Professor Unrat von Heinrich Mann - Königs Erläuterungen. - Heinrich Mann - E-Book

Professor Unrat von Heinrich Mann - Königs Erläuterungen. E-Book

Heinrich Mann

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Beschreibung

Königs Erläuterungen – Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart Zeit bei der Vorbereitung! Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download . sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick – ideal auch zum Wiederholen. - Das Stichwortregister ermöglicht dir schnelles Finden wichtiger Textstellen. . und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. . mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 454

Textanalyse und Interpretation zu

Heinrich Mann

PROFESSOR UNRAT

Karla Seedorf

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgabe: Mann, Heinrich: Professor Unrat. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag, 63. Aufl. 2011.

Über die Autorin dieser Erläuterung: Karla Seedorf, geboren 1975 in Temeschwar (Rumänien), studierte an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg Diplom-Germanistik (Schwerpunkt Literaturvermittlung und Literaturkritik) und Psychologie. Nach 9 Jahren Unterrichtserfahrung als Deutschlehrerin an beruflichen Schulen arbeitet sie seit 2010 als freie Lektorin und Schulbuchautorin für verschiedene Verlage und ist Lehrbeauftragte am Lehrstuhl für Deutschdidaktik in Bamberg.

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.

1. Auflage 2014

ISBN 978-3-8044-7015-6

© 2014 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: Marlene Dietrich als „Lola-Lola“ im Film „Der blaue Engel“; Regie: Josef von Sternberg, Deutschland 1930 © ullstein bild

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

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Verknüpfungen zu den Online-Aufgaben Im Abschnitt 6 „Prüfungsaufgaben“ finden Sie einen Hinweis zu zwei kostenlosen zusätzlichen Aufgaben. Diese Aufgaben können über die Webseite des Verlages aufgerufen werden. Tippen Sie auf die Verknüpfung und Sie werden direkt zu den Online-Aufgaben geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt.

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INHALT

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. Heinrich Mann: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Das Wilhelminische Zeitalter

Der Einfluss von Friedrich Nietzsche

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

3. Textanalyse und -Interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

3.2 Inhaltsangabe

3.3 Aufbau

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Professor Unrat

Rosa Fröhlich

Schüler Lohmann

Die Schüler von Ertzum und Kieselack

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

Heinrich Manns Perspektivismus

Figurensprache und Realismuskonzeption

3.7 Interpretationsansätze

Satire über das Schulwesen

Psychogramm eines anarchistischen Tyrannen

Studie über das Verhältnis von Liebe und Macht

Professor Unrat als Künstlerroman?

4. Rezeptionsgeschichte

4.1 Wirkungsgeschichte

4.2 Der blaue Engel und andere Verfilmungen

4.3 Bühnenadaptionen

5. Materialien

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Aufgabe 1 *

Aufgabe 2 **

Aufgabe 3 ***

Aufgabe 4 ***

Literatur

Zitierte Ausgabe

Weitere Werke des Autors

Biografien

Lernhilfen und Kommentare für Schüler

Weitere Sekundärliteratur

Rezensionen

Sonstige Literatur

Verfilmungen

Ballett/Theater

Internetquellen

1.Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht.

Das 2. Kapitel befasst sich mit Heinrich Manns Leben, informiert über den zeitgeschichtlichen Hintergrund und stellt weitere wesentliche Werke Heinrich Manns vor:

Heinrich Mann wurde 1871 in Lübeckgeboren und starb 1950 im amerikanischen Exil in Santa Monica (Kalifornien), USA.

Manns Roman Professor Unrat(1905) karikiert das wilhelminische Bürgertum, das kulturelle Klima in Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg und das Gymnasium als Sozialisationsinstanz. Bereits in seinem Frühwerk wird so der gesellschaftskritische Impetus deutlich. Viele seiner Romane, Erzählungen und Theaterstücke kritisieren die bürgerliche Scheinmoral und analysieren die autoritären Strukturen des deutschen wilhelminischen Kaiserreichs. Dazu gehört die Kaiserreich-Trilogie, dessen bekanntestes Werk Der Untertan (1914) ist.

Trotz rasanten Ausbaus Deutschlands zum Industrieland blieben die hierarchisch-feudale Gesellschaftsstrukturen unter Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) zunächst unangetastet und forderten Kritik heraus.

