Rewriting the Stars - Claire Kingsley - E-Book
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Rewriting the Stars E-Book

Claire Kingsley

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Beschreibung

Sie ist die Tochter seines Feindes.

Feuerwehrmann Levi Bailey hat sich daran gewöhnt, alleine zu sein. Einsam ist er jedoch nicht, umringt von seinen Brüdern und ihren wachsenden Familien. Vielleicht ist er ja auch der einzige Bailey, dem es nicht bestimmt ist, seine Seelenverwandte zu finden. Und dabei hat er sie bereits vor langer Zeit getroffen. Annika Haven ist für ihn die eine und gleichzeitig ist sie unerreichbar, denn das ewig zerstrittene Tilikum steht zwischen ihnen.

Seit sie mit ihrem kleinen Sohn in die Kleinstadt zurückgekehrt ist fällt es Levi immer schwerer sie nur als gute Freundin zu sehen und Abstand zu halten. Aber sie ist die Tochter seines größten Feindes – Liebe und Harmonie scheinen für immer ausgeschlossen.

Doch dann ändert ein Kuss alles und Levi ist bereit sich dem Schlimmsten zu stellen: den Tilikum- Intrigen.

 "Rewriting the Stars"- das große Finale der "Bailey Brothers" Reihe von Bestsellerautorin Claire Kingsley. Wir empfehlen die Titel in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

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Seitenzahl: 663

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Sie ist die Tochter seines Feindes.

Feuerwehrmann Levi Bailey hat sich daran gewöhnt, alleine zu sein. Einsam ist er jedoch nicht, umringt von seinen Brüdern und ihren wachsenden Familien. Vielleicht ist er ja auch der einzige Bailey, dem es nicht bestimmt ist, seine Seelenverwandte zu finden. Und dabei hat er sie bereits vor langer Zeit getroffen. Annika Haven ist für ihn die eine und gleichzeitig ist sie unerreichbar, denn das ewig zerstrittene Tilikum steht zwischen ihnen.

Seit sie mit ihrem kleinen Sohn in die Kleinstadt zurückgekehrt ist fällt es Levi immer schwerer sie nur als gute Freundin zu sehen und Abstand zu halten. Aber sie ist die Tochter seines größten Feindes – Liebe und Harmonie scheinen für immer ausgeschlossen.

Doch dann ändert ein Kuss alles und Levi ist bereit sich dem Schlimmsten zu stellen: den Tilikum- Intrigen.

"Rewriting the Stars"- das große Finale der "Bailey Brothers" Reihe von Bestsellerautorin Claire Kingsley. Wir empfehlen die Titel in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Über Claire Kingsley

Claire Kingsley schreibt Liebesgeschichten mit starken, eigensinnigen Frauen, sexy Helden und großen Gefühlen. Ein Leben ohne Kaffee, E-Reader und neu erfundene Geschichten ist für sie nicht vorstellbar. Claire Kingsley lebt mit ihrer Familie im pazifischen Nordwesten der USA.

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Claire Kingsley

Rewriting the Stars

Aus dem Amerikanischen von Cécile Lecaux

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

Newsletter

PROLOG — Levi

Kapitel 1 — Levi

Kapitel 2 — Annika

Kapitel 3 — Annika

Kapitel 4 — Levi

Kapitel 5 — Levi

Kapitel 6 — Annika

Kapitel 7 — Annika

Kapitel 8 — Levi

Kapitel 9 — Levi

Kapitel 10 — Annika

Kapitel 11 — Levi

Kapitel 12 — Annika

Kapitel 13 — Levi

Kapitel 14 — Annika

Kapitel 15 — Levi

Kapitel 16 — Levi

Kapitel 17 — Annika

Kapitel 18 — Annika

Kapitel 19 — Levi

Kapitel 20 — Annika

Kapitel 21 — Annika

Kapitel 22 — Levi

Kapitel 23 — Annika

Kapitel 24 — Levi

Kapitel 25 — Annika

Kapitel 26 — Levi

Kapitel 27 — Annika

Kapitel 28 — Levi

Kapitel 29 — Annika

Kapitel 30 — Annika

Kapitel 31 — Levi

Kapitel 32 — Levi

Kapitel 33 — Annika

Kapitel 34 — Annika

Kapitel 35 — Levi

Kapitel 36 — Levi

Kapitel 37 — Annika

Kapitel 38 — Levi

Kapitel 39 — Annika

Kapitel 40 — Levi

Kapitel 41 — Annika

Kapitel 42 — Levi

Kapitel 43 — Annika

Kapitel 44 — Annika

Kapitel 45 — Levi

Kapitel 46 — Annika

Kapitel 47 — Levi

Kapitel 48 — Levi

Kapitel 49 — Annika

Kapitel 50 — Levi

Kapitel 51 — Annika

Kapitel 52 — Levi

Kapitel 53 — Levi

EPILOG — Levi

Bonus-Epilog — Asher

Impressum

Lust auf more?

PROLOG

Levi

Geralds Haarschneidemaschine surrte über meinen Hinterkopf. Der Friseurbesuch war überfällig, denn so langsam sah ich schon aus wie Logan. Er trug das Haar von jeher ein bisschen länger – und zerzauster als ich.

Im Hintergrund hörte man ein College-Footballspiel – den Widerschein des Fernsehers konnte ich im Spiegel sehen –, und irgendein Aftershave hing in der Luft. Gavin wartete auf einem Stuhl nahe der Eingangstür und sah auf sein Handy. Auch sein Haar war frisch geschnitten, obwohl er es normalerweise sogar noch länger als Logan trug. Jedes Mal, wenn wir herkamen, verarschte Gerald ihn und verkündete, ihm einen raspelkurzen Militärschnitt verpassen zu wollen. Und jedes Mal sprang Gavin dann auf und tat, als wolle er flüchten.

Keine Ahnung, warum die beiden das so witzig fanden, aber anscheinend wurden sie des Herumalberns nie müde.

»So, mein Freund.« Gerald öffnete den Verschluss des schwarzen Umhangs und zog ihn schwungvoll von mir herunter wie bei einem Tischdeckentrick. »Wie findest du es?«

Ich warf mir im Spiegel einen kurzen Blick zu. »Toll. Danke, Mann.«

Gerald schnappte sich einen Besen und begann, den Boden um den Stuhl herum zu fegen, während ich aufstand und Geld auf den Empfangstisch warf – genug für meinen Haarschnitt inklusive Trinkgeld.

»Kann ich sonst noch was für euch Jungs tun?«, fragte er.

»Nein, das war’s.«

Gavin stand auf und steckte sein Handy in die Tasche. »Bis bald, Gerald.«

Er nickte uns zum Abschied zu, dann folgte ich Gavin nach draußen. Für einen Herbsttag war es ungewöhnlich warm draußen, obwohl der Wind schon eine gewisse Schärfe hatte, die den bevorstehenden Winter erahnen ließ. Der Himmel war blassblau ohne auch nur die kleinste Wolke. Obwohl es bereits seit Monaten nicht mehr geregnet hatte, waren wir in diesem Jahr von Waldbränden glücklicherweise weitgehend verschont geblieben.

»Ich muss noch Sky abholen«, sagte Gavin, als die Tür zu Geralds Barbershop The Art of Manliness sich hinter uns geschlossen hatte. »Soll ich dich zu Hause absetzen?«

»Gute Idee.«

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite öffnete sich die Tür des zweiten Friseurs in Tilikum, des Dame and Dapper, und ein paar Männer strömten hinaus.

Havens.

Nicht nur ein oder zwei. Gleich fünf Haven-Brüder – Josiah, Luke, Zachary, Theo und Garrett – versammelten sich nach und nach auf dem Bürgersteig.

Fünf Havens. Zwei Baileys. Damit waren wir eindeutig unterlegen.

Allein schon ihr Anblick spülte eine Zorneswoge durch meine Adern. Normalerweise fing ich so gut wie nie Streit an – ich hielt mich lieber im Hintergrund –, aber seit Neuestem hatte ich jedes Mal, wenn ich die Kerle sah, größte Lust, sie zu vermöbeln.

Die Rivalität zwischen unseren Familien existierte schon seit Generationen, doch diesmal waren sie einfach zu weit gegangen. Sie hatten Gram unter Druck gesetzt, damit sie ihr Land an die Havens verkaufte, worüber ich stinksauer war.

Der Wind frischte auf, und ein Gestöber aus braunen Blättern wirbelte zwischen uns durch die Luft. Die Haven-Brüder stellten sich in einer Reihe auf, die Augen fest auf mich und Gav gerichtet. Im Wilden Westen hätte es uns sicher allen in den Fingern gejuckt, unseren Colt zu ziehen.

Schießerei vor dem Dame and Dapper.

Egal wie unsere Chancen standen: Wenn nun eines dieser Arschlöcher auch bloß ein Wort sagte, würde ich …

»Gehen wir.« Gavin legte mir die Hand auf die Schulter.

Gav war normalerweise immer der Erste, der sich mit den Havens anlegte. Wenn also ausgerechnet er jetzt den Rückzug vorschlug, war es sicher ratsam, auf ihn zu hören.

Aber fuck, diese Kerle machten mich so fuchsteufelswild! Sie hatten zwar immer noch kein Wort gesagt, doch das mussten sie auch gar nicht. Ich ballte die Hände zu Fäusten, sehnte mich nach dem Gefühl von Knöcheln, die auf Knochen trafen. Wie gern hätte ich ihnen eine Lektion erteilt!

