5,49 €
In diesem Buch soll das Verhältnis zwischen gesetzlichem Verbot und das was dem Staat nützt, nachgegangen werden. Obwohl der § 249 des DDR-Strafgesetzbuchs offiziell die Prostitution gleichgestellt wird mit asozialen Verhalten wird sie doch geduldet und sogar gefördert, wenn sie dem Staat nützt. Und dabei hatte die Staatssicherheit der DDR einen wesentlichen Anteil. "Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sauberer Staat. Hier gibt es unverrückbare Maßstäbe der Ethik und Moral, für Anstand und gute Sitte." So erklärte Erich Honecker den Bürgern der DDR das Verbot der Prostitution, das seit 1968 unter Paragraf 249 im Strafgesetzbuch festgeschrieben war, handele es sich doch um eine "strafbare Weigerung, am sozialistischen Leben teilzunehmen". Doch das Land konnte seinen eigenen moralischen Ansprüchen nicht gerecht werden. Auch wohl mit Wissen des damaligen Generalsekretärs des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands gab es Prostitution in der ehemaligen DDR. Dabei galt sie in dem sozialistischen Land doch eigentlich als "Krankheit des Kapitalismus". Betrachten wir die Zentren der Prostitution in der DDR-Hauptstadt Ost-Berlin, der Messestadt Leipzig und der Hafenstadt Rostock.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 42
Walter Brendel
Prostituierte in der DDR
Prostituierte in der DDR
Bezahlte Liebe im sauberen Staat
Walter Brendel
Impressum
Texte: © Copyright by Walter Brendel
Umschlag:© Copyright by Walter Brendel
Verlag:Das historische Buch, 2023
Mail: [email protected]
Druck:epubli - ein Service der neopubli GmbH,
Berlin
Inhalt
Einführung
Der saubere Staat zur Messe
Geschichtlicher Abriss und Straftatbestand
In der DDR-Hauptstadt
Konsum-Rausch in der DDR
Motive zur Prostitution und die Erscheinungen
Honigfallen
Venerologische Stationen
Mitverdiener an der Prostitution
Fazit
Quellen
In diesem Buch soll das Verhältnis zwischen gesetzlichem Verbot und das was dem Staat nützt, nachgegangen werden. Obwohl der § 249 des DDR-Strafgesetzbuchs offiziell die Prostitution gleichgestellt wird mit asozialen Verhalten wird sie doch geduldet und sogar gefördert, wenn sie dem Staat nützt. Und dabei hatte die Staatssicherheit der DDR einen wesentlichen Anteil.
„Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sauberer Staat. Hier gibt es unverrückbare Maßstäbe der Ethik und Moral, für Anstand und gute Sitte.“ So erklärte SED-Partei- und Staatschef Erich Honecker den Bürgern der DDR das Verbot der Prostitution, das seit 1968 unter Paragraf 249 im Strafgesetzbuch festgeschrieben war, handele es sich doch um eine „strafbare Weigerung, am sozialistischen Leben teilzunehmen“. Doch das Land konnte seinen eigenen moralischen Ansprüchen nicht gerecht werden. Auch wohl mit Wissen des damaligen Generalsekretärs des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands gab es Prostitution in der ehemaligen DDR. Dabei galt sie in dem sozialistischen Land doch eigentlich als "Krankheit des Kapitalismus". Darüber wachte nicht nur die Partei, sondern auch die Staatssicherheit mit zuletzt 91.000 hauptamtlichen und doppelt so vielen Inoffiziellen Mitarbeitern. Und doch hat es die Prostitution im moralisch integren Arbeiter-und-Bauern-Staat gegeben, überall, zu jeder Zeit und mit Wissen, Duldung und gar Förderung durch Staats- und Parteiführung. Denn sie brachte Devisen ein und Wissen und Macht über die Umtriebe der eigenen Bevölkerung.
Offiziell stand Prostitution in der DDR unter Strafe. Als Devisenbringer und Informationsquelle wurde sie aber geduldet, ja gefördert. Unter Aufsicht der Stasi, die auch vor Erpressung nicht zurückschreckte.
