Royal Heist - Lena Kiefer - E-Book

Royal Heist E-Book

Lena Kiefer

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Beschreibung

Die Royals zerstörten ihre Familie. Jetzt schwört sie Rache. Aber was, wenn ihr Herz andere Pläne hat?

Darcy ist eine brillante Trickbetrügerin, die in jede Rolle schlüpfen kann. Mit ihrer Crew begeht sie spektakuläre Raubzüge - immer mit dem Ziel, Gerechtigkeit zu üben. Ihr größter Coup steht allerdings noch bevor: Rache an den britischen Royals, die ihre Familie zerstörten, als sie noch ein Kind war. Um in den inneren Kreis der Königsfamilie zu gelangen, gibt sie sich als perfekte Kandidatin für Kronprinz Spencer aus, der mit einer Hochzeit den Ruf der Monarchie retten will. Doch ausgerechnet sein unberechenbarer Bruder Tristan droht Darcys Pläne zu durchkreuzen - er fordert sie ständig heraus und zieht sie gleichzeitig in seinen Bann. Während Darcy zwischen ihrem Herzen und ihrer Pflicht hin- und hergerissen ist, wird es immer schwieriger, ihre Tarnung aufrechtzuerhalten. Aber sie weiß genau, dass Tristan und sie keine Zukunft haben. Denn wenn er herausfindet, wer sie wirklich ist, verliert sie alles ...

Die neue Reihe von Platz-1-SPIEGEL-Bestseller-Autorin Lena Kiefer

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Seitenzahl: 630

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Leser:innenhinweis

Stammbäume

Widmung

Playlist

Motto

Prolog

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Danksagung

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Die Autorin

Die Bücher von Lena Kiefer bei LYX

Leseprobe

Impressum

LENA KIEFER

ROYAL HEIST

Roman

Zu diesem Buch

Darcy und ihr Bruder Linus führen alles andere als ein gewöhnliches Leben. Sie sind Meisterdiebe, die gemeinsam mit ihrer Crew spektakuläre Raubzüge auf der ganzen Welt begehen – immer mit dem Ziel, Gerechtigkeit zu üben. Doch ihr größter Coup steht noch bevor: Rache an den britischen Royals, die ihre Familie zerstörten, als sie und Linus noch Kinder waren. Um in den inneren Kreis der Königsfamilie zu gelangen, gibt sich Darcy, die als brillante Trickbetrügerin in jede Rolle schlüpfen kann, als perfekte Kandidatin für Kronprinz Spencer aus, der mit einer Hochzeit den seit einigen Jahren extrem beschädigten Ruf der Monarchie retten will. Aber ausgerechnet sein unberechenbarer Bruder Tristan droht Darcys Pläne zu durchkreuzen. Er fordert sie ständig heraus und zieht sie gleichzeitig so sehr in seinen Bann, dass es ihr mit jeder Begegnung schwerer fällt, sich von ihm fernzuhalten. Während Darcy zwischen ihrem Herzen und ihrer Pflicht hin- und hergerissen ist, wird es zunehmend schwieriger, ihre Tarnung aufrechtzuerhalten, zumal Linus ihren Plan immer verbissener und kompromissloser weiterverfolgt. Doch Darcy weiß genau, dass Tristan und sie keine Zukunft haben. Denn wenn er herausfindet, wer sie wirklich ist, verliert sie alles …

Liebe Leser:innen,

dieses Buch enthält Elemente, die triggern können.

Diese sind:

Tod eines Familienmitglieds

Wir wünschen uns für euch alle

das bestmögliche Leseerlebnis.

Eure Lena und euer LYX-Verlag

Für Felix,

mit dir würde ich auch die Royals bestehlen.

Playlist

ROYAL HEIST Theme – technokrates

myself in me – Malea

Let’s Get To Work – Kid Kapichi

Cry A Little Less – Kelvin Jones

Battle Scars – Guy Sebastian, Lupe Fiasco

Brothers and Sisters – Twin Atlantic

you should see me in a crown – Billie Eilish

Remedy – Adele

Breathe – He Is We

Made For This – City Wolf

Torches – X Ambassadors

SVRCINA – Upside of Down

Can I Be Him – James Arthur

The First Time – Damiano David

Troubled Waters – Alex Warren

Just A Little Bit Of Your Heart – Ariana Grande

Love The Way You Lie (Part II) – Rihanna, Eminem

Ghost Town – Benson Boone

Always Been You – Shawn Mendes

Do or Die – 30 Seconds To Mars

»The robbed that smiles, steals something from the thief.«

William Shakespeare, »Othello«

Prolog

Darcy

Du kannst alles werden, was du willst.

Diesen Satz hatte mein Vater zu mir gesagt, als ich ein kleines Mädchen gewesen war. Er hatte damit vermutlich gemeint, dass ich jeden Beruf ergreifen konnte, den ich wollte – jeder Leidenschaft nachgehen durfte, die mich glücklich machte. Dass ich ein Leben wählen konnte, wie ich es mir vorstellte.

Ganz sicher hatte er nicht gemeint, dass ich jeden Tag in andere Rollen schlüpfen sollte, bis ich vergaß, wer ich war.

Und trotzdem war es passiert.

»Ms Hargrove, kommen Sie bitte. Mr Jennings hat nun Zeit für Sie.«

Ich stand auf, lächelte freundlich und nahm meine Zehntausend-Dollar-Tasche an mich, bevor ich der Assistentin zu dem großen Büro am Ende eines wirklich langen Flures folgte. Die wichtigen Leute saßen immer am Ende von Fluren, auch wenn das keinen Sinn ergab. Wenn man so wichtig war, sollte man dann nicht ohne dreitägigen Fußmarsch von seinen Mitarbeitern zu erreichen sein?

Während wir liefen, prägte ich mir ein, an wie vielen Türen wir vorbeikamen, und zählte ab, welche davon mein Fluchtweg sein würde. Wir hatten die Pläne im Detail studiert, aber es war immer etwas anderes, die Begebenheiten live und in Farbe zu sehen. Wenn möglich, machten wir eine Vorab-Begehung, dieses Gebäude war jedoch so extrem gut gesichert, dass wir den Coup in dem Fall auch direkt hätten durchziehen können.

Das Büro des Chefs von Minotaur Ltd war genauso protzig, wie ich es mir vorgestellt hatte – riesig, mit weißen Ledermöbeln, Tischen aus Chrom und Glasfronten, so weit das Auge reichte. An den Wänden hingen Fotos, die zeigten, mit welchen Prominenten aus Politik, Wirtschaft und Unterhaltung Mr Jennings verkehrte. Bescheidenheit war in diesen Kreisen nicht sehr verbreitet. Zum Glück war ich gut darin, mein Gesicht unter Kontrolle zu halten, sonst hätte ich es mit Sicherheit verzogen.

»Ms Hargrove, wie schön, dass Sie hier sind.« Das Lächeln von Mr Jennings, diesem Handlanger schwerreicher Leute, wirkte beinahe echt. Dabei hatte er sicher keine große Lust gehabt, sich mit einer Interessentin zu treffen, die erst vor zwei Jahren den Schulabschluss gemacht hatte und deren Beruf es war, das Geld ihrer Eltern aus dem Fenster zu werfen – die Social-Media-Profile von Priscilla Hargrove belegten das eindrucksvoll. Aber die wahre Trägerin meiner falschen Identität entstammte einer Familie, die mit Öl sehr reich geworden war, und so jemandem wies man nicht die Tür.

»Es ist mir eine Freude, Mr Jennings.« Der texanische Akzent war einer der besten in meinem Repertoire und ich war stolz darauf. »Los Angeles gehört zu meinen Lieblingsorten auf der Welt. Nirgendwo sind die Menschen freundlicher als hier.«

»Deswegen fühle ich mich in der Stadt so wohl. Setzen Sie sich doch.« Er deutete zur ledernen Sitzgruppe, die sicherlich von irgendeinem deutschen Hersteller stammte, und nahm mir gegenüber Platz. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Wir haben ausgezeichnete Kaffeespezialitäten.«

»Gerne ein Wasser.« Viel davon, denn es würde in der späteren Phase meines Plans helfen. »Die Hitze trocknet mich immer so aus.« Ich schickte ein kleines Lachen hinterher, das die Naivität von Priscilla Hargrove noch unterstrich, wenn mein mintgrünes Ensemble aus Rock und Blazer dafür nicht ausreichte. IchseheauswieSüdstaaten-Barbie, hatte ich mich bei Theo beschwert, der in unserer Crew für die Beschaffung von Kleidung zuständig war. Ja,genaudasistderPlan, hatte er nur geantwortet und damit leider recht. Subtil war nicht das Ding von Mr Jennings, bei ihm konnte man gar nicht dick genug auftragen.

Er bestellte telefonisch Getränke für uns bei seiner Assistentin, die in der Zwischenzeit hoffentlich nicht wieder den ganzen Weg zu ihrem Schreibtisch zurückgelaufen war, und lehnte sich dann zurück, musterte mich mit einer Mischung aus Interesse und Herablassung.

»Was kann ich denn für Sie tun?«

»Nun, ich möchte Kunst bei Ihnen einlagern«, antwortete ich in einem überraschten Ton, als wäre das klar. Schließlich bestand darin die Dienstleistung von Minotaur Ltd – sie bewahrten die Sammlungen wohlhabender Leute sicher und vor Umwelteinflüssen geschützt auf. Nur Neureiche hängten sich ihren Vermeer oder Rembrandt an die Wand, das alte Geld verwahrte solche Schätze in hallengroßen Tresoren wie jenem unter diesem Gebäude.