Neuerdings war ich ständig kurz vorm Explodieren, wahrscheinlich weil ich mich ihnen gegenüber so machtlos fühlte.

Ätzend, dermaßen mit dem Rücken zur Wand zu stehen!

Trotzdem wäre es idiotisch gewesen, angesichts ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit eine Prügelei anzufangen. Das wusste sogar Gavin. Also leistete ich keinen Widerstand, als er mich umdrehte, sondern folgte ihm in die entgegengesetzte Richtung zu seinem Truck.

In diesem Moment vibrierte mein Handy in meiner Gesäßtasche. Ich zog es hervor und hätte nach einem Blick aufs Display beinahe laut aufgelacht.

Oh, was für eine verdammte Ironie!

Julia:Hey, hast du zu tun?

Vor Gavins Truck blieb ich stehen und warf den Haven-Brüdern einen letzten Blick zu. Sie hatten sich wieder auf dem Bürgersteig zusammengerottet und unterhielten sich miteinander.

Mit einem zufriedenen Grinsen wandte ich mich erneut meinem Handy zu.

Ich:Nope. Was ist los?

Julia:Eigentlich nichts. Ist nur mal wieder einer dieser miesen Tage. Und es ist erst zwei Uhr, also … was soll ich sagen.

Ich stieg auf der Beifahrerseite ein, schloss die Tür und gurtete mich an.

Ich:Tut mir total leid. Arbeit oder Familie?

Julia:Beides.

Ich:Megaätzend.

Julia:Danke. So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Erzähl mir mal was Witziges. Ich könnte jetzt echt ein bisschen Aufheiterung brauchen.

Gavin manövrierte den Wagen auf die Straße, und ich warf den Havens im Rückspiegel einen letzten Blick zu. Wenn die wüssten.

Denn Julia war nicht ihr richtiger Name. Sondern nur der Name, unter dem ich sie in meinem Handy abgespeicherte hatte, um mir wegen neugieriger Arschlöcher – namentlich wegen meiner Brüder – keine Sorgen machen zu müssen, die mir womöglich über die Schulter sahen und so bemerkten, mit wem ich da schrieb.

Annika Haven.

Wenn die Haven-Brüder gewusst hätten, dass ich mit ihrer Schwester schrieb, wären sie ausgerastet. Allein schon die Vorstellung machte mich glücklich.

Natürlich wären auch meine eigenen Brüder ausgerastet, wenn sie gewusst hätten, dass ich regelmäßigen Kontakt mit Annika Haven hatte. Wir waren zwar nur Freunde, aber die Fehde verbot sogar das.

Scheiß drauf. Das ging sie verdammt nochmal nichts an!

Ich:Was Witziges, hm? Gestern Abend habe ich ein betrunkenes Eichhörnchen gesehen. Es hatte wohl eine vergorene Birne gefressen. Der kleine Mistkerl schwankte hin und her und drohte jeden Moment umzufallen, blieb aber trotzdem nicht stehen.

Julia:Nicht dein Ernst.

Ich:Ja. Und als er versuchte, wegzuflitzen, fiel er einfach auf die Nase, wie ein besoffener Student bei einer Party.

Julia:Ist ja zum Totlachen!

Ich:Vielleicht wäre das ja die Lösung für die Eichhörnchen-Plage hier in der Gegend. Wir füllen sie allesamt mit vergorenem Birnensaft ab.

Julia:Meinst du, das Tier hat heute einen Kater?

Ich:Ich wette, der Kleine wusste beim Aufwachen nicht mal, wo er ist.

Julia:Und seine Eichhörnchen-Kumpel fanden ihn und schleiften ihn heim, während er wegen seines immer noch beträchtlichen Alkoholspiegels blöde Witze erzählte.

Ich:Womöglich versuchte er sogar, ein schmutziges Eichhörnchen-Lied zu singen, konnte aber nur noch lallen.

Julia:Keine Ahnung, warum, aber vor meinem geistigen Auge taucht gerade das Bild von Eichhörnchen-Piraten auf, die winzige Rumflaschen in den Pfoten haben.

Ich:Und Seemanns-Shanties lallen.

Julia:Ich. Lach. Mich. Tot.

Ich gluckste vor mich hin, während Gavin vor unserem Haus vorfuhr.

»Mit wem schreibst du?«, fragte er.

»Mit niemandem.«

»Bullshit. Du schreibst mit einem Mädchen. Wer ist es?«

»Es ist nicht so, wie du denkst.«

»Hey, ich bin dein Bruder. Was soll die verdammte Geheimnistuerei?«

Tatsächlich muss ich dir das sogar verheimlichen. »Es gibt kein Geheimnis. Nur ein Mädchen, mit dem ich schon eine Weile befreundet bin. Mehr steckt nicht dahinter.«

»Hat sie dich gefriendzoned? Wieso das denn?«

»Nein, Arschloch. Sie ist einfach bloß eine Freundin. Das ist nicht das Gleiche.«

Er kniff die Augen zusammen. Anscheinend stellte ihn meine Antwort nicht zufrieden.

Ich löste den Gurt und stieg aus. »Bis dann, Gav.«

»Ich werde schon noch herausfinden, wer sie ist.«

Ich knallte die Tür zu.

Einen Scheiß wirst du!

Halb erwartete ich bereits, dass Gavin aussteigen und mir ins Haus folgen würde. Wenn er etwas wollte, konnte er ziemlich hartnäckig sein. Aber anscheinend war es ihm wichtiger, Skylar pünktlich abzuholen, als dieses Geheimnis zu lüften.

Ich ging ins Haus, schälte die Schuhe mit den Zehen von den Füßen und ließ mich auf die Couch plumpsen. Prinzessin Quieker sprang von dem Kratzbaum herunter, den ich für sie gebaut hatte, reckte sich und streckte den Rücken durch.

Ich:Ich bin froh, dass ein betrunkenes Eichhörnchen dich noch zum Lachen bringen kann.

Julia:Das war toll. Wenn ich das nächste Mal an einem Garten mit Birnbäumen vorbeikomme, suche ich nach betrunkenen Eichhörnchen.

Ich:Hoffentlich gehst du dabei so richtig ab!

Nachdem ich auf Senden geklickt hatte, wurde mir klar, dass ich das vielleicht anders hätte formulieren sollen. Bei der Vorstellung, dass Annika so richtig abging, hatte ich plötzlich glühende Kohlen in der Brust.

Ja, wir waren nichts weiter als Freunde. Und obwohl wir bloß etwa fünf Minuten voneinander entfernt wohnten, und das auch noch in einer Stadt, die klein genug war, dass wir einander ständig über den Weg liefen, schrieben wir einander nur und trafen uns nie persönlich.

Ich war definitiv nicht ihr Romeo.

Obwohl ich es mir vielleicht wünschte.

Julia:Das ist so schnell kaum zu erwarten.

Danach jede Menge lachende Emojis. Es sollte ein Witz sein. Denn genau das taten wir. Wir witzelten herum. Brachten einander zum Lachen.

Rein freundschaftlich.

Ich:Bei mir auch nicht – leider.

Julia:Allerdings muss ich am Wochenende auf ein Date gehen.

Das Wort Date war wie Zunder, der von der Hitze der rot glühenden Kohle in meiner Brust sofort entflammt wurde. Ich biss die Zähne zusammen.

Ich:Du musst? Klingt, als seiest du nicht gerade begeistert.

Julia:Einer meiner Brüder will mich verkuppeln. Er liegt mir damit schon seit einer Ewigkeit in den Ohren. Und hat mich jetzt endlich kleingekriegt.

Ich brauchte eine Minute, bevor ich wieder antworten konnte. Starrte das Wort Date an. Einer ihrer verdammten Brüder wollte sie verkuppeln, dieses Arschloch!

Mir war klar gewesen, dass so was irgendwann passieren würde. Ich hatte mich schon eine ganze Weile mit niemandem mehr verabredet und sie sich, soweit ich wusste, auch nicht. Aber das konnte nicht ewig so weitergehen.

Und an ein offizielles Date miteinander war nun mal nicht zu denken.

Fuck.

Am liebsten hätte ich ihr geraten, sich nicht auf diese Verabredung einzulassen. Dass sie lieber mit mir ausgehen sollte.

Doch dazu würde es nie kommen. Allein die Schreiberei konnte bei unseren Familien zum Eklat führen – besonders im Moment. An eine Unterhaltung in aller Öffentlichkeit war unter den gegebenen Umständen nicht zu denken, und ein Date war erst recht vollkommen utopisch. Untreue galt in Tilikum als Todsünde. Mit dem Feind auszugehen war unverzeihlich.

Julia:Sorry. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich meine Brüder erwähne.

Ich:Überhaupt nicht. Hoffentlich läuft dein Date nicht zu schlimm.

Das war so was von gelogen. Ich hoffte, dass ihr Date ätzend wurde, damit der Typ – wer immer es war – keine zweite Chance bekam.

Julia:Danke. Und danke auch für den Lacher. Den konnte ich heute echt brauchen.

Ich:Jederzeit.

Julia:Ich muss jetzt los, melde mich aber später noch mal.

Ich:Okay, tschüs.

Lange starrte ich mein Handy an, scrollte in unserer Unterhaltung zurück. Ein Date. Ihr gottverdammter Bruder hatte ein verfluchtes Date für sie arrangiert.

