Romantische Bibliothek - Folge 4 - Jutta Friedmann - E-Book

Romantische Bibliothek - Folge 4 E-Book

Jutta Friedmann

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Beschreibung

Mit zitternden Fingern weist Eva Rohde der hübschen jungen Frau, die ihr gegenübersitzt, die Tür! Sie kann kaum glauben, was die Fremde ihr eben erzählt hat. Angela Nieweg behauptet doch tatsächlich, ein Verhältnis mit Evas Mann zu haben. Doch so etwas würde Michael niemals tun, schließlich liebt er seine Frau und seine Kinder - oder etwa nicht? Als Eva ihn noch am selben Abend zur Rede stellt, erfährt sie Ungeheuerliches: Michael war bereits bei einem Anwalt und hat die Scheidung eingereicht, ihre Ehe liegt in Scherben.

Bald schon muss Eva erfahren, wie schwer das Leben als geschiedene Frau und alleinerziehende Mutter ist. Doch Evas beste Freundin Claudia hat eine Idee, wie man dem Leid ein Ende bereiten könnte. Warum gibt Eva nicht eine Heiratsanzeige in der Zeitung auf? Gesagt, getan. In den kommenden Wochen lernt Eva die unglaublichsten Männer kennen. Aber ist auch ein geeigneter Vater für ihre Kinder darunter?

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Seitenzahl: 178

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Inhalt

Cover

Impressum

Du hieltst nicht, was dein Herz versprach

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/conrado

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-1081-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Du hieltst nicht, was dein Herz versprach

Bewegender Roman um das Ende einer Ehe

Von Jutta Friedmann

Mit zitternden Fingern weist Eva Rohde der hübschen jungen Frau, die ihr gegenübersitzt, die Tür! Sie kann kaum glauben, was die Fremde ihr eben erzählt hat. Angela Nieweg behauptet doch tatsächlich, ein Verhältnis mit Evas Mann zu haben. Doch so etwas würde Michael niemals tun, schließlich liebt er seine Frau und seine Kinder – oder etwa nicht? Als Eva ihn noch am selben Abend zur Rede stellt, erfährt sie Ungeheuerliches: Michael war bereits bei einem Anwalt und hat die Scheidung eingereicht, ihre Ehe liegt in Scherben.

Mit zitternden Fingern weist Eva Rohde der hübschen jungen Frau, die ihr gegenübersitzt, die Tür! Sie kann kaum glauben, was die Fremde ihr eben erzählt hat. Angela Nieweg behauptet doch tatsächlich, ein Verhältnis mit Evas Mann zu haben. Doch so etwas würde Michael niemals tun, schließlich liebt er seine Frau und seine Kinder – oder etwa nicht? Als Eva ihn noch am selben Abend zur Rede stellt, erfährt sie Ungeheuerliches: Michael war bereits bei einem Anwalt und hat die Scheidung eingereicht, ihre Ehe liegt in Scherben.

Bald schon muss Eva erfahren, wie schwer das Leben als geschiedene Frau und alleinerziehende Mutter ist. Doch Evas beste Freundin Claudia hat eine Idee, wie man dem Leid ein Ende bereiten könnte. Warum gibt Eva nicht eine Heiratsanzeige in der Zeitung auf? Gesagt, getan. In den kommenden Wochen lernt Eva die unglaublichsten Männer kennen. Aber ist auch ein geeigneter Vater für ihre Kinder darunter?

Gereizt trommelte Michael Rohde mit dem Kaffeelöffel gegen seine leere Tasse und schaute über die Zeitung hinweg auf seine Frau.

„Eva, darf ich dich zum dritten Male darauf aufmerksam machen, dass meine Tasse leer ist?“, sagte der ausgesprochen gut aussehende Mann mühsam beherrscht. Leicht gewellt lag das dunkle Haar um den gut geformten Kopf, und wie immer war Michael tadellos angezogen und duftete frisch nach Rasierwasser. Sein Brötchen aß er zerstreut neben der Zeitungslektüre.

