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Der Apache Delshay hat Big John Taylor schwer verletzt. Clay Taylor nimmt die Verfolgung auf. Delshays Spur führt nach Mexiko. Clay weiß, dass er als US Marshal dort keine Amtsbefugnis hat. Dennoch reitet er über die Grenze und gerät in Todesgefahr.
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Seitenzahl: 183
Veröffentlichungsjahr: 2025
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RED ROCK RANCH
BUCH 9
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Copyright © 2025 Blitz Verlag, eine Marke der Silberscore Beteiligungs GmbH, Mühlsteig 10, A-6633 Biberwier
Redaktion: Alfred Wallon
Titelbild: Mario Heyer
Umschlaggestaltung: Mario Heyer
Vignette: iStock.com/iatsun
Satz: Gero Reimer
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 978-3-689-84330-4
4609 vom 26.02.2025
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Alfred Wallon
Kapitel 1
Dutzende unterschiedlicher Gedanken gingen Billy Taylor durch den Kopf, während er den Pritschenwagen über die staubige Straße lenkte. Er sah seinen Vater John Taylor am Boden liegen, das Hemd blutig, und dessen Gesicht ganz blass. Der Schock, dieses aus nächster Nähe mit angesehen zu haben, saß noch tief in ihm.
Dr. George Watkins hatte Billy zwar versichert, dass sein Vater an dieser Verletzung nicht sterben würde, aber dennoch empfand er ein Gefühl der völligen Hilflosigkeit, die sich mittlerweile in stille Wut verwandelt hatte. Wut deswegen, weil sein älterer Bruder Clay ihm verboten hatte, dem Apachen zu folgen, der auf seinen Vater geschossen hatte. Delshay, der Chiricahua-Apache, war der Heckenschütze gewesen. Kaltblütig hatte er auf den richtigen Augenblick gewartet, in aller Ruhe sein Ziel anvisiert und dann abgedrückt.
Billy wusste noch immer nicht, wie er es seiner Mutter und seiner Schwester begreiflich machen konnte, dass dieser verdammte Mörder Delshay John Taylor hatte umbringen wollen. Vielleicht wäre ihm das sogar gelungen, aber zum Glück hatte die Kugel nur die Schulter des Red-Rock-Ranchers getroffen. Er würde das überstehen, aber danach war erst einmal Ruhe angesagt.
Billys Bruder Clay hatte jedoch geschworen, Delshay nicht entkommen zu lassen, und war bereits losgeritten, um den Chiricahua-Apachen zu verfolgen. In der Hoffnung, ihn noch einzuholen, zu stellen und ihn dann zur Strecke zu bringen. Er war bereit, dafür ein großes Risiko einzugehen, denn jenseits der Grenze war Clays U.S.-Marshal-Stern nichts mehr wert, und es sprach so einiges dafür, dass er unter Umständen jede Menge Ärger bekommen konnte, wenn ihn die Rurales erwischten.
Aber das alles war Clay völlig egal. Er wollte nur Delshay erwischen und dafür sorgen, dass er bestraft wurde für das, was er getan hatte. Wer seinen Vater töten wollte, bekam es mit ihm und dem Gesetz zu tun!
Billys Gedanken kehrten wieder in die Wirklichkeit zurück, als er die Anhöhe erreichte, die am Speichersee vorbeiführte. Damit war auch der Blick frei auf das Areal der Red Rock Ranch, das sich unterhalb des Sees befand. Er lenkte das Pferd mit dem Pritschenwagen den Weg herunter, und der Wachposten oben auf dem Turm, an dessen höchster Stelle sich ein Windrad drehte, hatte die Ankunft Billys auch schon bemerkt. Es war der Mexikaner Jorge Sanchez, dessen neugierigen Blick Billy richtig deutete.
„Komm runter und sag den anderen Männern Bescheid, Jorge!“, rief ihm Billy zu, während er am Turm vorbeifuhr und das Gespann zum Haupthaus lenkte, das sich ein Stück oberhalb befand. Das wuchtige Gebäude bestand aus Adobelehm und wirkte fast wie eine Festung. Das war auch gut so, denn es hatte in der Vergangenheit schon mehrere gefährliche Angriffe gegeben, aber das Haus hatte bisher jeder Attacke standgehalten.
Billy registrierte, wie Jorge hastig vom Turm stieg und nach den anderen Cowboys rief. Währenddessen zügelte er das Gespann vor dem Wohnhaus und wollte gerade absteigen, als er sah, wie seine Mutter und seine Schwester ins Freie kamen.
