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Leonard Terani, reich, gut aussehend, Besitzer eines Hotelimperiums ist leitender Kommissar in einer fiktiven Stadt: Sun-White-Village. Er ist tollpatschig, liebenswert, ein Kaffee-Junkie, der die Fähigkeit besitzt, wichtige Dinge in sein Unterbewusstsein zu speichern, um sie zu gegebener Zeit wieder abzurufen. Trotz reichen Erbes übernimmt er die leitende Stelle der Kripo Dezernat Nord in seinem Heimatort. Mit dem Perfektionisten, einem sadistischen Serienmörder, der seine Opfer verstümmelt, wird er gleich zu Beginn seiner Tätigkeit konfrontiert. Drei Jahre später wird eine mysteriöse Frau, Serafina Renington, aufgefunden. Angeblich ist sie dem Perfektionisten entkommen. Sie glaubt an Dinge, die nicht nur dem Kommissar fremd sind. Auch sein Freund und Kollege Kai Berger glaubt nicht an wahrsagen, Astralreisen, Wahrträume ... Einzig Charlotte Charles, die extravagante Gerichtsmedizinerin ist von Serafinas übersinnliche Fähigkeiten überzeugt. Um Leonard Terani zu überzeugen, arrangiert sie ein Treffen mit Fridolin Schiller, einem Schamanen, Heilpraktiker und Psychologen, der eine Zeit bei den Aborigines verbracht hatte. Nach diesem Gespräch mit dem Mann, der bunte Turnschuhe trägt und chaotisch wirkt, beschließt er unkonventionelle Wege zu gehen. Wer sagt, dass es nicht noch etwas anderes zwischen Himmel und Erde gibt. Etwas, das den Blick in die Zukunft zulässt. Fähigkeiten, die wir mit unserer Technik verloren haben, Geheimnisse, die in uns schlummern ...
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Seitenzahl: 725
Veröffentlichungsjahr: 2012
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Ron MatchikPugna Pugnarum(Die Schlacht der Schlachten) Die Schriften der alten Legende
Impressum: Pugna Pugnarum Ron Matchik Copyright 2012 Martin Koch published at epubli GmbH, Berlin www.epubli.deISBN 978-3-8442-2426-9
Inhalt Die Schöpfung Reise nach Primus Edenia Sapientes Die Exkursion Die Verschwörung In den Katakomben Die Friedensverhandlung In den Katakomben Letzte Vorbereitungen Die heiligen Rituale Dem Ende so nahe Finale Grande Anhang
Die Schöpfung
Am Anfang war das Nichts, die große Leere. Und in dieser großen Leere existierten nur drei Urmächte: das "Gute", das "Böse" und die "Weisheit". Das "Gute" ist die kreative, schöpfende und erschaffende Macht, das "Böse" die vernichtende, verwüstende. Die Weisheit" ist eine neutrale und passive Macht. Sie ist entgegen den beiden anderen Mächten nicht an ein Wesen gebunden und somit völlig frei. Sie ist die Macht, deren Kräfte es sich zu Nutze zu machen gilt, um im Einklang beider Mächte, also der eigenen sowie jener der Weisheit, sein Wesen zu verwirklichen. Abhängig von ihrem Gebrauch mag sie unendlich groß oder aber verschwindend gering erscheinen, jedoch ist und bleibt ihre potentielle Macht permanent, gleich und unveränderlich.
Um sich das Ganze besser vorstellen zu können, denke man sich, so sagt es die alte Legende, zwei Wesen: das "Gute" ein hell weiß leuchtendes Wesen, das die Umrisse einer menschlichen Kreatur zeichnet, jedoch weder Mann noch Frau sein mag. In seiner Brust pocht ein riesiges Herz voller unendlicher Liebe und Güte. Das "Böse" sei ein Wesen vollkommener Dunkelheit. Von der Größe her gleich und ebenso ohne erkennbares Geschlecht, zeichnet diese Gestalt eine Kreatur, die in ein tief schwarzes Gewand gehüllt ist. Eine Kapuze verhüllt das Haupt derart, dass einzig noch die rot funkelnden Augen von vorne zu erkennen sind. An der Stelle, an der das Herz gehörte, befindet sich bei diesem Wesen nur ein schwarzes Loch voller hasserfüllter Zerstörungswut. Das Wissen möge man sich in der Gestalt eines Buches vorstellen mit unzählig vielen Seiten.
Die beiden aktiven Mächte existierten also neben der "Weisheit" vollkommen allein in den unendlichen Weiten des Universums. Ohne eigenes Wesen besitzt die Weisheit natürlich auch keinerlei Ansprüche, welches gar völlig sinnlos wäre, da ihre Macht ohnehin auf einem Niveau verbleibt. Bei den beiden Wesen jedoch gibt es sehr wohl den Anspruch, sich selbst zu verwirklichen und eine Machtverlagerung ist durchaus möglich. Gleichwohl kann keine Macht einfach so hinzukommen oder irgendwie verschwinden. Einzig das Verhältnis kann sich zu Gunsten des einen oder anderen ändern. Wodurch kann es nun zu einer Änderung des Kräfteverhältnisses kommen? Durch einen Kampf der beiden gegensätzlichen Mächte und der Sieger erhält im Prinzip je nach Härte der Niederlage die entsprechende Kraft der unterlegenen Macht. Dass eine der beiden Mächte völlig ausgelöscht werden kann, das solle nicht möglich sein, doch eine Niederlage, die dem sehr nahe kommt, ist durchaus vorstellbar.
Nun, da es nicht im Wesen der "Bösen" Macht liegt, sich die Herrschaft über das Universum zu teilen, musste es nach nur kurzer gleichberechtigter Existenz zu einem Kampf kommen. Das Böse gegen das Gute, der Kampf der Urgewalten, was für ein Gefecht. Und wie es nicht anders zu erwarten war, blieb die Schlacht der beiden gleich starken Mächte lange unentschieden, bis schließlich, in Anbetracht der scheinbar ewig andauernden Schlacht, durch Ungeduld geplagt, das Böse zu einem riskanten, aus blindem Hass resultierenden, unüberlegten Angriff überging, den das Gute in geduldiger Weisheit nahezu mühelos abwehren konnte und der im nächsten Augenblick gegen den Angreifer selbst gerichtet wurde. Durch die enorme Wucht des Schlages, den es nun selbst zu spüren bekam, ward der Kampf für das Böse durch das gewaltige Potential, das es für den Angriff eingesetzt hat, auf einen Schlag verloren.
Das Böse zog sich niedergeschlagen und durch die Schande der eigenen Dummheit gekränkt in die letzte Nische zurück, um sich von der Niederlage zu erholen. Von nun an war das Gute also deutlich mächtiger und eine Entfaltung daher überhaupt erst richtig möglich. Denn vorher hat das Böse alles, das vom Guten erschaffen wurde, sogleich wieder zerstört. Das Verhältnis der Mächte blieb bis dahin jeweils gleich, denn es bedarf der gleichen Menge an Energie, etwas zu zerstören, wie dasselbe zu erschaffen. So beschreibt die alte Legende, wie sich einst das Gute eine Skulptur erschuf, um seinem natürlichen Antrieb an Kreativität nachzukommen. Um diese zu erschaffen, brauchte es ein gewisses Potential an Macht, welche sodann an die Skulptur überging. Das Gute ward dadurch für sich genommen etwas schwächer geworden und dem Bösen somit im direkten Vergleich unterlegen. Jedoch gab es die Möglichkeit für das Gute, sich hinter seinem Kunstwerk zu verbergen. Dem Bösen war es nun also trotz leichter Überlegenheit der Macht nicht möglich, das Gute vernichtend zu schlagen, solange die besagte Skulptur zwischen ihnen bestand. So kam es schließlich wie es kommen musste und das Böse vernichtete die Säule, welches wiederum das Gute aufgrund des Machtverhältnisses derzeit nicht verhindern konnte. Die dabei umgesetzte Energie holten sich die Urheber mittels einer aufwändigen Prozedur zu gleichen Anteilen nach und nach wieder zurück. So ward es letzten Endes, wie es vorher auch schon war. Doch wie konnte das Gute demnach gesiegt haben, wenn doch beide Mächte gleich stark waren? Es war die dritte Macht im Bunde, die Weisheit, die dem Bösen in jenem Augenblick verzweifelter Ungeduld und blinden Hasses fehlte und die somit dem Guten zum Sieg verhalf. Dies war sodann der Anfang für das Gute, seinem kreativen Wesen freien Lauf zu lassen: Es fing an, Sterne zu erschaffen, die als energetische Grundlage für die Planeten, die es später schuf, dienten.
Die Planeten und die Sterne bildeten dann die Grundlage für weitere Existenzen. Die Sterne oder auch Sonnen versorgen die Planeten mit Energie in Form von Licht und Wärme. Nun war es dann also an der Zeit, noch etwas Neues zu schaffen, das sich auf den Planeten befinden sollte. Neben den vielen unterschiedlichen Arten von Gesteinen, Kristallen und anderen materiellen Stoffen, bedurfte es noch einer gänzlich anderen Art der Existenz. Für diese wurde in sorgfältiger Art und Weise vorerst noch das Wasser und zuvor die Luft geschaffen. Dieses jene Etwas, das da noch fehlte, mochte etwas ganz besonderes sein. Es sollte im Gegensatz zu der Materie der bisherigen Arten etwas lebendiges sein, das zudem noch ein eigenes Wesen besitzen möge und so nennt man es schließlich auch Lebewesen. Es sollte viele verschiedene Lebewesen geben, denn in der Vielfalt liegt auch das Geheimnis der Einzigartigkeit. Die ersten Bewohner eines Planeten waren dann schließlich die Pflanzen und alsbald nach ihnen kamen die Kreaturen, also Tiere.
