Reise Know-How KulturSchock Kroatien - Ranka Keser - E-Book

Reise Know-How KulturSchock Kroatien E-Book

Ranka Keser

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Beschreibung

Dieses Buch blickt hinter die touristische Fassade von Strandurlaub und Grillteller und versucht, der manchmal widersprüchlichen Mentalität der Kroaten auf die Spur zu kommen: Sie sind westlich orientiert, pflegen aber ihre Folklore wie ein Heiligtum. Sie sind zukunftsgewandt, ziehen aber immer wieder die Geschichte heran. Sie sind in Feierlaune und witzig, können aber auch furchtbar jammern. Als Individuen sind sie bescheiden und bodenständig, im Kollektiv leben sie "im schönsten Land auf Gottes Erde". Unterhaltsam und leicht verständlich räumt die Autorin kulturelle Stolpersteine aus dem Weg und vermittelt fundiertes Hintergrundwissen zu Geschichte, Gesellschaft, Alltagsleben und Traditionen. Wer auf Tuchfühlung mit seinen Gastgebern und anderen Kroaten gehen will, erhält eine Vielzahl an praktischen Verhaltenstipps. So mögen es die Kroaten zum Beispiel nicht, wenn man ihr Land dem Balkan zuordnet. Auf der anderen Seite erfahren die Leser aber auch, über welche Themen man sich bestens austauschen kann, was Kroaten von Touristen und persönlichen Gästen erwarten und warum der bewundernde Blick auf Deutschland kaum getrübt ist.

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Seitenzahl: 399

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Vorwort

„Ach, Sie sind aus Kroatien? Schönes Urlaubsland.“ Das ist die häufigste Reaktion, die ich erlebe, wenn die Leute meine Herkunft erfahren. Während der Arbeit an diesem Buch habe ich Freunde und Bekannte unterschiedlicher Nationalitäten gefragt, was ihnen zu Kroatien einfällt. Ich wollte wissen, welche Erfahrungen sie mit Kroatien und mit den Menschen dort gemacht haben und inwieweit sich Klischees und tatsächliche Erfahrungen decken. Meine Neugier wuchs, als ich eine Reportage im Fernsehen sah: Eine junge Kroatin erzählte, die Touristen sähen nur eine Fassade, die mit dem wirklichen Leben in Kroatien nichts zu tun habe.

Das „wirkliche Leben“ in Kroatien hat sich seit den 1990er-Jahren extrem verändert. Und auch wenn die Grundmentalität eines Volkes bestehen bleibt und sich so schnell nicht wandelt, hat Kroatien seit der Jahrtausendwende eine so rasante Entwicklung durchgemacht, als habe es in Sachen Selbstverwirklichung einen großen Nachholbedarf.

Wenn man die Prioritäten eines typischen Kroaten auf drei herunterbrechen sollte, käme man auf: Familie, Kirche, Hausbesitz. Aber so einfach ist es natürlich nicht! Die Ergebnisse meiner Befragungen förderten altbekannte Klischees zutage: Die Kroaten seien Patrioten und die größten Katholiken, sie hielten sich für etwas Besseres, würden sich nicht zum Balkan zählen und die Männer seien Machos. Gleichzeitig hört man, die Kroaten seien herzliche Menschen in einer rauen Schale, hilfsbereit, lustig und offen. Klischees enthalten meist auch ein Körnchen Wahrheit, aber was der Tourist sieht oder sehen will, sind Strände, Städte und Nationalparks. Ohne falsche Bescheidenheit lässt sich sagen, dass Kroatien prachtvoll und wunderschön ist, das Land der vielen Inseln mit einer jahrtausendealten Geschichte. Die Tourismus-„Fassade“ bleibt zwar in der Wahrnehmung oberflächlich, ist aber auch ein Element des Landes und macht einen großen Teil des kroatischen Stolzes aus.

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Nur in wenigen Mühlen kann man das Maismehl für die „palenta“ noch direkt beim Müller kaufen (Mühle a. d. Jahr 1650).

Wer tiefer blicken und die Menschen kennenlernen will, kann tatsächlich manchmal einen Kulturschock erleiden, auch wenn das Wort eher Assoziationen mit Asien oder Afrika weckt, aber nicht mit einem Land, das nur ein paar Hundert Kilometer entfernt liegt.

Den Kulturschock kann man schon bei der direkten Art der Kroaten erleiden. Bemerkungen über die Gewichtszunahme des Gegenübers oder Nachfragen, was den ausbleibenden Nachwuchs betrifft, gelten hier nicht als indiskret, sondern als normaler Bestandteil der Unterhaltung. Dagegen kann die Frage „Und was machen Sie beruflich?“ bei flüchtiger Bekanntschaft als verfrüht empfunden werden und einen Kroaten vor den Kopf stoßen, weil hier eher gefragt wird: „Wo arbeitest du?“

Manche Leser kennen die Küste sicherlich seit vielen Jahren und fuhren bereits als Kinder ins damalige Jugoslawien, auch weil es nah und günstig war. Ein billiges Reiseland ist Kroatien inzwischen nicht mehr, aber für den Mitteleuropäer ist es immer noch bezahlbar. Wer sich mit Land und Leuten beschäftigt, kann verwirrt und irritiert über so manche Paradoxie sein: Die Menschen sind westlich orientiert, pflegen aber ihre Folklore wie ein Heiligtum. Sie sind zukunftsorientiert, ziehen aber immer wieder die Geschichte heran. Sie sind oft witzig und in Feierlaune, können aber auch furchtbar jammern. Als Individuen sind sie bescheiden und bodenständig, im Kollektiv sind sie überzeugt davon, im schönsten Land auf Gottes Erde zu leben. Was in anderen Ländern als gefühlsduselig empfunden wird, ist für die Kroaten ein Ventil. Herzzerreißende Musik empfinden sie als berührend, nicht als schnulzig, und für das Zagreber Muzej prekinutih veza (Museum der beendeten Beziehungen) ist Kroatien der ideale Standort.

In Kroatien befinden sich sieben UNESCO-Welterbestätten und 14 Stätten des immateriellen Kulturerbes. Stolz darauf sind die Kroaten allemal, aber sie selbst besuchen ihre eigenen Kulturgüter eher selten. In Kroatien findet man die kleinste Stadt (Hum) und den größten Reisekatalog der Welt. Verrücktes Land der Superlative – Kroatien ist vielfältig und facettenreich und immer wieder für eine Überraschung gut. Die Kroaten „zu entdecken“, kann mit einer spannenden Reise verglichen werden. Sie können zunächst reserviert und misstrauisch wirken, aber wer sie wirklich kennenlernt und ihr Herz erobert, wird diese Reise nicht bereuen.

Die Aussprache

Buchstabe

Aussprache

ž

wie das zweite G in Garage

z

wie S in Sonne

š

entspricht dem deutschen Sch

č

wie tsch bei rutschen

ć

wie ein schnelles tch

c

wie Z bei Zaun

đ

d und weiches j

wie das J in Jeans

v

wie das deutsche W

Inhalt

Verhaltenstipps von A bis Z

Die geschichtlichen Wurzeln

Vučedol und Vinkovci

Von den Illyrern bis zur Republik Kroatien

Republik Kroatien

Geschichtstabelle

Der kulturelle Rahmen

Wer sind die Kroaten?

Die Kroaten und ihre Minderheiten

Stadt- und Landmentalität

Kroatisch: Die erste Lektion ist die schwerste

Kunst und Kultur

Die kroatische Gesellschaft

Einkommen und damit auskommen

Ressourcen und Industrie

Made in Croatia?

