Richtig lernen. Dein Guide für Schule und Studium - Elena Handtrack - E-Book

Richtig lernen. Dein Guide für Schule und Studium E-Book

Elena Handtrack

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Beschreibung

Lernen gehört sowohl in der Schule als auch in der Uni zum Alltag dazu — aber wie lernt man eigentlich wirklich zielgerichtet und effizient? Dieser Lern—Guide schließt auch diese Wissenslücke und gibt den Leser*innen Lernmethoden mit an die Hand, um sich auf alle verschiedenen Prüfungsarten wie Klausuren, Präsentationen und Co. vorzubereiten. Vom ersten Unterrichtstag des Schuljahres oder Semesters bis zum Tag der Prüfung — bestens vorbereitet! Der ultimative Ratgeber für Schüler*innen und Studierende, die ihre Noten verbessern oder einfach stressfrei durch die Klausurenphasen kommen möchten.

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Für meine Mama, die mir alle Türen geöffnet hat, die für sie selbst verschlossen waren.

Für meinen Papa, der sich diesen Titel verdient hat.

Für meinen Freund, auf den ich immer zählen kann.

Einleitung

Aussagen wie »Fang bloß nicht zu spät mit dem Lernen an« hat wohl jeder schon einmal gehört. Aber wie man richtig lernt, wird einem in der Schule normalerweise nicht beigebracht, obwohl es zentral für den schulischen und späteren universitären Erfolg ist. Mit diesem Buch möchte ich diese Lücke schließen. Es ist das Buch, das ich mir selbst während meiner Schulzeit gewünscht hatte. Damals wollte ich mich schulisch verbessern – nach unten war zu dieser Zeit sowieso nicht mehr viel Potenzial. Aber als ich damit beginnen wollte, merkte ich recht schnell, dass ich nicht weiß, wie ich überhaupt gut lerne. Deswegen habe ich dieses Buch geschrieben: Es ist der Guide, der meinem jüngeren Ich mit allen Fragen und Problemen rund ums Lernen geholfen hätte. Es ist aber auch nach der Schule nicht zu spät, um richtiges Lernen zu lernen. Daher richtet sich dieses Buch nicht nur an Schüler, sondern auch an Studenten. Viele Skills aus deiner Schulzeit kannst du in deine Universitätszeit übertragen. Es gibt jedoch einige Unterschiede zwischen Schule und Universität. Daher wirst du an einigen Stellen in diesem Buch zum Beispiel Hinweise auf unterschiedliche Erwartungen an Schüler und Studenten finden. Falls du dieses Buch also als Schüler gekauft hast, kannst du es auch später noch nutzen, um dir die Eingewöhnung in die Universität zu erleichtern. Wenn du schon als Student mit den Unterschieden zwischen Schule und Studium vertraut bist, kannst du dich rein auf die für die Universität empfohlenen Techniken fokussieren.

Am Anfang meiner Schulzeit lernte ich für alle Fächer gleich, nämlich gar nicht. Doch dann packte mich der Ehrgeiz, denn ich hatte mir in den Kopf gesetzt, Jura an einer renommierten Universität studieren zu wollen. Und um dafür zugelassen zu werden, brauchte ich unbedingt bessere Noten. Daher begann ich, mich mit Lernmethoden zu beschäftigen und mir selbst beizubringen, wie ich richtig lerne. Durch effektives Lernen konnte ich dann mit 16 Jahren über ein Stipendium an ein Internat in Hongkong gehen und dort meinen Schulabschluss machen. Danach ging es mit mehreren Stipendien für mein Jurastudium an die Universität Cambridge. Und dank guter Noten in diesem Studium wurde eines meiner Stipendien auch auf mein Masterstudium in Tübingen erweitert.

Natürlich muss nicht jeder, der dieses Buch liest, ein Einserschüler werden. Es geht vielmehr darum, dir zu zeigen, wie du deine Ziele erreichen kannst – ganz egal, wie sie aussehen. Dieses Buch unterstützt dich dabei, wenn du einen Top-Abschluss machen willst und für einen Einserschnitt lernst. Genauso gut hilft es dir aber auch, wenn du einfach nur mit möglichst wenig Zeitaufwand Klausuren und Prüfungen bestehen möchtest, um möglichst viel Zeit für andere Dinge zu haben, etwa für deine Hobbys.