Es wurden unzählige Arten dieser Lebewesen geschaffen, die jeweils ihre ganz eigenen Gestalten, Fähigkeiten und Gewohnheiten hatten. Das Leben der erschaffenen Wesen ist jedoch kein selbstverständliches Existieren, wie das der Urmächte und zudem auch nicht ewig, sondern endet früher oder später mit dem Tot. Und die Lebewesen befinden sich auch nicht zeitlebens im selben Zustand: sie kommen als relativ kleines Wesen auf die Welt, entwickeln sich mehr oder weniger und gehen dann wieder mit ausgewachsenem Körper und Geist, wenn sie denn ihr natürliches alter erreicht haben sollten. Was passiert dann mit den Wesen, wenn sie ihr Leben beendet haben? Es gibt eine beruhigende Theorie in der alten Legende, die besagt, dass sich alles im gewissen Sinne im Tao des Kreises befindet. Es gibt kein Anfang und kein Ende, alles wiederholt sich nach einer bestimmten Periode. Die Planeten drehen sich in sich selbst und um ihren Stern: Tao des Kreises; Durch die Eigenrotation des Planeten, gibt es Tag und Nacht auf dem Planeten: Tao des Kreises; durch die Drehung des Planeten um den Stern, kommt es durch die elypsenförmige Umlaufbahn zu den unterschiedlichen Jahreszeiten auf dem Planeten, die sich nach einer Periode immer wiederholen: Tao des Kreises; Leben und Sterben: Tao des Kreises! Nun aber zurück zur Schöpfungsgeschichte: Diese Lebewesen sind noch von recht simpler Natur, was ihr Wesen betrifft. Ihre Gestalten, Fähigkeiten und Gewohnheiten sind dagegen keineswegs simpel. Im Gegenteil, hierbei hat sich die schöpfende Macht keine Mühe erspart, um äußerst beeindruckende Lebewesen zu schaffen, sowohl Pflanzen als auch Tiere. Doch das war offensichtlich noch nicht genug des Guten. Es musste etwas her, das vom Wesen her besonders beeindruckend sein sollte. Eine Kreatur, vom Wesenskern her gut, ansonsten jedoch frei empfänglich für alle drei Mächte, insbesondere für die Macht der Weisheit. Nach ihr soll sie streben, durch sie wird sie strahlen. Auf die Pflanzen, die als Gewächse relativ unbeweglich sind, folgten die Tiere, die durch ihre Mobilität und ihrem Drang nach Nahrung und einem mehr oder weniger geeigneten Partner für die Vermehrung für sehr viel mehr reges Leben auf dem Planeten gesorgt hatten. Sodann kommt ein Lebewesen, auch eine Kreatur, zum Vorschein, die wir Mensch nennen. Dieser Mensch ist wiederum in der Gestalt im Gegensatz zu den anderen Lebewesen recht einfach gestrickt. Zwei Arme und zwei Beine an einem Rumpf befestigt. Ein Kopf mit zwei Augen sowie zwei Ohren, einer Nase und einem Mund. Die ganze Kreatur ist weder besonders groß und schwer noch außergewöhnlich klein und leicht, Sie ist weder besonders stark noch auffallend schnell, hat weder Gift noch Feuer oder irgendwelche anderen Waffen am oder im Körper; Die Haut ist recht empfindlich und leicht zu durchdringen, die Knochen sind leicht zerbrechlich und keiner seiner Sinne ist besonders scharf. Auch die Vermehrung geht nur sehr langsam voran, denn es dauert sehr lange, bis sie überhaupt in der Lage sind, sich zu vermehren und die Anzahl der Nachkommen ist im Verhältnis zu den anderen Lebewesen auch verschwindend gering. Dafür ist sein Fleisch eine willkommene Speise für alle Fleischfresser! Eine Opferkreatur? Kanonenfutter für alle Raubtiere und sogar für jene, die nicht stark genug sind, die gesunden Beutetiere zu reißen? Man sollte es wohl denken, bei den miserablen äußeren Bedingungen, die dieser Kreatur obliegen, wenn da nicht diese eine über alles hinausragende Fähigkeit wäre: Die im Geist verankerte Fähigkeit, sich frei und nahezu unbegrenzt weiter entwickeln zu können. Die durch die Macht der Weisheit und seiner Kreativität ermöglichten Fortschritte an Intelligenz ersetzen all die Mankos nicht nur, die ihr vermeintlich ungünstiger Körper mit sich bringt, nein sie führen ihn an die Spitze der Nahrungskette. Schließlich erweist sich sein Körper doch als sehr brauchbar, denn er scheint genau so geschaffen, dass er seinem Geist entsprechend seine Fähigkeiten recht gut, durchaus vielseitig und relativ frei zu entfalten vermag. So wird der Mensch zum Stolz der Schöpfung, weil er ihr am ähnlichsten ist. Er ist ihr in einem Punkt durch die Empfänglichkeit für alle Drei Mächte sogar voraus. Diese Fähigkeit macht ihn allerdings nicht nur zum Stolz sondern auch zum Kummer und zum Risiko für die Schöpfung, da sich der Mensch im ungünstigen Fall auch zu einem mächtigen Verbündeten des Bösen entwickeln könnte und diesen am Ende noch zum Sieg führen möge.
Sollte sich die "Gute" Macht mit dieser Schöpfung ihr sprichwörtlich eigenes Grab gegraben haben? Und warum geht sie überhaupt ein solches Risiko ein, nach so einem Sieg über das Böse?
Nun gut, so wie es im Wesen des Bösen lag, das Gute anzugreifen und mit allen erdenklichen Mitteln in die Knie zu zwingen und dabei auch ein nahezu selbst vernichtendes Risiko einzugehen, so liegt es eben auch im Wesen des Guten, immer Neues zu Schaffen, immer Höheres, immer Stärkeres, immer Schnelleres, immer Mächtigeres. Und so musste irgendwann wahrscheinlich einfach ein Wesen wie der Mensch entstehen.
Ein Wesen, das durch seine eigene Macht ein Ebenbild der „Guten“ Macht darstellen sollte, so wie ein Partner, natürlich nicht gleichberechtigt, wenngleich durchaus mit gewissen Privilegien und Kompetenzen ausgestattet. Dieses Wesen diente nicht nur dazu, um sich darüber erfreuen zu können, sondern möge vielmehr ein guter Gehilfe gegen das Böse oder im besten Fall gar ein Vermittler sein, der eine Harmonie zwischen den beiden gegensätzlichen Mächten hervorbringen könnte.
Dieses ist ein kleiner Exkurs über die Schöpfungsgeschichte, wie sie in den Schriften der alten Legende beschrieben steht. Was ist das für eine „alte Legende“? Nun, die alte Legende ist der Grundstein des Glaubens eines jenen Stammes, aus dessen Perspektive die nun folgende fantastische Geschichte erzählt wird. Da dieses Märchen in einer fernen, fremden Welt spielt, möge eine im Gedanken vollzogene Reise durch die unbekannten Weiten bis hin zu jenem Ort, von dem die alte Legende stammt, einen kleinen Überblick über die Umstände und Gegebenheiten dieses Märchens schaffen.
Die Reise nach Primus
Wir beginnen die Reise am so genannten „Rande“ des Universums. Hier finden wir noch die urtümliche Leere vor, wie sie seit jeher existierte. Es ist eine sehr weite Leere. Um des besseren Verständnisses wegen, definieren wir das Universum als eine Kugel. Betrachten wir diese Kugel des Universums etwas näher, sehen wir, dass sich in ihrer gedachten Mitte mehrere Sonnensysteme befinden, die in ihrer Erstreckung im Verhältnis zum Ganzen relativ klein erscheinen. Geschätzt sei es etwa ein siebentel des gesamten Raumes, der zur Verfügung stünde. Aus der Ferne betrachtet, sieht es aus wie eine weitere Kugel von Sternensystemen, die recht dicht bei einander in der Mitte des Universums liegen.
Wir bewegen uns also vom Rand aus in Richtung Mitte und zwar spindelförmig um das „Knäuel“ von Sonnensystemen herum. Am Rande der äußeren Sonnensysteme angekommen, tauchen wir ein in die Welt der Sonnen und Planeten. Es gibt unzählig viele Planeten, ja sogar unzählig viele Sonnen, also schlängeln wir uns so weit durch, bis wir letztendlich zum zentralen Sonnensystem gelangen, das wir uns schon einmal etwas genauer anschauen wollen. Das zentrale Sonnensystem war das zuerst Erschaffene und danach wurden rundherum die anderen Sonnensysteme erschaffen, die wie ein Schutzschild um das Zentrum herum liegen, beziehungsweise, die das Zentrum umkreisen. Das heißt, die äußeren Sonnensysteme wirken wie eine Art Alarmanlage für das Zentralsystem. Denn wenn dort ein Planet durch das Böse zerstört würde, wäre das Gute gleich in Alarmbereitschaft und könnte sich um die Angelegenheit kümmern, bevor schlimmeres passieren würde. Auch die Sonnensysteme in sich sind nach diesem Schema aufgebaut: die eher unwichtigen und simplen Planeten liegen außen und jene mit Lebensformen auf ihnen, liegen ihrer Sonne meistens deutlich näher.
