Romantic Thriller Spezialband 3037 - 3 Romane - Ann Murdoch - E-Book

Romantic Thriller Spezialband 3037 - 3 Romane E-Book

Ann Murdoch

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Romane: (399XE) Sprechende Steine (Ann Murdoch) Galopp in die Hölle (Ann Murdoch) Ein Deal mit dem Teudel (Ann Murdoch) Nach dem Tod ihres Vaters will Jessica seine Arbeit fortführen… doch sie gerät in einen Strudel übernatürlicher Ereignisse. Absolute Macht; ein simpler Deal mit dem Teufel? Ihre Seele scheint ein geringer Preis dafür! Doch dann fordert der Teufel mehr: ihren Verlobten Robert! Welche Rolle spielt die Dame Morgaine, die das ganze ins Rollen gebracht hat? Wird sie den beiden Liebenden helfen? Oder siegt das Böse?

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Ann Murdoch

Romantic Thriller Spezialband 3037 - 3 Romane

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Inhaltsverzeichnis

Romantic Thriller Spezialband 3037 - 3 Romane

Copyright

Sprechende Steine

Galopp in die Hölle

Ein Deal mit dem Teufel

Romantic Thriller Spezialband 3037 - 3 Romane

Ann Murdoch

Dieser Band enthält folgende Romane:

Sprechende Steine (Ann Murdoch)

Galopp in die Hölle (Ann Murdoch)

Ein Deal mit dem Teudel (Ann Murdoch)

Nach dem Tod ihres Vaters will Jessica seine Arbeit fortführen… doch sie gerät in einen Strudel übernatürlicher Ereignisse. Absolute Macht; ein simpler Deal mit dem Teufel? Ihre Seele scheint ein geringer Preis dafür! Doch dann fordert der Teufel mehr: ihren Verlobten Robert!

Welche Rolle spielt die Dame Morgaine, die das ganze ins Rollen gebracht hat? Wird sie den beiden Liebenden helfen? Oder siegt das Böse?

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

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Alles rund um Belletristik!

Sprechende Steine

von Ann Murdoch

Der Umfang dieses Buchs entspricht 102 Taschenbuchseiten.

Faszinierend und mystisch: Die Externsteine mitten im Teutoburger Wald! Kurz vor Beltane strömen Hexen, Druiden und andere Kräfte zur nahen Ausgrabungsstätte, die auf vermeintlich geheiligten Boden liegt.

Die Wissenschaftlerin Simone gerät in die Fänge einer Gruppe Hexen: doch ist Simone gar selbst eine Hexe? Oder warum träumt sie jede Nacht von den geopferten Kriegern? Wird es dem Druiden gelingen, Simones Kräfte mit der Natur zu bündeln, um das alte Wissen freizulegen?

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

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Prolog

Ihr ganzer Körper schien in diesem Moment außer Kontrolle zu geraten, Simones Glieder zitterten, und im Kopf breitete sich ein dunkler Druck aus, der den Schädel zu sprengen drohte. Sie musste raus hier, selbst auf die Gefahr hin, dass die Hexen sie in die Finger bekamen. Simone kletterte aus dem steinernen Grab. Als ihre Füße wieder festen Boden unter sich hatten, blickte sie entsetzt an sich herunter. Der ganze Körper war eingehüllt in ein blaues Leuchten, und sie schien nicht mehr Herrin ihrer Sinne. Ohne zu wissen, was sie tat, hob sie die Hände weit über den Kopf, blickte den heranstürmenden Frauen entgegen und rief laut ein Wort in einer fremden Sprache. Augenblicklich standen die Hexen still wie vom Donner gerührt. »Sie ist eine von uns«, flüsterte jemand ehrfürchtig...

1

»Bello, hierher, was machst du da schon wieder? Du kannst hier nicht einfach wild in der Gegend herumbuddeln.«

Der offensichtlich verärgerte Mann, der mit seinem Hund auf einem Spaziergang war, bereute gerade, dass er die Leine am Hals des Bernhardiners gelöst hatte. Der Hund hatte sich selbständig gemacht und buddelte nun voller Hingabe und ohne auf die Rufe seines Besitzers zu achten, ein Loch in den Boden.

Hier in der Nähe der Externsteine war es eigentlich verboten, Tiere ohne Leine laufen zu lassen, aber bisher war noch nie etwas passiert, und außerdem taten es fast alle Leute, die hier in der Gegend wohnten. Die Externsteine waren auch heute noch ein Anziehungspunkt für viele Touristen, was sicher auch daran lag, dass diese mächtigen Monumente ihresgleichen suchten. Die umliegenden Hotels und Gaststätten hatten ein gutes Geschäft daraus gemacht, was durch die Tatsache begünstigt wurde, dass sich auch das Hermannsdenkmal in der Nähe befand. Das Freilichtmuseum in Detmold zog ebenfalls viele Besucher an, und die schöne Landschaft tat ein Übriges.

Das waren aber alles Dinge, die denjenigen, die hier wohnten, niemals oder nur selten durch den Kopf gingen. Sie genossen es, in der wundervollen Gegend zu wohnen und fühlten sich wohl im Schatten des mächtigen Monuments, in dessen Umgebung angeblich besondere Kraftlinien zu spüren waren, was jedoch die wenigsten Menschen jemals bemerkt hatten.

Der Mann näherte sich nun seinem Hund, um ihn wieder an die Leine zu nehmen, doch der kräftig gebaute Bernhardiner begann zu knurren und buddelte heftig weiter. Er benahm sich geradezu, als wollte sein Besitzer ihm das Futter wegnehmen, und das machte den Mann stutzig. Der Hund ging tatsächlich in drohende Angriffsstellung, und dem Mann blieb nichts anderes übrig, als einen kleinen Stock zu suchen und ihn weit von sich zu werfen. Auf dieses Spiel ging Bello immer ein. Dieses Mal jedoch hielt der Hund zunächst inne, versuchte weiter zu graben und schaute dem Stock nur hinterher. Offensichtlich wusste er nicht, was er tun sollte. Endlich entschied er sich dafür, auf das altvertraute Ritual einzugehen. Er bellte einige Male kurz auf und rannte dem Stock hinterher, während der Mann in das Loch starrte, um festzustellen, was das Tier so fasziniert hatte.

Unwillkürlich zuckte er zurück. Tatsächlich lagen Knochen in der Erde, und das war auch der Grund, warum der Hund so seltsam reagiert hatte. Der Mann war kein Experte, eines war für ihn jedoch sicher: Knochen kamen nicht von allein an diese Stelle. Er lief hinter seinem Hund her, nahm ihn endlich an die Leine und informierte die Polizei.

Rund zwei Stunden später stand als erste Tatsache fest, dass es sich bei dem Fund um menschliche Knochen handelte.

2

»Das ist eine ziemlich seltsame Art Geschichte zu lehren, Frau Frank«, bemerkte Jason Fitzpatrick, der in der letzten Stunde aufmerksam zugehört hatte.