Mr Jennings nickte langsam. »Ich möchte Ihnen wirklich nicht zu nahetreten, Ms Hargrove –«

»Sie dürfen gern Priscilla sagen«, unterbrach ich ihn mit einem strahlenden Lächeln. Er sollte mich mögen und gleichzeitig unterschätzen, was bei einem Mann wie ihm ein Kinderspiel war.

»In Ordnung, Priscilla.« Er lächelte leicht und wartete ab, bis seine Assistentin Wasser und Kaffee gebracht hatte. »Ich wäre davon ausgegangen, dass Ihr Herr Vater oder Großvater solche Angelegenheiten erledigt. Natürlich sind wir gern bereit, uns um Ihre Sammlung zu kümmern, aber –«

»Sie möchten lieber mit jemandem sprechen, der was zu sagen hat?«, fiel ich ihm erneut ins Wort und trank dann in einem Zug das Glas halb leer. »Nun, das verstehe ich. Aber Daddy ist gerade in Aspen und bereitet eine Firmenübernahme vor und mein Pops erholt sich noch von der Verletzung, die er sich bei der letzten Entenjagd zugezogen hat. Schlimme Geschichte, mein Cousin hatte sein Gewehr nicht gesichert.« Das klang, als wäre es ein Witz, zusammengestückelt aus Klischees, tatsächlich entsprach es aber der Wahrheit. Ich hatte meine Hausaufgaben gemacht. »Das bedeutet, Sie sprechen mit mir oder Sie sprechen mit niemandem.« Die Naivität mal beiseitegelassen gehörte mein Alter Ego einer der reichsten Familien des Bundesstaates an. Er würde mich nicht rauswerfen.

»In Ordnung.« Er zeigte ein angestrengtes Lächeln, das ein bisschen nach Sodbrennen aussah. »Dann erzählen Sie doch mal, um welchen Umfang es geht.«

»Etwa dreißig Stücke, vor allem Gemälde und ein paar Skulpturen. Wir besitzen einige Alte Meister und dazu viele expressionistische Werke. Meine Mutter steht auf das Zeug noch mehr als auf ihren Pilates-Trainer, aber Daddy bekommt davon Kopfschmerzen. Von den Gemälden und vom Pilates-Trainer.«

Ich hörte ein Lachen. Es stammte jedoch nicht von Mr Jennings, sondern kam aus dem kleinen Stecker in meinem Ohr, über den meine Crew zuhörte. Normalerweise verhielten sie sich absolut leise, wenn ich meinen Part eines Jobs durchzog, aber Hawk konnte manchmal nicht an sich halten. Ich ließ mir nicht anmerken, dass ich hörte, wie mein Bruder Linus ihn zur Ordnung rief, danach wurde es wieder still.

Mr Jennings lächelte anstandshalber auch ein wenig, dann nickte er. »Gut, ich würde vorschlagen, wir gehen die Vertragsbedingungen einmal durch und in den nächsten Tagen schicke ich jemanden zu Ihnen nach Hause, der die entsprechenden Stücke begutachtet, um die Versicherungssumme festzulegen. Anschließend regle ich den Transport.«

»Wie?« Meine Augen wurden groß. »Ich bekomme keine Führung?«

»Eine Führung?« Er schaute mich an.

»Ja, eine Führung.« Ungeduldig wedelte ich mit der Hand. »Dort, wo die Magie passiert, Sie wissen schon. Wo die Stücke gelagert werden.«

Mr Jennings wurde heiß, ich sah die feine Röte an seinem Hals. »Das ist nicht üblich, Ms Har… Priscilla. Aufgrund der hohen Sicherheitsvorkehrungen darf nur autorisiertes Personal den Lagerbereich betreten. Das ist auch in Ihrem Interesse, verstehen Sie?« Er redete wie mit einem fünfjährigen Kind, freundlich und langsam. Ich schüttelte dennoch den Kopf, enttäuscht und affektiert gleichzeitig, was eine echte Kunst war.

»Oh, nein, nein. Das geht nicht. Daddy hat mir aufgetragen, genau nachzusehen, wo die Sachen untergebracht werden. Du kommst mir nicht nach Hause, ohne eine Besichtigung gemacht zu haben, Pebbles. So nennt er mich, Pebbles. Wegen Fred Feuerstein.« Ich deutete auf meine rothaarige Perücke, die täuschend echt aussah.

Mr Jennings überlegte und sah mich dabei an, als wollte er mich einschätzen. Ich wusste genau, was er dachte: Wie soll dieses Spatzenhirn eine Gefahr darstellen, wenn ich ihr das Lager zeige? Sie wird sich das alles ohnehin nicht merken können.

»Gut«, er stand auf. »Wenn Ihr Herr Vater darauf besteht, dann gehen wir. Bitte nach Ihnen.«

Ich erhob mich, strich den Rock glatt und nahm meine Tasche, bevor ich den Raum verließ. Mr Jennings informierte derweil irgendjemanden per Telefon darüber, dass er eine Besucherin in den Lagerbereich bringen würde, und holte dann einen Ausweis aus der Schreibtischschublade, den er an den Bund seiner Hose klippte. Unauffällig folgte ich der Bewegung mit dem Blick. Ich prägte mir ein, wie die Plastikkarte befestigt war, tastete jedoch nicht nach dem optisch sehr ähnlichen Ausweis, der sich in der Tasche meines Blazers befand. Das wäre ein Anfängerfehler gewesen und ich war vieles, aber sicher keine Anfängerin.

Direkt neben dem Büro befand sich der Zugang zu einem Aufzug. Wir betraten ihn und Mr Jennings drückte den Knopf für ein Stockwerk namens U3, nachdem er seinen Ausweis an ein Feld unterhalb der Tasten gehalten hatte. Danach steckte er ihn wieder an seinen Gürtel.

»Ein wirklich schöner Tag heute, oder?«, fragte ich, was kein sinnentleerter Small Talk war, sondern ein Code für Hawk, der sich aktuell in unmittelbarer Nähe der Stromzufuhr des Gebäudes befand.

»Mach dich bereit«, gab er mir zu verstehen.

Nur wenige Sekunden später stoppte der Aufzug mit einem heftigen Ruck und das Licht wechselte zu einer bläulichen Notbeleuchtung.

»Oh Gott, was passiert hier?«, rief ich. »Stecken wir fest?«

Mr Jennings drückte sämtliche Knöpfe, ohne dass sich etwas tat. »Scheint ein Stromausfall zu sein, dann halten die Fahrstühle an und gehen in den Notbetrieb. Bestimmt fährt er gleich weiter.«

»Stromausfall? Oh nein, das kann doch nicht wahr sein. Ich habe ziemliche Platzangst, Mr Jennings!« Scheinbar fahrig griff ich nach seinem Arm und krallte mich fest, während ich mit der freien Hand geschickt die Klammer seines Ausweises löste, ihn eilig in die Tasche steckte und die Kopie herauszog. Die warf ich zu Boden, sodass sie an den Rand der Kabine rutschte.

»Ach herrje, jetzt haben Sie Ihre Karte verloren.« Ich ging in die Hocke und streckte die Hand nach dem Ausweis aus. Statt ihn aufzuheben, schnippte ich ihn jedoch mit einer winzigen Bewegung meiner Finger so in Richtung Tür, dass er auf Nimmerwiedersehen in dem Spalt verschwand, der zum Schacht führte. Kurz gönnte ich mir einen Moment der Erleichterung, weil ich das nicht so oft hatte üben können wie gewollt. Erst dann richtete ich mich wieder auf.

»Das tut mir so leid, Mr Jennings!« Ich schlug die Hände vor den Mund, was bei jedem anderen lächerlich gewirkt hätte, aber zu meiner Rolle perfekt passte. »Das wollte ich nicht, wirklich nicht!« Das betonte wirklich war ein Hinweis an Hawk, den Strom wieder anzuschalten.

»Schon in Ordnung.« Mr Jennings winkte ab und im nächsten Augenblick fuhr der Fahrstuhl an. Meine Begleitung atmete auf. Die Vorstellung, mit einer hysterischen Öl-Erbin hier eingesperrt zu sein, hatte ihn wohl etwas aus der Fassung gebracht. »Ich lasse mir einen neuen machen, das ist kein Problem. Sie wollten ja nur helfen.«

»Ja, das wollte ich.« Ich zeigte ihm meinen demütigsten Augenaufschlag und war froh, dass dieses Manöver so gut geklappt hatte. Nun musste ich den echten Ausweis nur noch übergeben und damit war mein Part größtenteils erledigt.

Wir stiegen im dritten Untergeschoss aus dem Aufzug und wandten uns dann in Richtung einer massiven Sicherheitstür.

»Ich darf Sie nicht überall herumführen, das würde die Versicherung nicht erlauben. Aber ich kann Ihnen einen Einblick geben, wie hervorragend wir Ihr Hab und Gut schützen werden.« Mr Jennings winkte einem seiner Mitarbeiter und erklärte ihm die Situation mit seinem Ausweis, bevor er mit mir im Schlepptau durch die Tür trat, hinter der ein langer Gang lag.

