Reise Know-How KulturSchock Tansania - Daniela Eiletz-Kaube - E-Book

Reise Know-How KulturSchock Tansania E-Book

Daniela Eiletz-Kaube

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Beschreibung

KulturSchock Tansania beschreibt die Denk- und Verhaltensweisen der Tansanier, erklärt die geschichtlichen, religiösen und sozialen Hintergründe, die zu diesen Lebensweisen führen und bietet somit eine Orientierung im Dschungel des fremden Alltags. Familienleben, Moralvorstellungen und Anstandsregeln werden genauso erläutert wie Umgangsformen, religiöse Gebote oder Tischsitten. Davon abgeleitet werden Empfehlungen für den Reisealltag, z.B. im Hotel, unterwegs, beim Einkaufen und beim alltäglichen Umgang mit den Einwohnern des Gastlandes. Dieser Kulturführer will Brücken schlagen zwischen den Realitäten vor Ort und den Erwartungshaltungen der westlichen Besucher. Aus dem Inhalt: - Ein Potpourri aus Ethnien und Sprachen. - Wirtschaftseinheit Großfamilie im Umbruch. - Frau-Sein in Tansania. - Strenge Hierarchien. - Hexen, Geister, Ahnen und der alltägliche Zauber. - Reden ist Silber: Palavern. - Korruption und Schattenwirtschaft. - Aids - eine Bedrohung für das soziale Gefüge. - Leben im Rhythmus der Sonne. - Entwicklungshilfe: Segen oder Fluch? - Afrikabilder in unseren Köpfen. - Das Bild der Tansanier vom "weißen" Touristen. Die Reihe KulturSchock von Reise Know-How - ausgezeichnet von der Internationalen Tourismusbörse mit dem Preis "Besondere Reiseführer-Reihe"!

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Seitenzahl: 482

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Daniela Eiletz-Kaube

KulturSchock Tansania

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„Mkono mmoja, hauchinji ng’ombe“Wörtlich: „Eine einzige Hand kann keine Kuh schlachten.“(Sprichwort aus Tansania)

Vorwort

Ein Feuerwerk an Natursensationen, das Besucher in Scharen anlockt – das ist die Schokoladenseite von Tansania. Kinder mit großen müden Augen, aufgeblähten Bäuchen und die Machenschaften korrumpierender Eliten – das ist seine weniger ermutigende Seite.

Zuerst die Euphorie, dann die Ernüchterung: So ergeht es vielen, die länger als die obligaten zwei, drei Wochen bleiben, in denen man gerade einen Bruchteil der sensationellen Naturschauspiele anschauen kann. Warum werden von einem Weißen ständig Geld und Geschenke erwartet? Warum haben so viele Kinder Malaria? Warum unternimmt niemand etwas gegen die korrupten Politiker? Wo ist das ganze Geld der Entwicklungshilfe geblieben? Warum werden Weiße (fast) überall bevorzugt behandelt? Warum denkt niemand an Konsequenzen oder einfach nur mal an morgen?

Reisende bewerten Tansania vor dem Hintergrund einer westlichen Kultur. Westliche Gesellschaften, z. B. Deutschland, die Schweiz oder Österreich, sind in der Regel zukunfts- und leistungsorientiert, beharren auf Pünktlichkeit und Bescheidenheit, stellen die Freiheit eines Individuums in den Vordergrund, wollen das Morgen minutiös geplant und versichert haben. Wer Tansania nun anhand dieser Maßstäbe bewertet, wird bald verzweifeln. In Tansania ist das Heute wichtiger als das Morgen, das es ja noch gar nicht gibt. Von der Zeit lässt man sich nicht diktieren, wozu also pünktlich sein? Leistung lohnt sich nicht, denn die Verwandtschaft fordert ungeniert ihren Anteil ein. Leute, die erfolgreicher als der Rest sind, werden als respektlos betrachtet. Bescheidenheit ist Tansaniern fremd, denn wer nicht versucht, irgendwo einen Krümel abzubekommen, ist selbst schuld. Und Freiheit? Wozu frei sein, wenn sich die Menschen über ihre Rolle in der Großfamilie definieren und man sich dem Diktat der Autoritäten nicht entziehen kann?

Der Kulturschock erwischt hier viele Reisende, so auch meinen Mann Kurt und mich. Tansania anhand westlicher Maßstäbe und Interpretationsversuche verstehen zu wollen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Oft hatten wir das Gefühl, frei nach „Captain Kirk“ in ein Paralleluniversum geraten zu sein. Wir erlebten Tansania aus unterschiedlichen Blickwinkeln: Zuerst reisten wir als Touristen über ein Jahr durch Tansania und Ostafrika, danach wechselten wir die Seiten und leiteten eine Saison lang eine Safari-Lodge im Selous Game Reserve. Erfolge und Misserfolge pflasterten unseren Alltag: So schafften wir es, ein Fahrzeug zu importieren, die täglichen Bestechungsversuche gelassen hinzunehmen und bürokratische Schikanen zu meistern, doch Handwerker mit dem Flicken eines Daches zu beauftragen oder die Bauern im Dorf mit der Gemüseversorgung der Lodge zu betrauen, daran bissen wir uns die Zähne aus.

Erst nach einer bestimmten Zeit der Beobachtung, der Gespräche, der Resignation und des Lesens von unzähligen Büchern zum Thema begannen wir auch an einem Tansania Gefallen zu finden, das nicht nur aus einer Art verklärtem Ethnokitsch à la „Die Weiße Massai“, dem Kilimanjaro oder Herden von Elefanten besteht.

