Rosa macht blau - Karin Michalke - E-Book
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Rosa macht blau E-Book

Karin Michalke

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Beschreibung

Rosa steht am Ende der Welt. Am südlichsten Zipfel Italiens. Genauer: Sie steht im Mittelmeer und wartet auf die Flut. Ihr reicht's endgültig. Ertränken will sie sich. Zum Teufel mit allen Männern! Doch keine Flut in Sicht ... Ihr Leben lang hat Rosa auf Wunder gehofft, ist im Heimatort Happing kleben geblieben und hat darauf gewaretet, dass Marco - den sie liebt, seit sie sieben Jahre alt ist - endlich erkennt, dass sie zusammengehören. Doch Marco liebt Marion. Gleichgültig ist ihm Rosa allerdings nicht. Rosa fällt von einer Krise in die nächste. Helfen können nur ihre beste Freundin Elfie - und Maurizio. Er tritt an Rosas allerschwärzestem Tag in ihr Leben. Er rettet sie und bringt ihr bei, dass man Kaffee ausschließlich schwarz, heiß und stark trinken darf. Die Romanze dauert einen Sommer lang ... Wie Rosa, schlussendlich gestrandet in einem italienischen Dorf, endlich erkennt, dass nur sie selbst sich befreien kann - und wie es ihr gelingt, ihr Glück und die Freiheit zu finden, das erzählt Karin Michalke anrührend, komisch und in einer ganz eigenen, wunderbaren Sprache.

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Seitenzahl: 227

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Karin Michalke

Rosa macht blau

Roman

LangenMüller

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www.langen-mueller-verlag.de

© für das eBook: 2017 LangenMüller in der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

© für die Originalausgabe: 2009 LangenMüller in der F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

Umschlaggestaltung und -motiv: Atelier Sanna, München

eBook-Produktion: F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

ISBN 978-3-7844-8310-8

Für meinen Bruder Tobi

1

Rosa am unteren Rand der Welt

So wollt ich nie enden, denkt Rosa.

Sie steht bis zu den Knien im lauwarmen Mittelmeer. Hinter ihr liegen die grauen Häuser und Ruinen von Torre Santa Magdalena. Vor ihr schwebt träge die Sonne. Irgendwann wird sie im Meer versinken, denkt Rosa. So wie ich.

Rosa wartet nur noch auf die Flut.

Rosa ist zuvor noch nie am Meer gewesen. Eigentlich hat sie gedacht, das Meer wäre grün; schäumend und voller glitzernder Fische. Weiße Segel würden sich im Wind bauschen. Es würde rauschen und donnern.

Aber es schwappt grau und trüb um ihre Waden. Nicht aufregender als der Happinger Weiher.

Nein, so wollt ich nicht enden, denkt Rosa noch mal, wie in einer Zeitschleife. Ausgerechnet in Torre Santa Magdalena, am südlichsten Ende von Italien. Südlicher ist dann schon Afrika. Aber so weit sieht Rosa nicht. Für sie könnte Torre Santa Magdalena auch der Rand der Welt sein. Das Ende von allem.

Langsam kriechen Rosas Gedanken weiter zu der Frage: Was wollt ich eigentlich hier? Ihre Zehen versinken im lauwarmen Schlamm.

Gestern hat sie sie noch mühevoll geschrubbt, gefeilt und lackiert. Sie wollte eine Frau mit schönen Füßen sein.

Rosa ist hier, um sich zu ertränken.

Der Moment ist perfekt: öd, einsam und leer. Der Horizont ist ein diesiger Strich zwischen Himmel und Meer. Nur ein einziger, winziger Punkt klebt darauf. Ein Öltanker wahrscheinlich.

Maurizio hat immer gesagt, Torre Santa Magdalena sei berühmt für seine Sonnenuntergänge. Touristen kämen hierher, nur um den Sonnenuntergang zu sehen. Sie sitzen dann auf Campingstühlen und Decken, sie haben Brot und Wein dabei, essen, trinken und küssen sich. ‚Es ist ein Ort der Liebe‹, hat er gesagt.

Liebe, denkt Rosa, und eine kleine Welle patscht gegen ihr Knie. Ich weiß nicht einmal, was Liebe ist.

Jetzt hängt die Sonne nur noch ein kleines Stück über dem Öltanker. Das Salzwasser hat Rosas schöne Seidenstrümpfe ruiniert. Und die neuen Schuhe, die sie extra noch am Mailänder Bahnhof gekauft hat, liegen irgendwo am Strand, weit hinter ihr.

Rote Pumps. Rosa hat noch nie zuvor solche Schuhe getragen. Und auch nie wieder, denkt Rosa. Es ist eh für alle das Beste, wenn ich ertrinke.