Ich explodierte, sprang auf die Füße und pfefferte mein Handy durchs Zimmer. Mit voller Wucht. Es prallte gegen die gegenüberliegende Wand. Wahrscheinlich war es nun kaputt, aber selbst das kümmerte mich einen Scheißdreck, so sauer war ich.

Ich war nicht ihr Romeo, und es war albern, zu glauben, dass ich der auch jemals werden könnte.

Kapitel 1

Levi

Die düstere Leere in meiner Seele verhöhnte mich. Du bist ganz allein und wirst das auch immer bleiben.

Nervig, diese Grübelei, während ich eigentlich den Abend mit meinen Brüdern genießen und Spaß haben sollte.

Gavin musterte mich von der anderen Seite des Billardtischs aus mit hochgezogenen Augenbrauen. Offenbar war ich dran.

Im Caboose, was so viel bedeutete wie »Güterzugbegleitwagen«, einem Restaurant mit angeschlossener Bar, in dem wir seit Jahren Stammgäste waren, hing der Geruch von Frittiertem in der Luft. Der Name war Programm, und der Laden daher mit alten Eisenbahnschildern und Modelleisenbahnen dekoriert.

Wie immer am Freitagabend war viel los, und es war dementsprechend laut. Ich nahm einen Schluck von meinem Bier, stellte es wieder ab und brachte mein Queue in Stellung. Mein Stoß ging daneben.

»Hey, ist doch nur ein Spiel!«, sagte Gavin. »Wenn du den Tisch weiter so wütend anstarrst, brennst du noch ein Loch rein.«

»Was?«

»Du siehst richtig angepisst aus.« Evan hatte die Arme vor der Brust verschränkt und hielt eine Bierflasche in der Hand.

»Ich bin nicht angepisst.«

Gavin lachte. »Das ist doch bei ihm nichts Besonderes.«

Ich warf ihm einen finsteren Blick zu, obwohl ich zugeben musste, dass er nicht ganz unrecht hatte. Ich war nun einmal keine Frohnatur.

Und heute war ich tatsächlich richtig angepisst. Ich wollte nur nicht über den Grund sprechen.

»Du bist auch nicht viel anders.« Gavin warf Evan einen Blick zu. »Obwohl du nicht annähernd so ein Arschloch bist, wie alle behaupten.«

»Doch, bin ich.« Evan beugte sich über den Tisch und konzentrierte sich auf seinen Stoß, ohne sich von unserem jüngsten Bruder provozieren zu lassen. Der war ein typisches verzogenes Nesthäkchen und machte sich einen Spaß daraus, uns auf den Sack zu gehen.

Gavin hatte mich überredet, mich ihnen heute Abend anzuschließen. Skylar, seine Verlobte, war mit unseren Schwägerinnen Grace, Cara und Fiona auf einem Mädelsabend bei Cara. Unsere Brüder Asher und Logan, die erst kürzlich Väter geworden waren, mussten die Babys hüten. Mein Neffe Charlie war jetzt ein halbes Jahr und Broderick fast zwei Monate alt.

Asher war der geborene Vater, aber daran, dass auch mein Zwillingsbruder Logan inzwischen verheiratet und Vater war, musste ich mich erst noch gewöhnen. Und da die Hochzeit von Gavin und Skylar ebenfalls bevorstand, würde ich in Kürze der letzte ledige Bailey sein.

Wobei das ehrlich gesagt niemanden überraschte, schon gar nicht mich selbst.

»Mal im Ernst, Mann, was ist los?«, fragte Gavin.

Ich runzelte die Stirn. »Nichts.«

»Na klar.«

»Du bist noch übellauniger als sonst«, stellte Evan fest.

»Siehst du?«, triumphierte Gavin. »Und wenn er das bemerkt, will das schon was heißen.«

»Lass gut sein, Blödmann.« Ich nahm noch einen Schluck. »Es geht mir gut, abgesehen davon, dass Evan mich heute Abend ziemlich alt aussehen lässt.«

Gavin zuckte die Achseln. »Uns beide. Er hat heute eine Glückssträhne.«

Im Grunde juckte es mich nicht, dass ich beim Billard verlor, und auch wenn Gav mich allzu oft zur Weißglut brachte, wusste ich zu schätzen, was er an diesem Abend versuchte. Wäre ich heute allein zu Hause gewesen, hätte ich mich vermutlich das ganze Wochenende mit Whiskey volllaufen lassen. Ich war nämlich, sosehr ich mich auch – offensichtlich vergeblich – bemühte, es mir nicht anmerken zu lassen, richtig mies drauf. Und das, ohne dass ich mit jemandem über die Gründe hätte sprechen können.

Ich war wieder dran, und auch diesmal traf ich nicht. Evan trat an den Tisch. Er versenkte die letzte Kugel und gewann die Partie. Er streckte mir die Hand entgegen.

Murrend zog ich einen Zwanziger aus der Brietasche und klatschte ihn auf seine offene Hand.

»Noch eine Runde?«, fragte Evan. »Ich nehme euch gern noch weiter aus.«

»Ich bin raus«, sagte Gavin mit einer abwehrenden Geste.

Ich leerte mein Bier. »Ich auch.«

Evan zuckte die Achseln und steckte die Kohle ein. »Wie ihr wollt. Ist ja nicht meine Schuld, dass ihr heute nichts auf die Reihe kriegt.«

»Ich weiß genau, was du damit bezweckst, aber ich falle nicht darauf herein«, sagte Gavin. »Ich lasse mich nicht ködern, nur um noch mehr Scheine zu verlieren.«

»Bist du knapp bei Kasse?«, fragte ich.

Er zuckte wieder die Achseln. »Ja.«

Evan schlug ihm lächelnd auf den Rücken. »Vielleicht nächstes Mal wieder.«

Wir nahmen unsere Jacken von den Rückenlehnen unserer Stühle und gingen zur Tür. Hank, der Inhaber, winkte uns von hinter der Bar zu, als wir das Lokal verließen.

Es war Anfang November, und draußen schlug uns eisige Luft entgegen. Praktisch über Nacht war das Wetter von ungewöhnlich warm für die Jahreszeit in winterlich umgeschlagen. Ich zog den Reißverschluss zu und vergrub die Hände in den Jackentaschen. Wenigstens schneite es noch nicht.

Wir gingen die Straße hinunter zu meinem SUV. Ich blieb stehen und betrachtete ihn argwöhnisch.

Hatte sich jemand daran zu schaffen gemacht, während ich im Caboose gewesen war?

Vor einiger Zeit hätte ich es noch für ausgeschlossen gehalten, dass jemand in unserer verschlafenen Kleinstadt Bremsen manipulierte. Es gab schon öfter mal grenzwertige Streiche – das hatte bei den Baileys und den Havens Tradition –, doch in letzter Zeit war es eskaliert. Jemand hatte an Logans Wagen die Bremsen manipuliert, was Cara und ihren Sohn das Leben hätte kosten können. Wir wussten nicht, wer das getan hatte und warum, aber es war ein verdammt ungutes Gefühl, wenn man sich, bevor man in sein Auto stieg, fragen musste, ob jemand daran herumgespielt hatte, der einem nach dem Leben trachtete.

Stimmen wehten die Straße herauf.

»Mist«, fluchte Gavin.

Josiah, Luke und Zachary Haven verließen soeben die Timberbeast Tavern. Das Caboose war unsere Stammkneipe, das Timberbeast die ihre. Aufgrund der uralten Fehde zwischen unseren Familien lebten wir in einer geteilten Stadt. Sie hatten ihr Revier und wir das unsere.

Unglücklicherweise war Tilikum allerdings so klein, dass wir uns zwangsläufig immer mal wieder über den Weg liefen.

Bis vor Kurzem war die uralte Fehde einfach nur albern gewesen. Niemand wusste mehr so genau, wieso die Baileys und die Havens sich überhaupt spinnefeind waren, doch solange sich der Streit auf mehr oder weniger harmlose Streiche beschränkt hatte, hatte das auch niemanden wirklich gekratzt.

Aber die Situation war eskaliert. Die Havens versuchten mit allen Mitteln, sich Grams Land unter den Nagel zu reißen, und hatten damit eine Grenze überschritten. Mit den Streichen war schlagartig Schluss gewesen, und sogar alte Traditionen wie unsere Flag-Football-Spiele waren gecancelt worden, so dass sich Außenstehende bereits fragten, ob die Spannungen zwischen den beiden Familien sich über kurz oder lang verschärfen würden.

Sofern das nicht längst geschehen war.

Logans Bremsen. Der Brand im Haven House. Ungutes ging in Tilikum vor sich.

Konnte es sein, dass die Havens dahintersteckten?

Sosehr ich die Havens auch hasste, aus Prinzip ebenso wie aus persönlichen Gründen, traute ich ihnen allerdings keinen Mordversuch zu.

Vielleicht wollte ich aber nur nicht glauben, dass sie dazu in der Lage wären.

Wie auch immer. Jedenfalls ballte ich unwillkürlich die Fäuste bei ihrem Anblick, erinnerten sie mich doch schlagartig wieder an die eigentliche Ursache für meine miese Laune.

Welcher von ihnen war es gewesen? Wer hatte das Date für ihre Schwester Annika arrangiert? Wahrscheinlich war sie jetzt gerade bei ihm, wer immer er sein mochte.