Denn die Unplanbarkeit des Lebens hier macht schließlich die Faszination des Landes aus. Man weiß nie, wo Löwen gerade faul im Schatten liegen. Genauso wenig weiß man, ob die Fähre heute oder eher erst morgen ablegt. Jeder Griff zum Lichtschalter kann eine Überraschung bereithalten. Da mag es gar nicht mehr aufregen, dass man zum dritten Mal in Folge von der Polizei zur Kasse gebeten worden ist – einfach nur, weil man weiß und potenziell „reicher“ ist. Jeder Aufenthalt in Tansania ist wie eine Reise zu sich selbst – wo sich scheinbar „normale“ Bedürfnisse angesichts der Gegebenheiten vor Ort sehr schnell relativieren. Man erkennt, dass viel vom gewohnten Firlefanz der leistungs- und effizienzorientierten Konsumwelt nicht gebraucht wird, um gut leben zu können. Wer diese Erkenntnisse zulässt, kann angesichts der Unwägbarkeiten des tansanischen Alltags verstehen lernen, was für jeden Einzelnen wirklich wichtig ist.

Bequeme und Ungeduldige werden sich in Tansania nicht wohlfühlen, ebenso wenig wie Hightechfreaks, Shopaholics oder Menschen, die für ihre „Entwicklungshilfe“ ewigen Dank erwarten. Jene aber, die in Tansania mehr als nur die rotgewandete Maasai, weiße Strände und quirlige Impalas sehen, werden belohnt: Mit dem bunten, afrikanischen Alltag, der marktschreierischen Geschäftigkeit auf den Straßen oder dem typischen Bongo-Flava-Beat in der Kneipe um die Ecke. Es erstaunt und versöhnt, wie unbeirrbar sie den Widrigkeiten ihres Alltags die Stirn bieten und dennoch viel mehr Lebensfreude als Westler in sich zu tragen scheinen. Familiäre und nachbarschaftliche Abhängigkeiten prägen das Miteinander; der kollektive Zusammenhalt gibt Egoismus keinen Raum. Wer mit offenen, unverklärten Augen und Ohren durch das Land reist, wird mit erfrischend neuen Ansichten über lieb gewonnene Gewohnheiten belohnt. Ausländischen Weltverbesserern widersetzt man sich in Tansania mit stoischer Ruhe und verweigert notorisch vieles von dem, was im Westen als der Weisheit letzter Schluss gilt. Wie sonst könnten die Tansanier nach fast 200-jährigen „Bekehrungsbemühungen“ so vehement an ihren überlieferten Glaubensvorstellungen festhalten? Besucher werden feststellen, dass sich die Tansanier ganz bewusst gewisse Rosinen aus dem modernen Kuchen picken, wie Mobiltelefone, Internet oder westliche Statussymbole, während Althergebrachtes wie die Großfamilie oder die strengen Hierarchien unantastbar sind. Besucher werden auch erkennen, dass Tansania zwischen Tradition und Fortschritt zerrissen ist, die gesellschaftlichen Spielregeln aber zunehmend hinterfragt werden. Diese Erkenntnisse sind ermutigend und stimmen hoffnungsfroh.

Bei 130 verschiedenen Ethnien, die in Tansania leben, kann natürlich nicht jeder kulturellen Einheit Genüge getan werden. Im dem vorliegenden KulturSchock-Band habe ich bewusst verallgemeinert, habe versucht, „allgemeingültige“ Deutungsweisen anzubieten, um Reisende mit einem möglichst umfassenden Tansania-Kompass auszustatten. Leute, die länger im Spannungsfeld einer oder mehrerer unterschiedlicher Ethnien leben, werden jedoch schnell merken, dass diese sich ebenso unterscheiden wie ein Dik-Dik von einer Giraffe. Als eine Art Startguthaben auf dem Tansania-Konto wird der Band aber wertvolle Dienste leisten können.

Der vorliegende KulturSchock-Band will Brücken schlagen zwischen den Realitäten vor Ort und den Erwartungshaltungen der Besucher. Dabei gibt sich Tansania wie eine Diva: schön, aber zugleich unnahbar und ein wenig zickig. Anfangs ist man von ihrer Schönheit geblendet. Doch nur jenen Menschen, die lang genug bleiben, zeigt sie ihr wahres Gesicht. Daraufhin verlassen die einen fluchtartig das Land und fühlen sich zutiefst verletzt. Die anderen komxmen wieder, immer wieder. Einige bleiben sogar. Karibu sana Tanzania – „Willkommen in Tansania!“

Daniela Eiletz-Kaube

Inhalt

Vorwort

■Verhaltenstipps von A bis Z

■Die geschichtlichen Wurzeln

Die Wiege der Menschheit

Die Jahrhunderte der Fremdherrschaft (1502–1919)

Die jüngere Geschichte (1919–2014)

■Die tansanische Gesellschaft

Kiswahili – der kleinste gemeinsame Nenner

Ein Potpourri aus Ethnien und Sprachen

Religion – so Gott will

Hexen, Geister, Ahnen und der alltägliche Zauber

Strenge Hierarchien

Reden ist Silber: Palavern

Die Feste feiern, wie sie fallen

Familienfeierlichkeiten

■Politik und Wirtschaft

Der steinige Weg in die Demokratie

Korruption und Schattenwirtschaft

Meinungsfreiheit „light“: die Rolle der Medien

Hoffnungsträger Tourismus

Entwicklungshilfe – Segen oder Fluch?

