ronaden II - Rona Duwe - E-Book

ronaden II E-Book

Rona Duwe

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Beschreibung

Der zweite Band aus der Lyrikserie "ronaden" von Rona Duwe versammelt Gedichte aus den Jahren 2019 und 2020. Verdichtet sie zunächst persönliche Erfahrungen und Gefühle von Begegnung, Verlust, Selbsterfahrung und Reife, wird im späteren Verlauf das zwiespältige Erleben der Corona-Pandemie in Worte gefasst. Die "ronaden II" sind damit ein Zeitdokument der Erlebniswelt einer Frau und Mutter im Ausnahmezustand. Wie im ersten Band erweitern und vertiefen durchgängig farbige Fotografien der Autorin von ihren vielen Spaziergängen, Streif­zügen und Reisen die Eindrücke. "Wunderschön, beruhigend und in die Tiefe gehend, gepaart mit stimmungsvollen Bildern. Die ronaden haben einen Ehrenplatz in meiner Wohnung und wurden mehrfach verschenkt. Chapeau!" Silke Schaudinn "Geradezu immer gelingt es Dir, Worte berührend fassbar zu machen. Du malst mit ihnen einzigartig. Deinen Schmerz kann ich nachvollziehen, auch wenn ich mit ihm nicht konform gehe. Hier aber kann ich nur schreiben: JA! Danke! Wow!" Eine Leserin

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für die,

die mich verließen.

für die,

die wiederkehrten.

für die,

die blieben.

Inhaltsverzeichnis

Ohnmacht der Mütter

Karamellschmelze

Fussball!

Schneidezeit

Tinderness

Zurücksehnen

in diesen Zustand aus Licht

und heimwehgefiedert*

an diesen Ort zurückfliegen.

Den Schmerz in ein Duftetui betten

so dass er verweht

und Heimat findet,

ruhen kann.

Vergangenheit als diese erkennen,

Erinnerung gönnen

und nicht mehr Bilder

zerreißen müssen

in Altpapiertonnen.

Das jetzt schon sehr ferne Leuchten

ertragen können

als Möglichkeit eines Morgen.

Weil das Gefühlstalent wieder Räume fand

und atmen durfte.

Wünsche und Träume,

die lebten,

für ein kurzes Kapitel.

Drum ist das Sterben so bitter.

Das allein anerkennen

und schlafen.

#frapalywo Tag 6, 2019

Geborgtes Wort: „*heimwehgefiedert“ von Hilde Domin

Eingebrannte,

tief eingesunkene

Erfahrungen überschreiben.

Mit Kraft

und einem dicken Stift,

der Löcher ins Papier drückt.

Die Leichtigkeit

in der verlorenen Hoffnung

in dem zerstörten Bild

von morgen.

In einem Jetzt,

das alles nimmt

als Jetzt

und nicht mehr wartet.

Hineingestürzt

in Glücksmomente tauchen

und doch schon wissen,

das hat nicht Bestand.

Es macht nichts mehr.

Du bist zu oft gegangen worden.

Du bist jetzt kompromisslos da,

und nimmst den ganzen Tisch

auf einmal mit,

verleibst Dir alles ein.

„Erzähl mir nichts.

Ich habe alles schon gehört.

Du kannst jetzt einfach nackig sein.“

Freiheit,

ein fliehendes Band.

Ich rolle mich ein

in ihre weiche,

luftig leichte Hülle.

Der Zeh nur

baumelnd in der Luft.

Die Fingerspitze

in einer Wolkenfalte.

Ein Hauch,

der schnell verweht.

Das Lachen fällt mir

aus dem Mund.

Und es ist alles anders

und doch seltsam gleich.

Es ist der Schwere fortgelaufen,

hat die Bedeutung schwanger losgelassen

und sucht nicht nach Erklärungen

in Büchern.

Es wiegt nicht die Erkenntnis

folgenschwer in Fragen.

Ich lebe schon so viele Tage.

Doch weiß ich jetzt erst nichts

und kann dem so vertrauen.

Der nüchterne Blick,

der ohne Schnörkel

bis in die Tiefe blickt.

Viele Worte können

wir machen.

Uns wichtig tun.

Und voller Inbrunst

aneinander vorbeireden.

Aber ersehnt wird:

„Du bist richtig, mein Kind.“

„Du darfst so sein.“

„Du bist eine tolle Frau.“

„Ein kluger Mann.“

Was ist das wert?

Selbstwertamputiert

sind wir doch alle.

Tun aber so,

als seien wir

unverwundbar

unangreifbar

unberührbar

fertig.

Berühr mich.

Und lass uns

dieses zittrige

Ungewiss sein,

das etwas verschämte

Unsicher,

das Zweifeltier,

das Scheitern trägt

als warmes Fell,

und darin unbeirrbar

ehrlich, verletzbar,

tötbar ist,

und dem dann oft

die Worte fehlen.

Sei uncool für mich.

Ich weiß doch auch

nicht mehr als Du.

Ich irre auch umher.

Ich zittere.

Doch weiß ich auch:

Es gibt nichts zu erwarten.

Die Märchen kannst Du

anderen erzählen.

Ich hab dieses Kapitel durch.

Ich will nur

echtes Fleisch mit Falten.

Und keinen Zuckerguss

auf Dreck.

Ich will kein Immer-Ewig-

Heilsversprechen,

das jeder doch

nur brechen kann,

und Licht- und

Liebe-Leuchten

über Scheiße.