Ich sollte eigentlich nicht mit Annika Haven befreundet sein. Das war ein klarer Regelverstoß. Und da wir in einer Kleinstadt lebten, in der Loyalität eine so zentrale Rolle spielte, achtete ich sehr darauf, dass niemand dahinterkam.

Obwohl unsere Freundschaft sich auf das Schreiben von Nachrichten beschränkte.

Darum stand es mir auch nicht zu, so sauer zu sein, dass sie den Abend mit irgendeinem Arschloch verbrachte. Schließlich hätten wir gar nicht ausgehen können, selbst wenn sie es gewollt hätte.

Trotzdem war ich stinkwütend, seit sie mir von ihrem Date erzählt hatte.

Ein schriller Pfiff zerriss die Stille.

»Na, wen haben wir denn hier?« Zachary trat etwas wacklig vom Gehweg auf die Straße und schlenderte auf uns zu. »Ein Haufen Bailey-Boys.«

»Bailey-Boys?«, wiederholte Gavin. »Ist das alles? Fällt dir nichts Besseres ein?«

»Verpisst euch!«, knurrte Zachary.

»Sieh zu, dass du Land gewinnst, Haven!«, hörte ich Evans tiefe Stimme hinter mir sagen.

Zachary kam näher. Seine Brüder holten ihn ein und bezogen rechts und links von ihm Posten.

Wir hatten ein paar Bier intus, aber Zachary schien mehr als nur angeschickert zu sein. Seine Augen sahen im Licht der Straßenlaterne glasig aus. Josiah und Luke machten hingegen einen ziemlich nüchternen Eindruck, auch wenn ich mich da täuschen konnte.

Sie wirkten alle drei nicht begeistert, uns zu sehen, wobei das durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte.

»Seht ihr mal lieber zu, dass ihr Land gewinnt!«, entgegnete Zachary. »Wie kommt es eigentlich, dass ihr solche Arschlöcher seid?«

Liebend gern hätte ich ihm das Grinsen aus dem Gesicht geprügelt.

»Er ist dicht.« Evan stieß mich mit dem Ellbogen an. »Lass uns gehen.«

Zachary zeigte mit dem Finger auf Evan. »Du bist dicht.«

»Ihr solltet ihn nach Hause bringen«, sagte Evan.

Josiah kniff die Augen zusammen. »Sag du uns nicht, was wir tun sollen.«

»Wir sind aber nicht in Stimmung, uns von eurem behämmerten Bruder blöd anquatschen zu lassen«, sagte ich leise und starrte Zachary herausfordernd an. Komm schon, Haven. Versuch’s nur.

Zachary stolperte nach vorn und schlug mit der Faust nach mir. Er war zu langsam, und ich konnte dem Schlag leicht ausweichen, dennoch hatte ich genug von dem Arschloch.

Mein linker Haken erwischte ihn am Kinn, als er sein Gleichgewicht noch nicht ganz zurückgewonnen hatte. Es war kein sehr harter Schlag, aber der Schmerz, der meinen Arm hinaufjagte, als meine Fingerknöchel gegen seinen Kiefer krachten, fachte meinen Zorn an. Ich stürzte mich auf ihn und legte ihm einen Arm um den Hals, um ihn in den Schwitzkasten zu nehmen, doch er entwand sich und rammte mir die Faust in die Rippen.

Ich grunzte, ignorierte allerdings die Stimmen um mich herum. Nichts konnte mich jetzt aufhalten. Ich startete einen weiteren Angriff und nutzte meinen Schwung, um ihn zu Fall zu bringen.

Als wir auf dem Gehweg aufschlugen, grunzte ich erneut und hörte gleichzeitig, wie die Luft aus Zacharys Lungen entwich. Die anderen schritten ein. Jemand rief meinen Namen, und Hände krallten sich in meine Jacke und versuchten, mich von ihm wegzuziehen. Immer mehr Hände schoben sich zwischen uns, um uns zu trennen.

Glühender Zorn brodelte in meinen Adern und verlieh meinen ermüdenden Muskeln neue Kraft. Eine weitere Stimme schrie etwas. Ein Teil meines Gehirns registrierte, wer das war, aber ich war zu sehr in Rage, um klar zu denken. Ich war im Kampfmodus und auf Zerstörung aus.

Schließlich packten mich mehrere Hände und zerrten mich von Zachary herunter. Ich wollte mich losreißen und wieder auf ihn werfen, doch kräftige Arme legten sich um meine Brust und drückten mir die Arme seitlich an den Körper. Langsam kam ich wieder zu Atem, und der rote Nebel, der meine Sicht getrübt hatte, begann, sich zu lichten.

Josiah hielt Zachary zurück, und Evan hielt mich fest umschlungen. Zwischen uns standen Jack Cordero, der Grace’ Stiefvater und der hiesige Sheriff war, und Brett Easton, einer seiner Deputys. Beide Männer waren in Uniform.

Das war nicht gut.

»Was soll das?«, fragte Jack mit tiefer Stimme. Er war ein Hüne von einem Kerl mit muskulösen Armen und einem dunklen Bart. Sein Blick wanderte von mir zu Zachary. »So was gibt es bei mir nicht. Ihr kommt beide mit.«

»Im Ernst?«, fragte Gavin.

»Halt den Rand, Gavin, sonst darfst du deinen Bruder begleiten!«, erwiderte Jack. »Ich dulde keine Prügeleien.«

Fuck. Wollte Jack uns ernsthaft verhaften? Ich sah von ihm zu Brett. Cops beugten sich der Fehde nicht, es spielte also keine Rolle, dass Jack ein angeheirateter Verwandter oder Brett mit den Havens befreundet war. Zachary und ich waren beide geliefert.

Jack bedeutete Brett, sich Zachary zu schnappen, und wandte sich dann Evan zu. »Ich nehme ihn.«

Evan ließ mich los. Jack warf mir einen scharfen Blick zu, der mich warnte, ja keine Dummheiten zu machen, und auch wenn ich immer noch wütend war, war ich nicht so blöd, mich einer Verhaftung zu widersetzen. Ich hörte ein Klicken, als Brett Zachary Handschellen anlegte. Jack drehte mich herum und legte auch mir welche an.

»Dann mal los.« Jack schob mich auf den Streifenwagen zu.

Ich stieg hinten ein und fragte mich, ob ich die Nacht im Gefängnis verbringen würde.

Kapitel 2

Annika

Ich war umgeben von Gläserklirren und gedämpftem Stimmengemurmel und rutschte unbehaglich auf meinem Stuhl hin und her, unsicher, ob ich die Beine übereinanderschlagen sollte oder nicht. Ganz ehrlich, warum war das so kompliziert? Immerhin war es ja nicht mein erstes Date.

Ich blickte an mir herunter und fragte mich, ob ich vielleicht besser etwas angezogen hätte, das weniger figurbetont war. Meine beiden besten Freundinnen, Isabelle und Marigold, hatten mich für das Date aufgetakelt, und beide hatten mir versichert, dass das schwarze Kleid mit dem tiefen Ausschnitt perfekt sei. Normalerweise vertraute ich den beiden, aber jetzt fühlte ich mich nackt, als könnten meine Brüste jeden Moment aus dem Ausschnitt hüpfen. Und an meinem ersten Date seit einer Ewigkeit konnte ich kein solches Malheur brauchen.

Kade lächelte mich über den Tisch hinweg an und schob sich einen weiteren Bissen in den Mund. O Gott, ich war dabei, es zu vermasseln. Wahrscheinlich spürte er mein Unbehagen und dachte, es läge an ihm.

»Entschuldige.« Ich hörte auf, in den Resten meines Abendessens herumzustochern.

»Wofür?«

»Keine Ahnung. Dass ich so einsilbig bin? Oder vielleicht bin ich das auch gar nicht. Allerdings habe ich das Gefühl, dass ich nervös rüberkomme. Das hat aber nichts mit dir zu tun. Ich hatte nur schon lange kein Date mehr.«

Das war die Untertreibung des Jahrhunderts. Tatsächlich kam es mir vor, als hätte mein letztes Date in einem anderen Leben stattgefunden. Wobei das in gewisser Weise sogar stimmte. Mein letztes Date war mit Josh Tennyson gewesen, der den zweifelhaften Ruf genoss, ganz oben auf der Liste der Dinge zu stehen, die meine Brüder hassten – worin diese sich ausnahmsweise sogar mit den Baileys einig waren. Nicht, dass ich ihnen einen Vorwurf machen konnte, dass sie ihn am liebsten windelweich geprügelt hätten.

Josh war schuld, dass ich alleinerziehend war.

»Mach dir deswegen keinen Kopf«, sagte Kade. »Alles gut.«

Ich lächelte und nippte an meinem Wein. Es gab keinen Grund für mich, mich so unwohl zu fühlen. Ich grübelte einfach zu viel. Trug ich das richtige Kleid? Stand mein Haar irgendwo ab? Hatte ich etwas zwischen den Zähnen? Hatte Thomas, mein Sohn, sich von Mom ins Bett bringen lassen?

