Professor Zamorra 1286 - Oliver Müller - E-Book

Professor Zamorra 1286 E-Book

Oliver Müller

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Beschreibung

Zamorra ließ die Hand mit dem Amulett sinken. Obwohl er sofort eingegriffen hatte, blieb der Mann reglos liegen. Der Meister des Übersinnlichen hoffte inständig, dass sie nicht doch zu spät gekommen waren und der Mann tot war.

Nicole lief auf den Mann in der Lederjacke zu, wobei sie auf hochstehende Wurzeln achten musste, um nicht zu stolpern. Gerade als sie sich hinknien wollte, zuckte sie zurück.
"Was ist los, Nici?"
"Den kennen wir doch", sagte sie und sah Zamorra an. "Das ist Antoine Morel."
Zamorra brauchte einen Augenblick, um mit dem Namen etwas anfangen zu können. Dann machte es plötzlich Klick.
"Antoine Morel!", entfuhr es ihm.

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Seitenzahl: 131

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Inhalt

Cover

Schatten der Vergangenheit

Leserseite

Vorschau

Impressum

Schatten derVergangenheit

von Oliver Müller

André Goadec rannte, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her. Ohne sich noch einmal umzusehen, lief er den stellenweise steilen Hang hinauf. Immer wieder musste er sich an den Baumstämmen hochziehen. Nur langsam kam sein Ziel näher.

Das Schloss! Dort bin ich in Sicherheit!, schoss es ihm durch den stark schmerzenden Kopf.

Als er die Füße auf die holprige Piste setzte, die den Namen Straße nicht wirklich verdiente, schrie er auf. Jetzt war es nicht mehr weit. Aber mit jedem Schritt, den er sich weiter den Berg hinaufquälte, schwanden seine Kräfte.

Nur der Überlebenswille hielt ihn noch auf den Füßen ...

Die Sonne schickte sich an, langsam den Tag zu beenden. Es war bereits später Nachmittag. Noch fielen ihre Strahlen auf den Weinberg, den André Goadec seit vielen Jahren gepachtet hatte und bestellte. Als er den Rücken durchdrückte, sah er die Behausung des Mannes, an den er die Pacht entrichtete.

Hoch über ihm, in nördlicher Richtung, thronte Château Montagne, die Heimstatt von Professor Zamorra. Auch wenn er durch die Bäume, vornehmlich Fichten, von seiner Position aus nur die Turmspitzen sehen konnte. Der Rest wurde von den Nadelbäumen großteils verdeckt. Bei seinem Rundgang war er relativ hochgestiegen, was den Blickwinkel weiter verkürzte.

Goadec wollte nur noch diesen Teil der Reben inspizieren, dann war es genug für heute. Insgesamt war er zufrieden mit dem, was er sah. 2023 konnte ein guter Jahrgang werden, auch wenn es noch zu früh war, um sich dessen sicher zu sein. Schließlich spielte das Wetter immer mehr verrückt. Der Klimawandel machte auch vor dem beschaulichen Loire-Tal nicht halt.

Der recht milde Winter und der fast schon zu warme Frühling mit seinen vielen Sonnentagen hatten den Rebstöcken gut getan, vor allem die jungen Pflanzen waren ordentlich ausgetrieben. Bald würde er sie zum ersten Mal zurückschneiden müssen. An den älteren Weinreben zeigten die Trauen schon eine beachtliche Größe. Vermutlich konnte er dieses Jahr noch früher ernten, als im letzten Jahr.

Aber schnell konnte es den Pflanzen auch zu heiß werden. Dann musste er sie wässern, daher hoffte Goadec, dass es im Sommer ein paar kräftige Gewitter gab, die ihm die Arbeit abnahmen.

Er schritt die Reihe bis zum Ende, dann nickte er zufrieden. Es gab nichts, was er zu beanstanden hätte. Vor allem keinen Befall mit Rebläusen oder anderen Schädlingen. So konnte er beruhigt den Heimweg antreten. Sein Magen knurrte bereits wie ein Wolf. Er rieb sich über die Leibesmitte und grinste.

»Ganz ruhig, du kriegst gleich was.«

Zur Antwort folgte ein Geräusch, dass ihn innehalten ließ. Das war doch nicht sein Magen gewesen. Oder doch?