Von Armut und Wohlstand

Die Suche nach dem großen Glück: vom Dorf in die Stadt

Die „Expats“ und Zuwanderer: überschätzte Eliten und treibende Wirtschaftskraft

■Geschlechter und Familie

Die Wirtschaftseinheit Großfamilie im Umbruch

Die Rollen der Geschlechter

Kinder und Kinderlosigkeit

Extrainfos im Buch

ergänzen den Text um anschauliche Zusatzmaterialien, die von der Autorin aus der Fülle der Internet-Quellen ausgewählt wurden. Sie können bequem über unsere spezielle Internetseite http://ks-tansania.reise-know-how.de aufgerufen werden.

■Der Alltag in Tansania

Das Arbeitsleben

Arbeitslosigkeit

AIDS – eine Bedrohung für das soziale Gefüge

Alkohol, Drogen und Zigaretten

Einkaufen

Ess- und Trinkkultur

Freizeit und Urlaub

Gesundheit

Mode und Schönheit

Natur- und Umweltschutz

Im Rhythmus der Sonne

Afrikanische Pioniere: Internet, Mobilfunk, Telekommunikation

■Als Fremder in Tansania

Das Bild der Tansanier vom „weißen“ Touristen

Afrikabilder in unseren Köpfen

Kontakte, Gespräche und Einladungen

Vom Geben und Nehmen: Geschenke, Bettler und Langfinger

Auf Reisen in Tansania

■Anhang

Glossar

Literaturtipps

Informatives aus dem Internet

Register

Übersichtskarte Tansania

Die Autorin

Exkurse zwischendurch

Große Namen mit schalem Nachgeschmack

Die Chronologie des Widerstands (1888–1907)

Hakuna Matata

Ethnie oder doch Stamm?

Albinos: geschmäht als Menschen, begehrt für Zaubertränke

Die Legende von den Schwestern Kibo und Mawenzi

Gestorben wird immer

Dar es Salaam – ein Mikrokosmos der Kontraste

Familienbande – alles, was Rang und Namen hat

Matriarchate

Vom Mädchen zur Frau – brutales Erwachsenwerden

Gedemütigt, verachtet und chancenlos – „single mothers“

Arabisches Schönheitsmittel

Öko-Kollaps am Viktoriasee

Die Swahili-Zeit

Missgeschicke oder ein Unglück anzusprechen, ist kein Tabu

So viel Zeit muss immer sein – das Begrüßungsritual

Das leidige Thema Trinkgeld

Historische Bahnlinien – noch heute in Betrieb

Verhaltenstipps von A bis Z

■AIDS: Beim Geschlechtsverkehr muss in jedem Fall ein Kondom verwendet werden. Ergebnisse von HIV-Tests könnten gefälscht sein; verbalen Beteuerungen sollte man lieber keinen Glauben schenken, weitere Informationen zum Thema ab Seite 205.

■Alkohol: Ausländern wird der Konsum von Alkohol zugestanden. Man sollte akzeptieren, dass Tansanier Einladungen zu einem Bier gegebenenfalls ausschlagen. Es ist nicht ratsam, Einheimische zum Trinken von Alkohol überreden zu wollen, z. B. den eigenen Fahrer auf einer Safari nach Sonnenuntergang. Die meisten Familien haben auch ohne eine Abhängigkeit ihrer Männer schon genügend Probleme.

■Anrede: In Tansania ist es wichtig, genau zu wissen, welchen gesellschaftlichen Rang der Gesprächspartner und man selbst einnehmen, dementsprechend passt man die Anrede an, wie auf S. 273 genau ausgeführt.

■Baden/Nacktbaden: Nacktbaden ist in Tansania absolut inakzeptabel. Baden in angemessener, nicht zu aufreizender Kleidung ist im Einzugsbereich der Lodges und Hotels am Strand meist möglich. Kollidiert die Lage der Unterkünfte mit Dorf- oder Stadtgebieten, kann Baden Probleme für Touristen bedeuten (starrende Männer, keifende Frauen, Pöbeleien bis hin zu Handgreiflichkeiten). In Bagamoyo, an den Stadtstränden von Dar es Salaam, in Kilwa oder auch an Abschnitten auf Mafia Island oder Pemba Island müssen Besucher in den Unterkünften nachfragen, wie sonnenbadende Ausländer aufgenommen werden.

■Begrüßung/Verabschiedung: Die angemessene Begrüßung ist eines der wichtigsten Höflichkeitsgebote in Tansania. Die Tansanier nehmen sich immer Zeit dafür. Um nicht in Fettnäpfchen zu treten, sollten selbst Ausländer wissen, ob der Gesprächspartner älter oder jünger als man selbst ist oder ob dem Gegenüber eine respektvolle Anrede gebührt. Mehr dazu auf Seite 273.

■Bekleidung: Angemessene Kleidung ist ein äußerliches Zeichen von Respekt. Sowohl an der muslimisch geprägten Küste als auch im christlich dominierten Landesinneren wird ordentliche Kleidung erwartet. Dazu zählen Hemden, Blusen und Shirts mit Ärmeln (die Schultern sollten bedeckt sein), kurze Hosen und Röcke, die bis oder über das Knie reichen. Lange Hosen werden sowohl bei Frauen als auch bei Männern akzeptiert. Lange Röcke werden bei Frauen wohlwollend goutiert. Absolut unpassend sind Träger- oder Spaghetti-Tops, transparente Kleidung, tiefe Ausschnitte sowie kurze Röcke und Hosen.