Das zentrale Sonnensystem besteht aus einer Sonne im Zentrum des Systems und aus nur sieben Planeten und ihren dazugehörenden Monden. Unsere Reise führt uns nun erst einmal an dem Planeten Heptus vorbei. Dieser Planet besteht einzig und allein aus blauen Gesteinsschichten mit vielen Gebirgen, Schluchten und Tälern. Der Planet wird von sieben Monden umrundet, die ihn durch die Reflektionen der Sonnenstrahlen zu bestimmten Zeiten, mal heller, mal dunkler, schimmern lassen. Ein unglaublich faszinierender Anblick aus der ferne, von Nahem aber eher trist, wenn man nicht gerade auf blaue Gesteinsarten steht, denn das ist auch leider schon das Einzige, was der Planet Heptus zu bieten hat. Durch die weite Entfernung zur Sonne ist es auf diesem Planeten mit seinen –235 Grad Celsius auf der Wärmeskala auch recht kühl und undenkbar für jegliche Lebensformen. Doch der Planet Heptus erfüllt durchaus seinen Zweck: durch das in die ferne schimmernde Blau, wirkt er zunächst einmal sehr anziehend und das Blau sieht dem des Wassers auch noch zum verwechseln ähnlich. Wenn das Böse bis hierher vorgedrungen sein sollte und diesen einen in der Optik herausragenden Planeten sieht, könnte es ihn als erstes Ziel anvisieren und somit das Gute, durch seine Zerstörung ungewollt alarmieren.
Weiter des Wegs auf unserer Reise in Richtung Zentrum, kommen wir zu Hexus, dem Höhlenplaneten. Dieser Planet besteht ebenfalls nur aus Gesteinsschichten, allerdings schon in verschiedenen Farben: überwiegend bräunliche gleichwohl auch rote und beige farbige Felsen ragen über die mit Löchern übersäte Oberfläche. Diese Löcher sollen die Eingänge von Höhlen darstellen, die unzähligen Lebewesen als Lebensraum dienen könnten, jedoch auch das ist nur eine Finte der Natur, um das Böse aus der Reserve zu locken, bevor es zu jenen Planeten gelangte, auf denen wirklich Lebewesen, welcher Art auch immer, leben. Hexus hat im Übrigen überhaupt keinen Mond, der ihn umkreist. Der Planet Quintus, den wir als nächsten ansteuern, ist der Eisplanet. Dieser Planet besteht bis auf seinen Granitkern komplett aus Eis, also aus gefrorenem Wasser. Auch hier soll es kein Leben, da es viel zu kalt ist. Das liegt in diesem Fall jedoch nicht an der Entfernung zur Sonne, sondern an der besonderen Atmosphäre, die nahezu jegliche Wärmestrahlen reflektiert. Quintus wird von zwei Monden umrundet. Als nächstes umrunden wir Quartus, ein Planet, der durch sein Klima für Lebewesen durchaus geeignet wäre, nur leider gibt es hier kein Wasser und ohne dieses ist auch kein Leben möglich. Im Großen und Ganzen besteht der ganze Planet aus zuckerweichem Sand, also eine reine Sandwüste. Warum das Klima hier trotzdem so gut geeignet wäre, liegt auch hier wieder an der Atmosphäre, die in diesem Falle sehr viel Wärme speichert. Auch Quartus wird von zwei Monden umkreist. Nun kommen wir zu Tertius, den Waldplaneten. Dieser Planet ist bewachsen von Wäldern, wie man sie noch nie gesehen hat. Im Prinzip ist der ganze Planet ein einziger Wald. Jedoch ist die Vielfalt der Arten der Wälder überwältigend. Es gibt dort Wälder, die nur aus einer einzigen Art von Bäumen bestehen und andere, die aus jeweils nur einem Baum seiner Art bestehen, dafür aber unzählige verschiedene Arten aufweisen. In diesen Wäldern sieht auch tatsächlich kein Baum so aus, wie ein anderer. Dieser Planet besitzt keinerlei großer Berge, doch wirklich eben ist es dennoch nicht. Die vielen kleinen Hügel verhindern, dass sich irgendwo auf dem Planeten großflächige Ebenen aufweisen lassen. Außer Wald gibt es auf diesem Planeten natürlich Wasser, denn dieses brauchen die Bäume schließlich zum Leben, in Form von Bächen, die zu kleinen Flüssen zusammenfließen, oft über kleine Wasserfälle. Die kleinen Flüsse fließen dann wiederum in kleine bis mittelgroße Waldseen, von denen es allerdings so viele gibt, dass Wasser im Überfluss für alle Bäume vorhanden ist. Diese Seen sind meist sehr flach, so dass dort ebenfalls Bäume stehen und aus dem Wasser empor ragen. Doch ist das alles, was dieser Planet zu bieten hat, Bäume, Bäume und nochmals Bäume und Wasser? Ja, tatsächlich, dieser Planet ist ein reiner Waldplanet, der an jeder Stelle ein Ort absoluten Friedens darstellt. Die Bäume saugen die Nährstoffe aus dem Boden und geben sie wieder ab, wenn sie in Frieden dahingehen. Man hört auch nicht viel, nur das leise Rauschen der Bäche und Flüsse, sowie das Säuseln der Blätter im seichten Wind. Es gibt viele Erzählungen über diesen Planeten und über seine mystischen Wälder. Manche sagen, der Planet wäre der Friedhof der Weisen, die auf diesem Planeten ihren wohl verdienten Frieden gefunden haben würden. In der alten Legende wird dieser Planet als Erholungsort für das „Gute“ beschrieben. Dort möge es Kraft schöpfen und sich an der friedlichen Schönheit erfreuen, bis es wieder fit sei, für weitere tatkräftige Aufgaben. Wie dem auch sei, als nächstes nähern wir uns Secundarius, dem Vulkanplaneten, weshalb er auch Vulkanius genannt wird. Dieser Planet ist voller aktiver Vulkane, welches schon grundsätzlich gegen Lebewesen eigentlich jeder Art spricht. Die enorme Hitze der Lava, die giftigen Dämpfe und der nahezu allgegenwärtige schwarze Staub verhindern tatsächlich jegliches Leben oder doch nicht? Es gibt hier ein unterirdisches Tunnelsystem, in dem nicht nur Leben möglich wäre, sondern tatsächlich existiert. Pflanzen und Tiere. Doch wie ist das möglich? Der Planet besitzt im Erdinneren riesige Wasserspeicher. An der Oberfläche würde jegliches Wasser innerhalb kürzester Zeit verdampfen, doch unter der Oberfläche gibt es einen Ständigen Kreislauf von verdunsten und regnen. Die Luft wird durch die Pflanzen gefiltert und zu lebensfreundlichem Sauerstoff produziert. Diesen benötigen die Tiere, die wiederum sich gegenseitig und den Pflanzen als Nahrung dienen. Also ein komplettes System des Lebens von Pflanzen und Tieren unter der Oberfläche der alles vernichtenden Vulkanlandschaften, die trotz dieses Umstands, einen sehr schönen, durch das kräftig leuchtende Rot der Lava, geradezu sinnlich romantischen Anblick bieten, sofern ein der schon erwähnte schwarze Staub nicht die Sicht versperrt. Im Erdinneren ist der Anblick für unser Eins ziemlich einseitig schwarz, nicht jedoch für die Tiere. Es gibt dort riesige Vorkommen von Bernsteinen, die wie Fenster wirken und das Licht der Vulkanausbrüche in die Katakomben durchlassen. Für uns Menschen reichte das hindurch schimmernde Licht bei weitem nicht aus. Einige Tiere besitzen jedoch so empfindliche Augen, dass es für sie in der Nähe der Bernstein Fenster wie hell erleuchtet erscheint. Die Wasserspeicher treten als Seen und Flüsse auf, in denen auch Lebewesen existieren. Zahlreiche Spezies bieten weitere Lichtquellen. Viele dieser Lebewesen besitzen eine Art Laterne an ihrem Körper, bei manchen leuchten die Augen oder die Zähne. Bei anderen wieder leuchten die Schwimmflossen oder gar der ganze Körper. Von der Oberfläche des Wassers sieht es aus, wie das Weltall mit unzähligen Sternen, die aus dem Wasser heraus glitzern. Das Licht der Unterwasserlebewesen ist zum Teil so stark, dass sogar wir Menschen es mit unseren Augen wahrnehmen könnten. Dieses unterirdische System des Lebens findet in den zahlreichen Höhlen statt, die sich in Größe und Beschaffenheit stark unterscheiden. Bei den Höhlen unterscheidet man noch zwischen landschaftlichen und röhrenartigen Höhlen, letztere auch Röhren genannt. So hat Secundarius am Ende zwei Gesichter dessen eines durch das andere gut verborgen bleibt und unter Umständen zu gegebener Zeit zu einem Zufluchtsort für das Gute werden könnte. Wir verlassen nun den mysteriösen und ebenso interessanten Planeten und bewegen uns zielstrebig auf Primus zu. Dieser Planet sieht von weitem recht unscheinbar aus, da er von einer sehr feinen Staubschicht umgeben ist, die zwar sowohl das Licht als auch die Wärme auf den Planeten hin zulässt, zugleich aber verhindert, dass allzu viel Licht und damit auch Wärme von ihm abstrahlt. Primus wird von drei Monden umrundet, von denen man jedoch nur einen erkennen kann. Dieser leuchtet in der Nacht in unterschiedlichen Farben, teils rot teils grün, meistens jedoch gelb, wenn er denn überhaupt leuchtet. Die unterschiedlichen Farben kommen durch die Beschaffenheit des Mondes