Eva schrak hoch und blickte direkt in Michaels ärgerliche Augen. Oh, wie sie diesen Blick, mit dem er sie ansah und doch nicht wahrnahm, hasste! Wann hatte Michael sie überhaupt zum letzten Mal richtig angesehen?

Dabei war Eva Rohde eine hübsche, reizvolle junge Frau – selbst jetzt am Morgen, da sie noch keine Zeit gefunden hatte, sich zurechtzumachen.

„Entschuldige!“, murmelte sie und beeilte sich, die Tasse zu füllen, worauf der Gatte sich wieder seiner Zeitung zuwandte.

„Mutti! Hilf mir doch!“, erschollen gleich zwei Stimmchen aus dem entfernten Kinderzimmer.

Eva sprang auf, um zu den Kindern zu eilen. Sie war schlank und zierlich und bewegte sich mit einer Anmut, die Michael früher immer sehr an ihr bewundert hatte.

„Was gibt es?“, erkundigte sie sich atemlos, als sie bei den Kindern angelangt war.

Da saß Matthias, halb angezogen, auf der Bettkante und ließ die Beine baumeln. Dabei schaute er zu, wie sich sein dreijähriger Bruder bemühte, in seinen Pullover zu kommen.

Bis auf den Größen- und Altersunterschied von zwei Jahren glichen sich die beiden Kinder wie Zwillinge. Mit ihren dunklen Locken und Augen kamen beide auf Michael heraus. Bekannte, und manchmal sogar auch Fremde, hatten Eva gelegentlich gesagt, wie stolz sie auf ihre reizenden Kinder sein konnte. Gewiss, es waren ausgesprochen hübsche Kinder, aber manchmal wünschte Eva doch, dass wenigstens einer der beiden Jungen ein ganz klein wenig Ähnlichkeit mit ihr hätte.

„Mutti! Hilf mir doch!“, bettelte Andreas, der kleinere der beiden, und lugte bittend über den Pullover-Kragen hinweg auf seine Mutter.

Sie half ihm lächelnd. Dann aber fiel ihr Blick auf Matthias.

„Warum bist du noch nicht angezogen?“, erkundigte sie sich missbilligend.

Matthias rührte sich nicht. „Kann ich nicht!“, behauptete er.

„Matthias! Du bist doch schon groß! Sei vernünftig und zieh dich an, sonst kommt ihr zu spät in den Kindergarten.“

„Andreas braucht sich auch nicht allein anzuziehen. Du sollst mir auch helfen“, verlangte Matthias trotzig.

„Andreas ist zwei Jahre jünger als du, und seine Händchen sind noch zu unbeholfen“, hielt ihm seine Mutter entgegen. „Und nun will ich nichts mehr hören. Wenn du nicht fertig bist, kannst du eben nicht mitgehen.“

„Ich will aber mitgehen!“ Matthias heulte los und stampfte trotzig mit dem Fuß auf. „Und Kniestrümpfe will ich auch anziehen!“

„Ich auch!“, verkündete nun auch Andreas, so laut er konnte, um das Geheul des Bruders zu übertönen.

„Es ist noch zu kalt für Kniestrümpfe. Erst muss die Sonne den Boden wärmen“, erklärte Eva.

„Aber Ulrich und Peter dürfen auch schon“, wandte Matthias ein.

„Ihr dürft aber noch nicht. Ich möchte nicht, dass ihr krank werdet“, schnitt Eva ihnen das Wort ab.

Wie auf ein Stichwort brachen beide Kinder in lautes Protestgeschrei aus.

„Was ist das für ein Spektakel? Kannst du nicht wenigstens während der paar Augenblicke, die ich hier bin, für Ruhe sorgen, Eva?“ Michael stand in seiner vollen, imponierenden Größe in der Tür und schaute drohend auf seine Familie.

„Es tut mir leid, Michael, es ließ sich nicht vermeiden“, verteidigte sich Eva überhastet. „Ich …“

Sie wollte Michael alles erklären, aber er winkte nur ärgerlich ab.

„Ich gehe jetzt, gib dir keine Mühe mehr. Heute Mittag esse ich auswärts. Wiedersehen!“ Damit wandte er sich ab, und die Tür fiel, nicht gerade leise, hinter ihm ins Schloss.

