Redemption. Nachtsturm (Revenge 3) - Jennifer L. Armentrout - E-Book
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Redemption. Nachtsturm (Revenge 3) E-Book

Jennifer L. Armentrout

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Beschreibung

Einst war Evie ein normales Mädchen mit einem normalen Leben – dachte sie. Doch jetzt kennt sie die Wahrheit. Und sie weiß, dass sie es schaffen muss, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren. Denn sonst wird sie zum Risiko für alle, die sich in Zone 3 verstecken, nicht zuletzt für Luc, den gefährlichen – und gefährlich attraktiven – Origin an ihrer Seite. Luc würde alles tun, um Evie zu schützen. Lügen. Verhandeln. Betteln. Töten. Aber es gibt Umstände, die selbst er nicht absehen kann, und so führt der Weg Evie und ihn mitten hinein in die Schatten einer stürmischen Nacht. Heiß, heißer, Luc! Auch in Band 3 der Spin-off-Serie »Revenge« lässt Jennifer L. Armentrout die Funken sprühen in der faszinierenden Welt von »Obsidian«. Alle bisherigen Bände der Bestsellerserie: Revenge. Sternensturm Rebellion. Schattensturm Redemption. Nachsturm

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Jennifer L. Armentrout: Redemption. Nachtsturm

 

Aus dem Englischen von Anja Malich

Einst war Evie ein normales Mädchen mit einem normalen Leben – dachte sie. Doch jetzt kennt sie die Wahrheit. Und sie weiß, dass sie es schaffen muss, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren. Denn sonst wird sie zum Risiko für alle, die sich in Zone 3 verstecken, nicht zuletzt für Luc, den gefährlichen – und gefährlich attraktiven – Origin an ihrer Seite. Luc würde alles tun, um Evie zu schützen. Lügen. Verhandeln. Betteln. Töten. Aber es gibt Umstände, die selbst er nicht absehen kann, und so führt der Weg Evie und ihn mitten hinein in die Schatten einer stürmischen Nacht.

Heiß, heißer, Luc! Dies ist Band 3 der »Revenge«-Trilogie von SPIEGEL-Bestsellerautorin Jennifer L. Armentrout

Alle bisherigen Bände der Romantasy-Serie, die in derselben Welt spielt wie »Obsidian«:

Revenge. Sternensturm

Rebellion. Schattensturm

Redemption. Nachtsturm

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Für euch, liebe Leser – wie immer

Kapitel 1

»Jason Dasher.«

Der Name schallte durch den Raum, während ich auf die zerbrochenen Glasscherben der Flasche starrte, die General Eaton gegen die Wand geschmettert hatte.

Fassungslos stand ich da und beobachtete, wie sich die bernsteinfarbene Flüssigkeit über den Zetteln und Prospekten ausbreitete, mit denen der Boden übersät war, darunter auch Werbung aus einer Zeit, als Houston noch eine geschäftige Stadt gewesen war. Mir fiel die bunte Broschüre eines neuen Möbelgeschäfts ins Auge, das in der Innenstadt eröffnen sollte, und ein unbenutztes Gutscheinheft, außerdem weiße Umschläge mit der Aufschrift DRINGEND in Rot. All dies waren Relikte aus dem Leben desjenigen, der hier einst zu Hause gewesen war, bevor die elektromagnetischen Bomben abgeworfen worden waren. Seitdem wohnte in dieser Stadt nur noch, wer verzweifelt genug war, um sich in der Todeszone zu verstecken.

Waren die Eigentümer rechtzeitig geflohen oder waren sie dem Desaster zum Opfer gefallen, das auf die EMPs folgte, wie so viele Hunderttausende? Und warum dachte ich überhaupt darüber nach? Die Post anderer Leute war sicher nicht meine größte Sorge zurzeit. Es war, als hätte mein Gehirn bei der Erwähnung seines Namens einen Kurzschluss erlitten.

Sergeant Jason Dasher.

Das Volk sah in ihm den gefallenen Kriegshelden, eine patriotische Ikone, die im Kampf ihr Leben gelassen hatte, bei dem Versuch, die Menschheit gegen die einfallenden Lux zu beschützen. Einst hatte auch ich das geglaubt, doch mittlerweile kannte ich die Wahrheit. Jason Dasher war grausam und für entsetzliche Experimente an Menschen und Aliens verantwortlich, alles im Namen des »großen Ganzen«.

Aber so grausam er war, er war tot.

Dachte ich zumindest.

Nicht mehr als ein Geist, an den ich mich nicht mehr erinnern konnte, weil seine Frau ihn erschossen hatte. Dieselbe Frau, die ich für meine Mutter gehalten hatte, bis ich erfuhr, dass ich eigentlich nicht Evelyn Dasher war, sondern Nadia Holliday hieß. Ungefähr zur gleichen Zeit bekam ich an den Latz geknallt, dass meine liebe Mutter ebenfalls eine Lux war.

Sylvia hatte einen Mann geheiratet, der Schwangerschaften zwischen Lux und Mensch erzwang, Mutationen ohne das Einverständnis der Beteiligten veranlasste, Entführungen, Morde und die Unterdrückung ihrer eigenen Spezies anordnete. Und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, hatte sie auch noch für seine verbrecherische Organisation gearbeitet.

Daedalus.

Eine geheime Abteilung innerhalb des Verteidigungsministeriums, die ursprünglich die Aufgabe gehabt hatte, Lux in die menschliche Gesellschaft zu integrieren, lange bevor die Öffentlichkeit überhaupt wusste, dass es Aliens gab. Sie hatten die einzigartigen Eigenschaften der Lux untersucht und festgestellt, dass sie nicht nur gegen alle menschlichen Krankheiten immun waren, sondern auch zahlreiche Verletzungen bei Menschen heilen konnten. Daedalus hatte dieses Wissen nutzen wollen, um das Leben von Millionen zu verbessern, war dabei jedoch schnell vom rechten Weg abgekommen.

Mir war noch immer schleierhaft, wie ich damit je meinen Frieden schließen sollte. Wahrscheinlich würde es mir nie ganz gelingen, ein wenig half, dass meine Mutter es war, die seinem Leben ein Ende bereitet hatte.

Wenn auch nur ein wenig.

Sie hatte Dasher erschossen, als er sich anschickte, den Deal zu brechen, der mir das Leben zugleich gerettet und geraubt hatte. Das Andromeda-Serum hatte zwar den Krebs geheilt, der mich bereits so gut wie getötet hatte, dabei waren aber die Erinnerungen an mein früheres Leben ausgelöscht worden.

Und es hatte mich zu etwas gemacht, das man nicht mehr als reinen Menschen bezeichnen konnte. Anscheinend nannte man Leute wie mich Trojaner.

Die Tatsache erschien mir angesichts der neuesten Neuigkeit aus der Kategorie »Das darf einfach nicht wahr sein« im Moment allerdings eher wie eine Petitesse.

Jason Dasher lebte.

Mit einem dumpfen Ziehen im Magen schüttelte ich den Kopf. Ich versuchte logisch an die Sache heranzugehen. Eaton war niemand, der sich missverständlich ausdrückte, aber mein Gehirn war nach allem, was passiert war, am Limit. Und heiliges Drama Lama, in den letzten paar Monaten war wirklich viel passiert.

Jason Dasher war am Leben, und das war noch nicht einmal das Schlimmste. Außerdem war ich wie ein Computer darauf programmiert, auf seine Befehle zu reagieren. Auf die Befehle eines vermeintlich toten Mannes – eines Monsters, das jeden Moment die Kontrolle über mich an sich reißen konnte.

»Unmöglich«, hörte ich eine leise Stimme knurren.

Mir wurde schwer ums Herz, als ich nach rechts schaute. Dort stand er, nicht irgendein Origin – das Kind eines Lux und eines Hybrids –, sondern einer, der stärker war als jeder Lux.

Luc.

Er hatte jetzt einen Nachnamen, einen von ihm selbst gewählten, nachdem ich argumentiert hatte, dass er nicht hinnehmen musste, keinen zu haben, nur weil Daedalus ihm nie einen gegeben hatte. Er hatte sich für den Nachnamen »King« entschieden, was sonst, aber Luc King klang auch wirklich gut – und richtig. Und ich war einfach froh gewesen, dass er einen hatte, denn der fehlende Nachname war für Daedalus ein Trumpf von vielen, um ihre Geschöpfe daran zu erinnern, dass sie Dinge waren und keine lebendigen, atmenden Wesen, die dachten, fühlten und einen Willen hatten wie alle anderen auch.

Der Nachname machte ihn menschlicher, auch wenn Luc im Moment nicht im Entferntesten menschlich aussah.

Nicht, solange die Iris seiner Augen violett wie Amethyste schillerten und die Pupillen wie helle Diamanten funkelten. Ein weißer Schein umgab seinen sehnigen Körper. Die Wangenknochen wirkten fast ein wenig hohl und um seine vollen Lippen war ein angespannter Zug zu sehen.

Der weiße Schein um seinen Körper war auf die Quelle zurückzuführen – pure Energie, aus der die Lux und Origins bestanden und die sie so gefährlich und faszinierend zugleich machte. Mit ihrer atemberaubenden Kraft konnten sie innerhalb einer Nanosekunde Leben retten, aber auch beenden.