Das 3. Kapitel bietet eine Textanalyse und Interpretationsansätze:

Professor Unrat  – Entstehung und Quellen:

Professor Unrat entstand 1904 innerhalb weniger Monate in Florenz und Südtirol. Die Grundidee des Romans und zahlreiche Details entnahm Heinrich Mann Zeitungsberichten über einen realen Gerichtsfall eines 60-jährigen ehemaligen Berliner Professors und seiner Frau, einer früheren Chansonnette. 1905 erscheint der Roman im Albert Langen Verlag, München.

Inhalt:

Der Roman erzählt in 17 Kapiteln vom 57-jährigen Gymnasialprofessor Raat. Dieser lebt seit Jahren verwitwet und zurückgezogen, sein einziger Lebensinhalt ist die humanistische Bildung. Als einzelgängerischer Deutsch-, Latein- und Griechischlehrer hat er Generationen von Schülern tyrannisiert und wird hinter seinem Rücken „Unrat“ gerufen. Als er bei dem verhassten Schüler Lohmann ein Gedicht über die „Künstlerin Rosa Fröhlich“ findet, macht er sich in seiner Kleinstadt auf die Suche nach dieser Dame, um den Schüler damit zu Fall zu bringen. Er findet die Sängerin schließlich im Vergnügungslokal „Der Blaue Engel“. Immer mehr verfällt Raat den Reizen dieser Kleinstadtkurtisane. Als er bei einem Gerichtsprozess zu ihrer Verteidigung gegen seine Schüler aussagt und dabei deren angesehene und einflussreiche Familien beschimpft, wird Raat kurz darauf aus dem Schuldienst entlassen. Er heiratet Rosa, doch nach zwei Jahren Ehe mit ihr ist er finanziell ruiniert. Um sich Geld zu verschaffen, laden sie angesehene Bürger der Stadt in ihre Villa zum Glücksspiel und Wein ein, wo Rosa ihre Verehrer geschickt und diskret auszunehmen weiß und als Gegenleistung mit manchem auch intim wird. Als Rosa den von einer langen Auslandsreise zurückgekehrten Lohmann zu sich einlädt, stürzt Unrat sich eifersüchtig auf sie und versucht sie zu würgen. Lohmann steht ihr bei, Unrat flieht mit Lohmanns Brieftasche. Lohmann zeigt ihn an. Der Roman endet mit Unrats und Rosas Verhaftung.

Die Hauptpersonen:

Professor Raat:

57-jähriger Gymnasiallehrer

wird hinter seinem Rücken als „Unrat“ verlacht

Karikatur eines misanthropisch-tyrannischen Lehrers mit anarchistischen Tendenzen

ausgeprägtes Macht- und Herrscherbedürfnis, verachtet andere

unmoralisch, unpolitisch, ungläubig

verfällt Rosa, rasende Eifersucht vor allem auf Lohmann

Rosa Fröhlich:

Sängerin im „Blauen Engel“, unbekümmert sinnlich

empfindet Mitleid und Dankbarkeit für Unrat

heiratet Unrat und lässt sich und ihre uneheliche Tochter aushalten

Komplizin Unrats und „Instrument“ seiner Rache an der Gesellschaft

Lohmann:

Schüler Unrats, aus angesehener Konsulfamilie

intellektuell, überheblich, zynisch, jugendlich überspannte Weltverachtung

wohlwollendes Interesse an Unrats anarchistischen Ausbrüchen

am Schluss verantwortlich für Unrats (und Rosas) Verhaftung

von Ertzum:

Schüler Unrats, aus alteingesessener Landadelsfamilie

beschränkte Intelligenz, frühreif, körperlich ungestüm und kräftig

verliebt in Rosa Fröhlich

Unrat zerstört seine geplante Offizierslaufbahn

Kieselack:

Schüler Unrats, aus Kleinbürgerfamilie

auf seinen Vorteil bedacht, illoyal, hinterhältig

endet wegen Unrat als Bierkutscher.

Auch auf die Nebenfiguren gehen wir kurz ein.

