Professor Zamorra 1127 - Christian Schwarz - E-Book

Professor Zamorra 1127 E-Book

Christian Schwarz

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Beschreibung

Lange hat Zamorra nichts mehr von Vassago, dem geheimnisvollen Erzdämon gehört. Im Gegensatz zu manch anderem Gegner des Professors scheint sich der uralte Dämon nicht um so profane Dinge wie die Macht auf Erden oder in der Hölle zu kümmern.

Was ihn aber nicht weniger gefährlich macht ...



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EPUB

Seitenzahl: 145

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Bestie von Valetta

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Arndt Drechsler

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5167-5

www.bastei-entertainment.de

Die Bestie von Valetta

Von Christian Schwarz

Auch im Herzen von Paris gab es nachts dunkle und einsame Ecken. Diese unangenehme Erkenntnis gewann Marie-Pierre Hidalgo, als sie kurz vor Mitternacht durch die Rue de la Lune zu ihrem Hotel hastete. Die schmale, nur schummrig beleuchtete Gasse wurde von den hoch aufragenden Häuserfronten fast erdrückt. Außer ihr schien hier niemand mehr unterwegs zu sein.

Oder?

Ein lautes Stöhnen ertönte. Wie erstarrt blieb sie stehen, ihr Herz klopfte hoch oben im Hals. Ein Sextäter? Gehetzt sah sie sich um. Ein großgewachsener Typ taumelte ihr entgegen. Ein Trick, um an sie heranzukommen? Wohl nicht. Unvermittelt fiel er auf die Knie, legte den Kopf ins Genick und stieß einen gequälten, durch Mark und Bein gehenden Schrei aus.

Ein Netz gespenstisch zuckender Blitze hüllte ihn plötzlich ein …

Das Grauen streifte Marie-Pierre in diesem Moment. Nicht einmal so sehr wegen der dicht verästelten Blitze, die sich lautlos auf der Körperoberfläche des muskulösen Mannes austobten und seinen Oberkörper unkoordiniert zucken ließen. Auch nicht wegen der Flammen, die auf seinen Fingerspitzen tanzten, aus seinen rot glühenden Augen und sogar aus der Hüfte schlugen. Das begriff sie in diesem Moment gar nicht richtig. Sie spürte vielmehr den Hauch von etwas unsagbar Bösem, der eine zutiefst kreatürliche Furcht in ihr auslöste. Sie glaubte sogar eine wutentbrannt geifernde Stimme zu vernehmen:

Ihr alle sollt an den Schwertspitzen der Erzengel elend verrecken, hört ihr? Ihr Engelsgezücht, ihr habt mich hereingelegt! Verflucht sollt ihr dafür sein! Dreimal verflucht! Ich verfluche euch!

Ein irres Lachen wie von tausend Höllenteufeln gleichzeitig antwortete. Es zerriss ihr fast den Verstand. Marie-Pierre zitterte am ganzen Leib, als sie sah, dass der Unheimliche dieses Lachen mit weit aufgerissenem Mund und geschlossenen Augen ausstieß. Sie hörte es mit ihren Ohren, während die Stimme zuvor direkt in ihrem Gehirn aufgeklungen war!

Irgendwo schlugen Hunde an, während das Lachen abrupt endete. Noch immer lag der Unheimliche auf den Knien. Und während die Blitze um ihn wieder erloschen, veränderte sich sein Gesicht auf grausame Weise. Ein anderes erschien dort plötzlich. Die schwarz behaarte Fratze eines Teufels! Schon folgte ein fettes schwarzbärtiges Männergesicht mit tückischen Augen, das Marie-Pierre an eine Kröte erinnerte, auch wenn es unter einem federgeschmückten mittelalterlichen Barrett hervorschaute. Weitere dämonisch wirkende Gesichter manifestierten sich in rascher Reihenfolge.

Erst jetzt war Marie-Pierres Verstand bereit, all diese furchtbaren Details in ihrer ganzen grausamen Tragweite zu erfassen und die einzig richtige Konsequenz daraus zu ziehen. Ein Laut blanken Entsetzens löste sich aus ihrer Kehle.

Das vor ihr war der Teufel!

Und vor dem Teufel floh man!

Sie warf sich herum und rannte wimmernd die Straße hinunter, die sie eben noch hochgekommen war. Das Schlimmste daran war das Gefühl, dem Teufel ohnehin nicht entkommen zu können. Sie blieb an einem der schmalen hüfthohen gusseisernen Begrenzungspfosten hängen, stolperte und fiel der Länge nach auf das Trottoir. Schmerz breitete sich explosionsartig in ihrem Kopf aus. Schlagartig verlor sie das Bewusstsein.