Öfter, als ich es zugeben mochte, starrte ich ihn erstaunt an und versuchte herauszufinden, was sein Gesicht so besonders machte, warum er so schön war. Da es jedem so erging, der ihn zum ersten Mal sah – ob männlich, weiblich, jung, alt, interessiert oder nicht interessiert –, kam ich mir auch nicht allzu oberflächlich vor. Er ließ niemanden kalt, und gerade jetzt, da er nicht mehr verbarg, was er war, hatte seine Schönheit etwas Wildes, Ursprüngliches und Verletzliches.

Luc war ebenso tödlich wie Ehrfurcht gebietend, und ich war bis über beide Ohren in ihn verliebt. Ich liebte ihn und wusste tief in meinem Inneren, dass es mir als Nadia genauso ergangen war. Aber was ich für ihn heute empfand, hatte nichts mit alten Gefühlen aus einem anderen Leben zu tun oder mit seinem Äußeren. Nein, es passte einfach alles an ihm zu mir, wie die Faust aufs Auge, und der Grund dafür war er selbst. Mit seinen unmöglichen, kitschigen Anmachsprüchen und albernen Geschenken, die eigentlich gar keine Geschenke waren, hatte er in meinem Herzen Wurzeln geschlagen, und meine Liebe wurde mit jedem Mal größer, wenn er mich ansah, als sei ich das kostbarste und höchstgeschätzte Wesen im ganzen Universum. Und durch seine unendliche, uneingeschränkte und bedingungslose Geduld wuchs sie nur noch weiter. Er war für mich da, war es immer gewesen, ohne dass er meine Gefühle für ihn voraussetzte. Als mir bewusst wurde, dass er, obwohl er ernsthaft geglaubt hatte, ich würde nie zu ihm zurückkehren, immer noch nicht aufgehört hatte, mich zu lieben, verliebte ich mich gleich noch einmal neu in ihn.

Bevor ich Luc kennenlernte, wusste ich nicht einmal, dass es möglich war, so endlos tief zu lieben, und es war aufregend und schrecklich zugleich. Allein die Vorstellung, ihn zu verlieren …

Ich erschauderte, auch wenn ich wusste, dass es nur sehr wenige Dinge gab, die Luc etwas anhaben konnten. Ich hatte selbst erlebt, wozu er in der Lage war. Mit einer einzigen Berührung konnte er sowohl Menschen als auch Lux zu einem Häufchen Asche werden lassen. Mit einer einzigen lässigen Handbewegung ließ er Leute wie Frisbees durch die Luft segeln. Alle, ob nun Mensch oder etwas anderes, fürchteten Lucs enorme Kraft nicht nur. Sie hatten Respekt davor. Er war nicht Alpha. Er war Omega, und ich zweifelte keine Sekunde daran, dass er der mehr oder weniger einzige Grund war, weshalb die Welt nicht bereits unter der Kontrolle von Daedalus stand, da er sich gegen seine Schöpfer gestellt hatte.

Doch nun hatten wir erfahren, dass einer von ihnen anscheinend noch am Leben war – ausgerechnet derjenige, der dafür gesorgt hatte, dass mein Leben als Nadia – mein Leben mit Luc – geendet hatte.

»Ich habs gesehen.« Lucs Stimme klang rau und belegt. Man spürte den Zorn, der in ihm brodelte. »Ich habe es mit meinen eigenen, einwandfrei funktionierenden Augen gesehen. Sylvia hat Jason Dasher erschossen.«

»Genauso, wie du geglaubt hast, dass Daedalus nicht mehr existiert?«, entgegnete der General und sah uns an. Er war schon älter, bestimmt über sechzig. Das silberfarbene Haar hatte er sich glatt über den Kopf gekämmt und seinem Gesicht war anzusehen, dass er im Leben einiges erlebt hatte. Jemand wie er, der seinem Land immer treu gedient hatte, hätte eigentlich längst an einem angenehmen Ort wie Arizona oder Florida seinen Ruhestand genießen sollen. Stattdessen war er hier, in der sogenannten Zone 3, mitten unter Menschen, die die Regierung für nicht wertvoll genug gehalten hatte, um sie zu evakuieren. Außerdem gab es hier noch nicht registrierte Lux sowie Hybride – Menschen, die von einem Lux mutiert worden waren – und einige Origins, denen es gelungen war, aus Daedalus’ Fängen zu entkommen.

»Und dass es mit dem Ende des Origin-Projekts automatisch auch Daedalus nicht mehr geben würde?«, fuhr Eaton fort.

Luc schwieg, und meine Haut kribbelte vor Anspannung. »Hältst du mich für verrückt?«

Eatons Kiefer zuckte.

»Oder naiv?« Lucs Stimme war verdächtig sanft, und als er noch einmal nachhakte – »Ist es so?« –, hoffte ich aufrichtig, dass Eaton endlich antworten würde, und zwar wohlüberlegt.

»Nein«, presste Eaton hervor, »das tue ich nicht.«

»Das ist gut zu hören. Ich würde dich nämlich nur sehr ungern umstimmen müssen.« Luc stand jetzt zwei oder drei Schritte weiter vorn, ohne dass ich mitbekommen hätte, wie er sich bewegt hatte. »Zu keiner Zeit habe ich geglaubt, dass die Organisation komplett ausgelöscht ist oder sie keine Ziele mehr haben. Menschen wollen in der Nahrungskette immer ganz oben stehen und werden nie aufhören, nach der Macht zu streben.«

So wie Luc das Wort »Mensch« aussprach, war klar, dass er sich selbst nicht dazuzählte, woran auch ein Nachname nichts änderte, von seiner menschlichen Mutter ganz zu schweigen, allerdings hatte er sie auch nie kennengelernt.

Der dumpfe Schmerz in meinem Magen begann zu pochen, als er seinen Gedanken weiter ausführte. »Aber all ihre Einrichtungen, die ich gesehen habe, lagen in Schutt und Asche, und viele der ehemaligen Mitarbeiter sind auch definitiv nicht mehr unter uns. Doch als dieses Mädchen, mit dem Evie zur Schule ging, das Unmögliche wahr werden ließ und wir anschließend diese Seren in ihrem Haus fanden, war mir sofort klar, dass nur Daedalus dahinterstecken konnte.«

Er meinte April Collins, eine vermeintliche Freundin, die die Lux so sehr gehasst hatte, dass sie ähnlich gesinnte Schulkameraden zusammengetrommelt und tägliche Protestaktionen abgehalten hatte. Die Ironie an dem Ganzen war, dass April selbst gar kein Mensch war.

Genau wie ich war sie eine Trojanerin.

Ihre Gehässigkeit war von Daedalus programmiert worden und diente einzig und allein dem Zweck, bei den Menschen Angst und Misstrauen gegenüber den Lux zu säen.

Als durch Heidi und mich mehr oder weniger versehentlich aufgeflogen war, dass sie etwas »anderes« war, hatte April ihre ganze Hand in meiner Freundin versenkt und sie dabei fast umgebracht.

Luc und ich hatten bei ihr in einem Versteck Seren gefunden, aber keine Ahnung gehabt, wofür sie waren, und bei der Razzia in Lucs Club waren sie dann verloren gegangen. Die Seren waren nicht das Einzige, was wir bei ihr gefunden hatten. Wir waren auch auf ihre Betreuerin gestoßen, der ich … in den Kopf geschossen hatte, als wäre es für mich etwas Alltägliches.

Vielleicht hatte ich es auch schon unzählige Male gemacht und konnte mich nur nicht daran erinnern.

»Daedalus hat überlebt und sie sind jetzt schlauer und stärker als je zuvor«, sagte Eaton.

»Das erklärt trotzdem nicht, wie ein Toter wieder lebendig wird«, meinte Luc.

Das war verdammt wahr und ich brannte darauf, endlich Klarheit zu haben, fühlte mich aber plötzlich sonderbar. Irgendwie wie unter Strom. Als hätte ich drei von den Espresso-Shots intus, auf die meine Freundin Zoe so stand. Wahrscheinlich war ich hungrig und mir fehlte die Zuckerzufuhr, die ich normalerweise um diese Tageszeit bereits in Form von süßen Snacks zu mir genommen hatte. Doch ich versuchte, die seltsame Unruhe zu verdrängen und mich zu konzentrieren.

»Hast du Dasher sterben sehen, Luc?«, fragte Eaton mit hängenden Schultern. Sein verlebtes Gesicht sah müde aus. »Nein, hast du nicht. Du hast lediglich gesehen, dass er angeschossen wurde und blutete.«

»Die Kugel hat ihn in die Brust getroffen, verdammt.« Luc ballte die Hände zu Fäusten. »Er ist zusammengebrochen und nicht wieder hochgekommen. Der Treffer war tödlich.«

»Bist du noch länger dortgeblieben?« Die abgewetzte Ledercouch knarzte, als sich Eaton daraufsetzte, die langen Beine ausstreckte und Luc prüfend ansah.

Luc antwortete erst nach einer Weile und verströmte dabei überschüssige Kraft, die die Luft zum Schneiden dick werden ließ.

»Ich wollte ihn komplett zerstören, ihn von dieser Erde tilgen, bis nichts mehr von ihm übrig wäre, aber es ging nicht.« Er senkte das Kinn und legte den Kopf schief. »Jason hatte Leute von dieser verdammten Alien-Sondereinheit kontaktiert, als ich kam. Sie waren bereits auf dem Weg. Ich fürchtete, wenn sie mich dort sähen …« Er beendete den Satz nicht und die Adern unter seiner Haut begannen so weiß wie seine Pupillen zu glühen.