Damit wir uns dem Thema Lernen ohne falsche Vorstellungen nähern können, schauen wir uns zuerst einige Denkfehler zum Thema Lernen an. Da erfolgreiches Lernen nicht erst in der Klausurenphase beginnt, schauen wir uns danach an, wie du dich in der Schule oder Universität organisieren kannst. Dazu gehört beispielsweise, wie du deine Zeit planst, dafür sorgst, dass du einen Überblick über deine Aufgaben behältst, und vieles mehr. Anschließend betrachten wir verschiedene Lernmethoden und für welche Arten von Lernen diese besser oder schlechter geeignet sind. So lernt man beispielsweise anders für Fremdsprachen als für Mathe-Klausuren. Je nach anstehender Prüfung bereitest du dich anders vor. Deswegen betrachten wir dann, wie du dich auf Klausuren, Präsentationen und wissenschaftliche Arbeiten (zum Beispiel eine Bachelorarbeit) vorbereitest. In diesen Kapiteln erfährst du etwa, wie du dir deine Zeit beim Schreiben einer Bachelorarbeit einteilst oder einen effektiven Lernplan für eine Klausur erstellst. Passend zu diesen Dingen wirst du an einigen Stellen auch Hinweise auf Templates finden, die du dir herunterladen und nutzen kannst. Alle Templates findest du über diesen QR-Code:

In diesem Buch geht es zwar hauptsächlich ums Lernen, jedoch werden wir im letzten Kapitel auch noch behandeln, warum Lernen nicht alles im Leben ist. Am Ende des Buchs findest du dann noch eine Übersicht verschiedener digitaler Tools, die in den einzelnen Kapiteln erwähnt wurden. So kannst du diese nach dem Lesen schnell wiederfinden, ohne lange im Buch blättern zu müssen.

Ich hoffe, dass dieses Buch dir in den verschiedenen Phasen deines Lebens hilft, beim Lernen erfolgreich zu sein – und auch Spaß dabei zu haben. Es reicht nicht, nur dieses Buch zu lesen, um erfolgreich zu lernen – du musst die Methoden dann auch anwenden. Daher findest du immer wieder Tipps, wie du verschiedene Lernhilfen umsetzen kannst.

Richtiges Lernen hat mein Leben sehr ins Positive verändert. Denn es hat mir nicht nur zu besseren Noten verholfen und mir Stipendien und Auslandsaufenthalte ermöglicht – vor allem hatte ich dadurch auch mehr Ruhe und Selbstbewusstsein. Wer richtig lernt, ist ab Tag eins des Unterrichts gut organisiert. Wenn die Klausurenphase heranrollt, bleibt man ruhig, denn man hat sich schon darauf vorbereitet und weiß, dass man eine machbare To-do-Liste vor sich hat. Ich hoffe, dass du diese Ruhe und dieses Selbstvertrauen in dein Können durch richtiges Lernen auch bekommen wirst.

In diesem Buch wirst du an verschiedenen Stellen mehrere Symbole finden. Der Sinn dahinter ist es, dir das Nachschlagen in dem Buch zu erleichtern. Dieses Buch ist so gedacht, dass du es dir einmal durchliest, um ein für deine jetzige Lage passendes System zum Lernen zu finden. Du sollst aber auch immer wieder zu diesem Buch zurückkehren können, wenn du erneut Tipps brauchst. Falls du das Buch beispielsweise als Schüler kaufst, kannst du auch immer wieder darauf zurückgreifen, wenn du in der Universität das erste Mal vor einer Seminararbeit sitzt. Damit du dafür die wichtigsten Informationen schnell wiederfinden kannst, habe ich folgende Informationen markiert:

Tipps: Eine Glühbirne am Seitenrand weist dich auf Dinge hin, die du in deine Lernroutine übernehmen könntest, um besser zu lernen.

Begriffserklärungen:

Wichtige Begriffe, wie beispielsweise die Bedeutung verschiedener Lernmethoden, findest du bei diesem Symbol in einem Kasten. So kannst du beim erneuten Durchschauen des Buchs schnell auf diese Definitionen zurückgreifen.

Zusammenfassungen:

Am Ende von umfangreichen Kapiteln findest du die wichtigsten Informationen noch mal zusammengefasst. Diese können dir insbesondere dann helfen, wenn du nach dem ersten Lesen des Buchs noch mal etwas nachschauen möchtest.

