Roadtrips Italien - Nana Claudia Nenzel - E-Book

Roadtrips Italien E-Book

Nana Claudia Nenzel

0,0
22,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Italien. Der Duft von Zypressen und ein Hauch von Meer liegen in der Luft, die über den Straßen flimmert. Wer träumt da nicht von einem Roadtrip? Von der Lombardei bis nach Apulien, vom Piemont bis nach Venetien: Entdecken Sie pittoreske Fischerdörfer, traumhafte Küsten und kulturelle Highlights. Dieser Reisebildband liefert die perfekte Inspiration für den nächsten Italien-Roadtrip – egal ob Sie mit Auto, Van oder Wohnmobil unterwegs sind.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 271

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



INHALT

WILLKOMMEN IN ITALIEN

VIELFALT AN LANDSCHAFT, KUNST UND KÜCHE

ROUTE 1: VON TURIN AN DIE RIVIERA

Turin / Vom Auto zu Hightech und Avantgarde

Alba / Der Duft von Trüffeln und Wein

Albenga / Den Türmen folgen

Pieve di Teco / Marktort mit langer Historie

Imperia / Liguriens Öl-Imperium

Taggia / Über 15 Bögen musst du gehen

ROUTE 2: DIE OBERITALIENISCHEN SEEN

Locarno / Die größte Schweizerin am Lago

Stresa / Nicht mehr so fein, aber gemütlich

Die Borromäischen Inseln / Drei kleine Perlen im Großen See

Varese / Eine bescheidene Gartenstadt

Como / Auf Seide gebettet

Sacri Monti / Die Heiligen Berge im Norden Italiens

Lecco / Ein Roman machte die Stadt berühmt

ROUTE 3: IM WESTEN DES GARDASEES

Gargnano / Zum Glück hat Gargnano den Tourismus verschlafen

Riva / Ganz im Norden fest ummauert

Limone / Limone kommt nicht von Limonen

Limonaie / Frostalarm aus dem Tontöpfchen

ROUTE 4: KLEINE PERLEN DIES- UND JENSEITS DES PO

Cremona / Die Geigenstadt aus rotem Backstein

Parma / Mehr als Parmesan und Schinken

Sabbioneta / Die »ideale Stadt« der Gonzaga

ROUTE 5: VON VERONA NACH BELLUNO

San Giorgio / Den Kreuzgang nicht verpassen!

Marostica / lebendes Schachspiel

Feltre / Die Stadt der Außenfresken

Hochebenen um Giazza und Asiago, Tredici und Sette Comuni / Altdeutsche Sprachinseln in Venetien

Belluno / Die Schöne zu Füßen der Berge

ROUTE 6: VON PADUA AN DIE ADRIA UND IN DEN APENNIN

Padua / Die Stadt der Märkte

Palladio-Villen / Die Villen am Brenta-Kanal

Mündung des Po / Autobummeln durch das Po-Delta

Ferrara / Stadt der Radfahrer

Ravenna / Die Stadt der Mosaiken

ROUTE 7: TOSKANISCHE SKULPTURENPARKS

Berittene Hirten / Bei den Butteri – den Cowboys der Toskana

Montecatini Terme / Auch Verdi und Puccini waren hier

Carmignano / Weinbaugebiet mit viel Kultur

ROUTE 8: VON AREZZO ÜBER DIE SÜDTOSKANA UND LATIUM NACH VOLTERRA

Arezzo / Arezzo ist mehr als etruskisch

Montepulciano / Vino Nobile und noble Paläste

Chiusi / An etruskischer Unterwelt kaum zu toppen

Pitigliano / Ein durchlöcherter Bergrücken

Populonia / Umschlagplatz für Elbas Erze

Volterra / Vom Absturz in die Tiefe bedroht

ROUTE 9: VON RIMINI ÜBER DIE MARKEN NACH UMBRIEN

Urbino / Im Schatten des Palazzo Ducale

Perugia / Mit der Rolltreppe aufs Plateau

Assisi / Der heilige. Franziskus überall

Spello / Umbrisches Kleinod

Orvieto / Mühelos ins Mittelalter

ROUTE 10: ISCHIA-RUNDREISE

Ischia Porto und Ponte / Zwischen Hafen und Castello

Forio / Die lebhafte Künstlerkolonie

Lacco Ameno / Anmutiger Ort – Lacco Ameno

Casamicciola / Heilquellen dicht an dicht

ROUTE 11: RUNDREISE DURCH APULIENS SÜDEN

Bari / Elegant, teuer, aber ein Besuch ist Pflicht

Trulli / Die rätselhaften Rundbauten Apuliens

Ostuni / Die »weiße Stadt« Apuliens

Gallipoli / Die Stadt des Lampenöls

Lecce / Der blumige Barock von Lecce

ROUTE 12: GROSSE SARDINIEN-TOUR

Castelsardo / Festungsstädtchen über dem Meer

Sassari / Die Stadt der Cavalcata Sarda

Alghero / Katalanisch, bastionenreich, schön

Oristano / Die Stadt der Richterin Arborea

Sant’Antioco und San Pietro / Die Inseln vor der Insel

Cagliari / Metropole in der Bucht der Engel

Orgosolo / Padre Padrone

Nuoro / Das Tor zur wilden Barbagia

Register

Bildnachweis

Impressum

Der Besuch eines Weinguts gehört im Weinland Italien unbedingt dazu.

Unterwegs in den Belluneser Dolomiten

Gargnanos alter Hafen

Der passende Wein macht das Essen zum Genusserlebnis.

Sogar in die Boboli-Gärten von Florenz hat die zeitgenössische Kunst gefunden, …

… aber an den langen, für die Toskana typischen Zypressenreihen hat sich nichts geändert.

