Runaways: Die Gesetzlosen - Alexander Kühl - E-Book

Runaways: Die Gesetzlosen E-Book

Alexander Kühl

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Beschreibung

Wie reagiert ein Cop, wenn man ihm die Illusion von Vertrauen und Gerechtigkeit raubt? Er nimmt die Sache selbst in die Hand und spielt fortan nach eigenen Regeln, frei von Gesetzen und Normen. Hart, direkt und unsentimental. Betrogen vom besten Freund und der eigenen Frau, fällt Mike Colemans Leben in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Der zynische Bulle quittiert den Dienst und trifft in einer Bank auf die gesuchte Gangsterbraut Kimberley Parker. Er wechselt die Seiten und der einst gefeierte Gesetzeshüter wird selbst zum gejagten Outlaw Nummer 1, gefangen in einem Strudel aus Verbrechen, Sex und Gewalt, dessen Sog ihn bis zum finsteren Abgrund zieht.

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhaltsverzeichnis

Runaways

BONUS

REDRUM VERLAGSPROGRAMM

REDRUM

RUNAWAYS

1.Auflage

(Deutsche Erstausgabe)

Copyright © 2017 dieser Ausgabe bei

REDRUM BOOKS, Berlin

Verleger: Michael Merhi

Lektorat: Valeska Reon

Korrektorat: Ines Lüders

Umschlagsgestaltung und Konzeption:

MIMO GRAPHICS unter Verwendung einer

Illustration von Shutterstock

Klappentext: Jutta Wiese

ISBN 978-3-95957-058-9

Mail: [email protected]

www.redrum-books.com

Youtube: Michael Merhi Books

Facebook Seite: REDRUM BOOKS

Facebook-Gruppe: REDRUM BOOKS

Alexander Kühl

RUNAWAYS

Zum Buch

Wie reagiert ein Cop, wenn man ihm die Illusion von Vertrauen und Gerechtigkeit raubt? Er nimmt die Sache selbst in die Hand und spielt fortan nach eigenen Regeln, frei von Gesetzen und Normen. Hart, direkt und unsentimental.

Betrogen vom besten Freund und der eigenen Frau, fällt Mike Colemans Leben in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Der zynische Bulle quittiert den Dienst und trifft in einer Bank auf die gesuchte Gangsterbraut Kimberley Parker. Er wechselt die Seiten und der einst gefeierte Gesetzeshüter wird selbst zum gejagten Outlaw Nummer 1, gefangen in einem Strudel aus Verbrechen, Sex und Gewalt, dessen Sog ihn bis zum finsteren Abgrund zieht.

»Ein packender Thriller in bester Hardboiled-Tradition.« Michael Merhi

Zum Autor:

Bereits als kleiner Junge entwickelte Alexander Kühl apokalyptische Weltuntergangsgeschichten.

Später folgte ein denkwürdiger Strafaufsatz mit dem

Titel: »Eine Banane ist ein wundervolles Wurfgeschoss.«

Dieser motivierte den damaligen Schüler dazu, weitere Geschichten niederzuschreiben und an seinem Traum festzuhalten, der Schriftstellerei. Insgesamt gesehen hervorragende Voraussetzungen, um sich heute in die REDRUM-Family einzugliedern.

Alexander Kühl wurde in Berlin geboren. Heute lebt er

in Thüringen, gemeinsam mit seiner Frau und drei Kindern.

Alexander Kühl

Runaways

Runaways 7

KAPITEL 1 9

KAPITEL 2 18

KAPITEL 3 29

KAPITEL 4 37

KAPITEL 5 57

KAPITEL 6 76

KAPITEL 7 101

KAPITEL 8 113

KAPITEL 9 124

KAPITEL 10 139

KAPITEL 11 151

KAPITEL 12 157

KAPITEL 13 165

Auge um Auge, Zahn um Zahn! 171

REDRUM VERLAGSPROGRAMM 193

KAPITEL 1

Frank Smith trommelte mit den Fingern ungeduldig auf dem Lenkrad. Er und sein Partner Mike Coleman standen mit dem nagelneuen Dienstwagen vor dem Cassandra, einem Bordell, in dem der Abschaum, der etwas von sich hielt, verkehrte. Sie hatten die Hoffnung, hier den Kleinkriminellen Carlos anzutreffen.