Nein, solche Laute fabrizierte sein Körper für gewöhnlich nicht. Und wenn doch, wäre es wohl Zeit, einen Arzt aufzusuchen.

Es hatte sich angehört, als würde jemand stöhnen. Aber nicht vor Schmerzen, sondern eher ... wütend? André war sich nicht ganz sicher. Auf jeden Fall bereitete ihm das Geräusch Unbehagen. Seine Nackenhärchen stellten sich auf.

»Ganz ruhig, André«, sagte er zu sich selbst. »Du hörst wohl schon Gespenster.«

Was ja auch kein Wunder war, wenn man daran dachte, wem der Weinberg gehörte. Nicht umsonst lautete der Spitzname seines Pachtgebers Meister des Übersinnlichen.

Der Weinbauer konnte nicht sagen, was ihn mehr beunruhigte. Dass sich das Geräusch nicht wiederholte – oder dass er immer noch nicht einordnen konnte, was er verursacht hatte.

Unwillkürlich griff er nach der kleinen Gartenschere, die er routinemäßig bei sich trug, um tote Streben oder eine Ansammlung von Trauben abzuschneiden. Fest umklammerte er den Griff und lauschte.

Plötzlich raschelte es laut in den Weinstöcken hinter ihm. Noch während er herumwirbelte, fand der Aufprall statt.

André Goadec schrie auf, als er von den Beinen gerissen wurde. Hart schlug er mit der Stirn auf den Boden. Sofort platzte die Haut auf. Blut lief ihm aus einer Wunde in die Augen. In Kombination mit den Sternen, die vor ihm aufleuchteten, war seine Sicht fast bei null. So sah er nicht, sondern fühlte nur, dass ihn jemand – oder etwas? – attackierte.

Die Schere war ihm beim Aufprall aus der Hand geschleudert worden, sodass er sich waffenlos verteidigen musste. Blindlings schlug er um sich, traf auch, aber der Druck auf seinem Körper wurde davon nicht leichter.

Wobei er sich trotz der Situation über das Gewicht des Angreifers, der nun fast gänzlich auf ihm hockte, wunderte. Der Angreifer war leicht, das Gewicht kam eher einem Kind gleich. Die Kraft, die er besaß, passte allerdings mehr zu einem starken Mann.

Goadec stöhnte, als etwas Hartes über seinen Hals fuhr und zupacken wollte. Die Angst, dass ihm bald die Luft abgeschnürt würde, mobilisierte seine letzten Energiereserven.

Mit einem lauten Schrei schlug er zu. Zweimal, dreimal. Und was er nicht mehr zu hoffen gewagt hatte, geschah. Der Druck verschwand von seinem Oberkörper.

Sofort rollte er herum und rappelte sich auf. Hinter ihm klapperte etwas. Für den Bruchteil einer Sekunde spürte er eine Berührung im Nacken.

Trotz der Kürze der Berührung lief dem Angegriffenen ein Schauer die Wirbelsäule hinunter. Eine Kälte ging von dem Punkt aus, an dem er angefasst worden war, die sich bis in sein tiefstes Inneres fraß.

André Goadec rannte, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her. Ohne sich noch einmal umzusehen, lief er den stellenweise steilen Hang hinauf. Immer wieder musste er sich an den Baumstämmen hochziehen. Nur langsam kam sein Ziel näher.

Das Schloss! Dort bin ich in Sicherheit!, schoss es ihm durch den stark schmerzenden Kopf.

Er musste sich nach links halten, um den letzten Ausläufer der Serpentinenstraße, die zum Château hinauf führte, zu erreichen.

Als er die Füße auf die holprige Piste setzte, die den Namen Straße nicht wirklich verdiente, schrie er auf. Jetzt war es nicht mehr weit. Aber mit jedem Schritt, den er sich weiter den Berg hinaufquälte, schwanden seine Kräfte.

Er fühlte, dass seine Energie rapide nachließ. Nur der Überlebenswille hielt ihn noch auf den Füßen. Er taumelte mehr, als dass er ging.

Wo war der Verfolger?

Goadec keuchte laut wie eine alte Dampflokomotive, sodass er ihn nicht hörte. Und er wagte nicht, sich nach ihm umzudrehen, in der Befürchtung, er wäre direkt hinter ihm, und selbst die kleinste Verzögerung könne sein Ende bedeuten.

