Professor Zamorra 1142 - Michael Breuer - E-Book

Professor Zamorra 1142 E-Book

Michael Breuer

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Beschreibung

Zamorra hat sich dank der Hilfe von Julian Peters gemeinsam mit John Sinclair zurück auf den Weg nach Hause gemacht. Aber damit ist die Gefahr nicht gebannt.

Sebastian Bélanger zieht seine Kräfte zusammen, um für Asmodis die andere Welt zu erobern. Niemand scheint den höllischen Schergen gewachsen zu sein scheint.
Dann jedoch tritt Merlins Tochter auf den Plan. Sara Moon sucht Verbündete, um das Unausweichliche zu verhindern.

Bélanger hat allerdings noch ein Ass im Ärmel. Und so kommt es schließlich zum Krieg zweier Welten ...

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EPUB

Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Krieg zweier Welten

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Andrei Kobylko / shutterstock

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5946-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Krieg zweier Welten

(Teil 2)

von Michael Breuer

Der alte Jahrmarkt schloss seine Pforten.

Schon verließen die ersten Besucher lachend und scherzend das Gelände. Das Riesenrad hatte seine letzte Fahrt für diesen Abend begonnen. Die Betreiber von Losbuden und Imbissständen waren bereits mit Aufräumarbeiten beschäftigt.

Einen letzten Neuankömmling schien die späte Stunde jedoch nicht zu schrecken, obwohl er nicht gerade danach aussah, als stünde ihm der Sinn nach Rummel.

Er war gekommen, um zu töten.

Conventry / England, vor einigen Tagen.

Der späte Besucher war in einen konservativ geschnittenen schwarzen Anzug gekleidet. Darüber trug er einen ebenfalls schwarzen langen Mantel. Der breitkrempige Hut auf seinem Kopf rundete den düsteren Eindruck perfekt ab.

Ein schmales Lächeln umspielte die Lippen des großen, hageren Mannes, als er sich seinen Weg durch die Reihen der Jahrmarktsbesucher bahnte. Er war sicherlich älter als siebzig Jahre. Langes schlohweißes Haar bedeckte seinen Schädel und flatterte leicht im Wind. Er wirkte jedoch trotz seines augenscheinlichen Alters erstaunlich stark und vital.

Mit stechendem Blick ließ er den Blick über das Gelände schweifen. Die einzelnen Attraktionen interessierten ihn jedoch nicht. Er hatte ein ganz bestimmtes Ziel vor Augen.

Die Mundwinkel des Weißhaarigen zuckten leicht. Die Frau, derentwegen er hier war, hatte seine Geduld wirklich auf die Probe gestellt.

Dass sie ausgerechnet auf einem Jahrmarkt in der englischen Industriestadt Coventry untergeschlüpft war, schien ihm immer noch unbegreiflich. Kaum zu glauben, was aus ihr geworden war!

Nun jedoch hatte das Versteckspiel ein Ende.

Der Tod war gekommen, um sie zu holen.

Lächelnd blieb der Hutträger stehen. Gierig saugte er die Rummelplatzatmosphäre in sich ein. Der Geruch gebrannter Mandeln drang in seine Nase.

Betreiber des Jahrmarkts war ein gewisser Mister Petridis, aber das war nur eine nebensächliche Information. Der Veranstalter des Rummels war unwichtig. Er hatte nichts mit der Welt des Übernatürlichen zu tun.

Sämtliche Mitarbeiter des Jahrmarkts waren völlig bedeutungslos. Wenn man es genau nahm, sogar alle Einwohner Coventrys.

Er war nur wegen einer einzigen Person hier – und die würde an diesem Abend sterben.

Der Weißhaarige verschränkte die Hände ineinander, um lautstark die Fingerknöchel knacken zu lassen. Eine kleine Gruppe Jugendlicher kam auf ihn zu. Die Teenager waren mitten in ihr Gespräch vertieft und hatten keine Augen für den entgegenkommenden Mann.

Schon im nächsten Moment stieß einer der jungen Männer mit ihm zusammen. Der blonde Jugendliche war angetrunken und starrte den Hutträger aus glasigen Augen an. Er schien sichtlich irritiert zu sein, dass der Ältere nicht kuschte und den Weg für ihn freimachte.