Riomaggiore, eines der fünf Dörfer der ligurischen Cinque Terre

WILLKOMMEN IN ITALIEN

ERSTAUNLICHE EINBLICKE

Die Schönheit des Landes und die Mentalität seiner Bewohner lassen sich nicht in Zahlen fassen – und doch erstaunen manche Fakten über unser Lieblingsziel im Süden: Stichwort Olivenöl, Pasta, Wein, Welterbe und Espresso.

ITALIEN QUERBEET

Italien ist gut 300 000 Quadratkilometer groß und steht damit auf Platz 7 der größten Staaten der Europäischen Union. Von Ost nach West misst das Stiefelland 700 Kilometer und von Nord nach Süd 1200 Kilometer. Wer es durchfährt, kommt an den enormen wirtschaftlichen Unterschieden nicht vorbei – und sieht jede Menge Kulturschätze, von etruskischen Gräbern über die Kunst der Renaissance bis zu modernster Architektur. Die Tempel, Kirchen, Klöster, Burgen und Orte liegen eingebettet in Landschaften, wie sie abwechslungsreicher kaum sein könnten, zwischen Bergen und Strand, waldreichen Tälern und wilden Hochebenen.

24 NATIONALPARKS

nehmen 1,5 Millionen Hektar (ca. 5 Prozent) der Landesfläche ein. Der kleinste, der Parco Nazionale delle Cinque Terre an der ligurischen Küste, umfasst lediglich 3680 Hektar. Der größte, der Nationalpark Pollino, erstreckt sich auf mehr als 192 000 Hektar über Teile von Kalabrien und der Basilikata in Süditalien. Der älteste Nationalpark Gran Paradiso feiert 2022 seinen 100. Geburtstag und befindet sich in den Regionen Aostatal und Piemont.

58 WELTERBESTÄTTEN

verteilen sich über Italien, das ist Weltrekord! Die höchste Dichte der 53 Weltkulturerbe- und fünf Weltnaturerbestätten findet sich in der Region Lombardei, die man eher mit Industrie und Banken in Verbindung bringt. Die prähistorischen Felsritzungen der Valcamonica, eines ca. 70 Kilometer langen Tals in der Lombardei, waren 1979 der erste italienische Beitrag, die Bauten der Nuraghen auf Sardinien und die historischen Theater der Region Marken kamen 2021 hinzu.

65 MILLIONEN

Besucher kommen jährlich nach Italien, damit steht das Land auf Rang 5 der beliebtesten Reiseländer weltweit (UNWTO, 2020). Vermutlich gehören auch jede Menge italienischstämmige Ausländer dazu. Die Besucherzahl übersteigt damit sogar die 60 Millionen Einwohner des Landes. Beliebteste Sehenswürdigkeit, die von den Besuchern angesteuert wird, sind im Übrigen die Uffizien in Florenz.

600 PASTA-SORTEN

gibt es landesweit, andere Quellen sprechen von 300. Pasta bedeutet schlicht »Teigware«, die Sorten unterscheiden sich in Länge und Form, außerdem auch darin, ob sie hohl, gefüllt, glatt, rau oder geriffelt sind. Der Teig besteht zumeist aus Hartweizengrieß, bei gefüllter frischer Pasta ist im Teig auch Ei enthalten.

14 MILLIARDEN TASSEN KAFFEE

werden zwischen Alpen und Apulien pro Jahr ausgeschenkt – der Konsum beläuft sich auf 3,7 Kilogramm Kaffee pro Kopf und Jahr. Morgens werden Cappuccino und Latte Macchiato getrunken, ab ca. 11 Uhr ist Espresso angesagt. Noch ausgiebiger lassen sich die Einheimischen ihren Wein schmecken: 43 Liter pro Nase und Jahr weist die Statistik aus.

11,5 LITER OLIVENÖL

verbrauchten Italienerinnen und Italiener 2020 pro Kopf (Quelle: Assitol). Dabei spielte zunehmend die Qualität eine Rolle: Vor allem jüngere Konsumenten achten auf »natives Olivenöl extra vergine«. Die Gewinnung dieses Öls höchster Güteklasse erfolgt durch mechanische Verfahren ohne chemische Behandlung oder Erhitzung.

26 ITALIENISCHE UNTERNEHMEN

stehen auf der Liste für das Geschäftsjahr 2021. Darin versammelt das Forbes Magazine die 2000 erfolgreichsten Firmen weltweit. Auf Rang 73 führt der italienische Energiekonzern ENEL mit 86 Milliarden US-Dollar Umsatz die nationale Wertung an, Ferrari kommt an 1149. Stelle, der Reifenhersteller Pirelli liegt auf Rang 1891. Über 95 Prozent der italienischen Betriebe haben weniger als zehn Beschäftigte.

VIELFALT AN LANDSCHAFT, KUNST UND KÜCHE

EIN SCHÖNER LANGER STIEFEL

Die Apennin-Halbinsel Italien hat tatsächlich die Form eines Stiefels mit sehr langem Schaft, und an der Spitze scheint er die vorgelagerte große Insel Sizilien wegkicken zu wollen. So lang, so vielfältig ist das Land der Sehnsucht vieler Nordlichter, die nicht müde werden, auf Entdeckungstour zu gehen.

Einen hübschen Blickfang bildet der rote Klatschmohn im reifen Kornfeld, hier in der Toskana.

