Reiseskizzen aus Frankreich - Carola Jürchott - E-Book

Reiseskizzen aus Frankreich E-Book

Carola Jürchott

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Beschreibung

Drei Tage Paris sind viel zu kurz? Das mag wohl sein, aber dennoch kann man es auch in dieser Zeit schaffen, die Stadt kennenzulernen. Welche Sehenswürdigkeiten bei einem Stadtspaziergang sozusagen am Weg liegen und wie man sich die Fahrten mit der Metro rationell einteilen kann - diese Ratschläge sollte sich kein Paris-Tourist entgehen lassen! Doch auch andere Städte in Frankreich sind eine Reise wert. Was es in einem kleinen Städtchen an der Côte d'Azur Besonderes zu sehen gibt und worauf man bei einem Bummel durch Straßburg achten sollte - in diesem E-Book erfahren Sie es! Die Autorin beschreibt anschaulich Begegnungen und Begebenheiten währen ihrer zahlreichen Reisen nach Frankreich und zeichnet so ein ganz persönliches Bild eines Landes, das immer wieder etwas Neues zu bieten hat.

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Carola Jürchott

Reiseskizzen aus Frankreich

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Eine Reise in den Frühling

Der erste Tag

Der zweite Tag

Der dritte Tag

Verliebte an der Côte d’Azur

Die Stadt mit den tausend Gesichtern

Impressum neobooks

Eine Reise in den Frühling

Der erste Tag

Berlin, Mitte März: Nach einem zwar nicht besonders kalten, dafür aber inzwischen lang anhaltenden und daher zunehmend nervenden Winter hat uns das Berliner Schmuddelwetter den zeitweiligen Abschied von Deutschland nicht unbedingt schwergemacht. So haben wir uns nach einem völlig verregneten Wochenanfang eines Donnerstagabends am Alexanderplatz eingefunden, um per Bus nach Paris zu fahren und wenigstens ein verlängertes Wochenende lang die französische Hauptstadt in vollen Zügen zu genießen. Für mich war es das erste Mal, dass ich ganz allein eine russische Gruppe durch Paris geführt habe, ohne dabei einen konkreten ortsansässigen oder zumindest ortskundigen Ansprechpartner zu haben. Einiges von dem, was wir dabei erlebt haben, lässt sich bestimmt auch von anderen Interessierten für die individuelle Erkundung der Stadt an der Seine nutzen.

Nach einer recht anstrengenden Busfahrt, während der wir aufgrund der durchgängig dottergelb beleuchteten Autobahn in Belgien nicht gerade viel geschlafen haben, kamen wir an diesem sonnigen Freitagmorgen in Paris an. Unser Hotel hieß „Terminus“ und befand sich im südlich des Stadtzentrums gelegenen 14. Arrondissement, direkt an der Metro-Station Porte d’Orléans. Dieser Pariser Bezirk kann auf eine Geschichte zurückblicken, die bis in romanische Zeiten reicht. Seinen architektonischen Stempel hat allerdings auch diesem Arrondissement – wie so vielen in Paris – der Stadtplaner Haussmann (von ihm wird später noch die Rede sein) aufgedrückt, als der Bezirk 1860 in Paris eingemeindet wurde. Nun gibt es hier ebenfalls die typischen groß angelegten Boulevards, die für Paris so charakteristisch sind. An einem von ihnen, dem Boulevard Brune, befand sich unser Hotel: ein schmales, aber relativ hohes Gebäude, das selbst zwar ziemlich unscheinbar ist, sich jedoch sehr harmonisch in das Gesamtbild der Straße einfügt. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel machten wir uns dann aber gleich wieder auf den Weg in Richtung Stadtzentrum, um nur nichts von der kostbaren Zeit, die wir hier haben würden, zu vergeuden. Das Wetter meinte es wirklich gut mit uns, sodass wir tatsächlich alles, was uns interessierte, zu Fuß ablaufen konnten, und so begannen wir unsere Stadtwanderung am Forum Les Halles, das von der Porte d’Orléans auf direktem Wege mit der Metro erreichbar ist. Da die chronologische Schilderung unseres Paris-Aufenthaltes eng mit den einzelnen Sehenswürdigkeiten verbunden ist, die uns auf unseren Spaziergängen begegnet sind, werde ich hier die Routen unserer Lauftouren möglichst exakt nachzeichnen, sodass hoffentlich keiner meiner Eindrücke verloren geht und die einzelnen Wege problemlos auch für andere nachvollziehbar sind.