Staatsverschuldung und Lebenshaltungskosten

„Fleißig“ und „wertvoll“ bedeuten das Gleiche

Die Definition von „Bestechung“

Kriminalität

„Ein Studium kann jedenfalls nicht schaden“: Bildung

Auswanderer und Rückkehrer: „gastarbajter“ und Seefahrer

čuvati

Temperament und Mentalität

Die Beziehung zur Umwelt

Familien- und Alltagsleben

Im eigenen Mikrokosmos

Die Alten in Familie und Gesellschaft

Rolle der Geschlechter

In der Gemeinschaft

Als Fremder in Kroatien

Das Bild von Touristen … und von Deutschen

„Hab keine Münze!“ Kleinkariertes mag man nicht

Gesprächsthemen und Tabus

Zu Gast in der Familie

Anhang

Literaturtipps

Informatives aus dem Internet

Register

Übersichtskarte Kroatien

Die Autorin

Exkurse zwischendurch

„Bijeli Hrvati“

Allen Warnungen zum Trotz: Gänse im Nebel

Partisan, Marschall, Staatschef: Josip Broz Tito

Bekannte Regimegegner

Vergessene, ewige und neue Nationalhelden

Anfang und Ende des Krieges: Krajina

Franjo Tuđman

Diener und Herren

Das kroatische Symbol: Šahovnica

Der Fall Alojzije Stepinac

Visionär und Wohltäter: Josip Juraj Strossmayer

Das kroatisch-serbische Verhältnis

Worterklärungen 1881

Vom kroatischen Volkslied zur deutschen Nationalhymne

2 in 1: Fernseher und Kamin

„Die rote Zora“

Jüdisch-kroatischer Oscarpreisträger

Hauptberuf, Nebenjob, Wirtschaftsfaktor: Tourismusbranche

Kriminelle Elite

Ljubica und Stjepan: an Land und auf See

Gisela und Martin: ausgewandert nach Krk

Die Anzahl der Blumen

Der Pate gehört zur Familie

Mutige Frauen in schwierigen Zeiten

Immer noch wichtig: der Tag der Frauen

Psychische Erkrankungen

Vino: der kroatische Wein

Dubrovnik: die Urlaubsperle der Touristen – und der Kroaten

Verhaltenstipps von A bis Z

Alkohol: Feiern ohne Alkohol gibt es schlichtweg nicht. Das Angebot an alkoholischen Getränken ist breit gefächert. Die Schattenseite des leidenschaftlichen Trinkens äußert sich in der Alkoholsucht, die ein gesellschaftliches Problem ist. Jedes Jahr kommen ca. 10.000 Menschen zu Tode, weil jemand betrunken hinterm Steuer saß (siehe „Alte und moderne Süchte“ auf Seite 245). Wenn man Alkohol ablehnt, wird das grundsätzlich akzeptiert, trotzdem sollte man sich auf wiederholte Aufforderungen einstellen, den guten Wein oder Ähnliches doch wenigstens zu probieren.

Anrede: Das gospođica (Fräulein) ist in Kroatien zwar noch nicht ausgestorben, klingt aber angestaubt. Nur Mädchen und junge Frauen bis etwa Mitte 20 werden – meist von älteren Personen – noch so genannt. Eine Frau wird mit gospođo angeredet, darauf folgt der Nachname. Das Wort für Frau (im Sinne von Dame) ist gospođa, wandelt sich aber in der direkten Anrede in gospođo. Der Herr heißt gospodin, aber in der direkten Anrede sagt man gospodine, gefolgt vom Nachnamen. Es wird nicht weniger gesiezt als anderswo, aber man geht ziemlich schnell zum „Sie“ in Kombination mit dem Vornamen über. So heißt es dann zum Beispiel unter Arbeitskollegen, flüchtigen Bekannten oder Nachbarn: „Wie geht es Ihnen, Marko?“ oder „Ich freue mich, Sie zu treffen, Marija.“

Armut: Offensichtliche Armut wird dem Kroatienbesucher nicht entgegenschlagen. Diejenigen, die in großer Armut leben (ca. 8 % mit unter 1300 Kuna Netto pro Kopf, was etwa 180 Euro entspricht) versuchen, sich dies nicht anmerken zu lassen, da es der Stolz dieser Menschen nicht zulässt. Ungepflegte und vernachlässigte Menschen wird man extrem selten antreffen. Im Jahr 2015 waren 391 Personen als obdachlos registriert, was keine erschreckend hohe Zahl ist, doch vermuten Experten eine um einiges höhere Dunkelziffer. Trotzdem landen hier wahrscheinlich auch deshalb weniger arme Menschen auf der Straße als in reichen Staaten, weil die Familie der Betroffenen hilft und sie auffängt. Betteln oder gar aggressives Betteln gibt es seitens der Kroaten äußerst selten. Trotzdem wird man in der Innenstadt oder in Touristenzentren manchmal auf z. B. verarmte Alkoholiker oder Roma-Frauen mit kleinen Kindern stoßen, die betteln.

Baden/Nacktbaden: Zur Hochsaison sind viele Strände überfüllt. Doch die gute Nachricht: Das Meerwasser ist eines der saubersten in Europa. Die Wasser- und Strandqualität wird regelmäßig mit der „Blauen Flagge“ ausgezeichnet, einer internationalen Umweltauszeichnung. Und die Möglichkeit, nackt zu baden, bietet Kroatien schon seit den 1930er-Jahren, ob in Istrien, der Kvarner-Bucht oder Dalmatien. Doch sollte die Freikörperkultur bitte nur an den dafür vorgesehenen Stränden oder Campingplätzen praktiziert werden. Wer sich aber als Frau an einem normalen Strand oben ohne sonnen möchte, kann das problemlos tun.

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Unter der Woche findet sich immer ein Plätzchen fürs Badetuch

Begrüßung/Verabschiedung: Zur Begrüßung gibt man sich grundsätzlich die Hand und wechselt einen kurzen und kräftigen Händedruck, vermeidet schlaffes und langes Schütteln. Gute Freunde und Verwandte geben sich ein Küsschen links und ein Küsschen rechts auf die Wange. Männer, die nicht verwandt sind, küssen sich ungern, außer es ist Weihnachten oder Neujahr. Der Mann grüßt die Frau zuerst und der Jüngere den Älteren, nie umgekehrt. Diese Reihenfolge wird in Kroatien immer noch beherzigt. Das „dobar dan“ („Guten Tag“) empfindet man in Kroatien nicht als allzu formell. Man begrüßt sich aber auch leger mit „bog“ (in Zagreb und Umgebung mit „bok“), vergleichbar mit dem deutschen „Hallo“, dasselbe Wort gebraucht man auch beim Abschied, entsprechend unserem „Tschüss.“ Die Verabschiedung mit „adio“ ist ebenfalls gebräuchlich. „Auf Wiedersehen“ heißt „doviđenja“.

Beleidigungen: Als Besucher des Landes sollten Sie es vermeiden, Flüche anzuwenden, weil Sie glauben, dass es witzig ankommen könnte. Die Bedeutungen der Flüche sind heftig und äußerst vulgär und man nimmt sie persönlicher, als Sie vielleicht meinen (siehe „Das Fluchen ist eigentlich verpönt“ auf Seite 177).

Bestechung: Korruption ist in Kroatien ein großes Thema. Das Problem betrifft hauptsächlich Justiz, Wirtschaft und Politik und entspricht keineswegs einer in der Gesellschaft allgemein verbreiteten Mentalität. Die Allgemeinheit verurteilt die Korruption aufs Schärfste, da sie unter der Bestechlichkeit der Mächtigen leidet. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass man als Gast in Situationen gerät, in denen man „schmieren“ müsste.

Betrug: Die Wahrscheinlichkeit, dass man „übers Ohr gehauen“ wird, ist nicht größer als in irgendeinem anderen Land. Ein Cafébesitzer in Rovinj sorgte im Frühjahr 2016 mit zwei verschiedenen Preislisten für Schlagzeilen, einer für Touristen und einer anderen für Einheimische. Nicht nur ausländische Medien haben diesen Fall aufgegriffen, auch in Kroatien war er ein Skandal und zog sich durch die Presse. Sollte also eine Rechnung mal nicht stimmen oder etwas doppelt abgebucht worden sein, sollte man erst einmal davon ausgehen, dass ein Fehler passiert ist, bevor man glaubt, betrogen worden zu sein!

Bürokratie: Wer eine Immobilie kaufen möchte, wird zwangsläufig auf ein Problem stoßen, über das die Kroaten seit Jahren schimpfen: die komplizierte und zähe Bürokratie. Wer Behördengänge erledigen muss, braucht Zeit und Nerven. Der Verwaltungsapparat wird von den Bürgern als unnötig kompliziert empfunden und kritisiert. In den Behörden hängen Informationen zu den erforderlichen Unterlagen, Kosten und Fristen aus. Zudem werden die bürokratischen Vorgänge laufend überarbeitet. Trotzdem werden sie noch lange nicht als gelungen betrachtet, weder von der Bevölkerung noch von potenziellen Investoren aus dem Ausland. Wegen der papirologija, wie die Bürokratie auch genannt wird, verwerfen viele Kroaten den Plan, sich selbstständig zu machen. Im Kontakt mit der Justiz braucht man ebenfalls Zeit und Geduld. Unzählige Verfahren sind unbearbeitet. Gerichtsverfahren laufen manchmal über mehrere Jahre.