Dabei mochte die Angst, etwas zwischen den Zähnen zu haben, noch legitim sein, nicht aber meine Zweifel an Moms Fähigkeiten, einen zweieinhalbjährigen Jungen zum Schlafen zu bewegen. Als ich vor drei Jahren nach Tilikum zurückgekehrt war – sitzen gelassen, schwanger und mit dieser Situation völlig überfordert –, hatten meine Eltern mich mit offenen Armen aufgenommen. Und ich wusste nicht, was ich ohne sie gemacht hätte, als Thomas geboren wurde. Sie waren immer eingesprungen, wenn ich eine Betreuung für ihn brauchte. Meine Mom hatte nicht nur die drei Söhne ihres ersten Mannes großgezogen, sondern dazu auch die drei Söhne meines Vaters aus erster Ehe und last but not least mich, ihr einziges gemeinsames Kind. Sie war eine Expertin im Umgang mit Kindern, und mein Dad war auch kein Anfänger.

Trotzdem fischte ich das Smartphone aus meiner Handtasche und vergewisserte mich, dass keine Nachrichten eingegangen waren.

Nichts.

Natürlich hatte ich bloß nach einer Nachricht von meinen Eltern geschaut. Nicht nach Nachrichten irgendwelcher anderen Leute. Schon gar nicht nach einer Nachricht von ihm.

»Du arbeitest also für Luke?«, fragte Kade.

»Ja, in Teilzeit. Und für Josiah. Ich helfe ihm bei der Verwaltung seiner Mietobjekte.«

»Interessant. Was sind denn das für Mietobjekte?«

»Zwei Blockhäuser etwas außerhalb. Gerade hat er ein drittes gekauft, das aber erst noch renoviert werden muss, bevor er es vermieten kann. Und du? Wolltest du schon immer zur Polizei?«

Kade arbeitete wie mein Bruder Garrett für das Sheriff Department. Sie waren beide Deputys, und Garrett war es auch gewesen, der dieses Date arrangiert hatte. Er hatte mich überredet, Kade eine Chance zu geben, und auch unsere übrigen Brüder davon überzeugt, dass Kade vertrauenswürdig sei. Was keine leichte Aufgabe war.

Ich versuchte, nicht beleidigt zu sein, weil sie zugestimmt hatten, da sie seinem Urteil vertrauten und nicht meinem. Obwohl ich ihnen eigentlich keinen Vorwurf machen konnte, dass sie an meiner Menschenkenntnis in Bezug auf Männer zweifelten. Dabei hatte ich mit Josh meine Lektion gelernt. Ich würde nie wieder auf den Charme eines Bad Boy hereinfallen.

Und ich versuchte auch, mich nicht daran zu stören, dass sie sich überhaupt in mein Liebesleben einmischten. Ich war achtundzwanzig und kein Teenager mehr, der von einem grünen Jungen mit Bartflaum und frisch gedrucktem Führerschein gestalkt wurde.

Aber so waren meine Brüder eben, und auch wenn sie wahnsinnig nervig sein konnten, liebte ich sie doch über alles. »Ja«, antwortete Kade. »Mein Dad war ein Cop und mein Großvater ebenso. Man könnte wohl sagen, es liegt mir im Blut.«

»War das auch in einer Kleinstadt wie Tilikum?«

»Nein. Ich bin in Südkalifornien aufgewachsen. Mein Großvater war einige Zeit bei der Stadtpolizei von L.A., und mein Dad hat für das Sheriff Department in L.A. County gearbeitet.«

»Das ist schon eine andere Nummer als unser verschlafenes Nest.«

»Kann man wohl sagen. Wenn man in Kalifornien von räuberischen Banden spricht, sind keine Eichhörnchen gemeint.«

Ich lachte. Die Eichhörnchen in Tilikum waren wirklich eine Plage. »Das glaube ich.«

Er lächelte wieder, und meine Grundstimmung wechselte von nervös zu verwirrt. Kade war attraktiv. Sehr attraktiv sogar. Er hatte einen anständigen Job und mochte Kinder, was mir aus naheliegenden Gründen wichtig war. Eigentlich sollte ich Schmetterlinge im Bauch haben, wenn er mich anlächelte, vielleicht sogar ein Kribbeln zwischen den Beinen fühlen, weil es echt lange her war.

Aber trotz des Grübchens auf einer Seite und des Lächelns, das sein markantes stoppeliges Kinn auflockerte, fühlte ich … nichts.

Kein Knistern. Kein Prickeln. Kein Erröten.

Andererseits war das vielleicht ganz gut so. Immerhin hatte das Knistern mir den ganzen Ärger mit meinem Ex eingebracht.

Kade langte in die Tasche und warf einen Blick auf sein Handy. Er legte die Stirn in Falten und schien beunruhigt.

»Alles okay?«, fragte ich.

»Na ja …« Er zögerte eine Sekunde. »Die Nachricht ist von Garrett. Einer deiner Brüder hat eine Anzeige wegen ungebührlichen Benehmens kassiert.«

Ich machte große Augen. »Welcher von ihnen?«

»Zachary.«

Im Grunde war das keine Überraschung. Wenn einer meiner Brüder in Schwierigkeiten geriet, dann am ehesten er.

»Ungebührliches Benehmen? Was heißt das?«

Kade sah mir in die Augen. »Im vorliegenden Fall, dass er sich in der Öffentlichkeit geprügelt hat.«

Er hatte sich geprügelt? O nein. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich hatte das ungute Gefühl, die Antwort auf meine nächste Frage schon zu kennen. Ich stellte sie trotzdem. »Und mit wem hat er sich geprügelt?«

»Mit einem von den Baileys.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß ja von der Fehde zwischen euren Familien, aber ehrlich gesagt kapiere ich das nicht.«

Ich verkniff es mir, zu fragen, um welchen von den Bailey-Brüdern es sich handelte, während Kade Garrett antwortete. Es spielte auch keine Rolle. Dass sie sich prügelten, war schlimm. Doch wenn er es gewesen war … war es noch schlimmer.

Eigentlich sollte es keinen Unterschied machen, aber für mich schon. Levi Bailey und ich sollten nicht befreundet sein. Ich sollte ihn nicht einmal persönlich kennen, ihn sprechen oder heimlich mit ihm schreiben, immer wenn ich eine Aufheiterung brauchte, weil er es jedes Mal schaffte, mir ein Lächeln zu entlocken.

»Ist jemand verletzt?«, fragte ich.

Er las noch eine weitere Nachricht. »Sieht nicht so aus. Ich glaube, Jack ist rechtzeitig eingeschritten, allerdings hat er beide mit auf die Wache genommen.«

»Er hat sie verhaftet? Aber warum denn?«

»Wahrscheinlich, um ein Exempel zu statuieren. Jeder weiß, dass die Stadt sich in ein Pulverfass verwandelt hat. Wenn wir eine Prügelei durchgehen lassen, wäre das das falsche Signal. Tut mir leid, dass Jack deinen Bruder festnehmen musste, aber er will nur, dass Ruhe herrscht.«

»Ich verstehe das schon. Vielleicht sollte ich hinfahren und sehen, ob ich irgendetwas tun kann.«

Er nicke. »Tu das. Ich kümmere mich um die Rechnung. Fahr du vor, ich komme nach.«

»Danke.«

Ich war mit meinem eigenen Wagen gekommen, weil ich mich wohler fühlte, wenn ich unabhängig davon war, nach Hause gebracht zu werden. Ich holte meinen Mantel und ging zu meinem Wagen. Als ich zum Büro des Sheriffs fuhr, dass am nördlichen Stadtrand gelegen war, hatte ich ein leichtes Kribbeln im Bauch. Wenn Jack Zachary und den Bailey eingesperrt hatte, mit dem er sich geprügelt hatte, würde es zwischen den Baileys und den Havens erst recht brodeln.

Natürlich war anzunehmen, dass sich im Büro des Sheriffs alle anständig benehmen würden, aber ganz sicher konnte man nicht sein, was passierte, wenn man zwei Alphatiere zusammen in einen Käfig sperrte.

Ich musste hin. Ich wusste, wie ich meine Brüder runterholen konnte. Und ich hoffte, dass auch auf Bailey-Seite jemand war, der deeskalierte. Kade hatte nämlich recht. Die Stadt hatte sich in ein Pulverfass verwandelt, und ein Funke würde reichen, dass es richtig knallte.

Straßenlaternen warfen Lichtkreise auf den Parkplatz, und ich stellte meinen Wagen neben Josiahs Truck ab. Dann eilte ich zum Eingang.

Der Eingangsbereich erinnerte mich an eine Tanzschule in der Mittelschule, wo die Jungs sich auf der einen Seite drängten und die Mädchen auf der anderen, wobei sie möglichst großen Abstand zueinander hielten. Nur dass in diesem Fall auf der einen Seite meine Brüder standen und auf der anderen Seite zwei Baileys. Anstelle des Lehrers, der Sorge trug, dass es auch sittsam zuging, stand Brett Easton vor dem Empfangstresen. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, und sein Ausdruck signalisierte: Denkt nicht mal dran!

Garrett war in Zivil, und ihm war anzusehen, dass er sich zwischen Pflicht und Loyalität zur Familie hin und her gerissen fühlte. Josiah und Luke tuschelten miteinander, behielten dabei aber die Männer auf der anderen Seite des Raums im Auge. Theo hatte ebenfalls seine muskulösen Arme gekreuzt, und ich war nicht sicher, ob die Schwester oder die Mutter in mir sich zuallererst fragte, ob er heute wieder an einer seiner Kopfschmerzattacken litt.

