Psychische Belastungen am Arbeitsplatz und ihre Folgen. Wie soziale Unterstützung und Entscheidungsspielraum die Gesundheit fördern - Daniela Kaminski - E-Book

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz und ihre Folgen. Wie soziale Unterstützung und Entscheidungsspielraum die Gesundheit fördern E-Book

Daniela Kaminski

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Beschreibung

In der heutigen Arbeitswelt nehmen hohe Arbeitsbelastungen, ständige Erreichbarkeit und Zeitdruck immer stärker zu, was zu einer dauerhaften Überforderung führt. Infolgedessen häufen sich auch psychische Erkrankungen. Die bekannteste ist dabei wohl der Burnout. Doch auch andere psychische und psychosomatische Erkrankungen treten aufgrund der wachsenden beruflichen Anforderungen vermehrt auf. Welche Arbeitsanforderungen sind besonders psychisch belastend? Welchen Einfluss haben soziale Unterstützung und Entscheidungsspielraum am Arbeitsplatz auf die Gesundheit der Mitarbeiter? Wie beeinflussen sie die Folgen psychisch belastender Arbeitsanforderungen? Diese Fragen beantwortet Daniela Kaminski in ihrem Buch. Dabei nimmt sie auch die Rollen der Unternehmenskultur und der Mitarbeiterführung in den Blick. Aus dem Inhalt: - Führungsrolle; - psychische Belastung; - Mitarbeiterzufriedenheit; - Unternehmensphilosophie; - Belastungen am Arbeitsplatz

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Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Zusammenfassung (Abstract)

1... Einleitung und Public Health Relevanz

2... Psychische Belastungen

2.1 Psychische Belastungen am Arbeitsplatz

2.2 Psychische Beanspruchungen

2.3 Folgen psychischer Beanspruchung

3... Handlungs- und Entscheidungsspielraum

3.1 Das Anforderungs-Kontroll-Modell nach Karasek

3.2 Kritische Kombinationen mit hohem Belastungspotenzial

4... Ressourcen zur Bewältigung psychischer Beanspruchung

4.1 Soziale Ressourcen

4.2 Personale Ressourcen

4.3 Zwischenfazit

5... Wissenschaftliches Erkenntnisinteresse und Fragestellung

6... Methodisches Vorgehen

6.1 Datengrundlage

6.2 Statistische Analysemethoden

6.3 Vorgehen bei der Datenauswertung

7... Ergebnisauswertung

7.1 Univariate Analysen

7.2 Bivariate Analysen

7.3 Multivariate Analysen

8... Diskussion

8.1 Zusammenfassung der Ergebnisse

8.2 Reflexion der Ergebnisse

8.3 Bewertung der Methodik und Datengrundlage

9...

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Chronischer Stress und Krankheitsfolgen

Tabelle 2: Kritische Belastungskombinationen am Arbeitsplatz

Tabelle 3: Stress der letzten 2 Jahre und Beschwerden

Tabelle 4: Arbeitsanforderungen und Beschwerden bei der Arbeit

Tabelle 5: Arbeitsanforderungen und Entscheidungsspielraum

Tabelle 6: Arbeitsanforderungen und soziale Unterstützung

Tabelle 7: Entscheidungsspielraum und soziale Unterstützung

Tabelle 8: Entscheidungsspielraum und Beschwerden bei der Arbeit

Tabelle 9: Soziale Unterstützung und Beschwerden bei der Arbeit

Tabelle 10: Logistische Regressionsanalyse I

Tabelle 11: Logistische Regressionsanalyse II

Tabelle 12: Logistische Regressionsanalyse III

Tabelle 13: Logistische Regressionsanalyse IV

Tabelle 14: Logistische Regressionsanalyse V

Tabelle 15: Logistische Regressionsanalyse Va

Tabelle 16: Logistische Regressionsanalyse VI

Tabelle 17: Logistische Regressionsanalyse VII

Tabelle 18: Logistische Regressionsanalyse VIII

Tabelle 19: Logistische Regressionsanalyse IX

Tabelle 20: Logistische Regressionsanalyse X

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Belastungs-Beanspruchungsmodell Treier (2019) nach Rohmert und Rutenfranz (1975)

