Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern 10: Entscheidung: Risiko - Vanessa Busse - E-Book

Raumschiff Promet - Von Stern zu Stern 10: Entscheidung: Risiko E-Book

Vanessa Busse

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Beschreibung

Auf der Erde kämpft Harry T. Orell erbittert gegen einen Feind, der ihm alles abverlangt. Und Peet spürt, dass irgendetwas mit ihm nicht in Ordnung ist. Doch nicht nur auf Terra lauert das Risiko. Ein schwarzer Raumer dringt ins Sonnensystem ein. Die Printausgabe umfasst 160 Buchseiten.

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Vanessa Busse

ENTSCHEIDUNG: RISIKO

 

In dieser Reihe bisher erschienen:

 

5001  Christian Montillon Aufbruch

5002  Oliver Müller Sprung ins Ungewisse

5003  Vanessa Busse Dunkle Energie

5004  Vanessa Busse Angriff aus dem Nichts

5005  Oliver Müller Gefangene der Doppelsonne

5006  Achim Mehnert Das Vermächtnis der Moraner

5007  Rainer Schorm Jedermanns Feind

5008  H. W. Stein & Oliver Müller Die Sklavenwelt

5009  Achim Mehnert Todesdrohung Schwarzer Raumer

5010  Vanessa Busse Entscheidung: Risiko

Vanessa Busse

 

 

Entscheidung: Risiko

 

 

RAUMSCHIFF PROMET

Band 10

 

 

 

 

© 2016 by BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a,  51570 Windeck

Redaktion: Jörg Kaegelmann

Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati und Manfred Schneider

Umschlaggestaltung: Mark Freier

Satz: Winfried Brand

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-95719-500-5

Noch zwei Tage!, schoss es Harry T. Orell durch den Kopf. Wie so oft in den letzten Stunden.

Die Promet steuerte auf direktem Kurs zur Erde. So hatte man es zumindest über die Hypercomanlage der Kyl Basis II auf Riddle mitgeteilt und die Moran war sofort ins Sonnensystem gesprungen, um diese Nachricht zu übermitteln. Das Volk der Moraner war gerettet und hatte auf Suuk eine sichere Zuflucht gefunden. Peet schien die Strapazen gesundheitlich gut überstanden zu haben. Alles verlief hervorragend.

Orell lächelte. Er presste den Daumen auf das Security-Lock seines Büros im Sperrkreis I der HTO. Die aufgehende Sonne drang durch die Büroverglasung. Orell hatte für diesen Vormittag sämtliche Sitzungen und Meetings verschoben. Die Vorfreude auf seinen Sohn nahm ihm die Konzentration für Geschäftliches. Ungewöhnlich für einen Mann wie ihn. Doch nach den vielen Sorgen, die er sich in letzter Zeit um seinen Sohn gemacht hatte, freute er sich umso mehr auf das Wiedersehen. Abgesehen davon konnte ein festlicher Empfang für Peet und die Crew nicht schaden. Darum kümmerte sich der HTO-Chef höchstpersönlich.

Entspannt drückte Harry T. Orell die Codeeingabe der Holo-Com, die vor ihm auf dem Mahagonischreibtisch stand. Ein grünliches Blinken verriet ihm, dass sich eine Nachricht auf dem Speicher befand, die er noch nicht kannte. „Seltsam“, murmelte er. Als er die HTO gestern Abend verlassen hatte, war es weit nach Sonnenuntergang gewesen. Zu der Zeit hatte er bereits alle Meldungen und Berichte abgerufen. Diese Mitteilung musste spätnachts oder ungewöhnlich früh eingegangen sein. Augenblicklich beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Er aktivierte die Wiedergabe.

Leise surrend öffnete sich der Projektionsfächer über der Com. „Eine neue Benachrichtigung, heute, drei Uhr zweiundvierzig“, kommentierte eine elektronische Stimme die umfangreiche Com.

Orell zog eine Augenbraue nach oben und starrte auf das bizarre Bild, das vor ihm aufschimmerte. Die Umgebung kam ihm bekannt vor. „Norman?“, murmelte er verwundert. Die dortige Com-Anlage befand sich nicht an ihrem gewohnten Standpunkt. Im Gegenteil. Es wirkte, als hätte man sie mit Gewalt zu Boden geschleudert. Sie zeichnete von Norman Gants Wohnzimmerteppich auf. In seinem Stadtappartement. Schräg, durch Bildstörungen verzerrt. Kleidung und Gegenstände lagen wahllos verteilt herum. Der Chef der HTO schluckte, als er die umgeworfenen Ledersessel erkannte. Er und Norman, der nicht nur sein ältester Freund war, sondern auch die strategische Entwicklung der HTO mitverantwortete, hatten in dem Appartement oft das eine oder andere Glas Whisky genossen.