»Hier haben wir unsere Lagerräume mit überwachter Temperierung und konstanter Luftfeuchtigkeit für eine hohe Langlebigkeit der Kunstwerke. Jeder Kunde hat eine eigene Einheit, die sich bei Bedarf erweitern lässt. Wir verfügen über die modernste Überwachungstechnik, die man für Geld kaufen kann, und unser Zugangssystem macht ein Fremdeindringen nahezu unmöglich.«

Ja, ich weiß. Deswegen müssen wir diesen Coup ja auch direkt unter eurer Nase durchziehen.

»Was ist da vorne?«, fragte ich und zeigte am Ende des Korridors auf ein Tor, durch das ein Lkw passte.

»Unser Zugang für die Anlieferung und den Abtransport von Gütern.«

»Das klingt aber nicht besonders sicher, Mr Jennings. Wenn man sogar mit einem Lkw hier hereinfahren kann, macht man es potenziellen Dieben wirklich sehr einfach.« Wow, ich war echt in Topform, was das Vortäuschen von Naivität anging.

»Selbstverständlich kann hier niemand einfach so reinfahren.« Mr Jennings lächelte nachsichtig. »Wir haben eine Sicherheitsschleuse und nicht fälschbare Papiere für die Ausfuhr. Alles auf dem neuesten Stand der Technik.«

»Davon würde ich mich gern selbst überzeugen.« Ohne einen Zweifel daran zu lassen, marschierte ich auf das Tor zu und hielt ungeduldig an, bis man es öffnete. Dass ich mich in den Transportbereich begab, hatte einen Grund, und der wartete in der Nähe eines Kleinlasters, der neben einigen anderen Fahrzeugen in der Halle stand.

Wir hatten einen Tag gewählt, an dem ordentlich Betrieb herrschte – zwei bullige Kerle trugen gerade eine Skulptur aus Metall aus einem Wagen zum Lagerbereich, zwei andere schoben ein Rollbrett mit einer großen Holzkiste zu ihrem Lastwagen. Daher wirkte es nicht komisch, dass mein Bruder sich im Overall eines Transportdienstes in unsere Richtung bewegte, ohne mich groß zu beachten, so als wollte er zu dem kleinen Büro, das in meinem Rücken lag. Ich ließ mir von Mr Jennings die Sicherheitsvorkehrungen erklären und wiederholte das eine oder andere, damit meine Crew es hören konnte. Im richtigen Moment griff ich schließlich in meine Tasche. Timing war in unserem Geschäft alles.

Linus ging hinter mir vorbei und ich hielt den Ausweis unauffällig unter dem Saum des Blazers versteckt, meinen Körper so gedreht, dass man es auf den Überwachungsbildern nicht sehen konnte. Mein Bruder griff präzise an die entsprechende Stelle und den Bruchteil einer Sekunde später war die Karte übergeben und er weitergegangen. Wenn die Firma später die Kameras checkte, würden sie nicht wissen, wann und wo die Übergabe stattgefunden hatte.

Nachdem ich das erledigt hatte, bestand mein Job nur noch darin, Mr Jennings wieder in sein Büro zu schaffen, damit Linus und die anderen das Lagerabteil von Carl Wallace leer räumen konnten. Mr Wallace war ein skrupelloser Chemie-Fabrikant in der Nähe von Nappa, der es mit den Umweltauflagen nicht so genau nahm und schädliche Substanzen in das Wasser des Flusses geleitet hatte, an dem seine Fabrik stand. Dummerweise war das Gift darüber auch ins Grundwasser gelangt und hatte ein Neubaugebiet stromabwärts verseucht, wodurch die Anwohner krank geworden waren.

Wallace wies das alles weit von sich, obwohl sonnenklar war, dass er die Verseuchung zu verantworten hatte. Erst kürzlich war er vor Gericht davongekommen, weil er wie ein Weltmeister Beamte, Mitarbeiter und Gutachter bestochen hatte. Die Opfer hatten keinen Cent erhalten, eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, die wir ausgleichen würden. Mit den etwa fünfzig Millionen Dollar, die Mr Wallace’ Kunst auf dem Schwarzmarkt bringen würde, konnten die Geschädigten ihre Behandlungen bezahlen und sich ein neues Haus in einer anderen Gegend kaufen.

Während ich mit Mr Jennings wieder nach oben fuhr, lächelte ich leicht bei dem Gedanken daran, wie Wallace sich die letzten verbliebenen Haare ausreißen würde, wenn er von dem Diebstahl erfuhr. Denn wir hatten im Vorfeld dafür gesorgt, dass er die Versicherung für seine Kunstsammlung kündigt und zu einem anderen Anbieter wechselt, der allerdings erst nach einem Jahr für Schäden einspringen würde. Er bekam also keine Erstattung für die Bilder, denn auch die Versicherung von Mr Jennings würde nicht zahlen, weil der zu arrogant und zu geizig war, Diebstahl mit abzusichern.

Als wir wieder im obersten Stock des Gebäudes angekommen waren, hielt ich ihn am Arm auf. »Ich müsste mal auf die Toilette. Das ganze Wasser, Sie verstehen?«

»Ja, natürlich. Bitte gehen Sie einfach dort den Gang entlang und dann die vierte Tür links. Ich bereite schon mal die Verträge vor, damit wir das Ganze bald abschließen können.«

Ich tat so, als hätte ich die Grundrisse des Gebäudes nie gesehen und müsste tatsächlich die vierte Tür suchen, ging in die Toilette und dann in eine Kabine. Dort zog ich die Perücke vom Kopf und öffnete routiniert die Knöpfe meines mintgrünen Blazers, um ihn genau wie den Rock abzustreifen. All das wanderte in meine Tasche, die sich durch Umstülpen und das Lösen einer Lasche um das Doppelte vergrößerte. Nur Amateure ließen ihre DNA in rauen Mengen zurück, indem sie ihre Tarnung im nächsten Mülleimer entsorgten. Anschließend tauschte ich die auffälligen Peeptoes gegen Sicherheitsschuhe und überprüfte den Sitz des zweiten Rocks aus dünnem Material, den ich unter dem anderen getragen hatte. Zufrieden damit rollte ich die Ärmel der weißen Bluse herunter, schüttelte meine echten Haare aus und verließ die Kabine, checkte mein Aussehen. Nun wirkte ich wie jemand, der hier im Büro arbeitete, und nicht mehr wie Priscilla Hargrove. Perfekt.

»Wir haben fast alles im Wagen«, meldete Linus knapp, als ich zurück im Flur war. »Fünf Minuten. Gib Gas, Darce.«

Ich sparte mir den Hinweis, dass ich schon so schnell lief wie möglich, ohne aufzufallen. Um mich herum saßen schließlich Menschen in den Büros und arbeiteten – und wenn ich wie eine Irre den Gang entlanggesprintet wäre, hätte ich ihnen auch gleich verraten können, was wir vorhatten. Zum Glück war es nicht weit bis zum Treppenhaus und ich lief die fünf Stockwerke in Rekordzeit nach unten.

»Bin da, mir muss jemand öffnen.«

Nur Sekunden später ging die Tür zum Transportbereich auf. »Stets zu Diensten«, sagte Hawk und ich folgte ihm zu unserem Kleinlaster, an dem Linus gerade die Ladetüren schloss. Nicht zu hastig öffnete ich die Beifahrerseite und stieg auf den Sitz. Mein Bruder rutschte in die Mitte.

Ich schaute auf die Uhr. Wir hatten nicht mehr viel Zeit, um zu verschwinden, denn sobald sich Mr Jennings einen neuen Ausweis machen ließ, würde die IT-Abteilung sehr schnell merken, dass das Exemplar, welches angeblich im Fahrstuhlschacht lag, anschließend noch benutzt worden war. Und dann waren wir am Arsch. 

Hawk stieg ebenfalls ein und setzte sich ans Steuer. »Alle da? Los geht’s.«

Geübt steuerte er den Transporter zur Ausfahrt und ich wusste, das war die letzte Hürde. Wollte man etwas aus dem Gebäude schaffen, brauchte man dafür entsprechende Papiere. Theo hatte sie für uns gefälscht, Unterschrift inklusive, sie sahen täuschend echt aus. Das Problem war nur, dass die Barcodes für die Papiere erst generiert wurden, wenn man sie erstellte, und auf das System hatten wir keinen Zugriff. Der Code würde also nicht übereinstimmen und es war mein Job, uns hier rauszubringen, ohne dass wir aufflogen oder jemand von denen eine Waffe zog. 

Der Wagen hielt vor dem Tor und Hawk ließ das Fenster herunter. 

»Papiere bitte«, sagte der Mitarbeiter dort gelangweilt und streckte die Hand nach dem Klemmbrett aus Metall aus. Wie erwartet richtete er den Scanner auf den Code und das Ergebnis ließ ihn die Stirn runzeln. Ich spürte den Impuls, die Luft anzuhalten, aber ich ahnte, dass ich den Atem gleich brauchen würde. 

»Da stimmt was nicht«, sagte er, nachdem er ein zweites Mal gescannt hatte. »Der Code ist von letzter Woche. Ich muss das klären, so kann ich Sie nicht fahren lassen.«

Das war mein Stichwort. 

Ich stieg aus, ging um den Wagen herum und machte mich so groß, wie es mit meinen 1,69 möglich war. Verärgert schaute ich dem Typen erst aufs Namensschild, dann in die Augen. Schließlich nahm ich ihm das Klemmbrett aus der Hand. 