zustande. An manchen Stellen sind die Gesteine des Mondes eben rot oder grün, an den meisten Stellen gelb. Große Teile des Mondes sind mit einer fluoreszierenden Schicht überzogen, die den Mond von der Sonne angestrahlt zum Leuchten bringt. Die Frage, ob der Mond leuchtet und in welcher Farbe, hängt von der Stellung des Mondes in Bezug auf Primus ab. Wieso kann man nur den einen Mond sehen? Der eine der beiden übrigen Monde ist völlig schwarz und scheint das Licht, das auf ihn trifft, komplett zu verschlingen und der andere ist von so einer dicken Staubschicht umgeben, so dass auch er kein Licht zurückwirft. Die alte Legende sagt, die drei Monde stellen die drei Urmächte dar: der vielseitig und Farbenfrohe stellt die Gute, der Schwarze die Böse und der durch den Staub grau wirkende Mond, stellt die Macht des Wissens dar, wie sollte es auch anders sein. Das Interessante dabei ist, das sich der leuchtende und der schwarze Mond nie auf einer Geraden mit Primus befinden, jedoch der graue Mond sich sowohl mit dem leuchtenden und Primus, als auch mit dem schwarzen Mond und Primus auf einer Geraden befinden können. Das symbolisiert, der alten Legende nach, die Unvereinbarkeit der beiden gegensätzlichen Mächte, die zudem trotzdem allgegenwärtig nebeneinander existieren. Das Wissen ist als neutrale Macht diplomatisch beiden anderen Mächten zugewandt. Von dem hellen Mond aus, kommen wir Primus nun langsam aber sicher immer näher. Bis zum durchdringen durch die Staubschicht des Planeten, wirkt Primus immer noch wie ein nur leicht schimmernder öder sowie trister Planet, auf dem nicht viel los sein mag. Das ändert sich blitzartig, nachdem man die Staubschicht passiert hat. Von hier aus bietet sich ein farbenfrohes und faszinierendes Bild von herrlichen und vor allem auch sehr unterschiedlichen Landschaften dar. Zunächst sei erwähnt, dass Primus im Prinzip in zwei Hälften geteilt ist. Die eine, man nenne sie Vorderseite, besteht im Wesentlichen aus einer einzigen Landmasse und wird noch einmal durch einen gewaltigen Strom in sich in Nord und Südhälfte unterteilt. Abgesehen von dem Strom, befinden sich diverse Seen und Flüsse auf dieser Seite. Die andere Hälfte ist ein einziges großes Weltmeer mit etlichen kleineren Inseln, die wild verstreut erscheinen. Die Vorderseite ist dann weiterhin noch in Landschaftsstriche unterteilt, die sich jeweils vom Westen bis nach Osten hinziehen, also praktisch von Küste zu Küste. Die Reise erlaubt uns zunächst einen Ausblick auf die Nordspitze des Planeten. Sie wird so genannt, weil sich dort der Gipfel des Magnusgebirges befindet. Jenes ist das größte Gebirge auf Primus, sowohl in der Ausdehnung, als auch in der Höhe der Berge. Aus naher Ferne betrachtet, bietet dieses Gebirge einen Anblick, der auf einen Traum schließen ließe, aber nein, es existiert tatsächlich. Ein Panoramablick wie aus einem Märchen. Die Gipfel der einzelnen Berge sind allesamt mit Schnee bedeckt. Es gibt eine Vielzahl von Bergen, Schluchten und Canyons, wobei die Formen der Gesteinsgebilde so zauberhaft wie auch unterschiedlich sind, teils traumhaft romantisch, teils mystisch verwegen, dass man es kaum für möglich halten mag. Unzählige kleine sowie große Wasserfälle schmücken die Landschaft mit herrlichem Glanz, die durch die Art der umliegenden Bewachsung teils lieblich, teils kräftig markant schimmern oder gar strahlen. Die Vegetation ist, obgleich sie aufgrund der Witterungsbedingungen eher spärlich ausfällt, ebenso beeindruckend wie anmutend und ergänzt damit die Landschaft zu einem paradiesischen Ort des Friedens. Die Aura, die von diesem Ort ausgeht, erinnert ein wenig an Tertius, den Waldplaneten. Es ist diese unglaubliche, geradezu heilige Stille, bei der man nur das heimliche und leise Wispern seichter Winde so wie das Säuseln der Blätter vernehmen mag, durch die man auf solche Gedanken zu kommen vermag. Südlich des Gebirges beginnt die mächtige Nordsteppe, die anfänglich stark einer Tundra und dann im Süden einer Savanne gleicht. Die größtenteils karge Gras- und Buschlandschaft beheimatet den einen oder anderen Wald einschließlich kleiner Flüsschen sowie Seen oder Teiche und sie ist überwiegend flach beziehungsweise mehr oder weniger hügelig. Im Anschluss an die Nordsteppe erreicht man den gewaltigen Urwald. Abgesehen von den vielen unterschiedlichen Wäldern, befinden sich so etliche Moore und Sumpflandschaften, die man teilweise nicht ohne weiteres von ihrer Umgebung zu unterscheiden vermag. Dieser Umstand verleiht dem Ganzen ein gewisses gruseliges zugleich aber auch romantisches Ambiente. Am Ende des Urwaldes zum Süden hin folgt dann die Südsteppe, die eigentlich eher eine Savanne ist. Auch hier gibt es diverse Oasen mit üppigen Wäldern an Flüssen und Seen. Die Südsteppe endet an dem schon erwähnten Strom, der Primus in Nord- und Südhälfte trennt. Die beiden Landmassen waren in der Frühzeit durch das Mittelgebirge verbunden, durch das sich der mächtige Strom in vielen kleinen Ritzen und Spalten hindurch zwängte. Was einst ein Gebirge war, ist durch Plattenverschiebungen im Erdreich entzweit und nun durch eine von Menschenhand gebaute Hängebrücke wieder verbunden. Die Südhälfte sieht etwas anders aus, als die Nordhälfte: Hier gibt es anstelle der Steppen und dem Urwald, zwei Wüsten getrennt durch die Gebirgskette Langbergen. Die Nordwüste enthält noch, im Gegensatz zur Südwüste, etliche Oasen und Waldinseln, immer um Seen herum oder an großen Flüssen entlang, wobei die Dichte dieser lebensfreundlichen Territorien nach Süden hin langsam aber stetig abnimmt. Die Südspitze Vulkanius ist wieder ein Gebirge mit vulkanischen Lavagestein und einigen recht aktiven Vulkanen. Dieser sorgt für die schon erwähnte Staubschicht um den Planeten, die absolut wichtig für die Wärme des Planeten ist.
Zu der Welt der Tiere ist zu sagen, dass auf Primus grundsätzlich alle Arten vorkommen, die man auf der Erde auch so kennt, sowohl im Wasser als auch auf dem Land. Darüber hinaus sei ein Wesen besonders erwähnenswert, das man auf unserer Welt nicht antreffen würde. Der Drachenhund ist in der Tat eine Mischung aus einem Drachen, wie er in Sagen beschrieben wird, allerdings ohne Flügel, und einem Hund. Das Ganze in der Größe eines Nilpferdes. Ihr Körper ist ein reines Schlachtschiff: sie besitzen je vier scharfe Klauen an ihren Vorder- und Hinterbeinen, ein für Drachen typisches sowie scharfes Gebiss, mit unterschiedlich langen und dicken Zähnen und einen gewaltigen schuppigen Drachenschwanz, der mit unglaublicher Kraft seinem Ziel entgegen geschleudert werden und verheerenden Schaden anrichten kann, was oder wen auch immer er trifft. Dazu ist er tatsächlich in der Lage, Feuerstöße sowie Feuerbälle aus seinem Rachen hervor zustoßen. Das kann er durch die in seinem Magen entstehenden leicht brennbaren Gase, die er mit Hilfe eines durch die gewaltige Halsmuskulatur entstehenden Überdrucks entzündet und nach vorne aus dem Maul aus stößt. Er selbst ist gegen das Feuer in seinem Inneren immun. Der Hund als Teil seiner Mischform beschreibt wohl eher die Art seiner Bewegung und seine Hartnäckigkeit während der Jagd sowie beim Kampf als sein Äußeres. Diese erinnert nämlich stark an einen Pitbull Terrier. Denn sie sind wahre Kampfmaschinen und nicht nur auf Grund ihrer Bewaffnung, sondern auch wegen ihrer enormen Kräfte und der gar unglaublichen Agilität. Sie sind die Könige der Steppe in jeder Hinsicht und so dulden sie auch absolut keine Konkurrenz. Die größten wenngleich auch einzigen natürlichen Feinde sind die eigenen Artgenossen. Nicht als Fressfeind, die üblen Faulgase in seinem Magen machen ihn für die meisten Lebewesen ungenießbar oder gar tödlich giftig, sondern als Konkurrent für Nahrung und die Paarung. Wenn sie noch klein sind, leben sie mit den Eltern beisammen und das solange bis sie Geschlechtsreif sind und ihre eigenen Wege gehen, die Männchen wie auch die Weibchen. Die Männchen suchen ein geeignetes Revier und versuchen dieses mit allen Mitteln zu behaupten. Aufgrund der unterschiedlichen Routen der Beutetiere werden diese Territorien bei Bedarf natürlich erweitert. So sind dann Revierkämpfe unter den Männchen Vorprogrammiert. Die Weibchen sind recht wählerisch und auch sie kämpfen erbittert um die ersehnten männlichen Exemplare.
