Professor Zamorra 1108 - Michael Breuer - E-Book

Professor Zamorra 1108 E-Book

Michael Breuer

5,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sara Moons Glaube an den Boten des Wächters der Schicksalswaage hat einen gewaltigen Knacks erlitten - ist es ihr doch wider Erwarten nicht gelungen, den Tunnel der Seelen zwischen der neuen Hölle auf Avalon und der Erde wiederherzustellen. Muss sie jetzt noch einmal ganz von vorne anfangen? Oder gibt es noch eine Chance? Immerhin scheinen alle Artefakte - außer einem - noch intakt zu sein. Doch woher soll Sara Ersatz nehmen?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 131

Bewertungen
5,0 (16 Bewertungen)
16
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Speer des Schicksals

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Lingg

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-3855-3

www.bastei-entertainment.de

Speer des Schicksals

von Michael Breuer

»Zeit für die Medikamente, Mister Logan!«

Der Krankenpfleger blickte durch ein winziges Fenster in den angrenzenden Raum. Der Patient hatte sich in der hintersten Ecke des Zimmers zusammengekauert. Er sah nicht so aus, als sei er bereit, seine Dosis freiwillig einzunehmen.

Unwillig verzog der Pfleger das Gesicht und machte sich daran, die Tür zu öffnen.

Als er einen Moment später den Raum betrat, wandte die verkrümmte Gestalt in der Zimmerecke unendlich langsam den Kopf.

Der Körper des Pflegers straffte sich, als Logan ihn mit verzerrtem Gesicht anblickte.

»Die Toten mögen es nicht, wenn man sie bestiehlt«, knurrte er.

Ehe der Pfleger etwas erwidern konnte, stürzte sich Logan auch schon auf ihn …

Vor einigen WochenNewcastle/Australien, Zentrum für psychische Erkrankungen

Hank Johnson zuckte zurück, als der Patient völlig unvermittelt auf ihn zustürzte. Fluchtartig wollte er aus dem Raum stürzen, aber er hatte keine Chance.

Logan bewegte sich flink wie ein Raubtier.

Schon hatte er seinen Pfleger erreicht und sprang Johnson an die Kehle. Der hünenhafte Mann brachte ein ersticktes Gurgeln heraus. Er wollte einen Schrei ausstoßen, aber dazu kam er nicht mehr. Schon vergruben sich die Zähne des Patienten in seinem weichen Fleisch.

Hank Johnsons Augen weiteten sich, als Logan seinen Kopf abrupt zurückriss. Im blutbeschmierten Mund des Patienten konnte er Haut und Fleisch erkennen. Der Pfleger brauchte einen Moment, um zu begreifen, was gerade vor sich ging.

Während Logan noch kaute, nahm Johnson das hervorschießende Blut wahr. Instinktiv presste er die Hand auf den Hals. Es schien sich zum Glück nur um eine oberflächliche Fleischwunde zu handeln.

Während der Pfleger noch versuchte, das Gleichgewicht zu halten, rannte Logan auch schon an ihm vorbei und schoss wie der geölte Blitz aus dem Zimmer.

Verdammt, durchzuckte es den hünenhaften Mittvierziger gedanklich.

Er stolperte dem flüchtigen Patienten hinterher, aber als er hinaus auf den Gang torkelte, sah er von Logan nur noch die Rücklichter. Sofort schlug Johnson mit der flachen Handfläche auf den nahen Notschalter. Im gleichen Moment wurde ein schriller Alarmton hörbar.

Während er sich umblickte, schossen ihm die wenigen Fakten durch den Kopf, die ihm über den Patienten bekannt waren.

Logan war vor ein paar Jahren eingeliefert worden. Man hatte den armen Kerl halb verdurstet und mit einem Sonnenstich im Outback aufgegriffen. Sein echter Name lautete Loongarra, das ging jedenfalls aus seinen Papieren hervor. Was ihm dort draußen zugestoßen war, blieb jedoch ein Rätsel. Auf jeden Fall hatte es ihn den Verstand gekostet. Für die Ärzte war der Mann ein völliges Rätsel.

Vom anderen Ende des Gangs eilten mehrere andere Pfleger herbei, um dem zusammengesackten Johnson zu helfen.