Mein Mann, auch er Autor, und ich leben seit 1998 am liebsten in Italien, wo wir in einem winzig kleinen Dorf über dem westlichen Ufer des Gardasees unser zweites Zuhause gefunden haben – eine Ruine, die wir zur Freude der Nachbarn mit neuem Leben füllten. Jeder von uns genießt eine unglaublich weite Sicht über die alten Dächer des Dorfes und den Gardasee bis Sirmione in seinem Süden und weiter über die Po-Ebene hinweg auf den Tosko-Emilianischen Apennin. Klar, dass fast jeder Blick aus dem Fenster neue Sehnsüchte weckt, wieder einmal hinter den Bergzug zu schauen, der Italien als Apennin-Halbinsel den geografischen Namen gab. Aber wohin zuerst? Mit dem Auftrag für dieses Buch hatten wir eigentlich »freie Fahrt« und damit eine echte Qual der Wahl. Schon wieder in die Toskana? Oder lieber weiter in die Marken, ins von Erdbeben erschütterte Umbrien? Manche romantisch scheinende Tour, etwa entlang des aus dem Norden der Lombardei kommenden Flusses Oglio, auch des Po, fiel ins Wasser. Der Grund: Am Oglio gelangt die Straße selten an seine Ufer, nur Wanderer kommen in den Genuss seiner Naturparks. Die Strecke an Italiens größtem Fluss wiederum ist durch die hohen Dämme mit ihren langen, kerzengeraden Fahrbahnen ebenfalls eher wenig verlockend. Als Kompromiss wählten wir die Landschaft rund um die Stelle, wo der Oglio in den Po fließt, wo auf Booten liegende Brücken aus klappernden Bohlen ans andere Ufer führen, wo wenig bekannte Städtchen wie Commessaggio mit ihren versteckten Reizen locken. In der unteren Hälfte Italiens hat es uns Apulien schon lange angetan, speziell der Süden der Region. Und die Inseln im Tyrrhenischen Meer. Ganz besonders zieht es uns dort immer wieder nach Sardinien und nach Ischia.

Vor allem aber »hinter die sieben Berge« wollen wir Sie mitnehmen, aus unserem Dorf hinaus direkt ins Hinterland des westlichen Gardasees, in die Lombardei. Diese Region ist geradezu aufregend mit so vielen unterschiedlichen Naturschönheiten, viele von ihnen wenig beachtet: Gletscher und sanfte Almwiesen, brausende Wildbäche und große, träge wirkende Flüsse sowie praktisch alle Oberitalienischen Seen. Schließlich gilt die Lombardei als der wasserreichste Landesteil Italiens überhaupt. Doch Italien-Neulinge denken bei der Nennung dieser reichen Region Oberitaliens zuerst an Mailand als Bankenzentrum, Wirtschaftsmetropole oder Stadt der Mode. Vergessen werden die reich geschmückten Kirchen und von Kulturgütern überquellenden Museen. Wunderschön und interessant sind ebenfalls die anderen größeren Städte wie Brescia und Bergamo oder Mantua.

Der Weg ist das Ziel

Aber wohin auch immer – der Weg selbst ist tatsächlich das Ziel, wie es der oft zitierte Johann Gottfried Seume (1763-1810) formuliert hatte. Daher heißt es auf unseren Touren, möglichst keine Autobahn oder eine ähnliche Schnellstraße zu berühren, die »Strecke« langsam abzufahren, zu genießen und vielleicht auch von ihr abzuweichen, eigene Wege zu finden. Als Top-Ereignisse empfehlen wir daher auch abseits der Routen Wanderungen oder auch mal eine Radtour, etwa entlang des historischen Kanals von Arezzo nach Chiusi. Große Städte sind in diesem Band außen vor geblieben. In diese zu fahren bedeutet in Italien fast immer, sich in einer ZTL (Zona a traffico limitato) wiederzufinden, wo man schnell in eine Fahrverbotszone gerät, was sehr teuer werden kann. Also lieber in den kleineren Ortschaften oder am Rande der größeren bleiben, danach sind auch unsere Einkehr- und Übernachtungstipps gewählt.

Viele Wege haben wir für diesen Band entweder neu entdeckt oder bereits bekannte sehr gern wieder abgefahren, weil sie zu unseren persönlichen Lieblingsstrecken gehören, so die Fahrt durch den Naturpark des Casentino zwischen dem Nordosten der Toskana und dem Apennin: kilometerlang nur Kehren, Serpentinen und Haarnadelkurven durch das unendliche und wechselnde Grün der tiefen, unberührten Wälder. Oder von der Adria quer durch die sanft gewellten Hügel der Marken, die unglaublich weite Ausblicke gewähren, mit jeder Kurve von einer anderen Perspektive und Höhe aus. Oder nach Umbrien, in die von Erdbeben so schrecklich geplagte Region, die Heimat des hl. Benedikt, Schutzpatron Europas, der seine eigene Kirche im traurig-eingerüsteten Norcia nicht vor der Erschütterung der Erde schützen konnte. Es fehlen Gelder der Regierung in Rom und des Vatikan. Was bleibt ist Zuversicht, Norcia werde irgendwann zum x-ten Mal wieder wie ein Phoenix aus der Asche auferstehen …

Zeitgenössische Kunst contra Altbekanntes

Bei der großen Auswahl an historischen und künstlerischen Höhepunkten etwa in der Toskana entschieden wir uns für eine Entdeckungstour auf den Spuren der Etrusker, die so prägend waren für die Region, auch fürs Latium und Umbrien. Tempi passati, vergangene Zeiten, sagen die Italiener … Überraschend für viele Reisende dürften die erstaunlich vielen Parks zeitgenössischer Kunst in der Toskana sein. Also haben wir uns lieber dafür entschieden. Die Suche nach solchen Parks garantiert schließlich eine geradezu pfadfinderische Reise und führt durch unterschiedlichste Landschaften. Mal sind es die typischen Zypressenalleen oder Weinberge, mal endlos scheinende, von Vulkanen geprägte Berglandschaften, den Monte Amiata stets im Visier, den höchsten im Zentrum der Region. Wie auch immer – wieder einmal eine lohnende Reise in die Toskana, selbst wenn Freunde gern lästern – »schon wieder in die Toskana? Da habt ihr doch bereits jeden Stein zweimal umgedreht …«

Eine der anrührendsten Städte Italiens ist Assisi mit der Grabeskirche des heiligen Franziskus.