»Der taucht hier nicht auf«, stieß Mike enttäuscht heraus. Frank unterbrach kurz das Trommeln. »Doch, doch, der kommt schon. Der kann nicht mehr ohne diese Nutte. Unterschätze niemals die Fähigkeiten einer Frau. Eine Frau ist in der Lage, dich in eine gewisse körperliche Abhängigkeit zu treiben, wenn du verstehst was ich meine.«

»Dazu fehlt mir die nötige Vorstellungskraft.«

»Ich dachte, es hätte sich mit dir und Cheryl wieder eingerenkt. Schließlich ist es bereits eine Weile her, dass wir darüber gesprochen haben.« Er blickte kurz in den Rückspiegel, um sich zu vergewissern, dass ihnen die Zielperson während des Gesprächs nicht durch die Lappen ging.

»Es ist nicht gerade das, worüber ein Mann gerne spricht. Nichts hat sich eingerenkt.«

»Ist das dein Ernst?«

Mike nickte.

»Was willst du hören, Frank? Dass bei uns seit zwei Jahren nichts mehr läuft? Zwei Jahre ist schon eine verdammt lange Zeit!«

Frank blickte in den Rückspiegel, sah einer Nutte, die unweit des Wagens nach Freiern Ausschau hielt, auf den Arsch und leckte sich mit der Zunge über die Unterlippe. »Zwei Jahre? Was meinst du damit?«

Mike schüttelte mit dem Kopf, und obwohl es ihm unangenehm war über dieses Thema zu sprechen, wollte er seinem Freund und Partner diese Frage beantworten: »Nach Cheryls Fehlgeburt vor zwei Jahren nahm alles seinen Anfang. Sie zog sich immer mehr zurück und ließ nichts mehr an sich ran. Weder zwischenmenschlich noch körperlich. Als ich nach einem Jahr die Versuche wiederaufnahm, war ich der Ansicht, dass ich meine Trauer überwunden hatte.«

»Und?«

»Weiß nicht, ich habe wochenlang gelitten und ich war nicht in der Lage darüber zu sprechen. Ich wusste nicht einmal, ob es bei Cheryl genauso war und vermied das Thema.« Mike warf einen Blick über die Schulter. Fehlalarm, die Zielperson war weit und breit nicht zu sehen. »Schließlich sprang ich über meinen Schatten und suchte das Gespräch. Ich wollte doch nur einen Neustart! Eine Basis, um von vorn zu beginnen, schließlich kennen wir uns seit der Highschool, aber das weißt du ja alles schon.«

Frank nickte.

»Wir hatten nie Geheimnisse, konnten immer über alles reden! Da war so viel mehr und ich war mir so sicher, dass man dies wieder aktivieren kann. Und weißt du, was das Ende vom Lied war?«

Frank zuckte mit den Schultern.

»Sie warf mir vor, dass ich sie wieder ins Bett kriegen will.«

Frank hob ungläubig die Augenbrauen und lächelte bitter.

»Ich versuchte ruhig zu bleiben«, fuhr Mike fort, »bat sie, mit mir über ihre Gefühle zu sprechen. Ich fragte meine Frau: ›Liegt es an mir?‹ Sie zeigte keine Reaktion, also schrie ich sie an: ›Was stimmt nicht mit dir?‹ Schließlich versuchte ich wieder ruhig zu bleiben und ihr wirklich all mein Verständnis entgegenzubringen.«

»Und?«

»Wir blieben dabei, dass sie sich alle Zeit der Welt nehmen sollte, um wieder zu sich und zu mir zu finden. Nun habe ich alle meine Versuche eingestellt und nehme die Situation einfach so hin wie sie ist, und mittlerweile tut es auch nicht mehr weh. Es ist vom Kopf her irgendwie alles stumpf geworden.«

Frank schüttelte ungläubig den Kopf.