Bura: Der böige Fallwind (auch bekannt unter der Bezeichnung „Bora“) tritt entlang der Küste und auf den Inseln auf. Dieser Wind erreicht im Spätherbst und Winter manchmal Geschwindigkeiten von bis zu 220 km/h und ist auch im Sommer nicht zu unterschätzen. Die Bura hat in Kroatien schon Schornsteine zum Einsturz gebracht und Dächer beschädigt. In den Sommermonaten braucht die Bura zwei bis drei Tage, bis sie sich beruhigt. In dieser Zeit sind die Brücken gesperrt. Fahren Sie also nicht eigenmächtig über kleine Brücken! Und gehen Sie während dieser Zeit nicht schwimmen, segeln oder wandern!

Bußgeld: Auch in Kroatien muss man seine Knöllchen fürs Falschparken bezahlen. Sollte man das als Ausländer nicht tun, kann es sein, dass man irgendwann Post bekommt. Der Betrag dürfte dann um einiges höher sein als ursprünglich, da Bearbeitungs- und Mahngebühren hinzukommen. Beim Autofahren mit einem Alkoholspiegel ab 0,5 Promille wird es ernst, die Bußgelder bewegen sich bei 0,5 bis 1,0 Promille zwischen 1000 und 3000 Kuna. Bei einem höheren Promillewert ist die Strafe entsprechend höher.

Drogen: Wer meint, seinen Urlaub mit Cannabis versüßen zu müssen, der stelle sich die Frage, ob es die Scherereien wirklich wert ist. In einem Land, dessen Sprache man nicht spricht, festgenommen zu werden, kann Geld, Zeit und Nerven kosten. Kroatien kämpft mit einem Drogenproblem und synthetische Drogen schießen wie Pilze aus dem Boden. Für den Eigenbedarf gilt Drogenbesitz als Vergehen, nicht als Straftat, aber bei Dealern drückt man nicht mal ansatzweise ein Auge zu. Besonders hart wird gegenüber Personen durchgegriffen, die Drogen an Minderjährige oder vor Schulen „verticken“. Sie erhalten eine mehrjährige Gefängnisstrafe.

Einkaufen: Es gibt in Kroatien alles, was das Herz begehrt. Nach Shoppingmeilen und einem Shopping centar muss man nicht lange suchen. Wer auf seine gewohnten Produkte nicht verzichten möchte, kann diese problemlos auch in Kroatien kaufen – bei dm, Müller, Lidl, Deichmann – die Preise hier sind aber teilweise um einiges höher als in Mitteleuropa. So können das Duschgel oder der Joghurt eines deutschen Discounters in Kroatien das Doppelte oder gar Dreifache kosten.

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Einkaufen wie zu Hause, aber zu oftmals höheren Preisen

Einladungen: Es empfiehlt sich, eine Kleinigkeit dabei zu haben (siehe „Geschenke“ auf Seite 18). Man sollte aber ohne Absprache keine weitere Person oder sein Haustier mitbringen. Der Umgang miteinander im Privaten ist ungezwungen, aber man schätzt es nicht, wenn jemand viel über sich selbst spricht oder die Dinge aufzählt, die in seiner Heimat besser sind (obwohl die Kroaten vieles an Deutschland bewundern). Erzählen Sie eine lustige Anekdote über Ihren Aufenthalt in Kroatien – das bricht das Eis, wenn weitere Gäste anwesend sind, und lässt Sie sympathisch wirken, da man mit Humor und Selbstironie einen guten Eindruck macht. Bedanken Sie sich am Ende für die Einladung und ggf. für das gute Essen. Manchmal sagen Gastgeber oder Gast „Nemoj što zamjeriti“ („Nimm mir nichts übel“). Damit ist gemeint, dass eine vielleicht unbedarfte Äußerung nicht böse gemeint war oder der misslungene Kuchen oder zu spät gekochte Kaffee nichts mit Respektlosigkeit zu tun haben.

Ess- und Trinksitten: Es gelten mehr oder minder die gleichen Tischsitten wie in Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Dennoch gibt es ein paar markante Unterschiede, die beachtet werden sollten. In Kroatien ist es absolut unüblich, dass die Frau im Restaurant nach dem Kellner ruft. Die Bestellung und Nachbestellung nimmt der Mann vor. Die Frau beginnt als Erste mit dem Essen, sowohl im Restaurant als auch zu Hause. Ein Mann, dessen Rechnung die Frau bezahlt, ist auch heute noch kaum anzutreffen. Möchte die Frau ihre Rechnung selbst übernehmen, wird das aber keinen Schock beim Mann auslösen, höchstens unangenehme Gefühle. Bei Geschäftsessen sollte man während des Hauptgangs über neutrale Themen plaudern und das Geschäftliche vor oder nach dem Hauptgang besprechen. „Guten Appetit!“ heißt „Dobar tek!“ oder „Prijatno!“. „Prost!“ heißt „Živjeli!“ oder „Uzdravlje!“. Auch wenn die Kroaten wissen, dass es im Deutschen „Prost“ heißt, würden sie es ungern sagen, da im Kroatischen das Wort prost „ordinär/vulgär“ bedeutet.

Feste: Es wird gerne gefeiert und deshalb findet ständig irgendein Festival oder Event statt. Die meisten davon sind äußerst laut, was man bei der Planung des Aufenthalts berücksichtigen sollte. Wer lärmempfindlich ist, sollte nachfragen, ob das Zimmer mit Blick auf den Strand auch den Blick auf Beachpartys einschließt. Die meisten Familienfeste wie Hochzeiten werden immer noch in größerem Rahmen (aber längst nicht so groß wie früher) und ausgelassen gefeiert – mit Musik, üppigem Essen, Gesang, Tanz und Alkohol. Wer als Ausländer die Lieder nicht kennt und nicht tanzen kann, muss sich deshalb keine Sorgen machen, denn allein der Wille zum Mitfeiern zählt.

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Gelegenheiten, mit Familie und Freunden etwas zu feiern, gibt es viele

Freundlichkeit: Fremden gegenüber sind Kroaten durchaus hilfsbereit und freundlich. Im Dienstleistungsbereich wird man Ihnen wohlgesonnen sein, solange der Betrieb von privater Hand geführt wird. In Institutionen und bei bürokratischen Angelegenheiten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man auf unterkühlte und kurz angebundene Beamte trifft. Bei Behördengängen werden Fragen meist nur mit „Da“ (Ja) und „Ne“ (Nein) beantwortet – oder mit Nicken und Kopfschütteln. In Institutionen wird man zwar höflich, aber selten wirklich freundlich beraten. Auch wenn staatliche Einrichtungen Telefonnummern ausweisen, hebt am anderen Ende meist niemand ab. Wenn er es doch tut, schätzt er es, nur eine knapp formulierte Frage beantworten zu müssen.

Geld: Die Währungseinheit in Kroatien heißt Kuna (Abk. kn oder HRK). Eine Kuna entspricht 100 Lipa. Derzeit (Stand: Sommer 2017) erhält man für 7,5 Kuna ungefähr 1 Euro. In touristischen Gebieten, Supermärkten und Tankstellen sind Zahlungen mit Visa Card, Mastercard oder American Express kein Problem, aber wer ins Hinterland fährt und in einem Gasthaus mit Kreditkarte bezahlen möchte, wird meist Pech haben. In Städten oder touristischen Gebieten gibt es Bankautomaten (bankomati), an denen man Geld abheben kann. Es empfiehlt sich, vor der Reise bei der Bank die Gebühren für Kreditkarten und fürs Geldabheben zu erfragen. Das Wechseln ist am vorteilhaftesten, wenn man es in Kroatien vornimmt und nicht im Heimatland. An mjenjačnice (Wechselstuben) mangelt es nicht. Mit ihnen „fährt“ man normalerweise günstiger als am Bankautomaten. Man kann aber auch in der Bank oder im Postamt wechseln.

