aufgrund des Sauerstoffmangels ausgeknipst worden.

Die Frau drehte sich vor Stewart einmal um die eigene Achse, hielt ihm dann, beide Handflächen nach oben gerichtet, die Hände hin und sprach:

"Keine Brieftasche, kein Bargeld, meine Kleidung hat keine Taschen. Komm rüber und durchsuch´ mich, wenn du mir nicht glauben willst, Bürschchen. Aber Achtung, vielleicht beiße ich besser als Timmy!"

„Bürschchen? Hat sie gerade Bürschchen gesagt?“

Mit Timmy musste der nunmehr leblose Fellfetzen mit hervorquellenden Augen und heraushängender Zunge gemeint sein, den er weiterhin wie am Galgen stranguliert hatte. Er ließ den Arm sinken. Einige Sekunden verstrichen, während keiner ein Wort sprach. “Ihr Nachbar ist vielleicht wirklich Polizist” Ermahnte ihn seine innere Stimme.

"Ich ..." Er wollte ihr wieder drohen, sie einschüchtern. Bloß niemals jemandem hiervon erzählen! Wollte er sagen, suchte gerade nach Worten, wie er ihr begreiflich machen konnte, dass das mit dem Hund nicht beabsichtigt, ein Unfall gewesen war, da hörte er hinter sich mehrere Stimmen. Andere Spaziergänger, vielleicht mit größeren, wirklich gefährlichen Kötern, waren auf Kollisionskurs.

„Scheiße!“

Er war abgehauen. Hatte sich verkrochen. Wochenlang hatte er danach seine Wohnung nicht verlassen. Hatte sich hinter verschlossenen Türen und heruntergelassenen Rollos verschanzt. Jeden Tag hatte er damit gerechnet die Polizei würde plötzlich in seine Wohnung stürmen und ihn verhaften, doch das war nicht geschehen. Erst als seine letzten Reserven an Instand-Kaffee, Keksen und Nudeln aufgebraucht waren, als er bereits zwei Tage nur Leitungswasser getrunken und nichts mehr gegessen hatte, wagte er sich wieder heraus. Niemand war gekommen, nichts war passiert. Die alte Frau hatte er seitdem nicht wieder gesehen.

Das sind seine letzten Gedanken bevor sein flackernder Blick sich ein letztes Mal auf Giselle heftet, die langsam verblasst und in schwarzen Schatten verschwindet, die sich spiralförmig um sie schließen.

Giselle sah ihm beim Sterben zu.

Eigentlich tat sie so etwas in letzter Zeit immer häufiger. War das unprofessionell? War nicht schnell und sauber die Devise?

Sie wusste dennoch gut damit umzugehen, dass sich ihrer Lust am Töten nach und nach eine gewisse Art Voyeurismus hinzugesellte. Es war aber auch recht ungewöhnlich, dass es sich so verzögerte, sie hatte den Schuss anscheinend nicht so exakt angesetzt wie sie es vorgehabt hatte. Ob sie eine solche Unachtsamkeit unterbewusst hervorrief, um das Leiden ihres Opfers zu verlängern? Sicherlich war sein Kleinhirn zerstört. Er konnte keinen Muskel mehr rühren. Wichtige Arterien waren verletzt, das bewies der rapide Blutverlust.

Aber er schien eine Weile noch sehen und hören zu können, was vor sich ging. Als er zu Boden gegangen war, hatte sie sich erlaubt die Deckenleuchte einzuschalten. Man würde wegen der heruntergezogenen Rollos von außen ohnehin nichts bemerken. Am Schalldämpfer der Schusswaffe waren zwei gezackte silberne Kratzer im schwarzen Lack zu sehen. Die hatte er wohl mit seinen Schneidezähnen verursacht.

Giselle achtete auf Stewarts Augen, er sah in ihre Richtung und doch durch sie hindurch. Diese Sache mit dem "Licht-am-Ende-des-Tunnels" fiel ihr ein. Beinahe hätte sie sich umgedreht, um festzustellen ob dort dieses vermeintliche "Göttliche-Scheinen" zu sehen war.

Sie stellte sich fantasievoll vor, wie nun seine verdorbene Seele den Körper verließ und davon schwebte, einen letzten Blick zurückwerfend auf die Leiche am Boden. Belustigend erschien ihr in Gedanken auch ein Bild davon, wie sein Geist vom Sensenmann eskortiert und aus dem Raum geführt wurde, während seine sterbliche Hülle hier verweilte. Sie konnte recht kreativ sein, wenn es um diese Thematik ging.

Sein Husten versprühte noch ein letztes Mal leichten Blutregen und sprenkelte sein Gesicht, seinen Oberkörper und den beigen Teppich dort, wo dieser noch nicht von der größeren Lache durchtränkt war.