Orell rückte näher an die Holografie heran. Was hatte das zu bedeuten? Er zuckte zusammen. Ein paar Füße wurden sichtbar, entfernten sich wieder und stolperten beinahe über ein zerbrochenes Gerät, das zertrümmert auf dem Boden lag. Eine unbekannte Person hastete durch den Raum, drehte sich hektisch um und rannte erneut auf die Holo-Com zu. Unmittelbar davor blieb sie stehen. Aufgrund der Empfangsposition konnte Orell immer noch nicht erkennen, um wen es sich dabei handelte.

Zwei Hände wurden größer. Das Bild begann zu wackeln. Der Chef der HTO kniff die Augen zusammen. Inzwischen klebte er förmlich an der Holografie. Die Aufzeichnung verwischte einen Moment, als das Gerät angehoben wurde. Dann erkannte Orell die Person. Norman! Orells Finger umkrampften das glatte Holz der Tischplatte. Was er sah, war äußerst beunruhigend. Sein Freund wirkte nicht so, wie er es von ihm gewohnt war. Das grauschwarze Haar klebte zerzaust am Kopf und sein zerknittertes Hemd war am Kragen falsch zusammengeknöpft. Seine Wangen glänzten. Mit aufgerissenen Augen starrte Orells Gegenüber direkt in die Com und wischte sich fahrig übers Gesicht. Wieder verwackelte die Aufzeichnung. „Ich verstehe das nicht, was ist denn hier los?“, fragte der HTO-Chef laut in den Raum, wohlwissend, dass ihm niemand zuhörte.

„Harry!“ Gant begann zu sprechen. Die Störgeräusche der Aufnahme ließen seine Stimme wirken wie die eines Roboters. „Es tut mir leid, ich kann nicht anders. Die haben mich ... Ich halte das nicht länger aus.“ Die Mundwinkel des Managers bebten. „Du bist in Gefahr, Harry! ... aufpassen. Ich ... jetzt verschwinden. Sofort. Ich weiß nicht, ob wir uns nochmal hören. Sie können jeden Moment ... zu spät ...“ Norman Gants Stimme verstummte. Sein flacher Atem schnitt blechern durch die Aufnahme.

Die Holo-Com fiel zu Boden. Noch einmal flimmerte die Projektion. Ein lautes Geräusch brach durch das Rauschen. Das Bersten von Metall. Ein Krachen. Dann wurde es still. Das Bild verschwand im Nichts. „Aufzeichnung beendet“, sagte die Stimme der Com-Anlage emotionslos.

Orell jagte ein kalter Schauer über den Rücken. Er erhob sich, lief eine knappe Runde um den Schreibtisch, setzte sich wieder und fuhr sich mit dem Handrücken übers Kinn. Dann drückte er auf das Bedienfeld der Com. „Verbindung herstellen. Mister Crook“, befahl er dem Gerät, das den Wunsch unmittelbar erfüllte. Eine Holografie erschien. „Mister Crook, bevor wir sprechen, stellen Sie sicher, dass wir ungestört sind“, schnitt Orell dem verdutzten Leiter des Werkschutzes den Morgengruß ab.

„Warten Sie bitte einen Moment, ich wechsle den Standort“, antwortete Crook über die mobile Com. Er begab sich in einen kleinen Nebenraum und schloss die Tür. „Ist etwas passiert, Mister Orell?“, fragte er leise und starrte sein Gegenüber an. Dem langjährigen Mitarbeiter schien die Aufregung in Harry T. Orells Zügen nicht zu entgehen.

Der Chef der HTO ersparte sich lange Erklärungen. Er beauftragte Theodor Crook, nach Norman Gant zu suchen. Zuerst in dessen Appartement, dann an Orten, von denen Orell wusste, dass sein alter Freund dort regelmäßig verkehrte. „Versuchen Sie herauszufinden, was vorgefallen ist. Und behandeln Sie die Sache absolut diskret. Niemand darf davon erfahren. Sicherheitsstufe A. Melden Sie sich auf einer verschlüsselten Frequenz, sobald Sie Neuigkeiten haben.“

„Verstanden, Sir.“

Harry T. Orell beendete das Gespräch. Er vertraute Theodor Crook. Und dann dauerte es bis zum späten Nachmittag, ehe der HTO-Chef eine Rückmeldung von seinem Mitarbeiter erhielt. In der Zwischenzeit hatte Orell durch unauffällige Rückfragen herausgefunden, dass Norman Gant das Gelände der HTO seit dem gestrigen Abend nicht mehr betreten hatte. Das Ortungssignal seiner ID-Card war negativ. Gant war heute Morgen weder zur Arbeit erschienen, noch hatte jemand etwas von ihm gehört. Die Sekretärin seiner Abteilung hatte unzählige Male vergebens versucht, ihn über mehrere Coms zu erreichen. Auch in den umliegenden Krankenhäusern und Rettungsports hatte keiner mit dem Namen Gant etwas anfangen können. Orell bekam Magenschmerzen vor Sorge.