Mary Taylors Blick nahm besorgte Züge an, als sie sah, dass Billy allein zurückgekommen war. Auch Anne, seine Schwester, war jetzt sehr verunsichert.
„Ma, es ist etwas passiert!“, sagte Billy nun mit gepresster Stimme. „Jemand hat auf Pa geschossen. Er ist jetzt bei Dr. Watkins und wird gerade operiert.“
„Gütiger Himmel!“, entfuhr es Mary Taylor. In ihren Augen glitzerte es feucht, als sie das hörte. „Ist es schlimm? Rede, Billy!“
„Die Kugel hat ihn in die Schulter getroffen“, fuhr Billy mit gezwungener Ruhe fort. „Der Doktor sagt, dass er es schaffen wird.“
„Wie ist das passiert, Billy?“, fragte ihn nun seine Schwester.
„Es war dieser verdammte Delshay!“, berichtete Billy. „Er ist Pa und mir klammheimlich gefolgt und hat nur auf den richtigen Augenblick gewartet. Wir waren nicht mehr weit von den ersten Häusern von Tucson entfernt, als plötzlich der Schuss fiel. Niemand hat das ahnen können, Anne.“
Zwischenzeitlich waren auch die anderen Cowboys zusammen mit dem Vormann Lee Bronson herbeigeeilt und hörten bestürzt zu, was Billy gerade erzählte. In den sonnenverbrannten Gesichtszügen des Vormannes arbeitete es, und er ballte wütend beide Fäuste, als er erfuhr, was mit seinem Boss geschehen war. John Taylor war nicht nur der Boss der Red Rock Ranch, sondern auch sein bester Freund. Bronson war von Anfang an dabei gewesen, als John Taylor mit seiner Familie nach Arizona gekommen war, und hatte mit ihm zusammen die Red Rock Ranch aufgebaut. Zu hören, dass John Taylor schwer verletzt worden und nur knapp dem Tod entronnen war, löste in dem Vormann stille Wut aus.
Billy bemerkte es an dem wütenden Blick Bronsons, dass dieser gerade mit seiner Fassung rang. So erging es nicht nur ihm, sondern auch den anderen Cowboys Hank Coleman, Al Reed, Jed Fuller und Jorge Sanchez, die sich ebenfalls große Sorgen machten, nachdem sie den Grund erfahren hatten, warum Billy allein zur Red Rock Ranch zurückgekommen war.
„Was ist mit dem Apachen?“, wollte nun Billys Mutter wissen, nachdem sie sich wieder gefasst hatte. „Konnte er entkommen?“
„Clay hat sich auf seine Fährte gesetzt“, informierte sie Billy. „Er ist sofort losgeritten. Ich wollte mitkommen, aber das hat er abgelehnt. Er hat mir aufgetragen, sofort hierher zurückzukehren, nachdem ich bei Grieshaber alles aufgeladen habe, was wir brauchen.“
„Wohin ist er geritten?“, fragte Lee Bronson mit gepresster Stimme.
„Nach Süden“, lautete Billys Antwort. „Ich nehme es an, Lee, aber ich weiß es nicht. Aber alles spricht dafür, dass Delshays Ziel Mexiko ist. Weil er glaubt, dass ihn niemand verfolgen wird.“
„Und Clay ist einfach so losgeritten?“, fragte Mary Taylor. „Er müsste doch wissen, was das für ein Risiko bedeutet, wenn er in seiner Funktion als U.S. Marshal über die Grenze reitet. Mein Gott“, sagte sie schließlich mit einem tiefen Seufzer. „Wenn das nur gut geht.“
„Clay weiß, was er tut, Mutter“, meinte Anne. „Es ist nicht das erste Mal, dass er solch eine gefährliche Aufgabe vor sich hat.“
„Das ist aber persönlich, Anne“, gab ihre Mutter zu bedenken. „Und das ist schon etwas anderes. Lee“, wandte sie sich schließlich an den Vormann. „Würdest du, ich meine ...?“ Sie hielt kurz inne, weil sie nicht wusste, wie sie ihre Gedanken jetzt in die richtigen Worte fassen sollte.
