Professor Zamorra 1120 - Michael Breuer - E-Book

Professor Zamorra 1120 E-Book

Michael Breuer

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Beschreibung

Auf der Erde hat man schon lange nichts mehr von den Ewigen gehört, dem außerirdischen Volk, das Zamorra schon seit Jahrzehnten immer wieder Kopfschmerzen bereitet. Doch jetzt sind es die Ewigen selbst, die Kopfschmerzen haben. Nicht nur müssen sie sich nach wie vor von den Folgen der Herrschaft des Vampirs Tan Morano erholen.

Die DYNASTIE wird noch von ganz anderer Seite angegriffen ...

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Seitenzahl: 133

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Leichenwürmer aus dem All

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Rainer Schorm

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-4632-9

www.bastei-entertainment.de

Leichenwürmer aus dem All

Von Michael Breuer

Die sternförmige Raumstation war ein schlummernder stählerner Gigant. Die zahllosen Fenster waren hell erleuchtet, aber ansonsten zeigte sich kein Anzeichen von Leben.

Die Besatzung von FUEGA IV reagierte auf keinerlei Funksprüche.

In unmittelbarer Nähe der Station hing ein Raumkreuzer träge im All. Lautlos schleuste er mehrere zylindrische Beiboote aus. DieHornissennahmen direkten Kurs auf die Raumstation.

Die DYNASTIE DER EWIGEN war entschlossen herauszufinden, was auf FUEGA IV vor sich ging …

Hinterer Pferdekopfnebel, Raumstation FUEGA IV, galaktischer Außenposten der DYNASTIE

Mit einem satten Zischen öffnete sich das Hangarschott und gab den Blick ins Innere der Station frei. Das Geräusch schwerer Stiefel auf Plastronitstahl wurde laut, als sich die Besatzungen der soeben eingeschleusten Beiboote ihren Weg ins Innere der Station bahnten.

Die Männer und Frauen trugen schwarze, raumtaugliche Kombinationen. Ihre Helme waren geschlossen.

»Die Atmosphäre ist atembar«, erklärte eine Stimme nach einem Blick auf die mitgeführten Instrumente. »Ich kann keinerlei Giftstoffe wahrnehmen.«

»Verstanden«, lautete die Antwort, »Raumhelme abnehmen!«

Expeditionskommandant Jon Tannerk, der die Anweisung gegeben hatte, ging mit gutem Beispiel voran. Mit geschickten Fingern löste er die Verschlüsse seines Helms, nahm ihn ab und klemmte ihn anschließend unter den Arm.

Tannerk war fast zwei Meter groß und von drahtiger Statur. Seine eisblauen Augen blickten aufmerksam in den vor ihnen liegenden Gang. Die unbewegte Miene und das militärisch kurzgeschnittene, schwarze Haar wiesen ihn als erfahrenen Soldaten aus.

»Sonst irgendwelche Auffälligkeiten?«, fragte er. Er hatte keine sonderliche Lust, seine Crew in den sicheren Untergang zu führen.

»Negativ«, lautete die Antwort.

Tannerk stieß einen zufriedenen Laut aus. Er überlegte. Vor wenigen Tagen war er von der Zentralwelt der DYNASTIE DER EWIGEN aus abkommandiert worden, um den Zustand der Raumstation FUEGA IV zu überprüfen, da diese auf keinerlei Funksprüche mehr reagierte.

FUEGA IV war eine von zahllosen Raumüberwachungsstationen, die eingerichtet worden waren, um das Fortschreiten der Angst im Auge zu behalten. Die kosmische Bedrohung war längst abgewehrt worden. Das weitflächige Netz aus Raumstationen wurde jedoch weiter in Betrieb gehalten. Heutzutage diente es immer noch der Überwachung. Die Außengrenzen des gewaltigen Sternenreiches der DYNASTIE DER EWIGEN mussten schließlich gegen potenzielle Eindringlinge aus den Tiefen des Raums gesichert werden.

Dass eine der Stationen plötzlich verstummte, wurde auch auf dem Kristallplaneten zur Kenntnis genommen. Dort schrillten gleich sämtliche Alarmglocken. Nach dem Desaster um die Angst wurde man dort ziemlich schnell hellhörig, wenn auch nur die kleinste Störung im Normalbetrieb auftrat.

Man hatte deshalb Tannerk angewiesen, einen entsprechenden Kommandotrupp zusammenzustellen und auf FUEGA IV nach dem Rechten zu sehen.