Es dauerte einen Moment, bis er seine Sprache wiederfand.

»Weg da«, Alterchen«, brachte er dann mit schwerer Zunge hervor. »Müsstest du eh nicht schon lange daheim im Schaukelstuhl sitzen?«

Es war ihm deutlich anzusehen, dass er Streit suchte. In dem scheinbar harmlosen alten Mann glaubte er, das richtige Objekt ausfindig gemacht zu haben, um ordentlich sein Mütchen zu kühlen.

Der Weißhaarige erwiderte nichts. Er musterte den streitlustigen Jüngling von oben bis unten, ohne dabei sein schmales Lächeln einzubüßen.

Die Begleiter des Jugendlichen schienen instinktiv die Gefahr zu spüren, die von dem Hutträger ausging. Beruhigend versuchten sie auf ihn einzuwirken.

»Nun lass doch«, sagte einer und legte seinem Kumpan die Hand auf die Schulter.

Dieser schüttelte sie schnaubend ab. Dass der Ältere so unbeeindruckt blieb, schien an seinem Ego zu kratzen. Mit funkelnden Augen krempelte er seine Jackenärmel hoch.

Jetzt erst schien der Weißhaarige kurz zu überlegen. Der Blick seiner Augen wurde hart. Dann gestikulierte er fast beiläufig mit der linken Hand.

Fast übergangslos löste sich die Anspannung des Jüngeren. Mit einem Mal ließ er die Schultern hängen. Sein Unterkiefer klappte herunter. Aus dem Mundwinkel löste sich ein dünner Speichelfaden, der im nächsten Moment zähflüssig über sein bartloses Kinn rann.

Der Hutträger schenkte ihm keine Beachtung mehr. Er setzte sich wieder in Bewegung und umrundete die Gruppe Jugendlicher, ohne noch einmal zurückzublicken. Einen Moment lang konnte er noch ihre aufgeregten Stimmen hören, als sie sich um ihren Gefährten kümmerten, dann blendete er sie aus seinem Denken aus.

Die Jugendlichen würden nie erfahren, wie viel Glück sie gehabt hatten. Immerhin hätte er sie einfach töten können. Aber das hätte zu viel Aufsehen erregt, und das lag nicht in seiner Absicht. Die Zeit war noch nicht reif dafür.

Der Weißhaarige verließ den breiten, von zahlreichen lärmenden Fahrtgeschäften gesäumten Pfad und betrat einen stilleren Nebenweg.

Ein paar spärliche Lichterketten wiesen den Weg zu einem abgerissenen Zelt, das schon bessere Zeiten gesehen hatte. Der Weißhaarige wusste, er war am Ziel.

Schmunzelnd betrachtete er das wenig einladende Schild neben dem Zelteingang. Es verkündete in schreiend bunten Lettern, dass hier eine gewisse »Mystic Mona« residierte, um ihren Kunden die Zukunft weiszusagen. Ihr voller Name lautete Mona König, aber das war natürlich ein nicht sonderlich schwer durchschaubares Pseudonym.

Was ihre eigene Zukunft anging, schien Mona allerdings nicht sonderlich vorausschauend zu sein.

Fast unmerklich schüttelte der weißhaarige Alte den Kopf. Konnte sie nicht spüren, was ihr und der Welt bevorstand? Oder hatte sie sich gar schon in ihr Schicksal ergeben?

Letzten Endes war es egal. Für ihn zählte nur, dass sie in dieser Nacht ihr Leben aushauchte. Und dafür würde er sorgen!

Der Hutträger gab sich einen Ruck und betrat das Zelt.

Im Inneren stieg der betäubende Geruch von Räucherstäbchen in seine Nase. In einer Ölschale verbrannten Kräuter. Die Schale stellte auch die einzige Lichtquelle im Zelt dar.

Einen Moment lang ließ der Weißhaarige seinen Blick durch den Raum gleiten. Dann sah er Mona. Die Frau war durch die dichten Rauchschwaden im Zelt kaum zu erkennen.