„Mister Orell, das Appartement sah aus, als hätte dort ein Einbruch stattgefunden. Oder eine heftige Auseinandersetzung“, berichtete Crook betroffen.

Du wolltest so schnell wie möglich flüchten, alter Freund. Ich hoffe, du bist noch am Leben, ging es Orell durch den Kopf.

„Als ich ankam, war die Schließautomatik der Türverriegelung gebrochen. Man hat sich eindeutig gewaltsam Zutritt verschafft“, fuhr Crook fort.

„Haben Sie sonst etwas über Gants Verbleib herausgefunden? Spuren, die auf den oder die Täter schließen lassen? Irgendetwas Verdächtiges?“, fragte Orell, während er sich die Schläfen rieb.

„Nein, leider nicht“, erwiderte der Leiter des Werkschutzes. „Ich habe nach verwertbarem Datenmaterial Ausschau gehalten. Doch in der gesamten Wohnung war kein einziger Datenträger mehr zu finden. Und die komplette Überwachungsanlage war inaktiv geschaltet.“

Orell legte eine Hand in den Nacken und atmete hörbar aus. „Danke für Ihre Hilfe, Mister Crook.“

„Ich denke, es wäre sinnvoll, die Behörden einzuschalten. Es ist nicht auszuschließen, dass Mister Gant etwas Schreckliches zugestoßen ist“, schlug Theodor Crook vorsichtig vor. Er wartete schweigend auf die Antwort seines Chefs. Es war bekannt, dass Harry T. Orell nicht das beste Verhältnis zu den Gesetzeshütern hatte.

„Ich kümmere mich persönlich um alles Weitere, Mister Crook. Bewahren Sie lediglich Stillschweigen. Sie haben einen guten Job gemacht. Nochmals danke.“ Noch bevor der Werkschutzleiter etwas entgegnen konnte, beendete Orell das Gespräch. Gedankenversunken starrte er auf die glattpolierte Schreibtischplatte. Crook hatte recht. Eigentlich war Gants Verschwinden eindeutig ein Fall für die Police. Allerdings handelte es sich nicht um irgendjemanden, sondern um Norman, seinen besten Freund. Und damit um einen der wenigen Geheimnisträger innerhalb der HTO, der von Arn Borul wusste. Morgen früh konnte er die Sergeants immer noch informieren. Doch heute Nacht wollte er sich nicht durch lästige Befragungen behindern lassen. Es war offensichtlich, dass man Norman entführt hatte. Wer das getan hatte und vor allem warum, wollte er in den nächsten Stunden selbst herausfinden. Dann, wenn die zwielichtigen Informationsquellen, die er für gewöhnlich mied wie der Teufel das Weihwasser, aus ihren Löchern gekrochen kamen.

Der Chef der HTO öffnete die Schublade des Schreibtischs. Darin befand sich neben dem Foto Priscillas neuerdings auch ein Bild seines Sohnes. Wehmütig warf er einen kurzen Blick darauf und seufzte. Die Vorfreude auf Peets Eintreffen war ihm vergangen. Die Sorge überwog bei Weitem. Momentan war Peet im All vielleicht sicherer als auf der Erde.