Erneut wechselte der Untergrund, als er den ersten Schritt auf die Zugbrücke setzte. Das rettende Ufer lag quasi vor ihm. Nur noch wenige Schritte, dann stand er im Schlosshof.

Doch er schaffte es nicht mehr. Sein Körper versagte ihm den Dienst. Aufregung und Anstrengung waren zu viel für ihn gewesen. André Goadec brach erst in die Knie, dann fiel er gänzlich zu Boden. Dass ihn eine Ohnmacht überrollte, die alles in tiefe Finsternis stürzte, bekam er gar nicht mehr mit.

Draußen zogen die ersten Schatten der Dämmerung heran, um ihre dunklen Tücher über dem Château auszubreiten. Butler William beschloss, dass es Zeit wurde, das Schlosstor zu schließen. Ein wenig früher als sonst, aber da sich kein Besuch angekündigt hatte und sich auch die Schlossherren innerhalb der alten Mauern aufhielten, ging das schon in Ordnung, wie er fand.

Darüber hinaus verfügten die Herrschaften über genug Freunde, denen es dank ihrer Fähigkeiten herzlich egal sein konnte, wenn das Tor verschlossen war. Da brauchte William nur an die Silbermonddruiden Gryf und Teri Rheken zu denken. Oder an Dalius Laertes. Auch wenn er nicht den zeitlosen Sprung nutzte, blieb das Ergebnis schlussendlich dasselbe.

Durch das Portal gelangte der Butler auf den Innenhof. Vorbei an dem alten gemauerten Brunnen ging er gemessenen Schrittes, wie es sich für einen Butler geziemte, auf den Durchgang zu, hinter dem die Zugbrücke über den leeren Burggraben führte.

William hatte etwa die halbe Strecke zurückgelegt, als er wie vor eine Wand gelaufen stehen blieb. Da lag doch jemand! Mitten auf der Zugbrücke!

Nachdem er die erste Überraschung verwunden hatte, ging er vorsichtig weiter. Ja, ohne Zweifel, da lag ein Mann. Mit dem Gesicht nach unten, sodass er ihn von seiner Position aus nicht gleich erkannte.

Schnell überlegte William, was er tun sollte. Weitergehen? Immerhin war es gut möglich, dass der Unglückliche seine Hilfe benötigte. Es sah auf jeden Fall so aus, als würde der unbekannte Besucher sich dort nicht freiwillig ausruhen.

Andererseits konnte es auch eine Falle sein. Den Feinden des Professors war alles zuzutrauen. Doch da die M-Abwehr, die das Château umspannte, auch diesen Bereich bereits umschloss, fasste William einen Entschluss.

»Hallo? Können Sie mich hören?«, rief er, als er auf den Mann zulief, wobei er die Vorsicht nicht außer Acht ließ. Auf seinen Ruf erfolgte keine Reaktion. Unbehelligt erreichte er den Liegenden und ging neben ihm in die Hocke. Nun sah er auch das Blut, dass aus einer Platzwunde an der Stirn gelaufen und bereits großenteils eingetrocknet war.

Jetzt erkannte er erst, um wen es sich handelte.

»Mon dieu!«, entfuhr es ihm.

Sanft fasste er André Goadec an der Schulter an.

»Brauchen Sie Hilfe?«

Er hatte die Frage kaum ausgesprochen, als er sich selbst dafür rügte. Es war ja wohl eindeutig, dass Hilfe benötigt wurde. Goadec musste ärztlich versorgt werden. Am besten im Château. Doch dazu brauchte er selbst Unterstützung. Allein würde er den Bewusstlosen nicht aufheben und hineintragen können.

William wusste nicht, ob Goadec ihn hörte, trotzdem sprach er weiter. »Keine Sorge, Sie sind in Sicherheit. Ich bin gleich wieder zurück.«

Ganz entgegen seiner sonst etwas steifen Art, eilte er ins Schloss zurück. Da er nicht wusste, wo der Professor oder Nicole Duval sich gerade aufhielten, nutzte er die Möglichkeit des Rundrufs mit dem Visofon.