Ich empfehle dir, während des ersten Lesens einen Textmarker zu benutzen, damit du auch weitere für dich wichtige Tipps markieren kannst. Dadurch kannst du auch diese später schnell wiederfinden. Ich hoffe sehr, dass dieses Buch ein hilfreicher Begleiter für dich beim Lernen sein wird, damit du deine Ziele erreichen kannst. Ich drücke dir die Daumen!

Viel Spaß und Erfolg,

Elena

1 - Typische Lernfehler

Was man sich genau unter dem Begriff Lernen vorstellt, variiert von Person zu Person. Für manche bedeutet Lernen das Schreiben von Zusammenfassungen, andere wiederholen fleißig Karteikarten und wiederum andere schreiben eine Übungsklausur nach der anderen. Wenn du dieses Buch in der Hand hältst, passt deine Vorstellung vom Lernen vermutlich nicht so gut zum Erreichen deiner Ziele, wie du es gerne hättest. Damit du eine für dich funktionierende Lernmethode finden kannst, musst du wissen, was beim Lernen zählt (und was nicht). Daher schauen wir uns jetzt erst einmal verschiedene Denkfehler in Bezug auf das Thema Lernen an. Was hält dich beispielsweise vom effektiven Lernen ab? Musst du nur die richtige Lernmethode finden, und dann klappt es? Oder fehlt dir eigentlich nur ein Motivationsschub? Eine gute Lernmethode an der Hand zu haben reicht leider nicht aus. Und sogar die größte Motivation wird dir nicht zwangsläufig einen Einserschnitt verschaffen. In diesem Kapitel schauen wir uns noch mehr solche falschen Vorstellungen über das Lernen an. Nachdem wir diese gängigen Denkfehler aus dem Weg geräumt haben, können wir das Thema Lernen von Grund auf angehen.

»Hauptsache bestehen«

Nicht jeder hat das Ziel, auf dem Zeugnis einen Einserschnitt zu sehen, und das ist auch vollkommen in Ordnung. Dennoch ist eine Zielsetzung beim Lernen wichtig. Mit einem Ziel vor Augen sieht man in seinen Bemühungen auch einen Sinn, und es fällt viel leichter, dauerhaft am Ball zu bleiben. Die Aussagen »Hauptsache bestehen« oder »4 gewinnt«, die man unter Schülern und Studenten kennt, klingen auch erst mal nach einem Ziel. In meiner Erfahrung reichen diese vermeintlichen Zielsetzungen jedoch meistens nicht aus. Denn einfach nur nicht durchfallen zu wollen ist ein recht schwaches Ziel. Starke Ziele sind mit etwas verbunden, das für dich von Bedeutung ist. Schwache Ziele hingegen haben für dich keine emotionale Bedeutung, und daher bist du weniger stark in das Erreichen dieser Ziele involviert.

Zu der Aussage, dass das reine Bestehen ein schwaches Ziel ist, gibt es immer Ausnahmen – viele werden zum Beispiel in ihrer Universitätszeit Kurse belegen (müssen), die ihnen nicht liegen. Dann kann auch das Bestehen ein großes Ziel sein, auf das man hinarbeitet. Wenn du beispielsweise einen Pflichtkurs zu Statistik belegen musst und dieser dir sehr schwerfällt, dann kann es schon ein starkes Ziel sein, zumindest zu bestehen. Dies kann auch mit einem größeren Ziel von dir verbunden sein, nämlich dem Erhalt deines Abschlusses.

Aber wenn nur das einfache Bestehen dein einziges Ziel in Bezug auf all dein Lernen darstellt, dann solltest du dich fragen, ob du wirklich starke Lernziele hast. Wofür lernst du? Was ist dein Ziel mit deiner Bildung? Möchtest du damit einen bestimmten Beruf ausüben? Dich für Stipendien qualifizieren? Den Numerus clausus (NC) für einen ­bestimmten Studiengang erreichen? Für die meisten von uns ist auch eine gute Note allein nicht Grund genug, um sich anzustrengen. Überlege dir dafür folgendes Beispiel: Du studierst Jura und möchtest später als Rechtsanwältin im Bereich Datenschutz arbeiten. Neben deinen regulären Kursen besuchst du aus Interesse noch einen Kurs über altägyptische Bauweisen. Deine Universität würde dich in diesem Kurs zwar die Klausur mitschreiben lassen, aber du weißt, dass dir der Kurs für deine Karrierepläne nicht wirklich von Nutzen sein wird. Das Thema des Kurses interessiert dich zwar, aber für die Klausur müsstest du viele Jahreszahlen mit ihren dazugehörigen Bauweisen auswendig lernen, und allein das wird dich einiges an Zeit kosten. In derselben Woche wirst du auch eine Klausur im Zivilrecht schreiben. Diese ist für deinen Abschluss wichtig. Würdest du dich nur für eine gute Note intensiv auf die Klausur in dem optionalen Kurs vorbereiten? Oder dich zumindest so gut vorbereiten, damit du bestehst? Oder die Klausur überhaupt mitschreiben?