»Lassen Sie mal sehen, Mike«, sagte ich mit autoritärer Stimme, die im krassen Gegensatz zu dem lieblichen Ton stand, den ich bei Mr Jennings angeschlagen hatte. Er zeigte mir das Display des Scanners.

»Tatsächlich.« Ich wandte mich zu Hawk und meinem Bruder um, die noch im Wagen saßen. »Wer von euch Vollidioten hat das verbockt?«, schnauzte ich sie an und behielt gleichzeitig Mikes Reaktion im Blick, der merklich die Schultern einzog. Menschen war es häufig unangenehmer, wenn sie mitkriegten, dass jemand anderes Ärger bekam, als wenn sie selbst angefahren wurden. Der Sicherheitsmitarbeiter schien da keine Ausnahme zu sein. »Könnt ihr nicht ein einziges Mal einen Auftrag so erledigen, dass wir nicht dastehen wie die allerletzten Dilettanten? Ist das so schwer?«

Hawk murmelte eine Entschuldigung und mein Bruder machte ein Gesicht, als würde er sich ein Loch im Boden wünschen, in dem er versinken konnte. Sehr gut. Das würde Mike noch unangenehmer sein.

»Hören Sie, wir haben jetzt zwei Möglichkeiten«, sagte ich in freundlicherem Ton zu ihm. »Die erste ist, dass Sie zu Ihrem Vorgesetzten gehen, diesen Fehler beheben und wir unseren Auftraggeber Mr Wallace vertrösten müssen, dessen Team in diesem Moment am Flughafen darauf wartet, sein Eigentum nach New York zu bringen. Vielleicht wissen Sie es nicht, aber das G in Wallace steht für Geduld. Er hasst Verzögerungen. Das könnte nicht nur uns, sondern auch Sie Ihren Job kosten.«

Der Adamsapfel des Typen bewegte sich. Vermutlich hatte er tatsächlich schon Bekanntschaft mit der privaten Sicherheitstruppe von Carl Wallace gemacht oder sogar mit ihm selbst. 

»Sicher möchten Sie wissen, was die zweite Möglichkeit ist«, fuhr ich fort, da er nichts gesagt hatte. »Die besteht darin, dass Sie uns mit den korrekten Papieren hier davonfahren lassen, bei denen einer meiner Mitarbeiter geschlampt hat, weil er lieber seiner Freundin schmutzige Nachrichten schreibt, als zu arbeiten. Wenn Sie sich dafür entscheiden, halten alle ihre Zeitpläne ein und Sie bekommen keine Probleme.« Dass er ganz gewaltige Probleme bekommen würde, wenn er uns einfach fahren ließ, tat mir kurz leid. Schließlich trug er nicht die Schuld daran, dass Wallace ein Arschloch war, das über Leichen ging.

Mike schluckte einmal, zweimal. Dann nickte er zögerlich. »Gut, in dem Fall … Ich denke, Sie können fahren.«

»Vielen Dank, Mike. Sie tun das Richtige.« Ich stieg wieder ein und nur wenige Augenblicke später hatten wir das Gelände verlassen.

Bei der nächsten Gelegenheit hielten wir an einem leeren Parkplatz und tauschten sowohl die Nummernschilder als auch die Magnetwerbung an den Seiten des Autos gegen andere aus, damit wir nicht aufgespürt werden konnten. Wir mussten etwa achtzig Meilen bis zu unserem Lagerhaus in Beaumont fahren und mit der neuen Optik würde uns auf dem Weg dorthin niemand aufhalten.

»Das lief doch gut«, sagte Hawk in die Stille hinein. »The Robbin’ Hood hat mal wieder gegen die Ungerechtigkeit gesiegt!«

Weder Linus noch ich fielen in seine Begeisterung ein. Wir brauchten immer ein bisschen, um von dem Adrenalin runterzukommen, und mein Bruder und ich waren dabei eher die schweigsame Fraktion. Wären Lorelai und Theo hier gewesen, hätten sie das Radio voll aufgedreht und würden laut mitsingen, aber die beiden waren in unserer Basis in Tampa geblieben, um die Abwicklung des letzten Jobs zu übernehmen. Dabei, Carl Wallace um seine Kunstsammlung zu erleichtern, hatten wir keine zusätzliche Unterstützung vor Ort gebraucht.

»Ja, schon, aber gegen Ende war es vielleicht etwas eng«, gab mein Bruder zu bedenken, der am liebsten jedes Risiko ausschloss, was in unserem Metier unmöglich war. Man konnte so viel planen, wie man wollte, es gab immer Variablen und meist waren sie menschlicher Natur. In Filmen wurde es so dargestellt, als wäre die Nacht die beste Einsatzzeit, aber das bedeutete erhöhte Sicherheitsvorkehrungen und vor allem weniger Ziele, auf die man einwirken konnte. Ich schlug gern am helllichten Tag zu, mit einem freundlichen Lächeln und ohne dass jemand wusste, wie ihm geschah. Das war mein Ding. Unser Ding, wenn man es genau nahm, denn wir hatten uns nicht nur einer guten Sache verschrieben, sondern auch einer weitgehend gewaltfreien. Waffen kamen für uns nicht infrage und obwohl wir alle für den Nahkampf trainiert waren, gingen wir ihm so gut wie möglich aus dem Weg.

»Es wird nie eng, wenn Darcy eines ihrer hundert Alter Egos hervorzaubert«, grinste Hawk und ich lächelte leicht. Bis ich sah, dass mein Bruder neben mir auf das Display seines Handys schaute und erstarrte. Es war ein Chat geöffnet, aber der Name oben – BP-HRS – verriet mir nicht viel, weil Linus alle Kontakte verschlüsselte.

»Was ist los?«

Er hielt mir sein Smartphone hin und ich las die Nachricht. Während ihre Bedeutung in mein Bewusstsein sickerte, begann mein Herz doppelt so schnell zu schlagen. Ich brachte kein Wort heraus.

»Das ist unsere Chance«, sagte mein Bruder leise und ich wusste, was er meinte. Wir warteten seit Ewigkeiten auf eine derartige Gelegenheit. Auf genau so eine Tür, die sich öffnen würde, wenn wir es richtig anstellten. Um endlich Gerechtigkeit zu bekommen, nach beinahe zwanzig Jahren.

»Worüber redet ihr?«, fragte Hawk. »Den nächsten Job?«

Ich nickte. »Sieht so aus.« Dabei war es viel mehr als das.

»Und wo geht es hin?«

»England«, sagte Linus nach kurzem Zögern. »Wir fahren nach Hause.«

1

Tristan

Als Royal hat man eine Menge Privilegien – Privatsphäre gehört nicht dazu.

Das hatte mal in einem Artikel über meine Familie gestanden, als ich vierzehn gewesen war. Wir waren alle gemeinsam auf einer mehrwöchigen Auslandsreise in Australien, ein wichtiger Part des Commonwealth. Ich hatte mich mit der wirklich süßen Tochter eines Diplomaten angefreundet und sie zum Abschied geküsst – direkt vor dem Hotel, bevor wir in den Wagen gestiegen waren. Mir war nicht einmal der Gedanke gekommen, dass dieser Kuss Auswirkungen haben könnte, dabei war ich in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass jeder meiner Schritte beobachtet wurde. Kiki hatte einfach sämtliche Vernunft aus meinem Kopf vertrieben. Am nächsten Morgen war ich von dieser kurzfristigen Gedankenlosigkeit bekehrt worden – mit voller Wucht: Mein erster richtiger Kuss war auf allen Titelseiten gewesen, genau das, was man sich als Teenager wünschte. Dazu gab es Analysen meiner Technik, die in einer Benotung endeten, und natürlich einiges an Spekulationen, wen ich eines Tages heiraten würde. Ich wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken und nie wieder aufgetaucht. Der Journalist hatte recht gehabt: Es gab für uns keine Privatsphäre.

Daran wurde ich gerade erinnert.

Nicht weil ich elf Jahre später noch öffentlich mit jemandem herummachte, das hatte ich mir abgewöhnt und achtete sehr genau darauf, mit wem ich mich einließ. Sondern weil ich bereits den halben Flug von Bergamo nach London Stansted einer Diskussion lauschen durfte, die sich um die Frage meiner Identität drehte.

»Denkst du denn wirklich, er könnte es sein?« Das Tuscheln kam aus der Reihe schräg vor mir. Es gehörte zu einer Frau mittleren Alters mit Dauerwelle, die vermutlich jedes beschissene Schundblatt abonniert hatte, das Lügen über meine Familie verbreitete. Zumindest hatte sie in der letzten Stunde einige Theorien zum Besten gegeben, nicht nur über mich, sondern auch über meine Mutter, meinen Bruder und meine beiden Schwestern. Als sie in voller Ernsthaftigkeit darüber gerätselt hatte, ob Matilda wohl wirklich ein Verhältnis mit einem Scheich hatte, der älter war als unser Vater, wäre ich beinahe aufgestanden. Aber ich hatte mich beherrscht. Was eigentlich nicht zu meinen Stärken gehörte.