Hubert würde sein Geld wiederbekommen, Marco und Marion könnten in Ruhe heiraten, ohne dass Rosa sie dafür umbringen will – und sogar Maurizio würde mit dem Leben davonkommen.

Also los!, denkt Rosa, schließt die Augen und zählt langsam bis zehn. Aber als sie die Augen wieder öffnet, hat sich die Welt verändert: Ein kleines Windkräuseln sprüht Lichtfunken über das ganze Meer.

Die Sonne schüttet sich in Pink und Purpur über den ganzen Himmel. Es glitzert und funkelt und kribbelt wie Brausepulver. Und wie es riecht! Mmmh! Nach Sehnsucht. Nach Kuss und Liebe, denkt Rosa. Und nach einer Hand, die ihre hält. Es ist, als wäre Rosa zum ersten Mal in ihrem Leben lebendig.

Was für ein herrliches Ende!

Rosa strafft entschlossen die Schultern, zieht ihren Rock ein Stückchen hoch, damit er nicht gleich nass wird, und geht den ersten, langsamen Schritt. Im Film würde jetzt Musik einsetzen: Geigen, Flöten und ein herzzerreißendes Klavier ...

Leider bellt nur irgendwo ein Hund, um sich die Langeweile zu vertreiben. Schade eigentlich.

Der zweite Schritt auf dem Weg ohne Wiederkehr. Happing wird Rosa nie wieder sehen. Sie wird nie wieder beim Edeka an der Kasse sitzen. Sie wird nicht friedlich im Altersheim sterben. Sie wird auch nicht auf dem Happinger Friedhof beerdigt werden, mit Sterbebild und Blumengestecken und einer Messe mit Kirchenchor.

Wahrscheinlich hätte ich sowieso kein Grab bekommen, denkt Rosa. Kriminelle kriegen keine Gräber.

Irgendwann wird man ihre Leiche aus dem Meer fischen. Die wahre Todesursache wird man nicht feststellen können, denn gebrochene Herzen kann man nicht feststellen.

Vielleicht ist es falsch, sich zu ertränken. Vielleicht stimmt es, dass das Leben schön ist und dass irgendwann immer alles gut wird. Vielleicht aber auch nicht. Nicht umgebracht hat Rosa sich jedenfalls schon oft genug.

Sie geht den dritten Schritt ins Meer hinein. Das Wasser ist nur noch eine Handbreit von ihrem Bauchnabel entfernt.

Aber plötzlich hört Rosa Kirchenglocken. Ganz leise klingt es, und ein bisschen blechern: Bimm-Bimmm-Bimmm-Bimmm-Bimm-Bimm-Bimm. Wie aus dem Himmel weht der dünne Klang zu ihr.

Für einen Moment flattert Rosas Herz, als hätte es Flügel. »Danke«, flüstert Rosa. Eine kleine Träne krabbelt ihren Hals hinauf.

Bimm-Bimmm-Bimmm-Bimmm-Bimm-Bimm-Bimm. Dann ist es wieder still.

Sieben Uhr, denkt Rosa. Oh. Die Träne tropft leise ins lauwarme Mittelmeer.

Und da, nur ein paar Schritte weiter, sieht Rosa noch jemanden im Wasser stehen.

Eine kleine, zarte Fee. Ihre Haare schimmern ein bisschen lila im Sonnenuntergang. Wer das wohl ist?

Genauso wie Rosa lässt die Frau die trägen Wellen über ihre Knie schwappen und schaut dabei weit hinter den Horizont. Ihre Augen zwinkern gar nicht. Ganz genau wie Rosa zieht die Frau jetzt ihren Rock ein Stückchen hoch, damit er nicht nass wird, und macht vorsichtig einen halben Schritt hinein ins Wasser. Kaum zu sehen, so klein ist der Schritt.

Auf ihrer Wange fängt sich dabei ein Sonnenstrahl und glitzert für einen kurzen Moment wie ein Juwel.

»Hallo?«, fragt Rosa.

Die Frau hört sie nicht. Vielleicht ist sie tatsächlich eine Fee. Oder ein Engel. Sie sieht fast durchsichtig aus, als könnte sie jederzeit schwerelos übers Wasser tanzen.

So wollt ich immer sein, denkt Rosa voller Sehnsucht. So schön und federleicht wie diese Frau.

Die Frau geht weiter, langsam, lächelnd. Eine bunte kleine Welle wippt schon bis zu ihren Ellbogen.

»Hallo?«, sagt Rosa noch einmal.

Jetzt hört die Frau. Sie streicht ihr graues Haar zurück, als würde sie aus einem weit entfernten Traum erwachen.

Ihr Blümchenrock fällt ihr aus der Hand und schwimmt um sie herum wie eine Wolke.