Die Kinder, die währenddessen verstummt waren und dem elterlichen Wortwechsel interessiert zugehört hatten, brüllten jetzt wieder los.

Wir haben zu wenig Zeit füreinander, dachte Eva später, während sie mechanisch Butterbrote strich und auf die Fragen der Kinder antwortete. Michael ist überarbeitet, und ich komme auch nicht zur Ruhe. Wir müssten beide einmal ausspannen, ohne die Kinder.

Sie war froh, als sie die Kinder eine Viertelstunde später im Kindergarten abgeliefert hatte.

Aufatmend kehrte Eva in ihre hübsche, geräumige Wohnung zurück. Erst jetzt kam sie ein wenig zur Besinnung.

Seufzend setzte sie sich in einen der Sessel in dem geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmer. Ihre Gedanken flogen zu Michael. Er war so anders in letzter Zeit, so nervös und gereizt. Jede Kleinigkeit brachte ihn zum Aufbrausen.

Ich muss mich mehr zusammennehmen und für Ruhe sorgen, wenn er hier ist, nahm sich Eva vor, dann wird gewiss alles wieder gut. Einer von uns beiden muss schließlich die Ruhe bewahren.

Mit diesen guten Vorsätzen begab sie sich an die morgendliche Hausarbeit. Doch seltsamerweise musste sie immer wieder an Michael denken.

Ich muss etwas unternehmen, wenn unsere Ehe nicht am täglichen Einerlei scheitern soll, dachte sie mehr als einmal. Schließlich lieben wir uns doch, und die Kinder sollen ein glückliches Elternhaus haben.

In ihrer Einkehrstimmung fasste Eva Rohde eine ganze Reihe von guten Vorsätzen und nahm sich fest vor, sie alle zu verwirklichen und niemals zu vergessen. Es waren schließlich alles nur leicht zu beseitigende Kleinigkeiten, die die eheliche Harmonie störten …

Mitten in ihre Gedanken hinein läutete die Hausglocke und riss die junge Frau aus ihren ernsten Grübeleien.

Rasch band sie die Schürze ab und öffnete. Ein wenig verwundert blickte Eva Rohde auf die bildhübsche, aber fremde junge Dame, die da Einlass begehrte.

Die dunklen Kirschenaugen der Fremden glitten jetzt ein wenig verlegen, aber gleichzeitig kritisch prüfend, wie es Eva schien, über ihre Gestalt hin. Währenddessen kneteten die schlanken, gepflegten Hände, die wohl noch keine Hausarbeit kennengelernt hatten, nervös das weiche Ledertäschchen.

Erwartungsvoll schaute Eva auf die Fremde mit dem langen, kastanienbraunen Haar, das bis auf die schmalen Schultern hinabfiel.

„Sie wünschen?“, fragte sie endlich, als die Fremde keine Anstalten machte, ihr Begehren kundzutun.

Jetzt huschte eine verlegene Röte über das dunkle Gesicht. Die langen Wimpern senkten sich über die großen Augen.

„Ich möchte gern Frau Rohde sprechen – in einer privaten Angelegenheit …“, kam es sehr leise und sehr zögernd über die vollen roten Lippen.

„Bitte, Frau Rohde bin ich. Treten Sie ein!“, sagte Eva freundlich und gab die Tür frei.

„Mein Name ist Angela Nieweg. Ich komme doch nicht … ungelegen?“

Schien es Eva nur so, als beobachtete die Fremde sie genau, während sie ihren Namen nannte? Aber der Name sagte Eva nichts, sie hatte ihn noch nie in ihrem Leben gehört.

Eva führte die Besucherin ins Wohnzimmer und bot ihr einen Platz an, dann setzte sie sich selbst und schaute gespannt auf Fräulein Nieweg.

„Bitte, eröffnen Sie mir Ihre privaten Angelegenheiten!“, forderte Eva ihren Gast mit unbefangener Freundlichkeit auf.