»Nein, das kann nicht sein, Amanda«, antwortete ihre Freundin, die passend zur roten Bluse auch einen amtlichen Sonnenbrand trug. »Schau dir doch seine Kleidung an. Würde sich Prinz Tristan in Jeans und T-Shirt in der Öffentlichkeit sehen lassen?«

»Du hast recht. Aber die Sun hat geschrieben, er wäre in Italien, um aus der Schusslinie zu sein. Wegen … du weißt schon was.«

Okay, doch nicht nur Lügen, sondern dazu noch ein paar Halbwahrheiten. Meine Finger kribbelten, so gerne wollte ich die beiden Lästertanten darauf hinweisen, dass sie auch in dem Fall irrten, aber das ging nicht. Es ging nie.

»Das mag ja alles sein, trotzdem ist er der Sohn der Queen. Selbst wenn er in Italien war, um zu feiern, er würde doch nicht mit einer Linienmaschine fliegen. Und schon gar nicht mit Ryan Air.«

Je länger ich euch zuhöre, desto sicherer bin ich auch, dass das eine dumme Idee war, dachte ich und bemühte mich, die Stimmen der beiden Frauen auszublenden. Wenn ich Glück hatte, würden sie sich in den verbleibenden zwanzig Minuten bis zur Landung darauf einigen, dass der Typ in der Reihe schräg hinter ihnen mit den durchschnittlichen Klamotten, dem Dreitagebart und dem Basecap auf dem Kopf niemals der Kerl sein konnte, den sie aus ihren Zeitschriften nur im Anzug und auf Hochglanz poliert kannten. Aber das war Teil meiner Strategie. Sich unter das Volk zu mischen und dabei nicht so auszusehen, wie sie es erwarteten, schürte immerhin Zweifel daran, ob ich der war, für den sie mich hielten.

Aus den zwanzig Minuten wurden vierzig, weil es in Stansted Verzögerungen bei der Landung gab, und meine Selbstbeherrschung wurde nur durch die eingeschalteten Anschnallzeichen in Schach gehalten, während die beiden Frauen dazu übergingen, meine angeblichen Ex-Affären zu analysieren, von deren Namen ich gerade mal zwei kannte und von denen ich nur mit einer einzigen tatsächlich geschlafen hatte. Als wir endlich am Gate ankamen und ich mein Handgepäck aus dem oberen Fach gefischt hatte – genau wie das der beiden Hyänen, die mich unter dem Vorwand »Sie sind so schön groß, könnten Sie uns helfen?« dafür eingespannt hatten –, gab besagte Selbstbeherrschung auf den letzten Metern dann doch den Geist auf.

Ich lächelte freundlich und meinte das Gegenteil. »Meine Damen, darf ich Ihnen einen Rat geben?« Sie schauten mich beide an und ich war mir sicher, dass meine Augen mich spätestens jetzt verrieten. Das taten sie immer. »Wenn Sie irgendwann in der Zukunft ein unauffälliges Foto von einem Prinzen machen möchten, sollten Sie nicht Ihre Handyhülle nach hinten umklappen.«

Damit wandte ich mich ab und noch während ich das »Oh Gott, er war es doch!« in meinem Rücken hörte, war ich bereits grinsend auf dem Weg zur Außentreppe und steuerte anschließend den schwarzen Wagen an, der direkt auf dem Rollfeld unterhalb des Flugzeugs parkte. Getönte Scheiben ließen keinen Blick in das Innere zu und als Mark, einer unserer Fahrer, die Tür öffnete, erwartete ich eine leere Rückbank.

Falsch gedacht.

Auf dem ledernen Sitz, mit elegant übergeschlagenen Beinen und einer dunklen Sonnenbrille auf der Nase, saß meine Schwester, Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Matilda.

»Hey, Badger«, sprach ich sie mit ihrem Spitznamen an, der zu einem Quartett gehörte und unseren Kürzeln bei der Royal Security entsprach, seit wir Kinder waren: Bear, Fox, Badger und Deer. Es war sicher kein Zufall, dass es sich bei allen vieren um Tiere handelte, die von den Briten gerne gejagt wurden. »Wo ist dein Scheich?«

»Mein was?« Die Tür schloss sich und sie nahm die Brille ab. Nach einer Umarmung zur Begrüßung musterte sie mich mit ihrem messerscharfen Blick. Tiefblaue Augen, viel dunkler als meine, aber eben immer noch blau. Ein Erbe der Hamiltons. Blaues Blut, blaue Augen. Es gab sogar irgendeinen Song darüber. »Hast du in Italien endgültig den Verstand verloren?«

»Das kann ich weder bestätigen noch verneinen, aber ich durfte die letzten eineinhalb Stunden zwei selbst ernannten Royals-Expertinnen zuhören und die sind sich sicher, dass du was mit einem sechzigjährigen Scheich hast.«

»Igitt. Man kann mir ja vieles nachsagen, aber einen Vaterkomplex habe ich wirklich nicht.« Matilda schüttelte sich wie unser Hund Toby, wenn er was Unangenehmes loswerden wollte. »Aber du hast ihnen nicht die Meinung gegeigt, ihnen keine flammende Rede über Wahrheit und Unwahrheit gehalten? Wer bist du und was hast du mit meinem Bruder gemacht?«

»Ich dachte mir, wir hatten in der letzten Zeit genug Skandale, also habe ihnen am Ende nur einen guten Rat mit auf den Weg gegeben.«

»Einen guten Rat in Bezug auf was?« Sie hob eine Augenbraue.

»Die Nutzung moderner Medien.« Wahrscheinlich hätte ich die beiden Frauen fragen sollen, wie es ihnen gefallen würde, jeden Tag irgendwelchen Schmutz über sich und ihre Familien im Internet und in der Zeitung zu lesen, aber für pädagogisch wertvolle Lektionen war ich nicht zuständig. Die Welt hielt mich ohnehin für einen verantwortungslosen Bad Boy und manchmal war es einfacher, sie in dem Glauben zu lassen.

»Das klingt wirklich nicht nach dir.« Matilda schüttelte belustigt den Kopf. Ich kommentierte es nicht, wir wussten beide, dass sie recht hatte.

»Warum holst du mich eigentlich ab, ist was passiert?« Sorge schlich sich in meine Gedanken, wie so oft bei Matilda. Es war ein Reflex, den ich nicht abstellen konnte.

»Das sollte ich dich fragen. Du bist für vier Wochen ins Ausland verschwunden und hast niemandem gesagt, was du dort treibst.« Draußen vor dem Fenster erkannte ich, dass wir den Flughafen verließen. Meine Schwester kramte in der kleinen Bar der Limousine und gab mir eine kalte Coke Zero heraus, weil sie wusste, dass ich die mochte. »Außerdem dachte ich, du willst die lange Fahrt von London Stansted nicht allein verbringen. Warum bist du überhaupt mit einem Billigflieger unterwegs gewesen?«

Ich nahm die Dose entgegen und öffnete sie. »Erschien mir die einfachste Lösung. Und ökologischer, als mich mit dem Jet abholen zu lassen.«

»Okay, nehme ich. Das erklärt aber nicht, warum du in Italien warst. Auch wenn ich da so eine Ahnung habe.« Sie hielt mir ihr Smartphone hin, auf dem Display ein Bild in schlechter Auflösung, das einen Mann in Arbeitskleidung zeigte – Cargo Shorts, Werkzeuggürtel, grobe Boots. »Das hat mir ein Freund geschickt, der in Mailand arbeitet.«

»Ein Freund oder ein Freund?« Ich hob die Augenbrauen. Meine Schwester hatte eine Vorliebe für Männer mit nicht britischem Pass, ein Italiener passte da super rein.

»Lenk nicht vom Thema ab.« Sie nahm das Telefon weg und der Schatten, der sich kurz über ihr Gesicht gelegt hatte, verflüchtigte sich. »Erklär mir lieber, warum du in der Nähe von Mailand herumläufst wie der Protagonist in einem Hallmark-Movie, während die Presse denkt, du machst Party auf irgendeiner Jacht. Und wag es ja nicht, mich anzulügen. Ich weiß, dass du das bist. Ich habe dir diesen Werkzeuggürtel geschenkt, schon vergessen?«

Ein leises Seufzen entfuhr mir und ich gab auf. »Du hast recht, ich war in der Nähe von Mailand. Bei Giacomo Travelli, um genau zu sein.«

Matildas ohnehin große Augen wurden riesig. »Du warst … Du warst bei dem Typen, der …?« Sie schien es nicht aussprechen zu wollen, zog aber direkt die richtigen Schlüsse. »Ist das deine Art von Wiedergutmachung?«

»Nichts wird das je wiedergutmachen.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe trotzdem getan, was ich konnte, um sein Haus an die neuen Bedürfnisse anzupassen. Etwas, das eigentlich von anderer Stelle hätte passieren sollen, aber wie du weißt, kam es nicht dazu.«

»Er trägt eine Mitschuld, das hat die Polizei bestätigt.« Meine Schwester klang sanft, ihre Worte schnitten mir dennoch in die Eingeweide.

Richtig, aber es wäre nie passiert, wenn ich an diesem Abend besser aufgepasst hätte. Wenn die Straße nicht überschwemmt gewesen wäre. Wenn wir gar nicht erst losgefahren wären. So viele Konjunktive, aber es war sinnlos, denn die Tatsachen waren längst in Stein gemeißelt worden. Ich hatte nur versucht, Verantwortung zu übernehmen, nachdem man sie mir ohnehin zugeschoben hatte. Der Skandal steckte mir immer noch in den Knochen, obwohl er bereits mehrere Monate zurücklag.