Simone Frank arbeitete als Gastdozentin für Archäologie und Historie an der Universität. Jason Fitzpatrick befand sich als Austauschdozent für drei Monate ebenfalls hier, er lehrte in London, stammte jedoch aus Schottland. Schon vom ersten Tag an hatten ihn die unorthodoxen Methoden der jungen Frau fasziniert, mal abgesehen davon, dass er auf den ersten Blick sein Herz an sie verloren hatte, jedoch ohne Hoffnung, jemals mehr als ein freundliches Wort von ihr zu bekommen. Bisher hatte sie auf alle zaghaften Annäherungsversuche reagiert, als wäre nichts gesagt worden.

»Ich weiß nicht, was Sie daran so merkwürdig finden«, gab Simone ruhig zurück. »Ich verlange von den Studenten, dass sie ein fiktives Interview führen mit Karl dem Großen, über sein Leben, seine Feldzüge, seine Eroberungen. Und im Anhang erwarte ich, dass die Quellen offengelegt werden, um auf diese Weise festzustellen, ob sie ihre Arbeit gut genug gemacht haben. Das ist auf jeden Fall mal etwas anderes, und die Studenten werden so genötigt, sich gründlich damit zu beschäftigen.«

Die noch recht junge Frau mit den schulterlangen dunklen Haaren, den ausdrucksvollen warmen Augen und dem fröhlichen Gesicht lächelte den Kollegen an, und er wünschte sich wieder einmal, mehr über sie zu erfahren. Vielleicht sollte er selbst einmal den Mut aufbringen, sie einzuladen.

»Ich habe nicht gesagt, dass Ihre Methode falsch ist. Ich finde sie nur ungewöhnlich«, gab er zurück und versuchte seine Gedanken in Worte zu fassen. Doch sein Blick blieb wieder einmal an ihren ausdrucksvollen Augen hängen, und er seufzte innerlich, weil sie so unerreichbar schien.

»Ich will Ihnen erklären, was ich mir dabei gedacht habe. Die Studenten versuchen auf diese Weise, sich in die Person selbst zu versetzen, oder in diesem Fall vielmehr in beide Personen. Auf der einen Seite müssen sie Fragen stellen, die sich mit dem geschichtlichen Hintergrund und der entsprechenden Person befassen. Auf der anderen Seite müssen sie detailliert antworten. Von daher müssen sie sich ausführlich informieren, um keine Fehler zu machen. Im Übrigen wird durch ein Interview die Person quasi zum Leben erweckt.«

»Haben Sie Ihre Methode mit dem Dekan abgesprochen?«

»Nein, warum sollte ich? Wollen Sie mich jetzt verpetzen?«

Er schaute sie verständnislos an. Das Wort verpetzen gehörte offensichtlich nicht zu dem Wortschatz, den er sich angeeignet hatte, obwohl sein Deutsch hervorragend war und kaum einen Akzent besaß.

»Verpetzen heißt, jemanden oder etwas zu verraten«, erklärte sie lächelnd.

»Nein, ich denke nicht, dass ich etwas verpetzen will. Schließlich bin ich selbst gespannt auf das Ergebnis. Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich dieses Projekt weiter verfolge?«

Sie zuckte die Schultern. »Wenn Sie Wert darauf legen... aber nun muss ich los.« Sie ließ ihn stehen und eilte mit raschen Schritten davon.

Jason schaute ihr noch eine Weile hinterher. Simone war eine schöne bemerkenswerte Frau, aber unglaublich spröde und abweisend. Konnte sie nicht mal ein bisschen entgegenkommender sein? Doch nun musste auch er sich um andere Dinge kümmern, er vergaß Simone für ein paar Stunden.

Am nächsten Morgen fand die junge Frau in ihrem Fach eine Nachricht vor, dass sie sich beim Dekan melden sollte. Unwillkürlich schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass Jason vielleicht doch geplaudert haben könnte. Natürlich stand es jedem Dozenten frei, wie er seinen Lehrgang gestaltete, niemand konnte ihr verbieten, zu ungewöhnlichen Mitteln zu greifen. Außerdem fand Simone ihre Methode nicht so ungewöhnlich, denn sie regte die Studenten an, sich ernsthaft mit dem Thema zu befassen.

Was sonst könnte der Dekan aber von ihr wollen? Ihr Vertrag als Gastdozentin lief noch bis zum Ende des kommenden Semesters, und es war eher unwahrscheinlich, dass er vorzeitig verlängert würde. Nein, sie würde es bestimmt nicht erfahren, wenn sie weiter hier stehenblieb und nur auf die Nachricht starrte.

Auf der Stelle ging sie zum Sekretariat und hoffte, sofort einen Termin beim Dekan zu bekommen. Sie hatte Glück.

Dekan Schnusenberg war ein Mann, der nur wenig für Humor übrig hatte, seine Arbeit und die anderer Leute dafür gewissenhaft ernst nahm. Es handelte sich um einen kleinen schmächtigen Mann, der hinter einem übergroßen, peinlich aufgeräumten Schreibtisch thronte. Simone hatte bisher nicht viel mit ihm zu tun gehabt, wusste jedoch, dass sie in seiner Gegenwart auf jedes Wort achten musste.

Höflich begrüßte sie ihn, und er schaute sie über seine dicken Brillengläser hinweg an;

»Ach, Frau Frank, gut, dass Sie gleich kommen konnten. Ich weiß nicht, ob ich in Ihnen die richtige Fachfrau gefunden habe. Aber es ist ein interessantes Projekt an mich herangetragen worden, und ich sollte eine Person benennen, die in der Lage ist, Untersuchungen vorzunehmen, ebenso wie die Datierung von Funden in einem vermutlich germanischen Grab. Es handelt sich, meiner Meinung nach, nur um Routine, könnte aber im Zuge der Forschung einen weiteren kleinen Einblick bringen.«

»Ein Grab? Ein germanisches Grab?«, fragte sie und machte ein erstauntes Gesicht. »Ich glaube, ich verstehe nicht ganz. Feldforschung war bisher nie meine Aufgabe, und bis auf ein Praktikum unter Professor Hartung habe ich noch nie etwas damit zu tun gehabt. Natürlich bin ich in der Lage Datierungen vorzunehmen, aber bisher habe ich das nur unter Laborbedingungen getan.«

»Dann wird es höchste Zeit, dass Sie Ihr Wissen erweitern. Dazu sollte man keine Gelegenheit außer Acht lassen. Ich kann also davon ausgehen, Frau Frank, dass Sie ab nächste Woche, also, zum Ende des Semesters, den Auftrag übernehmen.« Das war eine Feststellung, keine Frage, und der Dekan wirkte zufrieden.

»Halt, Moment, langsam, so schnell geht das auch wieder nicht«, versuchte sie zu protestieren, hielt aber schon einen Schnellhefter in der Hand und las als erstes den Begriff Externsteine. Sie wollte den Kopf schütteln und ablehnen, doch Dekan Schnusenberg schien mit seinen Gedanken bereits woanders und blickte sie nur fragend an.

