Roxanne 7 - Johannes Unnewehr - E-Book

Roxanne 7 E-Book

Johannes Unnewehr

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Beschreibung

Paul Ferret und Joan Amaro befinden sich auf einer Routinemission der Vereinigten Sterne: Sie inspizieren eine vorbildlich geführte Station der Fernwelten. Aber was verbergen die Fernweltler hinter der glatt polierten Fassade, planen sie heimlich eine Revange für den verlorenen Krieg? Und welche Rolle spielt dabei der unheimliche Gasplanet, um den die Station kreist, und auf den sie plötzlich abzustürzen droht? Verzweifelt jagen die Inspektoren dem dunklen Geheimis hinterher, während die Situation eskaliert und ihre Zeit gnadenlos abläuft.

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Seitenzahl: 65

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Ähnliche


    Roxanne 7

Science Fiction

von

Johannes Unnewehr

Impressum

„Roxanne 7“

© 2013 by Johannes Unnewehr

Stand: 2013

Coverbild: Shutterstock

Das vorliegende Buch ist urheberrechtlich geschützt.

Sämtliche Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Joan hatte eine Referendariatsstelle beim jüngsten Gericht. Ihr Bruder begann ein Studium an der Tiefschlafakademie. Es bestand kein Zweifel, dass aus den beiden Kindern etwas werden würde. Trotzdem formten die Lippen der Mutter lautlos das Wort Versager, als das Familienbild zu verblassen begann. Zurück blieb Admiral Ferrets stoppeliges Gesicht im Spiegel.

Er setzte den Rasierer an.

Ausgerechnet jetzt wurde die Weckmusik so laut, dass sie Ferret auf den Nerv ging. Seit er sie ausgewählt hatte, war eine lange Zeit vergangen, und nun mochte er sie nicht mehr. Ein Streichersolo gab ihm den Rest.

"Steuerung!"

"Admiral?"

"Mach die Musik aus!"

"Ja, Admiral."

Das Solo verebbte.

Ferret begann konzentriert, breite Schneisen in seinen Zweijahresbart zu schlagen. Die Haare waren während der langen Schlafperiode in der Kühlkammer zwar langsamer gewachsen, aber trotzdem sah er erschreckend verwildert aus.

Nach der Rasur duschte er genüsslich und kleidete sich sorgfältig an. Dann zog er seinen Kommunikator aus der Hosentasche und setzte sich damit an den Schreibtisch. Als er das Display ausrollte und vor sich stellte, erschien darauf das Emblem des Ministeriums für planetare Angelegenheiten und Ethnologie: zwei Hände, die sich schützend um einen Planeten wölbten.

"Guten Morgen, Admiral!", begrüßte ihn das Gerät. „Möchten Sie mit dem Update Politische Ereignisse der letzten beiden Jahre beginnen?“

"Später" bestimmte Ferret. "Zuerst alles über den Fortgang der Reise."

Über Dick und Laurendis hatte das Kurierschiff die Fernwelten erreicht und näherte sich nun dem Roxannesystem. Die Besatzung war zweimal komplett ausgewechselt worden, die jetzige Besatzung stammte von Laurendis. Auf Laurendis war außerdem ein zweiter Schläfer an Bord genommen worden. Genauer gesagt handelte es sich dabei um eine Schläferin, stellte Ferret mit einen Blick auf die Passagierliste fest. Die Liste enthielt nur seinen und ihren Namen.

"Wünschen Sie Informationen über Ihre Kollegin?", fragte der Kommunikator.

"Nein", antwortete Ferret. "Nein, wünsche ich nicht." Es war netter, die Frau persönlich kennenzulernen. Er packte den Kommunikator ein, griff nach seinem Jackett und ging in den Passagierraum.

Nachdem er die Tür des Passagierraums hinter sich geschlossen hatte, bemerkte er, dass sich nur eine Person dort aufhielt. Sie wandte ihm den Rücken zu, so dass er nur ihre rotbraunen Locken über die Lehne des Sitzes fallen sah. Auf einem Schirm beobachtete sie den Anflug an die Station.

