Roger Rightwing köppelt das feingeistige Tischgespräch - Dante Andrea Franzetti - E-Book

Roger Rightwing köppelt das feingeistige Tischgespräch E-Book

Dante Andrea Franzetti

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Beschreibung

Die Schweiz ist traditionell nicht für die extremistische und demagogische Ausrichtung ihrer Journalisten bekannt. Gottlob gibt es Roger Rightwing. Er leitet eine kleine blaue Zeitschrift und zeigt dort Flagge, wenn es auch nur die Flagge seines Herrn ist. Schreibend geht er unerschrocken gegen die gefährlichen Feinde unserer Gesellschaft vor: Arme und Benachteiligte, Ausländer und Invaliden, Arbeitslose und Drogenabhängige, Asylbewerber und Bettler. Es wurde Zeit, dass jemand diesem umgedrehten Robin Hood, der niemals die Starken, immer aber die Schwachen angreift, ein kleines Denkmal setzt. Dante Andrea Franzetti hat es mit großem Humor und Witz in einer brillanten Satire getan, die Leserinnen und Lesern nicht nur ein Lächeln, sondern häufig ein schallendes Gelächter entlockt.

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Der Autor

Dante Andrea Franzetti, geboren 1959 in Zürich, ist Autor, Publizist und Dozent. 1985 wurde er durch den Roman Der Grossvater bekannt und veröffentlichte danach weitere Romane und Erzählbände. Er wurde u.a. mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis (1994) ausgezeichnet. Franzetti war zeitweilig Reporter und Italienkorrespondent verschiedener Zeitungen und lebt heute in Zürich und Rom. Im Lenos Verlag veröffentlichte er 2011, zusammen mit Pic, Das Bein ohne Mann; 2012 erschien Zurück nach Rom.

E-Book-Ausgabe 2014

Copyright © 2012 by Lenos Verlag, Basel

Alle Rechte vorbehalten

Cover: Anne Hoffmann Graphic Design, Zürich

Coverfoto: studio mm

www.lenos.ch

ISBN EPUB-E-Book 978 3 85787 577 9

Roger Rightwing hat zehn Gründe

Ein Meteorit stürzte auf die Stadt Basel und legte sie in Schutt und Asche. Roger Rightwing überlegte nicht lange und setzte den Titel.

ZEHN GRÜNDE, WARUM UNS SCHWEIZERN DER METEORIT NÜTZT.

Das Atomkraftwerk Gösgen flog in die Luft und verseuchte weite Teile des Mittellandes. Roger Rightwing zögerte nicht lange und setzte den Titel.

ZEHN GRÜNDE, WARUM ZÜRICH EIN ATOMKRAFTWERK IN SEENÄHE BAUEN MUSS.

Die Schweizer Fussballer verloren ein Spiel gegen Costa Rica sechs zu null. Roger Rightwing rätselte nicht lange und schrieb.

4:2 FÜR DIE SCHWEIZ! ZEHN GRÜNDE, WARUM UNS VIER EIGENTORE ZUM SIEG VERHALFEN.

Ich wäre gern Titelchef. Ich kann es! Ich hätte Roger Rightwing helfen können, als er zum ersten Mal in Zweifel geriet. Und das geschah, als eines Morgens das Statistische Amt vermeldete: In der Schweiz leben mehr Deutsche als Schweizer. Es steht 3512000 für Deutschland zu 3496000 für die Einheimischen.

Roger Rightwing grübelte. Wenn es eine gute Nachricht war, wie konnte er eine schlechte daraus machen? Wenn es eine schlechte Nachricht war, wie konnte er eine gute daraus machen?

Die Albaner zu den Schweizern zählen? Die Bündner doppelt zählen? Die Deutschen als halbe Schweizer zählen? Die Schweizer Kühe mitzählen? Überhaupt nachzählen lassen?

Roger grübelte.

DEUTSCHE REIN!?

SCHWEIZER RAUS!?

GERMANISTIK WIRD HAUPTFACH FÜR ALLE!?

Never change a winning title, falls du nicht zehn gute Gründe hast!

Man muss nur Rogers Rezept folgen.

ZEHN GRÜNDE, WARUM WIR JETZT ALLE DIE DEUTSCHE STAATSBÜRGERSCHAFT BEANTRAGEN.

ZEHN GRÜNDE, WARUM DIE BUNDESVERSAMMLUNG JETZT ANGELA MERKEL ZUR BUNDESPRÄSIDENTIN WÄHLT.