Der perfekte Ausklang für eine Entdeckungstour durch Italien ist der Besuch einer Pizzeria.

Castelluccio, eine der fruchtbarsten und schönsten Hochebenen Umbriens, breitet sich oberhalb von Norcia aus.

ROUTE 1: VON TURIN AN DIE RIVIERA

DURCHS TRÜFFEL- UND WEINLAND ANS MEER

Zwischen Alpen und Seealpen, zwischen dem Aosta-Tal und Ligurien, hat Turin, von den Savoyern geprägt, in großem Umkreis keine großstädtische Konkurrenz. Südlich der piemontesischen Regionalhauptstadt erstreckt sich das fruchtbare Wein- und Trüffelland. Noch weiter südlich breitet sich regenbogenförmig im Schutze der Seealpen Ligurien mit seiner Riviera aus.

Weinberge, so weit das Auge reicht, oftmals bekrönt von Städtchen mit mittelalterlichen Türmen

Start: Turin

Ziel: Ventimiglia (bzw. San Remo)

Länge: ca. 360 Kilometer

Zeit: 3–4 Tage

Beste Reisezeit: April bis Oktober

Mit seinen edlen Palästen an perfekt inszenierten Plätzen und im umgebenden Land präsentiert sich Turin genau richtig für die frühere königliche Residenz der Savoyer. Im Norden der Stadt locken Skigebiete und im Süden das Weinland von Roero und Langhe. Unsere Tour führt durch die Hügel des Monferrato schräg nach Südosten bis ins befestigte Weinstädtchen Alba, berühmt auch für seine weißen Trüffel. Sich hier oder in einem der umgebenden kleineren Weinorte für ein paar Tage niederzulassen wäre eine gute Idee – am besten im Spätsommer zur Weinlese oder im Herbst, wenn sich die Blätter der Rebstöcke gelb bis blutrot färben.

Weiter geht es hinein ins Rebland des Barolo, wo zuerst das auf einer Anhöhe gelegene La Morra (513 m) mit bekannten Kellereien angepeilt wird. Der überaus hübsche kleine Ort ist schön zum Übernachten und um die Landschaft zu genießen. Ein schöner Blick eröffnet sich vor allem vom Verteidigungsturm des zerstörten Castello an höchster Stelle. Hier lässt sich auch gut erkennen, dass La Morra noch immer einen intakten Mauerring besitzt. Im Ort kann man in den kleinen Delikatess- und Weinläden die regionalen Spezialitäten zur Sofortverkostung oder als Mitbringsel einkaufen, u. a. in der Cantina Comunale. Einen Tick teurer ist es im nahen Barolo, das sich in rund 300 Meter Höhe auf einem Hügel erhebt und sich ein wenig feudaler präsentiert. Im Castello, das aus dem 13. Jahrhundert stammt, lockt Liebhaber des tiefroten Barolo die Enoteca Regionale del Barolo zum Verkosten und Einkaufen, und nebenan in einem alten Weinkeller das Museo dei Cavatappi, das mit einer Sammlung von rund 600 Korkenziehern aufwartet. Eine echte Pause für Kenner also.

Flüssen und Bächen folgen

Der stark mäandernde Tanaro entspringt den Ligurischen Alpen, die zusammen mit den Seealpen die Grenze zwischen dem Piemont und Ligurien bilden. Ihm zu folgen ist für Landschaftsgenießer eine wunderbare Idee – fast bis zu den Quellen begeleiten wir ihn. Vor dem Monte Galero (1708 Meter) schlagen wir jedoch über den 957 Meter hohen Colle di San Bernardo einen Bogen nach Südosten und peilen Albenga an, ein malerisches Städtchen, das immer wieder den Besuch lohnt. Dann geht es gleich wieder ins Hinterland, über das hübsche Villanova d’Albenga, dem Arroscia-Bach folgend. Der Ort ist tatsächlich eine Neugründung, als sich Albenga von Piraten gefährdet sah, und wurde dessen agrarisches Zentrum. Die Strecke ist angenehm, fast verkehrsfrei, und verläuft entlang der historischen Salzstraße bis Borghetto d’Arroscia. Wir fahren durch meist biologisch bearbeitete Weingärten, die den begehrten Pigato hervorbringen, vorbei an Vessalico mit seinem kräftigen Knoblauch und Ölbaumplantagen und erreichen Pieve di Teco. Nie gehört? Unbedingt hinfahren!

Die Küste der Riviera ruft …

Wieder ist es ein Gewässer, dem wir folgen, diesmal dem Impero, der zum Küstenort Imperia führt, der zweigeteilten Stadt. Wir fahren ein Stück auf der küstennahen Landstraße, oft mit Blick auf die Autobahn, die auf ihren hohen Stelzen weit oben über Ligurien hinweg zu schweben scheint, bis Arma di Taggia. Doch der nette Badeort, der mit einfacheren Lokalen am Meer zum Zwischenstopp einlädt, ist nicht das Ziel. Von hier sind es wenige Minuten bis nach Taggia, das mit dem eindrucksvollen historischen Zentrum, einer bedeutenden Gemäldesammlung im Kloster und einer sehr fotogenen Brücke über den Argentina-Fluss eine längere Fahrpause verdient.