Und dann schweift ein Blick aus zwei hellen Augen zu Rosa. Verwundert streift der Blick Rosas hochgehaltenen Rocksaum, flattert höher und registriert schneller als ein Lidschlag den Riss in Rosas Herz.

Sie weiß es, denkt Rosa. Und auf einmal schämt sie sich. Ihre Zehen scharren unter Wasser eine Sandwolke auf.

»Che bello, eh?«, sagt die kleine Frau und zeigt hinaus aufs offene Meer. Ihre Stimme ist leise und heiser. Sie sagt es so nebenbei, als hätten sie sich wie jeden Tag beim Einkaufen getroffen.

Rosa nickt.

Die Frau nickt auch. Wehmut ist in ihren Augen. Ein Abschied. Ein lang ersehnter Kuss, den man auf später verschieben muss. Ihr Mund lächelt trotzdem.

Hätte ich doch den Mund gehalten, denkt Rosa.

Salzige Luft weht jetzt vom Meer herein. Dort, wo die Träne über Rosas Backe getropft ist, fühlt es sich kühl an. Und irgendwie ist der Horizont verschwunden. Es ist jetzt ganz und gar unmöglich, dort hinauszugehen.

Schöner Scheiß, denkt Rosa. Was mach ich denn jetzt? Weiterzuleben hat sie nicht eingeplant. Ihr Leben besteht aus zwei Koffern, einer versiegelten Geldbombe und einem Paar Pumps mit abgebrochenem Absatz. Heute geht nicht einmal mehr ein Bus!

Da sagt die Frau etwas zu ihr auf Italienisch und watet langsam und schwerelos herüber zu Rosa. Rosa lächelt, weil sie nicht weiß, was sie sonst tun soll.

»No parla italiano?«

Rosa schüttelt den Kopf.

»Deutsch?«

»Ja«, krächzt Rosa.

Jetzt steht die kleine Frau neben ihr. Ihr Blümchenrock schaukelt mit den Wellen hin und her. Und einträchtig daneben schwimmt Rosas Rock. Ein schöner Rock, wie für eine Sommernacht in Italien gemacht.

»Ah. Meine Deutsch ist schon sehr alt«, sagt die Frau. »Ich habe lange nicht gesprochen.«

»Aber nein, Ihr Deutsch ist sehr gut«, sagt Rosa.

»Aah, si, si.« Die Frau lacht leise, und ihr Blick schwirrt kurz noch einmal fort, in eine andere Zeit.

Vielleicht ist diese Frau ja verrückt. Normale Menschen stehen nicht mit Bluse, Rock und Strümpfen im Meer.

»Serafina«, stellt sie sich dann vor.

»Rosa«, sagt Rosa.

»Der Name einer schönen Frau.«

»Ha!«, schnieft Rosa. »Dann ist er bei mir falsch.«

Serafinas heller Blick wandert zu den Schuhen am Strand. Und zu den Strümpfen, die Rosa trägt. Es sind solche, die schlanke Beine machen.

»Die haben nichts geholfen«, sagt Rosa.

»Ein Mann muss mit dem Herzen sehen, nicht mit den Augen«, sagt Serafina.

»Das tut doch keiner«, sagt Rosa.

»Ich habe einen gekannt, der hat das getan«, erzählt Serafina zum Horizont hinaus.

»Ja?«

»Rudolfo«, singt Serafina und tanzt einen Walzerschritt im Meer.

»Und? Wo ist er jetzt?«, fragt Rosa und denkt: Wahrscheinlich hat er sie verlassen. Oder betrogen. Alle Italiener betrügen ihre Frauen. Sonst würde Serafina ja jetzt nicht allein im Meer herumstehen.

»Gestorben.«

»Oh«, sagt Rosa. »Das tut mir leid. Ich hab nicht gedacht, dass ... an so was habe ich nicht gedacht.«

»Da draußen«, lächelt Serafina. »Es war ein großer Sturm, 1958. Die Fischerboote kamen nicht mehr herein. Viele sind gestorben damals.«

Rosa folgt Serafinas Blick hinaus zum Horizont. Ein magisches Licht ist jetzt da draußen.

»Wir waren sehr jung«, sagt Serafina. »Rudolfo und ich.« Ihr Lächeln wird zu einem Leuchten.

Liebe, denkt Rosa und ihr Herz versteckt sich in einem schattigen Winkel hinter den Rippen.

»Ich komme jeden Tag hierher«, erzählt Serafina dem Meer. »Jeden Tag. Ich sehe ihn da draußen. ›Rudolfo, heute komme ich zu dir!‹, sage ich zu ihm.«

»Und er antwortet nicht?«, fragt Rosa.