Stil und Sprache in Heinrich Manns Professor Unrat:

Verschränkung verschiedener Erzählperspektiven: auktorialer, zum Teil ironisch-kommentierender Erzähler, personale Erzählweisen

psychologisierender Perspektivismus, Leitmotivik und Farbsymbolik vereinen naturalistische und expressionistisch-groteske Stilelemente

Interpretationsansätze:

Satire über das humanistische Gymnasium als Vermittlungsinstanz wilhelminischer Untertanentugenden

Psychologische Fallstudie über einen anarchistischen Tyrannen

Dekadenzroman und Studie über das Verhältnis zwischen Liebe und Macht

Beschreibung der Künstler-/Boheme-Gesellschaft als Gegenentwurf zur rigiden Bürgerlichkeit

2.Heinrich Mann: Leben und Werk

Heinrich Mann (1871–1950), hier auf einem signierten Porträt von 1906 © Bundesarchiv

2.1Biografie

JAHR

ORT

EREIGNIS

ALTER

1871

Lübeck

Am 27. März als erstes Kind des Speditionskaufmanns Thomas Johann Heinrich Mann und seiner Frau Julia, geb. de Silva-Bruhns (Tochter einer Brasilianerin und eines nach Brasilien ausgewanderten Lübecker Farmers) geboren.

1875–1890

Lübeck

Geburt der Geschwister Thomas (*1875), Julia (*1877), Carla (*1881) und Viktor (*1890). Behütete Kindheit in wohlhabenden Verhältnissen, wo der angesehene Vater seit 1877 Senator ist.

4–19

1884

St. Petersburg

Bildungsreise, dessen Eindrücke er in einem Reisetagebuch festhält.

13

1889

Lübeck

Enttäuschung der Eltern über seinen vorzeitigen Abgang vom Gymnasium. Begeisterung für Heinrich Heine. Erste poetische Versuche und Zeitungsveröffentlichungen.

18

1889–1891

Dresden

Buchhändlerlehre bei Zahn & Jaensch in Dresden, die er 1891 abbricht.

18–20

1891

Berlin

Ab April Volontär im S. Fischer Verlag. Parallel Studien an der Friedrich-Wilhelms-Universität.

20

1891

Lübeck

13. Oktober: Tod des Vaters. Liquidation der väterlichen Firma. Monatliche Zinseinkünfte rund 180 Mark, womit er bis zur Inflation im Ersten Weltkrieg den Großteil seiner Ausgaben bestreitet.

20

1892

Berlin

Im Aufsatz Neue Romantik Auseinandersetzung mit Realismus, Naturalismus und Romantik.

21

Wiesbaden Lausanne

Kuraufenthalte nach Lungenblutung. Beginn eines selbstständigen Boheme-Literatenlebens.

1893

München

Übersiedlung der Familie Mann nach München. Reisen nach Paris und Italien.

22

1894

Erster Roman In einer Familie.[1]

23

1895–1896

Herausgeber der nationalkonservativen, antisemitischen Monatsschrift Das Zwanzigste Jahrhundert. Blätter für deutsche Art und Wohlfahrt.

24–25

1895–1898

Rom Palestrina

Italienaufenthalt, zum Teil mit seinem Bruder Thomas.

24–27

1899–1914

München Berlin Italien

Ohne festen Wohnsitz, Aufenthalte in München, Berlin, an der Côte d’Azur, meistens in Italien.

28–43

1900

Im Schlaraffenland. Ein Roman unter feinen Leuten.

29

1902/03

Romane Die Göttinnen oder Die drei Romane der Herzogin von Assy und Die Jagd nach Liebe.

32

1905

Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen. Verlobung mit der Schauspielerin Inés (Nena) Schmied, Tochter eines deutsch-argentinischen Plantagenbesitzers.

34

1909

Roman Die kleine Stadt. Lösung der Verlobung mit Inés Schmied.

38

1910

München

Freitod der ihm nahe stehenden Schwester Carla.

39

1912

Berlin

Bekanntschaft mit der Prager Schauspielerin Maria (Mimi) Kanová während der Proben zu seinem Theaterstück Die große Liebe.

41

1914

München

Heirat mit Maria Kanová, gemeinsame Wohnung in München. Vorabdruck des Romans Der Untertan in Zeit im Bild wird bei Kriegsbeginn gestoppt.

43

1915

Tief greifender Konflikt mit Bruder Thomas wegen unterschiedlicher künstlerischer und politischer Ansichten. Offene Angriffe in Aufsätzen und Essays.

44

1916

München

Geburt der Tochter Henriette Maria Leonie.

45

1918

München

Kriegsende, Abdankung Wilhelm II., Novemberrevolution. Mitarbeit im „Politischen Rat geistiger Arbeiter“.

47

1919

Beginn der Weimarer Republik mit Reichspräsidenten Friedrich Ebert. Essays Macht und Mensch, gewidmet der deutschen Republik.

48

1920

München

Uraufführung Der Weg zur Macht im Residenztheater. Zunehmende publizistische Tätigkeit.

49

1922

Aussöhnung mit Thomas Mann.