Extrainfo 1(s. S. 7): Englischsprachiger Blog mit News, Kultur- und Veranstaltungstipps

Geschenke: Wer jemanden zu Hause besucht, sollte nicht mit leeren Händen kommen. Es ist nicht nötig, sich in Unkosten zu stürzen. Süßigkeiten für die Kinder, ein guter Tropfen für den Hausherrn und Pralinen oder Blumen für die Dame des Hauses werden zwar stets mit der größten Überraschung und der Beteuerung entgegengenommen, dass das doch nicht nötig gewesen sei, doch sind sie gang und gäbe und gehören zum guten Ton.

Gesprächsthemen: Small Talk zum Aufwärmen ist auch in Kroatien üblich. „Kako si?“ („Wie geht es dir?“) bzw. „Kako ste?“ („Wie geht es Ihnen?“) wird meist ganz am Anfang eines Gesprächs gefragt. Darauf folgt meist die Frage nach dem Befinden der Familie. Das Wetter steht nicht unbedingt ganz oben auf der Liste, außer es ist außergewöhnlich heiß oder kalt oder es gab ein Unwetter. Sport ist ein beliebtes Thema unter Männern. Frauen loben untereinander das gute Aussehen und die Kleidung der jeweils anderen. Gerne dürfen Sie das Land und dessen Sehenswürdigkeiten loben, denn in dieser Hinsicht sind die Kroaten relativ unbescheiden.

Handeln/Feilschen: Das Feilschen ist nur dann legitim, wenn es um „Mengenrabatt“ geht. Wenn man auf dem Markt einkauft und zehn Kilogramm Erdbeeren erwerben möchte, kann man fragen, ob es in Ordnung wäre, für zehn Kilogramm zu bezahlen und dafür elf Kilogramm zu erhalten. Bei sehr großen Beträgen, wenn es um einen Wohnungs- oder Autokauf geht, kann man natürlich über den Preis verhandeln. Das Feilschen beim Kauf von Lebensmitteln oder Kleidung auf dem Markt ist eher unüblich. Selbst wenn man damit Erfolg hätte, sollte man bitte bedenken, dass die Marktfrau entweder ihrer eigenen oder jemandes anderen Hände Arbeit verkauft. Es ist kein errungener Sieg, hart arbeitenden Menschen den Ertrag zu drücken, zumal Lebensmittel auf kroatischen Märkten ohnehin günstiger sind als z. B. in Deutschland oder Österreich.

Homosexualität: Das Toleranzlevel gegenüber homosexuellen Menschen bewegt sich im mittleren Bereich. Es gibt Länder, die Homosexualität gegenüber um einiges negativer eingestellt sind und sie als Straftat ahnden, aber auch Länder, die um einiges aufgeschlossener gegenüber Schwulen und Lesben sind. In Kroatien gibt die Hälfte der Gejs (Gays) an, wegen ihrer sexuellen Identität diskriminiert zu werden. Etwa 17 % haben aus diesem Grund bereits Gewalterfahrungen gemacht. Diese Zahlen sind in Deutschland und Österreich übrigens ähnlich. Allerdings wird für Kroatien vermutet, dass die Dunkelziffer der nicht angezeigten Straftaten höher sei. Vereinzelt berichten Homosexuelle auch von „negativen Erlebnissen mit der Polizei“. Etwa ein Drittel der Befragten in Kroatien gibt an, die eigene Homosexualität zu verschweigen, ein Drittel verschweigt sie gelegentlich und ein Drittel lebt sie offen. Die Hälfte der homosexuellen Kroaten plant auszuwandern bzw. wünscht sich dies wegen der Diskriminierung. In den größeren Städten Zagreb, Split oder Rijeka kann man hin und wieder händchenhaltende Schwule und Lesben sehen, aber die Regel ist es noch nicht. Dass ein Paar beschimpft oder gar attackiert wird, ist unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist es, dass die Menschen über ein knutschendes Pärchen denken, es habe „ein Rad ab“ – denn die Meinung, dass es sich bei Homosexualität um eine Krankheit handelt, ist noch weit verbreitet. Als homosexueller Mensch in Kroatien sollte man damit rechnen, dass man von seinem Umfeld spöttisch belächelt wird, auch mit verständnislosem Kopfschütteln ist zu rechnen. Aus reinem Selbstschutz empfiehlt es sich, seine Homosexualität nicht vor alkoholisierten Gruppen in aufgepeitschter Stimmung auszuleben (in Hetero-Klubs, bei Beachpartys, vor Fußballstadien etc.) Man sollte sich nicht unnötigen Provokationen aussetzen. Die Gay Pride (Infos: www.zagreb-pride.net) gibt es seit 2002, damals machten nur ein paar Hundert Leute mit. 2011 eskalierte die Gay-Pride-Parade in Split, damals wurden viele Schwule und Lesben attackiert und verletzt. Die Parade musste abgebrochen werden. Die Gay Pride 2012 und alle weiteren verliefen ruhig und ohne Zwischenfälle, sowohl in Zagreb als auch in Split. Politiker, Künstler und Bürger „bekennen“ sich vermehrt zu ihrer Toleranz und marschieren mit. Heute nehmen Tausende an der Gay Pride teil, im Jahre 2013 waren es sogar 15.000. Ein Bürgermeister, der sich hinstellt und sagt „Ich bin schwul und das ist gut so“ ist noch Zukunftsmusik, obwohl Homosexualität seit 1977 legal ist. Bis zu jenem Zeitpunkt drohte einem eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr. Homosexuelle dürfen wegen ihrer Orientierung nicht diskriminiert werden, so z. B. am Arbeitsplatz. Die Szene findet man überwiegend in Zagreb, Split und Rijeka, aber auch in Dubrovnik, Rovinj und auf Hvar. 2014 führte Kroatien die eingetragene Lebenspartnerschaft ein. Im Sabor (Parlament) stimmten 89 Abgeordnete dafür und nur 16 dagegen. Wer auf der Suche nach entsprechenden Hotels, Restaurants und Bars ist, findet unter www.friendlycroatia.com Informationen (auf Englisch).

Kleidung: Wer unangenehm auffallen möchte, der trage Adventure-Sandalen und ausgeleierte T-Shirts. Die Kroaten in den Städten und unter sechzig Jahren achten sehr auf ihr Äußeres und können dem Bequemlichkeitslook mancher Touristen nichts abgewinnen. Packen Sie auch wärmere Kleidung ein, da die Abende und Nächte auch an der Küste kühl sein können. Auch arbeitet die eine oder andere Klimaanlage in Geschäften und Cafés auf übertrieben hoher Stufe. Sonnenschutz und Kopfbedeckung sind Pflicht für jeden, der in der Mittagssonne unterwegs ist. Einen Sonnenbrand oder Sonnenstich kann man sich schnell einfangen.

Krankenhaus: Die medizinische Versorgung und die Ausbildung der Ärzte entsprechen dem europäischen Standard. Wer in Kroatien krank wird oder einen Unfall hatte, ist grundsätzlich in guten Händen. Das Personal ist kompetent, arbeitet aber mancherorts mit teils veralteten Instrumenten und Apparaten. Die städtischen Krankenhäuser sind zwar nicht auf ärmlichem, aber auf bescheidenem Niveau, das heißt ausgestattet mit veralteten Möbeln und Mehrbettzimmern. Die Besuchszeit beschränkt sich auf eine Stunde, meist von 16 bis 17 Uhr.

Kriminalität/Sicherheit: Kroatien ist ein für Touristen sicheres Reiseland. Diebstahl oder gar Übergriffe sind kaum zu befürchten. Trotzdem gilt es, unangenehme Situationen nicht herauszufordern: Behalten Sie Wertgegenstände im Auge und halten Sie Ihre Handtasche geschlossen. Schließen Sie Ihren/Ihr Bungalow/Appartement stets ab, genau wie Ihr Auto.

Landminen: Die Gefahr, durch Landminen zu Tode zu kommen, ist gering. Trotzdem soll es nicht unerwähnt bleiben: Die ehemals umkämpften Gebiete sind noch immer nicht minenfrei. Warnschilder (MINA/MINE mit Totenkopf und der Aufschrift NE PRILAZITE – nicht betreten!) sollten ernst genommen und diese Gebiete keinesfalls betreten werden. Auch das Aufsuchen von Ruinen oder leerstehenden Häusern sollte unterlassen werden. Wer Kroatien fernab der Touristenzentren entdecken und sich ins schöne Hinterland bewegen möchte, kann sich informieren: Auf der Website des Hrvatski centar za razminiranje (www.hcr.hr) sind die aktuellen Informationen samt Karte auch auf Englisch abrufbar.