»Doch, doch, er antwortet. Er wartet, bis ich komme. Er holt mich dann ab, weißt du.«

»Aber warum ...«

»Ach, mir kommt immer etwas dazwischen.« Serafina zwinkert schelmisch. »Meistens jemand aus dem Dorf. Sie glauben, im Meer stehen ist gut für meine Gesundheit. Meine Mutter war Engländerin. Mir glauben sie die verrücktesten Dinge.« Und Serafina lacht wie über einen guten Witz.

Rosa nickt, sagt »Ach so. Ja.«, und zweifelt ernsthaft an ihrem Verstand.

Eine Weile stehen sie nebeneinander, die alte Frau und die junge. Der Himmel über Torre Santa Magdalena wird langsam dunkelrot. Und über ihnen geht der erste Stern auf.

»Es ist völliger Unsinn, sich hier ertränken zu wollen«, sagt Serafina, wie zum Abschied.

»Warum Unsinn?«, fragt Rosa.

»Man muss sehr weit hinausgehen, bis es tief wird und die Strömung kommt. Deswegen kommt immer etwas dazwischen.«

»Ach so«, sagt Rosa.

»Heute bist du dazwischengekommen.«

»Tut mir leid.«

»Ach, das macht nichts«, lächelt die alte Frau. »Es gibt noch so viele Tage, und so viele Tage sind schon vergangen. Es kommt auf einen nicht an.«

»Vielleicht wäre es dort drüben besser«, sagt Rosa. Dort, wo der Sand in Felsen übergeht. Dort würde das Meer auch rauschen und schäumen, wenn die Wellen ein bisschen höher werden.

»Dort sind zu viele Seeigel«, sagt Serafina kritisch. Sie dreht sich um und geht zurück an den Strand. Ihr wacher Blick fliegt unmerklich zu Rosas Schuhen, die wie zwei hellrote Blutstropfen im Sand liegen.

Einundfünfzig Jahre, denkt Rosa. Wie viele Tage sind einundfünfzig Jahre?

Sie merkt zuerst gar nicht, dass sie sich auch umdreht. Erst als sie neben Serafina am Strand steht und trockener Sand an ihren Zehen knirscht.

Serafinas Füße finden wie von selbst in die Holzpantoffeln, die einträchtig wie ein altes Ehepaar auf sie gewartet haben.

»Wann kommt denn die Flut?«, fragt Rosa.

»Gar nicht«, sagt Serafina. »Es gibt keine Flut in Torre Santa Magdalena.«

»Nicht?«

»Nein«, sagt Serafina und wringt das Wasser aus ihrem Rock. Ihre Hände tun das ganz von alleine.

Rosa bückt sich nach ihren roten Pumps. Sie hat eigentlich gar nichts, was sie dazu anziehen könnte, fällt ihr ein. Aber zurückgeben kann man die Schuhe jetzt nicht mehr. Sie sind voller Sand und verkratzt vom unebenen Pflaster in Torre Santa Magdalena. Der eine Absatz hat einen Knick. Sie sind wirklich schön. Zum Sterben schön.

Rosa muss plötzlich an das Messer in ihrem Koffer denken. Und an das Treppenhaus, in dem der Koffer steht.

»Schau, wie schön!«, sagt Serafina.

Das Meer liegt vor ihnen wie ein blau und purpur schimmernder Planet. Wie ausgedacht.

»Ich glaube, ich habe mir mein ganzes Leben nur ausgedacht«, sagt Rosa.

2

In Happing im Himmel

Es ist ein Sonntag im September. Über den Gartenzaun vom Schreiner Flörl hängen dicke, leuchtende Rosen. Rosa ist sieben.

»Schau, wie schön!«, sagt ihre Mama und ihre Hand streichelt die zartgelben Blütenblätter.

Rosa ist schon tausend Mal an diesen Rosen vom Schreiner Flörl vorbeigegangen. Der Schreiner Flörl ist nämlich der Opa von Marco Pollinger aus dem Kindergarten. Heute geht Rosa mit ihrer Mama hinaus zum Fußballplatz.

Ganz Happing geht heute hinaus zum Fußballplatz, denn heute muss der TSV das wichtigste Spiel seiner Vereinsgeschichte gewinnen. Es geht um den Aufstieg in die Bayernliga. Aus den Fenstern an der Hauptstraße hängen weiße und blaue Fahnen deswegen. Jeder beeilt sich mit dem Mittagessen, damit er einen guten Platz am Spielfeld erwischt. Der Pfarrer hat nach der Kirche sogar die gesamte Fußballmannschaft gesegnet.

Nur Rosa ist dieses Fußballspiel egal.

Rosa muss über einen Traum nachdenken: In diesem Traum ist eine große braune Kuh auf Rosa zugekommen und hat gesagt, sie wäre eine Fee. Sie könnte Rosa große Zauberkräfte verleihen, hat sie gesagt.

Rosa müsste sich dafür allerdings in große Gefahr begeben. Und sie müsste etwas schaffen, was noch nie zuvor jemand geschafft hat.