Die meisten von uns würden vermutlich Nein zu allen drei Fragen sagen und sich lieber auf die juristischen Prüfungen vorbereiten. Warum? Weil diese mit einem stärkeren Ziel verbunden sind, nämlich dem Berufswunsch. Das reine Bestehen ist für die meisten von uns ein ziemlich schwaches Ziel. Deswegen ist es gut, sich manchmal daran zu erinnern, wofür man eigentlich lernt. Das wird einem nicht dauerhaft einen Motivationsschub verschaffen, der zum Lernen anreizt, aber es verleiht dem Lernen einen Sinn, und das macht es wesentlich leichter, der eigenen Faulheit und Prokrastination den Kampf anzusagen.

Warum Lernziele sinnvoll sind

Starke Lernziele motivieren. Denn mit einem Ziel vor Augen sieht man einen Sinn im Lernen. Es fällt wesentlich leichter, sich für etwas anzustrengen, das einem beim Erreichen eines Ziels hilft, als wenn man die mühsame Aufgabe ohne Grund ausführt. Seien wir einfach mal ehrlich: Wie viele von uns hätten ihren Nebenjob als Schüler, wie beispielsweise Zeitungen austragen, auch ohne Gehalt gemacht? Ich hatte bei meinen Nebenjobs als Schüler immer bestimmte Ziele, wie zum Beispiel das Sparen auf meine erste Kamera oder auch nur die Möglichkeit, mir jeden Monat ein paar Bücher kaufen zu können.

Fürs Lernen wird man natürlich nicht bezahlt, aber es zahlt sich auf viele andere Arten aus: sei es, dass du mit Hilfe guter Noten ein Stipendium bekommen, dich an einem Sprachaustausch oder Auslandssemester qualifizieren willst. Oder möchtest du vielleicht einfach nur in Mathe durchkommen, damit deine Eltern dein Fußballtraining nicht streichen? Letzteres klingt beim ersten Hinhören vielleicht wie die Aussage »Hauptsache bestehen«, aber der Unterschied ist, dass man das Bestehen hier mit einem weiteren Ziel verbindet. Dieses nachgelagerte Ziel, das mit dem Bestehen eng verbunden ist, liegt dir am Herzen. Das reine Bestehen ohne dieses nachgelagerte Ziel ist für dich kein solches Herzensthema. Letztendlich sind die Noten im Normfall nicht das Ziel, sondern ein Mittel zum Zweck. Gute Noten können es dir ermöglichen, deine Träume zu verwirklichen und Herzensprojekte anzugehen.

Kleine und große Lernziele

Lernziele können groß und klein sein, und es ist empfehlenswert, beide Arten von Lernzielen zu haben. Große Lernziele gehen über eine einzelne Klausur und oft auch über einzelne Schuljahre oder Semester hinaus. Um sich solche Ziele zu setzen, kann man sich fragen, was man letztendlich mit dem Lernen erreichen möchte. Das kann beispielsweise der Wunsch sein, als Arzt zu arbeiten. Dafür muss man Medizin studieren – und an vielen Universitäten bedeutet dies, dass man ein sehr gutes Abitur braucht.

Solche großen Ziele lassen sich nicht schnell erreichen und es kann passieren, dass man sie nach einiger Zeit im Stress etwas aus den Augen verliert. Das habe ich auch selbst in meinem Jurastudium erlebt: Anfangs war meine Motivation sehr hoch, mich für den Abschluss anzustrengen. Je mehr das Jura­studium jedoch zum Alltag wurde, desto weniger spannend war es. Und immer mehr rückte auch der Stress in den Vordergrund und das große Ziel verblasste. Kleinere Ziele, die zeitlich näher liegen, können hier helfen.