»Spielt keine Rolle. Ich hielt es für richtig, also habe ich es gemacht.« Das war meine einzige Erklärung zu der Sache und ich machte mit meinem Tonfall deutlich, dass das Thema für mich beendet war. Wie ich etwas regelte, ging niemanden was an. Wichtig war nur, dass ich es tat.

»Weiß ich, es sollte auch kein Angriff sein.« Matilda wagte ein leichtes Lächeln, das jedoch schnell wieder verschwand. »Ich dachte nur, wenn du dich schuldig fühlst wegen dem, was passiert ist, dann hätte es auch andere Möglichkeiten gegeben.«

Ich fühle mich nicht schuldig, weil ich es nicht bin. Zumindest nicht in diesem Fall. Aber niemand wusste, was in der besagten Nacht wirklich passiert war. Niemand außer mir, meinem ehemaligen Bodyguard Zane, Giacomo, dem ich als Gegenleistung für meine Hilfe das Versprechen ewigen Schweigens abgenommen hatte, und der Person, die tatsächlich am Steuer gesessen hatte. Deswegen konnte ich es Matilda auch nicht verraten.

»Willst du etwa meine Entscheidungen infrage stellen?«, fragte ich.

»Nein. Natürlich nicht. Ich mache mir nur Sorgen.« Matildas Mund wurde zu einem dünnen Strich, wie immer, wenn sie ungerecht behandelt wurde. Wir hatten alle unsere Mechanismen, damit umzugehen, wer wir waren und was man von uns erwartete. Ihre war schon immer stille Abwehr gewesen.

»Mir Sorgen zu machen ist mein Job, Badger, nicht deiner.« Ich berührte sie sacht am Arm. »Und jetzt sag mir, warum du mich wirklich abgeholt hast. Irgendetwas stimmt nicht, das sehe ich dir an.« Ich hatte schon früh ein Gespür für die Stimmungen meiner Geschwister entwickelt, vor allem für die von Matilda. Vermutlich lag es daran, dass unsere Verbindung seit dem Vorfall damals eine andere war. Dass ich immer Angst hatte, ihr könnte wieder etwas passieren und ich hätte es verhindern müssen.

Sie seufzte, vielleicht weil sie genervt war, dass ich sie so gut kannte. »Zu Hause ist irgendwas im Busch.«

»Warum denkst du das?« Die letzten Wochen war es einigermaßen ruhig gewesen, keine neuen Skandale, soweit ich es wusste. Was meinte Matilda?

»Das mit Trooping the Colour war ein herber Schlag, wie du weißt. Die Bilder gingen um die ganze Welt.«

»Ich dachte, das hätte sich beruhigt.« Es war eine furchtbar unnötige Sache gewesen – unsere Mutter hatte während der Parade von einem kleinen Mädchen Blumen bekommen, wie es an diesem Tag ständig passierte. Statt sich zu bedanken, hatte sie die Kleine jedoch angeherrscht, weil sie irgendwie Schokolade an den Strauß geschmiert hatte, die dann auf Mums hellem Kleid gelandet war. Der Fleck wäre kein Skandal gewesen, aber eine Queen, die ein fünfjähriges Kind zum Weinen brachte, schon. Und es war nicht das erste Mal, dass so etwas passierte. Unsere Mutter hatte leider gar kein Talent, mit Menschen umzugehen, was in ihrem Job fatal war.

»Die Presse berichtet nicht mehr so viel, aber in den sozialen Medien geht es immer noch total ab. Die Leute haben ganze Initiativen gegen Mum ins Leben gerufen. Sie glauben, die Queen kann ihr Volk nicht leiden.«

»Verdammt.« Ich schüttelte den Kopf. Niemand von uns wusste so richtig, warum unsere Mutter war, wie sie war, emotional verschlossen und nicht einmal für ihre eigenen Kinder in dieser Hinsicht verfügbar. Ich ahnte, dass es mal anders gewesen war, erinnerte mich aber kaum daran, weil es so lange zurücklag. Wir hatten uns daran gewöhnt, das galt jedoch nicht für die Öffentlichkeit.

»Ich will dich nur warnen – es werden Pläne diskutiert, um das Ganze in den Griff zu bekommen.« Matilda verzog unzufrieden das Gesicht.

»Was für Pläne?« Es gab immer mehrere, die von einem soldatengleichen Beraterstab ausgearbeitet wurden, als wäre unsere Existenz eine Militäroperation und unsere Meinung irrelevant. Ich wusste schon, warum ich entgegen der Tradition meinen Dienst verweigert hatte.

»Keine Ahnung. Darüber wollen sie gleich beim Essen mit uns reden.« Matilda sah auf die Uhr. »Immerhin kommen wir pünktlich an, obwohl dein Flug Verspätung hatte.«

Ich schaute auf. »Wer sind sie?«

»Mum und Spencer. Seit die Zustimmungswerte in den Keller gerauscht sind, gibt es ständig Krisengespräche, zu denen Lydia und ich natürlich nicht eingeladen sind. Warum sollte man uns auch fragen, ob wir Ideen haben? Wir sind ja nur Platz drei und vier in der Thronfolge.«

Die Meinung von Platz zwei spielt ebenfalls keine Rolle. Wofür ich die meiste Zeit dankbar war. Der Ersatzmann zu sein bedeutete auch, nicht der Kronprinz zu sein, und um nichts in der Welt hätte ich mit meinem Bruder tauschen wollen. Es war unendlich anstrengend, immer perfekt sein zu müssen, und dazu noch unmöglich. Meine Vorschläge, wie man ihm etwas von diesem immensen Druck nehmen konnte, verhallten jedoch ungehört. Wieso auch etwas auf die Meinung des Typen geben, dessen Aufgabe darin bestand, den schönen Schein zu wahren und jede Bedrohung von vornherein auszuschalten? Ich war nichts weiter als eine Schachfigur auf dem königlichen Spielfeld. Die Züge lagen nicht in meiner Hand und es machte mich oft genug wahnsinnig.

»Wir müssen geschlossen auftreten«, sagte Matilda. »Du, Lydia und ich. Wenn sich die Berater irgendwelchen Scheiß ausgedacht haben, dann müssen wir dagegenhalten, okay?«

Mit einem Mal wusste ich, dass sie nicht nur mitgefahren war, um mich zu warnen. Sondern auch, um sich meine Unterstützung zu sichern. Allianzen, geschmiedet auf dem Rücksitz eines Wagens, das war etwas, das ich nie gemocht hatte. Der König hatte so was getan, mehr als einmal. Es ist deine Aufgabe, sie zu beschützen. Immer. Hast du das verstanden?

»Du klingst wie Grandpa.« Eine andere Antwort gab ich Matilda nicht, weil sie meine Zustimmung ohnehin hatte. Ich liebte meine Geschwister mehr als mein Leben und ich würde nie zulassen, dass ihnen etwas passierte. Das hatte ich aus der Vergangenheit gelernt.

»Ich weiß«, antwortete sie.

Es wirkte nicht so, als wäre sie darüber glücklich.

2

Darcy

Das kleine Reihenhaus am Rande von Tower Hamlets sah noch genauso aus wie in meiner Erinnerung: braune Fensterrahmen, ockerfarbener Klinker und eine niedrige Steinmauer in derselben Farbe, die sich um einen Vorgarten zog, der kaum größer als eine Briefmarke war. Linus und ich standen auf der gegenüberliegenden Straßenseite und starrten auf das Haus, während mir hundert Geschichten in den Kopf kamen, die ich hier erlebt hatte. Schöne und weniger schöne. Und die ganz fürchterlichen.

»Ist wie eine Reise in die Vergangenheit, oder?«, fragte mein Bruder leise und da ich wusste, dass er keine Antwort erwartete, gab ich ihm auch keine. Stattdessen wanderte mein Blick über die Stellen an der Fassade, die heller wirkten als der Rest des Mauerwerks. Es lag an dem aggressiven Putzmittel, das Dad damals verwendet hatte, um den Schriftzug zu entfernen, den man an unser Haus gesprayt hatte: KINDESMÖRDERIN. In meiner Erinnerung leuchteten die Buchstaben rot an der Wand, abgelichtet von Hunderten von Fotografen, während wir vergeblich darauf hofften, dass die Polizei kommen und uns vor ihnen schützen würde. Leider kommt dir niemand zu Hilfe, wenn deine Mutter beinahe eine Prinzessin ertrinken lässt. Und dass alle davon wussten, dafür hatte man gesorgt.

In dem Haus lag jedoch noch mehr begraben, auch einige Erinnerungen, die ich in allen Details nicht einmal mit meinem Bruder geteilt hatte. Ich schauderte, als ich an diesen einen Tag ein paar Monate nach dem Unglück dachte – obwohl wir September hatten und meine Lederjacke mich warm hielt. Als Linus es bemerkte, legte er den Arm um meine Schultern und drückte mich kurz an sich.

»Wir können ihnen das alles zurückzahlen, Darcy. Endlich haben wir die Chance dazu.«

»Ich weiß.« Aber das machte es nicht weniger schrecklich, nicht weniger endgültig, was damals passiert war. Innerhalb weniger Wochen hatte sich unser Leben auf die schlimmste Art verändert, innerhalb weniger Monate war es komplett zerbrochen. Was für ein Klischee, seine Familie mitten in der Nacht zu verlassen, ohne ein Wort, ohne einen Abschied. Aber ich machte meiner Mutter keine Vorwürfe, dass sie keinen anderen Ausweg gesehen hatte als eine Flucht.