Ein Blick auf die Baileys verriet mir auch nicht, was ich wissen wollte – welcher von den Brüdern verhaftet worden war –, da nur zwei von ihnen da waren. Keiner von beiden war Levi, was jedoch nicht heißen musste, dass Levi sich mit Zachary geprügelt hatte. Es konnte ebenso gut einer von den anderen gewesen sein, wobei die beiden anderen Bailey-Brüder erst kürzlich Väter geworden waren, was eher dagegen sprach.

Das beklemmende Gefühl in meiner Brust wurde stärker, allerdings gab ich wie immer vor, die Baileys zu ignorieren, und eilte auf meine Brüder zu. »Was ist passiert?«

»Sie sind auf der Straße aneinandergeraten«, sagte Josiah. »Eigentlich war es gar nicht so schlimm, aber Jack hat trotzdem beide mitgenommen.«

»Wart ihr schon bei Z? Geht es ihm gut?«

»Ja, sieht ganz so aus«, meinte Josiah. »Wir warten bloß ab, ob Jack die zwei wirklich hierbehält.«

»Wissen Mom und Dad bereits Bescheid?«

»Nein«, entgegnete Josiah. »Wäre schön, wenn du das übernimmst.«

»Warum ich? Ich bin nicht diejenige, die sich auf offener Straße prügelt.«

»Du weißt selbst, dass sie es besser aufnehmen werden, wenn es von dir kommt«, mischte sich Luke ein. »Du hast so eine Gabe.«

Ich verdrehte die Augen. Meine Brüder hatten schon früh gelernt, dass wenn ihr Babysitter unseren Eltern von ihren Dummheiten erzählte, das Donnerwetter gemäßigter ausfiel.

Und jetzt fiel mir die Rolle des Friedensstifters zu. Das war bereits so gewesen, als ich selbst noch ein Kind gewesen war.

Die Tür schwang auf, und ich erhielt endlich die Antwort auf meine unausgesprochene Frage. Asher und Logan Bailey kamen herein. Beide hatten schlafende Säuglinge vor die Brust geschnallt.

Also hatte sich tatsächlich Levi mit Zachary angelegt.

Die Luft war so elektrisch geladen, dass sich die Härchen an meinen Armen aufrichteten. Ich hatte die Streiche, die meine Brüder und die Baileys einander spielten, immer albern gefunden, aber jetzt wünschte ich mir die unschuldigen alten Zeiten zurück.

Außerdem war mir bewusst, dass unsere Seite für die Eskalation verantwortlich war.

Ich hatte Josiah gesagt, er solle die Finger von Gram Baileys Land lassen. Zwar hatte ich seine Gründe verstanden, doch mir war auch klar gewesen, dass die Baileys das anders sehen würden. Mir war unverständlich, wie er hatte glauben können, dass er auch nur den Hauch einer Chance hatte, sich das Land anzueignen. Jedenfalls hatte das die Stimmung zwischen den verfeindeten Lagern verschärft.

Und nun wurde in der Stadt hinter vorgehaltener Hand erzählt, dass einer meiner Brüder die Bremsen an Logan Baileys Wagen manipuliert und damit Caras Unfall verursacht hatte. Niemals hatten meine Brüder so etwas getan. Ich weigerte mich strikt, das zu glauben. Ich hatte sie nicht einmal danach gefragt, weil das für sich allein schon eine Beleidigung gewesen wäre.

Aber Gerüchte entwickelten schnell ein Eigenleben, ob an ihnen etwas dran war oder nicht.

Die Tür öffnete sich erneut, und Kade trat ein. Er kam zu uns rüber und legte mir sanft die Hand ins Kreuz.

»Hey«, sagte er. »Wisst ihr schon, ob er sie doch gehen lässt?«

»Noch nicht«, antwortete Garret. »Und Jack lässt mich nicht nach hinten.«

»Kein Wunder«, sagte Kade und streichelte kreisförmig meinen Rücken. Ich war mir unschlüssig, wie ich diese intime Geste fand.

Die Tür neben dem Empfangstresen ging auf, und Sheriff Jack Cordero erschien. Er hatte als Chief Deputy angefangen und war im vergangenen Jahr zum Sheriff gewählt worden. Obwohl er Naomi Harris geheiratet hatte, deren Tochter wiederum mit Asher Bailey verheiratet war, verhielt er sich im Job gegenüber beiden verfeindeten Parteien absolut neutral. Vermutlich hatte nicht zuletzt das dazu geführt, dass er die Mehrheit davongetragen hatte.

»Hört mal alle zu!«, sagte er mit seiner dröhnenden tiefen Stimme. »Es interessiert mich nicht, wer ihr seid und wie ihr heißt. Ihr werdet in meiner Stadt keinen Krieg vom Zaun brechen, ist das klar?«

Ich ließ den Blick durch den Raum schweifen. Alle nickten.

»Das ist meine letzte Warnung.«

Ich seufzte erleichtert. Er würde sie gehen lassen.

Beide Seiten bedankten sich. Sheriff Cordero nickte, und Zachary trat durch die Tür, dicht gefolgt von Levi Bailey.

Das Herz schlug mir bis zum Hals. Levis braune Augen scannten den Raum und blieben nur eine Sekunde an mir hängen. Aber das war genug. Seine Kiefer mahlten, seine Nasenflügel bebten und er straffte seine breiten Schultern. Obwohl er meine Brüder nicht länger ansah als mich, strahlte er unübersehbar blanke Aggression aus.

Im Vorbeigehen warf er Kade einen Blick zu, und er kniff die Augen zusammen.

Instinktiv rückte ich von Kade ab, der die Hand von meinem Rücken nahm.

Ganz anders als Levi grinste Zachary breit. »Na, das nenne ich mal ein Empfangskomitee.«

Ich schlug nach seinem Arm. »Halt die Klappe! Du wärst um ein Haar verhaftet worden.«

Er zuckte die Achseln. »Wurde ich aber nicht.«

»Bist du betrunken?«

»Nein, aber danke, dass du von mir mal wieder das Schlimmste annimmst.« Er fuhr sich mit den Fingern durch das dunkelblonde Haar. »Also gut. Mag sein, dass ich ein paar Drinks hatte, als betrunken würde ich mich allerdings nicht bezeichnen.«

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Hast du angefangen?«

»Wie bitte? Ich? Niemals.«

»Dann weiß ich ja jetzt Bescheid.« Ich schüttelte den Kopf. »Was hast du dir nur dabei gedacht? Damit hättest du dir ernsthafte Schwierigkeiten einhandeln können.«

»Na ja, früher oder später musste es ja dazu kommen. Lass uns gehen, bevor Jack es sich noch anders überlegt und mich für die Nacht in einer Zelle einquartiert.«

Ich warf einen Blick rüber zu den Baileys, die bereits die Tür ansteuerten.

Evan, der größte von ihnen, hielt die Tür auf, während die anderen rausmarschierten. Levi blieb noch einmal kurz stehen und warf einen Blick über die Schulter.

Unsere Blicke trafen sich, und sofort hatte ich Schmetterlinge im Bauch.

Wortlos – was hätte er auch sagen sollen? – ging er hinaus.

Kapitel 3

Annika

Mein Wagen holperte über die ansteigende Kiesauffahrt, die zu meinem Elternhaus hinaufführte. Meine Eltern lebten in einem Blockhaus, das mein Dad und seine Brüder selbst gebaut hatten. Es stand auf einer Hügelkuppe, zwei Meilen außerhalb der Stadt, und vom Wohnzimmer aus konnte man durch die Kiefern die Lichter von Tilikum funkeln sehen.

Ich parkte vor dem Haus, ging hinein und schloss leise die Tür hinter mir. In der Diele war es dunkel. Aber eine Lampe neben der Couch tauchte das Wohnzimmer in gedämpftes Licht. Meine Eltern saßen nebeneinander, mein Dad ganz an einem Ende, und meine Mutter so dicht neben ihm, dass ihre Beine sich berühren mussten.

Dad drehte den Kopf und blickte über die Schulter. Mein Dad, Paul Haven, sah genau so aus, wie man sich einen Holzfäller vorstellte. Er hatte einen wuchtigen Oberkörper, unglaublich dicke Arme, stämmige Schenkel und war am ganzen Körper stark behaart. Sein dichter Vollbart und das Kopfhaar waren von grauen Strähnen durchzogen.

Er sagte nichts und begnügte sich mit einem Nicken zur Begrüßung.

»Hallo, Schatz«, sagte Mom. »Wie war dein Date?«

Meine Mom, Marlene, hatte, wie so oft, das braune Haar zu einem Knoten geschlungen. Sie trug eine Brille mit blauem Gestell und klapperte mit den Stricknadeln auf ihrem Schoß.

»Nett.« Ich hängte meine Jacke auf und gesellte mich zu ihnen. Im Holzofen brannte ein Feuer, und den Sims darüber zierten Fotos von mir und meinen sechs Brüdern in unterschiedlichen Rahmen.

»Nur nett?«, hakte Mom nach und warf mir über den Rand ihrer Brille hinweg einen prüfenden Blick zu.

Ich ließ mich auf den abgewetzten jeansblauen Sessel mit der hellblauen Strickdecke über der Rückenlehne fallen. »Nett ist doch gut.«

»Ach ja?«

»Nett ist besser als schlecht. Kade ist nett. Aber wir wurden beim Essen gestört.«

Dad blickte von der Zeitschrift auf, in der er gerade las, und Mom zog fragend die Brauen hoch.