Kleine Ziele ergeben sich oft aus den großen Zielen. Überlege dir, welche Schritte du gehen musst, um zu deinem großen Endziel zu gelangen. So leitet sich aus dem Ziel einer Zulassung für einen NC-beschränkten Studiengang beispielsweise das Unterziel eines bestimmten Abiturschnitts ab. Ein Unterziel lässt sich wiederum auf weitere, noch kleinere Unterziele herunterbrechen. So kannst du immer weiter arbeiten, bis du dir einen Weg mit kleinen Schritten zu kleinen Zielen bis zum großen Endziel gebaut hast. Dadurch hast du immer etwas, auf das du gerade hinarbeitest und das greifbar genug ist, damit du es auch mit der aktuell geleisteten Arbeit verbinden kannst. Im Gegensatz zum großen Endziel wirken diese kleineren Unterziele wesentlich leichter erreichbar. Wenn du dir das Endziel nicht in kleinere, leichter ­umsetzbare Schritte unterteilst, kann es wie ein riesiger, unbezwingbarer Berg wirken. Um diese kleinen Ziele zu finden, kannst du mit einer Art Baumdiagramm das große Ziele immer weiter herunterbrechen. In unserem Beispiel folgen aus dem großen Ziel (Zulassung) weitere, immer kleinere Ziele, vom NC über den Abi-Schnitt und die Abschlussnoten bis zu den Klausurnoten und den konkreten Lernzielen, die du dir setzt, um diese Noten zu erreichen:

»Ich brauche einfach Motivation«

Als Studenten oder Schüler sind wir alle mit diesen Momenten aus der Klausurenphase vertraut: Man sitzt am Schreibtisch und weiß, dass man eigentlich für die nächste Prüfung lernen muss, aber man schafft es einfach nicht mehr, sich dazu aufzuraffen. Stattdessen starrt man seine Lernnotizen an, lässt sich vielleicht doch vom Handy ablenken, obwohl man jetzt unbedingt lernen wollte, oder schläft sogar ein. In diesen Momenten wünschen sich die meisten von uns einen Motivationsschub. Noch viel hilfreicher wäre allerdings Disziplin durch Gewöhnung. Wo liegt der Unterschied?

Motivation vs. Disziplin durch Gewöhnung

Unter Motivation versteht man umgangssprachlich einen kurzen Schub von sehr starker Tätigkeitsbereitschaft. Es ist der Drang, der in einem aufkommt, sobald man sich ein Ziel gesetzt hat. Am besten kennt man es vermutlich vom Sparen: In den ersten Tagen und Wochen ist man noch motiviert, auf das teure Wunschobjekt zu sparen, aber je länger es sich zieht, desto weniger Geld legt man zur Seite und gönnt sich doch mal hier und da etwas. Der Einsatz für das Ziel lässt also wieder nach, denn Motivation ist zwar ein starkes Mittel, um mit etwas zu beginnen, aber es hält nicht lange an.

Disziplin hingegen wirkt langsamer, aber dafür auch nachhaltiger. Man muss sich angewöhnen zu lernen, indem man es regelmäßig tut. Wenn es für dich normal ist, dich nachmittags nach dem Unterricht an den Schreibtisch zu setzen und nicht aufs Handy zu schauen, wird es zur Routine. Dann fällt es dir auch wesentlich leichter zu lernen, als wenn du dich nur an wenigen Tagen während der Klausurenphase dazu zwingst. Und der Bonus dabei ist, dass du dadurch in der Klausuren­phase weniger arbeiten musst, da du bereits vorgearbeitet hast.

Warum Disziplin entscheidend ist

Motivation ist ein kurzer Schub von Lernbereitschaft, der dich auch dazu bringen kann, wesentlich mehr zu lernen, als du sonst tun würdest. Leider wirkt Motivation nicht lange und ebbt oft vollkommen ab. So bleibt bis zur Klausurenphase bei den meisten nichts von der anfänglichen Motivation über. Disziplin hingegen wirkt nicht so überschwänglich, da du nicht dauerhaft so viel lernen willst wie am Anfang eines Motivationsschubs. Dafür wirkt Disziplin jedoch sehr nachhaltig. Um dir eine solche Disziplin aufzubauen, musst du dich an eine Lernroutine gewöhnen.