Nachdem wir uns durch das unterirdisch-modernistische Labyrinth des Forum Les Halles hindurchgekämpft hatten, gelangten wir auf einen Platz, an dem sich die Architekturstile verschiedener Jahrhunderte auf eine Weise miteinander verbunden haben, wie es wohl nur in Frankreich möglich ist. (Hier allein von Paris zu sprechen, wäre nicht ganz gerechtfertigt, denn auch in Montpellier und Strasbourg habe ich bereits Ähnliches gesehen.) In unmittelbarer Nähe der Kirche Saint-Eustache, die im 16. und 17. Jahrhundert erbaut wurde und in der Richelieu und Molière getauft worden waren und Ludwig XV. seine Erstkommunion empfangen hatte, stößt man als Erstes auf die riesige Steinplastik eines liegenden Kopfes und einer rechten Hand. Diese Skulptur stammt eindeutig aus der Zeit der Modernisierung von Les Halles und schafft architektonisch einen Übergang von der gotischen Kirche zum neuen Glasbau des Einkaufszentrums, der den Parisern so verhasst ist, weil sie den in den 1970er-Jahren unverantwortlicherweise abgerissenen alten Markthallen nachtrauern. Trotz alledem scheint aber zumindest von der jungen Generation das grüne Areal zwischen den einzelnen Gebäuden gut angenommen zu werden, wenn man all jenen trauen darf, die hier Inline-Skates fahren, bummeln, auf der erwähnten Skulptur herumklettern oder sich einfach eine Mußestunde beim Lesen oder Spazierengehen gönnen.

Anschließend führte uns unser Weg zum nächsten ausgesprochen modernen Gebäude, das während seiner Bauzeit für heftige Diskussionen gesorgt hat: dem Centre Georges Pompidou. Da es sich im Pariser Stadtteil Beaubourg befindet, wird es häufig auch einfach „Centre Beaubourg“ genannt. Seinen offiziellen Namen hat es jedoch zu Ehren des Mannes erhalten, der als französischer Präsident in den 1970er-Jahren die Idee hatte, ein Zentrum zu bauen, in dem sich die verschiedensten Sparten der Kunst vereinigen und der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen ließen: Georges Pompidou, der allerdings die Einweihung des riesigen Gebäudekomplexes 1977 schon nicht mehr erlebt hat. Darüber, ob es nun in irgendeiner Weise zu den Gebäuden passt, von denen es umgeben ist, lässt sich sicher auch ein Vierteljahrhundert nach dem Bau noch streiten, aber eine Sehenswürdigkeit ist es allemal. Im Moment ist es zwar aufgrund von Rekonstruktionsmaßnahmen teilweise gesperrt, aber der Anblick, den es von außen bietet, ist ja auch sehr imposant – zumal, wenn man ohnehin unter einem leichten Zeitdruck steht. Wo sonst findet man schließlich noch ein Gebäude, das von jeder Seite aus von außen einsehbar ist und bei dem alle Versorgungsleitungen konsequent an die Außenseite der Fassade verlegt wurden?! Da wimmelt es nur so von Belüftungsanlagen, Rohren und natürlich den mittlerweile geradezu legendären Rolltreppen, die einen zu einem der schönsten Aussichtspunkte im Zentrum von Paris bringen. Für das Innenleben dieses Bauwerks, das neben einer Bibliothek, einem Modemuseum und verschiedenen ständigen Ausstellungen auch ein Theater und viele wechselnde Expositionen beherbergt, benötigt man schon erheblich mehr Muße, um sich ihm richtig widmen und es gebührend würdigen und genießen zu können. Apropos Genuss: Bei meiner inzwischen schon sehr ausgeprägten Vorliebe für Straßenkünstler aller Art verlasse ich mich jedes Mal wieder auf die Angaben diverser Reiseführer, die mir eben vor diesem Kulturzentrum ein besonders buntes Treiben versprechen. Nun weiß ich langsam wirklich nicht mehr, an wem es liegen kann – an der für derlei Aktivitäten vielleicht unpassenden Jahreszeit, an den Baumaßnahmen oder an mir: Bisher habe ich dort noch nicht eine fotografierenswerte Darbietung gesehen. Außer Malern, die ihre Bilder verkaufen und Passanten porträtieren wollten, waren auch diesmal weit und breit keine Künstler auszumachen.