Patriotismus: Die Kroaten sind stolz auf ihr Land, gleichzeitig stehen viele Einwohner politischen und wirtschaftlichen Fragen durchaus kritisch gegenüber. Für einen Ausländer sind Themen darüber manchmal eine Gratwanderung: Mit Kroaten kann man über Missstände vernünftig diskutieren, aber die Grenze der Belehrung kann schnell überschritten sein. Das liegt weniger an der allgemeinen Kritikfähigkeit des Volkes, sondern vielmehr daran, dass die Kroaten durchaus mitbekommen, wie undifferenziert man manchmal in ausländischen Medien über sie berichtet. Eine Versammlung von Rechten ist genausowenig „Kroatien“ wie eine Neonaziversammlung „Deutschland“ ist.

Prostitution: Käufliche Liebe ist in Kroatien verboten. Unnötig zu erwähnen, dass es sie trotzdem gibt. Wer dazu auffordert oder sexuelle Dienste anbietet, hat mit einer Geldstrafe von 2000 bis 5000 Kuna zu rechnen. Wer sich prostituiert oder dafür bezahlt, wird mit 3000 bis 7000 Kuna zur Kasse gebeten – oder mit bis zu 40 Tagen Gefängnis bestraft. Es ist zwar schwer vorstellbar, dass jemand (besonders ein Tourist) dafür 40 Tage ins Gefängnis gesteckt wird, aber die Geldstrafe von umgerechnet fast 1000 Euro ist bestimmt keine leere Drohung.

Rauchen: In Kroatien wird viel geraucht. Die Quote von 33 % ist im Vergleich zu Deutschland mit seinen 28 % ziemlich hoch. In öffentlichen Einrichtungen, Wartezimmern und an Arbeitsplätzen ist das Rauchen streng verboten, aber in gastronomischen Betrieben wurde das Gesetz gelockert. Wenn ein Lokal eine standardisierte Lüftung hat, darf geraucht werden. Raucher sollten nachfragen, ob das Rauchen im betreffenden Lokal erlaubt ist.

Rutschgefahr: Nach einer langen Hitzeperiode kann der erste Regen zur Gefahr auf der Fahrbahn werden. Aus den Poren des Asphalts treten Öl, Staub, Salz und Sand hervor und vermischen sich mit dem Regenwasser. Fahren sie mit angemessener Geschwindigkeit und halten Sie genügend Abstand.

Sauberkeit/Toiletten: Um die hygienischen Zustände muss man sich als Kroatienbesucher normalerweise keine Sorgen machen. Auf Sauberkeit und Ordnung wird großer Wert gelegt, sowohl in den Unterkünften als auch in Restaurants. Öffentliche Toiletten in der Innenstadt, am Strand oder in den Nationalparks sind normalerweise ausreichend vorhanden und werden mehrmals täglich kontrolliert und gereinigt.

Seeigel: In manchen Küstenregionen trifft man auf Seeigel. Beim Drauftreten kann es unangenehm und schmerzhaft werden. Dann sollte man lieber nicht herumexperimentieren, sondern zum Arzt oder in die Notaufnahme gehen, um den (ungefährlichen) Stachel entfernen zu lassen. Fußbekleidung aus Plastik ist heutzutage längst nicht mehr nur für Kinder und Rentner akzeptabel, denn die uncoolen Badelatschen sind passé. Es gibt lässige Fußbekleidung, die man beim Baden im Meer tragen kann.

Souvenirs: Sucht man nach Mitbringseln oder etwas, das einen an seine Zeit in Kroatien erinnert, so kann man Lebensmittel kaufen, z. B. Olivenöl in schönen Flaschen (schon die Römer und Griechen lobten das Olivenöl aus Istrien). Berühmt ist Istrien auch für seine Trüffel. Der größte wurde 1999 entdeckt und mit einem Gewicht von 1,31 kg ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen. Wie wäre es mit Schafskäse von der Insel Pag? Vegeta, Honig, feine Liköre und Schnäpse oder Weine bieten sich an. Berühmt und beliebt ist der Maraschino aus Zadar, hergestellt aus heimischen Sauerkirschen. Es dürfte günstiger sein, diese Dinge auf den Märkten einzukaufen als im Souvenirshop. Trotzdem empfiehlt es sich, einen solchen aufzusuchen, weil das Angebot vielfältig ist und man originelle Dinge findet, oft mit dem Aufdruck „I love Croatia“. Bekannt und geschätzt ist der Kalkstein von der Insel Brač (verwendet wurde dieser reine und marmorähnliche Kalkstein u. a. für das Weiße Haus in Washington, das Parlament in Wien, das Parlament in Budapest und den Berliner Reichstag). Als Mitbringsel eignen sich z. B. Aschenbecher oder Behälter für Teelichter aus Kalkstein. Oder vielleicht eine Krawatte aus dem Land ihrer Erfinder? Auch die Spitze (Garn) von der Insel Pag ist weltbekannt und wird nicht nur als Untersetzer angeboten. Und selbstverständlich fehlt auch Kleidung mit der šahovnica, dem rotweißen Schachbrettmuster (s. S. 66), nicht im Angebot. Lavendelsäckchen gibt es in sehr hübschen Ausführungen. Auf Märkten bieten manchmal alte Frauen ihre eigenen Handarbeiten an, gehäkelte Tischdeckchen oder Stickereien, und bessern dadurch ihre magere Rente auf. Das ist sicherlich ein authentisches Souvenir – und erfüllt gleichzeitig einen „guten Zweck.“

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Authentische Souvenirs in großer Auswahl

Trinkgeld: Ein Trinkgeld von ca. 10 % im Restaurant oder für Taxifahrer ist eine gute Richtlinie. Bei kleineren Rechnungen (z. B. im Café) darf es auch etwas mehr sein. Sie können das Trinkgeld auf dem Tisch liegen lassen oder sagen: „Zadržite ostatak“ („Behalten Sie den Rest“). Auch ein einfaches „Okay“ oder das deutsche „Stimmt so“ gehen in Ordnung. Einen bestimmten Betrag zu nennen, auf den der Kellner herausgeben soll, ist unüblich.

Vegetarier: Fast überall in Europa hat sich die Zahl der Vegetarier und Veganer in den letzten Jahren vervielfacht, so auch in Kroatien. Das vegetarische Angebot auf Speisekarten ist jedoch immer noch spärlich, da Fisch und Fleisch in der kroatischen Küche einen großen Stellenwert einnehmen. In den Touristenorten ist man flexibler geworden. Noch vor zehn oder zwanzig Jahren betrachtete man Vegetarismus als eine Art Spinnerei, aber auch die Einheimischen wünschen sich heutzutage vermehrt vegetarische Kost. Schätzungen zufolge sind derzeit ca. 4 % der Kroaten Vegetarier, Tendenz steigend. Wer im Internet nach veganen Restaurants sucht, findet sie unter http://veganopolis.net/veganski-restorani. Die Restaurants sind nach Orten gegliedert.

Verkehrsmittel: Neben dem Auto ist der Bus das wichtigste Verkehrsmittel. Es gibt ein gut ausgebautes Verkehrsnetz, man kommt damit überall hin und die Preise sind moderat. In Zagreb und Osijek gibt es auch eine Straßenbahn. Taxifahren ist günstiger als in Deutschland – grob gerechnet kostet es in Kroatien etwa die Hälfte.

Verkehrsregeln: Ein paar Dinge sollte man beachten: Es darf während der Fahrt nicht telefoniert werden. Kinder unter 12 Jahren dürfen nicht auf dem Beifahrersitz mitfahren. Zu schnelles Fahren und Falschparken können teuer werden. Bei Autos herrscht keine Tagfahrlichtpflicht, doch wird Abblendlicht empfohlen, Motorräder und Mofas müssen grundsätzlich immer das Tagfahrlicht einschalten. Busse dürfen während des Ein- und Aussteigens der Fahrgäste nicht überholt werden.

Zebrastreifen: Einige kroatische Autofahrer sind immer noch der Ansicht, dass man an einem Zebrastreifen halten kann, aber nicht muss. Wähnen Sie sich nicht in Sicherheit, wenn Sie einen Fuß auf den Zebrastreifen setzen. Warten Sie lieber ab, ob der Autofahrer tatsächlich vorhat anzuhalten.