… und wieder ins Hinterland

Von Taggia aus der Argentina (auch Fiumara di Taggia genannt) flussaufwärts zu folgen bedeutet, wieder ein wunderbares Stück maritime Alpen zu erleben. Bis hinauf ins nördlich liegende mittelalterlich geprägte Triora verläuft unsere Route. Früher sperrte man alle, die unliebsam waren, so die vermeintlichen Hexen, gleich vorne ins Castello, wo heute ein Hexenmuseum eher belustigt denn ängstigt. In nächster Nachbarschaft kann man sich in Molini di Triora kulinarisch verwöhnen lassen. Ortsspezialität sind Schnecken, bei der feuchten Gegend mit gleich drei Bächen kein Wunder. Und so wird auch klar, warum es hier früher so viele Mühlen gab, 23 sollen es gewesen sein; geblieben sind zwei, allerdings eifrig in Betrieb.

Über den 1127 Meter hohen Langan-Pass geht es in engen Serpentinen zum kleinen Thermalort Pigna – mit der imposanten Kirchenruine von San Tommaso (12. Jahrhundert), den bunten Häusern und engen Gassen ein charmantes Örtchen. Jetzt folgen wir nicht dem Fluss Nervia, sondern fahren nach Osten bis Bajardo. Der mittelalterliche Festungsort in 900 Meter Höhe garantiert von seiner Pfarrkirche San Nicolò aus einen grandiosen Blick über die Seealpen. Auch das südwestlich folgende Apricale mit seinem ebenfalls mittelalterlichen Ortskern um Castello und Pfarrkirche bietet ein wunderbares Panorama. Doch bald ist über das von Wildbächen umflossene Bergdorf Isolabona unser eigentliches Ziel erreicht: Dolceacqua, ein Lieblingsausflugsziel der Küstenbewohner, erstens, weil es hübsch ist und eine dekorative Brücke mit hohem »Buckel« über den Fluss Nervia führt, die auch vom französischen Impressionisten Claude Monet gemalt wurde, und zweitens, weil es hier viele nette und gute Lokale gibt. Und drittens, weil man sich gerne an die anrührende Liebesgeschichte von Lucrezia und Basso erinnert, die sich hier zugetragen haben soll – mit gutem Aussgang, da es dem jungen Liebenden gelang, seine Liebste aus den Fängen des herrschsüchtigen Burgherrn zu befreien …

An der Küste angekommen, auf die man zwischen den Orten Ventimiglia und Bordighera trifft, fällt es schwer, sich für das nächste Ziel zu entscheiden: Richtung französische Grenze nach Ventimiglia und weiter zum Botanischen Garten Hanbury bei Mortola – oder nach Bordighera und gar San Remo an den Strand – eher einfach das erste, feudal und von russischem Prunk geprägt das zweite.

RESTAURANTS / ÜBERNACHTUNGEN

EINKEHREN

TRE GALLINE, TURIN

Eine der ältesten Trattorien der Stadt, mit verfeinerter Piemonteser Küche; außer samstags nur abends geöffnet.www.3galline.it

CAFFÈ SAN CARLO, TURIN

Eines der historischen Caféhäuser der Stadt, an der Piazza San Carlo. Zum 200-jährigen Bestehen nach grundlegender Renovierung 2022 als Luxusrestaurant wiedereröffnet.www.facebook.com/CaffeSanCarloTorino

OSTERIA DELL’ARCO, ALBA

Echte Piemonteser Küche, große Weinkarte, in netter Atmosphäre zu genießen mitten im Wein- und Trüffelstädtchen.www.osteriadellarco.it

LA BAITA, GAZZO D’ARROSCIA

Biodynamisch arbeitendes Landgut bei Borghetto d’Aroscia, wo man im kleinen Dorf alle gutseigenen Produkte und die der Nachbarschaft verkosten und einkaufen kann, ob Olivenöl und Wein, Obst und Gemüse, auch eingelegt bzw. konserviert. Aber bevor es in 1100 Meter Höhe geht, lieber anrufen.www.labaitagazzo.com

OSTERIA RA CULETA, BAJARDO

Winzige Osteria an der Hauptpiazza des Bergdorfes, das für seine »ciausun«, den frisch gebackenen salzigen Kuchen aus Spinat und Käse berühmt ist.www.raculeta.com

PAOLO & BARBARA, SAN REMO

Superfeines Restaurant in historischem Palazzo, von Michelin besternt wegen seiner hervorragenden Fischküche und der intimen Atmosphäre mit wenigen Tischen. Etwas für besondere Anlässe wie etwa das Ende einer schönen Tour.www.paolobarbara.it

ÜBERNACHTEN

VICTORIA, TURIN

In Jugendstil gestaltetes schönes Stadthotel mit wunderbarer Wellnessabteilung, fast ein Boutique-Hotel.www.hotelvictoria-torino.com

CORTE GONDINA, LA MORRA

Mit viel Liebe zum Detail umgebaute Landvilla am unteren Ortsrand in herrlicher Panoramalage, Pool im ruhigen Garten, nur wenige aber romantische Zimmer; familiär geführt.www.cortegondina.it

LA MERIDIANA HOTEL & GOLF RESORT, GARLENDA

Westlich von Albenga auf dem flachen, aber wunderschönen Land, ein traumhaft schönes Relais & Châteaux mit geschmackvollen Zimmern und Suiten.

Poollandschaft im weitläufigen Park, zwei Restaurants vom Feinsten.www.lameridianaresort.com

VILLA ELISA, BORDIGHERA

Familiär, unter deutscher Leitung geführtes Hotel in einer noblen Jugendstilvilla mit herrschaftlichen Salons, feinem Restaurant, kleiner Wellness-Abteilung und Pool.www.villaelisa.com

ROYAL HOTEL, SAN REMO

Sicher das traditionsreichste Haus vor Ort mit dem Charme der Zeit um 1900. Über der Strandpromenade mit einem blühenden Garten, beheiztem Meerwasserpool, Tennisplatz und sehr gutem, Restaurant auch für Nicht-Hotelgäste.www.royalhotelsanremo.com

Das alte Dorf Triora im Nervia-Tal ist bekannt für seine Hexengeschichten.