Die Menschen bevölkern jeweils die für sie geeigneten Plätze und Stellen, die sich nahezu auf dem gesamten Planeten verteilt befinden. Insbesondere die Südsteppe sowie der Urwald bieten diverse Orte, abgesehen von den Sümpfen und Mooren, welche zum Besiedeln als prädestiniert erscheinen. Doch selbst die Wüsten bieten gar etliche günstige Lokalitäten für menschliche Zivilisationen. Diese befinden sich dann an oder in den Oasen, die jedoch zum Süden hin immer seltener werden und zudem auch immer weiter voneinander entfernt sind.
Edenia
Die Gegend, in der sich ein wesentlicher Teil der zauberhaften Geschichte abspielen soll, nennt sich Edenia. Geographisch gesehen, befindet sich dieses Edenia genau zweitausendfünfhundert Kilometer nördlich des Mittelgebirges. Das Terrain wird von zwei Flussarmen von mittlerer Größe und einem kleinem Waldsee, der schon zum Regenwald gehört, umgeben, beziehungsweise eingeschlossen. Der Hauptarm des Flusses stellt die Westgrenze dar und fließt in Richtung Süden zum Waldsee hin. Die Nord- sowie Ostgrenze stellt der sich nach Osten abzweigende Flussarm dar, der in seinem Verlauf schließlich eine Kurve nach Süden hin beschreibt. Die Tatsache, dass man hier eingeschlossen ist, soll sicherlich nicht von Nachteil sein. Dieser Platz wurde ganz gezielt von menschlichen Wesen zum Siedeln ausgewählt, denn dort ist man definitiv sicher vor den Drachenhunden, da diese nicht schwimmen können und somit Flüsse meiden. Landschaftlich gesehen ist Edenia eine richtige Übergangslandschaft von der Steppe zum Regenwald hin. Der Norden zeigt noch ein Bild, wie man es von einer Steppenlandschaft nicht anders erwarten würde. Den mittleren Teil möge man am besten als typische Savanne beschreiben. Diese wird dann langsam aber sicher Meter für Meter immer dichter, umfangreicher und artenreicher, in südlicher Richtung zum Regenwald hin. Am nördlichen Ufer des Waldsees beherrscht eine typisch tropische Vegetation den Landstrich. Etwas östlich des gedachten Mittelpunktes erhebt sich ein kleiner Hügel von etwa 17 Metern, der damit die vielen hohen Bäume, die teilweise das Dreifache an Höhe messen, bei weitem nicht überragt. Von diesem Hügel fließt immer dann ein kleines Rinnsal hinunter bis zum Waldsee, wenn es viel geregnet hat oder wenn im Frühjahr das Eis sowie der Schnee zu schmelzen beginnen. Dieses Gebiet ist somit also geradezu perfekt, um sich dort anzusiedeln, denn abgesehen vom Schutz vor den Drachenhunden, bietet es durch die vielseitige Vegetation eine optimale Grundlage für eine Siedlung. Hier wachsen alle Pflanzen, welche die Menschen zur Ernährung benötigen und für die Jagt und die Zucht pirschen auch die geeigneten Tiere durch die Gegend.
Nun hat es sich also ergeben, dass sich schließlich fünf verschiedene Stämme dort in friedlicher Multiexistenz angesiedelt haben. Doch das war nicht immer so. Seit der Entdeckung dieses nahezu genialen Platzes, bis hin zu der Einigung der Stammesführer, dass der Platz für alle fünf Stämme reiche, gab es über Jahre hinweg verbitterte Schlachten mit sehr viel Blutvergießen, so dass das eigentlich sichere und friedliche Stückchen Land, zu einem sehr viel gefährlicheren Ort wurde als es irgend ein Platz in der offenen Steppe hätte sein können. Drachenhunde töten immerhin nur zur Nahrungsaufnahme und trotz ihres gigantischen Appetits, richteten sie niemals so viel Schaden und Kummer an, wie fünf sich gegenseitig bekämpfende Stämme. Die Grausamkeiten, die sich Menschen gegenseitig antun, stellen wirklich alles in den Schatten, was man aus der gesamten Welt der Tiere kennt und das nicht nur im Fall von Edenia. Fast von Beginn an, da der Mensch dank seiner mächtigen Fortschritte die Spitze der Nahrungskette erklommen hat, kämpft, meuchelt und mordet er, um sich zu behaupten und um seine Stärke zu präsentieren. Er erfindet für sich Ansprüche auf Besitz, Boden sowie Macht und ist bereit, jede Schandtat aber auch jedes Risiko in Kauf zu nehmen, um sich durchzusetzen. Ohne Rücksicht auf Verluste verfolgt er seine Ziele und mit allem Nachdruck zerstört er willkürlich alles, das ihm dabei im Wege steht oder auch nur zu stehen scheint.
Der Stamm, der die Mitte Edenias damals schon und heute noch bewohnt, war tatsächlich der erste, der diesen Platz für sich entdeckt hat und zu besiedeln versuchte. Doch nur unmittelbar kurz danach, es wird erzählt, dass es sich um nur einige wenige Tage handelte, kamen sie aus allen Richtungen, also vom Norden, vom Süden, vom Osten sowie vom Westen daher. Vier verschiedene Stämme, die allesamt nur das eine wollten, dieses geniale Fleckchen Mutternatur für sich und zwar nur für sich. Zum Glück für jenen Stamm, dass sich die vier rivalisierenden Stämme untereinander ebenfalls nicht grün waren, denn hätten diese sich zunächst zusammengeschlossen, um sich dann erst später untereinander auszustechen, wäre es für diesen wahrlich böse ausgegangen und sie wären wohl wahrscheinlich ausgelöscht worden. Denn, da sie aus allen Richtungen kamen, hätte es auch keine Fluchtmöglichkeit gegeben. Die Tatsache, dass der Stamm der Sapientes, so nennen sie sich, noch keine schützende Festung hatte, unterstreicht jene Erzählungen, nach denen die Siedlung nur wenige Tage vor dem einschlagendem Eintreffen der anderen Vier gegründet wurde. Nun war es eben so, dass sich die vier anderen Stämme gegenseitig nicht über den weg getraut haben und es dadurch vorerst keine Bündnisse gegeben hatte. Es gab also jahrelang erbitterte Kämpfe und zwar jeder gegen jeden und wirklich niemand wurde oder hatte jemanden geschont. Die erste Schlacht ging ununterbrochen drei Tage Lang. Danach zogen sich die Stämme in kurzfristig erbaute Lager zurück, welche nach und nach ausgebaut sowie befestigt wurden. Von dort aus wurden immer wieder Überfälle sowie Angriffe geplant und durchgeführt. Bis sich eines Tages einer der Ältesten der Sapientes ein Kind der Roburen, dass sich verirrt hatte, an die Hand nahm und ihn zu seinem Lager brachte, anstatt ihn zu töten und durch seinen Leichnam ein Exempel zu statuieren, wie es bis dato üblich gewesen wäre. Die Roburen waren überrascht und vor allem sehr erfreut, denn es war der Sohn des Stammesherren Robur, so heißt das Oberhaupt dieses Stammes jeweils. Auf diese Weise ist man dann wohl ins Gespräch gekommen und es wurde schließlich auch sehr zügig ein Friedensabkommen geschlossen. Alsbald waren beide Stämme sich einig, dass man auch die anderen drei Stämme in den Friedenspakt mit einbeziehen möge. Und das sollte gar nicht so schwer sein, wie man es vorher gedacht hätte. Man schickte einfach jeweils eine ältere Frau mit zwei Kindern in das nächste Lager, es war jenes der Oceanos, schaffte mit seinem Auftritt ebenfalls Verwirrung und nutzte diese, um über den Friedenspakt zu reden. Denen war das wahrlich sinnlose Morden offenbar auch zuwider und gegen das Argument, dass man doch friedlich und dennoch separat nebeneinander Leben könne, hatten sie wohl auch nichts einzuwenden. Und so ließen sich schließlich auch die anderen beiden noch überzeugen. Es war doch auch wirklich genügend Platz für alle da. Edenia misst eine Fläche von nahezu 400 Quadratkilometer. Die Lager, die zu Städten wurden, erschließen eine Fläche von jeweils knapp fünfzig Quadratkilometer, also zirka sieben mal sieben Kilometer und die Abstände zwischen den Stämmen betragen noch einmal mindestens fünf Kilometer. Jenes Gebiet, das keinem Stamm zugeordnet ist, nennt sich neutrale Zone. Man einigte sich nun also auf ein friedliches Nebeneinander ohne weitere Kontakte zu schließen, würde sich im Falle eines Angriffs von außen jedoch gegenseitig unterstützen, so der Friedensvertrag. Es wurden dann auch die Territorien festgelegt: im Nordosten wohnen die Roburen, im Südosten die Oceanos, im Südwesten die Tropanos und im Nordwesten die Steppanos. Im Mitteldorf leben die Sapientes. Ihnen wurde zusätzlich noch ein Kilometer Uferstreifen vom Waldsee zugesprochen, da sie die einzigen waren, die ansonsten keinen Zugang zu einer Wasserquelle hatten. Der Weg dorthin blieb trotzdem neutrale Zone, nur der Uferstreifen mit einer Tiefe von 250 Metern gehört noch zu dem Territorium der Sapientes. In der neutralen Zone darf sich jeder aufhalten, doch das Jagen ist dort strengstens verboten.