»Ist sonst noch etwas?« Das klang nicht sehr ermutigend.

»Nein, nein, natürlich nicht.« Noch immer etwas verwirrt verließ sie das Büro und machte sich auf den Weg zu ihrer Vorlesung. Interessiert und doch neugierig musterte sie dabei die ersten Seiten der Unterlagen und fragte sich, ob sie tatsächlich die richtige Frau am richtigen Platz war.

In unmittelbarer Nähe der Externsteine hatte man zwei Gräber gefunden. In beiden lagen offenbar rituell bestattet zwei Tote mit einigem Zubehör. Was nun die Polizei darauf gebracht hatte, ausgerechnet an dieser Universität nach Archäologen zu fragen, wurde in dem Moment klar, als Simone die Fotografien sah,

Es handelte sich bei den Toten offenbar um Krieger, sie besaßen Schilde, die scheinbar germanischen Ursprungs waren, dazu kamen Grabbeigaben, die auf den ersten Blick nicht zuzuordnen waren. Jetzt war das Interesse in der jungen Frau vollständig erwacht.

Simone war so fasziniert, dass sie nicht auf den Weg achtete und plötzlich jemanden heftig anrempelte.

»Entschuldigung«, sagte sie unkonzentriert, blickte auf und schaute geradewegs in die Augen von Jason Fitzpatrick.

»Was ist denn so interessant?«, erkundigte er sich. »Ein Krimi aus der Geschichte? Oder haben Sie schon eines der Interviews vorliegen?« Er lächelte sie entwaffnend an, und Simone musste unwillkürlich lachen.

»Nicht ganz, aber faszinierend ist es trotzdem«, meinte sie. »Es gibt da ein paar alte Gräber mit interessanten Beigaben, die ich untersuchen soll…darf. Ich denke, diese Sache sollte ich mir tatsächlich näher ansehen.«

»Ich glaube, da weiß ich, um was es geht«, gab er zurück. »Die Gräber bei den Externsteinen, nicht wahr? Der Dekan hat mich gefragt, ob ich Interesse hätte, ebenfalls an der Forschung und Ausgrabung teilzunehmen. Da ich allein schon diese Art der Feldforschung interessant finde, habe ich natürlich zugesagt.«

»Geht das denn einfach so? Ich meine, Sie sind als Dozent hier, es ist doch eigentlich nicht Ihre Aufgabe, bei uns die Archäologie in der Praxis zu betreiben?«, fragte sie erstaunt.

»Aber ja, warum denn nicht. Und ich finde es eine reizvolle Aufgabe. Vor allen Dingen, wenn Sie auch dabei sind.« Er schaute sie mit einem hungrigen Blick an, den sie jedoch ignorierte.

»Das bleibt abzuwarten«, gab sie spröde zurück und beeilte sich in ihre Vorlesung zu kommen.

Jason blickte ihr wieder einmal lange hinterher. Er konnte sich selbst nicht so recht verstehen, dass er förmlich einen Narren an dieser Frau gefressen hatte, die ihn so abweisend behandelte. Gegen Gefühle konnte sich aber niemand wehren, und er wünschte sich sehnlichst mehr Zeit mit der jungen Frau zu verbringen. Dann würde es sich bestimmt ergeben, dass sie auch ihr Herz für ihn entdeckte. Aber er freute sich jetzt erst einmal auf die Ausgrabung. Vielleicht ergab sich dort endlich die Möglichkeit Simone näherzukommen, denn irgendwann musste sie ihre Ablehnung doch einmal ablegen.

3

Die rote Abendsonne schimmerte auf dem Schild des Mannes, spiegelte sich im Schwert wider und tauchte die riesigen Monumente in ein unwirkliches Licht. Stolz und Unbeugsamkeit sprachen aus der Haltung des Mannes, als er sein Schwert hob. Ihm gegenüber befanden sich zwei weitere Krieger und eine Person, die man als Priester, Schamane oder Druide bezeichnen konnte. Der hob nun eine Hand, und in seinen Augen war ein entschlossener Ausdruck zu erkennen.

Die beiden Krieger zogen ebenfalls ihre Schwerter, und augenblicklich entbrannte ein gnadenloser Kampf, an dessen Ende der eine in seinem Blut am Boden lag.

Mit einem Schrei schreckte Simone hoch und fand sich aufrecht im Bett. Was war denn das für ein verrückter Traum? Sie fand es nicht ungewöhnlich, dass die Externsteine in ihren Träumen auftauchten, immerhin beschäftigte sie sich damit. Aber was hatte dieses Gemetzel damit zu tun?

Noch immer fühlte die junge Frau Todesangst, so sicher, als wäre sie in den Körper des Mannes geschlüpft, und der Schweiß stand ihr dicht auf der Stirn. Ein Blick zur Uhr zeigte, dass es gerade drei Uhr in der Früh war, ganz sicher keine Zeit zum Aufstehen.

Dieser Traum hatte Simone so erschöpft, als wäre sie tatsächlich dabei gewesen, und sie fühlte sich völlig zerschlagen. Energisch knuffte sie ihr Kissen, drehte sich auf die andere Seite und zog sich die Decke über den Kopf. Aber sie konnte nicht wieder einschlafen. Sie wälzte sich von einer Seite auf die andere, und jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, erschien der tote Mann in seinem eigenen Blut vor ihr und ließ sie immer wieder erschreckt zusammenzucken.

So ging das nicht. Wütend stand sie auf. Dann eben nicht! Ebenso gut konnte sie sich vorbereiten auf die Aufgabe, die in einigen Tagen vor ihr lag.

Eigentlich war es unglaublich. Die Externsteine galten als erforscht und unergiebig, wobei sich vieles auf Vermutungen stützte. Ganz einfach aus den Grund, dass es nicht genügend Funde gegeben hatte, um eine befriedigende Erklärung für den Bau der gewaltigen Monumente zu finden. Bekannt war nur, dass es in alten Zeiten hier eine Sternwarte gegeben hatte, ebenso wie eine heilige Eiche, die Irminsul. Ebenso war bekannt, dass hier Rituale zur Fruchtbarkeit abgehalten worden waren übrigens auch heute noch üblich, und selbst ernstzunehmende Wissenschaftler sprachen von Kraftlinien, die nicht zu erklären waren. Es handelte sich also um einen heiligen Ort, an dem alte germanische Götter verehrt worden waren, aber damit erschöpfte sich das Wissen auch schon.

Simone war sicher, auch diese beiden Gräber würden keine weltbewegenden neuen Erkenntnisse bringen, aber es bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie selbst in ihrer Karriere weiterkam. Wenn sie den Dekan richtig verstanden hatte, lag die Leitung der Ausgrabung bei ihr. Mit guter fundierter Arbeit konnte sie sich einen Namen machen, um demnächst bei anspruchsvolleren Aufgaben berücksichtigt zu werden. Sie war nicht darauf abonniert nur Lehraufträge wahrzunehmen, vielleicht machte es ihr sogar Spaß vor Ort zu arbeiten und die Ergebnisse direkt auszuwerten. Dazu war es auf jeden Fall schon vorher notwendig, alles an Unterlagen einzusehen, was bisher über dieses Thema vorhanden war.

