Reiseskizzen aus Weißrussland - Carola Jürchott - E-Book

Reiseskizzen aus Weißrussland E-Book

Carola Jürchott

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Beschreibung

Weißrussland (oder, wie die offizielle Staatsbezeichnung lautet, Belarus) gehört noch immer zu den für Westeuropäer wenig touristisch erschlossenen Ländern, obwohl es gar nicht weit von uns entfernt ist. Dass es sich dennoch lohnt, sich mit der Geschichte, mit Land und Leuten zu beschäftigen, davon handelt dieses E-Book. Angeregt durch mehrere Reisen, erzählt die Autorin von Stadtbummeln und Museumsbesuchen, von persönlichen Begegnungen und einem großen Festival des Humors.

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Seitenzahl: 30

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Carola Jürchott

Reiseskizzen aus Weißrussland

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Eine Stadt zwischen allen Stühlen

Das Museum einer Spaltung

Für drei Tage Hauptstadt des Humors

Für die Durchreise eigentlich zu schade

Impressum neobooks

Eine Stadt zwischen allen Stühlen

Nachdem bei einer ursprünglich geschäftlich motivierten Reise nach Weißrussland alle dienstlichen Belange erledigt waren, konnten wir uns guten Gewissens dem kulturellen Teil widmen, denn bis zur geplanten Abreise aus Gomel blieb noch ein guter halber Tag, um die Sehenswürdigkeiten dieser Stadt zu erkunden. Unser Fahrer war uns dabei ein unschätzbarer Helfer und belesener Reiseführer.

Da es sich an dieser Stelle gerade anbietet, seien hier noch ein paar Worte zu Gomel selbst gesagt. Gomel befindet sich im Süden Weißrusslands im Dreiländereck mit Russland und der Ukraine. Damit liegt es genau in jener Region, die Ende April 1986 am stärksten unter der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl gelitten hat, weil die radioaktiven Niederschläge aufgrund der damaligen Wetterlage genau hier wieder auf die Erde trafen. Gomel ist heute die zweitgrößte Stadt des Landes und kann auf eine lange Geschichte zurückblicken.

1142 wurde es erstmals urkundlich erwähnt – damals als Besitz des Fürsten von Tschernigow. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte gehörte es mal zu Russland, dann zu Litauen und später zu Polen. Im Jahre 1670 erhielt Gomel das sogenannte Magdeburger Recht. Es handelte sich dabei um einen Gesetzeskomplex, der in den Städten des heutigen Weißrussland zu dieser Zeit sehr verbreitet war und erst zum Ende des 18. Jahrhunderts von Katharina der Großen wieder abgeschafft wurde. Das Magdeburger Recht regelte – ähnlich dem Sachsenspiegel – die Rechte und Pflichten von Städten und Städtern gegenüber dem Staat, die Wehrpflicht, das Wappenrecht und vieles andere. Doch auch das Strafrecht und Ansätze zivilrechtlicher Grundlagen waren im Magdeburger Recht verankert und wurden danach verhandelt.

So war zum Beispiel gesetzlich festgelegt, dass ein Handwerker sein Handwerk nicht mehr ausüben durfte, wenn er einen Hund oder eine Katze erschlagen hatte. Bereits damals gab es übrigens in den Städten mit Magdeburger Recht den Grundsatz, dass bei Gerichtsverhandlungen beide Seiten von Anwälten vertreten wurden, während es in Russland erst ab 1864 Rechtsanwälte gab.

Ab 1772 gehörte Gomel wieder zum Russischen Reich. Nach einer Schenkung durch Katharina die Große im Jahre 1775 war es im Besitz des Grafen Rumjanzew, dessen Söhne es 1834 an den Generalfeldmarschall Paskewitsch, Graf von Eriwan, verkauften. Bei beiden Adelshäusern handelte es sich übrigens um bedeutende Vertreter des russischen Adels. Davon zeugt allein schon ihre Aufnahme in das zweibändige Werk „Die Geschichte der Adelsgeschlechter Russlands“, das 1883 in Sankt Petersburg erschienen ist.

Mit diesem historischen Diskurs ist nun wieder der Bogen zu den Ereignissen unserer Reise geschlagen, denn nachdem alle Formalitäten geklärt waren, die uns nach Gomel geführt hatten, wollten wir uns unbedingt das dortige Palast- und Parkensemble ansehen, das sogar auf einer Karte verzeichnet war, die zu Werbezwecken in der weißrussischen Botschaft in Berlin ausgelegen hatte.

Dieses Architekturdenkmal war in der zweiten Hälfte des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von eben jenen Rumjanzews und Paskewitschs gebaut worden, und seit 1919 beherbergte der Palast ein Museum. Offiziell heißt es, die letzte Bewohnerin des Palastes, die noch bis 1923 gelebt hat, habe ihren Besitz freiwillig der Sowjetmacht übergeben, der Wahrheitsgehalt dieser Aussage darf jedoch angezweifelt werden.