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Straßenbahn in Zagreb

Die geschichtlichen Wurzeln

Vučedol und Vinkovci

Zeugnisse menschlichen Lebens im heutigen Kroatien weisen bis in die Altsteinzeit (Paläolithikum) zurück: In den Höhlen von Šandalja (in der Nähe von Pula) und in Punikve (ca. 20 km von Varaždin entfernt) finden sich Spuren des Prä-Neandertalers.

Auf Hušnjakovo Brdo bei Krapina (ca. 60 km nördlich von Zagreb) wurden 1899 und 1905 bei Ausgrabungen unter der Leitung von Dragutin Gorjanović-Kramberger Funde gemacht, die dem Neandertaler zugeordnet werden und die entsprechend dem Fundort die Bezeichnung Homo Krapiniensis erhalten haben. Ferner fanden sich bei den Ausgrabungen prähistorische Gegenstände und Tiere. Krapina gehört somit zu den bedeutendsten und umfangreichsten Neandertalerfundstellen der Welt. Es wurden dort nahezu 900 Knochen gefunden, die zu 70 Individuen gehören, die zum Zeitpunkt ihres Todes drei bis 27 Jahre alt waren. Unter den Gegenständen, die die Neandertaler aus Stein fertigten, fanden sich u. a. Hämmer, Bohrer, Messer und Sägen. Im Jahr 2010 wurde in Krapina ein Neandertalermuseum eröffnet.

In der Vindija-Höhle in der Nähe von Varaždin stieß man 1980 auf Neandertalerknochen, die rund 38.000 Jahre alt sind. Die Höhle bildete sich vor etwa zehn Millionen Jahren aus Kalkstein. Sie ist einer der jüngsten Fundorte von Neandertalerfossilien, wurde aber bereits 1878 erstmals in einem Dokument erwähnt.

1928 wurden dort erste Grabungen unternommen, umfangreiche und engagierte Ausgrabungen fanden allerdings erst in den 1970er-Jahren statt. Hier wurden viele Tierknochen gefunden, die Eiszeitpferd, Höhlenbär, Höhlenlöwe, Nashorn, Saigaantilope, Wollnashorn, Rentier und Wolf zugeordnet werden konnten.

Spuren der Jungsteinzeit (ca. 5000 v. Chr. bis ca. 2000 v. Chr.) – Tongefäße und Statuen – wurden größtenteils im dalmatinischen Raum entdeckt.

In der Nähe der heutigen Stadt Vukovar (Slawonien) fand man am Donauufer die Vučedolska golubica (Taube von Vučedol), eine aus Keramik gefertigte Figur, die einer dreibeinigen Taube gleicht, aber nach neueren Erkenntnissen ein Rebhuhn darstellt. Die „Taube von Vučedol“ ist auf der Rückseite des 20-Kuna-Scheins abgebildet. Sie stammt aus der frühen Bronzezeit und ist ca. 4000 Jahre alt.

In der Vučedol-Kultur hausten die Bewohner in ovalen Häusern aus geflochtenem Reisig und Dächern aus Stroh. Sie betrieben Viehzucht, Fischerei und Landwirtschaft und verfügten über Kenntnisse in der Gewinnung und Verarbeitung von Metallen.

Die ostkroatische Stadt Vinkovci ist eine der ältesten in Europa und seit ca. 8300 Jahren konstant besiedelt. Über die damaligen Bewohner ist kaum etwas bekannt, da sie keine Schriften hinterließen. Im März 1978 wurde in Vinkovci der älteste indoeuropäische Kalender gefunden, er stammt aus der Kupferzeit. Auf dem Gefäß, das einer Vase gleicht, ist ein wiederkehrendes Muster zu sehen, das die vier Jahreszeiten darstellt. Die Zeichen präsentieren außerdem Sternbilder, die man zu bestimmten Zeiten am Himmel sehen kann, wobei Orion am häufigsten vertreten ist. Es wird vermutet, dass sich die Menschen damals dieses Kalenders auch bedienten, um ihre landwirtschaftlichen Tätigkeiten zu planen. Im Jahr 2012 stieß man bei Ausgrabungen auf silbernes Essgeschirr, das aus dem 4. Jahrhundert stammt.

Von den Illyrern bis zur Republik Kroatien

Illyrer, Kelten, Griechen und Römer

Um ca. 1200 v. Chr. besiedelten illyrische Stämme (Histrer, Liburner, Japoden, Dalmater) die Küste, die Inseln und die Pannonische Tiefebene, also Ost- und Nordkroatien. Die gesamte Region nannte man nach den Stämmen Ilirija. Die Illyrer handelten mit Bernstein und standen in regem Kontakt mit den Nachbargebieten bis hin nach Nordeuropa. Sie waren geschickt in der Verarbeitung von Bronze und Eisen, was Relikte in Form von Schmuck und Werkzeugen beweisen. Aus dieser Zeit stammen die gradine (Refugien), die teilweise bis heute erhalten geblieben sind.

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Das Amphitheater in Pula

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Historische Karte der unteren Donauländer

Im 4. Jahrhundert v. Chr. wanderten Kelten aus Gallien ein, gleichzeitig auch Griechen, die sich auf den Inseln Korčula (Korkyra Melaina), Hvar (Pharos) und Vis (Issa) und in der heutigen Stadt Trogir (Tragurion) niederließen. Die Griechen kolonialisierten diese Teile Dalmatiens und machten sie zu ihren Handelsplätzen. Das Landesinnere besetzten sie nicht, weil sie sich davon keinen Profit versprachen. Die Illyrer verbündeten sich mit den Kelten. Mit den Griechen allerdings hatten sie zu kämpfen, trieben aber dennoch Handel mit ihnen.

Die Römer eroberten Illyrien allmählich, zerstörten die illyrischen Bauten und nahmen griechische Kolonien ein. Im 2. Jahrhundert v. Chr. drangen sie bis zur Halbinsel Istrien (Histria) vor. Die Provinz Dalmatia wurde im 1. Jahrhundert gegründet, genau wie die Provinz Pannonia. Während der römischen Herrschaft entwickelten sich der Handel und die Infrastruktur; Straßen, Häfen und Brücken wurden gebaut. Städte entstanden bzw. illyrische Siedlungen wuchsen zu solchen heran, darunter Pula (Pole), Poreč (Parentiuma), Rovinj (Ruginium), Skradin (Scardone), Zadar (Jadera), Trogir (Tragurium) und Senj (Senia). Auf dem Festland entstanden z. B. Vinkovci (Cibalae), Sisak (Siscia), Slavonski Brod (Marsonia) und Osijek (Mursa). Zahlreiche Bauten trugen die Handschrift der Römer: Theater und Amphitheater, Bäder und Thermen, öffentliche Gebäude und Basiliken.

Im Jahr 295 begann unter dem römischen Kaiser Diokletian der Bau des nach ihm benannten Palastes in Split (Spalatum), der innerhalb von zehn Jahren fertiggestellt wurde. Diokletian residierte bis zu seinem Tod im Jahr 316 in diesem Palast, der 1979 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde.

Eine weitere Hinterlassenschaft der Römer ist das Baptisterium in Solin. Von dieser Stadt aus wurde die Provinz Dalmatia regiert. Die Ruinen von Burnum, ein Militärlager aus der Zeit der römischen Herrschaft, liegen ca. 20 km von Knin entfernt.

Die Liburner (ein Stamm der Illyrer) waren geschickte Schiffsbauer und machten sich dies auf unredliche Weise zunutze: Während der Zeit, in der zwischen Griechen und Römern reger Handel herrschte, betrieben sie Piraterie. Das stellte über einen langen Zeitraum hinweg ein großes Problem für die Römer dar. Immer wieder bekämpften sich Illyrer und Römer. Dass am Ende die Römer den Sieg davontrugen, dürfte an deren besserer Organisation und ihrem großen Heer gelegen haben. Nachdem das Römische Reich allmählich zusammenbrach, spaltete es sich in das Weströmische und das Oströmische Reich (Byzanz). Pannonien (der östliche Teil des heutigen Kroatiens) fiel dem Weströmischen Reich zu, Dalmatien mit Istrien dem Byzantinischen Reich.