Angela Nieweg senkte den Blick. Sie suchte sichtlich nach Worten, während sie nervös an ihrem Handtäschchen nestelte.

„Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll“, brachte sie schließlich stockend hervor. „Bitte, darf ich rauchen?“ Erst jetzt schaute sie Eva offen an, aber nur für einen kurzen Augenblick, dann senkte sie wieder den Blick.

„Natürlich dürfen Sie“, erlaubte Eva, und als sie sah, dass Fräulein Nieweg ihre Zigaretten aus dem Handtäschchen hervorzog, bot sie ihr schnell aus dem Kasten für Besucher an. Währenddessen stieg ihre Spannung von Minute zu Minute.

Angela Nieweg rauchte ein paar tiefe Züge, die ihr die Ruhe wiederzugeben schienen.

„Mein Name … sagt ihnen nichts?“, fragte sie leise und forschend.

Eva schüttelte verwundert den Kopf. Sie wurde langsam unruhig.

„Absolut nichts“, antwortete sie höflich. „Ich habe ihn noch nie gehört.“

Sie sah, wie das fremde Mädchen hastig atmete.

„Das erschwert mein Anliegen allerdings“, hauchte Angela und suchte erneut nach Worten. „Ich hatte angenommen, dass Mi … ich meine … Ihr Gatte, dass er Ihnen schon alles erzählt hat …“

„Mein Mann? Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen, Fräulein Nieweg“, erwiderte Eva verwirrt.

Angela holte sich mit einem letzten Zug Mut und drückte dann die halb gerauchte Zigarette in dem Kristallaschenbecher aus. Sie sah Eva nicht an, als sie zu sprechen begann.

„Ich hatte gedacht, Michael hätte Ihnen schon alles erzählt“, wiederholte sie einleitend. „Und ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen, dass es nicht meine Schuld ist, wenn er sich scheiden lassen will.“

„W … wie meinen Sie das?“ Nun war es Eva, die stammelte.

„Ich habe ihm nie Hoffnungen gemacht und hatte mich von Anfang an damit abgefunden, dass es zwischen ihm und mir nie mehr als eine vorübergehende Verbindung sein könnte. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Michael es ernst meinen könnte … Es ist nicht meine Absicht, eine Ehe zu zerstören und den Kindern ihren Vater zu nehmen. Das war es, was ich Ihnen sagen wollte.“

Evas Augen waren groß geworden. Während Angela sprach, fuhr ihre Hand zum Herzen, aber kein Laut kam über ihre blassen Lippen. Sie starrte die Besucherin nur stumm an.

„Haben Sie sonst noch etwas auf dem Herzen?“, fragte Eva höflich mit einer Stimme, die ihr selbst fremd in den Ohren klang.

„Eigentlich nicht.“ Unschlüssig schaute Angela Nieweg auf. „Es sei denn, Sie hätten noch Fragen …“

Hinter Evas Stirn herrschte ein wüstes Chaos.

„Wo haben Sie Michael kennengelernt?“, erkundigte sie sich mit versteinertem Gesicht. „Und wie lange ist das her?“

Angela seufzte und dachte nach.

„Vor einem halben Jahr in Lugano“, antwortete sie dann. „Wir fühlten uns beide einsam an diesem fremden Ferienort und haben uns darum ein wenig zusammengeschlossen.“

Eva hatte keinen Grund, Angelas Angaben zu bezweifeln. Vor einem halben Jahr hatten Michaels häufige Geschäftsreisen begonnen, und mit ihnen seine Gereiztheit und Nervosität. Von da ab war er kaum noch ein Wochenende daheim gewesen …

Und doch wehrte sich alles in der jungen Frau dagegen, der Besucherin zu glauben. Konnte nicht doch alles böswillige Verleumdung sein? Welchen Anlass hatte sie, dieser fremden Frau, die sie überhaupt nicht kannte, zu glauben?

„Ich könnte Ihnen Bilder zeigen, wenn mir das nicht zu geschmacklos erschiene …“, sagte Angela unvermittelt, als habe sie Evas Gedanken erraten.