Abbildung 2: Das Anforderungs-Kontroll-Modell

Abbildung 3: Themenbereiche des Fragebogens

Abbildung 4: Alter der befragten Personen

Abbildung 5: Geschlecht der befragten Personen

Abbildung 6: Berufsabschluss der befragten Personen

Abbildung 7: Führungsebene im Unternehmen

Abbildung 8: Niveau der Tätigkeit

Abbildung 9: Veränderungen von Stress am Arbeitsplatz

Abbildung 10: Veränderung der Arbeitsanforderungen

Abbildung 11: Arbeitszufriedenheit

Abbildung 12: Belastungen durch Arbeitsanforderungen nach Bereichen

Abbildung 13: Stress in den letzten zwei Jahren und Gesundheitszustand

Abbildung 14: Arbeitsanforderungen und Gesundheitszustand

Abbildung 15: Entscheidungsspielraum und Gesundheitszustand

Zusammenfassung (Abstract)

Fragestellung: In dieser Arbeit geht es um die Frage, welchen Einfluss Entscheidungsspielraum und soziale Unterstützung bei der Arbeit auf den Gesundheitszustand von Beschäftigten haben und inwieweit diese die Folgen psychisch belastender Arbeitsanforderungen beeinflussen.

Zielsetzung: Ziel ist es herauszustellen, welche Arbeitsanforderungen besonders psychisch belastend sind und inwieweit Entscheidungsspielraum und soziale Unterstützung am Arbeitsplatz in dem Zusammenhang Einfluss auf den Gesundheitszustand und die Folgen psychischer Beanspruchung haben.

Inhalt der Arbeit: Psychische Gesundheit ist ein essentieller Faktor für die menschliche Gesundheit. In der heutigen Arbeitswelt nehmen hohe Arbeitsbelastungen, ständige Erreichbarkeit und Zeitdruck immer stärker zu, was zu einer dauerhaften Überforderung führt. Immer weniger Beschäftigte können diese Belastungen kompensieren, und dies hat negative Folgen für ihre Gesundheit. Der Anteil psychischer und psychosomatischer Erkrankungen in der Gesellschaft nimmt immer stärker zu. Die Folge können Burnout, Ängste oder Zwänge sein. Zusätzlich kommt es nicht selten zu Muskel-Skelett-Erkrankungen, Schlafstörungen, Herzerkrankungen oder Verdauungsbeschwerden. Deshalb sollten auch psychische Faktoren am Arbeitsplatz beachtet werden. Es wird vor allem die Rolle der sozialen Unterstützung und des Entscheidungsspielraums untersucht.

Ergebnisse: Soziale Unterstützung hat einen großen Einfluss auf die Entwicklung psychischer Beanspruchungsfolgen und den Gesundheitszustand. Hohe soziale Unterstützung hat einen positiven Effekt auf die Gesundheit. Dabei sind vor allem das Lob durch den Vorgesetzten und das Gefühl, sich als Teil einer Gemeinschaft zu sehen, wichtig. Der Entscheidungsspielraum hat ebenfalls einen positiven Einfluss auf den Gesundheitszustand. Für bestimmte Belastungsfolgen ist ein hoher Entscheidungsspielraum jedoch auslösend. Insgesamt beeinflusst er den Gesundheitszustand positiv. Psychisch belastende Arbeitsanforderungen haben einen Einfluss auf die Gesundheit, können jedoch durch soziale Unterstützung und Entscheidungsspielraum minimiert werden.

Schlussfolgerungen: Eine gute Unternehmenskultur mit einer mitarbeiter­orientierten Führung ist unabdingbar. Dazu zählen auch die Gefährdungs­beurteilung und ein betriebliches Gesundheitsmanagement. Nur wer seine Mitarbeiter kontinuierlich im Blick hat, und diese unterstützt und begleitet, kann dem Entstehen psychischer Beanspruchungsfolgen entgegenwirken. Zudem müssen persönliche Ressourcen zum Umgang mit Stress und anderen Belastungen gefördert werden. Nur so lassen sich die Anforderungen der heutigen Arbeitswelt bewältigen.

