Professor Zamorra 1141 - Andreas Balzer - E-Book

Professor Zamorra 1141 E-Book

Andreas Balzer

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Beschreibung

Zamorra, Nicole, Gryf und ihre Freunde wollten es verhindern - die Öffnung einer fremden Dimension in unsere Welt. Doch es scheint, als sei Sebastian Bélangers Plan gelungen. Zamorra konnte er offenbar ausschalten. Doch Zamorra ist nicht der einzige Dämonenjäger von Format, dem Bélanger sich stellen muss ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Vereint

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Arndt Drechsler

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5945-9

www.bastei-entertainment.de

Vereint

von Andreas Balzer

Es gab nichts, was Gryf ap Llandrysgryf mehr hasste als Vampire. Seit sie fast das Dorf vernichtet hatten, in dem er einst als Druidenpriester gelebt hatte, widmete er der Ausrottung dieser Blutsauger einen Großteil seines Lebens. Und in der verlassenen Abtei vor ihm hatten sich nicht nur ein oder zwei dieser ekelhaften Geschöpfe angesiedelt, sondern viele Dutzend.

Der Silbermond-Druide fuhr mit der Hand über die vernarbte rechte Gesichtshälfte mit der schwarzen Augenklappe und grinste wölfisch. Der chinesische Vampirherrscher Fu Long hatte ihm das Auge herausgerissen, bevor Gryf ihn gepfählt hatte. Seinen Hass auf die Kinder der Nacht hatte das nur noch gesteigert. Er würde sie alle auslöschen. Einen nach dem anderen.

Und dies versprach eine besonders lohnenswerte Nacht zu werden!

Prolog:

Sinclairs Welt, der andere GryfBrackinberry, Grafschaft Essex, England

Gryf beobachtete das ehemalige Franziskanerkloster von einem angrenzenden Hügel aus. Seit Tagen herrschte hier nächtlicher Hochbetrieb, und er hatte immer noch nicht den geringsten Schimmer, was hier eigentlich vor sich ging. Regelmäßig rollten neue Kleinlaster heran, ohne dass zu erkennen war, was sich in ihnen befand. Ausrüstungsgegenstände? Waffen? Weitere Vampire?

Er wusste es nicht, aber er würde es herausfinden. Von der Basis hatte er nur durch Zufall erfahren. Gryf durchforstete regelmäßig das Internet auf der Suche nach Blutsauger-Attacken oder sonstigen dämonischen Aktivitäten. Vor einer knappen Woche hatte es einen Vorfall in einer nicht allzu weit entfernten Kleinstadt gegeben. Eine 16-jährige Schülerin war auf der Rückkehr von einer Party bestialisch ermordet worden.

Zunächst waren die lokalen Behörden von einem Tierangriff ausgegangen. Die Kehle und der Brustkorb des Mädchens waren so zerfetzt, dass man einen Menschen als Täter kategorisch ausschloss. Unerklärlich war allerdings, warum sich im Körper des Mädchens kein einziger Tropfen Blut befunden hatte.

War es ein wilder Hund gewesen, eine Wildschwein-Horde oder doch ein psychopathischer Mörder? Die Boulevardzeitungen überboten sich in grellen Schlagzeilen und wilden Thesen, kamen der Wahrheit aber nicht mal ansatzweise nahe.

Gryf hatte der Stadt einen Besuch abgestattet und war gerade rechtzeitig gekommen, um mitzuerleben, wie sich das grässlich entstellte Mädchen aus seinem Kühlfach im Leichenschauhaus befreite und den Nachtwächter attackierte. Der Mann musste mit ansehen, wie Gryf den toten Teenager vor seinen Augen pfählte. Danach hatte Gryf ihm mittels Druiden-Magie jegliche Erinnerung an den Vorfall genommen.