51

1923

Paris

Erster Besuch in Frankreich nach dem Weltkrieg.

52

Weßling b. München

Tod der Mutter.

1924

Prag

Auf Tschechoslowakei-Reise Begegnung mit dem Präsidenten Masaryk.

53

1925–1932

Gesammelte Werke in 13 Bänden erscheinen im Wiener Paul Zsolnay Verlag.

54–61

1925

Berlin

Tod Friedrich Eberts. Hindenburg wird Reichspräsident. Der Untertan, Die Armen, Der Kopf erscheinen als Kaiserreich-Trilogie. Romane der deutschen Gesellschaft im Zeitalter Wilhelms II.

54

1926

Berlin

Wahl zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, Sektion Dichtkunst.

55

1927

München Paris

Freitod der Schwester Julia. Engagement für die deutsch-französische Verständigung.

56

1928

Berlin

Nach Trennung von Maria (Mimi) wohnt er bis 1939 in Berlin. Wahl zum Vorsitzenden des Volksverbandes für Filmkunst.

57

1929

Berlin

Gemeinsame Wohnung mit der Nachtlokal-Bardame Nelly Kröger, die von Familie Mann nicht akzeptiert wird.

58

1930

Weltwirtschaftskrise. Scheidung von Maria. Verfilmung vonProfessor Unratunter dem TitelDer blaue Engelmit Marlene Dietrichin der Rolle der Lola.

59

1931

Berlin

Wahl zum Präsidenten der Sektion Dichtkunst bei der Preußischen Akademie der Künste.

60

Paris

Rede zur deutsch-französischen Verständigung beim Schriftstellerkongress.

1933

Berlin

Unterzeichnung eines Aufrufs zur Aktionseinheit von KPD und SPD gegen die Nationalsozialisten (u. a. mit Käthe Kollwitz und Albert Einstein). 30. Januar: Hitler wird Reichspräsident.

62

Frankreich

21. Februar: Flucht nach Frankreich, zuerst nach Sanary-sur-Mer, dann (bis 1940) nach Nizza.

Berlin

10. Mai: Verbrennung von Heinrich Manns Schriften. 25. August: Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft; Heinrich Mann wird als staatenlos geführt. Konfiszierung seines Vermögens. Regelmäßige politische Artikel in frz. Zeitung, Vorsitzender des Vorbereitenden Ausschusses der deutschen Volksfront: einer NS-Widerstandsgruppe aus SPD- und KPD-Mitgliedern. Antifaschistische Flug- und Tarnschriften.

1935

Roman Die Jugend des Königs Henri Quatre.

64

1936

Tschechoslowakischer Staatsbürger mit Hilfe Masaryks. Der Spanische Bürgerkrieg beginnt.

65

1938

Roman Die Vollendung des Königs Henri Quatre.

67

1939

Nizza

Heirat mit Nelly (Emmy) Kröger. Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Verschleppung von Maria Mann ins KZ Theresienstadt.

68

1940

Frankreich

Kapitulation Frankreichs vor Hitlers Truppen.

69

Pyrenäen

Flucht über Spanien und Portugal in die USA.

USA

Zwischenaufenthalte in New York, Princeton, Hollywood. Wohnsitz in Los Angeles und Santa Monica. Wegen finanzieller Not regelmäßige Unterstützung durch Bruder Thomas.

1944

Santa Monica

Freitod seiner Frau Nelly nach wiederholten Selbstmordversuchen.

73

1945

Prag

Die gesundheitlich schwer geschädigte Maria Mann kehrt aus dem KZ Theresienstadt zurück und wird vom Neffen Klaus nach Prag gebracht, wo sie zwei Jahre später stirbt.

74

1946

Stockholm

Veröffentlichung der 1943/44 geschriebenen Lebenserinnerungen Ein Zeitalter wird besichtigt.

75

1947

Ostberlin

Verleihung der Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität in Abwesenheit.

76

1949

Ostberlin

Nationalpreis 1. Klasse für Kunst und Literatur der DDR. Letzter Roman Der Atem.

78

1950

Ostberlin

Berufung zum Präsidenten der neu gegründeten Akademie der Künste zu Berlin/DDR. Einladung zur Übersiedlung nach Berlin.

79

Santa Monica

Trotz inneren Widerstands Vorbereitung zur Rückkehr. Am 12. März Tod durch Hirnblutungen. Beisetzung neben Nelly in Santa Monica.

1961

Ostberlin

Urnenüberführung und Beisetzung auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Anwesenheit der Tochter Leonie Mann.