»Du hattest Angst, sie zu gefährden, wenn du geblieben wärst.« Eaton nickte mit dem Kopf in meine Richtung.

Ihr beiden seid füreinander geschaffen worden.

Das hatte er uns erzählt. Daedalus hatte anscheinend dafür gesorgt, dass wir uns begegnet sind, als ich noch Nadia war. Sie hatten darauf gehofft, dass Luc eine Bindung zu ihr – zu mir – aufbauen würde – und sie ihn dadurch würden kontrollieren können.

So wie sie es auch bei Dawson und Beth, Daemon und Kat und höchstwahrscheinlich bei unzähligen anderen versucht hatten.

Wenn das stimmte, gingen sie wahrscheinlich davon aus, dass Luc alles tun würde, um meine Sicherheit zu gewährleisten. Selbst wenn er dafür den Tatort verlassen musste, bevor er hundertprozentig sicher sein konnte, dass Jason Dasher wirklich tot war.

Er würde immer alles tun, um jegliche Gefahr von mir abzuwenden. Dessen war ich mir sicher. Eher würde er sich selbst Zelle für Zelle auseinanderreißen, als dass mir auch nur ein Haar gekrümmt würde.

Aber ich … Oh nein.

Mir gefror das Blut in den Adern und ich sah plötzlich klar und deutlich, wo das Problem lag. Beim nächsten Luftholen glaubte ich zu ersticken. Ich könnte Luc wehtun. Sehr sogar. Ich hatte es bereits getan. Wenn er nicht zu mir durchgedrungen wäre, mich nicht erreicht hätte, als ich zur vollkommen wahnsinnigen Trojanerin geworden war und die Sons of Liberty ausgeschaltet hatte – eine Gruppierung, die die Trojaner aus dem Verkehr ziehen sollte, bevor es zu spät war –, hätte ich Daemon getötet.

Ich hätte Luc getötet, den ich mit jeder Faser meines Körpers liebte.

Doch zu der Zeit im Wald war er für mich nicht der Luc gewesen, den ich früher geliebt hatte, und auch nicht der, den ich jetzt liebte. In dem Moment hatte ich in ihm nicht mehr als eine Herausforderung gesehen – eine Bedrohung, als die ihn der außerirdische Teil in mir wahrnahm, der darauf abgerichtet war, diese auszuschalten.

Ich hatte ihm mit einem einzigen Gedanken das Fleisch von den Knochen geschält.

Angewidert kniff ich die Augen zusammen, was aber die Bilder nicht auslöschte, wie Luc auf die Knie sank, während ihm die Haut vom Leib gerissen wurde, und mich anflehte, mich daran zu erinnern, wer er war.

Ich war davon überzeugt gewesen, dass Luc mich aus meiner Rage würde rausholen können, wenn ich zu dem würde, zu dem ich in dem Wald bei dem Haus, wo wir uns in Sicherheit gewähnt hatten, geworden war. Er würde einen Weg finden, an mich heranzukommen, bevor ich jemandem etwas antun könnte. Doch wir hatten etwas Wichtiges übersehen.

Dass ich auf Jason Dasher programmiert war.

Seit ich April erlebt hatte, nachdem sie die Kassiopeia-Welle eingesetzt hatte, ahnte ich, was das bedeutete. Sie hatte damit aktiviert, worauf man mich trainiert hatte, und war fest davon ausgegangen, dass ich ihr anstandslos folgen und zu ihm zurückkehren würde – dem Mann, der damals namenlos gewesen war, von dem ich jetzt aber wusste, dass es sich um Jason Dasher gehandelt hatte.

Das Herz klopfte mir bis zum Hals und Panik wucherte in mir wie giftiges Unkraut. Was wäre, wenn er oder ein anderer Trojaner die Kassiopeia-Welle noch einmal einsetzte? Oder wenn sich das, was im Wald geschehen war, wiederholte?

Was wäre, wenn Luc mich das nächste Mal nicht würde erreichen können?

Dann würde ich zu einem hirnlosen Minion werden, und nicht einmal zu einem von den niedlichen gelben.

Ein Lachen kroch meine Kehle hinauf, blieb aber stecken und ich verschluckte mich, was wahrscheinlich gut war, denn es war eine beängstigende Art von Lachen, die nur mit Tränen oder Blut enden konnte.

Würde Jason Dasher mir alles wieder nehmen? Erinnerungen. Mein Selbstwertgefühl. Den freien Willen. Autonomie. Meine Freunde. Luc.

Allein der Gedanke, mich selbst ein weiteres Mal zu verlieren, ließ tief in mir eine Tür aufspringen, aus der ein wildes Gefühlschaos herauspurzelte. Ein Wirbelsturm aus Wut und Angst, der jede Faser meines Seins erfasste.

Lieber würde ich mich selbst zerstören, als mir noch einmal alles nehmen zu lassen.

»Niemals.«

Mein Blick ging zu Luc, der zischend und knisternd Energie ausstieß, als er mitbekam, was mir gerade durch den Kopf ging. Es nervte mich kolossal, wenn er meine Gedanken las, auch wenn mir bewusst war, dass er es nicht immer kontrollieren konnte. Er meinte, sie wären oft ziemlich laut.

»Vor diese Wahl wirst du nie gestellt sein«, schwor er und pulsierte hell auf, ehe die Leuchtkraft langsam wieder nachließ und schließlich ganz erlosch. Die Luft war nicht mehr so schwül und das Atmen fiel mir wieder leichter. »Niemals wird er die Kontrolle über dich haben. Niemandem wird das gelingen.«

Aber im Wald hatte ich nicht die Kontrolle über mich gehabt, als ich ihn und Daemon angegriffen hatte. Ich war nicht ich selbst gewesen.

»Das ist egal.« Luc stand plötzlich dicht vor mir und legte seine warmen Hände um meine Wangen. Haut auf Haut. Wie immer verursachte der Kontakt bei mir ein Prickeln, als würde elektrischer Strom durch meinen Körper rauschen. Auch seine blendend hellen Pupillen nahmen wieder eine normale Farbe an – das, was bei Luc normal war. Um seine Iris war jetzt deutlich eine ungleichmäßige schwarze Linie zu sehen. »Im Wald, das warst auch du. Nur eben ein anderer Teil von dir, mit dem ich mich noch nicht wirklich angefreundet habe, aber das wird schon.«

»Da bin ich mir nicht so sicher.« Diese Kraft in mir, die Quelle, die mit allen Seren und Alien-DNA gewaschen war, würde sich höchstens mit einer Hyäne anfreunden.

»Hyänen sind gar nicht so übel wie ihr Ruf, wusstest du das?«

»Luc.«

Er grinste mich schief an. »Um ehrlich zu sein, ich glaube, die Hyäne in dir fand mich voll knorke.«

Ich lachte gequält. »Voll knorke?«

»Ja, sagt man das nicht unter jungen Leuten?«

»Vor hundert Jahren vielleicht.«

»Ich könnte schwören, ich hätte es noch vor Kurzem gehört.« Er senkte den Kopf, bis sich unsere Nasen berührten. »Ich mach mir keine Sorgen, Peaches.«

Peaches.

Am Anfang hatte ich den Spitznamen gewöhnungsbedürftig gefunden, aber jetzt? Wenn er ihn aussprach, spürte ich ein Flattern, das ich mir schöner nicht hätte vorstellen können.

»Wie kann das sein?«, fragte ich ehrlich neugierig.

»Weil ich Vertrauen habe.«

Ich starrte ihn ungläubig an.

»In mich.« Er neigte den Kopf und ich spürte nicht nur seine Wange an meiner, sondern auch, dass sein Mund breit grinste. Der nächste Atemzug war frisch und duftete nach Kiefer und verdammt stark nach Luc. »Ich habe auch Vertrauen in dich. In uns. Du wirst dich nicht in einen hirnlosen Minion verwandeln.« Nach einer kurzen Pause schränkte er ein. »Nur an Halloween vielleicht.«

Er spielte auf mein Kostüm vom letzten Jahr an. »Ich dachte, ich sehe aus wie Bibo.«

»Mein kleiner sexy Bibo«, verbesserte Luc, und ich rümpfte die Nase. Er fuhr mit der Hand durch mein Haar und lenkte sanft mit den Fingern meinen Kopf, bis sich unsere Blicke trafen. »Du bist Evie. Du wirst nicht die Kontrolle verlieren. Das werde ich nicht zulassen. Und du auch nicht. Und weißt du auch warum?«

»Warum denn?«, flüsterte ich.

»Weil wir nicht den ganzen Weg bis hierher gekommen sind und so viel überstanden haben, nur um uns jetzt wieder zu verlieren«, sagte er. »Das wirst du nicht zulassen. Ich weiß es, aber wenn du selbst noch nicht daran glauben kannst, dann glaub solange an mich. Wie klingt das?«

Ich war so dermaßen gerührt, dass meine Wimpern feucht waren, als ich blinzelte. Seine Worte brachen mir das Herz und der Schmerz ließ nach. Ich nickte und war schon nicht mehr ganz so panisch.