Kurz überschlug Tannerk im Kopf, was er über die Station wusste. Es handelte sich um einen sternförmigen Koloss aus Plastronitstahl. Die Besatzung bestand aus fünfzig Männern und Frauen, die unterschiedlichen Aufgaben nachkamen. Damit handelte es sich um einen relativ kleinen Außenposten. Aber jede Station war auf ihre Art wichtig, und wenn eine von ihnen ausfiel, dann nicht ohne Grund.

Während des Herflugs hatte sich Tannerk in aller Ruhe mit den Profilen der einzelnen Besatzungsmitglieder beschäftigt. Er hatte jedoch keinerlei Auffälligkeiten entdeckt. Es handelte sich durchweg um hochqualifizierte, zuverlässige Mitglieder des Volkes der Ewigen.

Die Möglichkeit, dass einer von ihnen durchgedreht war und für den Ausfall des Funkkontakts gesorgt hatte, war seines Erachtens verschwindend gering.

Damit blieb noch die Option eines schlichten technischen Versagens.

Daran, dass eine unbekannte Bedrohung für das Schweigen von FUEGA IV verantwortlich war, wollte Tannerk lieber nicht denken. Ausschließen konnte er es jedoch nicht. Die Angst saß allen Ewigen noch im Nacken, auch wenn sie schon längst vernichtet war. Nicht zuletzt aus diesem Grund waren er und seine Crew bis an die Zähne bewaffnet.

Tannerk griff an seinen Gürtel, um das Vorhandensein seines Blasters zu überprüfen. Als er die Strahlwaffe ertastete, fühlte er sich gleich etwas sicherer.

Tannerk war ein Alpha, wie auch das Rangsymbol an seiner Uniform zeigte. Er war ein Veteran im Untersuchen mysteriöser Vorkommnisse. Wann immer Klärungsbedarf bestand, wurde er in Marsch gesetzt.

Der Mann für besondere Fälle, dachte er grimmig. Andere Alphas bekleideten hochrangige Posten in Wissenschaft und Forschung oder dienten im Militär. Er jedoch hatte mit seiner Laufbahn einen anderen Weg eingeschlagen. Tannerk war eine Art Spezialermittler, der auf direkte Anweisungen aus dem Kristallpalast handelte. Mit dieser Karriereentscheidung war er bisher immer gut gefahren. Er war weitgehend sein eigener Herr und das war auch gut so.

Noch einmal blickte sich Tannerk um, dann wandte er den Kopf und blickte seine Crew an. Die fünf Ewigen in seiner Begleitung waren ebenfalls altgediente Profis. Er wusste, dass er sich auf sie verlassen konnte. Eben deshalb hatte er sie für diese Mission ausgewählt.

»Seid ihr soweit?«, fragte er.

Ein kollektives Nicken war die Antwort.

Die Gesichter der Männer und Frauen waren angespannt und Tannerk konnte das durchaus verstehen. Ihm selbst erging es nicht anders. Dass eine ganze Raumstation plötzlich in tödliches Schweigen verfiel, war schließlich eine Sache, die nicht alle Tage vorkam.

Sollten sich Anzeichen irgendeiner unbekannten Bedrohung zeigen, befanden sich an Bord des Raumkreuzers militärische Streitkräfte mit genügend Feuerkraft, um für Ordnung zu sorgen. Tannerk hoffte jedoch, dass ihr Einsatz nicht vonnöten war.

»Dann lasst uns gehen«, entschied er. »Je eher wir herausfinden, was hier los ist, desto eher können wir wieder den Abflug machen!«

Tannerk betrachtete die farbigen Leitmarkierungen an den Wänden. Die Pläne der Station waren in die Computersysteme seines Raumanzugs eingespeist worden, aber er musste sie nicht abrufen. Computer waren anfällig. Am sichersten war es, wenn man sich solche Pläne vor der Mission genau einprägte. Und genau das hatte Tannerk auch getan. Er traute seinem Gehirn mehr zu als irgendeiner elektronischen Rechenmaschine.

Vor dem Expeditionskommando erstreckte sich ein langer, halbdunkler Gang, der lediglich durch die vorhandene Notbeleuchtung erhellt wurde.

»Licht«, befahl Tannerk.

Übergangslos sprang die Deckenbeleuchtung an. Das ließ den Gang nicht unbedingt freundlicher wirken, aber immerhin sah man jetzt ein bisschen mehr.