1. Einleitung und Public Health Relevanz

Die psychische Gesundheit stellt eine der Hauptdimensionen der Gesundheit dar. Psychische Gesundheit ist dabei ein vielschichtiger Prozess, der neben biologischen und psychologischen Faktoren auch von sozialen, sozioökonomischen, kulturellen und ökologischen Faktoren beeinflusst wird. Psychische Gesundheit kann daher in verschiedenen Lebensphasen unterschiedlich erlebt und definiert werden. Sie ist jedoch immer ein Ergebnis der Wechselbeziehung zwischen Individuum und Umwelt (Steinmann 2005).

Die moderne Arbeitswelt kennzeichnet sich zunehmend durch Flexibilisierung, stetige Veränderungen in Form von neuen Technologien und steigendem Zeit- und Leistungsdruck. Dies bleibt nicht ohne Folgen für die Beschäftigten (Neuner 2019), denn „die Gesamtheit aller Arbeitsbedingungen wirkt auf den Menschen. Er nimmt sie mit allen Sinnen wahr. Die Wahrnehmungen lösen Gedanken, Empfindungen, Erinnerungen und Gefühle aus, die wir innerlich als angenehm, positiv oder negativ, unangenehm oder gar bedrohlich bewerten.“ (Riechert 2015, S. 25). Der Begriff Belastung ist zunächst frei von jeglicher Wertung und wird als Anforderung verstanden. Von psychischen Fehlbeanspruchungen wird erst gesprochen, wenn ein Mensch nicht über ausreichend Ressourcen verfügt, um den bestehenden Anforderungen gerecht zu werden. Daher hängen die Auswirkungen psychischer Fehlbeanspruchungen zum einen von der Arbeitssituation und den Arbeitsverhältnissen ab, und zum anderen von den Bewältigungsmöglichkeiten über die ein Mensch verfügt. Zu diesen Bewältigungsmöglichkeiten gehören z.B. Fähigkeiten, Erfahrungen, Selbstvertrauen oder die eigene Einstellung. Die Folgen psychischer Fehlbeanspruchung können u.a. Stress, Ermüdung und Monotonie sein (Riechert 2015). Gleichzeitig spielt der Entscheidungsspielraum und die soziale Unterstützung bei der Arbeit eine entscheidende Rolle, denn nicht nur zu hohe Arbeitsanforderungen sondern auch fehlende Gestaltungsspielräume und fehlende Unterstützung können Arbeitsstress auslösen und den Gesundheitszustand beeinflussen (Leka und Jain 2010).

Durch die Veränderung der Arbeitswelt, in der eine erhöhte Arbeitsintensität, steigende Verantwortung, ständige Erreichbarkeit, bei gleichzeitig problematischem Führungsverhalten und fehlenden sozialen Beziehungen, Normalität geworden sind, geraten immer mehr Menschen in ein Erleben dauerhafter Überforderung (Struhs-Wehr 2017). Es fällt den Beschäftigten immer schwerer abzuschalten, und sich zu erholen. Dieses ständige „Unter-Strom-Stehen“ kann im weiteren Verlauf zu psychischen Beanspruchungsfolgen und damit zu psychischen oder psychosomatischen Erkrankungen führen und die Gesundheit negativ beeinflussen (Jena und Di Pasquale 2014). Den jährlichen Gesundheitsberichten der Krankenkassen zufolge verursachten psychische Erkrankungen 2018 15,2 % der Krankenstände. Sie nehmen damit den dritten Platz nach Muskel-Skelett-Erkrankungen und Atemwegserkrankungen ein. Im Vergleich waren es 2008 nur 9 % und im Jahr 2000 nur 5,3 % (DAK 2019). Die gemessenen Fehltage sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs, da es sich um diagnostizierte Erkrankungen handelt. Nicht oder falsch diagnostizierte psychische Erkrankungen bleiben verborgen (Neuner 2019). Als fundamental wird auch der Anteil psychischer Faktoren an somatischen Erkrankungen eingeschätzt. So können psychische Faktoren Einfluss auf Muskel-Skelett-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, koronare Herzerkrankungen und bösartige Neubildungen haben. Psychische Faktoren, wie monotone Arbeitsbedingungen und Zeitdruck, weisen zudem einen nachgewiesenen Zusammenhang mit Nacken- und Rückenschmerzen auf. Ebenfalls nachgewiesen wurde, dass Stress die Immunabwehr schwächt und das Risiko für Infektionskrankheiten erhöht (Bamberg 2011). Als häufige Folgen psychischer Fehlbelastungen werden zudem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verdauungsbeschwerden und Schlafstörungen beschrieben. Ebenfalls kann es zu psychischen Störungen wie Ängsten, affektive Störungen, Burnout oder Zwängen kommen (Riechert 2015). Da Erwerbstätige etwa zwei Drittel des Tages am Arbeitsplatz verbringen, hat die Arbeit großen Einfluss auf Erwerbstätige und ist somit ein wichtiges Umfeld zur Förderung der Gesundheit (Neuner 2019). Dies bestätigt die Notwendigkeit, neben ergonomischen Umgebungsbedingungen auch die psychischen und sozialen Faktoren am Arbeitsplatz bei der Gesundheitsförderung zu berücksichtigen (Bamberg 2011).