„Natürlich“, sagte Lee Bronson sofort. „Ich bringe euch beide nach Tucson, damit ihr nach John schauen könnt. Währenddessen bleibt Billy hier und kümmert sich um die Ranch.“
„Warum kann ich nicht mit?“, fragte Billy noch einmal, obwohl Clay ihm bereits deutlich gesagt hatte, was er davon hielt. Ein kurzer Blick in Bronsons Gesicht zeigte ihm dann, dass er auch bei dem Vormann mit dieser Bitte auf Ablehnung stieß.
„Du wirst hier gebraucht, Billy“, sagte Bronson und sah, dass auch Mary Taylor und ihre Tochter Anne mit einem kurzen Nicken bestätigten, dass sie ebenfalls dieser Meinung waren. „Du wolltest immer Verantwortung übernehmen, und jetzt bekommst du sie. Schau mich nicht so erstaunt an. Dein Vater würde genau das von dir erwarten!“
Die letzten Worte klangen etwas vorwurfsvoll, weil Billy nicht gleich auf diesen Gedanken gekommen war. Der jüngste Sohn des Ranchers war noch in einem Alter, in dem er ziemlich spontan handelte und lieber auf Abenteuer aus war, bevor er sich um die, seiner Meinung nach langweilige, Rancharbeit kümmerte. Was dabei zuletzt herausgekommen war, lag noch nicht lange zurück. Er hatte sich von der schönen Mexikanerin Carmen Sanchez den Kopf verdrehen lassen und war mit ihr nach Mexiko geritten, um ihr bei der Regelung von Erbschaftsangelegenheiten zu helfen. In Wirklichkeit hatte er nur dazu gedient, Carmen Sanchez und ihre Kumpane sicher nach Hermosillo zu bringen, und als er dann ihr wahres Gesicht und ihre Absichten kennengelernt hatte, war es beinahe zu spät für ihn gewesen. Billy hatte es vor allem Lee Bronsons Erfahrung zu verdanken, dass er gerade noch einmal mit einem blauen Auge aus dieser Sache herausgekommen war.
„In Ordnung“, sagte Billy schließlich. „Ich bleibe hier. Du kannst dich auf mich verlassen, Lee.“
„Gut, dann ist alles jetzt besprochen“, meinte der Vormann und wandte sich an die umstehenden Cowboys. „Ladet alles ab, was sich auf dem Wagen befindet, und bringt es ins Haus. Du nicht, Jorge“, sagte er zu dem Mexikaner, als dieser schon zur Ladefläche des Wagens eilen wollte. „Du gehst wieder zurück auf den Turm und hältst die Augen offen. Wir wollen nicht leichtsinnig werden. Dafür gibt es keinen Grund.“
„In Ordnung“, versicherte ihm Jorge und spurtete sofort los.
„Packt zusammen, was ihr braucht, und dann geht es schon los“, sagte Bronson zu den beiden Frauen. „Ich nehme an, ihr wollt vielleicht auch über Nacht in Tucson bleiben, oder?“
„Ich gehe erst zurück, wenn ich sicher bin, dass sich John auf dem Weg der Besserung befindet“, sagte Mary Taylor mit solch entschlossener Stimme, dass es niemand wagte, etwas dagegen einzuwenden. „In zehn Minuten sind Anne und ich dann fertig, Lee.“
Sie deutete Anne an, mit ihr ins Haus zu kommen. Das war die Gelegenheit für Billy, sich ins rechte Licht zu rücken.
„Ihr habt gehört, was Lee gesagt hat“, richtete er das Wort an die restlichen Cowboys. „Lee muss sich auf uns verlassen können, wenn er Clay einzuholen versucht. Wir schaffen die paar Tage auch ohne ihn. Ich denke, die Apachen haben erst mal genug und werden so schnell keinen weiteren Angriff starten.“
„Das weiß man nie, Billy“, meinte Bronson. „Passt jedenfalls auf. Ich denke, Lieutenant Nelson wird sowieso regelmäßig hier vorbeischauen. Auch wenn Anne in Tucson ist.“
Seine letzten Worte ließen Anne zu Boden schauen. Es war mittlerweile ein offenes Geheimnis, dass Anne und der junge Lieutenant ineinander verliebt waren, und die Cowboys hatten bereits heimlich untereinander Wetten abgeschlossen, wann die Verlobung der beiden offiziell bekanntgegeben werden würde.