■Bestechung: Einwanderungsbeamte, Polizisten, Apotheker, Buschklinikpersonal, am Busbahnhof, sogar wenn man nach dem Weg fragt – mehrmals am Tag gerät man in Situationen, in denen Geldgefälligkeiten erwartet werden. In den meisten Fällen, z. B. bei Polizisten, wechseln 2000 TSH (80 Cent) den Besitzer. Bei Weißen sind die Forderungen häufig höher, aber mehr als 5000 oder 10.000 TSH (2 bzw. 4 Euro) sollte man unter keinen Umständen geben. Bei Aufenthaltsgenehmigungen oder größeren bürokratischen Angelegenheiten könnte das Bestechungsgeld auch ein Vielfaches davon betragen.

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Kleidung darf schmutzig oder alt sein, sollte aber in jedem Fall bestimmte Körperteile bedecken

Am besten wäre es ohnehin, keine Bestechungsgelder zu geben, um das lästige System nicht zu unterstützen und stattdessen die Sache auszusitzen. Wer z. B. von der Polizei (möglicherweise zu Unrecht) zu einem Strafmandat verdonnert wurde, tut gut daran, dieses ohne Aufschlag zu bezahlen. Immerhin gehen die 25.000 TSH (10 Euro) dann an den Staat und nicht in die Tasche des Polizisten, weil er dafür eine Quittung ausstellen muss. Nicht gerade fair, aber wenn mehr Menschen so handeln würden, würden die Polizisten bald niemanden mehr am Straßenrand erpressen.

■Bettelei: In den größeren Städten begegnen den Reisenden bettelnde Menschen vor allem an stark befahrenen Kreuzungen. In vielen Fällen handelt es sich bei den Bettlern um körperlich beeinträchtigte oder sehbehinderte Menschen. Sie klopfen an Autoscheiben und verharren oft minutenlang vor dem Fenster. Wer nichts spenden möchte, ignoriert die Leute einfach oder macht ihnen in einem freundlichen Ton klar, dass man nicht interessiert ist. Sina pesa kwa leo (dt. „Heute habe ich kein Geld“) könnte man freundlich sagen. Ein paar Münzen zu geben, ist ebenso in Ordnung. Es können auch Lebensmittel gespendet werden.

Selbstfahrer werden erleben, dass sich junge Männer aufdrängen, etwa um die Windschutzscheibe zu putzen, Nüsse oder Zeitschriften zu verkaufen oder um parkende Autos zu waschen oder zu bewachen. Hier gilt dasselbe: Wer das nicht möchte, ignoriert die jungen Männer oder macht ihnen freundlich klar, dass ihre Dienste nicht erwünscht sind. Selbstfahrer sollten ihre Autos von innen verriegeln und die Fenster nur so weit öffnen, wie notwendig.

Bettelnde Kinder in Städten können zwar Mitleid erregen, aber es wäre besser, nichts zu geben, um der Praxis Einhalt zu gebieten. Bettelnde Kinder können nicht zur Schule gehen, sondern werden von den Eltern zum Betteln angehalten. Das Geld kommt nicht den Kindern zugute, sondern wird von Vätern oder Brüdern konfisziert. Manchmal fordern Kinder von den ausländischen Besuchern recht dreist „pipi“ (dt. Bonbons), „nipe pesa“ (dt. „Gib mir Geld!“) oder „nipe kalamu“ (dt. „Gib mir einen Stift!“). Durch unreflektiertes Schenken haben Besucher bereits zuvor dieses Verhalten „antrainiert“.

Wer Kinder unterstützen möchte, sollte besser an Organisationen spenden. Viele Lodges und Camps unterstützen karitative Einrichtungen oder wissen zumindest, welche einen guten Ruf haben.

■Blickkontakt: Männer werten Blickkontakt als Aufforderung zu einem Gespräch; häufig mit sexueller Konnotation, sofern die Blicke mit Frauen ausgetauscht werden. Einheimische Frauen blicken zu Boden, wenn sie von Männern angesprochen werden; das sollten auch ausländische Reisende machen, sofern sie unbehelligt bleiben wollen.

■Drogen: Obwohl Drogen vergleichsweise billig sind, ist dennoch vom Kauf Abstand zu nehmen, da sowohl der Besitz als auch der Handel strafbar sind. Bei Händlern könnte es sich um verdeckte Ermittler handeln, die Bestechungsgelder erpressen wollen. Die Regierung plant stärkere Kontrollen und strengere Gesetze.

■Einladungen: Wer zufälligerweise während einer Mahlzeit bei Bekannten weilt, darf davon ausgehen, eingeladen zu sein. Erstaunlicherweise gibt es stets genügend zu essen. Anscheinend wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass Gäste kommen könnten und dementsprechend wird immer reichlich zubereitet.

Die Gastgeber werden bestrebt sein, nur das Beste auf den Tisch zu zaubern, auch wenn die Haushaltskasse knapp bemessen ist. Bei solchen Gelegenheiten ist davon auszugehen, dass die Familien möglicherweise über ihre Verhältnisse leben, nur um einen ausländischen Gast zu bewirten.

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Von Hochzeitsgästen erwartet man, dass sie die Feier entsprechend ihren Möglichkeiten mitfinanzieren

Da ein Westler die Bewirtung in seinem eigenen Heim nicht erwidern kann, werden in der Regel Gegenleistungen erwartet. Das können beispielsweise frische Ananas vom Markt oder frischer Fisch sein, andererseits aber auch Telefonguthaben über 2000 oder 5000 TSH (80 Cent bzw. 2 Euro), Batterien oder ein Päckchen Tee – Hauptsache praktisch und dem Alltag dienlich.

Weniger angebracht sind hingegen Gastgeschenke, wie sie bei uns üblich sind: Wein, Blumen oder Schokolade bzw. Pralinen.