Ich holte tief Luft. Obwohl Neuigkeiten sich in Tilikum verbreiteten wie ein Lauffeuer, hatten sie offenbar das Neueste noch nicht gehört. »Z hat sich geprügelt. Sheriff Cordero musste dazwischengehen und hat beide Streithähne mit aufs Revier genommen. Dann hat er sie aber doch gehen lassen, ohne Anzeige zu erstatten.«

»Gottverdammt«, grollte Dad.

»Welcher von den Baileys war es?«, wollte Mom wissen.

Ihre Annahme, dass Zachary sich mit einem Bailey geprügelt hatte, war nicht weiter überraschend. Sie wusste so gut wie jeder andere, wie explosiv die Stimmung zwischen den Brüdern beider Familien inzwischen war.

Trotzdem fiel es mir schwer, ein ausdrucksloses Gesicht zu machen, als ich antwortete. »Levi.«

»Und worüber sind sie in Streit geraten?«, fragte sie.

»Das weiß ich nicht. Ich war ja beim Essen, als es passiert ist, und Z hat sich nicht dazu geäußert. Der Sheriff war allerdings richtig sauer. Er hat alle gewarnt, einen Krieg vom Zaun zu brechen.«

»Dazu ist es zu spät«, murmelte Dad.

Mom warf ihm einen Blick zu, und kurz flackerte Verärgerung in ihren Augen auf. Sie war so neutral, wie man es in dieser Stadt nur sein konnte, was umso bemerkenswerter war, als sie eine Haven war.

Regelmäßig überschritt sie die feindlichen Linien, um sich mit anderen Frauen, darunter Gram Bailey, der Matriarchin des Bailey-Clans, zum Strick und Sprit-Abend im Knotty Knitter zu treffen. Wobei es einige Zeit her war, seit sie das letzte Mal hingegangen war. Vermutlich waren die Spannungen so spürbar geworden, dass sie auch vor einer Handarbeitsgruppe nicht haltmachten.

»Geht es Zachary gut?«, fragte sie.

»Ja. Ich glaube, es war bloß eine harmlose Rauferei.«

Dad brummte. »Wenn er noch mal so einen Mist baut, versohle ich ihm persönlich den Hintern.«

Meine Gedanken wanderten wieder zu Levi. Ging es ihm gut? Ich wusste, dass er nicht verletzt war, doch er hatte richtig wütend ausgesehen. Dieser Ausdruck auf seinem Gesicht, als er den Eingangsbereich durchquert hatte. So finster und verschlossen.

Ob er weiterhin mit mir schreiben würde?

Ich wollte ihm gern eine Nachricht schicken, wusste aber nicht, ob das eine gute Idee war.

»Wie hat es mit Thomas geklappt?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln.

»Er hat sein Abendessen fast aufgegessen und sich brav ins Bett bringen lassen.«

»Danke noch mal, dass ihr auf ihn aufgepasst habt.«

Mom lächelte. »Das ist doch selbstverständlich. Es macht mir Freude. Wenn du willst, kann er morgen wieder zu Oma und Opa kommen. Garrett und Taylor bringen auch Owen vorbei.«

»Das würde Thomas bestimmt gefallen«, sagte ich. Mein siebenjähriger Neffe Owen war sehr lieb zu Thomas. »Marigold drängt mich schon die ganze Zeit zu einem neuen Haarschnitt. Vielleicht kann sie mich morgen noch irgendwo dazwischenquetschen.«

»Klingt gut«, sagte Mom.

Es fiel mir schwer, nicht auf der Stelle nach dem Handy zu greifen und nachzusehen, ob Levi mir geschrieben hatte. Er war dicht an mir vorbeigegangen. Ich konnte mich nicht erinnern, wann wir uns das letzte Mal so nah gewesen waren.

Natürlich war es albern, mir einzubilden, dass Levi in dieser Situation an mich denken würde. Er hatte sich geprügelt und war verhaftet worden. Da hatte er sicher Besseres zu tun, als mir zu schreiben.

»Ich gehe dann auch mal schlafen.« Ich stand aus dem Sessel auf. »Noch mal vielen Dank, dass ihr auf Thomas aufgepasst habt.«

»Gute Nacht«, sagte Mom.

Dad brummte etwas Unverständliches, so wie das Männer, die ihren Lebensunterhalt mit harter Arbeit draußen in den Wäldern verdienten, eben taten.

Ich holte mein Smartphone aus der Handtasche. Das Lämpchen, das den Eingang von Nachrichten signalisierte, leuchtete. Sofort schlug mein Herz schneller, und es kribbelte im Bauch. Als ich den Messenger öffnete, folgte die Ernüchterung.

Die Nachricht war von meiner Freundin Isabelle, die fragte, wie mein Date gelaufen war.

Seufz.

Auf dem Weg zu meinem Zimmer blieb ich vor Thomas’ Tür stehen und warf einen Blick auf das Bett. Er schlief tief und fest in dem neuen großen Bett, das Dad für ihn gebaut hatte. Da ich nicht riskieren wollte, ihn zu wecken, warf ich ihm eine Kusshand zu und schloss dann leise die Tür.

Mein Zimmer war gleich nebenan. Als ich wieder bei meinen Eltern eingezogen war, hatte Mom mir beim Renovieren geholfen. Anschließend hatten wir die Etagenbetten der Jungs durch ein hübsches Doppelbett mit passendem Nachttisch und Kleiderschrank ersetzt. Über eine Glasschiebetür gelangte man auf einen kleinen Balkon mit einem Bistrotisch und zwei Stühlen. Außerdem war Platz genug für meinen Werktisch, und Dad hatte mir Regale und Holzkisten für meine ganzen Utensilien gebaut.

Tatsächlich konnte man sagen, dass ich bastelsüchtig war.

Ich ließ mich auf das Bett fallen und schickte Isabelle eine kurze Antwort. Es sei nett gewesen, und ich würde ihr morgen mehr erzählen. Danach wechselte ich zu meinem letzten Nachrichten-Thread vor dem Date.

Romeo.

Wahrscheinlich war es albern, dass ich ihn in meinen Kontakten als Romeo abgespeichert hatte. Es war ja nicht so, als wären wir ein heimliches Liebespaar. Und heute kam es mir erst recht vor wie ein schlechtes Omen. Immerhin war Romeo und Julia eine Tragödie. Ich hasste die Vorstellung, dass auch die Fehde zwischen unseren Familien irgendwann eine tragische Wende nahm.

Ich hatte einen anderen Namen gewählt, damit niemand zufällig dahinterkam, dass wir einander schrieben. Vor allem meine Brüder durften nichts davon erfahren, auch wenn die Nachrichten, die ich mit Levi austauschte, harmlos waren.

Jetzt erst recht.

Bevor ich es mir anders überlegen konnte, schickte ich ihm eine kurze Textnachricht.

Ich: Bist du okay?

Mit wild klopfendem Herzen wartete ich. Was regte ich mich so auf?

Wahrscheinlich war er längst im Bett. Oder er trank mit seinen Brüdern ein Bier.

Trank Levi überhaupt Bier? Auch das gehörte zu den Dingen, die ich nicht von ihm wusste.

Ich war überzeugt davon, dass ich Levi in mancher Hinsicht besser kannte als jeder andere – und er mich. Wir hatten uns – natürlich heimlich – auf der Highschool angefreundet. Im letzten Jahr waren wir im selben Englischkurs gewesen und unsere Lehrerin hatte uns anonyme Partner zugeteilt, die unsere Arbeit bewerten sollten. Sie hatte sich von der Anonymität ein ehrlicheres Feedback versprochen.

Ich wusste nicht, ob sie absichtlich eine Haven und einen Bailey miteinander verpaart hatte oder ob es Zufall gewesen war. Immerhin hatten wir ja nie erfahren sollen, wer unser »Kritiker« war.

Anfangs hatte ich es auch nicht gewusst. Mir war bloß klar geworden, dass mein Partner aufmerksam, klug und witzig war. Und die Anonymität hatte uns einen ungezwungenen Austausch ermöglicht, so dass wir uns einander mit der Zeit immer persönlichere Kommentare geschrieben hatten, da die Lehrerin den Austausch ja nicht zu sehen bekam, sondern nur das Endergebnis.

Und dann, eines Tages, hatte eine Telefonnummer auf der Rückseite einer meiner Arbeiten gestanden.

Ich war natürlich schon neugierig gewesen, wer mein Partner war, und hatte im Englischunterricht bereits öfter den Blick über die anderen schweifen lassen und überlegt, wer es wohl sein könnte. Ich war ziemlich sicher, dass es sich um einen Jungen handelte. Aber um welchen?

An diesem Tag hatte ich nach der Schule mit klopfendem Herzen eine Nachricht an die Telefonnummer geschickt. Er hatte sofort geantwortet. Und so war aus den sporadischen Nachrichten ein täglicher Austausch geworden.

Als ich einige Wochen später den Englischkurs betreten hatte, neugieriger denn je, wer mein unbekannter heimlicher Freund sein mochte, hatte Levi Bailey mir zugezwinkert.