„Allerdings“, brachte Eva mühsam beherrscht hervor. Sie hob zitternd den Arm und schaute auffordernd auf ihre zierliche Uhr. Dann erhob sie sich. „Bitte, entschuldigen Sie, Fräulein Nieweg, ich habe leider keine Zeit mehr für Sie.“

Sofort erhob sich auch Angela Nieweg und blieb vor Eva stehen. Sie schien zu erwarten, dass Eva ihr die Hand reichte, aber die junge Frau rührte sich nicht.

„Bitte, verzeihen Sie, Frau Rohde“, stammelte das junge Mädchen beschämt. Dann warf es Eva einen letzten Blick zu, in dem sich Verlegenheit und Mitleid mischten, und ging.

Reglos stand Eva da und schaute mit verstörtem Gesicht hinter der Besucherin her, bis die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Ihre Augen brannten unerträglich in den Höhlen, aber keine erlösende Träne kam.

„Es ist nicht wahr!“, murmelten endlich ihre blassen Lippen. „Niemals würde Michael so etwas tun. Er liebt mich doch! Mich und die Kinder …“

Das war alles, was sie im Moment denken konnte. Und daran klammerte sie sich wie an einen rettenden Strohhalm.

Sie ging in die Küche und begab sich daran, das Mittagessen zuzubereiten. Sie tat alles mechanisch, während ihre Gedanken immer nur um Angela Niewegs Besuch kreisten.

Die Nachricht hatte Eva bis ins Innerste aufgewühlt. Mehrmals musste sie sich setzen, die Hände ruhen lassen und tief atmen. Es war ihr, als ob ihr jemand die Kehle zudrückte.

Aber dann kehrten allmählich ihre Lebensgeister zurück. Wenn Michael wirklich manchmal müde und gereizt war, so war daran allein seine anstrengende Arbeit schuld. Er war einfach mit den Nerven fertig, das war es. Aber darum ließ sich Michael doch nicht mit einer fremden Frau ein!

Eva rief sich alle frohen Stunden ihrer Ehe ins Gedächtnis zurück, und je länger sie mit der Erinnerung Zwiesprache hielt, desto unglaubwürdiger erschien ihr alles. Nein, Michael war kein Mann, der sich leichtfertig über gewisse Ordnungen hinwegsetzte …

Eva war froh, als die Mittagszeit herannahte und sie die Kinder abholen konnte. Das würde sie einstweilen von ihren Gedanken ablenken.

Flüchtig erinnerte sie sich daran, dass Michael am Morgen gesagt hatte, er käme nicht zum Essen. Aber das war natürlich Unsinn. Bis Mittag hatte er alles wieder vergessen und würde wie immer kommen, als sei nichts gewesen …

Eva warf sich den Staubmantel über und eilte zum Kindergarten.

Aber diesmal schien Michael doch nicht zu kommen. Längst hatte Eva die Kinder gefüttert und zum Mittagsschlaf zu Bett gebracht, aber von Michael war noch immer nichts zu sehen oder zu hören.

***

Während die Kinder schliefen, saß Eva Rohde wartend am Fenster. Auf dem Spültisch stand noch das schmutzige Mittagsgeschirr. Aber sie konnte jetzt nicht arbeiten. Warum kam Michael nicht?

Allmählich wurde ihr klar, dass er am Morgen seine Worte doch ernst gemeint haben musste. Aber sie begriff es nicht. Bisher war Michael immer mittags heimgekommen. Sollte wirklich etwas Wahres an Angela Niewegs Worten sein?

Eva wurde immer unruhiger und immer nervöser. Ihr Gesicht war blass, und das Herz klopfte ihr schwer in der Brust. Sie nahm sich ein Buch und versuchte zu lesen, um sich abzulenken, aber auch das war ein hoffnungsloses Unterfangen.

Als die Kinder erwachten und nach ihr riefen, atmete die junge Frau ein wenig auf. Sie erhob sich, um die Kinder anzuziehen und in den Kindergarten zu bringen.

„Ist Vati noch nicht da?“, erkundigte sich Matthias gespannt.

„Vati! Vati!“, rief Andreas, so laut er konnte.