Weiterer Worte bedurfte es nicht mehr. Jeder wusste, was jetzt von ihm verlangt wurde. Bronson sattelte sein Pferd und kam genau wieder in dem Moment zurück, als auch Mary und Anne aus dem Haus kamen. Beide hatten jeweils eine Tasche bei sich. Anne deponierte die beiden Taschen auf der Ladefläche des Wagens, während ihre Mutter schon auf den Bock stieg und die Zügel des Gespanns in die Hand nahm und die beiden Pferde dann auch antrieb. Bronson ritt neben dem Wagen her, während Billy seiner Schwester und seiner Mutter noch kurz nachschaute. Aber dann besann er sich darauf, was von ihm erwartet wurde, und er wollte niemanden enttäuschen.
Als John Taylor zum ersten Mal wieder die Augen öffnete und sich verwirrt umblickte, wusste er zunächst gar nicht, wo er sich befand. Aber dann erkannte er das Gesicht von Dr. George Watkins, der ihn ernst, aber doch irgendwie erleichtert anschaute.
„Willkommen zurück unter den Lebenden, Mister Taylor“, sagte er zu dem Rancher. „Sie hatten verdammt viel Glück. Ist Ihnen das eigentlich klar?“
Taylor versuchte sich zu erinnern, was geschehen war, bevor er plötzlich von einer Kugel getroffen worden war. Dann dachte er an seinen Sohn Billy und wurde auf einmal sehr unruhig. Er versuchte, sich vom Bett hochzustemmen, musste aber dann wieder aufgeben, als ihn ein plötzlicher Schmerz erfasste und er das Gesicht verzog.
„Ganz langsam“, redete der Arzt auf ihn ein. „Sie brauchen noch viel Ruhe. Ihre Frau ist gerade gekommen, und Ihr Vormann und Ihre Tochter sind auch mit dabei. Sie wollen nach Ihnen sehen.“
„Dann holen Sie sie endlich rein, verdammt noch mal!“, meinte Taylor etwas schroffer, als er das eigentlich beabsichtigt hatte. Im selben Moment tat es ihm auch schon wieder leid, dass er Dr. Watkins so abweisend behandelt hatte, und murmelte eine hastige Entschuldigung. Schließlich hatte er dem Arzt eine Menge zu verdanken. Wer weiß, was geschehen wäre, wenn Dr. Watkins ihn nicht so schnell operiert hätte?
„Schon gut“, sagte der Arzt, weil er die Gedanken seines Patienten bereits geahnt hatte. „Es war wohl alles ein bisschen viel für Sie.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab, öffnete die Tür und verließ das Zimmer. Draußen erklangen mehrere Stimmen, und dann kamen Mary, Anne und Lee Bronson herein.
Seine Frau war die erste, die zu ihm ans Bett trat, sich über ihn beugte und ihn kurz küsste. Ein kurzer sanfter Händedruck, gefolgt von einem aufmunternden Lächeln, all dies waren Dinge, über die sich Taylor freute.
„Wir sind sofort gekommen, als Billy uns erzählt hat, was passiert ist, John“, sagte Mary nun zu ihm. „Du wirst wieder gesund, ganz sicher. Dr. Watkins sagt das jedenfalls.“
John Taylor nickte kurz, während seine Tochter nun ebenfalls zu ihm ans Bett ging und ihn vorsichtig umarmte. Bronson blieb vor dem Bett stehen, lächelte ihm aber ebenfalls zu.
„Wer war das?“, fragte Taylor nun direkt seinen Vormann. „Hat Billy was erkennen können?“
„Es ging alles viel zu schnell, John“, antwortete Bronson. „Billy sagt, er habe jedoch einen lauten Kriegsschrei gehört und ...“
„Ein Apache also“, sagte Taylor. „Ich kann mir denken, wer das gewesen ist. Kein anderer als dieser Hundesohn Delshay muss das getan haben.“
„Das vermute ich auch“, fügte Bronson hinzu. „Billy hat das auch Clay gesagt, und der hat sich sofort auf den Weg gemacht.“
„Was soll das heißen?“, fragte ihn Taylor. „Werd etwas deutlicher, verdammt noch mal!“
„Er will Delshay verfolgen“, erwiderte Bronson. „Und ich hoffe, dass ihm das auch gelingt, bevor der Apache Mexiko erreicht.“
„Das ist purer Leichtsinn“, sagte Taylor. „Er geht ein sehr großes Risiko ein. Billy hätte ihn daran hindern müssen!“ Die letzten Worte klangen wieder vorwurfsvoll Bronson gegenüber, obwohl der gar nichts dafürkonnte.