Als sie aus der Ohnmacht wieder erwachte, kniete ein Mann neben ihr. Sie sah ihn als schwarzen Schemen gegen den hellen Himmel, an dem sich der Lichterschein der Millionenmetropole spiegelte. Angst durchzuckte Marie-Pierre.

Das Monster will mich holen!

Sie riss die Augen weit auf, schrie schrill und begann nach dem Mann zu schlagen. Dann versuchte sie rückwärts wegzukriechen. Er sprang auf und blieb unschlüssig stehen.

»Ganz ruhig, Mademoiselle«, sagte er und hob die Arme. »Ich will Ihnen nichts tun. Nur helfen. Sie bluten ja.«

»Finger weg. Scher dich zum Teufel«, fauchte sie ihn an. »Ich komm schon alleine zurecht.«

»Leck mich doch, du blöde Nutte«, giftete der junge Mann zurück und zeigte ihr den Mittelfinger. »An Junkies mache ich mir sowieso nicht die Finger schmutzig. Ich freue mich jetzt schon auf deine Überdosis.« Er spuckte aus und verschwand weiter schimpfend in der nächsten Seitengasse.

Marie-Pierre lauschte in sich hinein. Warum war ich gerade so eine Bitch? Ich bin doch sonst nicht so. Wahrscheinlich nur wegen Franck oder wegen dieses Monsters …

Eine Welle von Hass überspülte ihre Furcht, als sie an den Unheimlichen dachte. Sie griff nach ihrer Handtasche, holte ein Tempotaschentuch hervor und drückte es gegen die Kopfwunde, die schon kaum mehr blutete. Das Pärchen, das auf der anderen Straßenseite nur ein paar Meter von ihr entfernt vorbeiging, kümmerte sich gottseidank nicht um sie.

Ein scharfer Schmerz fuhr durch ihren Schädel. Sie zuckte zusammen.

Weil ich an Gott …

Der Schmerz wiederholte sich. Marie-Pierre stöhnte kurz. Unsicher ging sie zum Hotel d’Orleans weiter, das keine zweihundert Meter entfernt lag. Dabei verspürte sie plötzlich den Drang, ein Schiff zu besteigen und in See zu stechen. Die schroffe, felsige Steilküste einer Insel tauchte vor ihrem geistigen Auge auf, dann eine steinerne mittelalterliche Stadt mit mächtigen Bastionen. Verwirrt blieb sie stehen.

Die Vision verschwand wieder. Marie-Pierre kam an der Stelle vorbei, an der sie den Unheimlichen getroffen hatte. Er war nicht mehr da. Wieder tauchte sie für einen Moment in ein Meer von Hass. In einer Stärke, die sie nicht für möglich gehalten hätte. Schließlich erreichte sie das Hotel. Niemand befand sich in der Eingangshalle. Sie ging zum Aufzug und fuhr in den zweiten Stock.

Plötzlich fühlte sie sich unendlich müde. Nicht einmal mehr duschen wollte sie. Sie schaltete den Fernseher an, legte sich aufs Bett und war gleich darauf eingeschlafen.

Seltsame Albträume plagten sie. Schatten huschten durch breite Gänge, die von Fackeln in düster-flackerndes Zwielicht getaucht wurden. Furchtbare Schreie und schrilles Kichern tönten durch das winzige Fenster einer schweren hölzernen Tür. Die Schatten hängten einen blutüberströmten, gefesselten Mann mit panisch aufgerissenen Augen an den Beinen auf. Als eine Ratte mit glühenden Augen aus seinem Mund fiel, fuhr Marie-Pierre schreiend hoch.

Schweißüberströmt saß sie im Bett, ihr Herz klopfte hoch oben im Hals. Sie tastete nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus, in dem eine nervige Talkshow lief. Das erste Zwielicht des Tages schob sich durch den Spalt zwischen den Vorhängen, morgendliche Geräusche tönten von der Straße hoch. Marie-Pierre gingen ihre nächtlichen Erlebnisse durch den Kopf. Einen Moment lang war sie sich nicht sicher, ob sie das alles nur geträumt hatte.

Die verschorfte Wunde auf ihrer Stirn belehrte sie eines Besseren, als sie nackt vor dem Badezimmerspiegel stand. Dabei wurde sie das Gefühl nicht los, dass jemand sie gierig anstarrte. Obwohl das blanker Unsinn war, wandte sie sich schnell ab.