Nachdem Luc seine Stirn einen Moment lang auf meiner hatte ruhen lassen, war auch der letzte Rest Panik verschwunden. »Gemeinsam«, murmelte er. »Wir stehen das gemeinsam durch.«

Das Luftholen kostete noch ein wenig Mühe, aber es fühlte sich gut an. »Gemeinsam.«

Er hob den Kopf und küsste mich noch kurz an die Schläfe, ehe er sich wieder aufrichtete. Dann nahm er die Hand aus meinem Haar, ließ sie jedoch auf meinem Rücken liegen.

»Ich dachte schon, ihr beide habt komplett vergessen, dass ich da bin«, meldete sich Eaton trocken zu Wort, aber als ich zu ihm sah, wirkte er freundlicher als zuvor. »Das hat Daedalus noch gar nicht in Betracht gezogen.«

»Was haben sie noch gar nicht in Betracht gezogen?«, wollte Luc wissen.

»Liebe.« Eaton lachte glucksend in sich hinein und lehnte sich auf der Couch zurück. »Egal, was sie tun, an Liebe denken sie nie. Wahrscheinlich hat keiner von ihnen je erlebt, wie viel Kraft sie hat.«

»Aber Sie?«, fragte ich, ohne viel über Eaton zu wissen.

»Er schon.« Luc ließ seine Hand langsam über meine Wirbelsäule gleiten. »Er war verheiratet. Hatte einen Sohn.«

Ich hatte das ungute Gefühl, dass das alles nicht mit »und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende« ausgegangen war.

Eatons Lächeln glich einer Grimasse. »Warum überrascht es mich nicht, dass du das weißt, obwohl ich weder mit Daemon noch Archer je über Amy und Brent gesprochen habe?«

Luc antwortete nicht, sondern strich mit seiner Hand einfach weiter über meine Wirbelsäule.

General Eaton schien auch nicht auf die Antwort zu warten, als er mich aus wässrigen Augen ansah, die in jüngeren Jahren sicher strahlend blau wie der Sommerhimmel gewesen waren. »Sylvia hat ihn geheilt.«

Luc fluchte.

Ich hatte es bereits geahnt, aber als ich es bestätigt hörte, zog sich in mir alles zusammen. Sylvia. Für mich würde sie immer meine Mom sein, was sie auch getan hatte. Ich konnte sie nicht anders sehen oder über sie denken, aber sie hatte viel gelogen, um schreckliche Dinge und hässliche Wahrheiten zu verbergen.

Sie hatte so überzeugend geklungen, als sie mir von meinem »Vater« und seinem Engagement bei Daedalus erzählt hatte. Sie war so verdammt überzeugend gewesen, so scheinbar entsetzt, dass Daedalus begonnen hatte, die Lux auszubeuten, um die außerirdische DNA zur Herstellung von Vernichtungswaffen zu missbrauchen, und über das, was Dasher versucht hatte Luc anzutun.

Wie hatte sie nur so dreist lügen können? Mich davon zu überzeugen, war noch keine besondere Leistung, da ich damals ahnungslos gewesen war, aber mir so frech ins Gesicht zu lügen?

»Ich habe ihre Gedanken belauscht, aber nichts davon mitbekommen.« Wut färbte Lucs Stimme. »Mir war klar, dass sie absichtlich an irgendeinen dummen Mist dachten, um abzulenken, aber dass sie alles komplett blockieren konnten …« Er schüttelte den Kopf und sein bronzefarbenes Haar fiel ihm ins Gesicht. »Ich hätte wissen müssen, dass da noch etwas anderes vor sich geht.«

»Es kommt nicht oft vor, dass man es mit Leuten zu tun hat, die genau wissen, wie man mit der Fähigkeit der Origins, Gedanken zu lesen, umgeht«, kommentierte Eaton. »Sie wussten, wie man dich ablenken muss, weil sie an der Erschaffung der Origins beteiligt waren. Es war nicht dein Fehler.«

Mein Herz klopfte wie verrückt und ich öffnete den Mund, um zu bekräftigen, dass es nicht Lucs Fehler war. Ich musste daran denken, wie April Heidi angegriffen und sie übel zugerichtet hatte. Sofort sah ich wieder Emery vor mir, die Heidi an sich gedrückt, ihre menschliche Haut abgestreift und sich in ihre wahre Lux-Gestalt verwandelt hatte, in ein wunderschönes Licht mit menschlicher Silhouette, das so hell gewesen war, dass es mir in den Augen geschmerzt hatte. Obwohl Emery nicht so geschickt war wie andere Lux, wenn es ums Heilen von Menschen ging, hatte sie Heidi das Leben gerettet, indem sie ihre Hände auf sie gelegt und die Quelle aufgerufen hatte.

Wenn ein Lux jemanden liebt, sollte man sich unter keinen Umständen einmischen.

Das hatte Luc gesagt, als sich Emery Heidis Wunden angenommen hatte, und nur wenige Stunden später war an der Stelle, an der April in Heidi hineingegriffen und Gewebe, Muskeln und Organe zerstört hatte, nicht mehr als eine blasse Narbe zu sehen gewesen.

Meine Mom musste also entweder eine sehr gute Heilerin gewesen sein oder sie hatte diesen Mann doch noch geliebt.

Ich hatte das Gefühl, mir würde der Boden unter den Füßen weggezogen. Mir war so schlecht, dass ich fürchtete, mich über den gesamten Fußboden erbrechen zu müssen, und wich ein Stück zurück. Ich brauchte Abstand von Eatons Worten – von weiteren Beweisen, dass ich meine Mutter nie wirklich gekannt hatte und nie erfahren würde, was an ihr, wenn überhaupt etwas, echt gewesen war.

Denn auch sie gab es nicht mehr, und das Wissen, was an ihr wahr und was gelogen war, hatte sie mit sich genommen.

Lucs warme Hand an meinem Rücken hielt mich davon ab, mich zurückzuziehen. Sie war einfach da, ohne mich festzuhalten, aber auch ohne sie wäre ich nicht aus dem Raum gehüpft wie ein Gummiball.

Leugnen war ein Luxus, den ich mir nicht länger leisten konnte.

Ich musste den Tatsachen ins Auge sehen, sosehr es auch schmerzte, dass alles an ihr erstunken und erlogen war. Ja, es war möglich, dass meine Mutter ab einem bestimmten Zeitpunkt einen Sinneswandel durchgemacht hatte, nachdem ich, ohne eine Erinnerung daran, Nadia gewesen zu sein oder ein Training durchlaufen zu haben, wieder zu ihr gekommen war. Das war durchaus möglich – vielleicht stimmte es. Sie war gestorben, weil sie sichergehen wollte, dass ich vor Daedalus fliehen konnte. Das änderte jedoch nichts daran, was sie getan hatte, und dem musste ich mich stellen.

Ich musste den Tatsachen ins Auge sehen.

Nachdem ich einmal kräftig geschluckt hatte, hob ich das Kinn und drückte die Schultern durch. Ich konnte es schaffen. Ich war schon mit so vielem fertiggeworden – mit Dingen, bei denen sich andere längst in eine Ecke verzogen und nur noch ins Leere gestarrt hätten. Ich hatte akzeptiert, dass es eine echte Evie Dasher gegeben hatte, die bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Ich hatte verinnerlicht, dass mein echter Name Nadia Holliday war, und war zu der Einsicht gelangt, dass ich weder Nadia noch Evie war, sondern eine Mischung aus beiden und damit eine ganz andere Person. Ich hatte mich der Wahrheit gestellt, dass Sylvia und Jason Dasher nicht meine richtigen Eltern waren. Ich hatte den Angriff eines Origins überlebt, der einen maßlosen Groll gegen Luc hegte. Ich war über tote Schulkameraden gestolpert und hatte höchstpersönlich April ausgeschaltet – als Mörderin wider Willen und ohne zu wissen, was ich tat, aber dennoch. Ich versuchte nach wie vor, damit zurechtzukommen, dass ich in der Lage war, großen Schaden anzurichten, und dass es dort draußen jemanden gab, der die Kontrolle über mich übernehmen konnte.

Ja, ich schleppte einige Altlasten mit mir herum, mir fehlten eine Menge Erinnerungen, und ich war vielleicht ein psychotischer Alien-Hybrid, der eines Tages möglicherweise komplett ausrasten würde, aber ich war noch immer da. Ich stand nach wie vor auf meinen eigenen zwei Beinen.

Luc senkte den Kopf und flüsterte mir ins Ohr: »Das liegt daran, dass du so knallhart drauf bist.«

»Hör auf, meine Gedanken zu lesen«, schimpfte ich, während er zwinkernd den Kopf hob. »Aber danke«, fuhr ich seufzend fort, »dass du mich daran erinnert hast. Das war nötig.«

Ein schiefes Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als mein leerer Magen zu knurren begann. Die Energieriegel, die Luc und ich vor dem Treffen noch schnell verdrückt hatten, waren offensichtlich nicht ausreichend gewesen.

Ich errötete und wandte den Blick ab. Nur jemand wie ich konnte auch nach solch traumatischen Neuigkeiten noch hungrig sein. »Glauben Sie, dass sie Dasher noch geliebt hat?«

»Das kann ich nicht beantworten.« Eaton fuhr sich mit dem Daumen übers Kinn.