Wer hatte das Mädchen so zugerichtet und beinahe zu einem Leben als Untote verdammt? Gryf forschte nach und stieß auf diese längst verlassene Abtei bei Brackinberry, deren Ursprünge bereits auf das 14. Jahrhundert zurückgingen. Die englische Reformation hatte die Auflösung sämtlicher katholischer Ordensgemeinschaften zur Folge gehabt. Brackinberry war da keine Ausnahme. Erst im frühen 19. Jahrhundert waren die Franziskaner zurückgekehrt. Doch diesmal konnte sich das Kloster noch sehr viel weniger lange halten. Die letzten Mönche hatten die Anlage schon gut 70 Jahre später wieder verlassen.

Was aus Sicht der Einheimischen eindeutig daran lag, dass es in der alten Abtei spukte. Das galt in Brackinberry seit Jahrhunderten als gesicherte Tatsache. Und Gryfs nächtliche Exkursionen ergaben, dass hier tatsächlich etwas ganz und gar nicht mit rechten Dingen zuging.

Dass es sich bei den unheimlichen Gesellen, die sich hier zusammenrotteten, um Vampire handelte, hatten Gryf seine Para-Sinne und seine Beobachtungen mit dem Nachtfernglas verraten. Doch die Vampire hatten offenbar kein Interesse daran, sich an den Menschen der Umgebung gütlich zu tun. Die Ermordung des Mädchens war auf die unkontrollierbare Blutgier eines Einzelnen zurückzuführen.

Von seinem Beobachtungsposten aus hatte Gryf gesehen, wie ein schreiender und wimmernder Vampir auf den Hof gezerrt und dort von seinen Artgenossen in Stücke gerissen worden war. Es war nicht schwer, eins und eins zusammenzuzählen. Was immer diese Blutsauger vorhatten, es war eine von langer Hand vorbereitete, fast militärische Aktion. Der Mörder hatte mit seiner Undiszipliniertheit die ganze Operation bedroht und musste dafür zur Rechenschaft gezogen werden.

Gryf stand auf, strich sich über das blonde, zutiefst widerspenstige Haar, rückte die piratenhaft aussehende Augenklappe zurecht und setzte sich in Bewegung.

Was immer da unten in der Abtei geschah – er würde es heute Nacht herausfinden.

***

»Hey, gib mal eine von den Pullen rüber«, sagte Ryan.

Bob murmelte irgendetwas Unverständliches, griff dann aber in eine neben ihm stehende Kiste und fischte eine mit roter Flüssigkeit gefüllte Glasflasche heraus.

»Da, du Vielfraß!«

Ryan fing die Flasche auf, riss gierig den Verschluss ab und kippte sich den Inhalt auf ex in die Kehle. Er seufzte wohlig und stieß einen lauten Rülpser aus.

»Ich weiß nicht, wie du das Zeug in dich reinschütten kannst«, sagte Bob kopfschüttelnd. »Du bist schon ein echter Junkie.«

»Warum sollte ich das nicht mögen? Das ist Blut wie jedes andere.«

»Es sieht nicht mal aus wie echtes Blut«, widersprach Bob. »Wer weiß, was sie da alles reingepanscht haben, um uns fitter für den Einsatz zu machen. So wie du auf das Zeug abfährst, sind da bestimmt irgendwelche Drogen drin.«

Soweit sie wussten, basierten ihre Vorräte auf den erbeuteten Lagerbeständen diverser Blutbanken. Die Raubzüge hatten alle drüben stattgefunden, auf der anderen Seite, damit die Spuren nicht zu ihnen zurückverfolgbar waren.

»Egal, was es ist, mir schmeckt’s«, sagte Ryan ungehalten. Das Leben der Spezialeinheit war eintönig genug. Tagein, tagaus Lagebesprechungen und militärischer Drill. Und jetzt musste er auch noch mit diesem Miesepeter Bob gemeinsam Wache an der rückseitigen Klostermauer schieben. Das hatte mit dem freien Vampirleben, das er sich vorstellte, wirklich nichts zu tun.