Vom Schott aus führte der Weg zu einem großen Lift, mit dessen Hilfe Tannerk und seine Leute systematisch die anderen Teile der Station erkunden wollten.

Den Anfang sollte die Kommandobrücke darstellen.

***

Tannerk betrat den Lift gemeinsam mit Della Yun. Die attraktive Beta gehörte schon seit Jahren zu seinen bevorzugten Team-Mitgliedern. Sie hatte sich im Einsatz bewährt und war dafür bekannt, auch im Hinterkopf Augen zu haben.

Seiner Meinung nach war es am Besten, wenn nicht gleich das komplette Team den Lift benutzte, sondern man in kleinen Gruppen vorging. Tannerk hatte keine Lust darauf, mit all seinen Leuten im Fahrstuhl steckenzubleiben, weil die Bordsysteme der Station plötzlich doch nicht mehr einwandfrei funktionierten.

Die übrigen vier Ewigen warteten also auf dem Gang, während sich die Lifttüren hinter Tannerk und Yun schlossen und die Kabine ihren Weg zur Kommandobrücke antrat.

Der Expeditionsleiter warf seiner brünetten Begleiterin einen Seitenblick zu.

»Alles in Ordnung, Yun?«, wollte er wissen.

Die Beta blickte etwas sauertöpfisch drein, aber das mochte der Anspannung geschuldet sein.

Sie nickte ein wenig ruckartig. »Das gefällt mir nicht«, erklärte sie nach einem Moment des Schweigens im Gegensatz zu ihrer Geste.

Tannerk hob eine Braue. »Was?«, wollte er wissen.

»Das alles«, antwortete sie lapidar. Ihre Augen verengten sich. »Hier stimmt etwas nicht, das spüre ich ganz genau!«

Der Kommandant nickte. Ihm erging es durchaus ähnlich. Er atmete durch.

»Ich teile Ihre Meinung, Yun«, gab er zurück. Er wusste, dass er sich auf das Bauchgefühl der Beta verlassen konnte.

Della Yun blickte ihn überrascht an. Damit hatte sie anscheinend nicht gerechnet.

»Technische Defekte kann es immer geben«, erläuterte Tannerk den Grund für seine unguten Vorahnungen. »Allerdings scheinen die Bordsysteme einwandfrei zu funktionieren. Ich halte einen Computerausfall für weitgehend ausgeschlossen.«

Er atmete tief durch. Ein Blick auf die Anzeigetafel des Lifts machte klar, dass sie gleich die Brücke erreichen würden.

»Wenn Sie mich fragen, Yun«, erklärte er, »dann ist die Crew entweder von Bord gegangen oder die Besatzung ist tot!« Die Systeme des Kreuzers hatten keinerlei Lebenszeichen auf der Station angemessen. Deshalb gab es nur diese beiden Möglichkeiten. Aber Tannerk versuchte, sich zu beruhigen. Gleich würden sie schlauer sein. Ein Blick in die Logbücher von FUEGA IV würde Klarheit darüber schaffen, was sich hier abgespielt hatte.

Lautlos erreichte der Lift sein Ziel. Die Türen glitten auseinander und gaben den Blick auf die Kommandobrücke frei.

»Hm«, machte Tannerk.

Den Großteil des kreisrunden Raums machte ein großer Panoramabildschirm aus. Dieser zeigte gerade eine Ansicht des Weltraums. Die Kameras der Station hatten den gewaltigen Raumkreuzer im Blick, mit dem Tannerk und seine Leute hergekommen waren. Auch hier herrschte Notbeleuchtung. Die zahlreichen Arbeitsstationen der Kommandobrücke waren jedoch in Betrieb, wie zahllose blinkende Lämpchen verkündeten. Die Stationen waren jedoch unbesetzt. Kein Mensch war zu sehen.

Er wechselte einen Blick mit Yun.

»Bordsysteme prüfen«, wies er an und deutete in die entsprechende Richtung. Er selbst machte einen Schritt aus dem Lift heraus und löste seinen Blaster vom Gürtel. Dabei war ihm bewusst, wie dumm dieses Verhalten war. Immerhin hatten die Computer keinerlei Lebenszeichen für FUEGA IV angezeigt. Obwohl er Waffengewalt eigentlich nicht mochte, verlieh ihm der Blaster jedoch etwas Sicherheit.