Der Zauber wird nur an einem einzigen Tag in Rosas Leben möglich sein.

Es muss ein Sonntag sein und Rosen müssen blühen. Der Wind muss durch blaue Fahnen wehen und Trommeln und Trompetenfanfaren sollen übers ganze Land getragen werden. Solche Tage gibt’s gar nicht in Happing, denkt Rosa. Außerdem gibt‘s auch keine Feen in Kuhgestalt. Für einen Moment passt sie nicht auf und eine Dorne sticht in ihre Stirn. »Blöde Rosen!«

Dann hört sie den Wind und die Blasmusik. Tuba, Trompeten und dröhnende Fan-Sirenen wehen vom Fußballplatz ins Dorf herein. Und zu einem immer gleichen Trommelrhythmus schreien die Happinger Fans: »T-S-V! Lass raus die Sau!«

»Mama, Feen gibt es nur im Märchen, oder?«, fragt Rosa.

»Aber nein«, sagt Rosas Mama leise. »Feen gibt’s überall. Wenn du eine siehst, erfüllt sie dir einen Wunsch.«

»Wirklich?«, fragt Rosa.

Der Blick ihrer Mama schweift versonnen zu den Rosen vom Schreiner Flörl. Wunderschöne Rosen. Rote, weiße, gelbe. Prachtvolle Rosen. Viel größer als Rosa selbst.

»Es gibt bestimmt auch eine Rosenfee«, sagt ihre Mama.

Feen lügen nicht.

Da walzt Frau Pallphos aus ihrem Haus gegenüber von Schreiner Flörl. »Ach, die Maria!«, schnauft sie und packt Rosas Mama voller Anteilnahme am Arm.

Als Rosas Mama noch im Kirchenchor war, hat sie zusammen mit Frau Pallphos singen müssen. »Die Pallphos ist eine scheinheilige Kuh«, hat Rosas Mama einmal gesagt.

Rosa hätte gern genau gewusst, was eine scheinheilige Kuh ist. Eine Fee vielleicht?

Aber heute sind Rosas Gedanken woanders. In ganz großer Gefahr ... Etwas, was noch nie zuvor jemand geschafft hat ..., denkt sie.

Ihre kleine Hand tippt bei jedem Schritt gegen den alten Gartenzaun.

Der Zaun ist furchtbar alt und wacklig. Vor allem das Stück hinter dem Schuppen. Denn dort, genau in der Mitte, kann der ganze Zaun ins Schwanken kommen und mitsamt seinen morschen Pfosten umkippen. Keinen einzigen schiefen Schritt darf man da machen, sonst ist es vorbei.

Gleich danach kommt ein Stück, wo zwei Zaunlatten zusammengenagelt sind. Die sind so dünn, dass sie sich fast jedes Mal umdrehen, wenn man sich darauf stellt.

Das ist große Gefahr! Und freihändig hat den Zaun vom Schreiner Flörl noch nie jemand geschafft!

Rosa muss jetzt alles sehr genau planen.

Es wird der größte Coup ihres Lebens.

Denn heute wird Rosa einen Prinzen für ihre Mama herbeizaubern. Der Prinz wird Rosas Mama bestimmt wieder glücklich machen.

Brav nimmt Rosa die Hand ihrer Mama und sagt: »Mama, ich komm gleich wieder.«

»Ja, mein Schatz.« Ihre Mama lächelt. Sie lächelt immer, wenn sie mit Rosa spricht. Sie glaubt, Rosa würde es dann nicht sehen.

Seit Rosas Geburt ist Mama traurig. Vielleicht auch schon seit noch früher. Rosa ist sich nicht ganz sicher, aber sie glaubt, ihr Vater ist schuld daran. Er ist auch vor Rosas Geburt verschwunden. Wie das Lächeln ihrer Mama. Rosas Vater ist ein Glücksdieb. Gott sei Dank hat Rosa ihn nie gesehen.

Rosa zieht ihre Sandalen aus und klettert auf den Zaun.

Frau Pallphos erzählt etwas von einem Krebs, den irgendeine Frau Zierl hat.

Rosas Mama nickt dazu nur. Vor Rosas Geburt hat die Sonne Glitzerfunken in ihrem Haar verstreut. Wo sie war, hat die Luft immer nach Vanillestangen gerochen.

Hoch oben steht Rosa auf dem ersten Pfosten.

Tapfer versucht sie, ihr Herz vom Zittern abzuhalten.

Der Prinz müsste groß und blond sein, denkt Rosa. Einen grünen Anzug müsste er anhaben. Aber keine Krone auf dem Kopf. Es braucht ja nicht gleich jeder zu wissen, dass er ein Prinz ist.