„Still, Kinder! Der Vati hat heute Mittag zu tun und konnte nicht kommen“, versuchte Eva die Kinder zu beruhigen, aber sie hatte dabei einen bitteren Geschmack im Mund.

Auch der Nachmittag verging für Eva in stillem Warten und stummem Brüten. Sie deckte heute den Abendbrottisch besonders liebevoll, aber auch diese Mahlzeit musste sie mit den Kindern allein einnehmen.

Michael kam erst spät in der Nacht, als die Kinder längst, unbekümmert und mit rosigen Bäckchen, in ihren Bettchen schliefen.

Eva saß im Wohnzimmer am Fenster und starrte in die Dunkelheit hinaus. Sie fuhr zusammen, als sie plötzlich ein bekanntes Geräusch von der Korridortür her hörte.

Michael, durchzuckte es sie, und ihr Herz hämmerte plötzlich wild.

Langsam erhob sie sich und ging dem Gatten entgegen.

Michaels Gesicht war genauso finster wie am Morgen, als er sie grimmig verlassen hatte. Eben warf er nachlässig den Mantel auf die Garderobe.

Still ging Eva hin und hängte ihn ordentlich auf den Bügel. Sie warf ihm dabei einen tieftraurigen Blick zu.

„Schau mich nicht so anklagend an, sonst gehe ich gleich wieder!“, rief der große, stattliche Mann wütend und ging an ihr vorbei ins Wohnzimmer, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen.

Eva schluckte. Sie fühlte sich plötzlich entsetzlich hilflos und verlassen. Still folgte sie dem Gatten.

„Das Essen ist fertig …“, sagte sie leise und blickte schüchtern zu Michael hin, der abgewandt am Fenster stand.

„Ich habe schon gegessen“, kam es kurz zurück.

Still sank Eva in einen Sessel und blickte hilfesuchend auf den breiten Rücken ihres Mannes.

„Bitte, Michael, setz dich einen Augenblick zu mir. Wir wollen in Ruhe über alles sprechen …“, verlangte sie schüchtern.

Sie hörte, wie er tief atmete, aber er rührte sich nicht von der Stelle.

Eva wartete und presste die Hände gegen das wild klopfende Herz. Sie gab keinen Laut von sich. Minuten vergingen, und keiner von beiden sprach ein Wort. Drückendes Schweigen lastete über den beiden Menschen.

Endlich wandte sich Michael vom Fenster ab und setzte sich widerstrebend in den Sessel. Er machte eine einladende Bewegung mit der Hand.

„Bitte, sprich dich aus! Ich bin ganz Ohr und werde mir mit Vergnügen deine Strafpredigt anhören“, forderte er sie ironisch auf.

Wie fremd seine Stimme klang, wie blechern! Wo war der zärtliche Unterton von früher geblieben?

„Angela Nieweg war heute Morgen bei mir“, begann Eva mit spröder Stimme zu berichten. „Sie eröffnete mir geschmackvollerweise, dass du die Absicht hast, dich scheiden zu lassen. Aber sie behauptete gleichzeitig, dass das nicht ihr Ziel gewesen sei. Was hast du dazu zu sagen?“

Michael rauchte zwei Züge und blies den Rauch dann mit zurückgeneigtem Kopf gegen die Decke.

„Es stimmt. Ich habe heute die Scheidung eingereicht“, bestätigte er nur lakonisch und schaute weiterhin krampfhaft an Eva vorbei.

Fassungslos starrte sie ihn an, als spräche er in einer fremden Sprache. Und dann war es, als stürze eine Welt in ihr zusammen. Was für ein Mensch war Michael? Er sprach von einer Scheidung, als spräche er vom Wetter!

„Darf ich die Gründe erfahren?“, erkundigte sich Eva mit schwankender Stimme und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, weil sie ihr plötzlich trocken und spröde vorkamen.

Jetzt schaut Michael sie zum ersten Mal voll an. Aber sein Blick hatte nichts Freundliches. Eva erkannte Gereiztheit darin, ja sogar Hass.