In der Mitte der Kommandozentrale befand sich leicht erhöht der dem Panoramabildschirm zugewandte Sitz des Kommandanten der Station. Dorthin lenkte Tannerk nun seine Schritte. Dabei wurde er auf ein sirrendes Geräusch aufmerksam, das sich verstärkte, je näher er dem Hochsitz des Kommandanten kam.

Tannerk blickte zu Yun und legte einen Finger an die Lippen. Gespannt lauschte er in die Stille.

Ja, da war tatsächlich dieses Geräusch. Tannerk presste die Lippen aufeinander. Je deutlicher er es hörte, desto beunruhigender wirkte es auf ihn.

Der Expeditionsleiter setzte sich wieder in Bewegung. Dann endlich hatte er sein Ziel erreicht. Er griff nach oben und fasste die Armlehne des Sitzes, um ihn zu sich herumzudrehen.

Jon Tannerk sog den Atem tief ein, als er die Gestalt erblickte, die dort hingekauert saß.

»Verdammt«, entfuhr es ihm. »Yun, kommen Sie her!«

Im Laufschritt näherte sich die Beta und tauchte einen Moment später an seiner Seite auf.

»Warum hat er das getan?«, fragte sie. Ihre Stimme war völlig ruhig. Die Beta wirkte ernst und gefasst. Trotz des schrecklichen Anblicks blieb sie professionell.

Tannerk zuckte mit den Schultern.

»Ich hoffe, das werden wir ganz herausfinden«, gab er zurück.

Auf dem Hochsitz saß eine verkrümmte, in sich zusammengesunkene Gestalt. Ihr Gesicht war verzerrt, die Augen in namenlosem Entsetzen geweitet.

Es handelte sich eindeutig um Reno Larr, den Kommandanten von FUEGA IV. Larr war ein altgedienter, erfahrener Alpha, der dem Kristallpalast treu gedient hatte. Auch sein Profil hatte Tannerk zusammen mit den anderen gründlich studiert. Nichts daran hatte auf suizidale Tendenzen hingedeutet. Dennoch hatte Larr es aus irgendeinem Grund für nötig gehalten, eine Bohrmaschine zu nehmen und sich einen 15 Zentimeter langen Plastronitstahlbohrer durch den Schädel zu jagen. Er umklammerte die Maschine selbst im Tode noch. Von ihr ging das leise Sirren aus. Der Kommandant selbst hatte den Mund weit aufgerissen, als habe er vor seinem Ableben noch einen Schrei ausstoßen wollen. Angesichts seiner Todesart konnte ihm Tannerk das nicht verdenken.

Erst beim zweiten Hinsehen fiel dem Ermittler auf, dass es eigentlich gar keinen Leichnam hätte geben dürfen. Wenn ein Ewiger starb, dann ging er hinüber. Sein Körper löste sich auf, um nur die Kleidung zurückzulassen.

Dass dies mit Larr nicht geschehen war, stellte ein Mysterium für sich dar. Ein Blick zu Yun verriet, dass sie gerade ähnliche Gedanken anstellte. Abgesehen davon fragte Tannerk sich, warum Larr sich nicht einfach mit seinem Energieblaster das Hirn weggebrannt hatte, aber im gleichen Moment verwarf er die Überlegung. Warum er diese oder jene Methode benutzt hatte, war erst einmal unwichtig. Es gab dringlichere Rätsel, die gelöst werden mussten!

Tannerk hob das an seinem Handgelenk befestigte Kom-Gerät an seinen Mund. »Brücke ist sauber«, erklärte er dem Rest seiner Truppe. »Ihr könnt aufschließen.«

Nacheinander machten sich auch die übrigen Mitglieder des Einsatztrupps auf den Weg.

Nur wenige Minuten später hatten sie sich vor dem Leichnam des unglücklichen Reno Larrs versammelt. Unbehaglich blickten die Männer und Frauen den toten Alpha an.

»Scheußliche Art zu sterben«, kommentierte Yig Kanul. Der vierschrötige Ewige, den normalerweise nichts so leicht aus der Fassung bringen konnte, war bleich geworden.

»Er hat sie sich selbst ausgesucht«, gab Yun zurück. »Ich nehme an, er hatte einen guten Grund dafür.«

»Den werden wir noch herausfinden«, schaltete sich Tannerk ein. Entschlossen griff er nach der Bohrmaschine und schaltete sie kurzerhand ab.

Unwillkürlich fröstelte er. Mit einem Mal hatte er das Gefühl, die ganze Raumstation sei ein einziger Hort des Todes.