Aufbau einer Lernroutine

Wer noch keine Lernroutine hat, kann sich mithilfe eines Plans eine Struktur erarbeiten. Du kannst beispielsweise einen Plan für alle Wochentage über den Schreibtisch hängen und dort eintragen, was du an jedem Wochentag, unabhängig von der genauen Woche, machen möchtest. Also zum Beispiel, um wie viel Uhr du aufstehen wirst, wie viele Stunden du lernen möchtest, aber genauso auch Zeiten für Freizeit und ­Hobbys. Anfangs musst du vielleicht immer wieder auf den Plan schauen, um dich an die Routine zu gewöhnen, aber nach einigen Wochen wirst du diese Dinge ganz automatisch machen.

Falls du so einen Plan für dich erstellen möchtest, kannst du dir ein Template dafür über den QR-Code im Vorwort dieses Buchs herunterladen.

Je nachdem, wie groß die gewünschte Veränderung ist, kannst du den Aufbau einer Routine auch schrittweise angehen. Wenn du aktuell beispielsweise bis um 8 Uhr schläfst, aber von nun an um 5 Uhr aufstehen möchtest, dann stelle doch den Wecker jede Woche eine halbe Stunde früher. So gewöhnst du dich Schritt für Schritt an die neue Zeit. Manchmal hilft auch eine kleine Belohnung am Wochenende, wenn du die neue Routine eine ganze Woche lang durchgezogen hast. Das kann beispielsweise eine Aktivität mit Freunden sein, die du schon lange machen wolltest, ein neues Buch oder etwas anderes, was du dir wünschst. Motivation schadet definitiv nie, aber du solltest dich nicht auf sie allein verlassen.

Wenn man einen Motivationsschub hat, dann sollte man ihn nutzen. Dieser kommt meistens zu Beginn eines neuen Semesters oder Schuljahres auf. Weil man dann die Chance hat, quasi wieder neu anzufangen, und sich neu in den Fächern beweisen kann. Diesen Motivationsschub kann man auch genauso gut nutzen, um sich an die neue Lernroutine zu gewöhnen. Der Effekt ist viel nachhaltiger: Denn sobald der akute Motivationsschub nachlässt, bleibt die Routine bestehen.

»Ich bin nicht intelligent genug«

Es wäre gelogen zu behaupten, dass Intelligenz oder Talent, wie man es auch bezeichnen möchte, kein wichtiger Faktor für Erfolg ist. Gerade wenn dieser Erfolg in Noten gemessen wird. Studien haben gezeigt, dass Intelligenz ein entscheidender Faktor ist. In diesen Studien wurde Intelligenz anhand von standardisierten Intelligenztests gemessen.1 Aber heißt das, dass es sich gar nicht erst lohnt, mit dem Lernen anzufangen, wenn uns das Verständnis in Mathe nicht zufliegt, sobald wir das Lehrbuch durchlesen? Oder wenn die Chemie-Formeln für uns auf den ersten Blick unverständlich sind?

Nein, denn Intelligenz ist zwar ein wichtiger Faktor für den Lernerfolg, aber bei Weitem nicht der einzige. Wie sehr wir uns für etwas anstrengen, wie »leidenschaftlich« wir dafür arbeiten und welches Durchhaltevermögen wir an den Tag legen, ist ebenso wichtig. Für einige Wissenschaftler sind diese Eigenschaften sogar entscheidend.2 Seien wir ehrlich: Am hilfreichsten ist es vermutlich, wenn man beides hat – hohe Intelligenz und hohe Leistungsbereitschaft. Aber den meisten von uns liegen manche Fächer besser, und in diesen fühlen wir uns »intelligenter«, da sich die Zusammenhänge quasi wie von selbst für uns ergeben. Im Politikunterricht in der Schule überlegte ich mir oft schon, wie ein bestimmter Fall, den wir gerade besprachen, aus verschiedenen Perspektiven wie Utilitarismus und Liberalismus betrachtet werden würde – obwohl das noch gar nicht vom Lehrer gefragt worden war. Eine meiner Freundinnen konnte bis zum Schluss wenig bis nichts mit diesen Theorien anfangen. Aber Schaubilder in Biologie zu metabolischen Prozessen machten für sie auch ohne eine Erklärung Sinn, während ich auch mit der Erklärung erst einmal nur Bahnhof verstand. Ich habe meinen Biologiekurs am Ende aber trotzdem mit einer guten Note abgeschlossen, und das lag definitiv nicht an meinem Talent. Ich hatte auch keine große Leidenschaft für Biologie, aber dafür ein hohes Durchhaltevermögen für mein Ziel, in diesem Fach trotzdem eine gute Note zu erreichen, um so einen ausreichend guten Notendurchschnitt für meinen Traumstudiengang zu haben. Ich steckte wesentlich mehr Zeit in das Fach als in andere Fächer, da ich wusste, dass es mir nicht gut liegt und ich die ­Extra-Zeit brauche. Am Ende hat sich das ausgezahlt. Klar, mit mehr Talent wäre es mir wesentlich leichter gefallen, das gleiche Ergebnis zu erzielen. Aber auch ohne Talent für Biologe war ein gutes ­Ergebnis möglich.