Gäste müssen formal darum bitten, ein Haus betreten zu dürfen, denn oft gibt es keine Haustür oder aber sie steht immer weit offen. Ein paar Meter vor der Tür wird deshalb bereits hodi gerufen, ein Wort, mit dem man um Einlass bittet. Meist kommt dann einer der Hausbewohner nach draußen, selten darf man das Haus tatsächlich betreten, da die Wohnverhältnisse sehr beengt sind. Mit karibu signalisieren die Hausbewohner, dass die Besucher herzlich willkommen sind. Insbesondere in muslimischen Haushalten ist es fremden Männern, die nicht zur Familie gehören, untersagt, das Haus zu betreten. Sollte man wider Erwarten herein gebeten werden, so müssen unbedingt die Schuhe vor der Tür ausgezogen werden.

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Vor dem Fotografieren sollte man unbedingt um Erlaubnis fragen

Gästen wird immer etwas zu trinken und zu essen angeboten. Selbst wenn man gerade keinen Hunger verspürt, sollte man doch ein paar Happen zu sich nehmen, um die Hausfrau nicht zu beleidigen. Danach wird es aber akzeptiert, nicht mehr am Mahl teilzunehmen oder gar aufzustehen. Gäste sollten auf der anderen Seite auch das Feingefühl mitbringen, etwas weniger zu essen, wenn sie sehen, dass nicht so viel vorhanden ist. Die Höflichkeit gebietet es, einen Bissen auf dem Teller zu lassen. Er zeigt der Hausfrau, dass genügend Essen aufgetischt wurde und der Gast nicht mehr hungrig ist.

■Ess- und Trinksitten: Beim Essen wird nicht auf eine besondere Etikette geachtet. Ob mit der rechten Hand oder Messer und Gabel, ohne oder mit Serviette – alles ist okay. Üblicherweise werden in den landestypischen Gasthäusern und in Privathaushalten vor und nach dem Essen warmes Wasser und Seife gereicht, entweder von der Frau des Hauses oder der Bedienung. Wenn kein Wasser gebracht wird, befindet sich irgendwo im Raum ein Eimer oder Waschbecken, in dem die Hände gewaschen werden können. Essensreste auf dem Tisch oder dem Boden sind kein Problem.

■Fahrer und Guides: Kaum ein Tansania-Besucher wird ohne Fahrer oder Guides auskommen. Sie haben ihre Berechtigung: Sie sind ortskundig, sprechen die lokale Sprache und sind mit den Gegebenheiten vor Ort (Straßenverkehr, Polizisten, Bestechung) vertraut. Viele westliche Besucher stoßen sich daran, nicht ganz so individuell unterwegs sein zu können, aber sowohl Fahrer als auch Guides (z. B. für Safaris, Dorfbesuche, Wanderungen) sind die beste Versicherung eines Reisenden. Man muss sich einfach daran gewöhnen, dass man häufig auf Fahrer und Guides angewiesen ist. Sie erwarten eine Verpflegung, also mindestens eine Mahlzeit mit Getränken und Trinkgeld. 5000–10.000 TSH (2–4 Euro) pro Ausflug oder für einen Taxifahrer pro Tag sollten reichen. Driverguides, die Besucher durch die Nationalparks kutschieren und Safaris erlebnisreich machen, erwarten mehr: 10–15 US$ pro Person und Tag im Fahrzeug sind mittlerweile Usus. Bei mehr als vier Personen im Fahrzeug kann man sich die erwarteten 30–40 US$ pro Tag teilen.

■Fotografieren: Die Menschen haben kein Verständnis dafür, dass Westler Fotos zum schieren Selbstzweck schießen, denn das Konzept von Erinnerungen ist ihnen fremd. Viele glauben, dass die Fotos verkauft werden, man kann sich keinen anderen Nutzen dafür vorstellen. Hinzu kommt, dass muslimische Menschen nicht gern abgelichtet werden und in ganz abgelegenen Ecken sogar noch Aberglauben diesbezüglich herrscht, z. B. dass Fotos die Seele eines Menschen töten.

Aus diesen Gründen sollte man Personen vor dem Fotografieren um ihre Erlaubnis bitten. Kaum ein Tansanier wird der Bitte aber ohne monetäre Gegenforderung nachkommen, wobei die frech geforderten Summen von 10.000 TSH (4 Euro) nicht einfach gezahlt werden sollten. 2000 (80 Cent) oder maximal 5000 TSH (2 Euro) sind in diesem Fall schon angemessener.

Viele Menschen freuen sich auch über Naturalien oder gar den Abzug eines Fotos. In ganz abgelegenen Gegenden wissen die Menschen oft nicht einmal, wie sie selbst aussehen – da wird ein Foto wie der größte Schatz gehütet. In abgelegenen, ländlichen Gegenden wird man vermutlich aber auch auf Leute treffen, die sich einfach aus Prinzip nicht fotografieren lassen – auch nicht für Geld.

Sicherheitsrelevante Gebäude dürfen unter keinen Umständen fotografiert werden. Dazu zählen Regierungsgebäude und die Residenz des Präsidenten und Einrichtungen wie z. B. Militärbasen, Flughäfen, Brücken oder Gefängnisse. Ebenso wenig dürfen Polizisten oder Militärangehörige abgelichtet werden.