TURIN

VOM AUTO ZU HIGHTECH UND AVANTGARDE

Fiat und die Agnelli haben Turin weltberühmt gemacht, doch inzwischen wurde die Stadt baulich und wirtschaftlich total umgekrempelt. Wo einst Fiat-Werke und ihre Zulieferbetriebe nahe der Bahnlinie standen, sind Apartmenthäuser und Forschungsinstitute entlang der Spina Centrale, des »Rückgrats«, entstanden, und die Museen quellen über vor zeitgenössischer Kunst.

Piemonts Hauptstadt Turin glänzt mit mehreren wundervollen Plätzen, einer der grandiosesten ist die Piazza San Carlo.

Turins Ägyptische Sammlungen zählen zu den bedeutendsten Europas.

Wer in den letzten drei Jahrzehnten Turin in größeren Abständen besucht hat, wird seinen Augen nicht getraut haben, in welchem Tempo sich die einstige Fiat-Metropole verändert hat. »Wenn es Fiat gut geht, geht es uns allen gut«, war ein viel zitierter Spruch der einheimischen Bevölkerung, die überwiegend aus Arbeitern der Automobilindustrie bestand. Dabei hat Turin seine Paläste an großzügigen Plätzen und in der Umgebung seiner Rolle als königlicher Sitz der Savoyer zu verdanken. Und natürlich seine traditionsreichen Caféhäuser.

Die Bahnanlagen, die eine breite Schneise durch die Stadt schlugen, wurden unter die Erde verlegt, die nun fahrende U-Bahn zählt zu den modernsten Italiens, wenn nicht ganz Europas. Der Bahnhof Porta Susa am westlichen Rand des Centro Storico wurde zum Zentralbahnhof umgestaltet mit Anbindung an die transeuropäischen Hochgeschwindigkeitsstrecke Lyon-Paris-Moskau, ein Vorhaben, das aber wohl nie das gesetzte Ziel erreichen wird …

Dafür wurde der alte Zentralbahnhof Porta Nuova zurückgestuft zu einem Knotenpunkt für die U- und S-Bahn – der ideale Startpunkt für einen Stadtbummel entlang der Via Roma, die bis zum Palazzo Madama führt. Denn hier beginnt eine wunderbare Strecke mit gepflegten Barockplätzen, eine Fußgängerzone, die bei jedem Wetter sorgloses Flanieren verspricht, ob es regnet, schneit oder die Sonne lacht. Schließlich ist die Stadt Turin stolze Besitzerin von rund 18 Kilometer schützenden Bogengängen.

Durch die Cafés und Eisdielen, Trattorien und Restaurants aller Couleurs und eine gut besuchte Universität mit Schwerpunkt Juristerei ist Turin eine sehr lebendige Stadt mit einer intensiven Aperitif-Kultur. Nicht zu vergessen die immer noch wachsende Zahl von Kulturtouristen, die wegen der zahlreichen Museen und Schlösser in die nördliche Metropole strömen. Ganz besonders an moderner und zeitgenössischer Kunst Interessierte sind von Turin begeistert, sie finden nicht nur museal aufbereitete Kunst vor, sondern immer öfter auch »Kunst im Raum« (oder im Freien) auf Plätzen und entlang der Spina Centrale, an der manche Skulpturen fest installiert sind.

Von den Museen …

Es ist eine schwere Entscheidung – wo fängt man in Turin mit dem Besuch seiner Museen an? Wer sich für Antikes interessiert, findet hier nicht nur eines der am besten bestückten Ägyptischen Museen (mit dem angeblich längsten erhaltenen Papyrus), sondern auch ein Archäologisches Museum vom Feinsten. Wessen Herz für die Filmkunst schlägt, dürfte längere Zeit, ja vielleicht Tage im Filmmuseum verbringen. Allein sein Standort in der als Synagoge geplanten Mole Antonelliana, die mit ihrer hohen Spitze alles in Turin überragt, ist fantastisch. Denn es ist kein gewöhnliches Museum, sondern lockt mit interaktiven Exponaten, an denen die Besucher in speziellen Kabinen u. a. historische Filme ansehen können. Zum Grundstock gehören mehr als 300 000 Manifeste, 20 000 Bücher und die Cinemathek mit mehr als 7200 Titeln. Aber allein das Gebäude ist bereits eine Sensation, auch von innen! Kein Wunder, dass dieses Museo Nazionale del Cinema zu den am besten besuchten Italiens gehört!

Schließlich die moderne und zeitgenössische Kunst, der zwei Museen und viele Galerien gewidmet sind: zentrumsnah zuerst das GAM, die Galleria Civica d’Arte Moderna e Contemporanea, ein echtes Highlight mit einer Dauerausstellung und Räumen für Sonderausstellungen. Die Sammlung umfasst mehr als 20 000 Werke: Gemälde und Zeichnungen, Drucke und Fotos, Skulpturen und Installationen. Klar, dass der Schwerpunkt auf Piemonteser Kunst liegt, der Innenhof fungiert als Skulpturengarten, von einer Licht-Installation des Konzeptkünstlers Maurizio Nannucci bekrönt – »All art has been contemporary« (jede Kunst war einmal zeitgenössisch). Was für ein passender Spruch für die zeitgenössische Kunst!