Die fünf Stämme
Die Namensgebung der Stämme hat zwei verschiedene Quellen, die Steppanos, die Tropanos und auch die Oceanos verdanken ihre Namen ihrer ursprünglichen Herkunft und so ist es beinahe nahe liegend, dass die Steppanos aus der Steppe stammen und zwar aus der Nordsteppe, welche ein wahrhaftig hartes Pflaster war und nach wie vor ist. Denn dort waren sie Tag ein Tag aus mit der Gefahr der Drachenhunde konfrontiert. Vor diesen müssen sich die Menschen trotz ihres technischen Fortschritts durchaus in Acht nehmen und schützen. Ein befestigtes Lager wäre grundsätzlich nicht verkehrt, jedoch müsste dies aus festem Gestein sein, denn eine Mauer aus Holz brächte wohl nichts, wegen der Fähigkeit des Feuerspeiens der Drachenhunde. Da wäre man dann schon gegrillt, wenn man den Jägern zum Fraße viele. Jenes geforderte Gestein sollte sich jedoch in der Nordsteppe nicht so ohne weiteres heranschaffen lassen und selbst wenn, es würde auch zu lange dauern, daraus eine Festung zu erbauen. Viele Höhlen gibt es auch nicht in der Nordsteppe und genau solche Höhlen würden dann aber auch die Drachenhunde als Unterschlupf nicht abschlagen. Ein Lager in einer der Waldinseln, welche die Drachenhunde meiden, aufzuschlagen, könnte zu einer tödlichen Feuerfalle werden, wenn einer der Drachenhunde seine Feuerkraft in Richtung des Waldes demonstriert, in dem man sich verschanzt hat. Wenngleich dieses nicht die Regel sein soll, denn die Drachenhunde würden den Lebensraum vieler ihrer Beutetiere zerstören, kann man es wohl nicht mit Sicherheit ausschließen. Den Steppanos ist zum Trotze aller widrigen Umstände etwas nahezu Geniales eingefallen, das tatsächlich gut funktionierte. Sie haben sich nach dem Vorbild einer besonders raffinierten Spinnenart gerichtet: nämlich der Falltürpinne. Die Falltür erfüllt bei den Spinnen den gleichen Zweck, wie bei den Steppanos. Sie schützt vor den Feinden besser als jede Festung, da man von jenen überhaupt nicht wahrgenommen wird. Wenn sich ein Drachenhund oder ein anderes gefährliches Raubtier näherte, würde eine Art stiller Alarm ausgelöst und das genauso, wie bei der Spinne auch, mit Schnüren und Seilen, welche durch Vibrationen den besagten Alarm auslösten. Darauf hin gäbe ein Wächter, der den Alarm vernommen hätte, ein Zeichen, woraufhin alle Bewohner ihre Falltürenbehausungen aufsuchten und sich absolut ruhig verhielten. Genauso gut lässt sich die Falltür natürlich auch für die Jagd verwenden. Aus einem Versteck angegriffen, hat das Opfer praktisch keine Chance, wenn es erst einmal da ist. Die Falltürdeckel wurden dazu auch noch mit einem entsprechenden Pflanzenöl benetzt, dessen Geruch entweder dem Feind die Spuren ihrer Anwesenheit verwischte oder das Opfer anlocken sollte. Doch besteht unabhängig von dieser genialen Art ihren Standort zu sichern, weiterhin die Problematik der Nahrungssuche. Die Beutetiere, welche für die Menschen in Frage kommen, durchstreifen die Nordsteppe immer und immer wieder auf verschiedenen Routen und das abhängig von den für sie zu befürchtenden Gefahren. Sie meiden also Gegenden, die den Tod versprechen und weichen auf sichere Wege aus. Insbesondere Herdentiere verfügen über ein sehr gutes Gedächtnis in Bezug auf Landschaftsbereiche, die einmal vielen ihrer Artgenossen das Leben gekostet haben. Abgesehen von den Menschen sowie den Drachenhunden ohnehin, sind noch diverse andere Raubtiere unterwegs, um ihren gigantischen Hunger zu stillen. Verschieden Raubkatzen, wie Löwen und Tiger aber auch Bären und Wölfe besiedeln die Nordsteppe und machen die Nahrung entsprechend rar. Für Vegetarier muss doch dann aber genügend Nahrung vorhanden sein, besonders wenn die Tiere, die man als Beute gerne jagen würde, ausbleiben und entsprechend als vegetarische Konkurrenz ausfallen. Das stimmt grundsätzlich, doch hält sich auch hier das Angebot in Grenzen, da sich nicht jede Pflanze, die sich auf dem Boden der Nordsteppe breitgemacht hat, als genießbar oder überhaupt als essbar erweist. Die Steppanos haben sich, man nenne es ruhig perfekt, an die Gegebenheiten angepasst. Sie werden von früher Kindheit an, auf ein entbehrungsreiches Leben hin gewöhnt, genießen ein hartes körperliches Training und sind letztlich untereinander so organisiert, dass sie auf verschiedenste Situationen entsprechend reagieren können. So gibt es bei den Steppanos auserwählte und besonders ausgebildete Spezialisten, die in der Lage sind, den Stamm aus eigener Kraft erneut aufzubauen. Diese Gruppe von Spezialisten besteht aus zwei Einheiten: aus Spähern und Verbindungsläufern. Die Späher bestehen aus jugendlichen Männern und Frauen, die sich als die absolut Besten in allgemeinen Fähigkeiten erwiesen haben, wobei man unter den Frauen zusätzlich nach jenen sucht, die als die reifsten gelten, auf dass sie im Falle des Falles möglichst früh und viele Nachkommen bekommen könnten. Die Verbindungsläufer sind die Spezialtruppe im Kampf und auf der Jagd. Sie würden dann den Spähern die nötige Sicherheit bieten, falls es notwendig sein sollte. Es gibt dann noch eine zweite Elite, die nach den gleichen Kriterien ausgesucht wird. Der Grund für diese Verfahrensweise ist folgender. In der Nordsteppe herrscht ein gewisses „survival of the fittest“, ein Überleben der oder des Stärksten. Die vorhandene Nahrung limitiert die Anzahl jener, die dort leben können, folglich auch die Größe des Stammes. In guten Zeiten mit viel Nahrung, könnte man den Stamm entsprechend vergrößern und würde ihm dadurch eine gewisse Stärke und Präsenz verleihen, was wichtig in Bezug auf fremde feindliche Stämme sein kann. In schlechten Zeiten würden jedoch viele dabei auf der Strecke bleiben. Aus diesem Grund haben die Steppanos immer sehr großen Wert darauf gelegt, die Anzahl an Steppanos möglichst stabil und eher gering zu halten. Auf genau diese Weise haben sich die Steppanos als einziger übrig gebliebener Stamm in der Nordsteppe behaupten können und zu ihrem Glück sind sie nie in die missliche Lage geraten, dass sich die erste Elite aus Spähern und Verbindungsläufern vom Rest des Stammes trennen und eigene Wege gehen musste. Und das sie schließlich die letzten waren, welche die Nordsteppe bewohnten, dafür haben sie auch nicht allzu viel beitragen müssen, wenngleich sie durchaus dazu in der Lage gewesen wären. Die meisten Stämme haben ihr Dasein in der Nordsteppe schließlich aufgegeben und sind in Richtung Regenwald gezogen, doch kaum jemand soll sein Ziel dabei erreicht haben oder sie sind verblieben und dort zugrunde gegangen. Einige haben sich bekriegt und niedergemetzelt andere sind elendig verhungert, überlebt haben zumindest die wenigsten, abgesehen von den Steppanos. Doch was hat die Steppanos überhaupt dazu bewegt, dieses heiße Pflaster zu betreten und allen Widrigkeiten zu trotzen. Es ist die Freiheit der weiten und nahezu unberührten Natur, die sie dort hinlockte. Der Stolz, die Herausforderung gemeistert zu haben hielt sie, doch die Weisheit siegte und sie zogen schließlich los auf der Suche nach einem Ort, der den Stamm mit etwas mehr Sicherheit gedeihen lassen möge. So sind sie letztlich in Edenia gelandet. Es war vielleicht ein großes Glück für die anderen, dass die Steppanos von der Anzahl her eher gering und durch die lange und beschwerliche Reise schon recht ordentlich geschwächt waren, denn sie muss man wohl zweifelsohne als die besten und härtesten Kämpfer bezeichnen. Und bei der offenen Schlacht wie sie sich in den Anfängen der Zusammenkunft der Stämme darstellte, wären die Steppanos mit einem großen Stamm und voller Schlagkraft am Ende vielleicht als die alleinigen Sieger hervorgegangen. Der Umgang mit fremden Stämmen war ihm in der Nordsteppe ohnehin weitestgehend und dann als die Einzigen komplett verwehrt geblieben, so dass sie es auch nicht gewohnt waren, sich irgendetwas und sei es nur ein Territorium, mit einem fremden Stamm teilen zu müssen.