ZEHN GRÜNDE, WARUM SCHON CHRISTOPH BLOCHERS URGROSSVATER DEUTSCHER WAR.

Dabei steht es als Leitspruch auf allen Plakaten, die Roger Rightwing hat drucken lassen und höchstpersönlich an die Wände der Redaktionsräume genagelt hat.

»Etwas begründen kann jeder Schwachkopf. Etwas behaupten können nur die Souffleure des feingeistigen Tischgesprächs.«

Christoph Sünneli schreibt aus der Klinik

Die Sonne blendete. Etwas Metallisches leitete das grelle Licht direkt in seine Augen. Christoph Sünneli hielt sich den Handrücken vors Gesicht, der Wagen knallte gegen ein Verkehrsschild.

Sünneli war ein bekannter Politiker, und so erreichte die Nachricht vom Unfall Roger Rightwing auf der Redaktion sehr schnell.

Sünnelis Kolumne musste ausfallen.

Inzwischen waren etliche Tage vergangen, Sünneli klimperte schon wieder auf seinem Computer. Als Kommentar zur neuen Kolumne stand nur in Grossbuchstaben: ROGER, DAS WIRD EINE SENSATION. ICH BIN SOZIALIST.

Tatsächlich trug der Text den seltsamen Titel »Wie ich sehend wurde, als ich blind war«. Das bezog sich wohl auf Sünnelis Koma.

Roger überflog.

Roger überflog.

Der Typ war übergeschnappt.

Ignorieren? Nicht abdrucken? Das ging nicht. An der nächsten Fernsehdebatte würde Sünneli ihn zerfleischen. Liberales Blatt, haha. Rechtsradikale Kampfpostille! Hetzschrift!

Roger las nochmals.

Sünneli berichtete, wie er nach dem Unfall aus dem Koma erwacht war und nicht mehr wusste, wer oder was er ist. Sein Diener aus der Abteilung Skelettkunst des Medizinhistorischen Instituts brachte ihm darauf mehrere Ausgaben von Roger Rightwings Zeitschrift, für die Sünneli seit Jahren Kolumnen geschrieben hatte.

Die neueste hörte sich anders an: »Ich sah mich um und blickte in die Augen der fürsorglichen Krankenschwestern, oft Tamilinnen oder Inderinnen, die mich liebevoll umsorgten …«, schrieb er aus der Klinik.

Der reinste Kitsch! Xenophilie! Verliebtheit in die Fremden.

Roger raufte sich die Haare.

»Ich verachtete, was ich von diesem Sünneli, der ich gewesen sein soll, in der Zeitschrift las. Ich verachtete überhaupt die ganze Zeitschrift mit ihrer Häme über Sozialfälle, falsche oder richtige Invaliden oder andere Menschen am Rande (zu denen, nebenbei, auch die Kranken gehören). Diese Wortwahl! Diese Überheblichkeit! Wer bringt mir hier im Spital die Pfanne, damit ich scheissen kann? Die Philippinerin! Wer kleidet mich an, duscht mich, rollt mich herum? Die Frau aus Nigeria. Und wer schnauzt mich an? Die einzige Schweizerin auf der Abteilung. Ich erkenne mich in meinen verächtlichen Kommentaren nicht wieder. Ich schäme mich. Ich entschuldige mich.«

Der Text schloss mit einem Dank an die Gutmenschen, die er als Schwester Soundso und Hilfspflegerin Sowieso alle namentlich erwähnte. »Wir werden nicht länger bestehen, wenn wir nicht sozialistisch zu denken lernen, wie es meine Pflegerinnen auf ganz natürliche Weise tun. Nur ein solcher Sozialismus mit Herz kann in unsere profitkalte Welt etwas Wärme bringen.«

Es war kein Scherz! Sünneli hatte Roger den Text am Telefon bestätigt, war aber zu müde (»in schwesterlicher Wärme versunken«), um zu diskutieren. Nun gut, Titel und Lead sind das Filetstück, und dafür ist Roger zuständig. Er überlegte nicht lange und schrieb.

»HEUCHLERISCHE HELFER. Christoph Sünneli meldet sich aus der Klinik. Er tut es mit einer ätzenden Parodie auf unsere esoterischen Sozialisten im Spitaldienst, die schlimmsten Kostentreiber im Gesundheitswesen. Wenn so entlarvende Texte entstehen, kann ich nur gratulieren. Dein Unfall, lieber Christoph, war ein Glücksfall.«

Gut!

Sehr gut!

Wie wir den Irren loswerden, sehen wir später.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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