Und Norman. Hoffentlich ging es ihm gut. Noch einmal drangen dessen Worte in sein Bewusstsein. Du bist in Gefahr, Harry. Er griff in die Tasche des Hemdes, zog seine ID-Card hervor und legte sie in die Schublade zu den Fotos. Sie behinderte ihn nur dabei, das Firmengelände unbemerkt zu verlassen. Dann zog er sich Jackett und Krawatte aus und verstaute sie in der abschließbaren Schrankwand. Einen Harry T. Orell ohne ordnungsgemäße Kleidung bekam normalerweise so gut wie niemand zu Gesicht. Er zog das Hemd aus der Hose, ging in den Nebenraum und angelte sich eine Mütze der Flying Saucers, einem bekannten Sky-Baseball-Team. Peet hatte sie ihm vor einigen Jahren geschenkt. Seitdem hing sie ungetragen auf dem Kleiderständer. Zufrieden mit seiner Aufmachung, in der er beinahe aussah wie eine herkömmliche Reinigungsfachkraft, schlich der ergraute Firmenboss durch die Gänge. Wie er anerkennend feststellte, war es gar nicht so einfach, sich unbemerkt an Kellys wachsamen Augen vorbeizupirschen. Durch den Notausgang, dessen Codierung er kannte, verließ er das Hauptverwaltungsgebäude von Sperrkreis I, immer darauf bedacht, die toten Winkel der Überwachungskameras zu nutzen. Sein Ziel war ein kleineres Hotel in der Stadtmitte. Die Hotelbar war für speziellere Informationen bekannt. Dort, wo man einen Mann wie ihn weder erwarten, noch leicht ausfindig machen konnte. Es war selten, dass er sich ohne Security unters Volk begab. Doch Orell wusste nicht mehr, wem er trauen konnte. Fast jeder Mensch war käuflich. Und solange nicht klar war, wer hinter Normans Entführung steckte, wollte er kein unnötiges Risiko eingehen. Er musste Norman wiedersehen.

 

*

 

„Dann sei es hiermit beschlossen“, sagte Thosro Ghinu mit feierlicher Stimme und blickte in die Runde.

Vier Suuk und drei Moraner saßen ihm gegenüber. Gemeinsam bildeten sie von diesem Moment an einen Rat, der die Belange aller berücksichtigen sollte.

Thosro wusste, dass es nicht einfach werden würde, die Technisierung Suuks voranzutreiben. Die Zukunft der Moraner, die sich seit Kurzem auf dem Planeten befanden, war ungewiss. Doch sie mussten gerüstet sein. Als eine Einheit, immer auf der Hut vor den schwarzen Raumern. Den Fehler, den die Moraner einst auf ihrem Heimatplaneten begangen hatten – eine totale Abrüstung aus dem naiven Glauben heraus, die Galaxie wäre ihnen friedlich gesonnen –, wollte Thosro nicht noch einmal begehen. Sie konnten jederzeit wiederkehren: die Raumer, die ihnen die Heimat genommen hatten. Vielleicht suchten sie bereits nach dem Volk, das einen Teil aus ihren Reihen zerstört hatte. Auch die Mogk, die jede Gestalt annehmen konnten, waren auf Suuk eine schlummernde Bedrohung. Sie waren ebenso fähig, viele Leben auszulöschen. Die Meere Suuks bargen eine Vielzahl unentdeckter Risiken und so sicher die Pyramidenstadt mit den hellen Quadern auch wirkte, die Dunkelperioden auf Suuk waren lebensbedrohlich. Sobald sich der blaue Himmel grünlich färbte, die Umlaufbahnen der Planeten sich über Suuk kreuzten und mächtige Blitze zu Boden gingen, sobald die kühlen Winde über die Hochplateaus fegten: Dann waren sie alle gleich.

Thosro schwieg einen Moment. Als ältester Moraner innerhalb des neu gegründeten Rats beobachtete er die Jüngeren mit Sorge. Normalerweise traute er nur sich selbst, seinem Ziehsohn Arn und dessen Liebe Junici. Hier jedoch sollte ein neuer Anfang für sie alle beginnen. Dafür musste er mit den Suuk eins werden, der Rasse aus den Ureinwohnern Suuks und den Moranern, die vor langer Zeit mit einem Expeditionsschiff ins Halo-System gekommen waren. Und mit seinem eigenen Volk, das ihm nicht immer wohlgesonnen gegenübergestanden hatte.

Es mussten Standards geschaffen werden, die ein friedliches Leben garantierten. Das war dem Moraner sehr bald bewusst geworden. Vielleicht konnte Suuk zu einer Heimat werden, die so schön und friedvoll sein würde, wie Moran vor dem Angriff der schwarzen Raumer. Keiner hatte es bisher auszusprechen gewagt, doch Thosro Ghinu war klar, dass es nur Arn und Junici sein durften, denen eine Existenz auf der Erde vergönnt war. Die Moraner konnten nicht dorthin. Und ob sich daran jemals etwas ändern würde, stand in den Sternen. Die Menschen waren noch nicht bereit für den Kontakt mit einer außerirdischen Rasse. Obwohl Arn nur Gutes berichtet hatte und seine Freunde sogar in Thosros Augen ein Geschenk des Himmels waren, herrschte auch unter den Menschen das Böse. Vorerst mussten die Moraner auf die Suuk vertrauen. Und auf die Orells sowie Arns und Junicis Beobachtungen, was die Erde betraf.