»Was ist passiert?«, wollte einer wissen, während man die Halsverletzung des Pflegers untersuchte. Diese entpuppte sich als halb so schlimm. Dennoch tat es verteufelt weh.

»Logan ist durchgedreht«, ließ Johnson wissen. Er deutete in die Richtung, in die der Aborigine verschwunden war.

Schon wollten sich die Kollegen auf den Weg machen, um die Verfolgung aufzunehmen, als sich Johnson vom Boden hochstemmte.

»Ich komme mit«, knurrte er.

Dass unter seiner Aufsicht ein Patient geflohen war, wollte er nicht auf sich sitzen lassen. Die Bemühungen seiner Kollegen wehrte er ab, sondern setzte sich an die Spitze.

Er wusste, Logan würde nicht weit kommen. Die Türen zur geschlossenen Abteilung der Klinik waren mit speziellen Code-Karten gesichert. Spätestens dort würde für den Flüchtigen Endstation sein!

Im Laufen schüttelte der Pfleger den Kopf. Bis jetzt hatte es sich bei Logan um einen wahren Musterpatienten gehandelt. Gewalttätige Ausbrüche hatten ihm völlig ferngelegen. Dass er nun versuchte, jemandem die Kehle herauszureißen, war mehr als ungewöhnlich. Aber damit sollten sich später die Weißkittel befassen. Jetzt war es erst einmal wichtig, dass sie Logan überwältigten, bevor er weitere Menschen verletzen konnte.

Der Gang machte jetzt eine Biegung. Unmittelbar dahinter befanden sich massive Türen, welche die geschlossene Abteilung von den übrigen Bereichen der Klinik trennten. Dort war für Logan unwiderruflich Feierabend.

Johnson staunte nicht schlecht, als er um die Ecke bog und dort niemanden mehr vorfand. Irgendwie musste es der Aborigine geschafft haben, die Tür zu entriegeln.

Plötzlich hatte der Pfleger eine ganz böse Ahnung. Seine Hand schoss nach oben und tastete nach der Brusttasche seines Kittels, wo er normalerweise seine eigene Code-Karte aufbewahrte. Er war nicht sonderlich erstaunt, sie dort nicht vorzufinden. Logan musste die Attacke genutzt haben, um ihm die Karte zu stehlen.

Natürlich, er hatte oft genug gesehen, wie das Ding benutzt wurde und wo Johnson sie aufbewahrte, aber bis jetzt war der Pfleger davon ausgegangen, dass Logan in seiner ganz eigenen Welt lebte.

»Scheiße«, knurrte Johnson. Er zerknirschte das Wort förmlich zwischen den Zähnen.

Der Pfleger wusste, dass die ganze Sache ganz schön Ärger geben würde. So wie sich Logan aufgeführt hatte, hielt er es nicht für ausgeschlossen, dass er auch noch andere Menschen anfiel, sollten ihm diese in die Quere kommen.

Gemeinsam mit seinen Kollegen stürmte Johnson in die angrenzende Abteilung der Klinik. Auch dort war man bereits in heller Aufregung. Er hoffte, dass man so klug gewesen war, die Eingangstüren des Gebäudekomplexes zu verriegeln. In Gedanken ging der Pfleger die verschiedenen Fluchtmöglichkeiten durch. An den Türen würde sicherlich bereits Personal Stellung bezogen haben. Ob man allerdings auch die Fenster entsprechend gesichert hatte, stand auf einem anderen Blatt.

»Kontrolliert die Patientenzimmer«, wies er seine Kollegen an. Es war durchaus möglich, dass Logan sich dort versteckt hielt.

Johnson selbst hetzte in Richtung des Schwesternzimmers.

Er wehrte die Fragen der anwesenden Männer und Frauen ab und hängte sich ans Telefon, um Anweisungen zu geben, damit ihnen Logan nicht durch die Lappen ging.

Falls er denn überhaupt noch im Gebäude ist …

Schon bald sollten sich Hank Johnsons ungute Ahnungen bestätigen. Von dem flüchtigen Patienten war weit und breit keine Spur mehr zu finden.

Wie sich später herausstellen sollte, hatte er das Klinikgebäude durch einen der Notausgänge verlassen. Zuvor war es ihm jedoch noch gelungen, einen Besucher niederzuschlagen und dessen Kleidung an sich zu nehmen.