»Ein Lux muss die Person, die er heilt, nicht unbedingt lieben.« Lucs Hand krallte sich hinten in meinem Shirt fest. »Manche sind außergewöhnlich begabt darin, wie du weißt. Vielleicht war das bei Sylvia der Fall oder sie war sehr motiviert, etwas, worin Daedalus sehr gut geworden ist. Wenn Liebe im Spiel ist, erhöht es aber die Chancen, besonders, wenn jemand nicht geübt ist.«

»Und es ist auch wahrscheinlicher, dass die Mutation von Dauer ist und der Mensch nicht dabei stirbt«, fügte Eaton hinzu. »Das haben sie bei Daedalus nie wirklich rausgefunden. Bis zu einem gewissen Grad ist es Wissenschaft, aber ein wenig Mystik, die sie sich nicht ganz erklären und verstehen können, ist auch dabei.«

Ich presste die Lippen aufeinander und kniff kurz die Augen zusammen. Was wäre, wenn sie ihn wirklich noch geliebt hat?

»Möglich ist es«, sagte Luc leise. »Vielleicht empfand sie aber auch viel mehr Hass als Liebe. Gefühle sind kompliziert.« Er suchte meinen Blick. »Aber sie –«

»Wie dem auch sei.« Eaton lehnte den Kopf an die kahle Wand, die früher einmal buttergelb gewesen war.

Forschend sah Luc Eaton an.

»Stimmt, es spielt keine Rolle.« Und das war die Wahrheit, die mich traf wie ein Hochgeschwindigkeitszug. Es gab wichtigere Dinge – Dinge, die hier und jetzt zählten. Ich legte eine Hand auf meinen nach wie vor knurrenden Magen und dachte an die eine Sache, die das Ganze noch einmal eklatant verschlimmern könnte. »Glaubt ihr, sie …« Meine Kehle war staubtrocken, als ich es noch einmal versuchte. »Glaubt ihr, Dasher ist mutiert worden?«

Kapitel 2

Von all jenen, die in der Lage waren, die Quelle aufzurufen, konnten Hybride es am wenigsten gut. Im Gegensatz zu Lux oder Origins strengte es sie sehr an und sie waren schnell erschöpft. Außerdem konnten sie nicht heilen. Sie zu unterschätzen hieße dennoch, eine Tonne Dynamit für harmlos zu erklären. Hybride waren keine Atombombe, aber eine Häuserzeile konnten sie locker ausradieren.

Ein trainierter Hybrid war nicht leicht zu töten.

Kaum hatte ich diesen Gedanken gedacht, riss ich erschrocken die Augen auf. Ich überlegte doch tatsächlich seelenruhig, wie gut sich jemand umbringen ließ, anstatt das Töten an sich infrage zu stellen. Es war ziemlich offensichtlich, dass ich eine umfassende Therapie brauchte.

»Was meinst du, Eaton?«, fragte Luc. »Hat sich Dasher eine neue, verbesserte und sportlichere Version seiner selbst verschafft?«

»Auch das kann ich nicht beantworten.« Eaton ließ die Hände auf die Knie sinken. »Ich habe Dasher seit Kriegsende, als ich von dem Poseidon-Projekt erfuhr, nicht mehr gesehen. Es hatte offensichtlich zum Zerwürfnis geführt.«

»Aber wenn dem so ist, wird es umso schwieriger, mit ihm fertigzuwerden.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Es mochte in dem Raum noch so stickig sein, ich fröstelte trotzdem.

»Ob nun Hybrid, Mensch oder Chupacabra, gegen mich haben sie alle keine Chance«, erklärte Luc. Seltsamerweise klang es keinesfalls hochmütig, sondern schlicht wie die Wahrheit. »Und gegen dich auch nicht.«

Es dauerte einen Moment, bis ich merkte, dass er mit mir sprach. Überrascht blinzelte ich. Nicht dass ich vergessen hatte, was ich im Wald getan hatte, wo ich lediglich den Boden berührt hatte, worauf die aufspritzende Erde zu tausend Giftschlangen geworden war. Meine Worte und Gedanken waren zu Taten geworden, ohne dass ich die anderen auch nur berührt hätte. Ich hatte nur die Hand krümmen müssen, um Bäume zu entwurzeln und Knochen zu zersplittern.

Dennoch fiel es mir nach wie vor schwer, mich selbst als gefährlich zu sehen.

»Er hätte keine Chance gegen mich, wenn ich lernen würde, wie ich diese Fähigkeiten aufrufe und dabei nicht … du weißt schon, aus Versehen versuche, dich oder einen anderen Freund zu töten«, erwiderte ich.

»Das sind Feinheiten«, murmelte er.

Skeptisch sah ich ihn an. »Ziemlich wichtige Feinheiten.«

»Wie gesagt, Peaches, ich mach mir keine Sorgen.«

»Solltest du aber«, kommentierte Eaton. »Ich nämlich schon.«

O Mann, falls jemand einen demotivierenden Redner sucht, da wüsste ich den passenden.

»Die Trojaner sind ihr Meisterstück. Bei ihnen ist ihnen gelungen, was sie bei den Hybriden und Origins noch vergeblich versucht haben – den freien Willen und das Selbstgefühl auszulöschen. Trojaner haben einen Schwarmgeist und reagieren auf denjenigen, den sie als ihren –«

»Wenn Sie jetzt Meister sagen, geht hier gleich etwas zu Bruch«, warnte ich ihn und meinte es hundertprozentig ernst.

»Erschaffer«, beendete Eaton den Satz. »Die Trojaner sehen Dasher als ihren Erschaffer an. Ihren Gott.«

Was war das denn für eine gequirlte Scheiße? Ich hob eine Augenbraue und sah Luc an. »Als ihren Gott?«

Die Luft heizte sich spürbar auf. »Er ist kein Gott«, knurrte Luc.

»Für die Trojaner schon. Wenn er ihnen befiehlt zu essen, dann essen sie. Wenn er anordnet, sie sollen jemand anderem gehorchen, dann tun sie es ohne Widerworte. Wenn er sagt, sie sollen töten, beginnen sie umgehend mit dem Abschlachten. Wenn er verlangt, dass sie sich selbst auslöschen, schneiden sie sich im nächsten Augenblick die Kehle durch, sofern sie eine Klinge zur Hand haben.«

Schlimmer gings eigentlich nicht.

»Ich habe kurz nach Kriegsende von dem Poseidon-Projekt erfahren. Dasher hatte es als die Antwort auf jede zukünftige feindliche Invasion vorgestellt und einen Weg, um die Lux in Schach zu halten und alle Schwächeren zu schützen.« Eatons Blick ging ins Leere. »Ich glaube, ursprünglich war das der Sinn und Zweck.«

Ich runzelte die Stirn. »Ich dachte, Ziel des Poseidon-Projekts war, das Universum zu beherrschen, wie bei allen Klischee-Bösen.«

»Mit Dasher ist es wie mit den meisten bei Daedalus – kompliziert. Mit Sylvia auch«, erwiderte er und ich zuckte zusammen. »Sie haben gute Züge und ursprünglich versuchten sie wohl tatsächlich, das Richtige zu tun. Dasher glaubte, mit dem Poseidon-Projekt das Überleben der Menschheit zu sichern.«

»Weil die Menschheit eine weitere Invasion nicht überleben würde«, sagte Luc und nickte, als ginge es darum, welchen Film sie sehen wollten, und nicht um die Vernichtung der menschlichen Rasse.

»Keine große zumindest. Schon beim letzten Mal konnten die einfallenden Lux kaum zurückgeschlagen werden und gelungen ist es schließlich auch nur mithilfe der Arum, die sich massiv in den Kampf eingebracht haben. Und es gibt noch zahlreiche weitere Lux da draußen«, er hielt inne, »die nur darauf warten, herzukommen.«

Diese nicht ganz unwesentliche Tatsache war nach dem Krieg immer wieder in den Medien diskutiert worden. Experten schätzten, dass noch Millionen von Lux im Universum lauerten, die an der letzten Invasion nicht beteiligt waren, doch mit der Zeit war die Zahl zu einer statistischen Größe geworden, mit der einige Leute versuchten, Angst zu schüren.

»Aber es gibt Lux auf der Erde, die sich gegen sie stellen würden.« Ich dachte an Daemon und Dawson, an Emery und vielleicht sogar an Grayson – je nachdem, wie er gerade drauf war. »Die ihre Häuser und Menschen, mit denen sie befreundet sind, beschützen wollen. Von den Hybriden und Origins ganz zu schweigen.«

»Seit Daedalus von all den Fähigkeiten der Lux weiß, vertrauen sie ihnen nicht mehr, vor allem, seit sie herausfanden, dass viele von ihnen wussten, wie viele andere es noch gab, die Pläne zur Übernahme der Erde hatten.« Eaton suchte nach einer bequemen Sitzposition, die ihm die durchgesessene Couch wohl allerdings schon lange nicht mehr bieten konnte. »Deshalb versuchen sie, die Lux mit Technik und Einschüchterung auszulöschen. Sie wollen hier keine Aliens haben, und wenn ihr mich fragt, glaube ich, dass sie auch nur bestimmte Menschen haben wollen, nämlich die, die sie für würdig oder notwendig erachten. Die ursprünglich guten Züge sind längst Geschichte.«

Stirnrunzelnd sah ich ihn an. »Wissen Sie, nach dem, was wir den unschuldigen Lux angetan haben, die nur so gut wie möglich ihr Leben leben wollten, kann man es ihnen nicht verübeln, wenn sie nicht auf unserer Seite kämpfen und uns am liebsten alle postwendend zur Hölle fahren lassen wollen.«

»So ist es«, stimmte Eaton mir leise zu.