»Wie hältst du das bloß aus? Hast du eine Geliebte, die dir hilft über diese Situation hinwegzukommen?«

»Nein, habe ich nicht! Dass wir nicht miteinander schlafen ist nicht mal das Schlimmste. Schlimm ist, dass ich mich einsam fühle und das, obwohl ich verheiratet bin. Im Prinzip bin ich schon seit mindestens zwei Jahren ein Single. Es ist, als lebe ich mit einer Fremden in einer Wohngemeinschaft.«

»Vielleicht ist das nur eine Phase.«

»Eine Phase nennst du das?«

»Ja, manchmal dauern solche Phasen eine Zeit lang an und dann renkt sich alles von alleine ein.

Mike schüttelte mit dem Kopf und machte damit deutlich, was er davon hielt. Mike und Frank waren bereits seit sieben Jahren ein Team. Zeit genug, um voneinander zu wissen wie der andere tickte. Mike wusste, dass Frank sich stets für den einfachen Weg entschied. Für ihn wäre es nur logisch gewesen sich eine andere Frau zu suchen, wenn es in seiner Ehe nicht mehr funktionieren würde. Mike und Frank hatten oft Diskussionen über das Thema der sogenannten ›Wegwerfgesellschaft‹ und beide nahmen darin unterschiedliche Positionen ein.

Ein Seitensprung wäre für Mike niemals in Betracht gekommen, und das obwohl einige Kolleginnen mit Sicherheit nicht abgeneigt gewesen wären. Es war allgemein bekannt, dass Mike mit seinem durchtrainierten Körper, dem dunklen Haar und seinen beeindruckenden blauen Augen ein echter Frauenschwarm war.

Mike öffnete eine Blechdose, holte eine Tablette heraus und schluckte sie hinunter.

»Was nimmst du da?«, fragte Frank.

Mike hielt sich die Hand auf den Bauch und sagte: »Sodbrennen!«

Plötzlich huschte die Zielperson direkt am Auto vorbei und verschwand in dem Bordell.

Frank lachte.

»Carlos! Auf dich ist Verlass! Gehen wir gleich hinterher oder wollen wir ihm den ›Abstecher‹ noch gönnen?«

»Wir gehen lieber gleich, sicher ist sicher«.

Beide sahen sich kurz an, nickten und stiegen aus. Gelassen, fast lächelnd, betraten beide den Nachtclub und da sie Carlos nirgends entdecken konnten, gingen sie sofort an die Bar. Dort erwartete sie bereits mit einem angestrengten Gesichtsausdruck Salvatore, der Besitzer des Clubs.

»Hat jemand die Polizei gerufen?«, fragte er. »Was gibt es denn jetzt schon wieder? Ich möchte keinen Ärger haben.«

Salvatores Stimme kämpfte gegen die dröhnende Musik.

Frank warf einen gierigen Blick zu den Stripperinnen während Mike über den Tresen griff, Salvatore am Genick packte und zu sich heranzog.

»Wir müssen ganz dringend mit Carlos sprechen«, sagte er so ruhig, als ginge ihn der Trubel um sich herum nichts an.

»Carlos? Den habe ich schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen!«

Mike zog seine Waffe, drückte ihm dem Lauf ans linke Auge und flüsterte ihm energisch ins Ohr: »Manchmal sind die Dinge so klar und direkt vor einem, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht.«

 »Okkkkkk ... kay!«, stotterte Salvatore. Er ist bei Lola! Zimmer zwölf!«

Mike ließ von dem Jammerlappen ab und signalisierte Frank die Richtung. Die beiden Detectives waren aufgrund diverser Ermittlungen schon öfters in dem Bordell und kannten sich bestens aus. Schließlich standen beide vor Zimmer zwölf, und während Frank noch einen Moment zögerte, trat Mike mit einem gekonnten Tritt die Tür ein. Der Blick war frei und sie erkannten Carlos, der bereits mit heruntergelassener Hose auf dem Bett lag. Vor dem Bett kniete Lola und war gerade dabei mit ihren Lippen Carlos’ Schwanz zu massieren. Ihre braunen, langen Locken wippten dabei im Takt. Frank betrat mit gezogener Waffe den Raum und sein Gesichtsausdruck war voller Häme.