■Freundschaften: Nur weil Einheimische Besucher gerne und häufig rafiki (dt. Freund) rufen, bedeutet das noch nicht, dass sie zu wahren Freunden werden. Freundschaften zu schließen zwischen Tansaniern und Ausländern, ist sehr schwierig. Im Zweifelsfall ist davon auszugehen, dass Tansanier Ausländern selten ihre Freundschaft oder ihre Dienste anbieten, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

■Geld: Geld horten oder für bestimmte Anschaffungen Geld zur Seite zu legen, ist den meisten Tansaniern fremd. Die wenigsten verfügen über ein Konto. Sie haben kaum Bezug zu Geld – weder zum eigenen noch zu fremdem. Weder mit Wechselgeld noch mit geborgtem Geld nimmt man es genau. Von letzterem darf man nicht erwarten, es jemals zurückzuerhalten. Häufig werden Besucher recht freimütig um Geld angeschnorrt, was natürlich nicht belohnt werden sollte.

■Geschenke: Ohne Gegenleistung sollten Privatpersonen keine Geschenke gemacht werden, weder Kindern auf der Straße noch Erwachsenen, die um Geld bitten. Wer das Bedürfnis hat, Menschen zu unterstützen, sollte dies lieber über ein geprüftes karitatives Projekt tun.

■Gesprächsthemen: Am unverfänglichsten sind Gespräche über Familie, Arbeit, harmlose Krankheiten oder den Alltag in Tansania. Auch Politik und Korruption sind Themen, die niemanden persönlich treffen (außer man hat es mit einem Polizisten oder einem Regierungsbeamten zu tun). Gern lauschen Tansanier Geschichten aus fernen Ländern, die so ganz anders sind als das eigene. Tabuthemen hingegen stellen definitiv Sexualität, Seitensprünge, AIDS, die Folgen von Armut sowie Praktiken wie Genitalverstümmelung und Beschneidungen dar.

Generell sollten Besucher behutsam dabei vorgehen, das Leben im Westen zu beschreiben. Irreversible Missverständnisse entstehen dadurch, dass Tansanier ihre Lebenswirklichkeit mit dem abgleichen, was Besucher über ihre Heimatländer aussagen (Beispiel s. S. 259).

■Guides (selbsternannte), flycatcher und beachboys: Guides können im Urlaub sowohl Schutz als auch Sicherheitsrisiko sein. Gute Guides können das Reisen immens erleichtern und mit wertvollen Tipps helfen, z. B. beim Transport oder bei Behördengängen. Wer geschichtliches oder botanisches Wissen erwartet, darf nur auf die gut ausgebildeten, lizenzierten Guides der Agenturen zurückgreifen. Von Exkursionen oder Safaris, die bei flycatchern oder beachboys gebucht werden, sollte man aber die Finger lassen. Im Kapitel „Vom Geben und Nehmen“ (ab Seite 279) wird ausführlich dazu Stellung genommen.

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Bei Waren wie diesen versuchen viele Tansanier, durch Feilschen einen guten Preis zu erzielen

■Händeschütteln bei der Begrüßung ist üblich, hängt aber von der Religion des Gegenübers ab. Männern ist es generell untersagt, muslimischen Frauen die Hand zu reichen, während muslimische Männer grundsätzlich keiner Frau die Hand geben dürfen. Nicht-muslimische Männer und Frauen empfinden Händeschütteln als überaus höflich. Männer legen beim gegenseitigen Händeschütteln einen festen Händedruck an den Tag, derjenige der Frauen ist häufig betont schwach. Dabei kann es oft auch vorkommen, dass gerade junge Frauen als Zeichen der Höflichkeit und Unterwürfigkeit einen Knicks machen (besonders auf dem Land).

■Handeln/Feilschen: Handeln und Feilschen gehören in Tansania zum guten Ton. Am besten erkundigt man sich bei Reiseleitern oder Einheimischen über die üblichen Preise, bevor das Geschäft über die Bühne gehen soll, dann kann man sich den Spielraum nach unten leicht ausrechnen.

Jeder Kunde sollte davon ausgehen, dass das erste Preisangebot heillos übertrieben ist. Der Käufer muss sein Erstgebot abgeben, das im Normalfall mindestens 50 % unter dem ausgerufenen liegt. Von nun an nähern sich Interessent und Händler in 500er- und 1000er-Schritten (TSH) dem endgültigen Verkaufspreis, der im Idealfall dem erfragten landesüblichen Preis entspricht.

Entscheidend für den Verhandlungserfolg ist der Faktor Zeit. Wer zur rechten Zeit am rechten Ort ist, hat schon halb gewonnen. Wer kurz vor Tagesende auf den Markt geht, für den stehen die Chancen auf ein gutes Geschäft 50 : 50. Wenn die Ausbeute an diesem Tag gut war, wird kaum ein Händler die Notwendigkeit sehen, seine Produkte allzu günstig zu verkaufen. An mageren Tagen hingegen wird man sogar ohne hartes Verhandeln angemessene Preise erzielen können. Mit ein bisschen Übung wird das Verhandlungsgeschick bald perfektioniert sein und das Handeln vielleicht sogar Spaß machen. Denn nichts anderes ist die Feilscherei für die Einheimischen – ein beliebter Zeitvertreib, eine Art Spiel, aus dem beide Partner als Gewinner hervorgehen sollten. Manchmal werden theatralische Mienen eingesetzt, manchmal empört gestikuliert, aber niemals sollte man laut oder ausfallend werden, denn sonst stehen die Geschäftsbeziehungen von vornherein unter einem schlechten Stern. Die gegenseitige Zufriedenheit ist im Normalfall die Basis für weitere erfolgreiche Geschäfte, die künftig auch schneller abgewickelt werden könnten.