Sie saß an einem kleinen Tisch, auf dem sich die für Rummelwahrsagerinnen typische Kristallkugel befand.

Was für ein Klischee, dachte der Weißhaarige und hätte fast den Kopf geschüttelt.

»Guten Abend Sir«, begrüßte ihn Mystic Mona dann, »bitte nehmen Sie doch Platz!«

»Aber gerne«, erwiderte der Hutträger und kam der Aufforderung nach. Während er den bereitstehenden Stuhl zurückschob, um sich hinzusetzen, musterte er sein Gegenüber.

Mystic Mona mochte ungefähr sechzig Jahre alt sein, wirkte aber immer noch jugendlich. Sie hatte lange, pechschwarze Haare, die bereits von grauen Strähnen durchzogen waren. Ihre Lippen waren voll, und in den Augen konnte er immer noch Spuren einstiger Glut erkennen. Die hohen Wangenknochen ließen auf eine slawische Abstammung schließen. Ihr schlanker Körper steckte in einem violetten Kleid. Um die Schultern hatte sie ein schwarzes Tuch gelegt.

Sie hat sich gut gehalten, musste er widerwillig anerkennen, während er gleichzeitig mit dem Gedanken spielte, sie mit ihrem Halstuch zu erwürgen.

Unaufgefordert streckte er den Arm aus und präsentierte Mystic Mona die offene Handfläche.

»Ich soll Ihnen aus der Hand lesen?«, fragte sie. »Aber gerne, wollen wir doch mal sehen, was die Zukunft für Sie bereithält!«

Fast zärtlich griff sie nach seiner Hand und tastete mit den Fingern über seine Haut. Sekundenlang fühlte es sich fast wie eine Liebkosung an.

Dann jedoch erstarrte die Frau. Mystic Mona ließ ihn los und zuckte zurück.

»Wer sind Sie?«, brachte sie hervor.

»Nicht das, was ich zu sein vorgebe«, antwortete der Hutträger trocken, »aber das haben wir ja durchaus gemeinsam, nicht wahr?«

Er konnte ihren Schock durchaus verstehen. Er verfügte nämlich weder über Handlinien noch Fingerabdrücke. Eigentlich war er nicht einmal ein Mensch.

Der Alte verzog die schmalen Lippen zu einem wölfischen Grinsen.

»Ich hätte nicht gedacht, dass Sie sich so verkriechen, Mona«, ließ er wissen. »Von einer schwerreichen Konzern-Erbin zur Rummel-Wahrsagerin ist es ein ganz schöner Abstieg. Aber wenn ich mich recht erinnere, ist Ihr Konzern schon vor Jahren zerschlagen worden. Das ist irgendwann passiert, nachdem Sie in den achtziger Jahren untergetaucht sind.«

Das Gesicht der Wahrsagerin war mit jedem seiner Worte härter geworden. Wieder ließ der Hutträger kurz ihre Geschichte vor ihrem geistigen Auge Revue passieren.

Sie hatte einst von ihrem Vater einen Konzern geerbt, der zu den größten Englands gehörte. Im Folgenden erwies sich Mona dann als Unternehmerin der Top-Klasse.

Aber das war nur eine Seite ihres Lebens. Vor Jahren hatte sie ihrer Mutter am Sterbebett nämlich versprochen, die Mächte des Bösen zu bekämpfen. Und das hatte sie auch tatsächlich lange getan, bevor sie schließlich von einer Woche auf die andere ihre Aktivitäten einstellte.

Mystic Mona tauchte ‘ und im Laufe der Jahre verlor sich ihre Spur.

Um jedoch zu verhindern, dass sie jemals wieder den Kampf aufnahm, hatte die Hölle ihren Tod beschlossen.

»Sie haben Ihre Hausaufgaben gut gemacht«, erwiderte Mystic Mona. Sie saß regungslos da, aber der Hutträger zweifelte nicht daran, dass sie eine magische Attacke vorbereitete. Ihr Gesicht war angespannt. Aus den Augen sprach höchste Konzentration. »Was wollen Sie von mir?«

Das Lächeln des Hutträgers verbreiterte sich.