»Außerdem hält mich das Blut bei Kräften«, setzte er nach. »Du hast in letzter Zeit so wenig getrunken, dass du vermutlich ermattet zusammenbrichst, wenn es endlich losgeht.«

»Da mach dir mal keine Sorgen«, gab Bob zurück. »Ich trinke schon genug, um nicht völlig auszutrocknen. Aber nicht mehr. Dafür werde ich mich schadlos halten, wenn wir endlich drüben sind.«

Drüben. Ryan lief ein wohliger Schauer durch den Körper, wenn er nur daran dachte. Ihr Auftraggeber hatte sie für eine Operation rekrutiert, die in der Geschichte des Bösen einmalig war. Eine ganze Welt wartete auf sie. Eine Welt, die keine Ahnung hatte, was auf sie zukam.

»Ich hoffe, du lässt mir noch was übrig«, sagte Ryan, plötzlich deutlich weniger gereizt.

»Wieso? Du schlägst dir doch schon hier den Bauch voll«, erwiderte Bob, und die beiden Blutsauger lachten dröhnend.

»Verzeihung, meine Herren, aber dürfte ich den Grund für die Erheiterung erfahren?«

Die beiden Vampire fuhren herum und sahen vor sich einen jugendlich aussehenden Blondschopf in Jeans und dem T-Shirt irgendeiner obskuren Band, von der Ryan noch nie etwas gehört hatte. Der Fremde sah nicht älter als 20 aus, aber der Vampir wusste, dass das nicht stimmte. Spätestens die Augenklappe und die vernarbte rechte Gesichtshälfte verrieten ihm, wen er vor sich hatte.

»Gryf ap Llandrysgryf!«

»Was hat mich verraten?«, fragte der Silbermond-Druide. »Mein hübsches Gesicht?«

»Offenbar hat dir Fu Long nicht nur das Auge, sondern auch gleich deinen bekloppten Druiden-Verstand rausgerissen«, fauchte Bob. »Weißt du denn nicht, wie viele wir sind? Du hast keine Chance, hier lebend rauszukommen.«

»Das werden wir ja sehen«, sagte der Silbermond-Druide mit einem bösen Grinsen. »Ich werde viel Spaß damit haben, euch einen nach dem anderen auszulöschen. Und mit euch zwei Hübschen fange ich an.«

***

Blitzschnell zog der Silbermond-Druide zwei Holzpflöcke aus seinem Einsatzgürtel und schleuderte sie den Angreifern entgegen. Die Vampire schrien entsetzt auf, als sich die tödlichen Wurfgeschosse in ihre Brust bohrten. Es waren Spezialpflöcke, außen Eiche, innen ein massiver Stahlkern. Richtig geworfen entwickelten sie eine Durchschlagskraft, die man bei ihnen nicht vermutet hätte.

Der Vampir, der so gierig das Blut aus der Flasche gesoffen hatte, spuckte gurgelnd Blut, als er zusammensackte. Dann zerfiel er zu Staub. Zurück blieb nur sein militärisch geschnittener Overall.

Der andere hielt sich noch einem Moment auf den Beinen. Während der Pflock bei dem ersten Blutsauger tief in das Herz eingedrungen war, ragte er hier noch ein gutes Stück aus dem Brustkorb heraus.

»Alarm!«, kreischte er panisch. »Wir werden angegriffen!«

Gryf baute sich vor ihm auf. »Was habt ihr vor? Wozu dient der ganze Zinnober hier?«

»Leck mich!«, keuchte der Vampir und spuckte vor dem Silbermond-Druiden aus.

»Offenbar plant ihr einen Großangriff. Aber auf was?«

Um sie herum wurde es laut. Die anderen untoten Söldner hatten den Alarmschrei gehört. Schon tauchten um sie herum die Ersten auf, die Gryf mit blutunterlaufenen Augen anstarrten.

Der Vampir zu seinen Füßen lachte heiser. »Das hier überlebst du nicht.«

»Du auch nicht«, sagte Gryf lapidar und stieß seinem Gegenüber den Pflock ganz in die Brust.