Simone holte aus den Regalen alles hervor, was sie selbst darüber besaß, und nahm sich vor, gleich nach dem Öffnen der wissenschaftlichen Bibliothek auch dort alles an Unterlagen einzusehen.

Im Übrigen musste sie sich darum kümmern, wer sonst noch zu dieser Ausgrabung gehörte, denn bisher war ihr nur Jason Fitzpatrick als Mitarbeiter bekannt. Ein paar Studenten würden sie noch als Helfer brauchen, und sie hatte schon einige im Auge, die sicher Spaß an der Aufgabe finden würden. Als sie die Unterlagen vom Dekan näher musterte, stellte sie fest, dass außer Jason und ihr kein weiterer Wissenschaftler beteiligt sein würde, also hegte niemand den Verdacht, es könnte sich hier um ein ergiebiges Forschen handeln.

Langsam erwachte der Ehrgeiz in der jungen Frau, sie nahm sich vor, alles zu tun, um diese scheinbare Routineuntersuchung bestens zu erledigen.

Sie konnte nicht wissen, dass sie auf unverhoffte Schwierigkeiten von einer Seite stoßen würde, an die sie bisher nicht gedacht hatte.

4

Simone fühlte sich vom ersten Augenblick an wohl in der kleinen Pension, die von zwei älteren Leuten geführt wurde. Das Budget der Universität war knapp, auch die staatlichen Zuschüsse änderten nichts daran, die Unterbringung in einem großen Hotel wäre zu teuer. Das hätte die junge Frau auch gar nicht gewollt. Sie mochte die familiäre Atmosphäre, wo sie und auch Jason rundum verwöhnt wurden.

Wie sie schon vermutet hatte, war diese Ausgrabung in jeder Form sparsam ausgestattet. Sie und Jason waren die Fachleute, dazu gab es vier Studenten, die für die Hilfsarbeiten zuständig waren und für ihre Arbeit kein Geld bekamen, aber zumindest mit guten Noten rechnen konnten.

Der hier ansässige Ortsheimatpfleger hatte gleich am ersten Tag versucht der jungen Frau

unendliche Geschichten über die Externsteine selbst sowie die Kraftströme und die zahllosen Legenden zu erzählen. Er hielt sich selbst für den absoluten Experten und wirkte ein wenig beleidigt, als sie freundlich, aber bestimmt ablehnte. Als Wissenschaftlerin hatte sie sich an die harten Fakten zu halten und konnte nichts darum geben, welche Märchen und Geschichten sich um die riesige Anlage rankten.

Simone war jedoch beeindruckt, denn sie hatte nie vorher die Externsteine besucht, deshalb war ihr nicht bewusst gewesen, wie imposant und gigantisch sich die Anlage darstellte.

Die Polizei hatte das Gelände um die Gräber abgesperrt, allerdings war es auf Dauer nicht möglich, eine ständige Wache einzurichten, um möglichen Grabräubern vorzubeugen. In Zukunft würde es so sein, dass zwei Studenten des Nachts in einem Zelt hierblieben und so der Anschein von Sicherheit aufrechterhalten wurde. Simone war nicht der Ansicht, dass es hier Reichtümer zu holen gab, aber sie wusste natürlich auch, dass eine ganze Reihe von Menschen wild darauf waren, in den Besitz historischer Gegenstände zu gelangen, selbst wenn sie damit nichts anfangen konnten. Um dem vorzubeugen, war die Wache notwendig.

Notdürftig hatte man die Gräber wieder abgedeckt. Es war nicht sinnvoll, an diesem Abend noch etwas anzufangen, so sehr die Neugier in der jungen Frau auch drängte.

Jason ging neben ihr, als sie das Gelände besichtigte, auch ihm war die Erregung anzumerken. Der Abend war mild, die Luft sanft wie Seide, und der Erde entströmte ein kräftiger animalischer Geruch. Die Dämmerung war hereingebrochen, und aus dem Zelt schimmerte das Licht einer Lampe.

Unvermittelt blieb Simone stehen. Sie schüttelte sich und schlang unwillkürlich die Arme um den Körper. Jason betrachtete sie aufmerksam.

»Was ist mit Ihnen? Fühlen Sie sich nicht wohl?« Seine Stimme klang besorgt, und er hätte sie gern schützend in die Arme genommen.

Die junge Frau blickte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Ich weiß nicht. Mir war gerade ganz komisch, so als... so als wäre jemand über mein Grab gelaufen.« Sie schüttelte sich wieder und versuchte dann ein verlegenes Lachen. »Verzeihen Sie, Jason, Sie müssen mich ja für verrückt halten.«

»Aber nein, ganz und gar nicht«, widersprach er. »Es liegt sicher an der Atmosphäre. Im Schatten dieser wichtigen Steine wird man selbst ganz klein. Außerdem ist hier irgendetwas, eine Kraft, die ich auch nicht begreifen kann.« Er sprach nicht darüber, dass er noch ganz andere Empfindungen hegte, doch der Blick, mit dem er sie anschaute, sprach Bände. Und dieses Mal konnte sie nicht ignorieren, dass er seine Gefühle offen zur Schau trug.

»Nun aber Schluss«, bestimmte sie mit fester Stimme. »Wir dürfen nicht vergessen, dass wir Wissenschaftler sind. Gefühle haben für uns nichts zu bedeuten.«

Jetzt lachte er leise auf. »Es wäre ausgesprochen schade, wenn wir vollkommen gefühllose Wesen wären, dann könnte man auch gleich Maschinen hierhin stellen. Ich denke, zu unserem Beruf gehört auch eine gehörige Portion Intuition und Instinkt. Erst im Zusammenhang mit dem fachlichen Wissen und den Erfahrungen unseren eigenen und denen der anderen wird Wissenschaft daraus.«

»Das haben Sie sehr schön ausgedrückt, Jason. Manchmal muss man sich das alles wirklich wieder ins Gedächtnis rufen. Aber ich fürchte, mit all dem Diskutieren und Philosophieren kommen wir nicht weiter. Ab morgen werden wir uns an die harten Daten und Fakten halten und aufpassen, dass wir nichts übersehen. Ich hoffe, wir werden gut zusammenarbeiten.«

»Davon bin ich überzeugt«, erklärte der Mann und schaute sie mit einem hungrigen Blick an. Sie

spürte plötzlich seine Augen wie eine körperliche Berührung, und es war ihr nicht einmal unangenehm. Streng rief sie sich zur Ordnung.

Simone schüttelte den Kopf. »Ich will nicht hoffen, dass Sie auf die verrückte Idee kommen, persönliche Gefühle könnten mit unserer Arbeit verbunden werden.«

Auf diese plötzliche Zurückweisung war er nicht gefasst. Er hatte nicht einmal geahnt, dass sie etwas von seinen persönlichen Empfindungen wissen könnte. Aber erstaunlich schnell hatte er sich wieder unter Kontrolle und lächelte.