Das Thema dieser Masterarbeit lautet Auswirkungen psychischer Belastungen am Arbeitsplatz. Ziel ist es, herauszustellen welche Rolle Entscheidungsspielraum und soziale Unterstützung am Arbeitsplatz für den Gesundheitszustand von Beschäftigten spielen und ob sie die Folgen psychisch belastender Arbeitsanforderungen beeinflussen können. Es geht daher um die Fragestellung „Welchen Einfluss haben Entscheidungsspielraum und soziale Unterstützung bei der Arbeit auf den Gesundheitszustand von Beschäftigten und inwieweit beeinflussen sie die Folgen psychisch belastender Arbeitsanforderungen?“. Dabei gilt es hauptsächlich herauszufinden, ob Beschäftigte, die einen hohen Entscheidungsspielraum bei der Arbeit haben oder viel soziale Unterstützung erhalten, ihren Gesundheitszustand als positiver bewerten und weniger gefährdet sind, Krankheiten aus psychischer Fehlbelastung zu entwickeln als andere. Dies soll mithilfe des Datensatzes der Erwerbstätigenbefragung 2018 von dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) untersucht werden.

2. Psychische Belastungen

Das aus dem griechischen stammende Wort „psychisch“ bedeutet wörtlich übersetzt seelisch oder die Seele betreffend (Joiko, Schmauder, Wolff 2010). Ganz allgemein bezeichnet psychisch die Vorgänge des Erlebens und Verhaltens im menschlichen Körper. Dazu gehören kognitive Vorgänge wie Denken und Lernen, informative Vorgänge (Wahrnehmung) und emotionale Vorgänge wie Gefühle und Empfindungen (Oppolzer 2010). Laut der DIN EN ISO 10075-1 ist eine psychische Belastung „die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken.“ Das heißt bei den psychischen Belastungen werden die Einflüsse fokussiert, die psychische Auswirkungen auf den Menschen haben. Diese Auswirkungen können potentiell positiv als auch negativ sein (Treier 2019). Psychische Belastungen sind jedoch notwendig, da sie für den notwendigen Antrieb bei Aktivitäten und die menschliche Weiterentwicklung sorgen (Joiko et al. 2010). Zur Erläuterung der psychischen Belastungen wird zunächst das Belastungs-Beanspruchungsmodell genutzt. Dies ist in der Arbeitsmedizin weit verbreitet und dient als Grundlage zur Erläuterung des Zusammenhangs zwischen psychischen Belastungen und Beanspruchungen bei der Arbeit (Neuner 2019).

Abbildung 1: Belastungs-Beanspruchungsmodell Treier (2019) nach Rohmert und Rutenfranz (1975)

Das Grundschema besagt dabei, dass eine Belastung (objektive Einflüsse) auf den Menschen einwirkt. Dies führt zu einer Beanspruchung (Auswirkung der Belastung) und daraus entstehen die Beanspruchungsfolgen (mittel- oder langfristig). Die Belastungen resultieren aus den Einflüssen bei der Arbeit. Sie setzen sich zusammen aus dem Arbeitsinhalt/-aufgabe, der Arbeitsumgebung, der Arbeitsorganisation und den sozialen Beziehungen (Kapitel 2.1.). Je nach Dauer, Stärke und eigener Bewertung der Belastungen sowie den Ressourcen der Person selbst (Kapitel 4.1.), aus dem sozialen Umfeld (Kapitel 4.2.), aus der Umwelt und aus der Arbeit kommt es zu unterschiedlichen psychischen Beanspruchungen (Kapitel 2.2.). Diese können positiv (Aktivierung) oder negativ (Ermüdung, Stress, ermüdungsähnliche Zustände) sein. Im weiteren Verlauf kann es zu langfristigen Beanspruchungsfolgen (Kapitel 2.3.) kommen (Treier 2019; Joiko et al. 2010). Nachfolgend wird nun auf die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz eingegangen.