»Carlos! Soll ich dich jetzt bemitleiden oder auslachen?«

Lola hob ihren Kopf und verdrehte genervt die Augen.

»Jungs, nicht schon wieder!«

»Es liegt ganz an Carlos«, sagte Mike. »Wenn er mitarbeitet, sind wir so schnell verschwunden wie wir gekommen sind.«

Schließlich kniete er sich aufs Bett, packte Carlos am Hals und drückte ihm den Lauf seiner MP5SD an die Schläfe.

»Ich gebe dir jetzt genau zehn Sekunden, um mir zu sagen, von wem die Waffe stammt.«

Lola packte ihre Titten wieder in den BH und wollte aufstehen.

»Lasst mich da bitte raus!«

Frank packte sie an ihren Haaren und drückte sie wieder nach unten.

»Das hättest du wohl gern. Du wirst jetzt schön weitermachen.«

Lola nahm Carlos Schwanz wieder in ihrem Mund auf und würgte, als Frank ihren Kopf so kraftvoll nach unten drückte, so dass die Eichel gegen den Gaumen stieß.

Carlos fing an zu stöhnen, als sein Schwanz tief in Lolas Mund versank.

»Diese Dinger gibt es wie Sand am Meer, woher soll ich wissen, woher gerade diese stammt?«

Mike holte tief Luft, um darauf zu antworten, als ihn Frank abwürgte und das Reden übernahm: »Carlos! Verarsch uns nicht. Wir wären nicht hier, wenn du es nicht wüsstest. Du kannst uns einen Namen nennen und dir von Lola weiter einen blasen lassen oder wir nehmen dich mit aufs Revier und du nennst uns dort diesen ›Namen‹. Allerdings habe ich heute Abend noch etwas vor. Einen Termin, den ich leider nicht verschieben kann. Deshalb muss ich meinem Kollegen Mike die Befragung überlassen und du weißt ja, wie dies beim letzten Mal endete.«

Carlos blickte zu Mike und erinnerte sich wie die letzte Befragung im Revier abgelaufen war. Es war kein Zuckerschlecken gewesen. Das Gesicht tat ihm noch immer weh. Er wandte den Blick zügig von Mike ab und sah sich die Waffe erneut an.

»D-D-Dan C-C-Coop-er!« Carlos stöhnte laut und spritzte in Lolas Mund.

Frank fing an zu lachen.

»Das ging aber schnell. Vielleicht sollte ich Lolas Künste auch mal in Anspruch nehmen.«

Sie blickte angewidert zu Frank.

»Du bist so ein Arschloch!«

»Lola, benimm dich, sonst könnte dir ein gut zahlender Kunde durch die Lappen gehen.«

»Ich kann auf dein Geld gerne verzichten.«

Frank lachte wieder und signalisierte seinem Kollegen per Handzeichen zu verschwinden.

»Dan Cooper«, wiederholte Mike den Namen und sah Frank überrascht an. New Yorks Untergrundkönig hatten sie eigentlich schon wieder von der Liste der Verdächtigen gestrichen. Cooper war oft die erste Adresse, wenn es darum ging einen Verdächtigenkreis zu erstellen. Er kontrollierte die Unterwelt der Stadt, besaß unzählige Nachtclubs und Spielcasinos. Cooper koordinierte Auftragsmorde, Drogengeschäfte, Erpressungen, Entführungen und Raubüberfälle. Seit geraumer Zeit wussten sie, dass er nicht nur die Unterwelt kontrollierte, sondern auch Teile der staatlichen Behörden. Frank und Mike hatten ihn schon oft an der Angel gehabt, doch plötzlich starben Zeugen oder es verschwand belastendes Beweismaterial. Am Ende konnte man ihm stets nichts nachweisen. Er kam immer als Geschäftsmann durch, der brav seine Steuern zahlte. Cooper war der Drahtzieher bei einer Kaufhausketten-Erpressung. Als der Besitzer den Forderungen nicht nachkommen wollte, ließ Cooper ein Einkaufszentrum in die Luft jagen. Unglücklicherweise hielten sich in dem Moment Mikes Eltern darin auf und kamen dabei ums Leben. Von dem Zeitpunkt an wollte Mike Vergeltung. Er steigerte sich immer mehr darin hinein, Dan Cooper zu fassen und einzubuchten. Es gab Kollegen, die ihm Besessenheit unterstellten.