■Hierarchien: Innerhalb der tansanischen Gesellschaft herrschen strikte Hierarchien, die sich dem Westler erst nach mehrjährigem Aufenthalt im Land erschließen. Weil sie von Weißen oft nicht erkannt und ignoriert werden, scheitern viele Entwicklungshilfeprojekte oder auch ausländische Projekte im Tourismus, beispielsweise Lodges oder Camps. Das westliche Ideal der Teamarbeit existiert ebenso wenig wie flache Hierarchien oder Gleichberechtigung. Ausländer stehen in der Rangordnung immer über den Afrikanern, deshalb werden sie bevorzugt behandelt.

■Höflichkeit: Die Höflichkeit gebietet es, Zeit für ein Begrüßungsritual (s. S. 274) zu haben. Ein kurzer Dialog mit vier, fünf Frage-AntwortSpielen reicht vollkommen.

Wer etwas kaufen, erwerben oder einfach bekommen möchte, verwendet das höfliche naomba. Naomba (wörtlich „ich bitte um“) wird überall eingesetzt, egal ob man ein Kilo Tomaten am Markt erstehen möchte, bei Freunden um ein Glas Wasser bittet oder wenn der Polizist den Führerschein begutachten will.

Geschenke nimmt man immer mit beiden Händen entgegen, insbesondere, wenn man der Person, von der man etwas erhält, Respekt und Anerkennung zollen möchte. Oft werden beide Hände parallel verwendet, meist fassen sich die Leute mit der linken Hand einfach an den rechten Arm, um anzudeuten, dass beide Hände im Spiel sind. Diese Geste gilt häufig auch für das Händeschütteln. Überhaupt wird die rechte Hand als saubere Hand angesehen, mit der man anderen Menschen die Hand schüttelt und Dinge anfasst. Noch vor wenigen Jahren, als in Tansania noch kein Toilettenpapier erhältlich war, wurde die linke Hand mangels Möglichkeiten schon mal dazu verwendet, auf der Toilette das Gröbste zu beseitigen. Deswegen wurde sie lange Zeit als unrein empfunden und war für den zwischenmenschlichen Gebrauch nicht geeignet

■Homosexualität: 95 % der Tansanier lehnen Homosexualität ab, sie ist von Gesetzes wegen verboten und mit hohen Geld- oder gar Gefängnisstrafen belegt. Aus diesem Grund denken die meisten Menschen auch nicht gleich an gleichgeschlechtliche Liebe, wenn zwei Männer oder zwei Frauen gemeinsam reisen oder sich sogar ein Zimmer teilen. Bei Frauen gibt es so gut wie nie Probleme, wenn sie sich ein Zimmer teilen. Im Zweifelsfall sollten gemeinsam reisende Männer unterschiedliche Zimmer beziehen oder Unterkünfte, die von Weißen betrieben werden, aufsuchen. Gleichgeschlechtliche Paare sollten sich in der Öffentlichkeit niemals als Paar zeigen. Absolut tabu: Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit.

■Kritik: Kritik hat in Tansania kaum Platz, sie wird nicht artikuliert. Man nimmt die Dinge hin, wie sie sind und versucht, sie durch die Blume, z. B. mit kangas (S. 235), o. ä. zu artikulieren. Aus diesem Grund kann man mit Kritik von Ausländern auch nichts anfangen, egal ob im Hotel an der Rezeption oder im Arbeitsleben.

■Mitfahrgelegenheiten: Selbstfahrer werden von Einheimischen häufig mit den Worten naomba lifti („Ich bitte Dich um eine Mitfahrgelegenheit“) gebeten, mitgenommen zu werden, insbesondere in abgelegenen Gebieten, in denen Busse nur sporadisch anzutreffen sind. Es ist von Fall zu Fall zu entscheiden, ob scheinbar harmlose Fußgänger mitgenommen werden sollten. Möglicherweise muss eher mit Diebstahlsdelikten als mit körperlichen Übergriffen gerechnet werden. Auf dem Land und bei Frauen, die mitgenommen werden möchten, ist die Gefahr meist sehr gering.

■Müll: Es gibt keine Mülltrennung und nicht einmal überall Mülltonnen oder -eimer. Einheimische werfen Abfall beim Autofahren einfach aus dem Fenster und der meiste Müll wird vor der eigenen Haustür entsorgt. Besucher sollten mit gutem Beispiel voran gehen, wiewohl die Tansanier uns für das Sammeln von Müll oder das Entsorgen in Mülleimern belächeln. Alle Plätze sollten so verlassen werden, wie man sie selbst gerne vorfinden möchte.

■Prostitution: In den Städten und in den von Weißen frequentierten Lokalen warten zahllose Prostituierte auf willige Männer. Männliche Prostitution existiert ebenfalls, aber eher in Sansibar. Wer ein paar Stunden Glück sucht, darf unter keinen Umständen auf Kondome verzichten (siehe hierzu das Kapitel AIDS ab Seite 205).

■Schlange stehen: Nur wer lauter ruft, stärker drängelt und längere Hände als seine Konkurrenten hat, wird im Postamt, in der Bank oder am Fährhafen von Dar es Salaam an die Reihe kommen. Im äußersten Notfall können Westler hier ihren „Ausländerbonus“ ausspielen. Weiße werden üblicherweise bevorzugt behandelt und niemand wird es ihnen nachtragen, denn man kommt nur weiter, wenn man Vorteile (Beziehungen, Stellung der Familie oder Hautfarbe) auch nutzt.