Das war für die Vampire ringsum das Zeichen zum Angriff. Doch darauf war der Silbermond-Druide vorbereitet. Er ließ den Pflock wieder im Einsatzgürtel verschwinden und zog stattdessen seine beiden E-Blaster von den Magnetplatten am Gürtel. Blassrote Laserstrahlen schossen aus den Energiewaffen hervor und machten mit der vordersten Front der Angreifer kurzen Prozess.

Als die anderen sahen, dass sie keine Chance hatten, versuchten sie zu fliehen. Doch die Vampire hatten nicht mit Gryfs Fähigkeit zum zeitlosen Sprung gerechnet. Er machte einen Schritt vorwärts, verschwand – und tauchte direkt vor den Vampiren wieder auf.

Der Silbermond-Druide war eine Ein-Mann-Armee. Mit tödlicher Präzision fräste er sich durch die Reihen der Höllenkreaturen. Mit Blaster-Feuer und Pflöcken richtete er ein Blutbad an, und immer, wenn es für ihn selbst eng wurde, sprang er einfach aus der unmittelbaren Gefahrenzone. Ein Kinderspiel, dachte Gryf mit einem grimmigen Grinsen. Fast könnten sie einem leidtun.

Mit einem Fußtritt stieß er die Tür zum ehemaligen Schlaftrakt der Mönche auf, der nun von den Untoten genutzt wurde. Obwohl es Nacht war, schliefen viele Vampire. Vermutlich, weil es vor dem geplanten Einsatz nichts für sie zu tun gab. Sie lagen in billigen Särgen, die über den ganzen Trakt verteilt waren. Gryf ging von Kammer zu Kammer, stieß die Deckel von den Totenkisten und tötete die meisten Schläfer, bevor sie auch nur begriffen, wie ihnen geschah.

Als Gryf den Schlaftrakt verließ, pfiff etwas auf ihn zu und streifte seine linke Schulter. »Verdammte Scheiße!«, schimpfte der Silbermond-Druide, als er den Riss in seiner geliebten Lederjacke entdeckte. Offenbar hatte ihn eine ganz konventionelle Kugel gestreift. Weitere Geschosse sirrten in seine Richtung, doch da hatte sich der einäugige Blondschopf längst mit einem erneuten Sprung in Sicherheit gebracht und deckte die Schützen mit Blasterfeuer ein.

»Lasst ihn!«, schrie eine befehlsgewohnte Stimme. »Wir können uns später um ihn kümmern!«

Sofort endete der Beschuss, und Gryf hörte, wie die restlichen Vampire in eine Richtung davonstoben. Er setzte ihnen nach, das schmerzhafte Pochen in seiner Schulter ignorierend.

Der Geräuschpegel führte ihn zu dem Teil des Hauptgebäudes, in dem das Refektorium untergebracht war, der ehemalige Speisesaal der Mönche.

Gryf machte einen weiteren Sprung und materialisierte sich mitten in einer fliehenden Vampirgruppe. Er zückte die Pflöcke und wirbelte sie herum, bis er nur noch von einem Haufen Staub und zusammengefallenen Overalls umgeben war. Durch eine wuchtige Tür betrat er den Vorraum des Refektoriums. Gryf tauschte erneut die Pflöcke durch die Blaster aus und spurtete los.

Was ihn im Speisesaal erwartete, ließ ihn erstarren. Mitten in dem fast leeren Raum waren mehrere kleine schwarze Metallboxen in Pentagramm-Form auf dem Fußboden angeordnet. Im Inneren des Drudenfußes schien die Luft zu flirren und Wellen zu schlagen.

Gerade trat ein halbes Dutzend Vampir-Söldner ins Pentagramm. Funken umgaben sie, dann lösten sich die Untoten in nichts auf. Weitere Untote betraten den Drudenfuß und verschwanden ebenfalls.

Nur noch wenige Blutsauger befanden sich noch im Raum, und die schickten sich nun ebenfalls an, den Übergang zu benutzen.