Er würde Rosa auf den Schultern um den Fußballplatz tragen und für sie und ihre Mama ein Eis kaufen. Sie würden richtig lachen. Sie wären genauso wie alle anderen.

So würde es dann bleiben, bis sie alle gestorben sind.

In Märchen wird nicht die Wahrheit erzählt. Das weiß Rosa natürlich. Aber selbst wenn nur ein bisschen was davon wahr wäre, wäre es genug.

Vom Himmel herunter hört Rosa jetzt einen leisen Trommelwirbel. Schritt für Schritt setzt sie ihre Füße auf die schmalen Zaunlatten. Zaghaft. Die Rosen verbreiteten einen Duft, so dick und schwer, dass ihr fast schlecht wird davon. Rosas Herz klopft viel zu laut. So laut, dass ihre Mama es hören muss.

Aber ihre Mama sagt, ganz in Gedanken, zu Frau Pallphos: »Schau, wie schön die Rosen sind.«

Rosa ist hoch konzentriert. Der Zaun schwankt schon sacht hin und her. Die schwierigste Stelle liegt jetzt genau vor ihr: Die morschen Pfosten hinter dem alten Schuppen, und gleich danach das zusammengenagelte Stück.

Rosa setzt ihre Fußspitzen auf wie eine Seiltänzerin. In Gedanken hält sie eine Balancierstange in den Händen. Rosa hört auf, die Rosen zu riechen. Sie hört auf, die Geräusche vom Fußballplatz zu hören. Ihre Mama und Frau Pallphos verschwinden aus ihrem Blickfeld. Für Rosa gibt es nur noch ihre Füße und die schlingernden Bretter unter ihr.

Und kann, als ihre Mama schreit: »Rosa, nicht, der Zaun wackelt doch wie ein Kuhschwanz!«, schon gar nicht mehr antworten.

Sie steigt fast bewegungslos über den morschen Pfosten hinweg. Dann über einen weißen Rosenbusch, der so schwer auf dem Zaun liegt, als hingen reife Äpfel dran.

Der morsche Pfosten verschwindet hinter Rosa. Auch der dicke Rosenbusch bleibt hinter ihr zurück.

Unter ihr jetzt die dünner werdende Zaunlatte. Der ganze Zaun fängt an zu zittern.

Nicht wackeln, denkt Rosa. Einfach nicht wackeln.

Aber der Zaun zittert weiter. Zittert immer mehr. Rosas Hände schaukeln irgendwo über ihrem Kopf.

Rosas Mama streckt erschrocken die Arme nach ihr aus. »Pass auf!«, schreit sie.

Rosas Bein schwingt von einer Seite auf die andere, pendelt fast so hoch wie die kupferne Dachrinne am Schuppen vom Schreiner Flörl.

»Um Gottes willen, Rosa!«, schreit ihre Mama.

Rosa darf nicht aufgeben! Nur noch zwei Meter und der Zauber erfüllt sich.

Draußen am Fußballplatz dröhnen die Sirenen lauter und lauter. Rosa hält die Luft an. Wenn ich es schaffe, esse ich nie wieder Schokoladenpudding!, schwört sie eilig.

Der Zaun knarzt und knackst.

»Aus der Bahn, Kartoffelschmarrn!«, brüllt plötzlich eine Stimme hinter Rosa. Ein Bonanza-Fahrrad schießt aus der steilen Hofeinfahrt hinter der Werkstatt vom Schreiner Flörl heraus.

Es rast an Rosa vorbei.

Wilde Haare fliegen im sausenden Fahrtwind wie eine goldene Fahne. Aus dunkelgrünen Augen blitzt es wie ein Gewitter. Ein elektrischer Schlag trifft Rosa!

Und zack! Knickt die Zaunlatte weg. Rosas Fuß tritt ins Leere. Ausgerechnet jetzt, denkt sie noch.

Für einen Augenblick passiert gar nichts.

Und dann fällt sie.

Sie merkt gar nicht, wie sie auf dem Boden aufschlägt.

Plötzlich ist es Nacht, am helllichten Tag.

Rosa ist an einem seltsamen Ort, weit, weit weg von Happing. Viel weiter, als man mit dem Auto fahren könnte. Alles ist dunkelblau und durchsichtig. Und als Rosa sich umschaut, merkt sie, dass überall Sterne sind. Über ihr und unter ihr, kleine glitzernde Punkte.

Ich muss im Himmel sein, denkt Rosa. Der Himmel ist doch der einzige Ort, an dem alles blau und durchsichtig ist.

Eigentlich müsste man auch irgendwo Engel sehen ... Man müsste sie Harfe spielen hören.

Rosa horcht.

Aber kein einziger Engel lässt sich sehen und anstatt Harfen hört Rosa nur einen schrägen, vielstimmigen Klang. Als ob tausend Leute auf einmal etwas schreien würden. »Toooor!!«, und eine wilde Fanfare heult dazu.