»Dass Sie sterben, Mona«, antwortete er trocken. »Die Hölle hat beschlossen, ihren Wirkungsbereich auszudehnen. Wir haben einen Großteil unserer Armeen bereits in Stellung gebracht, und sie warten nur auf den Befehl, um loszuschlagen. Vorher ist es jedoch meine Aufgabe, mögliche Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Eines dieser Hindernisse sind Sie! Eine selbsternannte Bezwingerin der Finsternis können wir jetzt am allerwenigsten brauchen.«

Die Augen des Hutträgers blitzten auf, als er versuchte, Mystic Mona mit einem hypnotischen Bann zu belegen, was ihm nicht auf Anhieb gelang. Tapfer leistete sie mentalen Widerstand.

Endlose Sekunden lang spielte sich ein wortloses Duell zwischen den beiden Personen ab, dann schüttelte Mystic Mona den Bann endgültig ab. Unsicher kam sie auf die Füße und begann zu gestikulieren.

Kein Zweifel, sie versuchte einen Zauber zu weben.

Aber da hatte sie die Rechnung ohne den Weißhaarigen gemacht. Der Hutträger kam ebenfalls auf die Füße.

»Versuchen Sie es gar nicht erst«, sagte er und winkte lässig ab. Dennoch spürte er eine Spur Unsicherheit in sich aufwallen. Immerhin wusste er, welche Scherereien die Frau der Hölle schon gemacht hatte.

Aber Mystic Mona hörte nicht auf ihn, natürlich nicht.

Sie war sichtlich entschlossen, ihrem Gegner einen harten Kampf zu liefern, so wie sie es immer getan hatte, wenn sie sich den Mächten der Finsternis gegenübersah.

»Keinen Schritt weiter«, befahl sie mit harter Stimme. Ihre Augen funkelten. Es schien, als sei das Feuer der Jugend in ihren gealterten Körper zurückgekehrt zu sein.

Natürlich beeindruckte das den Hutträger keine Sekunde lang. Er verfolgte eine Mission, und die bestand darin, alle Personen aus dem Weg zu räumen, die dem höheren Ziel gefährlich werden konnten.

Mit einer geschmeidigen, katzengleichen Bewegung machte er sich daran, den Tisch zu umrunden.

»Aber, aber«, sagte er, »wir wollen doch nicht gleich unhöflich werden. Ich bin sicher, wir können die ganze Angelegenheit schnell und sauber über die Bühne bringen, ohne dabei eine Riesenschweinerei zu veranstalten.«

Seine Stimme klang schmeichelnd, als er weitersprach. »Sie müssen wissen, ich habe einen gewissen Respekt vor Ihnen. Sie haben uns damals ganz schön Ärger gemacht, aber das ist jetzt vorbei. Wir werden es nie wieder so weit kommen lassen!«

Bei seinen nächsten Worten trat ein warnender Ausdruck in seine Augen.

»Falls Sie übrigens mit dem Gedanken spielen sollten, Alarm zu schlagen, seien Sie gewarnt: Ich bin nicht allein gekommen! Sicherheitshalber habe ich den Jahrmarkt von meinen Truppen umstellen lassen. Sollten Sie also auf dumme Ideen kommen, müssen Sie wissen, dass meine Leute nur darauf warten, hier ein zünftiges Blutbad anzurichten. Sie sind sehr ausgehungert!«

Mystic Mona mahlte mit den Kiefern. Sie schien zu überlegen. Widerstrebend ließ sie die Hände ein Stück sinken. Ganz offensichtlich war sie sich nicht sicher, ob sie gegen den Weißhaarigen eine Chance hatte und ihn überwältigen konnte, bevor er seine Truppen in Marsch setzte.

»Wer sagt mir, dass Sie uns nicht sowieso alle massakrieren?«, fragte sie nicht ganz unberechtigt.