Es war nicht ihre Schuld.

Die hatten sie dazu getrieben.

Und sie hatten damit auch Dad getötet.

Hass breitete sich in mir aus, wie jedes Mal, wenn ich daran dachte. Wenn ich an diese Familie dachte, die ohne zu zögern meine zerstört hatte. Es hatte gar keine Notwendigkeit dafür gegeben, weil meine Mum keinen Fehler begangen hatte – wie sollte eine einzige Nanny so viele Kinder beaufsichtigen und an zwei Orten gleichzeitig sein? Sie hätten einfach auf sie hören müssen. Aber das taten die Hamilton-Kinder ja nie, weil sie es nicht mussten. Sie durften tun, was immer sie wollten, und andere hatten die Konsequenzen zu tragen. Meine Fäuste ballten sich wie von selbst und ich versuchte, mich zu entspannen und zu atmen. Mit Wut im Bauch traf man falsche Entscheidungen. Und ich konnte mir nicht erlauben, auch nur einen halben Schritt danebenzutreten.

Wieder richtete ich den Blick auf das Haus und meine Hand griff automatisch nach dem Anhänger, den ich an einer Kette um den Hals trug. Die kleine silberne Rose war eines der wenigen Dinge, die ich von Mum hatte behalten dürfen, das meiste war gespendet oder verkauft worden.

»Ich wünschte, wir könnten hierher zurück«, sagte ich zu Linus, ohne groß darüber nachgedacht zu haben. Das passierte nicht mehr häufig, denn in meiner Welt war jedes Wort, jeder Satz kalkuliert. In Momenten wie diesen jedoch, in denen ich ausnahmsweise ich selbst war, konnte ich solche Impulse zulassen. Auch wenn ich dann das Echo aushalten musste.

»Bist du irre?« Linus schnaubte. »Willst du wirklich wieder da drin wohnen? Dad vor deinem inneren Auge sehen, wie er am Herd steht und einen seiner blöden Witze reißt? An Mum erinnert werden, wie sie …« Seine Stimme zitterte und brach schließlich.

Sofort war ich da.

Ich schlang meine Arme um ihn und drückte ihn an mich, so fest ich konnte, war froh, dass er es zuließ. Mein Bruder war nicht von der weichen Sorte, das hatten die Jahre im Heim und die Jugend auf der Straße ihm ausgetrieben. Ich war die Einzige, vor der er sich erlaubte, auch mal nachzugeben. Sich selbst und seinen Gefühlen, die ihn genauso quälen mussten wie mich, wenn nicht noch mehr. Ich war erst sechs gewesen, er schon elf, als unsere Mum abgehauen war. Er erinnerte sich viel besser an alles als ich.

»Das meinte ich nicht.« Ich ließ ihn los. »Ich meinte, dass ich wünschte, wir könnten an den Punkt in der Zeit zurückreisen, an dem wir glücklich waren.« Das Haus war ziemlich klein und verwinkelt, aber ich hatte es geliebt. Meine Eltern hatten es gemütlich eingerichtet, mit Holzmöbeln und einer kuscheligen Couch, und da meine Mum gequiltet hatte, waren ihre Patchworkdecken überall gewesen. Ich hatte eine davon behalten wollen, als man das Haus ausgeräumt hatte, aber man hatte es mir nicht erlaubt.

»Ich würde es gern niederbrennen und etwas anderes dort bauen, damit dieser Teil der Vergangenheit verschwindet«, erwiderte Linus düster.

Ich konnte nachvollziehen, warum er so dachte. Wir waren schon immer sehr unterschiedlich mit dem umgegangen, was andere Leute hinter vorgehaltener Hand als furchtbares Schicksal bezeichneten. Ich hatte mich gern in die guten, sorglosen Zeiten zurückgeflüchtet, wenn mich die Vergangenheit überwältigte, Linus’ Methode hingegen war Zorn und Verdrängung gewesen. Deswegen wollte er auch nie auf den Friedhof und Dads Grab besuchen, wir waren seit der Beerdigung nicht mehr dort gewesen. Jetzt, wo wir vor dem Haus standen, konnte ich nachvollziehen,, warum er so fühlte. Denn ein Teil von mir wollte ebenso gern wie er die Erinnerung an das löschen, was passiert war.

»Dann müsstest du schon die ganze Straße abreißen.« Die Amargh Road hätte auch vor knapp zwanzig Jahren keinen Schönheitspreis gewonnen und schaffte es jetzt erst recht nicht. An den Nachbargebäuden hing Wäsche vom Balkon ebenso wie schief montierte Fernsehantennen, vor den Häusern lag kaputtes Spielzeug neben achtlos abgestellten Fahrrädern im Matsch. Dennoch war das hier einmal unser Zuhause gewesen, der Ort, an dem wir uns sicher und geborgen gefühlt hatten. Der Ort, an dem wir mit den anderen Kindern auf der Straße gespielt hatten, bis die Sonne unterging, an dem wir uns keine Sorgen gemacht hatten, wie die Zukunft aussehen würde. Bis man uns diese Zukunft weggenommen hatte. Sie hatten uns alles weggenommen. Unsere Mum. Unseren Dad. Unser Leben. Und trotzdem waren wir hier, hatten uns wieder aufgerappelt, waren unseren eigenen Weg gegangen, der steinig gewesen war, uns Schrammen und Narben beschert, jedoch am Ende an diesen Punkt geführt hatte. Wir waren nicht so mächtig wie sie, aber wir hatten unsere Methoden, um uns zu wehren. Und wir würden genauso wenig Gnade zeigen, wie sie es damals getan hatten.

»Du bist sicher, dass du dir das zutraust?« Linus musterte mich eindringlich von der Seite. »Sie dürfen nichts ahnen, zu keiner Zeit.«

»Natürlich traue ich mir das zu. Du weißt genau, dass ich so gut wie jede Rolle annehmen kann.« Die einzigen Grenzen waren Sprachen, die ich nicht sprach, und natürlich konnte ich auch nicht plötzlich als 1,90 großer Kerl durchgehen. Aber mithilfe von Kostümen und Maskenbildnerei war einiges möglich – die siebzigjährige Oma ebenso wie die volltätowierte Rockerin. In diesem speziellen Fall konnte ich jedoch optisch weitgehend bleiben, wie ich war. Nur meine Haarfarbe mussten wir von einem kühlen Blond zu einem dunklen Braun anpassen, meinem eigentlichen Naturton. Es würde merkwürdig sein, nach fünf Jahren wieder wie mein früheres Ich auszusehen.

»Ja, ich weiß. Aber das hier ist anders. Persönlicher.«

»Es ist immer persönlich«, erinnerte ich ihn.

»Nicht auf diese Art.«

Unsere sonstigen Jobs, wie wir sie nannten, obwohl wir selbst es waren, die unsere Ziele aussuchten, richteten sich auf Ungerechtigkeit anderen gegenüber. The Robbin’ Hood tat, was sie nicht konnten, um auszugleichen, was ihnen widerfahren war. Diesmal ging es jedoch um uns. Um die Ungerechtigkeit, die uns widerfahren war. Um unsere Geschichte. Die Emotionen rauszuhalten würde schwieriger sein. Gerade wenn es darum ging, welche vorzutäuschen.

Die Tür zu unserem ehemaligen Haus öffnete sich und eine Frau trat heraus, die ein kleines, vielleicht dreijähriges Mädchen an der Hand hielt. Ich spürte einen Stich ins Herz, als ich die beiden zusammen sah, obwohl es keine harmonische Szene war: Die Kleine quengelte, während ihre Mutter genervt versuchte, die Tür abzuschließen und gleichzeitig ihre Tochter festzuhalten, damit sie nicht auf die Straße lief. So etwas hatte es bei uns sicher auch häufig gegeben und im Nachhinein fragte ich mich manchmal, ob ich dankbarer hätte sein müssen, dass ich eine intakte Familie hatte. Aber wer rechnete damit, mit sechs Jahren plötzlich ohne Eltern dazustehen? Wohl niemand.

Linus stieß mich an. Er hatte sicherlich gemerkt, was in mir vorging.

»Komm, wir sollten los«, sagte er. »Es gibt viel zu tun.«

Also verließen wir den Ort unserer Kindheit, ohne zurückzusehen, liefen zum Auto, das eine Straße weiter geparkt war. Wir konnten die Vergangenheit nicht rückgängig machen, wir konnten uns nicht zurückholen, was man uns genommen hatte. Aber wir konnten dennoch gleichziehen. Indem wir ihnen auch etwas wegnahmen, das ihnen wichtig war. Vielleicht würde es sich dann besser anfühlen.

Vielleicht würden wir dann endlich so was wie Frieden empfinden.

Wir fuhren etwa eine halbe Stunde aus London hinaus Richtung Westen und verließen die M4 schließlich, um in eine Stadt zu fahren, in der die Welt noch in Ordnung zu sein schien. Vor nahezu jedem Fenster hingen Blumenkästen, in denen die letzten Geranien blühten, an den Steinmauern rankten Rosen empor und wenn man Menschen sah, dann unterhielten sie sich auf der Straße miteinander oder führten ihre Hunde spazieren. In mir erzeugte dieses Bild jedoch kein heimeliges Gefühl, sondern eher Brechreiz. Denn das hier war ihr Territorium. Die meisten Leute glaubten, dass London das Zentrum ihrer Macht war, aber da lagen sie falsch. Dieser Ort war ihr Zuhause und genau hier würden wir zuschlagen.