Lange musste er nicht warten, bis sich Nicole Duval meldete. Dem Hintergrund des Bildes nach zu urteilen befand sie sich im Fitnesscenter, wobei sie noch nicht aussah, als hätte er sie beim Training unterbrochen. Im Gegensatz zu seiner Stirn, auf der sich vor Aufregung und durch das schnelle Laufen erste Tröpfchen gebildet hatten, wirkte sie völlig unangestrengt.

»William, was ist passiert?«

»Auf der Zugbrücke liegt Monsieur Goadec. Er benötigt dringend Hilfe. Wir sollten ihn ins Schloss bringen. Wenn es Ihnen möglich ist, sollten Sie auch den Herrn Professor davon in Kenntnis setzen.«

Nicole Duval stellte keine unnötigen Fragen. »Bleiben Sie, wo Sie sind, William. Wir sind sofort bei Ihnen.«

Die Verbindung wurde beendet, der Bildschirm wieder schwarz. Es dauerte keine Minute, da hörte William schnelle Schritte die Treppe hinunterkommen. Wiederum nur wenige Sekunden später tauchten Nicole Duval und Professor Zamorra in der Eingangshalle auf.

»Ein Glück, dass Sie so schnell abkömmlich waren«, begrüßte der Butler sie.

»Wo liegt er?«, fragte Zamorra.

William deutete auf die Tür, die zum Innenhof führte. »Mitten auf der Zugbrücke. Er ist bewusstlos und blutet aus einer Wunde an der Stirn, die gleichsam von einer großen Beule geziert wird.«

»Dann los«, rief Nicole und lief voran.

Der Professor blieb ihr dicht auf den Fersen. William konnte mit dem Tempo der beiden Dämonenjäger nicht ganz mithalten. Als er die Zugbrücke erreichte, kniete Nicole bereits neben dem Mann.

Sie und Zamorra hoben den Verletzten vorsichtig an und nahmen ihn in die Mitte. Auch dabei kam er nicht zu Bewusstsein, ließ aber ein schmerzerfülltes Stöhnen vernehmen.

»Ich möchte wissen, was mit ihm passiert ist«, sagte Zamorra. »William, besorgen Sie bitte einen Erste-Hilfe-Kasten«, wies sein Arbeitgeber ihn an.

»Sehr wohl.«

Als er mit dem Gewünschten zurückkehrte, hatten die Hausherren Goadec auf einen Sessel gesetzt und seine Beine auf einem Hocker platziert. Zamorra hielt ihn fest, damit er nicht herunterrutschte.

Im Licht der Eingangshalle sah seine Verletzung zwar reichlich blutig, aber trotzdem nicht so schlimm aus, wie er zuerst befürchtet hatte, fand William.

»Reichen Sie mir bitte das Riechsalz, William«, sagte Nicole.

Der Butler zögerte einen kaum merklichen Augenblick, dann gestattete er sich den Hinweis, dass so etwas heute nicht mehr zur Standardausrüstung eines Erste-Hilfe-Kastens gehören würde.

Nicole seufzte. »Wieso wird eigentlich alles Effektive immer abgeschafft?«

»Du musst mit der Zeit gehen. Sonst gehst du mit der Zeit«, gab Zamorra zurück.

»Wenn das eine Anspielung auf mein Alter sein soll ...«, zischte sie und warf ihm einen bösen Blick zu. »Du hast Glück, dass ich gerade Besseres zu tun habe, als mich um dich und deine kleinen Gemeinheiten zu kümmern.«

Anstelle des Riechsalzes ließ sich Nicole den gesamten Erste-Hilfe-Kasten geben. »Wenn Sie jetzt noch ein sauberes Tuch und etwas warmes Wasser besorgen könnten, William, wäre das wunderbar.«

William beeilte sich, auch diesen Wunsch zu erfüllen. Sofort danach machte Nicole sich daran, die Wunde zu reinigen.

»Sieh an«, rief Zamorra aus. »Deine heilenden Hände holen André tatsächlich aus dem Totenreich zurück.«

Tatsächlich erwachte Goadec stöhnend. Zuerst flatterten seine Augenlider, dann riss er sie plötzlich weit auf.

»Nein! Nein! Lass mich! Ich ...«, schrie er und schlug um sich.

Geistesgegenwärtig sprang Nicole zurück.