„Die Gründe dürften dir nicht unbekannt sein. Wenn ich mich recht erinnere, sagte ich heute Morgen schon, wie satt ich alles habe: dich, die Kinder – und vor allem deine Leidensmiene! Seit Wochen komme ich nur mit innerem Widerstreben und Überwindung nach Hause …“

„Und du meinst, das sind anerkennenswerte Gründe für eine Scheidung? Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass ich nicht einverstanden sein könnte? Und hast du nie an die Kinder gedacht, die einen Vater brauchen?“

„Ich habe angegeben, dass ich dich betrogen habe. Reicht das nicht?“, sagte er hart. „Mir ist es gleichgültig, ob mir die Schuld zugesprochen wird, wenn ich nur endlich von euch loskomme!“

„Es stimmt also“, hauchte Eva gebrochen, „du hast es wirklich getan! Und dann hast du noch nicht einmal den Mut gefunden, es mir selbst zu sagen?“

„Angela ist mir nur zuvorgekommen. Ich hatte ohnehin die Absicht, es dir heute zu sagen.“

Michael schwieg trotzig und presste die Lippen zusammen.

Eva atmete tief auf, um Kraft zu schöpfen. Sie war bleich wie der Tod, und ihre Lippen zuckten schmerzlich. Tapfer drängte sie die aufsteigenden Tränen zurück. Michael sollte sie nicht schwach sehen. Den Triumph wollte sie ihm nicht gönnen.

„Ich lasse mich nicht scheiden. Immerhin tragen wir beide die Verantwortung für unsere Kinder, die ein geordnetes Elternhaus brauchen.“

„Uns verbindet nichts mehr. Warum sollen wir dem Schein nach eine Ehe aufrechterhalten, die schon längst keine Ehe mehr ist?“, erwiderte er unbeeindruckt. „Ich habe es satt! Begreif das doch endlich!“, schrie er plötzlich unbeherrscht auf.

Eva fuhr entsetzt zusammen.

„Du weckst die Kinder auf!“, flüsterte sie mit schreckgeweiteten Augen.

Michael schwieg keuchend, und auch Eva brachte kein Wort hervor.

Gebrochen sank die junge Frau in sich zusammen. Das alles kam so plötzlich auf sie zu, und sie fühlte sich entsetzlich hilflos. Es gab keinen Menschen auf der Welt, der ihr jetzt beistehen konnte …

„Michael“, flehte sie endlich erstickt, „lass uns noch einmal vor vorn anfangen – um unserer Kinder willen. Sie brauchen Vater und Mutter. Und wenn wir beide uns zusammennehmen, wird alles wieder gut werden. Wir liebten uns doch einmal. So plötzlich kann doch nicht alles vorbei sein, was uns einst glücklich verband! Denk doch an die gemeinsamen schönen Stunden …“

Tränen erstickten ihre Stimme. Sie konnte sich nicht länger beherrschen.

„Mit Angela habe ich schönere Stunden verbracht“, klang seine Stimme da erbarmungslos auf.

Eva zuckte wie unter einem Schlag zusammen. Oh, er wollte sie verletzen, und es war ihm gelungen!

Die junge Frau sank noch mehr in sich zusammen. Mit aller Kraft kämpfte sie gegen die sie überkommende Schwäche an. Wie grausam Michael sein konnte! Das hätte sie nie von ihm gedacht.

„Du willst also nicht …?“

„Nein! Ich habe es satt. Ich will nicht mehr, und ich kann nicht mehr. Um Geld brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ihr bekommt, was euch zusteht, vielleicht sogar ein bisschen mehr.“

„Ich habe nicht von Geld gesprochen. Du kannst dich mit allem Geld nicht von deiner Verantwortung loskaufen. Du versündigst dich an den Kindern, Michael!“

„Wie edel, dass du die Kinder vorschiebst“, höhnte er. „Aber mit all deiner Sentimentalität wirst du mich nicht umstimmen können. Diesmal meine ich es ernst und werde konsequent mein Vorhaben durchsetzen.“

„Liebst du … diese Angela?“, fragte Eva stockend.