Während sich Hank Johnson auf den Weg zu seinen Vorgesetzten machte, um Bericht zu erstatten, hatte er ein äußerst ungutes Gefühl. Er ahnte bereits, dass Logans Flucht noch größeres Unheil nach sich ziehen würde …

***

Loongarra hetzte über den verregneten Klinikparkplatz. Es war bereits dunkel. Vereinzelte Laternen tauchten das Gelände in trüben Dämmerschein.

Immer wieder blickte sich der Aborigine um. Bis jetzt hatte man offenbar noch nicht entdeckt, dass es ihm gelungen war, aus der Klinik zu flüchten. Aber das konnte sich natürlich sekündlich ändern.

Mit flackerndem Blick sah sich Loongarra um. Es war erst wenige Momente her, dass er einen Klinikbesucher niedergeschlagen hatte, um ihm Kleidung und Wagenschlüssel zu stehlen. Jetzt hielt er Ausschau nach dem Fahrzeug.

Dummerweise war der Parkplatz einigermaßen unübersichtlich und dazu noch ziemlich groß.

Zähneknirschend setzte sich Loongarra in Bewegung und begann nach dem Wagen zu suchen. Er hatte Glück. Ein schmales Grinsen kerbte die Züge des Aborigines, als er nach einigen Momenten einen grauen Mazda ausfindig machte.

Das musste er sein!

Loongarra öffnete den Wagen und klemmte sich hinter das Lenkrad. Er wusste, er musste schleunigst hier verschwinden, bevor sich die Aufpasser von ihrem Schreck erholt hatten und sich an seine Fersen hefteten.

Während der Aborigine das Gaspedal durchtrat, um den Wagen vom Klinikgelände zu steuern, blickte er in den Rückspiegel. Dort konnte er das rasch kleiner werdende Hauptgebäude der psychiatrischen Anstalt von Newcastle erkennen.

So viele Tage, dachte er grimmig, als er sich bewusst wurde, wie lange er sich in der Obhut der Ärzte befunden hatte. Seit seiner Einlieferung mussten Jahre vergangen sein.

Und diese hatte er größtenteils in einer gemütlichen Einzelzelle mit weichen, gepolsterten Wänden verbracht.

Loongarra schwor sich, dass es nie wieder soweit kommen würde. Einer erneuten Zwangsunterbringung würde er sich mit allen Mitteln widersetzen.

Und wenn es mich das Leben kostet …

Mit mahlenden Kiefern lenkte Loongarra den Mazda durch die nächtlichen Straßen. Während seines Klinikaufenthalts hatte er das Gefühl gehabt, sein Zeitgefühl zu verlieren. Ihm war klar, dass mehrere Jahre seit seiner Einlieferung vergangen sein mussten, aber damit hatte es sich auch schon.

Als er an einer roten Ampel den Wagen abbremste, beugte er sich in Richtung Handschuhfach, um neugierig darin herumzukramen. Tatsächlich wurde er fündig. Eine zusammengefaltete Zeitung fiel ihm in die Finger.

Loongarra schnaubte leise, als er auf der Titelseite die Jahreszahl 2016 entdeckte.

Vier verdammte Jahre haben sie mir gestohlen, machte er sich klar. Soviel Zeit war seit seiner Einlieferung nämlich vergangen.

Der Aborigine blinzelte. Seine Hände krampften sich um das Lenkrad und kalter Schweiß trat auf seine Stirn.

Warum hat man mich damals eingeliefert?

Die Frage hämmerte in seinem Schädel, ohne dass er sie beantworten konnte. Loongarras Gedächtnis war lückenhaft und weder Medikamente noch Therapien hatten im Laufe der Jahre, etwas daran ändern könnten.

Was war geschehen?

Für Loongarra lag auf der Hand, dass es etwas so Ungeheuerliches gewesen sein musste, dass sein Erinnerungsvermögen daran nachhaltigen Schaden genommen hatte.

Ein Hupen riss den Aborigine aus seinen Gedanken. Er zuckte zusammen und blickte in den Rückspiegel.

Die Ampel war mittlerweile auf Grün umgesprungen und die hinter ihm wartenden Verkehrsteilnehmer warteten mit grimmiger Miene darauf, dass er endlich seine Fahrt fortsetzte.