Zum Aussehen sei noch erwähnt, dass die Steppanos einige besonderen Merkmale aufweisen, die Hautfarbe entspricht einer mitteleuropäischen mehrwöchigen Urlaubsbräune und sie sind durch ihr ständiges Training und der doch recht knapp bemessenen Nahrung sehr mager und extrem durchtrainiert. Alles in Allem recht drahtige Kerle und amazonenhafte Frauen. Die Haarfarbe der Steppanos ist durchgehend blond.
Die Tropanos stammen aus den Tropen, also aus dem Regenwald, allerdings etwas südlicher und deutlich westlicher als der jetzige Standort. Man erinnere sich, die Tropanos haben sich schließlich im Südwesten von Edenia angesiedelt, an der Stelle, wo der tropische Regenwald beginnt. Als natürliche Westgrenze dient der Fluss Fructus und als Südgrenze der Waldsee, den auch die Oceanos als solche haben. Wie gesagt, die Tropanos sind also schon von der Herkunft her ein Tropenstamm. Der Grund ihres Standortwechsels war sozialer Natur. Sie waren einst Teil eines großen Tropenstammes, der sich Valdino nennt. Doch sie fühlten sich bei denen offensichtlich nicht mehr so wohl und grenzten sich zunächst eine weile von den übrigen Stammesmitgliedern ab, bis sie sich schließlich entschieden, einen eigenen Stamm an einem eigenen Standort zu gründen. Sie wollten einfach unabhängig von den anderen sein, denn so lange sie mit zu den Valdinos gehörten, mussten sie natürlich auch deren Gesetze beachten und es gab zudem ständig Streit wegen der unterschiedlichen Philosophien, nach denen sie lebten. Um sich von den Anderen abzugrenzen, änderten sie schließlich sogar ihre Hautfarbe. Im Gegensatz zu den Valdinos, die ihr natürliches rötliches braun erhielten, fanden die Tropanos eine Pflanzenart, die bei bestimmter Zubereitung eine dunkelgrüne Hautfarbe verlieh. Das prangerte der ursprüngliche Stamm ganz besonders an, denn diese meinten, man dürfe nichts gegen seine eigene Natur unternehmen und sie warfen den Tropanos somit Verrat an sich selbst und an dem gesamten Stamm vor. Auch schienen die Interessen sich stark voneinander zu unterscheiden. Der Urstamm pflegte einem geregeltem Tagesschema zu folgen doch die Tropanos hingegen, die ließen sich eher spontan in den Sinn kommen, was sie als nächstes erledigen sollten oder eher lieber nicht. Sie wurden häufig als ungehobelte Chaoten beschimpft, was sie selbst allerdings nicht im Geringsten tangierte. Sie wollten an sich nur ihren eigenen Lebensstil so gestalten, wie sie es für richtig hielten. Und das konnten die anderen auch sicher nicht verhindern, denn sie waren zwar in der deutlichen Überzahl, doch körperlich, strategisch und insgesamt auch kämpferisch hoffnungslos unterlegen. Das lag wiederum daran, dass die Tropanos ursprünglich die Soldaten des Stammes waren. Sie waren als einzige ausgebildet in allen Belangen der kriegerischen Auseinandersetzung. Man hatte ihnen die Verantwortung übertragen, sich um die Sicherheit des Stammes zu kümmern und dazu gehörte eben auch das entsprechende Training. Anfangs genossen sie auch noch einen recht guten Ruf, als sie mehr als nur einmal den Stamm sehr effektiv verteidigt und behütet hatten. Als sich dann jedoch herumgesprochen haben muss, dass dieser Stamm sich hervorragend verteidigen könne, blieben die Angriffe von fremden Stämmen aus und die Soldaten hatten fast nichts mehr zu tun. Sie haben sich ihrerseits jedoch diesen Lebensstiel angewöhnt und waren auch nicht mehr gewollt, sich jenen nun wieder abzugewöhnen. Als man sie häufig und dringendst gebraucht hatte, akzeptierte man diesen auch ohne weitere Bedenken. Doch als dann nun schließlich der Friede sozusagen einkehrte, erwartete man von den Soldaten, dass sie sich umstellen sollten und wenn es für sie nichts zu tun gäbe, genauso zu arbeiten hätten, wie jeder Andere auch. Das aber kam für diese überhaupt nicht in Frage, sie riskierten ihr Leben für den Stamm und hätten sich schließlich dann auch gewisse Privilegien verdient. Jene Privilegien, die sie sich da vorstellten, waren eben, dass sie nicht, wie die Anderen, arbeiten müssten, denn ihre Arbeit war ja die Verteidigung des Stammes und auch wenn dies nicht dem zeitlichen Rahmen der Arbeiten der Anderen entspräche, ist diese Arbeit jedoch deutlich gefährlicher und bedarf eines ständigen Trainings mit vielen ausgiebigen Pausen und einer auf Kraft ausgerichteten Nahrung, die deutlich umfangreicher war, als die der Anderen. Und so kam es eben, dass sie, während die Anderen sich mit irgendwelchen notwendigen Tätigkeiten abmühten, sich eher genüsslichen Dingen widmeten, sei es ein ausgiebiges Bad in einem nahe liegenden Tümpel zu nehmen oder das Spielen eines Brettspiels oder was auch immer ihnen gerade einfiel. Und wenn sie keine Lust hatten, irgendetwas zu tun, dann legten sie sich einfach gemütlich ins Gras und lauschten den lieblichen Klängen der Natur oder eines Instrumentes, wenn eines gespielt wurde. Der Ärger über diese Lebensweise wurde von Tag zu Tag größer und aus der Verzweiflung über die Uneinsichtigkeit der Soldaten und der Tatsache, dass man dagegen auch nichts unternehmen konnte, wurde Zorn. Man fing an, sie zu verachten und sie zu beleidigen. Dass die sich dagegen nicht einmal zur Wehr setzten als würde es sie überhaupt nicht interessieren, schien die Leute nur noch mehr zu verärgern. Als schließlich noch der Streit wegen der Änderung der Hautfarbe ins Haus kam und die Valdinos anfingen, sich ein eigenes kleines Heer aufzubauen, zögerten die Tropanos nicht lange und verließen den Stamm ohne ein Wort zu sagen oder irgendein Zeichen zu hinterlassen, um sich einen eigenen Stamm aufzubauen. Nicht, das sie Angst gehabt hätten, aber sie waren einfach zu tolerant und wollten keinen Krieg gegen ihren eigenen Stamm führen. Übrigens war die Änderung der Hautfarbe nicht nur zur Abgrenzung ihres Stammes, sondern in den Tropen auch recht effektiv in Bezug auf die Tarnung. Denn in dem grünen Buschwerk sind sie dadurch nur sehr schwer zu sehen, was sie bei der Verteidigung des Lagers auch so erfolgreich gemacht hatte. Neben der guten Tarnung sind sie als hauptberufliche Soldaten auch in der Tat große Krieger. Sie sind wohl etwa eben so gut durchtrainiert wie die Steppanos, haben jedoch durch die üppigen und auserwählten Mahlzeiten deutlich mehr Muskelmasse als diese. Dennoch bleibe ich der Meinung, dass die Steppanos die besten Kämpfer waren. Im Gegensatz zu den Steppanos sind die Tropanos schon fast verweichlicht, durch ihren gerade in Friedenszeiten geführten „luxuriösen“ Lebensstil. Kämpferisch und im Umgang mit Waffen sind sich wohl beide Stämme ebenbürtig, nur das extrem raue Pflaster ist es, was die Steppanos wohl zu den gefürchtetsten Kriegern machte. Ihre Haare wurden in Frisur und Haarfarbe der Tarnung und auch der Umgebung angepasst, meistens dunkel braun oder aber auch schwarz. Nun mag man sich natürlich auch fragen, wie sie sich denn ein Leben in einem eigenen Stamm vorgestellt haben, wo sie doch alle an diesen gemütlichen Lebensalltag gewohnt waren. Doch das stellte sich als unproblematischer heraus, als man es sich vorstellen mag. Denn sie waren schließlich auch zu Kriegszeiten zu allem bereit, das notwendig war, um die Gefahr abzuwenden. Und wenn es nun ohne die anderen Stammesmitglieder nötig war, ein neues Lager zu errichten und dann auch die anderen Arbeiten zu erledigen, dann sollten sie auch dieses meistern. Sie arbeiten eben immer so lange es nötig ist, mit vollem Einsatz und genießen dann erst einmal ihr Leben, so wie sie meinen, es verdient zu haben. Das ist ihre Philosophie.