»Glaubt ihr denn, dass wirklich wieder Lux von außen auf der Erde einfallen werden?«, fragte ich.

Luc zuckte die Achseln. »Möglich ist es, aber malen wir den Teufel nicht an die Wand.«

Millionen von menschenverachtenden Lux als Teufel zu bezeichnen, klang fast noch verharmlosend, aber noch war es nicht Realität. Das Poseidon-Projekt hingegen schon.

»Ich habe das Gefühl, mir platzt gleich der Kopf«, seufzte ich. Hinter meinen Augen pochte es, wenn auch nicht besonders stark, so doch unangenehm und stetig. Bei meinem Glück war ich wahrscheinlich erkältet.

Moment.

Konnte ich überhaupt eine Erkältung bekommen? Ich war mir nicht sicher. Ich wusste nur, woran ich mich als Evie erinnern konnte, und abgesehen von einem leichten Schnupfen war ich noch nie krank gewesen. Luc zufolge verhinderte die Lux-DNA im Andromeda-Serum alle schweren Krankheiten.

Wie ärgerlich, dass sie nicht auch Kopfschmerzen verhindern konnte.

»Dagegen weiß ich ein Heilmittel«, sagte Luc zärtlich.

Wärme stieg mir ins Gesicht, als ich in seine feurig blitzenden Augen sah. Ich glaubte zu wissen, was für ein Heilmittel er meinte. Er und ich. Sollten uns küssen. Haut auf Haut spüren.

Er biss sich auf die wohlgeformte Unterlippe und nickte.

Inzwischen glühte mein ganzes Gesicht bis hinunter zum Hals. »Du bist unmöglich«, murmelte ich.

»Ich bin fantastisch«, widersprach Luc und ließ sich auf dem Schreibtischstuhl nieder, der kein Geräusch von sich gab. Als ich mich zuvor daraufgesetzt hatte, wäre er fast zusammengebrochen. »Wie hast du eigentlich Wind von dem Projekt bekommen, Eaton?«

»Zuerst habe ich sie für Origins gehalten, aber dann habe ich beobachtet, wie sie sich bewegten und wozu sie in der Lage waren.« Eaton verzog den Mund zu einem zynischen Lächeln. »Er präsentierte sie so stolz wie seine Kinder. Sie benahmen sich wie … Himmel, da war nichts Menschliches an ihnen. Selbst bei dir ist noch ein bisschen was Menschliches in deinen Bewegungen.« Eaton blickte zu Luc. »Vor allem, wenn sie in der Nähe ist, aber bei ihnen war jeglicher Teil, der einmal menschlich gewesen sein mochte, ausgelöscht worden.«

Ich musste schlucken. »Waren sie wie Roboter?«, fragte ich angespannt.

»Nein.« Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Nein, sie waren primitiv wie ein Rudel Wölfe mit Dasher als ihr Alphatier.«

Da war mir der Vergleich mit den Robotern noch lieber.

»So stolz er auch auf sie war, hat er sie doch nicht als Personen gesehen – nicht so, wie du und ich uns sehen«, fuhr Eaton fort. »Das wurde ziemlich schnell klar, als einer von ihnen hinterherhing. Ich glaube, es war jemand, der gerade erst mutiert worden war. Es war nicht so, dass er seine Aufgaben nicht erfüllt hat, er war nur langsamer, und er war auch noch jung, sicher nicht älter als sechzehn, aber Dasher war enttäuscht.« Eaton war blass geworden und schloss die Augen jetzt ganz. »Er beugte sich vor, flüsterte dem Jungen etwas ins Ohr, woraufhin dieser auf dem Absatz kehrtmachte und auf eine Betonmauer zurannte. Er prallte mit dem Kopf dagegen und rammte ihn immer wieder dort hinein, bis er, ja, bis er zu Brei geworden war.«

Ich musste würgen. »O Gott«, stammelte ich.

»Wo war das?«, wollte Luc wissen und zog mich am Ellbogen zu sich. Ich ließ es geschehen und setzte mich auf seinen rechten Oberschenkel.

Eaton öffnete die Augen. Sie wirkten noch wässriger als zuvor. »Dayton, Ohio. Auf der Wright-Patterson Airbase –«

»Hangar 18? Den kenn ich.« Luc schlang die Arme um meine Taille und ich spürte seine Hand auf meiner Hüfte. »Da haben sie die Origins gehalten.«

»Die Trojaner sind fortgebracht worden, bevor du den Hangar plattgemacht hast«, fuhr Eaton fort und ich drehte mich zu Luc um, der seinerseits den General anstarrte. »Wohin weiß ich nicht.«

Luc strich mit dem Daumen über meinen Bauch. »Wie viele Trojaner hast du an dem Tag gesehen?«

»Dreißig«, antwortete Eaton. Mein Fuß begann unkontrolliert auf den Boden zu tappen. »Dann nur noch neunundzwanzig.«

Dann nur noch neunundzwanzig. Ich litt mit einem Jungen, von dem ich noch nicht einmal den Namen kannte, zu dem ich aber dennoch eine seltsame Verbundenheit empfand. Schlagartig wurde mir klar, dass es seine Stimme gewesen war, die ich im Wald gehört hatte, kurz bevor das, was in mir schlummerte, die Oberhand über mich gewonnen hatte.

Beweise mir, dass du es verdient hast zu leben! Zeigs ihnen! Die Stimme war unerbittlich gewesen und jetzt wusste ich, dass es Dasher gewesen war.

All die Schuldgefühle, dass ich mich nicht an seine Stimme erinnern konnte, als ich noch geglaubt hatte, er wäre mein Vater, waren vergeudete Energie gewesen. Der Grund dafür war schlicht und einfach, dass ich seine Stimme als Evie nie gehört hatte. Nur als Nadia.

Luc zog mich an seine Brust. »Kann es sein, dass es noch mehr Trojaner gibt?«

»Abgesehen von ihr?« Eaton deutete mit dem Kinn auf mich.

Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. »Ich zähle nicht, ich bin anders als sie.«

So wie mich der General ansah, wusste ich ohnehin nicht, wie lange es mich noch geben würde. »Und ohne die, die jetzt gerade das Programm absolvieren? Ich weiß, dass mindestens hundert das komplette Training durchlaufen haben, aber das ist mehrere Jahre her. Inzwischen könnten es viel mehr sein, aber selbst wenn nicht, ist es eine beträchtliche Anzahl. Für euch klingt es vielleicht nicht so viel, aber ihr müsst bedenken, dass das hundertmal du bedeutet, Luc.«

»Mich gibts nur einmal.« Das war weder scherzhaft noch arrogant gemeint. Es war die Wahrheit. Er war einzigartig.

Ein zögerndes Lächeln erschien auf Eatons Gesicht. »Aber es gibt mindestens hundert, die zu dem in der Lage sind, was sie getan hat, und es werden noch unzählige mehr werden. Dasher wird eine kleine Armee aufbauen, und auch wenn sie im Hof noch so hart trainieren, sie werden dagegen nichts ausrichten können. Sie werden Kanonenfutter sein, sonst nichts.«

»Jetzt fall doch nicht gleich vom Glauben ab«, murmelte Luc und streichelte mich abermals mit dem Daumen.

»Mit Glauben hat das nichts zu tun«, erwiderte Eaton verächtlich und ließ den Blick durch den Raum schweifen, bis er an einer Kiste hängen blieb. »Warum machst du dich nicht mal nützlich, Luc, und besorgst mir ein Bier aus der Kiste da.«

»Ich glaube, du hast genug für heute.«

Er gab einen weiteren herablassenden Laut von sich. »Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem es so etwas wie genug nicht gibt.«

Ich hob eine Augenbraue und beschloss, nicht darauf einzugehen. »Sie haben gesagt, Luc wäre der dunkelste Stern und ich der brennende Schatten. Das seien unsere Codenamen.« Als er nickte, fuhr ich fort. »Aber was ist mit der hellsten Nacht gemeint, die wir angeblich zusammen hervorbringen?«

»Dasher hat nie erklärt, wofür der Begriff steht, und ihr könnt mir glauben, ich habe versucht, das rauszufinden, aber ohne Erfolg. Ich kann nur annehmen, dass es sich dabei um das Endziel handelt.«

»Weltherrschaft?« Luc stieß einen trockenen Lacher aus. »Er hat viel vor mit seiner Mini-Armee aus sich selbst zerstörenden Soldaten.«

Ich blinzelte.

Eaton blickte Luc finster an, während er abermals nach einer neuen Sitzposition suchte. »Hatten sie bei Daedalus nicht schon öfter hohe Ziele? Das müsstest du doch am besten wissen. Abgesehen von den Trojanern seid ihr Origins immerhin ihre beachtlichste Kreation.«

Das erinnerte mich an noch etwas anderes, worauf ich mir keinen Reim machen konnte. »Sie sagten, sie haben mich benutzt, um an Luc ranzukommen, um ihn wieder unter Kontrolle zu kriegen und ihn auf Linie zu bringen, aber ich verstehs nicht. Wenn sie die Lux, Hybride und Origins eliminieren wollen, weil sie sich wehren können, warum wollen sie Luc dann lebendig haben? Oder …« Ich spürte einen Stich in meinem Herzen. »Oder wollen sie ihn tot und ich habe das alles falsch interpretiert?«

»Das glaube ich nicht, Peaches. Sie wollen mich.« Luc legte das Kinn auf meine Schulter. »Kann man es ihnen verdenken?«

»Ja.«

Diese Antwort entlockte dem ansonsten so gleichmütigen General ein gackerndes Lachen.