Sie blickte kurz rüber auf die andere Seite vom Tisch, wo das seit gestern bereits getrocknete Blut sich beinahe dem Blumenmuster auf der Rückenlehne der alten beigen Couch angepasst hatte. Sein Blick veränderte sich kurz in eine Mischung aus Zweifel und Verärgerung. Sie wüsste nur zu gern ob das rein physische Ursachen hatte, oder ob es dem teilweise zerstörten Gehirn noch gelang gezielte Emotionen hervorzurufen. Konnte der Kerl noch zusammenhängende Gedanken bilden? Das Blut sickerte stetig aus seinem Hinterkopf, bis sein Herz ihm endlich den Dienst versagte.

Sie selbst war etwas enttäuscht über den gesamten Ablauf. Dadurch, dass der geile Bock viel zu stürmisch vorgegangen war, hatte er ihre schöne Überraschung versaut. Mit so viel Mühe hatte sie sich gestern daran gemacht. Hatte alles vorbereitet. Doch es war ihr nicht mehr gelungen ihn hoch ins Schlafzimmer zu locken, wie sie es ursprünglich vorgehabt hatte.

Er hatte, im Wohnzimmer angelangt, sofort mit einer Hand an seiner Jeans gefummelt, mit der anderen nach ihrer Schulter gegriffen, versucht sie umzudrehen und zu sich heran zu ziehen. Seine zugegeben stattliche Erektion beulte, auch im fadenscheinigen Halbdunkel des bieder eingerichteten Wohnraumes, seine schwarzen engen Boxershorts überdeutlich aus. Die Hose war ihm bereits bis über die Knie heruntergerutscht und er drängte sie in Richtung Couch.

Bevor es ihm gelang auch Giselle von irgendwelchen Kleidungsstücken zu befreien, hatte sie sich, ihm weiterhin den Rücken zukehrend, aus seinem Griff gelöst und sich gebückt, um die Waffe zu greifen, die sie mit Klebeband unter dem kleinen runden Beistelltisch geklebt hatte. Scheinbar missverstand dieser Kerl, unter Einfluss von zu viel Testosteron, auch diese Bewegung und betrachtete es gar als Einladung seinen Schwanz vollends aus seiner Shorts zu befreien.

In der Sekunde, in der sie die Hand um den Griff der Waffe legte, spürte Giselle das warme nackte Fleisch seiner Männlichkeit an ihren Pobacken. Die hatte sie unwillkürlich freigelegt, als sie sich mit dem Minirock, der kaum mehr war, als ein breiterer Gürtel, vornüber gebeugt hatte. Ihre Emotionen hatte sie dennoch nach wie vor bestens im Griff. Der leichte Anflug von Zorn über seine plötzliche Entschlossenheit wich sogar kurz reiner Belustigung über seine plumpe Art, als er von sich gab:

"Du hast ja gar kein Höschen an."

Solch ein Ausspruch sollte wohl Bewunderung ausdrücken, sie heißmachen? Wie erbärmlich. Er schob bereits mit beiden Händen das bisschen Rock nach oben über ihr Becken, wahrscheinlich um sich freie Sicht auf ihr Hinterteil zu verschaffen. Als nächstes würde er ganz sicher versuchen in sie einzudringen, um sie wie ein Zuchthengst zu ficken.

Herrlich wie schnell eine Erektion wortwörtlich in sich zusammensackt, wenn der Betreffende von etwas abgelenkt wird, dass ihn in Todesangst versetzt. Giselle verglich später was sie sah mit dem schreckhaften "den-Kopf-einziehen" einer Schildkröte. Erst war sie noch in ihrer Fick-mich-Pose geblieben. Als sie aber die Finger seiner linken Hand spürte, die vorn um ihren Schenkel herum an ihre Schamlippen griffen, um diese für seinen dahinter lauernden Phallus zu öffnen, hatte sie ihm den Absatz eines ihrer Stiefel erst vorsichtig auf einen seiner Füße gestellt, die nur mit leichten Turnschuhen bekleidet waren.

„Hmmm, jaaah.“

Raunte sie.

Sie war durchaus empfänglich für seine Berührungen, er machte seine Sache eigentlich recht gut. Er bemerkte die Feuchtigkeit ihrer Vagina und rieb jetzt ihre Klitoris, während er die zweite Hand zu Hilfe nahm um seinem Schwanz endlich Zugang zu verschaffen. „Du bist so geil, ich will dich!“ Stieß er hervor.

Er ging zwar etwas hastig und sogar ein wenig zu brutal vor, aber schien eine gewisse Übung im körperlichen Umgang mit Frauen zu besitzen.