Loongarra machte eine entschuldigende Geste und trat aufs Gaspedal.

Ohne seine Umgebung wirklich wahrzunehmen, lenkte er den Wagen zurück in Richtung Innenstadt. Wo er eigentlich hinwollte, wusste er nicht. Ziellos kurvte er durch die Straßen.

Die Toten mögen es nicht, wenn man sie bestiehlt!

Der Satz war plötzlich dagewesen. Jahrelang hatte sich Loongarra in sein Schicksal gefügt. Für diesen Umstand waren sicherlich auch die Medikamente verantwortlich gewesen. Erst in den letzten Wochen hatte sich das geändert. Immer öfter blitzten kurze Gedankensplitter in seinem Bewusstsein auf, die ihm immer deutlicher machten, dass vor vier Jahren etwas geschehen war, das einer Korrektur bedurfte.

Habe ich die Toten bestohlen?

Loongarra wusste es nicht, aber der Satz kam sicherlich nicht von ungefähr. Irgendetwas hatte er wohl auf dem Kerbholz, etwas so Schlimmes, dass es ihn den Verstand gekostet hatte.

Unruhig leckte er sich über die Lippen, während er den Wagen durch die regennassen Straßenschluchten lenkte. Zu dieser abendlichen Zeit herrschte besonders viel Verkehr in Newcastle und instinktiv nahm der Aborigine den Fuß vom Gas. Er hatte keine große Lust, in eine Polizeikontrolle zu geraten und wieder in der Anstalt zu enden.

Was gestohlen wurde, muss zurückgebracht werden!

Wieder ein Gedankensplitter, diesmal deutlich wuchtiger. Loongarra hätte fast die Kontrolle über den Wagen verloren. Seine Finger krallten sich fester um das Lenkrad des Wagens. Abermals konnte er hinter sich das Hupen der anderen Verkehrsteilnehmer hören.

Der Aborigine machte eine entschuldigende Geste und lenkte den Wagen dann in Richtung eines nahen Parkplatzes. Er wusste, in diesem Zustand konnte er nicht weiterfahren, sonst würde er am nächsten Baum enden.

Keuchend stieg er aus dem Fahrzeug und versuchte, seine Gedanken wieder unter Kontrolle zu bringen. Tiefes, gleichmäßiges Atmen half ihm dabei.

Nach einigen Minuten hatte sich der Aborigine etwas beruhigt. Seine Miene entspannte sich ein wenig.

Nachdenklich sah er sich um. Die umliegenden Hochhäuser weckten keinerlei Erinnerungen in ihm.

Was immer ich suche, ist nicht hier, erkannte er glasklar. Sein Ziel lag anderswo.

Mit ruhigen Bewegungen stieg Loongarra wieder in den Wagen und startete den Motor. Es war an der Zeit, dass er seine Fahrt fortsetzte.

Wenn er weiter hier herumstand und auf schönes Wetter wartete, kam er schließlich auch nicht weiter.

Während er den Wagen zurück auf die Straße lenkte, verschleierte sich der Blick des Aborigines. Erinnerungsfetzen trudelten durch sein Hirn und mit einem Mal hatte er eine grobe Ahnung, wo er mit seiner Suche ansetzen musste.

Ein schmales Lächeln huschte über seine Lippen, als er auf das Gaspedal trat.

Es würde noch eine lange Fahrt werden.

***

Zauberwald Brocéliande, Bretagne/Frankreich

Fassungslos kniete Sara Moon am Boden. Gespenstische Stille hatte sich in Merlins Zauberwald ausgebreitet. Selbst das Plappern der allgegenwärtigen Schwarzelfen war verstummt.

Die hübsche Druidin strich sich das schulterlange, silberfarbene Haar aus der Stirn. Ihre Miene war verzerrt. Aus ungläubigen Augen blickte sie auf den Zauberbrunnen, der das Zentrum der kreisrunden Lichtung bildete.