In Hamilton.

Linus bog in die nächste Seitenstraße ein und hielt vor einem Gebäude, dessen Fassade uns schon von Weitem Ich bin historisch! entgegenbrüllte. Das Wort BAKERY prangte am Quersims des Hauses, es hatte weiße Sprossenfenster und eine hellblaue Tür, an der ein »Wegen Renovierung geschlossen«-Schild hing. Für die nächsten Monate würden die beiden Stockwerke über dieser Bäckerei uns als Zuhause und Hauptquartier dienen, denn es war immer ratsam, sich mitten unter das Volk zu mischen. In Filmen sah man oft, dass Leute wie wir sich in irgendwelchen abgelegenen Buden verschanzten, aber das war Bullshit. Man brauchte eine lebendige Umgebung, um darin untertauchen zu können, sonst kam man uns schon allein über den massiven Stromverbrauch und die Anlieferung von Paketen sehr schnell auf die Schliche.

»Wie bist du da eigentlich rangekommen?«, fragte ich, als wir ausstiegen und uns dem Gebäude näherten. Grundsätzlich mussten wir in Zukunft aufpassen, wann und in welchem Aufzug wir hier ein- und ausgingen, aber unser erster Besuch war ungefährlich, denn niemand kannte unsere Gesichter.

»Die Filiale hat zuletzt nicht mehr viel Ertrag gebracht, deswegen musste sie geschlossen werden«, antwortete Linus. »Ich habe dem Eigentümer ein Angebot gemacht, das er nicht ablehnen konnte. Wir werden sie wieder eröffnen, damit die Tarnung stimmt und die Arbeitsplätze erhalten bleiben, aber vorher müssen wir ein paar Dinge umbauen und modernisieren.«

Ich nickte und blieb stehen. Direkt vor dem Gebäude befand sich ein Wegweiser, der die Touristen zu den Sehenswürdigkeiten des Ortes leitete, darunter auch Hamilton Castle. Am liebsten hätte ich ihn heruntergerissen.

Viele glaubten, dass dieses Städtchen so hieß, weil es auch der Name der königlichen Familie war, aber es war genau umgekehrt: Die Royals hatten sich nach dem Ort benannt, noch während des Ersten Weltkriegs. Ein Zweig der Familie war deutscher Abstammung, daher hieß sie früher Sachsen-Coburg und Gotha, was zu der Zeit nicht mehr so gut angekommen war. Da jeder Regent jedoch selbst entscheiden konnte, wie er heißen wollte, hatte der Vorfahre der heutigen Queen den Namen der Stadt und Residenz Hamilton Castle gewählt. Es hatte ja niemand ahnen können, dass ein Jahrhundert später ein Musical mit gleichem Namen die Massen begeistern würde. Vielleicht hätten sie sich dann anders entschieden.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen zwei Frauen, die miteinander tuschelten, als sie uns sahen. Mir kamen Zweifel an unserem Plan, in der Menge zu verschwinden. »Ziehen wir hier nicht zu viel Aufmerksamkeit auf uns? In einem solchen Ort kennen sich die meisten Leute, die werden sich fragen, warum fünf junge Menschen sich ausgerechnet in Hamilton niederlassen.«

Mein Bruder schien nicht beunruhigt zu sein. »So klein ist der Ort nicht und Theo hat uns eine gute Tarnung gebaut. Außerdem sind wir Briten.«

»Ja, wir beide schon. Aber die anderen nicht.«

»Theo kann so tun, als wäre er Brite, und Hawk ist charmant genug, um darüber hinwegzutäuschen, dass er nicht von hier stammt. Lorelai werden sie sowieso nicht viel zu Gesicht bekommen. Das wird schon.«

Ich machte mir ein wenig Sorgen, dass man uns neugierig beäugen würde, aber ich wollte fürs Erste darauf vertrauen, dass er recht behielt. Normalerweise wählten wir belebte Umgebungen mit vielen Menschen, unter denen man anonym bleiben konnte, was in einer Kleinstadt wie dieser nicht gerade der Fall war. Nur war London keine Option, wenn wir in der Nähe der königlichen Familie bleiben wollten, die nun einmal hauptsächlich hier lebte.

Als wir das Gebäude durch die vordere Tür betraten, empfing uns ein wundervoller Duft, die Mischung aus Backwaren, Holz und dem Leder der kleinen Sitzgruppen, die gestapelt an der Wand standen. Ich atmete tief ein und fühlte mich augenblicklich wohl, obwohl alles leer und dunkel war.

»Eins der besten Hauptquartiere, die du je rausgesucht hast«, stellte ich fest. Wenn die Bäckerei erst mal wieder in Betrieb war, würde ich sicher mehr als einmal hier runterkommen und mir was aus der Auslage klauen.

»Mal sehen, ob du das auch noch sagst, wenn du siehst, wo du schlafen sollst.« Linus öffnete im Verkaufsraum eine Tür und stieg eine breite Holztreppe hinauf, die sich zu einem großen Raum mit hohen Fenstern und Sichtbalken öffnete. »Es gibt nur wenige abgeteilte Räume, die wir zum Arbeiten brauchen, also wird das Ganze eher den Flair von Ferienlager haben.« Er zeigte auf ein Klappbett, das zwischen zwei Regalen stand, direkt unter einem der Fenster. Ich strahlte ihn an.

»Wie kannst du denken, dass ich das nicht absolut großartig finden würde?«

Mein Bruder grinste. »Sehr gut, dann überzeug am besten auch die anderen davon.«

»Wie viel wissen sie eigentlich?«, fragte ich, während ich Linus folgte, der in einen breiten Gang getreten war, von dem drei Türen abgingen.

»Nicht viel. Wir hatten ja nach dem Wallace-Job keine Gelegenheit, ausführlich darüber zu reden, und ich dachte, wir machen es, wenn wir wieder alle zusammen sind.«

Ich spürte Vorfreude darauf, unsere Freunde wiederzusehen, denn die letzten drei Wochen hatten wir getrennt verbracht – Hawk bei seiner Familie im Native Reserve in Kanada, Lorelai bei Freunden in der Schweiz und Theo … Wo Theo gewesen war, wusste ich nicht, aber vermutlich hatte er sich in irgendeiner Stadt mit viel Kultur und Kunst aufgehalten. Wir brauchten diese Auszeiten, weil wir sonst so viel aufeinanderhockten, dass es irgendwann knallte.

Linus öffnete eine Tür, dann hörte ich vertraute Stimmen. Offenbar war der Rest der Crew bereits da und packte aus. Unsere Sachen hatten wir wie immer mit einer Spedition verschickt, getarnt in stinknormalen Umzugskisten und Alukoffern. Wenn man an so gut wie jedem großen Flughafen jemanden in der Luftfrachtabteilung kannte, war es kein großes Problem, Dinge zu transportieren, die normalerweise Aufsehen erregt hätten. Wir bezahlten sehr gut für diese Form von Diskretion und waren in unseren Kreisen viel zu berüchtigt, um verpfiffen zu werden. Ein funktionierendes Netzwerk war in diesem Geschäft alles.

»Hey, Leute, wir sind da«, kündigte Linus uns an – und nur Sekunden später schloss mich Hawk in die Arme, der direkt hinter der Tür gestanden hatte. Da er so groß war, musste ich mich wie immer auf die Zehenspitzen stellen, aber trotz der Nackenstarre gab es kaum etwas Besseres als eine Umarmung von ihm. In meinem Leben hatte es lange keinen besten Freund gegeben, aber dieser Kerl entschädigte für die vielen Jahre ohne.

»Alles gut bei dir?« Sein Blick war sehr aufmerksam, als er zu dem Becher Kaffee griff, ohne den er eigentlich nie anzutreffen war. Die langen Haare hingen ihm offen über die Schultern und unter den kurzen Ärmeln seines Shirts sah ich mindestens zwei neue Tattoos aufblitzen.

»Klar.« Ich nickte tapfer, während er mir sicher ansehen konnte, dass es kein leichter Tag gewesen war. Die Crew wusste, dass wir hier in der Nähe aufgewachsen und unsere Eltern nicht mehr da waren. Und auch wenn die anderen noch keine Ahnung hatten, was der Job für uns bedeutete, ahnten sie sicherlich, dass London alte Wunden aufriss.

»Heyyy«, machte da Lorelai neben mir und umarmte mich ebenfalls, wobei die blonden Spitzen ihrer Haare meine Wange kitzelten. Als die einzigen beiden Frauen in unserem Team hatten wir von Beginn an automatisch eine Allianz geschlossen, die in den letzten drei Jahren nie ins Wanken geraten war. Wenn es Unstimmigkeiten gab, dann zwischen Hawk und Linus oder Theo und mir, denn Lorelai war so friedliebend, dass sie sich meist aus allem raushielt.

»Wo ist Theo?«, fragte ich. »Ist er noch nicht da?«

»Er ist da«, ertönte eine tiefe Stimme von der Tür und ein großer Karton schob sich hindurch, gefolgt von Theo in seinem schwarzen Maßhemd. »Er musste allerdings sein ganzes Zeug aus dem Keller hochtragen, weil irgendjemand die Kisten nicht richtig beschriftet hat.«