»Du verlierst den Blick für das Wesentliche!«, war der allgemeine Tenor seines engsten Kollegenkreises. Mike hätte Cooper am liebsten auf dem elektrischen Stuhl schmoren sehen, doch leider war diese Durchführung der Todesstrafe in New York nicht mehr zulässig. Er hatte aber davon gehört, dass die Hinrichtungen mit der Giftspritze oft mit Komplikationen verbunden waren und die Todeskandidaten mitunter lange und qualvolle Todeskämpfe durchstehen mussten. Egal wie, Cooper musste sterben.

»Ich werde noch einmal ins Revier fahren und unsere Berichte durchgehen. Vieleicht haben wir etwas übersehen!«

Mike steckte die MP5SD unter seine Jacke und wollte gerade mit Frank den Raum verlassen, als Lola ihm hinterherrief: »Ach, Mike! Lass dich doch mal wieder blicken.«

Sie lachte den attraktiven Cop an und wischte sich mit dem Handrücken Carlos’ Samen aus den Mundwinkeln.

Mike reagierte nicht und ging weiter. Salvatore stellte sich ihm in den Weg und rief empört: »Die Tür müsst ihr mir bezahlen!« Mike packte ihn mit beiden Händen am Kragen und schob ihn wie eine Puppe beiseite. Unbeeindruckt blickte er ihm tief in die Augen, wobei sich ihre Nasenspitzen fast berührten und sprach ruhig auf ihn ein: »Einen Scheiß muss ich.«

Als beide wieder vor dem Wagen standen, zögerte Frank einen Augenblick.

»Ist es wirklich okay, wenn ich Feierabend mache?«

»Ja natürlich! Sei froh, dass du eine Mutter hast! Nutze die Zeit!« Er öffnete die Tür und fragte: »Soll ich dich hinfahren?«

Frank winkte ab.

»Nein, lass ruhig. Ich laufe ein Stück und nehme mir am Bahnhof ein Taxi.« Mike klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter, stieg in den Wagen und machte sich auf den Weg ins Revier.

KAPITEL 2

Mike betrat die Empfangshalle des Morddezernats und schenkte Jennifer am Empfang ein Lächeln, welches sie daraufhin begierig erwiderte. Natürlich nahm er Notiz davon, aber es machte ihn wehmütig, weil er an Cheryl denken musste und daran, warum sie ihn nicht so ansah wie die Sekretärin.

Sehnlichst wünschte er sich die alten Zeiten zurück, doch wenn er ehrlich zu sich selbst war, wusste er, dass diese niemals zurückkehren würde. Auch wenn manchmal in seinem tiefsten Inneren der Wunsch nach einer Kehrtwende aufflammte, so hatte er sich doch grundlegend mit dieser Situation abgefunden und stumpfte in seiner Gefühlswelt aufgrund der Emotionslosigkeit in seinem Beziehungsleben immer mehr ab. Einen anderen Ausweg sah Mike nicht und eine Trennung kam für ihn nicht in Betracht. Er hatte ihr die Ehe versprochen. Für ihn war das keine Floskel. Ehe bedeute, seiner Frau immer zur Seite stehen, in guten und in schlechten Zeiten. Cheryl durchschritt gerade eine solche Zeit und er wollte ihr eine Stütze sein, sie sogar notfalls ein Stück tragen, wenn nötig. Sie kannten sich schon so viele Jahre. Da litt nicht nur seine Frau, sondern auch der wichtigste Mensch in seinem Leben. Mike wollte nicht derjenige sein, der dieses Versprechen brach.