Im Castello di Rivoli wurde im Jahr 1984 das Museum moderner Kunst untergebracht, das einen interessanten Kontrast zu den feudalen Räumen des von Filippo Juvarra entworfenen Schlosses bildet, in dem die modernen Kunstwerke ausgestellt sind. 170 Exponate gehören zur Sammlung, die im Wechsel in Einzelausstellungen präsentiert werden: von Michelangelo Pistoletto und Giulio Paolini, von Mario Merz, dem geistigen Vater der Arte Povera, der »armen Kunst«, und Sol LeWitt, Richard Long, Luciano Fabro und Jannis Kounellis …

Nette Spielereien der Gartengestalter in Turins beliebtem Parco del Valentino direkt am Po, wo die Turinesi gerne länger verweilen

Prunk, wohin man schaut in der Venaria Reale, dem königlichen Schloss in Turin

Turin bildet geradezu einen Anziehungspunkt für kulturelle Einrichtungen, die weiterhin zeitgenössische Kunst ermöglichen, etwa die Fondazione Sandretto Re Rebaudengo mit seiner eigenen Sammlung sowie Ausstellungen, Seminaren und Konferenzen zum Thema. Oder die Fondazione Merz mit Werken sowie dem Archiv und Projekten von Mario Merz und die 1998 gegründete Pistoletto-Stiftung in der ehemaligen Wollfabrik Trombetta, eine Idee von Michelangelo Pistoletto, der wie Merz zu den Gründern der Arte Povera gehört.

… zu den Schlössern der Savoyer …

Im Halbkreis umstehen die königlichen Schlösser Turin, die zusammen mit dem Palazzo Madama, Palazzo Carignano und dem Palazzo Reale in der Stadt seit 1997 ebenso zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören wie das Castello del Valentino am Po. Die Residenzen sind wunderbar restauriert und für die Turiner Lieblingsausflugsziel an Sonn- und Feiertagen – also dann besser keinen Besuch einplanen. Die Reggia di Venaria Reale nördlich von Turin war wie ihr Namen Italienisch-Kennern verrät, das königliche Jagdschloss, das nach dem Vorbild von Versailles ab 1661 gebaut wurde. Damit kein Unberechtigter das Gelände betreten konnte, wurde es mit einer 35 km langen Mauer umgeben. Aber das reichte wohl nicht: Südwestlich der Stadt befindet sich noch die Jagdresidenz, die Palazzina di Caccia Stupinigi, inmitten eines großen Parks. In diesem Herrschersitz wird seit 1919 gezeigt, wie sich die Savoyer einzurichten pflegten. Im Süden Turins liegen gleich zwei weitere Schlösser: das Castello di Moncalieri, das auf eine mittelalterliche Gründung zurückgeht, und das Castello di Racconigi weiter in Richtung Savigliano, das auf eine lange Baugeschichte vom 17. bis zum 19. Jahrhundert zurückblickt und sich entsprechend barock bis klassizistisch zeigt.

… und zum Abschied in den Parco de Valentino

Der Turiner liebster, weil sicher schönster Erholungspark ist der weitläufige Parco del Valentino. Er liegt mit dem mächtigen Castello del Valentino in seinem Zentrum am noch jungen Po, wo man nicht nur bei angenehmen Temperaturen sogar im Hochsommer genüsslich seinen Aperitivo oder einen caffè genießen, sondern auch zu einer Bootsfahrt aufbrechen kann. Zur Expo wurde 1984 eine Art mittelalterliche Burg mit dazugehörigem Borgo mit Kopien verschiedener Bauten aus dem Piemont und dem Aosta-Tal errichtet, die heute von Souvenirbuden besetzt sind. Na ja, möchte man sagen, aber nicht nur Familien mit Kindern haben ihre Freude daran, und die Gesamtanlage ist wirklich einladend.

TORINO FILM FESTIVAL

An rund acht Tagen finden jeweils zu wechselnden Terminen im November bzw. Dezember die Filmtage mit Zentrum im Nazionalen Film-Museum (siehe S. 25) statt.www.torinofilmfest.org

SALONE DEL GUSTO

Im September/Oktober findet alle zwei Jahre in den geraden Jahren das wohl größte gastronomische Ereignis statt, das weit über die Grenzen Italiens hinaus seine Fans hat und dessen Wurzeln in der Slow-Food-Bewegung liegen.https://2022.terramadresalonedelgusto.com

AUFWÄRTS MIT DER ZAHNRADBAHN

Die Tranvia a dentiera Sassi-Superga ist eine super Einrichtung, um den höher gelegenen Teil Turins bequem für sich zu erschließen. Das nostalgische Transportmittel fährt normalerweise im Stundentakt und nur tagsüber. An der Talstation kann man während der Wartezeit im hübschen Restaurant einkehren. In der Homepage der Turiner Transportbetriebe zu stöbern kann übrigens eine Menge Ideen für einen Besuch von Stadt und Umland bringen, mit allen dort angebotenen Spezialtarifen. Auch für die Zahnradbahn und die Bootstouren auf dem Po vom Valentino-Park aus sowie für richtig günstige Tagestickets für alle öffentlichen Verkehrsbetriebe, Besuch der Museen inbegriffen.www.gtt.to.it

ALBA

DER DUFT VON TRÜFFELN UND WEIN

Mittelalterlich und von hoch aufragenden Türmen geprägt, ist Alba speziell im Herbst ein großartiges Reiseziel, wenn nicht nur bekennende Gourmets wegen der kostbaren Spezialitäten mit weißen Trüffeln ins Städtchen strömen. Die Weinlese bringt die ersten frischen Tropfen berühmter Lagen.

Alba besticht durch seine mittelalterlichen Bauten wie die hohen Geschlechtertürme.