Ferret räusperte sich.

Überrascht drehte sie sich um. Dann schenkte sie ihm ein souveränes Lächeln und sah ihn erwartungsvoll an.

"Paul Ferret von Ethno", stellte er sich vor und streckte ihr die Hand hin. "Gut geschlafen?"

Sie griff zu und schüttelte.

"Danke, ja. Nur etwas lang. Ich bin Joan Amaro von Peace", sagte sie mit einer hellen, unerschütterlich klingenden Stimme. "Ich habe von Ihnen gehört."

"Oh", reagierte Ferret. Er war überrascht, dass sie den gleichen Vornamen wie seine Tochter trug. Sie sah ihr sogar ein wenig ähnlich. "Was haben Sie denn gehört?"

"Nur Gutes, natürlich", antwortete sie charmant.

"Fein", sagte Ferret, zwar nicht überzeugt, aber er wollte die Zusammenarbeit nicht mit einer Debatte über vermeintlich dunkle Punkte seiner Vergangenheit beginnen. "Ich sehe, Sie haben schon angefangen zu arbeiten", fuhr er fort und deutete auf die Station der Fernwelten, die sich deutlich auf dem Bildschirm ihres Kommunikators abzeichnete.

"Ja", sagte sie. "Alles in Ordnung. Bei der Station handelt es sich um das übliche Fernweltenmodell. Sie umkreist den siebten Planeten, eine Nebelwelt, und wird in etwa drei Tagen eine routinemäßige Kurskorrektur durchführen, um ihre Umlaufbahn zu halten. Wir erreichen sie in fünf Stunden und zwanzig Minuten."

Er nahm neben ihr Platz und stellte ebenfalls sein Display auf. "Haben Sie den Funkspruch schon abgesetzt?"

"Nein. Damit wollte ich warten, bis Sie ausgeschlafen haben. Allerdings hat sich die Station bereits gemeldet. Wir haben sie mit einem Wartesignal vertröstet."

"Gut."

Sie war über ihren Kommunikator mit dem Bordcomputer verbunden so dass sie mit einem Fingerzeig den offiziellen Standardfunkspruch absetzen konnte, der die unangemeldete Inspektion ankündigte. Dann wandte sie sich wieder Ferret zu und lächelte: "Das wäre erledigt. Nun haben wir fünf Stunden Zeit, uns kennenzulernen."

"Sie scheinen mich ja schon ganz gut zu kennen", provozierte er.

"Ferret, Admiral außer Dienst. Nahm seinen Abschied kurz vor dem Krieg gegen die Fernwelten. Zwei Kinder, geschieden. Frau hohe Beamtin bei den Vereinten Sternen. - Den Kommunikator musste ich dazu nicht befragen, wenn Sie das meinen."

"Mein Fall ist damals bekannt geworden", gab Ferret zu.

"Mich stört es nicht, dass Sie kein Kriegsheld sind", versicherte die Frau von Peace. "Wenn Sie ein Feigling wären, befänden Sie sich jetzt nicht im Anflug auf die Station."

"Sie spielen darauf an, dass nach Kriegsende noch Kurierschiffe bei Kontrollen abgeschossen wurden?"

"Ja."

"Der Krieg ist schon eine Weile her."

"Ich weiß von einigen Kollegen, dass es heute noch vorkommt. Es wird aus politischen Gründen verschwiegen."

Ferret lachte. "Ich will Ihren Kollegen nicht zu nahe treten, aber gestatten Sie, dass ich das für ein Gerücht halte. Die Vereinten Sterne sind keine Bananenrepublik, in der Militär und Geheimdienst bestimmen." Er gab seiner Stimme einen geheimnisvollen Unterton und fuhr fort: "Haben Sie auch davon gehört, dass die Fernweltler Inspektoren auf Eis legen und erst wieder aus den Tiefschlafkammern hervorholen, wenn Kriegsschiffe aufkreuzen? Vielleicht werden wir beide in zehntausend Jahren als prähistorischer Fund bekannt! Das Urmenschenpaar aus der Tiefkühltruhe!"