»Wir sind Kollegen, die zusammenarbeiten, nicht mehr und nicht weniger«, schränkte er dann etwas mühsam ein und verwarf sogleich den Gedanken an eine Einladung heute Abend noch. Im Augenblick musste er zufrieden sein, dass er sie täglich sehen konnte. Wer wusste schon, was sich im Laufe der Zeit daraus ergeben würde.

5

»Ich verstehe das nicht. Das passt alles nicht zusammen.« Etwas ratlos hockte Simone an den beiden offenen Gräbern. Jason machte die dringend notwendigen Fotografien, während die junge Frau die Grabbeigaben näher musterte, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen.

»Was ist denn? Stimmt etwas nicht?«, erkundigte sich der Mann, der die Gegenstände noch nicht genauer angesehen hatte.

»Hier passt nichts zusammen. Sehen Sie sich den Schild und die Waffen an, und Sie werden feststellen, dass diese Dinge nicht in die germanische Zeit passen.«

»Vielleicht stammen die Gräber gar nicht aus der germanischen Zeit und wurden erst später angelegt«, gab er zu bedenken.

»Unsinn«, knurrte sie unwillig. »Ich habe zwar hier keine Möglichkeit, eine genaue Altersbestimmung vorzunehmen, aber es ist eindeutig, dass die meisten der Grabbeigaben aus der fraglichen Zeit stammen. Nur die Schilde und einige andere Dinge gehören nicht hierher. Und das hat nichts mit der zeitlichen Bestimmung zu tun.«

Interessiert blickte der Wissenschaftler genauer hin und schüttelte dann ebenfalls den Kopf. Er musste den ersten Eindruck von Simone bestätigen.

»Das erinnert mich an die Grabbeigaben, die wir an einem Steinkreis in Wales gefunden haben. Aber das passt wirklich nicht hierher«, erwiderte er.

»Wales? Das klingt allerdings unwahrscheinlich«, gab sie zurück. »Ich will nicht bestreiten, dass es für die Kelten Möglichkeiten gab, hierher zu kommen. Aber ganz sicher wurden solche Leute nicht in einem rituellen germanischen Grab beigesetzt.«

»Und warum nicht?«, fragte er leicht provozierend. »Die Völkerwanderungen waren schließlich nicht auf den Kontinent beschränkt. Im Übrigen gab es die Weisen Männer, die durch die Lande wanderten....«

»Ja, schon gut, ich habe verstanden, worauf Sie hinauswollen«, erklärte sie unwirsch, weil sein Einwand berechtigt war. Simone litt außerdem unter Kopfschmerzen, denn auch in dieser Nacht hatten sie Alpträume geplagt, die wieder in einem furchtbaren Gemetzel geendet hatten. Sie fragte sich, ob sie sich in Gedanken nicht schon viel zu sehr mit diesem Thema beschäftigte. Warum sonst sollten diese seltsamen Gestalten in ihrem Kopf spuken? Und warum passte die nächtliche Szene genau zu diesen Toten und den beigelegten Gegenständen?

Sie spürte, dass sie unnötig unfreundlich zu Jason gewesen war und versuchte ein verlegenes Lächeln.

»Tut mir leid, ich wollte Sie nicht beleidigen, und im Grunde sollten wir ja keine Möglichkeit außer Acht lassen. Es wäre in diesem Fall also sehr nett von Ihnen, würden Sie sich mit den Kollegen in London in Verbindung setzen. Bestimmt sind Ihre Kontakte besser als meine, so dass nicht erst lange Rückfragen notwendig sind.«

Er war erstaunt, eigentlich hatte er nicht damit gerechnet, dass sie so schnell nachgeben würde, denn er schätzte sie als sehr ehrgeizig ein, womit er nicht ganz Unrecht hatte. Simone war aber auch nicht dumm. Sie nutzte in diesem Fall die Möglichkeiten, die sich ihr boten, und Jason besaß nun einmal den besseren Kontakt.

Er kam nicht dazu, noch etwas zu erwidern, denn drüben auf dem Zufahrtsweg gab es plötzlich einen Tumult. Die beiden Studenten, die zur Hilfe da waren, diskutierten heftig und laut mit einer Gruppe Frauen, die schon auf den ersten Blick etwas merkwürdig wirkten. In die langen Haare hatten sie Perlen und andere Gegenstände gebunden, die Kleidung bestand aus weiten Röcken und Schultertücher über eng anliegenden Blusen, sie wirkten fast wie aus vergangenen Zeiten entsprungen. Eine jede von ihnen hielt ein seltsam gebundenes Buch in der Hand, mit dem zwei von ihnen jetzt heftig gestikulierten.

»Was ist hier los?«, fragte Simone scharf in den Tumult hinein und wandte sich an eine der Frauen, die offenbar das Sagen in der Gruppe hatte. »Hier ist ein Ausgrabungsgelände, auf dem Privatleute nichts zu suchen haben. Tut mir leid, ich muss Sie bitten zu gehen.«

»Wir werden natürlich nicht gehen, wir haben ein Recht zu bleiben. Ich bin Doriana, die oberste

Hexe der Wicca, und wir werden die heiligen Rituale für das Beltane-Fest vorbereiten.«

»Wie bitte?« Simone fühlte sich, als spräche sie mit einem Wesen von einem anderen Stern. Wovon redete die Frau da überhaupt? In ihrem Fachbereich galt die junge Wissenschaftlerin schon fast als Koryphäe, und niemand machte ihr so schnell etwas vor, wenn es um das Wissen über die alten Germanen ging. Doch im modernen Leben gab es einiges, was Simone bisher entgangen war. Zum Teil, weil es sie nicht interessierte, zum anderen, weil es nicht allgemein bekannt war. Dazu gehörte offenbar auch die Vereinigung der Frauen, die jetzt vor ihr standen.

»Ich glaube, ich verstehe nicht ganz. Wer oder was sind Wicca, und was wollen Sie hier tun?«, sagte sie also irritiert und schaute die andere Frau an. Aber jetzt mischte sich Jason ein, der offenbar näher darüber informiert war.

»Bei den Wicca handelt es sich um die Nachfahren der Weisen Frauen, die schon früher das geheime Wissen gehütet haben. Diese Damen hier sind offenbar der Meinung, dass durch die Kraftlinien hier an den Externsteinen ihre Art von Magie besonders gefördert wird.«

Simone bekam kugelrunde Augen, blickte in die Runde und konnte sich selbst gerade noch davon abhalten, mit dem Finger an die Stirn zu tippen.

»Hexen?«, begriff sie dann und schluckte. »Ja, natürlich, ich verstehe«, fuhr sie fort, obwohl sie in Wirklichkeit gar nichts verstand. »Ich habe nichts dagegen, wenn Sie Ihre Rituale dort drüben ausführen wollen, meine Damen. Aber dies hier ist eine Ausgrabung, die uns verschiedene geschichtliche Hintergründe deutlich machen soll. Demnach ist das Betreten des Geländes auch für Sie verboten.«

Doriana, oder wie auch immer sie im wirklichen Leben heißen mochte, ließ sich durch diese Worte nicht abschrecken.