„Bijeli Hrvati“

Eine Legende besagt, dass sieben „bijeli Hrvati“ (Weiß-Kroaten) – urspr. „Chrobaten“ oder „Chrowaten“ – aus einem Gebiet namens „Bijela Hrvatska“ (Weiß-Kroatien) kamen. Dabei soll es sich um zwei Schwestern namens Tuga und Buga gehandelt haben sowie fünf Brüder: Kluka, Muhlo, Lobel, Kosjenc und – Hrvat.

Es ist nicht klar, in welchem Gebiet sich Weiß-Kroatien befunden haben soll. Angenommen wird, dass es sich um Teile des heutigen Polens, der Ukraine oder Tschechien handeln könnte.

Awaren und Slawen

Während der großen Völkerwanderung im 6. und 7. Jahrhundert ließen sich Awaren und Slawen im heutigen Kroatien nieder. Die Awaren waren ein Reitervolk aus dem Kaukasus, drangen von Zagreb zur heutigen Kvarner-Bucht vor und von dort bis nach Dalmatien. Die Slawen stammten zu großen Teilen aus der heutigen Ukraine, dem heutigen Polen und Tschechien. Slawen und Awaren vertrieben die römischen Bewohner, diese flohen in andere Städte oder auf die Inseln. Die Slawen betrieben Handwerk, Viehzucht und Landwirtschaft, lebten in Sippen überwiegend in Pannonien (dem Osten des heutigen Kroatiens), da das Land dort fruchtbar war.

Einer Theorie zufolge sollen unter den Siedlern auch Menschen aus dem heutigen Iran gewesen sein, woher auch die Bezeichnung Hrvat (Kroate auf Kroatisch) herrühre, denn „Haurvata“ habe in deren damaliger Stammessprache „Viehhüter“ bedeutet.

Der deutsche Herrscher Karl der Große eroberte Ende des 8. Jahrhunderts Teile des heutigen Kroatiens. Unter seinem Einfluss begann die Missionierung bzw. Christianisierung der Kroaten. Zu dieser Zeit entstand die glagolitische Schrift, die auf dem griechischen Alphabet beruht. Die Zischlaute der Slawen wurden hinzugefügt.

Fürsten und Könige

Die Fürstentümer teilten sich in Pannonische Fürstentümer und Fürstentümer des Küstenlandes.

Der erste Fürst des Küstenlandes wurde im Jahr 626 Radoslav. Die Fürstentümer des 9. Jahrhunderts erkannten die Herrschaft Karls des Großen an und nach dessen Tod führte der Pannonische Fürst Ljudevit Posavski von 819 bis 823 einen Aufstand gegen die fränkische Herrschaft an. Die Franken schlugen diesen Aufstand zurück, woraufhin Posavski floh und ums Leben kam.

Der erste der bekannteren Fürsten des Küstenlandes war Borna (reg. 810–821). Er war der Onkel von Ljudevit, hatte sich dem Aufstand gegen die Franken jedoch widersetzt.

Der Fürst des Küstenlandes, Trpimir (reg. 845–864), dem vom Fränkischen Reich begrenzte Autonomie zugestanden wurde, kämpfte für ein unabhängiges Kroatien. Er forderte die Benediktiner auf, in sein Land zu kommen, um den christlichen Glauben und Bildung zu verbreiten. Zu Zeiten Trpimirs entstand erstmals ein großes Fürstentum. Fürst Branimir, der Ende des 9. Jahrhunderts herrschte, erreichte im Jahr 879 die Anerkennung Kroatiens durch Papst Johannes VIII., der den Fürsten, das Volk und das Land segnete.

Domagoj, Fürst des Küstenlandes (reg. 864–876), kämpfte gegen die Venezianer. Seine Schlachten galten als zahlreich und blutig, weshalb er schon zu Lebzeiten von den Venezianern als der schlimmste aller Fürsten bezeichnet wurde.

Der erste kroatische König wurde im Jahr 925 Tomislav. Er regierte bis zu seinem Tod im Jahr 928. Von 910 bis 925 war er Fürst des Küstenlandes und es wird vermutet, er habe sich selbst zum König erklärt. König Tomislav vereinigte die getrennten Gebiete, das ehemalige Pannonien und Dalmatien, zum Königreich Kroatien. Er vertrieb die Ungarn, die ins Land einmarschieren wollten, und unterstützte Byzanz gegen die Bulgaren, weshalb er das Recht erhielt, über das byzantinische Dalmatien zu walten. Über den Papst erhielt er als König die Anerkennung durch die Kirche. Den Byzantinern imponierte seine Fähigkeit, eine Streitmacht aufzubauen und zu führen, und deshalb verbündeten sie sich mit ihm gegen die Bulgaren.

König Držislav erhielt als Erster die Krone durch Byzanz als König von Dalmatien und Kroatien und regierte von 969 bis zu seinem Tod im Jahre 997.

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Alte Schrift im Stadtmuseum von Split

Extrainfo 2(s. S. 7): Trailer zur siebenteiligen Serie „Hrvatski kraljevi“ („kroatische Könige“). Die Serie wurde 2011 im kroatischen Fernsehen ausgestrahlt und in über 30 Länder verkauft.

König Krešimir (1058–1074) erweiterte das Territorium und verleibte seinem Reich u. a. die Region Lika ein. Während seiner Herrschaft entstanden und wuchsen Städte, z. B. Šibenik.

Dmitar Zvonimir (1075–1089) wurde von Papst Gregor VII. zum König gekrönt. Während seiner Herrschaft wurde das glagolitische Alphabet verbreitet und durchgesetzt. Zvonimir gilt bis heute als guter Herrscher über das damalige Kroatien und Dalmatien, da sich das Land unter ihm weiterentwickelte und die Menschen von Unruhen und Ausbeutung verschont blieben.

Der letzte König war Petar Snačić, der von 1093 bis 1097 regierte. Im Jahr 1091 drangen die Ungarn unter der Herrschaft Ladislaus I. ins Land ein, Ladislaus wurde schließlich König von Kroatien und Dalmatien. Von da an begann die ungarische Dominanz in Kroatien, die über 800 Jahre andauern sollte.

Die Habsburger und Österreich-Ungarn

„Svaka veličina od malenkosti počimlje“

„Jede Größe beginnt als Wenigkeit“

(Ante Starčević, 1823–1896, Politiker und Publizist)

Im Jahr 1102 erklärten sich die Kroaten bereit, eine Union mit Ungarn einzugehen. Diese wurde von Koloman I. initiiert. Nach dem Tod seines Onkels, Ladislaus I., bestieg er den Thron und wurde König von Ungarn, Kroatien und Dalmatien. In der Pacta conventa wurde die Personalunion zwischen dem Königreich Ungarn und dem Königreich Kroatien besiegelt. Ungarn und Kroatien hatten einen gemeinsamen König, aber Kroatien behielt formell seine Souveränität, seine Verwaltung, seinen Ban (Vizekönig/Würdenträger) und eine eigene Armee. Diese Verbindung blieb, mit einigen Unterbrechungen und in wechselnder Form, bis 1918 bestehen.

Das kroatische Parlament, der Sabor, – abgeleitet vom altslawischen zbor (Versammlung) – wurde erstmals am 19. April 1273 erwähnt. Somit ist er nach dem Althing in Island (930) und dem sizilianischen Parlament (1130) das drittälteste Parlament in Europa.

Im 15. und 16. Jahrhundert fielen die Osmanen in Bosnien-Herzegowina, Serbien, Albanien und in Teilen Kroatiens ein und das Byzantinische Reich wurde zerschlagen. Die Kroaten mussten sich immer wieder gegen das osmanische Heer zur Wehr setzen und baten deshalb den römisch deutschen Kaiser Maximilian I. und Papst Alexander VI. um Unterstützung, die gewährt wurde, aber nicht ausreichend war.

Aus Not und Pragmatismus ernannten die Kroaten 1527 Ferdinand I. von Habsburg zu ihrem König. Ein Jahr zuvor hatte das königlich-ungarische Heer bei der Schlacht um Mohács eine bittere Niederlage gegen die Osmanen erlitten. Daraufhin eroberten Letztere Teile von Ungarn und Kroatien. In Wien erlitten die Osmanen eine Niederlage und so fielen die eroberten Gebiete wieder an die Kroaten zurück.