Als er endlich das Büro erreichte, in dem er und sein Partner Frank so manchen Mordfall gelöst hatten, fand er wieder zu seiner Konzentration und Zielstrebigkeit, die ihn unter anderem zu einem der besten Ermittler des Dezernats machten. Er ließ sich in seinen Bürostuhl fallen, holte tief Luft und schloss das obere Schubfach auf. Die Berichte waren weg. Dann fiel ihm ein, dass er diese bereits seinem Vorgesetzten Clive Lewis ausgehändigt hatte.

Der Name Dan Cooper tauchte damals während den Ermittlungen kurzzeitig auf, aber der Verdacht, dass er am Mord des Bezirksstaatsanwalts Ian McMullen beteiligt war, erhärtete sich nicht und so verfolgten sie die Spur des New Yorker Untergrundkönigs nicht weiter. Jetzt brachte Carlos ihn allerdings wieder ins Spiel.

Was haben wir übersehen? Er stand auf, ging zum Büro von Clive und klopfte.

Niemand reagierte. Mike versuchte die Tür zu öffnen, doch sie war verschlossen. Jetzt konnte ihm nur noch Jennifer helfen.

»Jenny?«, fragte er die junge blonde Kollegin. »Clive hat in seinem Büro einen Bericht von mir liegen, den ich nochmal überarbeiten müsste. Kannst du mir bitte sein Büro aufschließen?«

»Mike, ich würde dir ja wirklich jeden Wunsch erfüllen, aber Clive hat seinen Büroschlüssel mitgenommen. Sorry.«

»Dann wird das heute nichts mit den Überstunden. Nacht Jenny.«

»Gute Nacht«, sagte sie leise und auch etwas traurig.

Mike stieg in seinem Wagen, startete den Motor und fuhr los. Er überlegte, ob er noch irgendetwas zu erledigen hätte, um nicht gleich nach Hause fahren zu müssen, doch es fiel ihm nichts weiter ein. Er fuhr eine Weile ziellos durch die Stadt und versank in Gedanken. Er dachte an seine blonde Kollegin, Jennifer. Es war ihm nicht entgangen wie sie ihn ansah und wie sie ihn begehrte. »Warum nicht Cheryl?«, flüsterte er.

Für einen Augenblick war er von einer Traurigkeit befangen, wie er sie lange nicht mehr gespürt hatte. Hatte er sich doch mit der Situation abgefunden und verbot sich sogar selbst, nicht nur seinen Frust anderen zu zeigen, sondern ihn auch nur zu fühlen.

»Warum sieht mich meine Frau nicht so an?«, flüsterte er.

Schließlich wischte er den Gedanken weg, als er an einer schlecht beleuchteten Seitenstraße vorbeifuhr und im Augenwinkel zwei Männer bemerkte, die auf einen Hund eintraten. Mike sah noch als einer der Männer, dessen Gesicht voller Tattoos war, den Jack Russel Terrier an den Hinterbeinen packte ihm immer wieder gegen die Weichteile trat und ihn schließlich gegen die Wand schleuderte.

Der Hund landete in einer Mülltonne, die an der Häuserwand angebracht war. Mike trat sofort auf die Bremse.

»Du Drecksköter«, brüllte die Tattoo-Fratze. »Ich bin noch lange nicht fertig mit dir.« Er wollte gerade den Terrier aus der Mülltonne zerren, als ihn plötzlich ein Schlag auf den Kehlkopf die Luft abschnürte. Er hielt sich mit beiden Händen am Hals und fiel wie ein nasser Sack in sich zusammen.