Danach fühlte sie sich etwas besser. Sie duschte sich ausgiebig. Die Gedanken an Franck kamen dabei ganz automatisch. Was er jetzt wohl tat? Eigentlich wollte sie es gar nicht wissen. Die Liebe ihres Lebens hatte sie belogen und betrogen. Sie hatte gegen seinen Willen Schluss gemacht und wollte bei einem fünftägigen Paris-Urlaub erst mal Abstand gewinnen.

Die nächtliche Traumsequenz kam ihr wieder in den Sinn. Genüsslich stellte sie sich vor, dass es sich bei dem blutüberströmten Mann um Franck handelte. Sie trat vor ihn hin und schnitt ihm mit einem scharfen Messer langsam die Kehle auf!

Erschrocken zuckte sie zusammen. Was waren das plötzlich für perverse Gedanken? Auch wenn Franck sie gedemütigt hatte, so etwas war ihr bisher noch nicht in den Sinn gekommen, denn so war sie einfach nicht. Marie-Pierre fürchtete sich plötzlich vor sich selber.

Die junge Frau schaltete erneut den Fernseher ein, um sich abzulenken. Dann ging sie in den Frühstücksraum. Sie fühlte eine seltsame Unruhe in sich, deren Ursache sie nicht ausmachen konnte. Auch drei Tassen starken Kaffees halfen ihr nicht. Schließlich ging sie in ihr Zimmer zurück, packte ihren kleinen Koffer, nahm ein Taxi und ließ sich zum Flughafen Charles de Gaulle fahren. Sie fragte sich zum Schalter der Air Malta durch und buchte einen Flug auf die Mittelmeerinsel. Bereits am frühen Nachmittag konnte sie fliegen.

Was tue ich da?, schoss es ihr kurz durch den Kopf, als sie in einem der zahlreichen Flughafencafés saß und wartete. Drehe ich jetzt total ab? Ich war noch nie auf Malta und will doch eigentlich auch gar nicht hin. Was soll ich dort? Ich will hier in Paris bleiben. Und es Franck auf die gleiche Art und Weise heimzahlen …

Der Gedanke, Franck von jedem ihrer Abenteuer, von denen sie mindestens drei haben wollte, Fotos aufs Smartphone zu schicken, blitzte nur noch ganz kurz auf. Natürlich war es richtig, nach Malta zu fliegen.

Als die Maschine mit ihr an Bord endlich abhob, atmete sie auf. Die innere Unruhe legte sich allmählich. Und als die Maschine auf dem Malta International Airport aufsetzte, hatte sie das Gefühl, endlich wieder nach Hause gekommen zu sein.

Nach sehr langer Zeit.

Bei der Touristeninformation im Flughafen holte sie sich alle für sie wichtigen Infos. Dabei konnte Marie-Pierre nicht mal sagen, warum diese Infos für sie wichtig sein sollten. Aber sie waren es. Mit dem Bus fuhr sie nach Valletta hinein. Am zentralen Busbahnhof stieg sie aus und ging ein Stück die bevölkerte Republic Street entlang. Straße und Häuser kamen ihr fremd vor. Natürlich, sie war hier noch nie zuvor gewesen. Allerdings war es eine andere Art von Fremdsein, die sie fühlte, nämlich so, als habe sich zuvor bereits Bekanntes verändert. Es war verrückt. Sie wollte diese seltsame Diskrepanz gedanklich ergründen, ließ es dann aber, weil sich das Ganze doch irgendwie normal anfühlte.

Sie bog nach rechts ab und erreichte schließlich den Hauptknotenpunkt Vallettas, den Castille Place. Er wurde vom elegantesten Palast der Stadt, der Auberge de Castille et Léon dominiert. Vor dem Amtssitz des Ministerpräsidenten standen zwei bewaffnete Polizisten und bewachten den Haupteingang. Sie ging auf sie zu. »Halt«, sagte der Ältere und verzog dabei keine Miene. »Was wollen Sie hier?«

»Ich muss dringend den Premierminister sprechen«, antwortete Marie-Pierre lächelnd, obwohl sie die lästigen Kerle am liebsten ohne viel Federlesen aus dem Weg geräumt hätte.

»Haben Sie einen bestätigten Termin und eine Besuchserlaubnis?«

»Ja, natürlich.« Sie schaute die beiden Polizisten intensiv an. Durch deren Körper ging ein kurzer Ruck. Sie gaben den Weg frei.