»André!«, rief Zamorra laut und griff nach den fuchtelnden Armen, mit denen Goadec einen unsichtbaren Angreifer abzuwehren schien. »Es ist alles gut! Du bist in Sicherheit!«

Nur langsam schwand die Panik aus Goadecs Blick. »Zamorra? Bist du das? Was ...? Ich meine, wie ...«

»Ruhig, André«, sprach auch Nicole auf ihn ein. »Atme erstmal tief durch.«

Goadec nickte zweimal hektisch, dann aber atmete er tief ein und aus. Und tatsächlich wurde er ruhiger.

»Chéri, ich glaube, du musst mit André nun nicht mehr Händchenhalten.«

»Eifersüchtig?«, säuselte Zamorra fast schon.

»Das du nie ernst bleiben kannst.«

Anstelle einer weiteren Frotzelei ließ Zamorra aber die Hände los. Goadecs Arme fielen herunter, als hätte man einer Marionette die Fäden abgeschnitten.

»So, und nun stellen wir erstmal die Fragen, André«, sagte Zamorra und trat hinter dem Sessel hervor in das Blickfeld des Lädierten. »Was ist passiert? Wie bist du auf unsere Zugbrücke gelangt? Und wer, um Himmels willen, hat dich so zugerichtet?«

Sofort kehrte ein Flackern in den Blick des Weinbergpächters zurück. »Ein Angriff! Zamorra, ich wurde angegriffen! Es war ...« Goadec zögerte, als wisse er nicht, was er nun sagen sollte.

»Du weißt nicht, wer dich angegriffen hat?«, fragte Nicole.

Goadec schüttelte den Kopf. »Nein, ich ... Nein, ich weiß es tatsächlich nicht. Es ging so verdammt schnell. Außerdem erfolgte der Angriff von hinten. Etwas oder jemand riss mich von den Beinen. Dann legten sich eiskalte Klauen um meinen Hals und drückten zu. Mir blieb sofort die Luft weg, und Sterne explodierten vor meinen Augen.«

Aus der Stimme des Mannes sprach nun wieder die Angst. Sie zitterte eindeutig.

William, der sich bisher aus dem Gespräch vornehm zurückgehalten hatte, brachte sich mit einem Vorschlag ein: »Vielleicht wäre es angemessen, Monsieur Goadec ein Getränk zu servieren, welches seine Nerven beruhigt?«

»Eine gute Idee«, lobte Zamorra. »Bringen Sie am besten die ganze Flasche. Und drei Gläser.«

»Sehr wohl.«

Kurz darauf kredenzte der Butler einen Cognac aus Zamorras unerschöpflichen Vorrat. Dankbar nahm Goadec das gut gefüllte Glas entgegen und trank einen großen Schluck.

»Geht es nun besser?«, erkundigte sich Nicole.

Goadec nickte und nahm einen zweiten, kleineren, Schluck. Seine Stimme war deutlich fester, als er fortfuhr. »Ja, danke. Guter Tropfen übrigens.«

»Also, André«, nahm Zamorra den Faden wieder auf. »Berichte noch mal. Mit mehr Details, wenn möglich.«

»Das habe ich doch schon gemacht. Mehr weiß ich wirklich nicht. Ich kann nur sagen, dass der Angreifer menschlich war und doch irgendwie nicht.«

»Moment, André«, unterbrach ihn Nicole. »Was soll das jetzt wieder heißen?«

»Es waren eindeutig Hände, die sich um meinen Hals legten. Aber sie waren hart und eiskalt. Und da war ein Geräusch, das ich gehört habe.« Goadecs Blick ging nun wie in weite Ferne.

»Was für ein Geräusch?«, fragte Zamorra eindringlich.

»Es war eine Art Klappern. Wie von Holz oder so ähnlich.« Goadec zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.« Mit einem Zug leerte er den Cognacschwenker und hielt ihn William hin. Der Butler goss sofort nach.

»Hm, was hältst du davon?«, fragte Nicole an Zamorra gewandt.

»Noch kann ich mir darauf keinen rechten Reim machen.«

»Oho. Ein bemerkenswertes Geständnis für den Meister des Übersinnlichen«, sagte Nicole süffisant.

»Allerdings. Und es gefällt mir nicht. Denkst du das Gleiche wie ich?«