Ab dem ersten Oktober-Sonntag, wenn ein unbeschreiblich amüsanter und doch historischer Esel-Palio stattfindet, der Trüffelmarkt mitten im Städtchen seine Tore öffnet und den typisch herben Duft verströmt, dann ist Alba-Zeit. Dann zeigt sich die Stadt umrahmt von goldgelb und rostrot gefärbten Weingärten und Haselnussplantagen, bald in zarte Nebelschleier gehüllt. Die Trüffelmesse ist eine internationale Veranstaltung, die von Oktober bis Anfang Dezember dauert und ein breites Publikum aus aller Welt anzieht. Albas Hotels und Pensionen können allerdings nicht alle Interessenten aufnehmen, die dann aber zum großen Teil im Umland unterkommen – was sicher kein Schaden ist, denn das Trüffel-Paradies liegt wunderbar eingebettet zwischen dem sanft gewellten Weinland des Roero und den waldreichen Hügeln der Langhe südlich des Tanaro-Flusses.

Der historische Mauergürtel existiert längst nicht mehr, denn Alba hat sich früh ausdehnen müssen. Rechts und links der etwas breiteren Hauptstraße Via Cavour tut sich ein enges Gassengewirr auf, ebenso entlang der Via Vittorio Emanuele, in der an Samstagen, wenn der große Wochenmarkt stattfindet, kaum ein Durchkommen ist. Aber es bereitet großes Vergnügen, hier an den Ständen, die mit gestickten Tischdecken und Gardinen aufwarten, zu stöbern, denn wer kauft schon als Urlauber Lebensmittel, es sei denn, man hat sich in einem Ferienhaus einquartiert. Der Wochenmarkt hier ist übrigens bereits seit dem Jahr 1171 dokumentiert – ob es damals schon Trüffel gab beziehungsweise ob man sie bereits als kulinarisches Highlight kannte und einen solchen Wirbel darum machte, ist nicht belegt …

Jedenfalls nimmt an der Via Vittorio Emanuele, die auch ohne Markt oder erst recht ohne ihn, die reinste Verführung in Sachen Kulinaria und Mode ist, das ehemalige Kloster Santa Maddalena ein großes Areal ein. Und dessen Kreuzgang ist genau der richtige Ort für die Internationale Messe der weißen Trüffel von Alba mit ihren unzähligen Probier- und Verkaufsständen. Im Klostergebäude ringsum finden auch Kulturinteressierte ein Ziel: das Museo Federico Eusebio mit archäologischen und naturkundlichen Sammlungen. Nicht überwältigend, aber immerhin.

Unter- und oberirdisch

Die archäologischen Funde stammen teilweise aus Albas »Unterwelt«, die man, gut ausgeleuchtet, aufsuchen kann. Dort wird man von Fachleuten in die römische Vergangenheit der Stadt eingeführt, aus der erstaunlich viel erhalten geblieben ist. Schon einmal in der Gegend, ist ein Blick auf die Kathedrale San Lorenzo zu empfehlen. Sie wurde bereits ab 1154 gebaut, was allerdings nur noch am Campanile erkennbar ist. Aber ihre spätere Ausstattung ist ebenfalls eine Betrachtung wert – das wunderbar mit Intarsien geschmückte Chorgestühl von Bernardino Fossati (1512) etwa und die beiden Barockkapellen rechts und links davon.

Wem die weißen Trüffel von Alba zu teuer sind, bekommt auch duftende schwarze auf dem Markt.

Keine Frage, dass Albas Trattorien und Restaurants, die teilweise in unterirdischen Gewölben untergebracht sind, auf Trüffelgerichte spezialisiert sind. Gerade wenig kostet das nicht, doch wie oft fährt man schon in die Trüffel-Welthauptstadt?

ALBA SOTTERANEA

Alba Pompeia hieß die römische Stadt, auf deren Grundmauern das mittelalterliche Alba entstand und sich bis heute weiterentwickelte, ohne die alten Strukturen völlig zu zerstören. Unterirdisch sind mehr als zweitausend Jahre Stadtgeschichte geblieben, nur wenige Meter unter dem heutigen Pflaster: ein Tempel, das Theater und das römische Forum, Mosaiken und Wohnhäuser sowie Teile der antiken Stadtmauer. Und das erste Taufbecken der Stadt. Die Besucher werden von archäologischen Experten geführt.www.ambientecultura.it

TRÜFFELKAUF

Der Kauf der kostbaren Knollen ist Vertrauenssache. Am sichersten fahren Neulinge, wenn sie es in einem der traditionellen Spezialläden in Alba tun. Beispielsweise bei Tartufi Ponzio (gibt es seit 1947) in der Via Vittorio Emanuele – wo sonst!www.tartufiponzio.com

ALBENGA

DEN TÜRMEN FOLGEN

Schon von Weitem machen die hohen, teils schiefen Türme Albengas neugierig, die aus der historisch kompakten Architektur des Mittelalters hinausragen. Landeinwärts zeigt die Stadt mit Riesengärtnereien, die auf mediterrane Würzkräuter spezialisiert sind, ihr landwirtschaftliches Gesicht.

Ob von der Autobahn aus oder beim Näherkommen – Albengas mittelalterliche Türme sind von Weitem zu sehen und locken ins historische Zentrum.

Abgesehen vom mittelalterlichen Kern mit seinem interessanten sakralen Zentrum ist Albenga eine wunderbare kleine Bummelstadt. Dass ihre Bewohner vielfach von der Landwirtschaft leben, sieht man schnell an den bunten Auslagen der Obst- und Gemüsehändler, die Ortsspezialitäten hervorheben – so die begehrten und wirklich köstlichen Artischocken von Albenga, die trompetenartigen dünnen Zucchini namens »trombette«, den lila Spargel und neuerdings immer mehr Würzkräuter.