»Wohin muss ich?«

»Zweiter Stock«, erwiderte einer der Wachen fast mechanisch. »Ich öffne die Eingangstür.«

Er tat es mit einer Codekarte. Marie-Pierre betrat die steinerne weitläufige Pracht der Eingangshalle und nahm die breite Treppe. Die zahlreichen Menschen, die hier unterwegs waren, beachteten sie nicht. Das Vorzimmer des Premierministers überwand sie ebenfalls ohne Probleme. Als die Sekretärin sie ins Büro führte, schaute der Mann überrascht auf. Im Fenster hinter ihm, in dem sich Marie-Pierre spiegelte, sah sie, dass ihre Augen für einen Moment in einem tiefen Schwarz aufblitzten. Die Angst, die in ihr hochstieg, verflog sofort wieder. Das war doch völlig normal.

Und so praktisch. »Willkommen. Was kann ich für Sie tun?«, fragte der Premierminister so lächelnd wie dienstbeflissen.

»Oh, da gäbe es schon etwas«, erwiderte Marie-Pierre. »Ich hätte gerne mein altes Haus zurück. Es wäre sehr schön, wenn Sie das umgehend veranlassen könnten.«

***

Phnom Penh, Kambodscha

Der Blitz explodierte in seinem Kopf. Asmodis taumelte für einen Moment, weil er sich mitten in einer magischen Beschwörung befand. Schnell hatte er sich wieder in der Gewalt.

Die Sperre!

Obwohl es über fünfhundert Jahre her war, wusste der Erzdämon sofort, was sich da meldete. Er hatte das Warnsystem schließlich selbst installiert. Der Warnimpuls bedeutete, dass gerade jemand dabei war, die Sperre zu zerstören. Aber das war unmöglich.

Oder?

Asmodis begriff schlagartig, was dort gerade vorging. Mit dieser Erkenntnis kam die Furcht.

Ich muss handeln, sofort!

Der Erzdämon brach die Beschwörung sofort ab. Dass er dadurch zwei Krasue, die ihm assistiert hatten, in den sicheren Tod schickte, war zwar bedauerlich, aber das Andere war wichtiger.

Wenn ich schnell genug bin, kann ich vielleicht noch etwas ausrichten.

Asmodis verzichtete auf die Dreifingerschau. Stattdessen murmelte er einen Zauberspruch und drehte sich dreimal um sich selber. Während die Krasue, wunderschöne junge Frauen, deren innere Organe aus dem Halsstumpf hingen und die sie beim Fliegen hinter sich herschleppten, schreiend krepierten, verschwand er in einer Schwefelwolke …

… und materialisierte zeitverlustfrei in der Halle eines weitläufigen Hauses viele Tausend Kilometer entfernt. Zwei Frauen, die gerade eine breite Treppe herunterkamen, schrien entsetzt auf, als sich der vermeintliche Asiate direkt vor ihren Augen aus dem Nichts schälte.

Asmodis kümmerte sich nicht um sie. Er raste einen Gang entlang und durchschlug wie ein Geschoss die verschlossene Tür zu den Verliesen. Im Boden klaffte ein drei auf drei Meter großes rechteckiges Loch, das den Weg in eine kleine Katakombe freigab. Entsetzt schrie er auf.

Die Sperre existierte nicht mehr! Asmodis raste die steinernen Stufen hinunter. Ein schwarzes Leuchten füllte den Gang. Panik stieg in ihm hoch. Das Artefakt war bereits aktiv!

Asmodis’ Augen leuchteten in grellem Rot, als er den Gang entlang raste. Er stürmte in die domartige Höhle, bereit, ohne Vorwarnung zuzuschlagen. Das Artefakt befand sich in der Mitte der Höhle. Es pulsierte nun in einem grellen Schwarz, das auf unheimliche Art und Weise leuchtete. Asmodis sah den tiefschwarzen wabernden Nebel, der wie eine Säule aus dem Artefakt stieg. Und er sah eine Frau mit kurzen blonden Haaren, die mit dem Rücken zu ihm und ausgebreiteten Armen vor dem Artefakt stand. Kehlige Laute, die einer uralten magischen Sprache angehörten, kamen aus ihrem Mund. Als Asmodis den Raum betrat, fuhr sie herum. Die Frau war jung und hübsch. Bei seinem Anblick verzerrte sich ihr Gesicht zu einer Fratze.

»Asmodis!«, brüllte sie.

Aus den Augen des Erzdämons lösten sich grellrote Blitze. Sie trugen die ganze magische Kraft, die er aufbringen konnte, in sich. Sie schafften es allerdings nicht, die Frau zu erreichen. Das schwarze Wabern war schneller. Es löste sich vollends aus dem Artefakt und stellte sich vor die Frau.