»Verzeihen Sie den hurtigen Aufbruch«, sagte ein Mann, der trotz seiner bleichen Haut kein Vampir zu sein schien. Er war sehr alt, trug einen langen schwarzen Mantel und einen breitkrempigen Hut. Die Stimme, die den Vampiren zuvor den Rückzug befohlen hatte, erkannte Gryf sofort wieder. Und auch den Mann hatte er schon einmal gesehen. Bei der Hinrichtung des blutsaugenden Mädchenmörders hatte er das Kommando gehabt. »Wir würden uns gerne noch weiter mit Ihnen verlustieren, aber wir werden anderswo gebraucht, weitere Verluste sind da einfach nicht eingeplant.«

Der Alte trat zu den Vampiren ins Pentagramm. Elektrische Funken tanzten um ihn herum.

»Aber keine Sorge, wir werden das hier nicht vergessen. Und es Ihnen bei passender Gelegenheit doppelt und dreifach zurückzahlen.«

Gryf setzte an zum zeitlosen Sprung. Doch als er sich inmitten der Boxen wieder materialisierte, waren der Alte und die Vampire verschwunden. Die Luft wirkte wieder völlig normal. Jede Spannung war aus ihr entwichen. Es war so, als habe der Hutträger beim letzten Übergang das Portal einfach per Gedankenbefehl ausgeschaltet. So sehr er sich bemühte, Gryf schaffte es trotz seiner Druidenmagie nicht, das Tor wieder zu aktivieren.

Wo seid ihr? Wohin seid ihr verschwunden?

Und er ahnte, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde.

***

Aufzeichnungen von Oberinspektor John SinclairHyde Park. London, 20. Februar 2018

Ich hasste dieses Datum wie kein anderes. Und ich hasste diesen etwas abgelegenen Teil des Hyde Parks, an den es zu dieser späten Stunde normalerweise nur Obdachlose auf der Suche nach einem ungestörten Schlafplätzchen zog. Oder abenteuerlustige Liebespärchen, die sich nicht davor fürchteten, von weniger romantisch gestimmten Nachtschwärmern verprügelt oder ausgeraubt zu werden.

Auch ich hielt mich von diesem Teil des tagsüber so belebten Parks in der Regel fern. Und das nicht nur nachts. Denn hier war vor genau zehn Jahren ein wichtiger Verbündeter gestorben. Und mehr noch: ein guter Freund.

Die attraktive schwarzhaarige Frau, die ich aus einigen Metern Entfernung beobachtete, wusste, dass ich da war. Doch sie ließ sich nichts anmerken. So lief es fast jedes Jahr.

Mein Name ist John Sinclair, und ich bin Oberinspektor beim Scotland Yard. Aber ich schlage mich nicht mit Mördern, Bankräubern oder Wirtschaftskriminellen herum. Meine Aufgaben liegen in einem ganz anderen Bereich, von dessen Existenz die meisten Menschen nicht einmal etwas wissen. Ich habe mich dem Kampf gegen das Böse verschrieben. Unterstützt von meinem Chef Sir James Powell, bekämpfe ich zusammen mit meinem Kollegen Suko und weiteren Eingeweihten Dämonen, Geister, Werwölfe und Vampire.

Wir sind nicht allein. Es gibt zahlreiche weitere Einzelkämpfer und Teams, die in denselben endlosen Krieg gegen die Mächte der Finsternis verstrickt sind, und manchmal kreuzen sich die Wege. Ich hatte lange nichts mehr von Tony Ballard, Damona King oder Dorian Hunter gehört, aber ich wusste, dass sie noch irgendwo da draußen waren und ihren unermüdlichen Kampf gegen die Hölle fortsetzten.

Doch kaum ein Dämonenjäger war so umsichtig und effizient gewesen wie Professor Zamorra. Ich war dem französischen Parapsychologen, den Freunde und Gegner auch respektvoll den Meister des Übersinnlichen nannten, nicht sehr oft persönlich begegnet. Vor vielen Jahren hatten wir in Paris gemeinsam gegen den Schwarzen Tod und Belphegor gekämpft. Danach hatten wir uns nur noch selten gesehen. Aber wir hielten immer den Kontakt. Bis zu diesem verhängnisvollen Tag vor zehn Jahren.