»Autsch«, murmelte Luc und im nächsten Moment spürte ich seine Lippen an meinem Hals. Ein kurzer Kuss sorgte für ein Prickeln an den sensibelsten Stellen. Als ich mich daraufhin ein wenig wand, drückte Luc mich fester, bis ich wieder still war. »Benimm dich«, formten seine Lippen lautlos. Er sah mich streng an, grinste dann aber.

»Seit sie die Trojaner haben«, fuhr Eaton fort, »weiß ich ehrlich gesagt nicht, warum sie Luc noch lebendig wollen.« Und nach einer kurzen Pause schob er hinterher: »Ist nicht persönlich gemeint.«

»Ich nehms aber persönlich.«

Unbeeindruckt fuhr Eaton fort: »Wenn ich Dasher wäre, würde ich ein so hohes Kopfgeld auf dich aussetzen, dass man dabei das Risiko eines sicheren Todes übersehen könnte. Du bist eine echte Bedrohung, aber sie wollen dich.« Er blickte zwischen uns hin und her. »Und das ist ein wenig beunruhigend.«

»Ein wenig?«, wiederholte ich. »Ich finde das sehr beunruhigend.«

»Es bedeutet einfach, dass sie irgendetwas mit mir vorhaben.« Luc klang so gelangweilt, als würde er eine Dokumentation darüber schauen, wie jemand in eine Warteschleife geschickt wird. »Die von Daedalus haben immer Pläne mit mir gehabt, und was ist aus den vorherigen geworden?«

Ich lehnte mich zurück und sah ihn an. »Du bist einer der wenigen, die sie stoppen können. Wenn sie dich am Leben erhalten wollen, heißt es, dass sie noch größere Pläne mit dir haben. Und das beunruhigt dich überhaupt nicht?«

Langsam hoben sich seine Lider mit den dichten Wimpern und er sah mich aus seinen blitzenden amethystfarbenen Augen an. »Ich bin nicht im Entferntesten beunruhigt. Ihre neuesten Pläne sind immer größer als die vorherigen, und in allen geht es ihnen darum, mich zu kontrollieren. Das ist ihnen bislang nicht gelungen und ich sehe keinen Grund, weshalb es ihnen in Zukunft gelingen sollte.«

»Ach nein?«, ätzte Eaton mit fester Stimme und blickte provozierend in meine Richtung.

Mir rutschte das Herz in die Hose, denn ich konnte mich seinem Zweifel nur anschließen. »In gewisser Hinsicht haben sie es schon geschafft. Immerhin hatten sie dich damals so weit gebracht, dass du gegangen bist und dich von mir ferngehalten hast. Dafür haben sie mich benutzt.«

»Das ist etwas anderes.« Luc hielt meinem Blick stand. »Und sie werden dich nie wieder in ihre Fänge kriegen, um dich als Werkzeug zu verwenden, mich zu kontrollieren. Nie wieder.« Er wiederholte die beiden Worte, als wären sie in Stein gemeißelt. »Nein, das alles beunruhigt mich überhaupt nicht.«

»Beunruhigend oder nicht, am Ende wollen sie euch beide«, stellte Eaton klar.

Ich löste den Blick von Luc. »Sie kriegen uns aber nicht.«

Der General zuckte mit den Schultern. »Wir haben alles getan, um Zone 3 so gut wie möglich vor Daedalus zu schützen. Die Mauer wird pausenlos bewacht, die Stadtgrenzen ebenfalls. Die Fußgängertunnel unter der Stadt haben wir dichtgemacht und die Eingänge gesprengt. Für den Moment reicht das, aber wenn es jemand schlau anstellt, würden wir alle, auch ihr beide, in sämtliche Ecken der Welt zerstreut werden. Dann kann man sich nur noch ein nettes Loch suchen, um sich darin so lange wie möglich zu verstecken und irgendwie zu überleben, bis auch das nicht mehr möglich ist.«

Ich konnte kaum glauben, was er gerade gesagt hatte. Die Wut hatte in mir geschwelt, seit er angefangen hatte zu reden, jetzt aber drängte sie an die Oberfläche und juckte in meiner Hand wie eine Brandwunde.

»Das hätte ich auch tun sollen, hab ich aber leider nicht. Und ihr seht ja, was aus mir geworden ist.« Sein vom Wetter gegerbtes Gesicht lief rot an. »Ich habe versucht, Dasher zu stoppen. Ich habe mich an alle gewendet, die über mir standen, und wurde jedes Mal darauf hingewiesen, dass ich mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern sollte, aber ich habe nicht darauf gehört.« Mühevoll rappelte er sich von der Couch hoch. »Ich habe immer wieder darauf gedrängt und was hatte ich davon? Ich habe alles verloren. Und damit meine ich nicht meine Karriere oder mein Haus. Nein, ich habe«, er fuhr mit der Hand durch die Luft, »alles verloren.«

Mein Fuß hörte auf zu tappen und ich hatte plötzlich ein flaues Gefühl im Magen.

Luc beugte sich vor und seine Lippen berührten mein Ohr, als er flüsterte: »Seine Frau. Und seinen Sohn.«

»Was?«, erwiderte ich und spürte einen Stich in der Brust.

Eatons Schultern hoben und senkten sich, als er schwer und stockend Luft holte. »Sie haben mir nahegelegt, es sein zu lassen, und als ich es nicht getan habe, wollten sie mich ausschalten, haben aber stattdessen die beiden erwischt.«

Mit einem dicken Kloß im Hals sah ich ihn an und wusste nicht, was ich sagen sollte.

Er setzte sich auf den Rand der Couch. »Ich wünsche mir so schwere Strafen für Dasher und Konsorten, dass ihr wahrscheinlich schockiert wärt. Ich helfe hier, so gut ich kann, aber ich weiß, wer unsere Gegner sind.«

Mein rechter Fuß fing wieder an zu tappen. »Das mit Ihrer Familie tut mir leid. Wirklich.«

Eaton sah mich an und nickte dann kurz. Ein weiterer Moment verging, ehe er sagte: »Ich kenne Kampfstrategien und ich kann ein bisschen rechnen. Daher weiß ich, was es bedeutet, waffenmäßig unterlegen zu sein, auch wenn man es zahlenmäßig nicht ist.« Er stützte sich mit dem Ellbogen auf der Lehne auf. »Die Leute hier bedeuten mir etwas. Sogar der, der dich gerade im Arm hält. Ich will nicht, dass irgendeinem von denen etwas zustößt.«

»Oh, da wird mir ganz warm ums Herz.« Luc richtete sich hinter mir auf. »Echt.«

Der General schüttelte den Kopf. »Und deshalb muss ich es jetzt sagen.«

»Ich bin ganz Ohr und kann es kaum erwarten«, erwiderte Luc.

»Wir haben … ein dringenderes Problem, als dass Daedalus entdeckt, dass wir hier sind und was wir tun.« Eaton zog sein rechtes Knie hoch und rieb es mit der Handfläche.

»Und was um alles in der Welt könnte das …?« Luc sprach den Satz nicht zu Ende, und als ich mich zu ihm umsah, hatte er die Augenbrauen zusammengezogen und den Kopf schief gelegt. Seine Augen leuchteten in einem intensiven, strahlenden Violett, aber er wirkte verschlossen, das Gesicht hart und kantig. »Nein.«

»Luc –«, begann Eaton und mein Blick ging zu ihm.

»Du hast es bereits gedacht und das ist schlimm genug«, fuhr Luc ihm über den Mund. »Du kannst es nicht zurücknehmen. Es ist schon raus, aber wenn du es aussprichst, reißt du die Wunde nur noch weiter auf und das werde ich dir nie vergessen.«

Ich wollte endlich wissen, was zum Teufel Eaton gedacht hatte, und öffnete den Mund, aber Eatons Miene ließ mich schweigen.

Verdrossen beugte er sich mit beiden Händen auf den Knien vor. »Es tut mir leid«, sagte er und klang aufrichtig. »Ich will es nicht denken oder sagen und ganz bestimmt will ich nicht, dass es so weit kommt, aber du weißt es, Luc. Du weißt, dass es der einzige Weg ist.«

Luc schwieg und wirkte nach wie vor verschlossen, als wir Eatons Haus verließen. Sein Blick war abwesend, aber seine Augen glühten, und er hielt zärtlich meine Hand, was überhaupt nicht zu dem kaum in Schach zu haltenden Zorn passte, der ganz offensichtlich in seinem Körper pulsierte.

Die Sonne hatte die Morgenkühle vertrieben. Die Einheimischen empfanden die Temperaturen wahrscheinlich auch jetzt noch als eher frisch, für mich aber, die im November deutlich kühleres Wetter gewohnt war, waren die Bedingungen ideal zum Fotografieren.