»Wir führen unsere Rituale seit vielen Jahren hier durch, und wir werden es nicht einfach hinnehmen, dass Sie alte heilige Gräber öffnen, die für uns immer ein Teil der Kraft gewesen sind. Der Inhalt dieser Gräber besitzt eine eigene Magie, und wenn Sie auch nur einen Teil davon entfernen, wird der Fluch der Wicca und Druiden Sie treffen.«

»So, nun reicht es mir aber.« Für Simone ging es entschieden zu weit, was diese Frau da von sich gab. Hexe oder nicht, sie hatte hier eine wissenschaftliche Untersuchung durchzuführen, davon ließ sie sich nicht durch ein paar Laien aufhalten. Schon gar nicht würde sie sich durch irgendwelche Flüche abschrecken lassen.

Der Blick der jungen Frau wurde energisch, sie richtete sich unwillkürlich sehr gerade auf und wirkte plötzlich sehr eindrucksvoll. Ganz anders als die Simone, die Jason bisher gekannt hatte. Erstaunt schaute er sie an und verglich sie unbewusst mit den sogenannten Hexen. Die kamen dabei nicht gut weg.

»Frau Doriana, ich habe Ihre Einwände zur Kenntnis genommen, werde aber in keinem Fall darauf verzichten meine Arbeit hier fortzusetzen. Sollten Sie ein berechtigtes Interesse daran haben, Einspruch gegen diese Ausgrabung vorzubringen, so steht es Ihnen selbstverständlich frei, eine schriftliche Eingabe beim Landesamt für Denkmalschutz einzureichen. Dort wird man Ihre Argumente abwägen und drüber entscheiden. Bis dahin bleibt es jedoch bei meiner Anordnung. Sie haben auf diesem Gelände nichts zu suchen, und Sie sollten sich hüten, unsere Arbeit zu behindern. Im Übrigen verzichte ich auf Ihre Flüche und fordere Sie auf, uns jetzt in Ruhe zu lassen.«

Der Blick, mit dem die Oberhexe die junge Frau musterte, hätte einem weniger zart besaiteten Menschen das Blut in den Adern gefrieren lassen. Simone jedoch gab den Blick vollkommen ruhig zurück. An ihr schien alles abzuprallen.

»Sie wagen es, über uns zu spotten?«, sagte Doriana leise, aber mit furchteinflößender Stimme. »Das hier ist noch nicht das letzte Wort. Wir werden diese Grabschändung nicht ohne weiteres hinnehmen.«

»Mir scheint, Sie wissen nicht, wovon Sie reden«, gab Simone ebenso zurück. »Aber tun Sie, was Sie nicht lassen können.« Sie drehte sich abrupt um und ging davon, als wäre sie absolut sicher, dass die Frauen ihren Anweisungen folgten.

Jason blieb an ihrer Seite, warf dann aber einen Blick zurück und sah verblüfft, dass die Hexen sich wirklich entfernten. Für ihn war dieses Thema jedoch noch nicht abgeschlossen.

»Simone, Sie sollten das nicht auf die leichte Schulter nehmen«, warnte er und blickte sie ernst und eindringlich an.

»So ein Quatsch«, gab sie zurück. »Kommen Sie mir jetzt nicht auch noch mit dem Glauben an Hexenwahn und Druidenflüche.«

»Das ist tatsächlich ein Thema, über das man nicht scherzen sollte«, beharrte er. Simone blickte ihm voll ins Gesicht, dann tippte sie ihm sacht gegen die Stirn.

»Lieber Kollege, ich will ja gern an einiges glauben, was ich nicht erklären kann. Aber Sie dürfen sicher sein, Hexen und Druiden gehören nicht dazu. Und diese Wicca hier lassen mich kalt.«

»Sie sind leichtsinnig, wenn Sie die Sache nicht ernst nehmen«, warf er ihr vor. »Selbst wenn Sie

nicht an Flüche glauben, so halte ich diese Frauen für durchaus fähig, unsere Arbeit hier zu sabotieren.«

»Wer das wagen sollte, bekommt es mit mir zu tun«, fuhr sie auf.

»Wenn Sie sich da mal nicht übernehmen.«

»Jason, bitte, es mag sein, dass wir bei gewissen Dingen verschiedener Meinung sind, aber ich will nicht hoffen, dass ich beim Dekan der Universität eine Meldung machen muss, dass ausgerechnet Sie es sind, der hier die Arbeit behindert.« Simone bemühte sich mit ruhiger Stimme zu sprechen, doch sie konnte nicht verhindern, dass ihre Augen blitzten und ihr Tonfall ausgesprochen zornig klang. Er versuchte sachlich zu bleiben, amüsierte sich aber innerlich über die Empörung in der jungen Frau, die dadurch eher noch anziehender wurde.

»Eine Beschwerde hätte nur dann Zweck, wenn Sie meine fachliche Qualifikation in Frage stellen. Aber ich denke, darüber müssen wir nicht diskutieren. Simone, glauben Sie mir, ich will Sie nur vor einem großen Fehler bewahren. Diese Leute sind gefährlich, und ich möchte nicht, dass Ihnen etwas zustößt.« Wärme und Zuneigung sprachen aus seinen Worten, und das spürte sie sehr genau. Ihr Blick wurde nachgiebig, doch sie wollte noch nicht nachgeben.

»Aber das ist doch alles Unsinn«, gab sie unwillig zurück, widerwillig beeindruckt von seiner Beharrlichkeit und gerührt von seiner Sorge. »Aber wenn es Sie beruhigt, werde ich mich vorsehen und mich gleichzeitig ein bisschen kundig machen über diese Hexen. Offenbar scheint mehr daran zu sein, als ich vermutet habe. Aber ich garantiere Ihnen, dass ich Sie herzhaft auslachen werde, sollte es sich herausstellen, dass es sich nur um einen Schabernack handelt.«

»Sie dürfen sicher sein, dass ich dann herzhaft mitlachen werde«, versprach er aufrichtig und schaute sie wieder einmal mit einem hungrigen Blick an.

Simone schüttelte noch einmal den Kopf und ging davon. Aber dann drehte sie sich noch einmal um. »Beim all diesem Unsinn vergessen Sie aber nicht, sich mit London in Verbindung zu setzen«, mahnte sie und sah den Mann zustimmend nicken.