„Clay hätte niemand stoppen können, John“, sagte Bronson. „Billy wollte ja mit ihm reiten, aber er hat gesagt, Billy soll zur Ranch reiten und allen anderen sagen, was passiert ist. Und genau das hat er auch getan. Da bleibt nach Lage der Dinge nur noch eine Lösung: Ich werde ihm nachreiten und versuchen, ihm zu helfen. Währenddessen kümmert sich Billy um die Red Rock Ranch. Du hast mal gesagt, dass der Junge Verantwortung übernehmen muss, und dazu hat er jetzt Gelegenheit. Du musst dir keine Sorgen machen, John. Alles, an was du jetzt denken solltest, ist, dass du so schnell wie möglich wieder gesund wirst.“
„Das werde ich, keine Sorge“, brummte der Rancher und verzog wieder kurz das Gesicht, weil er sich in diesem Moment zu hastig bewegt hatte. „Die Hölle will mich noch nicht.“ Als er das gesagt hatte, wurde ihm bewusst, dass seine Frau so etwas nicht hören wollte. „Tut mir leid, Mary“, fügte er deshalb rasch hinzu und griff nach ihrer Hand. „Ich schaffe das schon. Schließlich bin ich hier ja in besten Händen. Dr. Watkins wird schon dafür sorgen.“
„In der Tat tue ich das“, ergriff nun der Arzt das Wort, der jetzt auch ins Zimmer gekommen war und Taylors Familie anschaute. „Und deshalb bitte ich darum, dass mein Patient seine Ruhe hat. Sie können ihn zu einem späteren Zeitpunkt besuchen, aber jetzt sollte er erst einmal ein paar Stunden schlafen. Er muss zu Kräften kommen, und je eher das geschieht, umso besser ist es.“
Er vollzog mit der rechten Hand eine eindeutige Aufforderung, dass die Besuchszeit jetzt vorbei war. Mary und ihre beiden Kinder befolgten diese Anweisung und gingen schon mal hinaus. Als Lee Bronson auch gehen wollte, ließ ihn die Stimme des Ranchers kurz innehalten.
„Auf ein Wort noch, Lee!“, stieß er hervor und schaute dabei zu Dr. Watkins, der jetzt die Stirn runzelte. „Es ist wirklich wichtig.“
„Zwei Minuten, Mister Taylor“, sagte der Arzt. „Und das meine ich auch so.“ Dann ging er auch wieder hinaus, schloss die Tür hinter sich, und der Rancher war mit seinem Vormann allein.
„Ich nehme an, du willst mit mir wegen Clay sprechen“, begann Bronson jetzt und sah, wie sein Boss nickte. „Mach dir wirklich keine Sorgen. Ich reite jetzt sofort los und hoffe, dass ich Clay noch vor der Grenze einhole. Auch wenn er Rachegedanken hat, so sollte er einen klaren Kopf bewahren. Das ist es doch, was dir Sorgen macht, oder?“
„Wir kennen uns lange genug, Lee“, bestätigte das Taylor mit einem kurzen Nicken. „Ich weiß, dass Clay einen ausgesprochenen Dickkopf hat, wenn er sich einmal etwas vorgenommen hat. Rede ihm ins Gewissen, wenn du ihn eingeholt hast. Um diesen Apachen wird sich die Armee kümmern.“
„Daran dachte ich auch“, antwortete Bronson. „Ich verspreche dir, dass ich alles tun werde, damit Clay nicht in Gefahr gerät. Ich weiß nicht, wie lange die ganze Sache dauern wird, bis ich wieder zurück bin. Also dann, ich mache mich jetzt auf den Weg.“
Er ging zum Bett, ergriff die Hand des Ranchers und drückte sie kurz. Dann drehte er sich um und verließ das Zimmer. Zuerst wollte ihm John Taylor noch etwas hinterherrufen, unterließ es dann aber. Er konnte ohnehin jetzt nichts tun, weil er das Bett hüten musste. Und jetzt spürte er, wie sehr ihn diese kurzen Gespräche mit seiner Familie angestrengt hatten. Seine Augenlider fielen ihm immer wieder zu, und schließlich begann er nur zwei Minuten später tief und fest zu schlafen.
Kapitel 2
Delshay hörte das rollende Echo der Schüsse, bevor er den höchsten Punkt der Anhöhe erreicht hatte. Sofort zügelte er sein Pferd, stieg ab und führte das Tier in ein nahes Gestrüpp. Dort band er die Zügel an einem der Sträucher fest, nahm die Winchester aus der Halterung am Sattel und schlich sich geduckt weiter nach oben.