»Das schaffe ich am Abend vorher«

Gesagt haben wir uns das wohl alle schon einmal – und genauso haben wir wahrscheinlich auch alle dadurch gelernt, dass es meistens doch nicht so ist. Sicher, manche Prüfungen kann man durch Lernen am Tag davor bestehen. Ein kleiner Vokabeltest braucht nicht so viel Vorbereitung wie eine Semesterklausur. Und die Vorbereitungszeit hängt auch vom eigenen Lernziel ab. Will ich diesen kleinen Test nur bestehen, damit ich den Schein für den Kurs bekomme? Oder geht es hier um einen wichtigen Kurs, in dem ich am Ende gerne eine Eins hätte?

Aber auch wenn unsere Ziele notentechnisch recht niedrig angesetzt sind, merkt man spätestens an der Universität, dass das Lernen am Abend vorher allein in der Regel nicht ausreicht. Es ist trotzdem verführerisch, sich das in der Zeit vor dem tatsächlichen Lernen immer wieder einzureden und es als Ausrede zu nutzen, und sich gar nicht erst anzuschauen, wie viel man eigentlich lernen muss. Dadurch wird das, was man lernen muss, zu einer unbestimmten Größe, die man sich gerne kleinredet. Am Abend vorher gibt es dann ein böses Erwachen, wenn man das Buch und die Notizen in die Hand nimmt und plötzlich merkt, dass das alles doch wesentlich mehr als gedacht ist und man einiges davon noch gar nicht vollkommen verstanden hat. Nur ist es dann zu spät. Man sollte sich daher so früh wie möglich einen Überblick über den Lernstoff verschaffen. Der richtige Zeitpunkt ist, sobald man weiß, welche Themen prüfungsrelevant sind. Für so einen Überblick kann man sich am Lehrplan orientieren. Das Wichtigste dabei ist, ehrlich zu sich selbst zu sein. Was musst du lernen, und wie viel Zeit wirst du dafür brauchen? Natürlich hat niemand von uns eine Glaskugel, die ihm sagt, wie schnell er ein Thema verstehen wird, aber du solltest so realistisch wie möglich schätzen und immer ein paar Pufferzeiten einplanen, falls mal etwas länger als gedacht dauert.

So ein Plan muss auch nicht besonders komplex sein – manchmal reicht es, sich im Kopf einen zu machen. Für kleine Prüfungen wie Vokabeltests reicht es normalerweise, sich anzuschauen, wie viele Vokabeln es sind, und sich dann ein paar Abende (wenn nicht sogar nur einen) dafür frei zu halten. Aber bei größeren Tests und insbesondere bei Hochschul-Klausuren bietet es sich an, einen längeren schriftlichen Lernplan zu erstellen, damit man nicht den Überblick verliert. (Wir behandeln das Schreiben eines Lernplans später ab Seite 126 noch detaillierter.)

Wenn du einen Lernplan erstellt hast und feststellst, dass du relativ wenig Vorbereitungszeit brauchst, dann kannst du die Vorbereitung guten Gewissens noch etwas vor dir herschieben. Dann hast du aber auch kein schlechtes Gewissen, wenn du vor der Prüfung noch mal etwas mit Freunden unternimmst, und lässt dich nicht unterbewusst stressen. Du weißt ja, dass du dich noch im vorgegebenen Zeitrahmen befindest. Und so gibt es auch keine böse Überraschung am Abend vor der Klausur.