2.1 Psychische Belastungen am Arbeitsplatz

In diesem Kapitel wird nun auf die vier möglichen Risikokategorien für psychische Belastungen am Arbeitsplatz eingegangen.

Arbeitsaufgabe und Arbeitsinhalt

Bei der Arbeitsintensität wird differenziert zwischen qualitativer und quantitativer Über- bzw. Unterforderung. Qualitative Unterforderung entsteht häufig bei anspruchslosen Aufgaben. Es kommt zur Diskrepanz zwischen der Qualifikation des Mitarbeiters und den Anforderungen. Qualitative Überforderung hingegen entsteht, wenn die Anforderungen an einen Mitarbeiter zu schwierig, komplex oder widersprüchlich sind. Bei quantitativer Unterforderung ist zu wenig Arbeit vorhanden, sodass es zu Langeweile kommt. Quantitative Überforderung bedeutet hingegen ein zu großes Arbeitspensum im Rahmen der Möglichkeiten. In Verbindung mit einem geringen zeitlichen Spielraum kommt es zu Stress, da die Arbeit nicht zu schaffen ist (Riechert 2015). Vor allem in sozialen Berufen und Pflegeberufen ist die emotionale Inanspruchnahme ein Risikofaktor. Zu den zeitlich knappen Mitteln kommt die emotionale Belastung durch Leid, Schmerz und Tod. Weitere Faktoren sind die Variabilität (Abwechslungsreichtum verhindert Monotonie), die Vollständigkeit (eine Aufgabe ist vollständig, wenn der Mitarbeiter nicht nur ausführt, sondern auch plant, organisiert und kontrolliert) und die Qualifikation (Kompetenzen, die für die Durchführung erforderlich sind. Ein Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und Kompetenzen gilt als psychischer Belastungsfaktor). Eine weitere wichtige Rolle des Arbeitsinhaltes spielt der Handlungs- und Entscheidungsspielraum. Er bestimmt den Grad der Autonomie, und damit die Möglichkeit mitzuwirken, und Einfluss auf das Arbeitsgeschehen zu nehmen. Dieses Thema wird in Kapitel 3 tiefergreifender erklärt (Treier 2019).

Arbeitsorganisation

Dazu zählen Arbeitsaufgaben, die nach den Vorgaben nicht in der entsprechenden Zeit oder der geforderten Qualität umzusetzen sind, sowie wechselnde Arbeitsmengen, die variieren und dadurch nicht planbar sind. Ebenfalls als belastend werden Arbeitsunterbrechungen empfunden, die die Aufmerksamkeit und Konzentration negativ beeinflussen. Dies ist besonders bei risikoreichen Tätigkeiten gefährlich. Oft fehlen zudem störungsfreie Arbeitszeiten, um sich der Erledigung der Kernaufgaben zu widmen. Als besonders belastend gelten Schichtarbeit, geteilte Dienste und fehlende Pausen, sowie für die innere Uhr ungünstige Arbeitszeiten. Die Gestaltung der Erholungszeiten und die Abstimmung der Arbeits- und Lebenszeit ist daher besonders wichtig, wird aber häufig vernachlässigt. Auswirken können sich auch Informationsmängel, denn zu viele oder zu wenige Informationen wirken sich negativ aus, ebenso auch nicht rechtzeitig verfügbare oder veraltete Informationen. Gleichzeitig kann es sich belastend auswirken, wenn Ziele unklar oder widersprüchlich formuliert werden, sowie Zuständigkeiten nicht eindeutig sind. Dies führt häufig zu Stress durch unklare Rollen. Zusätzlich gelten hohe Bürokratie, wechselnde Einsatzorte, Dienstreisen und isoliertes Arbeiten als belastend (Treier 2019).