»Und ich, ich habe noch gar nicht richtig angefangen«, fauchte Mike, der über ihm stand und dem Tätowierten mit voller Wucht einen Tritt gegen den Kopf verpasste. Der andere, der Blonde mit dem langen Ledermantel, griff in seine Innentasche, holte eine Pistole hervor und wollte gerade auf Mike schießen, als ihn dieser blitzschnell am Arm packte und nach unten drückte. Der Blonde reagierte zu spät, drückte ab und schoss sich selbst in den Fuß. Er schrie und jaulte wie ein Mann, dem man bei vollem Bewusstsein die Eier in Stücke riss. Die Tattoo-Fratze stand bereits wieder aufrecht und bewegte sich aus dem Hinterhalt, laut nach Luft schnappend, auf Mike zu.

Mike schlug erst mit der Faust den Blonden nieder, betrachtete dann die zwei Schneidezähne, die durch Luft flogen, drehte sich blitzschnell um und trat dem Tätowierten erneut in das Gesicht, worauf dieser wieder zu Boden glitt.

»War das schon alles?«

Dann ging er zum Müllcontainer und hob die Metallabdeckung hoch. Verängstigt blickte der Jack Russel auf.

»Hey, die Luft ist rein. Du kannst jetzt rauskommen!«, flüsterte Mike dem zitternden Hund zu. Dieser fixierte plötzlich neben Mike einen Punkt, als wenn sich dort jemand in Position gebracht hätte. Im Augenwinkel sah er die Tattoo-Fratze neben sich, griff mit der freien Hand an seinen Nacken und drückte den Kopf nach unten gegen den Rand des Müllcontainers.

»Glaube mir, es ist besser wenn du einfach liegen bleibst«

Er nahm die Hand von der Abdeckung, die daraufhin in die Tiefe rauschte und gegen den Hals des Tätowierten schlug, der darauf laut knirschte. Ein kurzes Zucken ließ den Körper noch einmal aufbäumen, dann blieb er leblos am Müllcontainer hängen. Mike hob erneut den Deckel hoch, worauf die Tattoo-Fratze auf den Boden rutschte und der Terrier einen Satz nach draußen machte. Der Vierbeiner wedelte mit dem Schwanz, setzte sich und sah zu Mike hinauf.

»Hast du denen das Essen geklaut?«

Vorsichtig tätschelte er den Kopf des Hundes. Schwanzwedelnd nahm er die Streicheleinheiten seines Retters entgegen, er schien die Misshandlungen gut weggesteckt zu haben. Von der Tattoo-Fratze konnte man das allerdings nicht behaupten. Seine Beine lagen so skurril zum leblosen Körper entgegengesetzt, sodass diese wie verknotet wirkten. Das linke Auge war so in den Schädel gedreht, dass man nur noch den weißen Augapfel sehen konnte. Mike beugte sich über ihn und atmete tief ein.

»Du musstest ja unbedingt aufstehen und den dicken Macker markieren.«

Dann wandte er seinen Blick zum Terrier.

»Den kannst du jetzt anpissen, der steht nicht noch einmal auf.«

Der Blonde dagegen hatte mehr Glück, denn er schien noch zu atmen. Mike hielt kurz inne und vergewisserte sich, ob er vielleicht beobachtet worden war. Er entschloss sich die beiden zurückzulassen und hoffte einfach, dass es keine Zeugen gegeben hatte.

Der Terrier folgte seinem Retter, der sich wieder auf den Weg zum Wagen machte.

Mike bemerkte nicht, dass der Hund ihm folgte. Erst als er die Fahrertür öffnete und der Terrier an ihm vorbei ins Auto huschte, war ihm klar, dass er ihn wohl nicht zurücklassen könnte.