Wieder schmunzelte der Weißhaarige. »Sie werden sich schon auf mein Wort verlassen müssen, Mona«, sagte er trocken. »Eine andere Wahl bleibt Ihnen nicht!«

»Es gibt immer eine Wahl«, zischte Mystic Mona. Unvermittelt riss sie wieder die Hände nach oben und begann zu gestikulieren. Aber sie startete keinen Angriff. Ein Flirren in der Luft verriet dem Weißhaarigen stattdessen, dass sie einen weißmagischen Schutzschirm um sich herum aufgebaut hatte.

»Ich bedaure«, erklärte der Hutträger, »aber das nützt Ihnen überhaupt nichts, Teuerste! Ich würde gerne noch länger mit Ihnen spielen, aber meine Dienste werden an anderer Stelle benötigt.«

Ohne den Blick von Mona zu lassen, griff er in seine Jacke. Seine nächste Bewegung erfolgte zu schnell, um sie mit dem menschlichen Auge wahrzunehmen.

Als der Weißhaarige die Hand wieder hervorzog, hielt er ein silbern glänzendes Wurfmesser umklammert. Zielen und Werfen erfolgten in einer einzigen geschmeidigen Bewegung.

Mystic Mona hatte keine Chance, ihm auszuweichen. Die lange Klinge traf sie mitten in die Brust. Mit einem ächzenden Laut taumelte die Frau zurück und fiel zurück auf ihren Stuhl. Blut färbte ihr violettes Kleid rot.

Die Lider der Frau flatterten, als sie ihren Angreifer anblickte.

Der Hutträger lächelte gelassen und musterte seine gepflegt aussehenden Fingernägel, bevor er sich wieder seinem Opfer zuwandte. »Ich sagte ja schon, ihr feiner magischer Schutzschirm nützt ihnen nichts, zumindest nicht gegen herkömmliche Waffen.«

Er nickte ihr noch einmal zu, um sich dann an den Hut zu tippen. Schon konnte er beobachten, wie die Augen der Frau langsam glasig wurden.

»Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Sterben, Miss King«, sagte er zum Abschied. »Ich hätte mir gerne etwas mehr Zeit für Sie genommen, aber wie gesagt: Ich habe vielfältige Verpflichtungen, denen ich nachkommen muss! Zu schade, dass Sie nicht mehr miterleben werden, wie sich der große Plan der Hölle erfüllt …«

Mystic Mona antwortete nicht. Das Violett ihres Kleides war einem tiefen satten Rot gewichen. Der Kopf der Frau war auf die Brust gesunken. Sie hatte ausgelitten.

Schmunzelnd verließ der Hutträger das Zelt, ohne sich noch einmal umzudrehen. Anschließend gab er seinen Truppen den Befehl, mit der Attacke des Jahrmarkts zu beginnen. Sie sollten sich noch einmal ordentlich laben, bevor es an die Umsetzung des großen Plans ging …

***

Barcelona/Spanien, Gegenwart.

Mit scheinbar abwesendem Blick musterte die schöne junge Frau das Hochhaus, das sich vor ihr in den Himmel schraubte. Hochangesetzte Wangenknochen verliehen ihren Zügen ein asiatisches Flair und machten es schwierig, ihr wahres Alter einzuschätzen. Der Abendwind spielte sacht mit ihrem schulterlangen, silberfarbenen Haar.

Ihr Körper war in ein eng anliegendes Business-Kostüm gekleidet, das vornehmlich dem Zweck diente, das zusätzliche dritte Auge zu verbergen, das sich an der Stelle ihres Bauchnabels befand und mit dessen Hilfe sie ein kleines Stück in die Zukunft sehen konnte. Immerhin wollte sie kein Aufsehen erregen.

Natürlich hätte sie sich auch einfach per zeitlosem Sprung an ihr gewünschtes Ziel versetzen können, dennoch hatte sie sich entschlossen, das letzte Stück ihrer Reise zu Fuß zurückzulegen. Sie wollte ihre Gedanken noch einmal sammeln, bevor sie ihren Gesprächspartner traf.

Der Wind wurde stärker und pustete ihr eine silberne Haarsträhne direkt ins Gesicht. Jetzt erst schien das Leben in ihren Körper zurückzukehren.

Sie blinzelte und schüttelte die Gedanken, die sie gerade beschäftigt hatten, wie lästige Regentropfen ab.