2.2Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMENFASSUNG

Der Roman – 1904 geschrieben und 1905 erschienen – karikiert das wilhelminische Bildungsbürgertum und das geistig-kulturelle Klima Deutschlands vor dem Ersten Weltkrieg:

Gymnasium als Sozialisationsinstanz für Untertanenmentalität und bürgerliche Tugenden

Trotz rasanten Ausbau Deutschlands zum Industrieland bleiben hierarchisch-feudale Gesellschaftsstrukturen zunächst unangetastet

In der Hansestadt Lübeck sind alteingesessene Patrizier- und Adelsfamilien tonangebend

Bürgerliche Familie streng hierarchisch-patriarchalisch geprägt

Verlogene Doppelmoral vor allem für Frauen niederen Standes von Nachteil.

Wenngleich Professor Unrat keine genauen Zeit- und Ortsangaben enthält, so legen Dialektausdrücke und die Beschreibung von Örtlichkeiten und städtischen Gesellschaftsschichten nahe, dass die Romanhandlung in den 1880er- oder 1890er-Jahren in Heinrich Manns Heimatstadt Lübeck spielt. Mann hat hier – anders als in seinem späteren, ebenfalls Weltruhm erlangten Roman Der Untertan (1914) – kein umfassendes Gesellschaftsporträt dieser Epoche gezeichnet, sondern anhand der exemplarischen Figur des Gymnasialprofessors Unrat das deutsche Bildungsbürgertum der wilhelminischen Epoche (1888–1918) karikiert: Indem er die Doppelmoral offenlegt und die Ausprägungen kollektiver Disziplinierungsmaßnahmen darstellt, vermittelt er uns ein Stimmungsbild des gesellschaftlich-kulturellen Klimas in Deutschland vor den Weltkriegen. Für die Romanhandlung zentral sind Gesellschaftsstruktur und Mentalität des wilhelminischen Bürgertums wie auch die Rolle, die dem Gymnasium dabei als Sozialisationsinstanz zukommt.

Das Wilhelminische Zeitalter

Das Wilhelminische Zeitalter ist geprägt vom Kampf um die Vormachtstellung in der Welt, Wettrüsten und kolonialer Expansion. An der Spitze der wilhelminischen Gesellschaft steht Kaiser Wilhelm II. (1859–1941), dessen Macht durch Adel, Bürokratie, Militär und Kirche aufrechterhalten wird. Die Vorstellung eines kaiserlichen Gottesgnadentums erfordert unkritische, autoritätsgläubige Untertanen. Vor allem der Adel und das (Groß-)Bürgertum begeistert sich für die nationalistische, imperialistische und militaristische Großmachtpolitik Wilhelms II. Das Hochhalten bürgerlicher Tugenden wie Fleiß, Gehorsam, Ordnung, Bescheidenheit und Enthaltsamkeit befördert ebenfalls die Identifikation mit Kaiser und Vaterland in weiten Teilen der Bevölkerung.

Deutschland entwickelt sich nach dem Krieg gegen Frankreich (1870/71) in rasanter Geschwindigkeit vom Agrarstaat zu einem fortschrittlichen Industrieland. Durch Neugründungen von Firmen und Aktiengesellschaften wird die Industrieproduktion mit Hilfe neuer Energiequellen und einem ausgebauten Eisenbahnnetz stark erweitert. Die vorindustrielle Gesellschaftsstruktur bleibt dabei zunächst weitgehend unangetastet, Adel bzw. das adlige Offizierskorps sind nach wie vor gesellschaftlich tonangebend. Eine neue Bevölkerungsschicht entsteht – ein wirtschaftlich erfolgreiches, konservativ-reaktionäres Großbürgertum, bestehend aus Unternehmern, Bankiers, Fabrikanten, Ärzten und Anwälten. Diese neue Oberschicht orientiert sich an der alten Herrschaftselite, kopiert pseudoaristokratische Umgangsformen und bevorzugt repräsentativen Prunk.

Dem gegenüber steht das Proletariat, eine immer größer werdende Arbeiterschicht, die am Rande des Existenzminimums lebt und trotz liberaler und sozialdemokratischer Bestrebungen kaum politischen Einfluss hat.

Kaiser Wilhelm II (Mitte, von hinten) 1891 bei einem Besuch in Heinrich Manns Heimatstadt Lübeck. © ullstein bild – Süddeutsche Zeitung Photo / Scherl

Im monarchisch organisierten Kaiserreich hat die Freie Hansestadt Lübeck