Ich war nicht in London gewesen. Ein weiterer Fall hatte dafür gesorgt, dass Zamorra mich nicht erreichte, als er anrief, um mich um »Amtshilfe« zu bitten. Es war gar kein besonders mächtiger Gegner gewesen, der ihn und seine Gefährtin Nicole Duval nach England lockte. Nur ein mittelmäßiger Dämon, der in der Welt der Menschen auf Seelenfang ging und dabei eine nicht zu übersehende Blutspur hinterließ. Zamorra war ihm bis nach London gefolgt, und im Hyde Park war es zum großen Showdown gekommen.

Zamorra und Nicole hatten vor langer Zeit Wasser aus der Quelle des Lebens getrunken und waren deshalb relativ unsterblich. Sie alterten nicht, Krankheiten konnten ihnen nichts anhaben. Aber gegen Gewalt waren sie nicht immun. Sie konnten getötet werden wie jeder andere.

Und es war klar, dass das irgendwann passieren würde. Man kann nicht bis in alle Ewigkeit jedem magischen Blitz und jeder Kugel ausweichen. Irgendwann erwischt es jeden, und an diesem Tag war es Professor Zamorra, der im Hyde Park in eine tödliche Falle gelockt wurde. Sein Gegner mochte nicht der mächtigste Dämon gewesen sein, aber er war nicht dumm. Er hatte sich die Unterstützung skrupelloser Gesellen aus der Londoner Unterwelt gesichert. Und so entschlossen Zamorra und Nicole gegen ihre dämonischen Gegner vorgingen, Menschen töteten sie nur im äußersten Notfall.

Ihre Feinde hatten diese Skrupel nicht. Während sich Zamorra einen erbitterten Kampf mit dem Seelenfänger lieferte, wurde er heimlich von den schwer bewaffneten Gangstern umringt, die ohne Vorwarnung das Feuer eröffneten. Zamorra brach blutüberströmt zusammen, bevor ihm der Dämon den Rest gab und ihn mit einem magischen Blitz zu Staub verbrannte.

Ich hatte es mit eigenen Augen gesehen. Es gibt kaum einen Bereich in London, der nicht von Kameras überwacht ist. Es gibt gute Gründe, dieser allumfassenden Überwachung sehr kritisch gegenüberzustehen, aber so wussten wir zumindest sehr genau, was damals passiert war.

Mein Chef Sir James und ich hatten dafür gesorgt, dass die Aufzeichnung nie das Licht der Öffentlichkeit erblickte. Nicht nur, weil der Kampf gegen das Böse am besten im Verborgenen stattfand. Wenn die Menschheit wüsste, dass die Mächte der Finsternis unermüdlich an ihrer Vernichtung arbeiten, hätte das nicht absehbare Folgen.

Aber wir hatten noch ein anderes Motiv, die Aufnahme niemandem zu zeigen. Wir mussten Nicole Duval schützen. Zamorras Partnerin war schon immer der impulsivere, manchmal auch halsstarrige Teil des Duos gewesen. Nicole hatte starke Prinzipien und die eiserne Entschlossenheit, sie durchzusetzen. Aber sie war auch warmherzig und voller Empathie. Doch in dieser Nacht zerbrach etwas in ihr, das nie wieder repariert werden konnte.

Nicole hatte etwas abseits mit niederen schwarzmagischen Dienern des Dämons gekämpft, als die Killer zuschlugen. Die gedungenen Mörder hatten sich zunächst auf Zamorra konzentriert, den sie für den gefährlichen Gegner hielten. Das war ein Fehler. Als der Mann, der ihr Leben gewesen war, vor ihren Augen zu Staub zerfiel, brachen alle Dämme, und diese so wundervolle Frau verwandelte sich in eine antike Rachegöttin.