Prostitution war in der DDR seit 1968 verboten. Doch der Staat duldete sie, nicht zuletzt, weil sie Teil des Spitzelsystems der Stasi war. Das Buch veranschaulicht ein Dilemma: Einerseits widersprach Prostitution den Idealen des Sozialismus - einer Gesellschaft ohne Ausbeutung -, andererseits brachte sie Westgeld ins Land und ermöglichte das Aushorchen von Ausländern und der eigenen Bevölkerung.
Steigen wir deshalb hinab in eine Schattenwelt aus Sozialismus, Stasi und Sex. Da sich die DDR gegenüber dem Klassenfeind als moralisch überlegen sah, hätte es Ausbeutung von Frauen so nicht geben dürfen. Tatsächlich aber wurde ein ganzes Heer von informellen Mitarbeitern zur Überwachung der Prostitution eingesetzt.
Vor allem die Interhotels in der Messestadt Leipzig entwickelten sich zu Hotspots der käuflichen Liebe. Nach einem harten Messetag suchten die Männer mit den dicken Spesenkonten auch hier nach Ablenkung. Es war ein offenes Geheimnis, dass sich dort auch Ehefrauen feilboten – mit dem Wissen ihrer Männer. Westgeld sollte an Cocktailbar und im Bett verdient werden. Jan Friedrich beispielsweise, ein ehemaliger Angestellter in einem Leipziger Messehotel, erinnert sich: "Wir konnten an den Ausweisen sehen, wo die Leute herkommen. Und die Frauen kamen aus allen Gegenden der damaligen DDR."
Begeben wir uns also auf Spurensuche der Prostituierten in der ehemaligen DDR.
Schwerpunkte der Prostitution in der DDR waren die Hauptstadt Ost-Berlin selbst, die Messestadt Leipzig und die Hafenstadt Rostock.
Nehmen wir da eine Studie der Universität Rostock zur Hilfe, die unsere Einführung ergänzen soll.
Eine vergleichende Untersuchung der drei Städte Rostock, Berlin und Leipzig von 1968 bis 1989 kann die vielfältigen Facetten und Ausprägungen der Prostitution in der DDR aufzeigen. Dabei soll als Basis der Arbeit die Lebenswirklichkeit der Frauen nachgezeichnet werden. Erhebungen zu Alter, Familienstand und sozialer Schichtung sind notwendig. Außerdem stellt sich die Frage nach der Organisation innerhalb dieses nicht-öffentlichen Milieus. Inwieweit unterschied sich Prostitution im „real existierenden Sozialismus“ vom Milieu in der Bundesrepublik? Die Illegalität förderte einen internen Zusammenhalt bei gleichzeitiger gegenseitiger Bespitzelung für das MfS. Prostituierte in der DDR hatten oft Beziehungen zu ihren Kunden, die über die sexuelle Dienstleistung hinausgingen – das „Geschäft“ stand nicht immer im Vordergrund. Auch die Organisation durch Zuhälter fiel meist weg, dafür gab es andere Nutznießer (Barpersonal, Taxifahrer, Partner). Weiterhin florierte der Schwarzmarkt mit westlichen Waren und Devisen. Die Organisation und Bedeutung dieser Schattenwirtschaft und der verzweigten Netzwerke sind unbedingt näher zu analysieren.
Im Vordergrund der Arbeit sollen schließlich staatliche Eingriffsversuche und deren Wirksamkeit stehen. Welche Repressionen entwickelte der SED-Staat gegen Prostituierte? Welche Handlungsmuster ergaben sich daraus für die Frauen? Daneben sind die Eingriffsmöglichkeiten des Gesundheitssystems von Interesse. Neben repressiven Maßnahmen durch die staatlichen Organe ist auch eine Unterstützung und Deckung der Prostitution durch das MfS zu verzeichnen. Ein Großteil der Frauen wurde als Inoffizielle Mitarbeiter (IM) angeworben, um ihr eigenes Milieu „abzusichern“. Daneben ist es sinnvoll, Prostitution in Interhotels mit Bezug zur Staatssicherheit näher zu untersuchen. Hier kamen promisk lebende Frauen zum Einsatz, die auf „operativ-interessante“ Ausländer angesetzt wurden und in vielen Fällen mit ihnen intim werden sollten. Können diese Frauen als Prostituierte definiert werden oder gleichen sie den männlichen „Romeos“ in der BRD?