Er bestand aus einer etwa zweieinhalb Meter hohen Röhre und besaß einen Durchmesser von gut drei Metern. Das Backsteinbauwerk war einst die einzige Möglichkeit gewesen, um von der Erde zur Feeninsel Avalon überzuwechseln, die zwischen den Zeiten dahintrieb. Aber dieser Weg war längst versperrt. Obendrein hatte sich auch Avalon verändert. Schon seit endlosen Monaten handelte es sich nicht mehr um die liebliche Feeninsel. Vielmehr war Avalon zur neuen Heimat LUZIFERs und seiner Dämonenbrut geworden. Die Insel war verseucht, womöglich für alle Zeiten. Die ursprüngliche Hölle war vernichtet worden und nun diente Avalon dem Teufel und seinen Schergen als Domizil. Alle Wege dorthin waren jedoch versiegelt.

Und hieraus ergab sich ein ganz besonderes Problem. Denn auch die schwarzen Seelen, die früher der Hölle anheimgefallen wären, konnten nun nicht mehr von der Erde abfließen. Sie wurden zurzeit von Sammlerdämonen in speziellen Depots gehortet, aber das konnte natürlich nur eine Übergangslösung sein.

Langsam aber sicher baute sich eine kritische Masse schwarzmagischer Energie auf. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die ganze Chose explodierte.

Darum war Sara Moon in Marsch gesetzt worden. Als Dienerin des Wächters der Schicksalswaage war es ihre Aufgabe, einen stabilen Tunnel zwischen Erde und Avalon zu etablieren, damit die Seelen endlich abfließen konnten, bevor ein Unglück geschah.

Wenn sich das magische Gleichgewicht erst zur Seite des Bösen neigte, würde alles zu spät sein.

Schon vor dem Ritual zur Tunnelöffnung hatte Merlins Tochter ein äußerst ungutes Gefühl gehabt. Durchaus zu Recht, wie sich gezeigt hatte.

Kopfschüttelnd betrachtete die silberhaarige Druidin die geheimnisvollen Artefakte, die sie in Form eines Drudenfußes rund um den Zauberbrunnen angeordnet hatte.

Da waren einerseits der Harzer Blutstein, Lakkons Dämonensense, ein Tränensplitter LUZIFERs, ein magisches Filmstück und der magische Salemstein. Diese Gegenstände waren schwarzmagisch aufgeladen.

Fünf weitere Artefakte bildeten ihr weißmagisches Gegenstück: Die Krone des Arawn, der Fächer des Zhongli Quan, der Spiegel der Sonnengöttin Amaterasu, der Sand des Lichts und Neles Goldschiffchen.

Das Zusammenspiel von schwarzer und weißer Magie hatte dazu dienen sollen, den Tunnel in die neue Hölle zu öffnen. Professor Zamorra und seine Gefährten hatten die verschiedenen Artefakte in Saras Auftrag mühsam zusammengesucht.

Aber es hatte nicht funktioniert.

Im entscheidenden Moment war Neles Goldschiffchen kurzerhand explodiert. Nur ein Haufen verklumpter Schlacke war übrig geblieben.

Vorsichtig näherte sich Sara dem Pentagramm und ging vor dem, was von dem magischen Artefakt übrig geblieben war, in die Knie. Immer noch konnte sie die Resthitze spüren, die von dem Goldschiffchen ausging.

Interessiert ging sie neben dem Artefakt in die Knie, um den unförmigen Schlackeklumpen zu untersuchen. Sie konnte keinerlei magische Ausstrahlung mehr wahrnehmen. Was immer das Artefakt beseelt hatte, war mit dem Fehlschlag des Rituals vergangen.

Vielleicht war es einfach der falsche Gegenstand, überlegte Sara. Das allerdings vermochte sie nicht recht zu glauben. Merlins Tochter war sich ziemlich sicher, exakt die richtigen Gegenstände für das Ritual ausgewählt zu haben. Andererseits, wenn man bedachte, wie sie auf die Spur der einzelnen Artefakte gekommen war …

Das Bild einer gewissen Kröte baute sich vor Saras geistigem Auge auf.

Hastig schob sie die Gedanken an Kühlwalda beiseite, um ihre Überlegungen fortzusetzen.

Vielleicht hatten ihr die Boten des Wächters der Schicksalswaage auch ganz einfach lückenhafte oder fehlerhafte Informationen übermittelt, was die Durchführung des Rituals anging. Sara hielt das durchaus für möglich. Diese höheren Wesen, wenn man sie denn so nennen mochte, pflegten sich zumeist sehr umständlich und rätselhaft auszudrücken. Möglicherweise war ihr dabei eine ganz entscheidende Information entgangen.