Selbst nach all der Zeit hatte ich auf der Stelle Schmetterlinge im Bauch, wenn ich an dieses Zwinkern dachte. An den Moment, als ich erkannt hatte, dass er es war. Ich war gleichzeitig euphorisch und traurig gewesen, weil mir klar gewesen war, dass es, wie sehr ich ihn auch mochte, immer bei einer geheimen Freundschaft bleiben würde, die sich auf anonymes Feedback und Nachrichten beschränkte.

Im darauffolgenden Jahr war ich aufs College gegangen, und in der ganzen Aufregung mit neuen Freunden, einem völlig neuen Umfeld, Teilzeitjobs, Vorlesungen und Lernen waren unsere Nachrichten immer weniger geworden, bis der Kontakt schließlich ganz abgebrochen war.

Zwar dachte ich nach wie vor an ihn, aber der Abstand zu Tilikum hatte es mir leichter gemacht, ihn aus meinen Gedanken zu verdrängen. Ich hatte mir fern von meiner Heimatstadt und der Fehde zwischen unseren Familien ein neues Leben aufgebaut und dachte, es sei besser so. Als Teenager war ich in ihn verknallt gewesen, aber es hatte nie eine reelle Chance bestanden, dass eines Tages mehr daraus werden könnte. Ich hatte mich selbst davon überzeugt, es sei das einzig Richtige gewesen, mich von ihm zu lösen.

Und vielleicht hatte ich damit sogar recht gehabt.

Doch als ich Jahre später nach Tilikum zurückgekehrt war, war plötzlich eine Nachricht von ihm aufgepoppt. Er hatte gefragt, wie es mir ging, und seitdem schrieben wir wieder heimlich miteinander.

Als er nach mehreren Minuten noch nicht geantwortet hatte, legte ich das Handy auf den Nachttisch und machte mich bettfertig. Es war okay. Eine Antwort von Levi Bailey war nicht so wichtig, dass ich mir deswegen die halbe Nacht um die Ohren schlug. Er war ein Freund, und ich machte mir Sorgen um ihn, das war alles. Aber ich würde mir keinen Kopf machen, wenn ich von ihm keine Reaktion auf meine Nachricht bekam.

Oder höchstens ein bisschen.

***

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte er immer noch nicht geantwortet.

Isabelle und Marigold hingegen hatten unseren Gruppenchat bombardiert und erwarteten einen detaillierten Bericht zu meinem gestrigen Date. Ich bat sie, sich zu gedulden, bis Thomas gefrühstückt hatte, ließ aber bereits anklingen, dass es nicht viel zu erzählen gab.

Während ich am Herd stand und Rührei briet, kündigte der Signalton den Eingang weiterer Nachrichten an. Thomas saß am runden Küchentisch und machte Motorgeräusche, während er ein Spielzeug-Feuerwehrauto vor sich vor- und zurückrollen ließ. Auf einer Seite stand sein Haar vom Kopf ab, und er trug noch seinen Schlafanzug mit den Feuerwehrautos.

Feuerwehrautos waren seine neueste Leidenschaft. Er konnte gar nicht genug von ihnen bekommen und trug das Spielzeugauto ständig mit sich herum.

Ich stellte den Teller mit dem Rührei vor ihn hin und leistete ihm mit einer Tasse Tee Gesellschaft, während er aß.

Ich:Es gibt keine schmutzigen Details, fürchte ich. Kade ist nett, aber der Funke ist nicht übergesprungen.

Marigold:Das tut mir ja so leid für dich. Ich hatte gehofft, du wärst heute im siebten Himmel.

Isabelle:Und ich hatte gehofft, du wärst nach einer leidenschaftlichen Liebesnacht fix und fertig.

Ich:Weder das eine noch das andere. Sorry.

Marigold:Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Ist ja nicht deine Schuld.

Isabelle:Wirst du noch mal mit ihm ausgehen?

Ich:Weiß ich noch nicht.

Isabelle:Wenn du unsicher bist, eher nicht. Gib dich nicht mit dem Erstbesten zufrieden.

Marigold:Sehr richtig. Du hast jemanden ganz besonderes verdient.

Ich:Danke. Und keine Angst. Ich suche weiter.

Bei mir musste alles stimmen. Ich hatte einen Sohn. Wenn jemand Teil seines Lebens werden sollte, musste das schon ein ganz außergewöhnlicher Mann sein. Außerdem hatte ich bereits einmal danebengegriffen, und auch wenn ich Thomas nicht mehr missen wollte, hatte er mein Leben doch erheblich verkompliziert. Beispielsweise hätte ich niemals gedacht, dass ich eines Tages alleinerziehend war und wieder bei meinen Eltern wohnen würde.

Ich nahm einen Schluck Tee und berichtete Isabelle und Marigold vom gestrigen Abend. Sie waren von der Schlägerei ebenso wenig überrascht wie meine Eltern.

Auch sie ahnten nichts von meiner Freundschaft mit Levi.

Ich habe immer mal wieder daran gedacht, ihnen davon zu erzählen. Schließlich hatte ich nichts zu verbergen. Wir schrieben uns nur, mehr nicht. Wir trafen uns ja nicht heimlich. Das war völlig ausgeschlossen. Und die beiden waren meine besten Freundinnen. Sie würden es verstehen.

Und doch hatte ich das Gefühl, dieses eine Geheimnis für mich behalten zu müssen. Vielleicht befürchtete ich ja auch, dass der Zauber verblassen würde, sobald jemand anders davon wusste.

Als Thomas gerade aufgegessen hatte, kam Mom herein und bot an, ihn anzuziehen. Ich bedankte mich und räumte die Küche auf. Der Mülleimer war voll, und ich beschloss, der Eiseskälte zu trotzen und ihn rauszubringen.

Ich schnappte mir den Beutel und ging zur Seitentür. Die Verandadielen knarzten unter meinen Füßen, und der kalte Wind wehte geradewegs durch meinen Pullover. Als ich den Beutel in die Tonne warf, stieg mir ein eigentümlicher Geruch in die Nase. Rauch. Und nicht irgendein Rauch. Zigarettenrauch.

Er würde doch nicht …

Ich folgte dem Geruch, der immer stärker wurde, je näher ich Dads Werkstatt kam. Er hatte jahrelang geraucht, hatte jedoch vor einem Monat – mal wieder – aufgehört.

Aber ebenso eindeutig rauchte jemand in der Werkstatt.

Ich bog um die Gebäudeecke. »Dad, was machst du da?«

Er fuhr erschrocken zusammen und ließ die brennende Zigarette fallen. »Verdammt.« Er trat sie aus. »Was soll das? Willst du, dass ich einen Herzinfarkt bekomme?«

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Im Gegenteil: Genau das will ich verhindern. Du darfst nicht rauchen.«

Er funkelte mich böse an. Mit seinem dunklen Vollbart und den buschigen Brauen mochte er andere einschüchtern, aber mich nicht.

»Sieh mich nicht so an«, sagte ich ungerührt. »Die Dinger bringen dich um. Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass mir deine Gesundheit am Herzen liegt.«

Er brummte unwillig.

Ich zog die Brauen hoch.

Brummend griff er in die Tasche und händigte mir die Zigarettenpackung aus.

»Sind das alle?«

»Ja. Ich habe bloß eine Packung gekauft. Nur ein oder zwei am Tag …«

»Das reicht, um dich umzubringen«, fiel ich ihm ins Wort. »Außerdem bleibt es nicht dabei.«

Er wandte den Blick von mir ab und brummte etwas, das ich als Zustimmung deutete.

»Ich meine es doch nur gut.«

»Ich weiß, ich weiß.« Er rieb sich den Bart. »Du hast ja recht. Nimm sie mit.«

»Hast du noch Nikotinkaugummis?«

Er klopfte seine Taschen ab. »Irgendwo müssten noch welche sein.«

»Versuch es noch mal damit. Vielleicht fällt es dir dann leichter.«

Seine Züge wurden weicher, und fast lächelte er. »Okay.«

Ich trat vor ihn und umarmte ihn. »Ich hab’ dich lieb.«

»Ich dich auch, Kleines.«

Ich brach die Zigaretten durch und warf die Packung in den Mülleimer. Ich glaubte nicht, dass er sie wieder herausfischen würde, achtete aber trotzdem darauf, dass sie in möglichst unappetitlichem Abfall landeten.

Es war nicht leicht, gegen eine Sucht anzukämpfen, und ich fühlte mit ihm, doch seine Gesundheit ging nun einmal vor.

Ich ging zurück in die Küche und fragte mich, warum er wieder mit dem Rauchen angefangen hatte. War es der Stress wegen Zachary? Dad war nicht der Mitteilsamste, aber er liebte seine Kinder, und ich wusste, dass er sich um uns sorgte.

Auf dem Weg in Thomas’ Zimmer warf ich noch einen Blick auf mein Handy. Immer noch nichts von Levi. Ich wusste selbst nicht, wieso mich das so nervös machte.

Doch der finstere Ausdruck in seinen dunklen Augen, als unsere Blicke sich begegnet waren, ging mir einfach nicht aus dem Kopf.

Kapitel 4

Levi

Gavin und ich umkreisten einander. Wir waren beide total ausgepowert. Mein graues TFD-Shirt war schweißgetränkt und ich atmete schwer, aber das war genau das, was ich jetzt brauchte. Als ich heute Morgen aufgewacht war, war ich immer noch angepisst gewesen wegen des Vorabends, doch beim Training mit Gav in der vergangenen Stunde hatte ich etwas von meiner Aggression abgebaut.