6

Wieder schreckte Simone aus einem wirren Alptraum auf. Sie stellte fest, dass sie aufrecht im Bett saß und nassgeschwitzt war. Vor ihrem geistigen Auge spielten sich noch einmal die blutigen Szenen ab. Sie konnte den Traum nur mühsam unterdrücken, während sie versuchte wach zu werden. So langsam begann sie sich Gedanken zu machen, denn diese immer wiederkehrenden Träume zu diesem einen Thema beunruhigten sie mehr, als sie sich eingestehen wollte. Natürlich kam jetzt der Zwischenfall mit den Hexen dazu, und dieser sogenannte Fluch hatte sie mehr aufgeregt, als sie sich vor Jason anmerken lassen wollte. Immerhin war sie eine junge moderne aufgeklärte Frau, die nicht an Flüche oder Verwünschungen glaubte. Doch selbst ihr war klar, dass eine Menge Dinge auf der Welt existierten, deren Sinn und Vorhandensein sie nicht erklären konnte. Vielleicht gab es wirklich moderne Hexen und Druiden, und vielleicht besaßen sie tatsächlich übersinnliche Kräfte. Aber dann sollten sie bitte dort bleiben, wo sie die wissenschaftliche Arbeit nicht störten.

Mit einem Ruck sprang Simone aus dem Bett. Es hatte keinen Zweck, sie war hellwach und konnte nicht mehr schlafen. Ein wenig zornig auf sich selbst stand sie auf und fragte sich, ob sie um diese Zeit irgendwo einen Kaffee auftreiben konnte. Lautlos ging sie die Treppe hinunter und blickte sich im Speisezimmer tun. Zu ihrem Erstaunen stand auf einer Anrichte eine Thermoskanne, daneben befanden sich ein paar Tassen. Offenbar war man hier darauf eingerichtet, dass die Gäste nachts nicht schlafen konnten und eine kleine geistige Anregung brauchten.

Simone überlegte nicht lange.

Sie nahm die Kanne und eine Tasse mit auf ihr Zimmer. Eine halbe Stunde später schlug sie das Buch zu, in dem sie gesucht und gelesen hatte. In dieser Nacht würde es nichts werden mit weiteren Informationen. Auch die Verbindung mit dem Computer ins Internet brachte keine weiteren Erkenntnisse. Die junge Frau beschloss einen kleinen Spaziergang zu machen. In gut zwei Stunden würde die Dämmerung anbrechen, und bis dahin konnte sie die Atmosphäre draußen auf sich wirken lassen.

Ohne lang zu überlegen stieg sie ins Auto und fuhr die kurze Strecke hinaus zu den Externsteinen. Wenn sie schon so früh auf war, konnte sie wenigstens den Sonnenaufgang an einem Ort erleben, der dessen würdig war.

Jetzt im Dunkel wirkten die riesigen Steine besonders beeindruckend, fast schon beängstigend. Die Wege waren kaum zu erkennen, und die junge Frau musste aufpassen nicht zu stürzen.

Die Stille der Nacht war etwas Wunderbares. Tatsächlich waren schon einige Vögel zu hören, die sich auf den anbrechenden Tag vorbereiteten. Davon abgesehen gab es nur das sanfte Rauschen des Windes in den Bäumen. Simone setzte sich auf einen Stein, starrte in die Nacht hinein und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Ihr Leben hatte sich radikal geändert. Aus der beschaulichen

Arbeit an der Universität war plötzlich ein Abenteuer geworden. Sie stand hier draußen und hatte mit Widrigkeiten zu kämpfen, von denen sie nicht einmal etwas geahnt hatte. Dabei waren die Schwierigkeiten mit der Ausgrabung wohl noch das kleinste Problem. Tatsächlich machten ihr die Wicca Sorgen, aber nicht, weil sie einen Fluch ausgesprochen hatten. Diese Doriana sah wirklich so aus, als würde sie mit den Anordnungen der Wissenschaftlerin nicht umgehen können. Ganz bestimmt würde sie versuchen ihren eigenen Kopf durchzusetzen, und das konnte unter Umständen bedeuten, dass die Arbeit hier behindert wurde.

Simone durfte das auf keinen Fall zulassen. Aber sie war realistisch genug einzusehen, dass eine Anzeige bei der Polizei im jetzigen Stadium nichts bringen würde. Immerhin war außer einer Auseinandersetzung nichts passiert, und harte Worte brechen keine Knochen, rief sie sich ein altes Sprichwort ins Gedächtnis.

Ihm Aufmerksamkeit wurde plötzlich von einem ungewöhnlichen Geräusch abgelenkt. Sie hörte leises Gemurmel, dann eine einzelne Stimme, die unverständlich sprach, danach viele Stimmen, die antworteten. Was war das denn? Befanden sich noch andere Leute hier draußen?

Simone ging in die Richtung, aus der sie die Geräusche hörte.

Sie roch plötzlich Rauch und sah gleich darauf den Widerschein eines Feuers. Die Stimmen wurden lauter, und hinter einem Stein verborgen konnte die junge Frau sehen, dass sich die Hexen um ein kleines Feuer versammelt hatten und dort ein Ritual ausführten.

Doriana, die Oberhexe, stand direkt beim Feuer in der Mitte des Kreises und redete in einer fremden Sprache, die Simone nicht verstand. Von Zeit zu Zeit antworteten die anderen im Chor, und das Ganze wirkte wie eine mittelalterliche Beschwörung. Die Wissenschaftlerin blieb hinter ihrem Stein verborgen stehen und schaute weiter zu. Dieses Ritual wollte sie nicht stören. Auch wenn sie das alles für Humbug hielt, so hatte sie doch nicht das Recht den Glauben anderer Menschen zu verurteilen.

Unbemerkt wollte Simone sich wieder davonschleichen, dabei stolperte sie jedoch über einen Stein und machte ein Geräusch. Augenblicklich brachen drüben die Stimmen ab, und Simone stand wie zur Salzsäule erstarrt. Sie überlegte sich gerade passende Worte für eine Entschuldigung, doch soweit sollte es nicht kommen. Jemand näherte sich mit einer Fackel, und eine schrille Stimme kreischte auf.

»Sie ist hier! Sie darf nicht entkommen!«

Angst erfasste die junge Frau. Sie wusste augenblicklich, dass es keinen Zweck hatte stehenzubleiben und ein Gespräch zu beginnen. Sie musste weglaufen!

In blinder Panik rannte sie davon, auf die Anlage mit den Steinen weiter zu, die groß, mächtig und bedrohlich über ihr aufragten. Nur fort von hier! Irgendwo dort drüben würde sie bestimmt ein Versteck finden, in dem sie abwarten konnte, bis die Hexen wieder verschwunden waren.

Simone stolperte mehrmals, fing sich wieder und jagte weiter. Die Sonne schickte einen ersten rötlichen Schimmer über den Himmel, und in der beginnenden Dämmerung war der Weg etwas besser erkennbar - zumindest das, was man als Weg bezeichnen konnte. Was ihr nutzte, kam den anderen jedoch auch zugute, die Verfolgung hielt an.

Ein schmaler Pfad, uneben und für ungeübte Füße gefährlich, führte zwischen den Steinen entlang und aufwärts auf einen der großen Monolithen zu. Urplötzlich ragte vor Simone ein Felsen auf, auf den sie fast zugelaufen wäre. Im letzten Augenblick gelang es ihr die Kurve zu kriegen und abzubiegen. Hinter sich hörte sie die Schritte der anderen Frauen. Das beängstigende daran war, dass die Hexen sie völlig lautlos verfolgten, nur die Schritte und ein leichtes Keuchen waren zu hören, ebenso der heftige Atem der jungen Frauen selbst.