Einer der Schatten, vor denen Asmodis sich so sehr fürchtete! Er besaß humanoide Form und wirkte wie ein Mönch in Kutte und mit über den Kopf gezogener Kapuze. Als die Blitze in den Körper des Schattens schlugen, sah der Erzdämon das ebenfalls schwarz schimmernde Knochengerüst, das wie ein Röntgenbild wirkte, grell aufleuchten. Ein pulsierendes Etwas im Brustraum, das schnell anwuchs, absorbierte die Blitze einfach.

Der Schatten schlug nun seinerseits zurück. Lautlos, tödlich. Asmodis spürte eine unsichtbare Kraft, die ihn einhüllte und langsam zerquetschte. Er brüllte gequält auf, stöhnte dann, taumelte wie ein Betrunkener herum. Verzweifelt versuchte er die Kraft mit seiner Magie zu absorbieren. Nur am Rande bekam er mit, dass das Artefakt weitere Schatten entließ und dass die Frau triumphierend aufbrüllte. Asmodis’ Körper verwandelte sich in den eines riesigen Teufels, weil er so der Urgewalt des Schattens besser widerstehen konnte.

Auch die Anderen griffen ihn nun an.

»Tötet ihn! Ich will ihn endlich tot sehen! Nach so langen Jahren! Er soll erleiden, was ich erleiden musste! In den ORONTHOS mit ihm!« Ein irres Gelächter folgte diesen Worten.

Der Erzdämon spürte die Schatten des Todes. Und noch etwas spürte er. Die Alte Kraft regte sich in ihm! Und sie brach durch. Asmodis fühlte sich plötzlich, als gäbe es ihn ein Dutzend Mal. Rötliches Feuer waberte über seinen Körper und fraß die Macht der Schatten weg. Gleichzeitig löste sich ein Blitzstakkato aus seinen Augen und schlug in drei der Schatten ein. Es war, als würden sie von einem Rammbock getroffen. Sie flogen nach hinten weg. Einer krachte gegen die Frau und drückte sie gegen das Artefakt. Voller Wut schrie sie auf.

»Macht ihn endlich fertig!«

Aber Asmodis bekam die kleine Zeitspanne, die er brauchte, um sich vom Acker zu machen. Während sich die Schatten neu sammelten, um final zuzuschlagen, murmelte er seinen Zauberspruch und drehte sich um die eigene Achse. Es ging langsamer als sonst, weil er geschwächt war. Todesangst breitete sich wie glühende Lava in ihm aus.

Er hatte nur diese eine Chance. Trotz der Alten Kraft. Und er schaffte es, kam in den Transfer. Schlagartig änderte sich die Umgebung. Asmodis war zum Ausgangspunkt zurückgesprungen. Zwischen den beiden toten Krasue sank er zusammen. Er fühlte sich unendlich schwach und spürte, dass er dem Tod nur um Haaresbreite entronnen war. Die Erkenntnis, dass es noch nicht vorbei war, dass er immer noch an seinem Kraftverlust sterben konnte, löste einen neuerlichen Schock in ihm aus. Trotzdem handelte er beherrscht und zielgerichtet. Er schuf eine magische Brücke zu den Krasue, in denen noch ein wenig Leben war. Sie kämpften wie er. Und taten es nun vergeblich.

Ihre Lebenskraft floss auf Asmodis über, der hechelnd wie ein Hund auf dem Boden lag und die Kräfte gierig aufnahm. Mit ihrem endgültigen Tod sorgten die Dämoninnen dafür, dass Asmodis weiterleben konnte.

Er fiel in einen fünf Tage dauernden tiefen Schlaf, aus dem ihn nichts hätte wecken können. Als er wieder erwachte, hatte er das Schlimmste überstanden.

Falsch, dachte er. Das Schlimmste kommt noch. Della Corbara und seine Schatten sind also wieder da. Eine größere Katastrophe hätte nicht passieren können …

***

Kneipe »Zum Teufel«, Zamorras Dorf

»Einen noch, Mostache«, verlangte Gerard Fronton, den alle nur Malteser-Joe riefen.

»Denk an deine Leber«, brummte der Wirt.

»Tu ich ja. Die braucht den.«

Mostache hob zweifelnd die Brauen und schenkte ein. »Was sagst du dazu, Zamorra?«

Der Meister des Übersinnlichen zuckte mit den Schultern. »Ich bin Parapsychologe. Kein Arzt. Wenn Joe meint, dass seine Leber noch einen verträgt, dann gib ihm eben noch einen.«