Thosros Gedanken schweiften davon. Das passierte oft. Sie wanderten nach Moran. Zu dem Gewölbe des Wissens. So viel mehr verband ihn damit, als er es je ausgesprochen hatte. Erinnerungen. Vergangenheit. Vielleicht die Zukunft. Obgleich das Gewölbe in Trümmern lag.

Selbst wenn es ein Relikt alter Zeiten war. Er konnte es immer noch spüren. Sein Blick richtete sich ins Blau des Himmels. Mit der Gründung des Rates war ein erster Schritt in ein neues Leben getan.

 

*

 

Harry T. Orell kontrollierte die Heckholografie. Niemand folgte seinem Gleiter. Das Firmengelände der HTO hatte er durch eine der Notschleusen verlassen. Als Chef verfügte er natürlich über sämtliche Passwörter und Kennnummern. Er war in das kleine Fluggefährt gestiegen, das auf einem Seitenport der HTO bereitstand. In schlichtem silbermetallic und von normaler Gleitergröße, wie ihn unzählige andere Menschen auch flogen. Unauffällig und dennoch hervorragend ausgestattet. Perfekt geeignet für zivile Ausflüge. Meistens hatte Peet ihn für kurze Besorgungen benutzt, doch seitdem er im All unterwegs war, brauchte er ihn kaum noch.

Ein weiteres Mal warf Orell einen Blick über die Holografie nach hinten. Der Himmel war frei und das Gelände der HTO verschwand langsam am Horizont. Bald erreichte er die Hauptverkehrslinie. Dann konnte er sich sicherer fühlen. Orell seufzte erleichtert, als er sich in die Stadtgleiterbahn einordnete. Im allabendlichen Feierabendverkehr ging es dort nur stockend voran. Pilot drängte an Pilot. Das Konnektivitätssignal der Com riss ihn aus seinen Gedanken. „Verbindung annehmen!“ Der HTO-Chef schaltete sofort auf Alarmbereitschaft. Der unbekannte Gesprächspartner musste sowohl über die Com-Frequenz als auch über den möglichen Piloten des Gleiters informiert sein. In dieser Situation bedeutete das nichts Gutes. Orell umgriff das Steuerhorn fester.

Es knackte kurz. Dann krächzte eine verfälschte Stimme durch die Audioausgabe. „Mister Orell. Ich hoffe, wir stören Sie nicht bei der Flucht. Damit diese Ihnen nicht so leicht fällt, haben wir vorsichtshalber eine Protonenbombe in Ihrem Gleiter installiert. Halten Sie sich an unsere Anweisungen, dann wird Ihnen nichts passieren.“

Orell hielt kurz die Luft an. Norman hatte Recht behalten. Er war in Gefahr. „Zuerst möchte ich wissen, wer Sie sind“, entgegnete er kühl.

„Das tut nichts zur Sache. Ich wiederhole es nur einmal, Mister Orell. Sie haben eine protonengestützte Bombe an Bord. Verschwenden Sie also keine Zeit mit unnötigen Fragen.“

„Eine Protonenbombe? Wir befinden uns mitten in einer Stadtzone. Hier leben tausende Menschen. Was soll das?“ Wie sollte er auf diesen Unfug reagieren?

„Deshalb sagte ich ja: Tun Sie, was wir verlangen, und niemand wird zu Schaden kommen“, erwiderte der Unbekannte blechern.

„Automatischen Wartungscheck einleiten“, forderte Orell. So schnell ließ er sich nicht einschüchtern. Am unteren Rand der Cockpitverglasung blinkte ein elektronisches Fenster auf. Ein bläulicher Ladebalken wurde sichtbar. „Wartungscheck erfolgreich. Undefiniertes Energiemodul mit hoher Ausstrahlung Sektor drei, energetische Abweichung über viertausend Prozent.“ Die Stimme stoppte einen Moment und der Fortschrittsbalken begann zu flackern. „Aktivierungsbefehl umgesetzt“, erklärte die Bord-Com monoton, während ein Lachen durch die Frequenz schallte.

Orell wurde übel.

„Danke, dass Sie uns die Arbeit abgenommen haben. Damit haben Sie die Zündung scharf geschaltet“, höhnte die Person am anderen Ende der Übertragung.

Orell ließ sich nur selten zu unkontrollierten Gefühlsregungen hinreißen, doch in diesem Moment schlug er fluchend auf das Steuerpult.

---ENDE DER LESEPROBE---