Wenn Rosa könnte, würde sie sich die Ohren zuhalten.

Bestimmt kommt bald jemand, um sie abzuholen. »Hallo, lieber Gott?«, sagt Rosa leise.

Da packt Rosa jemand grob an den Schultern und schüttelt sie. »Rosa!!«, brüllt jemand.

Was ist denn!?, denkt Rosa. Gleich wird sie zornig.

Im Himmel sollte man schweben, findet Rosa, und nicht geschüttelt werden. Im Himmel ist es überhaupt nicht so, wie es sein sollte! Und vom lieben Gott ist weit und breit nichts zu sehen.

Da schiebt sich eine große runde Scheibe über Rosa. An den Rändern ist alles schwarz. Nur in der Mitte ist ein heller Punkt. Aus dem Punkt wird langsam ein Gesicht.

Marco Pollinger.

»Hallo«, flüstert Rosa. Ihr wird ganz warm.

»Hallo«, sagt Marco.

Plötzlich ist Rosa unbeschreiblich glücklich. »Jetzt bin ich da«, flüstert sie.

»Na endlich!«, sagt Marco.

Er hat auf mich gewartet!, jubelt Rosas Herz. Dann hört es auf zu schlagen. Es ist wie ein Stromschlag von einer Hochspannungsleitung.

Vor Hochspannungsleitungen hat Rosa sich immer gefürchtet. Schon ihre Oma hat immer gesagt: »Steig nie auf eine Hochspannungsleitung, da werden die Arme sofort zu Glas.« Man bleibt an der Stromleitung kleben, bis man voll und ganz gläsern ist. Dann bleibt das Herz für immer stehen und man stirbt einen schrecklichen Tod.

Aber dieser Tod ist es überhaupt nicht schrecklich. Rosa schwebt.

»Kannst du aufstehen?«, fragt Marco.

Rosa nickt. Sie sieht eine Straße und Blumen, aber die sind alle durchsichtig.

»Wo sind wir?«, fragt Rosa.

»Beim Schreiner Flörl. Du bist vom Zaun gefallen.«

»Aha«, sagt Rosa.

Gleichzeitig zwitschern die Spatzen im Holunderbusch und die kupferne Dachrinne am Schuppen vom Schreiner Flörl knistert leise in der Sonne.

»Warum bist du auch im Himmel?«, fragt Rosa.

»Was für ein Himmel?«, fragt Marco.

Er ist bestimmt ein Engel, denkt Rosa. »Wohnst du im Himmel?«, fragt sie.

»Ich wohn gleich da drüben«, sagt Marco.

Auf einer Wolke vermutlich. »Stimmt das?«, fragt Rosa.

»Ja, klar stimmt das. Kannst du jetzt aufstehen?«

Rosa nickt. Eine durchsichtige Blume schaukelt auf sie zu. »Wo sind wir?«, fragt Rosa.

»Beim Schreiner Flörl, du bist vom Zaun gefallen.«

»Ach so«, sagt Rosa. Seine Augen schimmern grün wie eine hohe Wiese im Sommer. »Warum bist du auch im Himmel?«

Marco zischt vor Ungeduld. »Ich bin doch nicht im Himmel! Ich wohn gleich da! Da hinten, beim Schreiner Flörl! Du bist vom Zaun gefallen. Ich hab schon die ganze erste Halbzeit verpasst wegen dir!«

»Oh«, macht Rosa. »Sind wir jetzt alle im Himmel?«

Marco schaut hilflos weg von Rosa zu jemandem, der neben ihm steht. »Ich kann aber nichts dafür, wenn sie den Verstand verloren hat!«, sagt er.

Dann sieht Rosa ihre Mama durch das Dunkelblau. Sie ist ganz weiß im Gesicht. »Rosa!!«, schreit sie.

Rosa lächelt. Sie würde gerne vom Himmel herunterwinken zu ihr. Aber ihre Hände sind viel zu schwer.

»Rosa!«, schreit ihre Mama wieder. »Du wolltest allein auf dem Zaun balancieren und dann bist du runtergefallen. Wir warten schon seit einer viertel Stunde, bis du wieder aufwachst. Die Frau Pallphos holt grad den Doktor!«

Rosa nickt.

Dann wird die Welt wieder dunkelblau. Und sie sieht nur noch Marco. Überall, tausend Mal Marco, wie in einem Kaleidoskop. Sein goldglänzendes wildes Haar. Sein grünes T-Shirt. Den Fußball, den er unter den Arm geklemmt hat. Die Zahl 5, die auf sein T-Shirt genäht ist. Der obere Strich ist schon abgefallen.

»Sind wir jetzt alle tot?«, fragt Rosa.

»Niemand ist tot, mein Schatz«, sagt Rosas Mama irgendwoher.