***

»Wir gehen die Station Deck für Deck ab«, entschied Tannerk. Er teilte zwei Teams ein, die die FUEGA IV systematisch durchforsten sollten. Yun sollte sich derweil mit der Auswertung der Bordaufzeichnungen beschäftigen. Er selbst würde einen wissenschaftlichen Mitarbeiter in Empfang nehmen, den er vom Kreuzer herbeigeordert hatte. Der Kommandant der Raumstation hatte sich nicht ohne Grund umgebracht. Umso wichtiger war es, dass sie herausfanden, warum er eine solche Wahnsinnstat begangen hatte.

»Kommen Sie alleine klar?«, fragte er Yun, bevor er sich auf den Weg in Richtung Lift machte.

»Natürlich«, antwortete sie, knapp wie immer.

»Okay, dann sehen wir uns später«, sagte Tannerk. »Wenn Sie etwas herausfinden, verständigen Sie mich sofort!«

Yun nickte abwesend. Sie hatte sich bereits über eine der Arbeitsstationen gebeugt und versuchte, sich Zugang zum System zu verschaffen. Wie sich herausgestellt hatte, waren die Logbücher der FUEGA IV kodiert und vor Fremdzugriff geschützt. Ein Online-Zugriff auf die Dateien war nicht möglich gewesen. Grimmig trat Tannerk in den Lift und ließ sich ein Deck tiefer befördern. Dass kein Außenzugriff auf den Computer möglich war, lag in der Natur der Sache. Die Ewigen wollten verhindern, dass eventuell Fremde in ihren Dateien stöberten. Die spezielle Kodierung allerdings war ungewöhnlich – ganz davon abgesehen, dass die eigentlich sinnvolle Maßnahme in einer solchen Situation ärgerlich war und ein Hindernis darstellte. Reno Larr schien ein übervorsichtiger Kommandant gewesen zu sein.

Und ein wenig verrückt, ergänzte Tannerk gedanklich.

Suizid war dem kühlen und emotionsarmen Volk der Ewigen relativ fremd. Die drastische Art und Weise, in der Larr seinem Leben ein Ende gesetzt hatte, machte das Ganze noch ungewöhnlicher.

Hier ist irgendetwas im Busch, ahnte Tannerk. Und er würde herausfinden, was es war.

Der Expeditionsleiter rief sich den Deckplan ins Gedächtnis. Unterhalb der Brückensektion befanden sich das Maschinendeck und die technische Abteilung. Darunter wiederum folgten die Mannschaftsquartiere und die Labore. Den Abschluss bildeten der Hangar sowie die Verteidigungsanlagen von FUEGA IV. Letztere wollte Tannerk unter die Lupe nehmen, sobald er den Wissenschaftler von seinem Basisschiff in Empfang genommen hatte. Falls es eine äußere Bedrohung gab, wollte der Ermittler sichergehen, dass die Raumstation in der Lage war, sich zu verteidigen.

Einen Moment später hielt der Lift auf Ebene drei und entließ Jon Tannerk wieder in die Freiheit. Mit ausgreifenden Schritten machte er sich auf den Weg zum Hangar. Da die Station beim Anflug der Expedition nicht reagiert hatte, waren Tannerk und seine Männer gezwungen gewesen, die Schotte per Überrangbefehl zu öffnen. Das war jetzt nicht mehr erforderlich.

Della Yun hatte von der Brücke aus alles im Blick und sollte der Hornisse mit dem Wissenschaftler an Bord Landeerlaubnis erteilen. Tannerk wartete vor dem geschlossenen Raumschott, bis die Hornisse gelandet und der Hangar wieder mit Sauerstoff geflutet war. Dann trat er ein, um die Neuankömmlinge in Empfang zu nehmen.

Dem soeben gelandeten, zylindrischen Beiboot entstiegen zwei Personen in raumtauglichen Kombinationen. Nur eine Person war menschlich, wie sich zeigte, als die beiden ihre Raumhelme abnahmen. Tannerk hob eine Braue, aber sein Erstaunen währte nur kurz. Es handelte sich um einen Reptiloiden. Er gehörte dem Volk der Keniden an. Dabei handelte es sich um hochgewachsene, massige Echsenabkömmlinge mit tellergroßen gelben Augen, die in alle Richtungen gleichzeitig zu starren schienen. Die Keniden waren eines von zahllosen Hilfsvölkern der Ewigen.