Im Jahre 1573 ereignete sich die „seljačka buna“ (Bauernaufstand), deren Anführer Matija Gubec war, der bis heute als einer der größten Nationalhelden gilt. Gubec wurde 1548 als Ambroz Gubec im Zagorje (nördlich von Zagreb) geboren, war nicht gebildet und ein einfacher Bauernjunge. Er war intelligent, stolz, tapfer und motiviert, angetrieben durch seine Wut über die Ungerechtigkeit. Ein neues Gesetz trat in Kraft, das den Bauern noch weniger Rechte zusprach als ohnehin schon. Gubec war ein Leibeigener, wollte die Ausbeutung durch die Gutsherren nicht mehr erdulden, verbündete sich mit Gleichgesinnten und organisierte Ende Januar 1573 einen Aufstand, den er anführte. Die Zahl der Aufständischen wuchs in kurzer Zeit und weitete sich auch auf die Nachbargebiete aus. Trotz der schwachen Ausrüstung der Bauern hatten die Feudal- und Gutsherren ein ernsthaftes Problem, denn die Bauern rebellierten leidenschaftlich und in großer Zahl. Ban Juraj Drašković (ein Vizekönig und Geistlicher) rief die Armee auf, den Bauernaufstand niederzuschlagen, was am 9. Februar 1573 geschah. Am 15. Februar wurde Gubec wegen Hochverrats im Alter von 25 Jahren im Zentrum von Zagreb hingerichtet: Nachdem er sich eine brennende Krone aufsetzen musste, wurde er gefoltert und schließlich gevierteilt.

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Der Kunstpavillon in Zagreb entstand um die Wende zum 20. Jahrhundert

Matija Gubec und sein Aufstand dienten immer wieder künstlerischen Werken als Vorlage (Literatur, Theater, Musik, Film, Bildhauerei und Malerei). Viele Kulturvereine tragen seinen Namen. „Matija Gubec“ ist zudem der häufigste Straßenname in Kroatien.

Die Großadligen Fran Krsto Frankopan und Petar Zrinski wurden 1671 in der Wiener Neustadt geköpft, nachdem sie sich für eine größere Unabhängigkeit Kroatiens ausgesprochen hatten. Sie hatten sich auf den Weg nach Wien gemacht, um sich dafür zu entschuldigen, da sie ihre Initiative als kühn erkannt hatten, aber in Wien wurde ihnen keine Gnade zuteil. Nach ihrer Hinrichtung wurden ihre Besitztümer geplündert und ihre Familien enteignet. So fand der Adel in Kroatien sein Ende.

Maria Theresia aus dem Hause Habsburg, Erzherzogin und Königin u. a. von Kroatien, wurde Regentin, da ein männlicher Thronfolger nicht zur Verfügung stand. Sie kam 1740 an die Macht und reformierte und modernisierte Kroatien, dessen Wirtschaft, Armee und Bildung. Sie verbot Hexenverfolgung und Folter und gründete den Landtag in der Stadt Varaždin. Von 1767 bis 1776 war Varaždin die Hauptstadt Kroatiens. Als es dort 1775 zu einem großen Brand kam, wurde die Regierung nach Zagreb verlegt.

Ab dem 11. Jahrhundert eroberten die Venezianer immer mehr der kroatischen Küste (außer Dubrovnik), allerdings mit Unterbrechungen durch Österreich-Ungarn. Für die Venezianer war die kroatische Küste als Handelsplatz begehrt, weil sie sich zwischen West-, Ost- und Südeuropa befand.

Ab dem 15. Jahrhundert herrschte Venedig über das gesamte Küstengebiet, bis die Venezianische Republik 1797 zerbrach.

Zwischen 1807 und 1813 herrschte Napoleon I. und somit Frankreich über die Illyrischen Provinzen (gesamter westlicher Teil Kroatiens und Teile Sloweniens, Italiens und Österreichs). Napoleon soll sehr beeindruckt von den kroatischen Soldaten gewesen sein. Auf einer Russlandreise habe er gesagt: „Gebt mir 100.000 Kroaten und ich besiege die ganze Welt.“

Josip grof Ban Jelačić von Bužimski (1801–1859), der heute verkürzt Ban Jelačić genannt wird, ist Kroatiens Nationalheld. Er entstammt einem Adelsgeschlecht, war der Sohn eines Feldmarschalls und der deutschstämmigen Anna geb. Portner von Höflein. Seine Ausbildung absolvierte er im elitären Theresianum in Wien (1810–1819), um in den Staatsdienst der ungarisch-österreichischen Monarchie einzutreten.

Er soll bereits zu jener Zeit fünf Fremdsprachen beherrscht, eine einnehmende und freundliche Persönlichkeit gehabt haben, außerdem Empathievermögen, Sinn für Humor und für Gerechtigkeit (u. a. schaffte er die Knechtschaft ab). Ban Jelačić war nicht nur ein fähiger Soldatenführer, sondern auch ein guter Organisator, Fechter, Reiter und Schütze. Er gilt als selbstbewusster und stolzer Kroate, der sich gegen die Ungarn zur Wehr setzte. Er strebte nach mehr Autonomie: ein vereinigtes und unabhängiges Kroatien und Kroatisch als offizielle Landessprache. Diese Forderungen stellte er an die Habsburger im Sabor (Parlament) 1848, so rief er die ersten Parlamentswahlen ins Leben. Er wollte ein vereintes Kroatien mit Istrien, Dalmatien und Kroatien (Slawonien) schaffen. Das Land sollte nicht weiterhin Teil der ungarischen Krone sein. Er erklärte Kroatien von der ungarischen Krone für unabhängig und sprach sich als loyal gegenüber der österreichischen Monarchie aus. Als Armeeführer schlug er im selben Jahr mit 40.000 Mann den Aufstand der Ungarn gegen den österreichischen Kaiser nieder.

Wenige Jahre nach seinem Tod wurde im Herzen Zagrebs ein Denkmal errichtet, das 1947 von den Kommunisten entfernt wurde. Es ist dem Kunsthistoriker Antun Bauer zu verdanken, dass das Denkmal gerettet wurde. Schließlich wurde es am 16. Oktober 1990 (Jelačićs Geburtstag) am selben Platz wieder aufgestellt, dem heutigen Trg bana Jelačića im Zentrum der Hauptstadt Zagreb.

Der Schriftsteller Ljudevit Gaj und Graf Drašković riefen eine Bewegung ins Leben, die von der Theorie ausging, die wahren und ersten Kroaten seien die Illyrer gewesen. Als Folge dieser kroatisch-illyrischen Bewegung und ihrer Anführer Gaj und Drašković wurde im Jahr 1847 Kroatisch offizielle Amtssprache.

Kaiser Franz Joseph wurde 1867 König von Ungarn. Er erweiterte die Infrastruktur in Kroatien und es kamen Adlige und Großbürgerliche an die Küsten und in die Thermen. Der Grundstein des Tourismus war gelegt.

Von 1868 bis 1918 bestand die Trojedna Kraljevina Hrvatska, Slavonija i Dalmacija (Dreieiniges Königreich Kroatien, Slawonien und Dalmatien), eine eigenständige Monarchie in der k.-u.-k.-Monarchie. Das Wappen des Dreieinigen Königreichs ist neben dem Zagreber Wappen auf dem Dach der Kirche Sv. Marko (Markuskirche) in Zagreb zu sehen.

Ante Starčević (1823–1896) galt bereits zu Lebzeiten als otac domovine (Vater der Heimat). Er war Schriftsteller und Publizist, aber in der Hauptsache Politiker der HSP – Hrvatska Stranka Prava (Kroatische Partei des Rechts), die er gemeinsam mit Eugen Kvaternik gründete. Starčević engagierte sich leidenschaftlich für ein souveränes Kroatien. Er wollte die Kroaten nationalbewusst wissen und kämpfte für die Unabhängigkeit und Ablösung von Österreich-Ungarn. Berühmt ist sein Ausspruch „Ni pod Beč ni pod Peštu, nego za slobodnu samostalnu Hrvatsku!“ („Weder unter Wien noch unter Pest (heute Budapest), sondern für ein freies, unabhängiges Kroatien!“).

Ende des 19. und Anfang 20. Jahrhunderts entstand eine stark antiungarische Stimmung, begleitet von Studentenunruhen und Volksbegehren. Diese Proteste wurden brutal niedergeschlagen.

Erster Weltkrieg und das „alte Jugoslawien“

Am 28. Juni 1914 schrieb ein bis dahin unbedeutender junger Mann Geschichte: Der zwanzigjährige Gavrilo Princip erschoss den österreichischungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Gemahlin Sophie