■Sicherheit, allgemein: Wie in fast allen afrikanischen Ländern üblich, wird von unseren Außenministerien auf die „erhöhte Sicherheitsgefährdung“ hingewiesen. Es wird vor erhöhten terroristischen Aktivitäten und Terroranschlägen gewarnt. Vor allem in der Küstenregion Tansanias und auf den Inseln Sansibar und Pemba, aber auch auf öffentlichen Plätzen, in Hotelanlagen, in Bars, Diskotheken, Nachtklubs sowie beim Besuch von touristischen Sehenswürdigkeiten und religiösen Stätten wird zu äußerster Vorsicht geraten. Ausländische Einrichtungen bzw. von Ausländern besuchte Hotel- und Ferienanlagen können leicht ins Visier von Terroristen geraten. Demonstrationen, Aufmärschen oder gewaltsamen Auseinandersetzungen ist grundsätzlich nicht beizuwohnen, wobei auf Sansibar und Pemba besondere Vorsicht angesagt ist.

■Straßenverkehr: Es gibt nur ein Gesetz im Straßenverkehr: Der Stärkere hat immer Vorrang. Je größer das Fahrzeug, desto rücksichtsloser ist das Verhalten auf der Straße. Bus- und Lkw-Fahrer stehen im Ruf, sich wie Rowdies zu gebärden, was teilweise die hohe Anzahl der Verkehrstoten erklärt. Wer zu Fuß geht oder mit kleinen motorisierten Fahrzeugen (Moped, bajaji) unterwegs ist, sollte besonders defensiv auftreten. Mehr dazu findet man auf S. 288.

■Ticketkauf: Beim Kauf von Bus- und Zugtickets ist Folgendes zu beachten: Alle Bustarife, egal ob bei Daladalas (Kleinbusse) oder Überlandbussen, sind staatlich geregelt. Die Tarife hängen von den gefahrenen Kilometern sowie dem Komfortgrad des Busses ab. Am teuersten sind die luxury buses, am billigsten die ordinary buses. Vor einer Fahrt erkundigt man sich besten auf www.sumatra.or.tz oder in den booking offices über die aktuellen Tarife. Überlandbusse erheben keine Gepäckgebühren (cargo fees) oder andere dubiose Posten, die kreative Ticketverkäufer für weiße Besucher erfinden. Tickets dürfen nur direkt beim Schalter oder im Bus gekauft werden. Wer Tickets über Mittelsmänner kauft, die sich im Einzugsgebiet von Busbahnhöfen herumtreiben, ist selbst Schuld, wenn er übers Ohr gehauen wird. Man sollte immer am Tag vor der Abreise und ohne Gepäck mitzuführen Tickets kaufen, um nicht unter Zeitdruck zu geraten. Ausschließlich an den kondakta (erkennbar am blauen Hemd und recht ordentlichen Hosen) ist in den Minibussen und Daladalas das Beförderungsentgelt zu bezahlen.

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Zeit entsteht erst durch menschliches Zutun. Zeit muss nicht genutzt werden, sondern sie vergeht …

■Toilette/Notdurft: Über Notdurft zu sprechen, ist nicht mit großen Tabus behaftet, man darf sich aber nicht in der Öffentlichkeit beim Stuhlgang erwischen lassen. Die Nutzung der (meist akzeptablen) Toiletten in westlich geprägten Restaurants oder Kaffeehäusern in den Städten ist nicht an den Genuss von Speisen oder Getränken gebunden. Für alle, die über Land im Busch oder in ländlichen Gegenden unterwegs sind, ist die Buschtoilette am Straßenrand neben dem Fahrzeug am hygienischsten.

■Zärtlichkeiten: Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit auszutauschen, ist inakzeptabel. Dazu zählen Küsse, Umarmungen oder Händehalten. Händehalten unter Männern ist ein Zeichen von Freundschaft und hat mit Liebe oder Intimität nichts zu tun.

■Zeitverständnis: Pünktlichkeit ist keine Tugend, sondern vielmehr eine Last. Pünktlich kommen und gehen meist nur Menschen, die mit Westlern zu tun haben, z. B. in der Tourismusbranche. Verkehrsmittel sind allerdings recht pünktlich.

Diese Befreiung von den Zwängen der Zeit kann auch etwas Positives haben: Jeder Tansanier hat Verständnis für Verspätungen, man wartet einfach seelenruhig, bis die Person zur Verabredung auftaucht (gut zu wissen für den Fall, dass sich das Flugzeug oder der Zug verspäten).

Die geschichtlichen Wurzeln

„Yaliyopita, yamepita, yaliyobaki, tuyatupe.“ „Was vergangen ist, ist vergangen; das, was von heute übrig ist, lass uns wegwerfen.“

(Sprichwort aus Tansania)

Die Wiege der Menschheit

Viele Reisende legen auf halbem Weg zwischen Arusha und der Serengeti in der trockenen und staubigen Savanne bei der Oldupai Gorge (üblicherweise auch als Olduvai Gorge bezeichnet) eine mehr als willkommene Rast ein – aber nicht wegen der geschichtlichen Bedeutung der Schlucht, sondern vielmehr um sich nach der langen Autofahrt die Beine zu vertreten und das arg strapazierte Sitzfleisch zu entlasten. So kommt dieser landschaftlich wenig liebliche Landstrich dennoch zu beeindruckenden Besucherzahlen.

Nichts an der Oldupai Gorge, die versteckt mitten im wunderbaren Great Rift Valley liegt, ist wirklich spektakulär – weder die Schlucht noch die goldbraune Savanne noch das kleine Museum. Nur seine historische Tragweite beschert dem unscheinbaren Ort internationale Anerkennung, nämlich dass vermutlich von diesem Landstrich ausgehend der seinen weltweiten Siegeszug angetreten hat.

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