Der nächste und letzte Stamm, der seinen Namen seiner Herkunft verdankt, ist der Stamm der Oceanos. Sie kommen ursprünglich unweit östlich des Mittelgebirges vom Südufer des mächtigen Stromes, der die beiden Landhälften in Nord- und Südhälfte teilt und ganz im Osten in den einen riesigen Ozean strömt. Sie sind der einzige Stamm, der von der Südhälfte des Planeten herkommt und haben dementsprechend einen langen Weg hinter sich. Etwa hundert schwere und entbehrliche Tage soll es gedauert haben, bis sie Edenia schließlich erreicht haben Doch was hat sie dazu bewogen in derart ferne Gefilde vorzudringen? Die Oceanos sind ein Stamm, der sich seinerseits aufgrund seiner Überlegenheit anderer Stämme gegenüber an der Südküste sein Plätzchen und es war gewiss kein schlechtes, gesichert hatte. Aus welchem Grund entschieden sie sich dann also, ihr zwar nicht besonders schwer, doch immerhin umkämpftes Gebiet zu verlassen, um sich in Ungewissheit in weiter Ferne ein neues suchen zu müssen. Auf eine einfache Rückkehr sollte man sich nicht unbedingt verlassen, denn die verlassene Stelle ist derart günstig, dass sie nur allzu beliebt sein möge und alsbald einen neuen Hausherrn gefunden haben dürfte. Nun, es soll wiederum mit ihrer Philosophie zusammenhängen und mit der Tatsache, dass sie vom Südufer des Stroms auf die andere für sie mysteriöse Seite blickten. Die Neugier gegenüber dem, was sich jenseits des Stroms verbarg, ließ nach neuem Wissen dürsten. Desweiteren erblickten Jäger das in den Jahren gespaltene Mittelgebirge und witterten von da an ihre Chance, über jenes Gebirge die andere Seite dieser fantastischen Welt betreten und erforschen zu können. Über den Strom hinweg auf die andere Seite zu gelangen, wäre reiner Selbstmord. Die Ufer sind auf beiden Seiten zu unwegsam und viel zu steil, um sie vom Wasser aus zu erklimmen. Zudem gibt es unberechenbare Strömungen sowie Strudel, die einer vermeintlichen Reise schon vor dem Erreichen des einen oder anderen Ufers ein Ende bereiten mögen. Wie aber hatten es die Menschen überhaupt geschafft, den Süden zu besiedeln? Gerüchten zufolge sollen die ersten Menschen aus dem nördlichen Teil von Primus stammen. Nun, abgesehen davon, dass es sich berechtigter Weise um Gerüchte handelt, denn keiner Weiß wirklich Genaues diesbezüglich, waren sich die Gebirgsgipfel auf den gegenüberliegenden Seiten zu jenen Zeiten noch deutlich näher. Zirka fünf Meter, trennten diese, so dass es keinerlei größere Probleme gab, mithilfe einer mobilen Holzbrücke etwa oder auch nur einem Baumstamm, die jeweils andere Seite zu erreichen. Im Laufe der Zeit entfernten sich die Uferspitzen jedoch durch Plattenverschiebungen im Erdreich. Siebzig Meter waren es dann schließlich, die es zu überwinden galt. Man wollte unbedingt hinüber und versuchte es mit selbst gebauten Flügeln, die denen der Vögel nach bestem Gewissen nachempfunden wurden. Schade um den Oceano, er hinterließ einen dicken roten Fleck an der anderen Felswand etwa dreißig Meter unterhalb der Uferspitze. Ein guter bis dahin fähiger Mann, der sein Leben der Wissenschaft widmete und letztendlich auch auf tragische Weise opferte. Der Luftweg war also offensichtlich auch, zumindest vorerst, nicht geeignet, um das ersehnte Nordland zu erreichen. Was blieb übrig? Der Landweg. Es musste eine Brücke gebaut werden. Und es geschah, dass auf eine spektakuläre Weise eine Hängebrücke erbaut wurde. Das Schwerste war der Anfang. Auf der anderen Seite befanden sich mehrere kleine und relativ spitze Gipfel, also nahm man sich ein Speer mit einer Öse, durch die ein leichtes Seil durchgezogen war. Leicht musste es sein, damit es nicht beim werfen störte. Seilanfang und Ende waren soweit auseinander, dass sich das Seil über den Gipfel stülpen würde, wenn der Speer präzise genug geworfen wurde. Nach einiger Übung war es dann soweit und mit dem kleinen Seil wurde dann ein großes durch die Öse um den Gipfel gezogen und der Rest ging Schlag auf Schlag bis letztendlich eine komplette und recht stabile Hängebrücke die beiden Gipfel verband. Kaum war die Brücke vollendet, wurde auch schon der Aufbruch geplant und für den nächsten Tag angekündigt. Doch nun noch einmal zurück zu der Frage, warum das traute Heim verlassen und dadurch im Prinzip alles aufgegeben wurde, was man bis dahin geschaffen hatte und warum man seine gesamte Existenz aufs Spiel setzte. Die Antwort liegt, so witzig es klingen mag, in der hoffnungslosen Überlegenheit, mit der sie sich bei ihrer Stammesgründung und Erweiterung gegen die anderen Stämme durchgesetzt hatten. Die Überlegenheit resultierte nämlich aus den technischen Fortschritten, die sie errungen hatten und welche andere noch nicht kannten. Dadurch waren sie ins besondere in der Waffentechnik den Anderen so weit voraus, dass keiner auch nur annähernd eine Chance gegen sie gehabt hätte. Was waren das für Waffen? Nun ihre größten technischen Errungenschaften hatten sie in Seiltechniken. Das klingt zunächst recht harmlos, doch mit Hilfe der richtigen und geeigneten Seile, lassen sich nicht nur Hängebrücken bauen, sondern zum Beispiel auch hervorragende Schusswaffen der verschiedensten Arten herstellen. Ebenso gut lassen sich Seile im Nahkampf für Hieb- und Schleuderwaffen sowie für Fangnetze und Fallen verwenden. Doch wo liegt denn da jetzt der Hund begraben, warum genossen sie nicht einfach ihren Ruhm, den sie sich durch ihren Eifer erarbeitet haben? Es war der Fortschritt, der sie auf einen Schlag den anderen gegenüber ziemlich übermächtig gemacht hatte, ergo könnte ein anderer Stamm kommen und seinerseits einen Fortschritt erringen, der ihn wiederum übermächtig machen ließe. So müsse man schließlich alles daran tun, um immer auf dem neusten und möglichst auf dem höchsten Stand des Fortschritts zu sein. Und auf dem Küstenstreifen der Südhälfte, wo sie letztlich die Führenden waren, von wem sollten sie dort noch lernen? Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis jemand käme, der sie aufgeholt oder vielleicht sogar überholt hätte. Sie waren also unbedingt davon überzeugt, dass sie sich weiterentwickeln müssten und zwar aktiv, um weiterhin bestehen zu können und da blieb ihnen die Hoffnung, dass der Norden ihre Erwartungen erfüllen würde. Was ihre Waffenüberlegenheit anging, waren sie auch fortschrittlicher als die Nordstämme. Natürlich konnten sie die meisten ihrer schweren Geschütze nicht mitnehmen, da zum einen der Transport zu umständlich gewesen wäre und der Nutzen im dichten Urwald auch eher zu vernachlässigen wäre. Was ihnen übrig blieb, reichte gerade gut aus, um nicht gnadenlos unterlegen gewesen zu sein. Denn vom Kampfgeist und der Kampfkraft waren sie insbesondere den Steppanos sowie auch den Tropanos deutlich unterlegen, weswegen sie bei der ersten Schlacht um den ersehnten Platz die jenen waren, die sich zuerst zurückzogen, um sich ein relativ sicheres Lager zu bauen, von dem aus man seinen Waffenvorteil besser ausspielen könne. Ihr Aussehen ist von der Statur her recht unspektakulär, denn sie sind lange nicht so durchtrainiert wie die anderen beiden Stämme, die schon vorgestellt wurden. Sie sind aber auch nicht besonders dick oder dünn oder durch irgendetwas besonders auffällig. Dafür sind ihre Körper blau gefärbt. Dies erreichten sie mit Hilfe von Tintenfischen aus dem Meer, deren Tinte sie nach einem bestimmten Rezept zubereitet, ihre Haut dauerhaft blau werden ließ. Dieses taten sie nicht der Tarnung wegen, sondern als Danksagung und Huldigung gegenüber dem Gott des Fortschritts, der in ihrem Glauben einen blauen Umhang trägt, der wiederum einen weißen Körper umhüllt. Da sie sich nicht anmaßen wollten, sich mit ihm auf die gleiche Ebene zu Stellen, drehte man die Farbkombination einfach um. Der Körper solle blau schimmern und die Kleider in weiß den Körper verhüllen. Durch diese Farbenpracht, waren sie in der Gegend, die sie zu besiedeln anstrebten, für jeden gut sichtbar, was bei den Auseinandersetzungen mit Nichten von Vorteil war. Aber der Glaube an ihren Gott des Fortschritts war und ist ihnen sehr wichtig, da man davon überzeugt war und weiterhin ist, dass dieser Gott ihnen jene Gabe gegeben hat und dafür müsse man dankbar sein und das auch zeigen.