Noch immer fielen Schüsse, und dann hörte Delshay einen Fluch in einer Sprache, die er nicht kannte. Neugierig kroch er ganz vorsichtig nach oben, bis er sehen konnte, was gut dreißig Yards unterhalb von ihm stattfand. Fünf Männer hatten das Feuer eröffnet – auf eine ganz bestimmte Stelle zwischen einigen Felsen, wo sich jemand verborgen hatte. Zwei dieser Männer waren Weiße, die anderen drei hatten eine dunklere Hautfarbe, aber es waren keine Mexikaner. Sie trugen auch andere Kleidung, und ihre Köpfe bedeckten keine Hüte, sondern eine Art Mütze oder Kappe, die Delshay noch niemals zuvor gesehen hatte.
Etwas weiter drüben graste eine größere Schafherde, die wegen der Schüsse jetzt unruhig geworden war. Die ersten Tiere rannten bereits voller Panik davon, und weitere Schafe folgten. Aber all das nahmen die Männer nur am Rande wahr, denn ihr eigentliches Interesse galt denjenigen Gegnern, die sich hinter den Felsen verborgen hatten und jetzt langsam in Bedrängnis gerieten.
Delshay verhielt sich immer noch still und wartete erst einmal ab, was weiter geschah. Er wollte wissen, wer die anderen Gegner waren, bevor er eine Entscheidung traf. Aber sein Gefühl sagte ihm, dass es wichtig war, herauszufinden, wen die beiden Weißen und ihre Gefährten jetzt so entschlossen bekämpften.
Nur wenige Augenblicke später hatte er Gewissheit, um wen es sich bei diesen Gegnern handelte. Einer von ihnen stieß einen schrillen Schrei aus, als er vor einer Kugel getroffen wurde, weil er sich etwas zu sehr aus seiner Deckung hervorgewagt hatte.
Delshay zuckte zusammen, als er erkannte, wer der Verletzte war, der jetzt reglos am Boden lag. Es war Taza, der sich zusammen mit seinem Stammesgefährten Diablo von Delshay losgesagt hatte. Er wusste nicht, was in der Zwischenzeit alles geschehen war, aber Delshay erkannte, dass er jetzt eingreifen musste, wenn Diablo noch eine Chance haben sollte.
Er nahm die Winchester hoch und zielte kaltblütig auf einen der beiden Weißen. Bruchteile von Sekunden später drückte Delshay ab und registrierte mit grimmigem Blick, dass die Kugel den Gegner in den Rücken getroffen hatte und nach vorn stieß. Das war für den Weißen völlig überraschend gekommen. Er war bereits tot, als er zu Boden fiel.
Delshay hatte in diesem Augenblick bereits den zweiten Schuss abgefeuert, und diesmal traf er den zweiten Gegner in den Kopf. Der hatte viel zu langsam reagiert und gar nicht begriffen, dass ein überraschender Gegner aufgetaucht war. Er wollte noch herumwirbeln und einen Schuss abgeben, aber Delshay hatte diese Bewegung längst kommen sehen und erst abgedrückt, als er ganz sicher war, dass er sein Ziel treffen würde.
Die Kugel erwischte den Weißen im Kopf. Er kam nicht mehr dazu, einen Schrei auszustoßen, sondern brach einfach nur zusammen. Delshay stieß einen triumphierenden Schrei aus und nahm den nächsten Gegner aufs Korn, aber diesmal verfehlte die Kugel ihr Ziel. Dagegen hatte Diablo mehr Glück, denn er hatte mittlerweile begriffen, dass er unerwartete Hilfe bekommen hatte, und diese Chance musste er jetzt nutzen!
Er zielte auf einen der restlichen drei Männer und traf ihn mit dem ersten Schuss. Der Mann stürzte zur Seite, während er laut um Hilfe schrie. Seine beiden Gefährten bekamen es jetzt mit der Angst zu tun, weil sie begriffen, dass sie kaum noch eine Chance hatten. Einer von ihnen wollte sich umdrehen und einfach wegrennen, aber Delshays Kugel hinderte ihn daran. Die Kugel aus seiner Winchester erwischte ihn im Magen und stoppte ihn. Als er auf dem Boden aufschlug, röchelte der noch einige Sekunden vor sich hin, aber dann war es auch schon vorbei mit ihm.