Reisen Vergehen - Birgit Müller-Wieland - E-Book

Reisen Vergehen E-Book

Birgit Müller-Wieland

4,5

Beschreibung

"Zwischen Erschrecken und Heiterkeit", "Orgiastisches Dasein im Zeichen der Vergänglichkeit", "unterschwellige Empörung", "(…) die mitunter bestürzende Gleichzeitigkeit von Glück und Unglück in einer medial zum Dorf geschrumpften Welt" – so lauteten einige der Presse - stimmen zu Birgit Müller-Wielands erstem Gedichtband Ruhig Blut. In ihrem neuen Band mit dem Titel Reisen Vergehen wird das Thema "Reisen" erneut in allen Facetten ausgelotet: Unterschiedliche Orte und Gegenden werden ebenso wie Erinnerungen an die Kindheit, Mutterschaft oder Ausflüge in mythische und imaginäre Zusammenhänge poetisch aufgeladen. Obwohl das Begleitpersonal dieser Reisen zuweilen aus Toten, Hexen, Fuchsfeen und unzuverlässigen bis rettenden Engeln besteht und allerlei Tiere von Eseln über Lipizzaner bis zu Seeunge - heuern die Gedichte bevölkern, geht es um unsere Wirklichkeit, um das, was uns in seiner Gleichzeitigkeit immer wieder verstört: das Schöne, das Schreckliche.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 30

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,5 (18 Bewertungen)
12
3
3
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



BIRGIT MÜLLER-WIELANDREISEN VERGEHEN

BIRGIT MÜLLER-WIELAND

REISEN VERGEHEN

GEDICHTE

OTTO MÜLLER VERLAG

www.omvs.at

ISBN 978-3-7013-1240-5eISBN 978-3-7013-6240-0

© 2016 OTTO MÜLLER VERLAG SALZBURG-WIENAlle Rechte vorbehaltenSatz: Media Design: Rizner.atDruck und Bindung: Druckerei Theiss GmbH, A-9431 St. Stefan

INHALT

Ursprung

Ursprung

Engel im Brutkasten

Heimkehr mit Schlagherz

Sommertag in Unterach

Immer wieder, überall

Milchwaldlabyrinthe

Flugschnee

Im Krieg

Mitten im August

Internat in Bad Aussee

Tschurtscherl

Besuch in Salzburg

Angstblüte

Gottesteilchen

Wach

Gartenlied

Am Attersee

Trostgebiet Wald

Warten auf den Anruf

Von Neapel nach Cuma

Olympiaberg, München

Es ist immer wieder ein Fest

Füße, maßlos

Nacht, besonders

Unreines Liebes-Sonett

Der Himmel verschwendet sich

Hochzeitsreise, Patmos

Dies also ist die wehrloseste Liebe

Klinikum Westend, Berlin

Im Hirschgarten, München

Septemberabend, Frankfurt-Dornbusch

Jahreszeiten mit Kind

Der Engel hat nicht aufgepasst

Manchmal, im Frühling

Ausgerechnet in Benediktbeuren

Küchenverschwörung, einmal im Jahr

Es ist immer wieder ein Fest

Wo der Bärlauch tobt

Wo der Bärlauch tobt

Am Wegrand, einen Maulwurf entfernt

Capri-Theater 1

Hören und Sehen

Manhattan-Flug

Capri-Theater 2

Fehlfarbe, Oktober

Schneeangriff

Fahrt nach Osten

In Drohobycz

Hermes in Transkarpatien

Lwiw/Lwow/Lemberg

Skizze: Floß der Medusa

Reisen Vergehen

Französische Meister

Stories, Rom

Vilenica/Lipica

Unter den Schirm der Melancholie

Tragödie, griechisch

Wie in Lukanien

Likithos

Spätsommer

Ursprung

Ursprung

Seit vielen Jahren also gehe ich über die Grenzen dort wo

du mich Morgen für Morgen aus dem Schlamasselschlaf

ziehst schmutzige Münzen wie Sterne wirfst vornehm

die Himmel erklärst die Finger mir badest im Mund

sie zum Wunder deutest und Namen findest für

alles und nichts treibt mich so zu mir selbst

wie dein Lachen und meine zwei Länder –

jenes aus dem ich komme das andre

in das ich geh – kleiner Krieg

kleiner Friede da wo

der Herzfluß

entspringt

mitten

im

Kopf

Engel im Brutkasten

Nachts wie man weiß

steigen die Engel

in die Brutkästen

Ich sah den kleinsten

liegen bei unserem Kind

Er zupfte an den Kabeln

ob sie auch richtig angeschlossen sind

und prüfte die Kindesnase

mit dem feinen Schlauch

Zum Monitor horchte er natürlich auch

der ihm in Rot und Gelb und Grün

in Wellen und in Zacken zeigte

wohin das Herz sich neigte Atem Gehirn

Frühmorgens schmatzte der Engel

seine Lippen auf die winzige Stirn

und flüsterte unserm Kindchen ins Ohr

Sah sich kurz um

und ging durchs Glas wie der Wind bevor

ich noch die Klappen vollständig öffnen konnte

Heimkehr mit Schlagherz

Diese Landschaft, da

vorne, nein, hinter mir, diese

zerbeulte Gegend aus Bergen, Schloten

und Seen, wir sind, kann ich sagen, befreundet

inzwischen, begegnen uns auf gewisse Weise verwegen,

tauschen Blicke und das bekannte Geheimnis –

weißt du noch, – nur du und ich

allein

Sommertag in Unterach

1Vollkommen alles

ist vollkommen hier

sehn wir weiter was leuchtet

sind unsere Beine verschwommen

zwischen freundlichen Steinen tänzeln

schmale Fische silbriges Schmatzen

an unseren Waden türkise Küßchen

wir baden im schmerzlosen Blau

2Vergessen alles

haben wir vergessen später

erst nachts werden wir wissen

das waren die langen Finger

an unseren leichten Füßen

das war das kalte Fließen

waren die Toten

Fingerspitzen die kitzeln

Immer wieder, überall

1Nachts kommen sie

steigen die Treppen hoch bleiben

stehn vor den Zimmern in denen

sich andere drehn im Traum

Sie warten wer hört

sie atmen wer hört sie gehn

wer sieht was im Finstern hier

geht nirgends ein Licht

2Nachts kommen sie

steigen die Treppen hoch gehn

weg von den Zimmern den

schlafenden Kindern und Fraun

Jetzt knacken die Dielen

Jetzt drehn wir uns

aus unserem Traum

3Jetzt

 

geht die Türe

 

auf

Milchwaldlabyrinthe