Arbeitsumgebung

Dazu zählen die Arbeitsmittel wie ungeeignete Werkzeuge oder schlechte Softwaregestaltung, aber auch die Arbeitsplatzgestaltung, die sich u.a. zusammensetzt aus der Raumgröße, der Bewegungsfreiheit und den Möglichkeiten zum ergonomischen Arbeiten. Bei einigen Berufen besteht zudem eine Belastung durch das Einatmen von Stäuben, Geruchsbelästigungen oder Lärm, die sich nicht nur physisch, sondern auch auf die Psyche auswirken. Auch belastend sind der Umgang mit Gefahrstoffen, schwer einsehbare Maschinen oder Berufe, in denen das Unfallrisiko hoch ist (Riechert 2015).

Soziale Beziehungen

Als belastend gelten hierbei z.B. die Diskriminierung wegen des Geschlechts, Alters oder Ethnie aber auch Konflikte mit Kollegen oder Führungspersonen. Diese Konflikte können auch in Mobbing enden. Zusätzlich problematisch kann es sein, wenn die Wert- und Normvorstellungen des Unternehmens nicht den eigenen Verhaltens- und Denkmustern entsprechen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Unterstützung. Wenn seitens der Führungskräfte keine Resonanz bezüglich der Arbeitsleistung gegeben wird und gleichzeitig die Unterstützung von Kollegen ausbleibt, fehlt eine wichtige soziale Ressource, die häufig als Puffer zwischen Belastung und Beanspruchung gilt. Ein großer Teil psychischer Fehlbelastungen entsteht aus dem Feld der zwischenmenschlichen Beziehungen und der Kommunikation miteinander. Vor allem das Führungsverhalten wird dabei häufig als schwerwiegende Belastungsform angesehen. Problematisch ist zudem ein schlechtes Betriebsklima, welches durch fehlende Werte und Leitbilder, mangelnde Fairness, fehlendem Gemeinschaftsgefühl und ungenügender Anerkennung geprägt ist. Das Thema der Bedeutung sozialer Unterstützung bei der Arbeit wird in Kapitel 4.1. ausführlich erläutert (Riechert 2015).

Der aktuelle Wandel in der Arbeitswelt zur Flexibilisierung und Digitalisierung bringt viele Chancen aber auch Risiken für das Belastungserleben der Mitarbeiter. Immer öfter kommt es zur Entgrenzung der Arbeit und zur Auflösung etablierter Strukturen. Einige damit einhergehende Veränderungen sind ständige Erreichbarkeit, flexible Erwerbsformen oder Home Office. Neben den positiven Effekten kann eine mögliche Gefahr ein gesundheitskritisches oder selbstgefährdendes Verhalten sein, wie z.B. krank zur Arbeit zu erscheinen oder auf Erholung zu verzichten (Badura, Ducki, Schröder, Klose, Meyer 2012). Die TKK fand 2016 heraus, dass 64 % der Befragten aufgrund ihres Berufes an erhöhtem Stress litten (Techniker Krankenkasse 2016). Die langfristigen Folgen von psychischen Belastungen am Arbeitsplatz sind dabei nicht nur ein Problem für die betroffene Person selbst, sondern auch für das Unternehmen in dem sie arbeitet. Denn nicht nur Erkrankungen haben Einfluss auf die Qualität der Arbeit, sondern auch das Wohlbefinden. Mitarbeiter mit gesundheitlichen Problemen sind zwar häufig bei der Arbeit anwesend, fühlen sich jedoch unwohl. Dann sind eine geringere Konzentrationsfähigkeit, Fehler und häufige Pausen die Folge. Im weiteren Verlauf kommt es zu Fehlzeiten, die Mehrbelastung für die anwesenden Mitarbeiter, Produktionsausfälle, erschwerte Planung und unbesetzte Arbeitsplätze bedeuten. (Joiko et al. 2010). Nach den psychischen Belastungen am Arbeitsplatz wird es im nun folgenden Unterkapitel um die daraus entstehenden psychischen Beanspruchungen gehen.

2.2 Psychische Beanspruchungen