Die gefährlichen Gestalten waren dichtauf, Simone blieb nicht mehr viel Zeit oder Möglichkeit, um auszuweichen. Sie versuchte sich den Lageplan der Anlage ins Gedächtnis zu rufen. Doch bei einem kurzen Rundgang gestern war ihr bereits klar geworden, dass ein Lageplan auf dem Papier nicht immer die wirkliche Größe widerspiegelte. Hätte sie nicht längst die beiden großen Hauptsteine erreichen müssen?

Doch die Zugänge wurden abends verschlossen und würden ihr jetzt nicht viel nutzen. Aber ein wenig entfernt befand sich der Himmelsstein, in dessen Schatten sie sich vielleicht verstecken konnte.

Bevor Simone jedoch dieses Ziel erreichte, stolperte sie über eine der vielen Unebenheiten. Instinktiv rollte sie sich zusammen und spürte, dass sie sich direkt vor einer kleinen Höhle befand. Die Wissenschaftlerin überlegte nicht lange. Wenn sie überhaupt noch eine Chance haben wollte, musste sie diese winzige Möglichkeit nutzen.

Aber schon während sie sich in die Vertiefung fallen ließ, erfasste sie ein seltsames Gefühl. Eine unglaubliche Kraft strömte durch ihren Körper hindurch. Augenblicklich wurde ihr klar, dass sie in dem gelandet war, was allgemein Felsengrab genannt wurde. Diese Stelle galt in der gesamten Anlage als diejenige, in der sich die stärksten Kraftströme kreuzten und bündelten, deren Sinn und Vorhandensein hatte jedoch noch niemand genau erklären können. Tatsache schien jedoch, dass die Externsteine in früheren Zeiten zu einem Fruchtbarkeitsritus erbaut wurden, ebenso aber eine Art Sternwarte beinhalteten, wie auch die große heilige Eiche, die Irminsul. Vor langer Zeit waren Sternwarte und Irminsul zerstört worden, aber noch immer befanden sich hier viele unerklärliche Dinge, mit denen jetzt gerade auch Simone konfrontiert wurde.

Ihr ganzer Körper schien in diesem Moment außer Kontrolle zu geraten, ihre Glieder zitterten, und im Kopf breitete sich ein dunkler Druck aus, der den Schädel zu sprengen drohte. Sie musste raus hier, selbst auf die Gefahr hin, dass die Hexen sie in die Finger bekamen. Simone kletterte aus dem steinernen Grab. Als ihre Füße wieder festen Boden unter sich hatten, blickte sie entsetzt an sich herunter. Der ganze Körper war eingehüllt in ein blaues Leuchten, und sie schien nicht mehr Herrin ihrer Sinne. Ohne zu wissen was sie tat, hob sie die Hände weit über den Kopf, blickte den heranstürmenden Frauen entgegen und rief laut ein Wort in einer fremden Sprache. Augenblicklich standen die Hexen still wie vom Donner gerührt.

»Sie ist eine von uns«, flüsterte jemand ehrfürchtig, aber Doriana gebot mit einer Handbewegung Ruhe.

»Sie ist keine von uns«, erklärte sie mit harter Stimme. »Sie ist eine falsche Hexe, eine Lügnerin. Lasst euch nicht davon beeindrucken...« Doriana kam nicht weiter. Simone senkte einen Arm. Aus ihrem ausgestreckten Zeigefinger löste sich ein blauer Strahl, fuhr direkt auf die andere Frau zu und hüllte sie vollständig ein. Doriana begann zu ächzen, als ob sie keine Luft mehr bekäme und starrte Simone mit weit aufgerissenen Augen an.

Die schien aber plötzlich zu sich zu kommen. All die überirdische Macht, von der sie gerade noch erfüllt war, fiel von ihr ab, und erschreckt blickte sie sich um.

»Lasst mich in Ruhe! Lasst mich bloß in Ruhe!«, rief sie und rannte erneut wie von Furien gehetzt davon. Dieses Mal verfolgten die Hexen sie nicht.

Außer Atem kam Simone bei ihrem Auto an, stieg ein und fuhr äußerst unruhig zur Pension zurück. Als sie ausstieg, kam gerade Jason aus dem Haus und bemerkte, wie aufgelöst sie war.

»Du lieber Himmel, was ist denn mit Ihnen passiert? Hatten Sie einen Unfall? Wieso sind Sie überhaupt schon unterwegs? Sie zittern ja am ganzen Körper und sind kreidebleich. Kann ich Ihnen helfen?«

Simone ließ es widerstandslos zu, dass er sie in die Arme nahm und tröstete. Seine Berührung wirkte warm und sicher, er strahlte Kraft aus und gab ihr die Ruhe wieder, die sie auf der wilden Flucht verloren hatte. Unwillkürlich überlegte sie, wie es sein mochte, noch länger in seinen Armen zu verweilen, aber diese Gedanken verschwanden gleich wieder. Sie war noch viel zu erschüttert, um zu ihrer gewohnten Selbstbeherrschung zu finden. Stockend erzählte sie von ihrem schrecklichen Erlebnis, und noch während sie sprach, kam ihr das alles so verrückt vor, dass sie sich selbst kaum geglaubt haben würde.

Jason schien die Sache jedoch ernst zu nehmen. Er drückte sie sanft in einen Stuhl, streichelte zart über ihre Wange, besorgte eine Tasse heißen Kaffee und hielt ihr den an den Mund. Die Zähne der jungen Frau klapperten auf dem Porzellan. Allein daran schon konnte der Wissenschaftler erkennen, dass Simone zutiefst aufgewühlt war. Jason vermutete allerdings, dass diese Erschütterung weniger darauf zurückzuführen war, dass man sie verfolgt hatte, sondern vielmehr auf den persönlichen Kontakt mit etwas unfassbarem, für das sie keine Erklärung finden konnte.

Sie lachte plötzlich verlegen auf und riss sich mit aller Kraft zusammen.

»Sie müssen mich für ganz schön überdreht halten. Ehrlich gesagt, komme ich mir selbst ziemlich dumm vor. Entschuldigen Sie bitte, Jason.«

»Da gibt es nichts zu entschuldigen«, erwiderte er. »Ich halte die ganze Sache für ernst genug, um die Polizei zu verständigen.«

»Ich weiß nicht«, gab sie zögernd zurück. »Das alles klingt ja selbst in meinen Ohren sehr unwahrscheinlich, ich bin nicht sicher, ob man mir glauben wird.«

»Nun, immerhin habe ich diese Frauen ebenfalls erlebt. Wir müssen der Polizei ja nicht unbedingt erzählen, dass man Sie verflucht hat. Ich würde das aggressive Verhalten trotzdem als Drohung einschätzen, und damit sollte man nicht spaßen.«