Ich will ein Jetzt,

das sich in sich genügt.

Das so viel Lächeln sammelt

oder Tränen,

dass ich das Leben spüre,

klar und unverfälscht.

Antworte nicht.

Lass die Frage als durchsichtige,

schimmernde Folie

im Wind baumeln,

an einem einzigen Faden

Verstand.

Knüpfe kein Muster,

das ein sich wiederholendes Band

in die Zukunft legt.

Verlasse Orientierung

und lass das Auge wildern

bis an den Rand.

Ein nächster Mantel

der Häutung,

der am Wegesrand liegenbleibt

und vielleicht

Erinnerung speichert.

Der nächste Schritt

ist schon Fallen

und wieder sich fangen.

Auf einem Bein,

nein auf Zehenspitzen,

das Gleichgewicht halten.

So das Leben durchlaufen.

Komm ein Stück mit!

Resonanz Körper.

Die Haut wie Schaum.

Zellen in jede Richtung beweglich.

Ausdehnbar

und schillernd platzend

mit Glück.

Tauchende Hände.

Tastende Füße.

Ein Ein und Aus

im gestimmten Atem.

Du legst etwas in mich

und ich in Dich.

Ein Hoffnungsbild

der besten Möglichkeiten

in einem lächelnden Moment.

Was eins schlägt,

hallt im anderen

was eins ruft,

bildet Echo

in diesem weiten,

hohen Raum

der Nähe

zwischen zwei

schroffen, kalten Bergen.

Es hat nur den begrenzten

Ort des Heute,

und nimmt ihn schamlos

gänzlich ein.

Mein Herz trägt Spuren.

Es ist zerkratzt und tief zerfurcht.

Es wurde oft verschenkt, zu oft

und kam als wundes Tier zurück,

das zuckt unter der Hand.

Jetzt trägt es Blattgoldpanzer,

Schutzschichten aus dünnem Glas

und drumherum Papier,

das schmirgelt.

Es ist ein Scheinbarschutz,

der schon beim Hinsehen bricht.

Ein Schlag zuviel

und schon ist all die kühle Fassung aufgesplittert,

angeritzt und ausgebrochen.

Es war ein Herz,

das gern vertraute,

gern verschenkte

und all das Schöne in dem anderen sah.

Das sich die Kindlichkeit bewahrte

und damit spät verlor.

Zu oft vertraut,

zu tief verletzt,

zu viel geglaubt

und dann verlacht

und weggeworfen

muss es den Ort der Ruhe wiederfinden,

wo sein Schlag Heimat hat

und Wert

und gern gespürt,

geteilt, gehalten wird.

Auf Wasser laufen.

Auf einer dünnen Schicht

aus Folie oder Eis.

Mich leichter machen,

als ich bin.

So leicht,

dass ich nicht mehr versinke.

So leicht,

dass Du die Spur nicht spürst.

So leicht,

dass ich Dir leichter bin

und alles Spiel und Spaß bleibt.

Bloß kein Ernst.

Sich Leichtigkeit verschreiben.

Auf einem dicken Block.

Gekritzeltes Rezept.

Mit Bleistift aufgehaucht.

Das bin nicht ich.

Perforiert sein.

Kraft verlieren

durch die Poren.

Ausgeprepresst,

Ausgewrungen,

Ausgewalzt.

Hülle sein.

Innen ist Außen.

Außen drückt Innen.

Vakuum der Leere.

Zerteilt sein

in viele Stücke Körper.

Jedem ein Stück,

der es braucht,

der hungrig fragt,

bis der Teller leer ist.

So ausgeleert

und ausgeschüttet

gehst Du nicht unter Menschen,

kannst Du den Spiegel

anderer Augen

nicht ertragen,

kannst Du Dich nur so hangeln

zum nächsten Atem-Aus

und Atem-Ein.

Du wartest,

dass die Kraft von irgendwoher

wieder fließt.

Wie immer

wirst Du weitergehen

nach einem Punkt

der „Ende“ schreit

und „kann nicht mehr“,

„es reicht!“

In irgendeinem Hinterzimmer

ist immer noch ein Hoffnungsrest

und Lebenwollen,

Blick für Schönheit

und „vielleicht doch“.

Trotz allem.

Atem. Aus. Und.

Atem. Ein.

Sehnsucht ausreißen.

Vermissen an der Wurzel veröden.

Das Zarte nicht weiter

wachsen lassen.

Es hätte Zeit gebraucht.

Zuwendung.

Geduld.

Räume der Nähe

und Wärme.

In so einer Zeit leben wir nicht.

Wir leben in einer Zeit

der inneren Kälte

und äußeren Hitze,

die alles verdorrt.

In einer Zeit der Hetze,

des unstillbaren Dursts.

Wir tragen so viel Gepäck

und Narben alter Tage.

Wir sind vielfach gebrochen.

Wir muten nicht mehr zu.

Wir sprechen nicht mehr.

Wir nehmen uns

und gehen.

Bevor die Nähe kommt.

Bevor das Fühlen kommt.

Bevor der Schmerz

und dieses Zarte, Wilde

uns unfrei macht,

verletzbar.

Bevor wir an den Punkt kommen,

wo wir uns sehnen,

vermissen,

brauchen.

Still.

Sei still.

Dein Wort

zählt erst,

wenn es gewogen

wird mit Gold.