"Admiral!", protestierte sie.

"Entschuldigen Sie", bat er schmunzelnd. "Die Phantasie ist mit mir durchgegangen. Ich bin ein heimlicher Fan von Verschwörungstheorien."

"Wie viele Einsätze haben Sie denn schon für Ethno geflogen?", fragte sie.

"Dies ist mein erster", räumte Ferret ein.

Der Bordcomputer meldete sich: "Landeerlaubnis eingegangen".

Sie lächelte. "Sie haben wirklich eine ausgeprägte Phantasie, Admiral. Wir werden bald merken, was an den Gerüchten dran ist. Eine Erfahrung habe ich selbst gemacht: Bei meiner letzten Mission erwarteten uns die Fernweltler, sie kannten sogar unsere Namen."

"Man hat mich davor gewarnt, dass die Fernweltler oft gut informiert sind. Beachtlich, bei den strengen Sicherheitsvorkehrungen. Schließlich haben wir selbst erst heute unser genaues Ziel erfahren."

"Denken Sie an die lange Anreise. Die Fernweltler hatten zwei Jahre Zeit, die Planungen der Behörden auszuspionieren."

"Geheimdienste ...", brummte Ferret und erinnerte sich an seine Dienstzeit als Admiral. Geheimdienste konnten sich irren oder getäuscht werden. Oft genug verfolgten sie eigene dunkle Ziele. Aber egal, was man nicht ändern konnte, musste man hinnehmen.

"Ich denke, wir zwei werden für eine Überraschung gut sein", sagte er.

Sie lächelten sich zu.

*

Die beiden Inspektoren legten letzte Hand an ihre Kleidung. Über die Gangway hatten sie eine Schleuse der Station erreicht. Gleich würde sich das schwere Schott öffnen, und eine Delegation der Station würde sie empfangen.

"Wenn Sie recht hatten, wird es ein frostiger Empfang", spöttelte Joan Amaro.

Ferret lächelte. "Nehmen Sie eine würdige Haltung an, damit die Sterne stolz auf Sie sind, wenn Sie in zehntausend Jahren aufgetaut werden", erwiderte er.

"Zu Befehl, Herr General!", provozierte sie belustigt.

"Admiral", verbesserte er schmunzelnd.

Das Schott öffnete sich und gab Einblick in die Station: In einem breiten Gang standen fünf Personen in ziviler Kleidung. Hinter ihnen war eine Blaskapelle angetreten, die begann, die Hymne der Sterne zu spielen. Vom Schott bis zum Empfangskomitee war ein roter Teppich ausgerollt, der zu beiden Seiten von Blumenkübeln mit großen palmenartigen Pflanzen gesäumt wurde.

Ferret und Amaro betraten den roten Teppich und warteten, bis die Kapelle zu Ende gespielt hatte.

Aus der Gruppe der fünf Personen trat ein älterer Mann mit schwarzen, zurückgekämmten Haaren vor.

"Willkommen", sagte er im angemessenen Ton. "Ich bin Kommandant Jalokh und freue mich, Sie im Namen der Fernwelten an Bord empfangen zu dürfen."

"Ferret und Amaro, Inspektoren der Vereinten Sterne", stellte Ferret sie vor.

"Freut mich, Sie zu Ihrer ersten zivilen Mission begrüßen zu dürfen, Admiral", sagte Jalokh durchaus wertschätzend und ergriff Ferrets ausgestreckte Hand.

Ferret ließ sich nichts anmerken und hielt dem Blick des Mannes stand, der nicht nur seinen früheren Dienstgrad kannte, sondern auch noch wusste, dass dies seine erste zivile Mission war. Die Fernweltler waren offenbar ausgezeichnet über alles informiert. Jalokhs Gesicht zeigte einen Ausdruck wie "wir brauchen uns ja unter erwachsenen Menschen nichts vorzumachen, und außerdem bin ich stolz auf die flinken Jungs von unserem Geheimdienst und auf unser Land, und wir sind trotzdem wer, auch wenn wir den Krieg verloren haben und den Vereinten Sternen beigetreten sind".