»Ich muss nur eine gute Lernmethode für mich finden«

Auch wenn ich im 3. Kapitel dieses Buchs verschiedene Lernmethoden vorstelle, muss ich dich leider vorwarnen: Es gibt nicht die eine »goldene Formel«, mit der das Lernen dann plötzlich problemlos klappt. Einerseits gibt es nicht nur eine Lernmethode für alles und jeden. Für eine Statistik-Klausur lernt man anders als für einen Vokabeltest. Eine gute Lernstrategie besteht aus verschiedenen Lernmethoden, die zu den richtigen Zwecken eingesetzt werden. Andererseits ist auch das allein aber noch nicht genug. Woran denkst du, wenn du ans Lernen denkst? Kommt dir die Zeit in der Klausurenphase in den Kopf? Die Zeit, in der du fast jeden Tag am Schreibtisch verbringst und versuchst, so viel Wissen wie möglich aufzusaugen? Aber hast du auch an den Anfang des Semesters oder Schuljahres gedacht? An deine Mitarbeit im Seminar? Und wie du deine Notizen machst und organisierst? Die meisten verbinden das Lernen mit der Klausurenphase. Lernen ist aber ein Prozess, der bereits mit der ersten Unterrichtsstunde oder der ersten Vorlesung beginnt.

Was bedeutet »Lernen«?

Da Lernen aus wesentlich mehr als nur der Klausurenphase besteht, geht es nach diesem Kapitel nicht direkt mit verschiedenen Lernmethoden weiter. Zuerst werden wir uns anschauen, wie man die Zeit vor der Klausurenphase für sich nutzt. Wenn man Lernen als einen Prozess sieht, der schon mit der Vorbereitung vor der ersten Unterrichtsstunde/Vorlesung und dementsprechend lange vor der Prüfung bereits beginnt, wird die Klausurenphase auch eine wesentlich weniger stressige Zeit. Um sich das besser vor Augen zu führen, folgt hier ein grober Überblick über die Bedeutung des ­Lernens:

Worum es in diesem Kapitel ging:

→ Teile deine großen Lernziele in kleine, greifbare Ziele auf.

→ Verlasse dich nicht auf die anfängliche Motivation, sondern vertraue auf eine mit Disziplin aufgebaute Lernroutine.

→ Intelligenz entscheidet nicht allein über deine Noten, du hast es auch selbst in der Hand.

→ Erarbeite dir einen realistischen, keinen ambitionierten Lernplan.

→ Es gibt für jedes Fach und jede Person die passenden ­Lernmethoden.

→ Lernen startet vor der ersten Unterrichtsstunde, nicht erst in der Klausurenphase!

2 - Bevor das Lernen anfängt

Richtiges Lernen bedeutet wesentlich mehr als die unmittelbare Vorbereitung auf eine Prüfung. Es beginnt viel früher als das »eigentliche Lernen« am Schreibtisch in der heißen Phase der Klausurvorbereitung. Wie erfolgreich die Klausurvorbereitung wird, entscheidet sich zu einem großen Teil bereits im Voraus. Das beginnt damit, sich ein passendes Organisationssystem zu schaffen und dadurch stets den Überblick über alle Aufgaben zu haben. Es ist auch wichtig, den Unterricht für sich zu nutzen und mit hilfreichen Mitschriften zu dokumentieren. Außerhalb des Unterrichts fällt auch einiges an eigenständiger Nacharbeit an – sowohl in der Uni als auch in der Schule, jedoch in unterschiedlichem Ausmaß. All das werden wir uns in diesem Kapitel anschauen. Wenn du Unterricht und Vorlesungen bestmöglich nutzt und dich gut auf eine Klausurenphase vorbereitest, hast du bereits einen großen Teil der Arbeit erledigt.

Baue dir ein Organisationssystem

Stell dir vor, du möchtest mit der Klausurvorbereitung anfangen und nimmst dir dafür alle Notizen, die du aus dem Fach hast, um sie durchzuschauen. Welche Art von Notizen würdest du besser finden: einen zerfledderten Collegeblock, in dem du hin und wieder mitgeschrieben hast? Oder einen gut sortierten Ordner, in dem deine Mitschriften nach Themen sortiert sind? Mit dem Ordner fällt dir die Vorbereitung wesentlich leichter, da du dir schnell einen Überblick zu den klausurrelevanten Themen verschaffen kannst und nicht erst einmal einen Papierhaufen sortieren musst.