Ein akutes Verlangen überkam mich. Ich vermisste das Gefühl, mit der Kamera unterwegs zu sein. Man kam dabei wunderbar runter. Sobald ich fotografierte, machte ich mir keinerlei Gedanken mehr, was in der nächsten Stunde passieren würde, vom nächsten Tag oder der nächsten Woche ganz zu schweigen. Jeder Teil von mir, von den Augen bis zu den Fingern, die die Kamera hielten, konzentrierte sich auf den Moment, den ich festzuhalten versuchte. Der gesamte Prozess war ein einziger Widerspruch, vertraut und fremd zugleich, geschützt und doch wie ein Sturz ohne Sicherheitsnetz. Selbst wenn meine Bilder es nie über Instagram hinaus schaffen würden, hatte ich doch immer das Gefühl, ich würde etwas hinterlassen, das größer war als ich, etwas wie einen Beweis, dass der Tod manchmal wirklich Erneuerung bedeutete – so wie grüne Blätter erst rot und schließlich golden werden, ehe sie vom Baum fallen – oder auch nur ein herzliches Lächeln oder Lachen.

Im Moment juckte es mir jedenfalls in den Fingern, die vor mir liegende Stadt Houston, deren Wolkenkratzer wie Skelette in den Himmel ragten, im Bild festzuhalten, mitsamt den breiten Straßen, auf denen sich die Autos dicht an dicht drängten. Nur Menschen schien es dort nicht mehr zu geben.

Eine tote Stadt, die nicht in Vergessenheit geraten sollte.

Doch leider hatte ich keine Kamera zur Hand. Meine alte hatte April zerstört, und die neue, von Luc geschenkte hatte ich in der Eile der Flucht vor Daedalus vergessen.

Ich versuchte die erdrückende Traurigkeit zu verdrängen, die mich überkam. Es gab wichtige Dinge zu tun.

Die schmale Straße, die vor Eatons Haus vorbeiführte, war leer und hinter den Vorhängen und den leise im Wind flatternden Planen vor den Fenstern der Nachbarn war es ebenfalls still. Ich hatte keine Ahnung, ob in diesen Häusern, die im Stil einer Ranch gebaut waren, jemand lebte oder nicht, aber zumindest war niemand zu sehen, was perfekt war.

Unvermittelt blieb ich stehen und Luc blickte sich überrascht über die Schulter um. Warmes Sonnenlicht schien auf seine hohen Wangenknochen. »Wir müssen reden.«

Fragend hob er eine Augenbraue. »Und worüber?«

»Liest du gar nicht meine Gedanken?«

»Im Moment bist du nicht besonders laut.« Er stellte sich vor mich und trat, ohne meine Hand loszulassen, so nah an mich heran, dass ich die Sonne hinter ihm nicht mehr sehen konnte. »Und ich versuche nicht hinzuhören, wenn es nicht gerade superpenetrant ist.«

»Das ist gut«, sagte ich und meinte es genau so, denn oft dachte ich über wirklich alberne Dinge nach, wie zum Beispiel, dass Blaubeeren nicht wirklich blau waren. »Was war mit Eaton los?«

»Weil er schon am Morgen eine halbe Kiste Bier konsumiert hat?« Er griff mit der freien Hand in mein Haar und zog eine Strähne heraus. »Ich glaube, es ist der Stress. Vielleicht sogar Langeweile. Himmel, vielleicht war er auch immer –«

»Das meine ich nicht und das weißt du genau. Er wollte etwas sagen, aber du bist dazwischengegangen, um ihn daran zu hindern.«

Luc wickelte sich meine Haarsträhne um den Zeigefinger. »Wusstest du, dass dein Haar im Sonnenlicht zu flüssigem Gold wird? Es ist wunderschön.«

»Oh, danke.« Ich löste mein Haar von seinem Finger. Luc schmollte und sah dabei ziemlich albern aus, aber gleichzeitig auch süß. »Du kannst mich nicht ablenken, indem du meinem Haar Komplimente machst.«

»Und wenn ich dir Komplimente mache? Würde dich das ablenken?«

Ich seufzte. »Luc –«

»Weißt du eigentlich, wie gut du bist? Wie stark?«, fragte er und strich mit den Fingerspitzen über meine Wange, was sofort ein Prickeln in meinem gesamten Körper verursachte. »Du hast schon so viel durchgestanden, Evie. Dein ganzes Leben ist auf den Kopf gestellt und durchgeschüttelt worden. Was du eben drinnen gedacht hast, war richtig. Du stehst noch aufrecht. Ich kenne physisch sehr starke Leute, bei denen das nicht der Fall wäre. Ich glaube nicht, dass dir bewusst ist, was du geleistet hast.«

Obwohl ich durchschaute, was er vorhatte, schien er damit durchzukommen. »Das alles spielt keine Rolle, wenn Dasher uns in der Hand hat, und was ist, wenn ich die Kontrolle verliere und nicht mehr zur Besinnung komme.«

»Du hast recht«, pflichtete er mir bei. »Aber als April die Kassiopeia-Welle gegen dich eingesetzt hat, wurden dabei zwar deine besonderen Fähigkeiten geweckt, aber Dasher oder sie hatten trotzdem keine Macht über dich. Und im Wald bist du zwar ausgetickt und wusstest nicht mehr, wer du warst, aber hast dennoch nicht versucht, zu Dasher zu eilen wie ein kleines Kind, das nach Hause gerufen wird, stimmts?«

Ich dachte darüber nach. Im Wald war ich nicht ich selbst gewesen, aber ich hatte mich auch nicht wie eine Trojanerin verhalten, die darauf programmiert war, zu Dasher zurückzukehren. Es war anders gewesen. Aber wer wusste schon, was ich getan hätte, wenn es mir gelungen wäre, Daemon und Luc auszuschalten. Wäre ich dann auch über den Rest der Gruppe hergefallen und schlussendlich zu Dasher zurückgekehrt? Ich wusste es nicht.

Wir mussten mehr darüber herausfinden, denn wir sollten vorbereitet sein, falls ich wieder austicken würde. Ich war nicht nur eine unmittelbare Gefahr für alle um mich herum, sobald ich zur gnadenlosen Superhexe würde, Zone 3 war darüber hinaus gesteckt voll mit nicht registrierten Lux und Co. Wenn dieses Wissen in falsche Hände geriet, wäre es auch für sie alle tödlich.

»Du wirst die Leute hier nicht verraten«, sagte Luc sanft und legte die Hand an meinen Hinterkopf.

Jetzt las er wieder meine Gedanken.

»Tut mir leid.« Er grinste. »Du warst gerade wieder laut.«

»Ja, über all das müssen wir ebenfalls reden, aber um zum Ausgangspunkt zurückzukehren, ich weiß, dass Eaton etwas gedacht hat, von dem du nicht wolltest, dass ich es höre. Und ich verstehe, dass du mich wahrscheinlich beschützen willst, wovor auch immer, aber ich muss es wissen.«

Luc, der mich noch immer festhielt, drückte unser beider Hände an seine Brust, direkt auf sein Herz. In dem Moment beschloss mein Magen, mich und die gesamte Welt daran zu erinnern, dass er nach wie vor leer war, indem er laut knurrte. »Peaches«, murmelte Luc und seine Lippen zuckten. »Du musst jetzt erst einmal etwas essen.«

»Ich muss jetzt erst mal dafür sorgen, dass du aufhörst, mir auszuweichen.« Wenn ich gleichzeitig einen Hamburger bekäme, wäre das noch besser, aber angesichts dessen, wo wir uns befanden, bezweifelte ich, dass der Wunsch bald in Erfüllung gehen würde.

»Ich glaube, du wärst überrascht. Es gibt hier viele Rinder und sie haben Eiskeller und -truhen«, sagte Luc. »Wenn du dich benimmst, bin ich mir sicher, dass ich dir einen saftigen Hamburger grillen kann.«

Mein Magen begrüßte die Idee. »Wenn du nicht auf meine Frage antwortest, bin ich mir sicher, dass meine Faust gleich an einer Stelle landet, wo sie dir sehr wehtun wird.«

»Du bist ja richtig aggressiv«, murmelte er, senkte den Kopf und drückte meinen sanft nach hinten. Ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen und mir lief ein wohliger Schauer über den Rücken. »Das mag ich.«

Mein Puls begann schneller zu schlagen und mein Gesicht zu glühen. »Es wird dir nicht gefallen. Glaub mir.«

Seufzend streifte er meinen Mund. Mir blieb vor Erregung die Luft im Hals stecken, aber er küsste mich nicht. »Eaton sorgt sich nur, dass du die Kontrolle verlieren könntest.«

Obwohl es mich nicht überraschte, das zu hören, sank ich in mich zusammen. »Das ist jetzt aber nichts Neues, warum hast du dann so reagiert?«

Einen Moment lang schwieg Luc. »Eaton hat so eine bestimmte Art zu denken.« Er hob den Kopf. »Er ist ein paranoider alter Mann. Nicht, dass er keine berechtigten Gründe dafür hätte, aber du musst dich davon nicht anstecken lassen.«

Ich betrachtete ihn und wünschte, das verdammte Serum hätte mir die Gabe gegeben, ebenfalls Gedanken lesen zu können. Auch unter den Origins waren nur wenige dazu in der Lage. Ich wusste nur von Luc und Archer.

»Wie ich schon zu Eaton gesagt habe, jemanden wie mich gibts nur einmal.«

Ich funkelte ihn böse an. »Gleich schlage ich zu.«

»Vielleicht mag ich das.«

»Irgendwas ist falsch mit dir.«