»O Mann, Rosa!« Das ist Marcos Stimme. »Kannst du nicht an einem anderen Tag auf den Kopf fallen! Heute ist das wichtigste Spiel überhaupt!«

Rosa schaut ihn an. Eine Ewigkeit lang. Seine Augen sind wie Magnete. Rosa wird an ihnen kleben bleiben. Für immer. »Es geht schon wieder«, sagt sie dann.

Und Marco sagt: »Gut, dann fahr ich jetzt.« Er springt auf sein Bonanza-Fahrrad und segelt mit einem kühnen Satz über den Gehsteig davon.

Flapp, flapp, flapp, hört Rosa und sieht ihr Herz hinterherfliegen.

»Du, Mama?«, fragt Rosa. »Warum warst du auch im Himmel?«

»Aber wir waren nicht im Himmel!«, schreit ihre Mama. »Wir sind in Happing, auf der Straße!«

»Ach so.« Ein süßer Geruch klebt in Rosas Nase. Die Rosen vom Schreiner Flörl.

»Mama, hier stinkt’s!«, sagt Rosa.

Rosa weint gar nicht. Sie hätte allen Grund dazu. Ihr Knie ist aufgerissen. Das Blut saust wie auf einer Autobahn an ihrem Schienbein hinunter.

»Wir müssen doch zum Fußballspiel«, murmelt sie.

»Nein, müssen wir nicht, wir gehen nach Hause«, sagt ihre Mama und hebt sie hoch. Rosas Beine klirren dabei ganz leise, als wären sie aus Glas. Ihre Mama muss sie nach Hause tragen.

»Bin ich jetzt gelähmt?«, fragt Rosa.

»Nein. Natürlich bist du nicht gelähmt. Nur müde.«

Rosas Knie träufelt eine Spur aus Blutstropfen auf die Straße.

»Mich hat wahrscheinlich nur ein elektrischer Schlag erwischt«, sagt Rosa und gähnt.

»Ja, mich auch«, sagt ihre Mama. Dann lacht sie, laut und glockenhell.

Es ist ein echtes Lachen, denkt Rosa und schaut ihre Mama an.

»Ich kann zaubern«, flüstert sie.

Da drückt ihre Mama sie an sich. »Meine verrückte kleine Rosa.«

An diesem Sonntag hat der TSV Happing das wichtigste Spiel seiner Vereinsgeschichte verloren.

3

Fliederblauer Liebeskummer

Rosa ist acht. Auf dem Rasen hinter dem Haus wächst schon Löwenzahn. Bald muss er gemäht werden. Denn Rosas Oma schimpft über solche Dinge.

Es ist ein Mittwoch im April. Es ist noch nicht einmal zwölf. Rosas Mama sitzt mit einer Tasse Kaffee, die längst kalt geworden ist, auf der Terrasse, als Rosa unter der Hecke durchschlüpft.

»Rosa! Was ist denn passiert?«, fragt ihre Mama. Sie ist ganz blass.

»Nichts.« Es ist das erste Mal, dass Rosa früher als normal von der Schule nach Hause kommt. Sie hat ihrer Mama damit einen Riesenschreck eingejagt. Das wird sie nie wieder tun. Nie wieder.

»Aber ich seh doch, dass du weinst«, sagt die Mama jetzt und zieht Rosa auf ihren Schoß.

Rosa versucht, die Tränen in ihrem Hals einzusperren. In einen eisernen Käfig. Aber es geht nicht.

»Marco«, schluchzt Rosa. »Mar-cooooo ...«

»Schsch«, flüstert ihre Mama und schaukelt Rosa hin und her.

Eine fliederblaue Tränenspur fließt über Rosas Wangen.

Rosa hat sich extra schön gemacht heute früh. Mit Flieder-Lidschatten und dem Lippenstift ihrer Mama. Sie war so schön wie eine Braut an ihrem Hochzeitstag.

Denn gestern auf dem Mädchenklo in der Schule hat Rosa etwas erfahren:

»Ist doch klar, dass er verknallt ist«, hat Sabrina Finkberger mit ihrer Fistelstimme geflüstert. In der Kabine neben Sabrina hat jemand gekichert. Marion. Die war neu in der Schule und hübscher als die Happinger Mädchen. »Aber der traut sich nicht!«

Rosas Hintern ist reglos über der kalten Kloschüssel geschwebt. Sie hat keinen Mucks gemacht, damit Sabrina und Marion nichts bemerken und weiterreden. Aber da sind sie schon kichernd in den Pausenhof gelaufen. Rosa hat nicht mehr mitbekommen, wer verknallt ist. Und in wen.

Was, wenn sie Marco gemeint haben?

Marco und Rosa?

Rosa wartet seit dem Zauber vom Zaun auf ihn.