Ganz brav saß der Terrier auf dem Beifahrersitz und schaute seinem Lebensretter genau ins Herz. Der Terrier aktivierte in Mike verloren geglaubte Emotionen, und so stieg er zunächst wortlos ein. Er dachte, dass er bereits alle Möglichkeiten Emotionen zu empfinden abgetötet hätte, aber dieser Hund belehrte ihn eines Besseren. Noch einmal musterte er ihn im Schein der Straßenlaterne, die durch die Beifahrerseite hineinleuchtete und stellte einen lustigen schwarzen Fleck fest, der das linke Auge des Hundes umrandete. Sofort fiel ihm der Hund aus der Serie ›Die kleinen Strolche‹ ein, welche er als Kind zusammen mit seinem Vater gesehen hatte und sprach lächelnd zu ihm: »Na dann, Pete, mal sehen was Cheryl zu dir sagt.« Der Hund brachte ihm ein Stück Kindheitserinnerung zurück und dies berührte ihn. Sein Vater liebte diese Serie und beide saßen dabei Popcorn essend vor dem Fernseher. In diesem Augenblick fühlte er wieder einmal, wie sehr ihm sein Vater fehlte.

Während der Fahrt saß Pete ganz brav auf dem Beifahrersitz und blickte nach draußen. Mike huschte ein kurzes Lächeln übers Gesicht. Wie sehr hatten er und Cheryl sich ein Kind gewünscht und wie sehr hatte sich Mike erhofft, mit seinem Kind ebenfalls diese Serie zu schauen.

Dann verfinsterte sich seine Miene wieder, denn er wollte nicht mehr an diese Zeit erinnert werden, an die Zeit als sie noch miteinander redeten und sich zärtlich berührten. Auch wenn in ihm für einen kurzen Moment die Hoffnung aufflammte, wenn er den Hund mitbrachte, vielleicht ein Stück dieser alten Zeit zurückzubekommen, so löschte er diese Flammen der Hoffnung direkt wieder, weil er nicht länger ein Träumer sein wollte, denn Träume hatten in seinem Leben einfach keinen Platz mehr. Der jahrelange Entzug von Nähe und von zwischenmenschlichen Begegnungen hatten seine Gefühlswelt abstumpfen lassen und aus ihm einen hoffnungslosen Menschen gemacht. Einen Hoffnungsschimmer gab es allerdings an diesem Abend: Mike empfand Mitleid mit diesem kleinen Hund.

Er bog auf den Kiesweg seines Grundstückes ein und Pete ahnte scheinbar, dass sie am Ziel waren, denn er wedelte freudig mit dem Schwanz und blickte aus dem Fenster. Der Wagen stoppte vor der Garage. Mike blickte nach oben und bemerkte, dass im Schlafzimmer noch Licht brannte. Er stieg aus und Pete trottete ihm hinterher.

Er betrat das Haus und hörte seine Frau schreien. Erschrocken griff er nach seiner Waffe und ging mit gestrecktem Arm voran. Mike ging zügig die Treppe hinauf und malte sich aus, was wohl geschehen war. Ein Einbrecher? Gut möglich. Hatte er Cheryl im Schlafzimmer überrascht? Er näherte sich der Schlafzimmertür. Die Schreie wurden lauter und plötzlich war er sich nicht mehr sicher, ob diese tatsächlich von Schmerzen verursacht waren. Leise öffnete er die Tür und stieß diese mit der Waffe voran auf. Er riss die Augen weit auf als er sah, wie Cheryl von hinten wie von einer Maschine in Gestalt von Frank Smith durchgevögelt wurde. Es war kein Einbrecher und auch keine Vergewaltigung. Cheryl trug Dessous, die Mike ihr irgendwann zu Weihnachten geschenkt hatte.

Sie hatte die halterlosen Nylonstrümpfe nie getragen. Jetzt schmückten diese ihre langen Beine für Franks Blicke. Cheryl hatte den Kopf im Kissen vergraben, den Arsch nach oben gereckt und stöhnte immer wieder: »Ja Baby, fick mich. Fick mich richtig durch.«

Mike war erstaunt, wie redselig seine Frau im ordinären Vokabular unterwegs war. Immer wieder feuerte sie Frank an, nicht nachzulassen. Er hoffte, dass ihm seine Phantasie gerade einen Streich spielte. Vor seinen Augen spielte sich eine Szene ab, welche er niemals für möglich gehalten hätte.

Beide bemerkten Mike nicht, der immer noch die Waffe ausgestreckt hielt und somit auf das Pärchen zielte. Frank schien von Cheryls Worten animiert zu werden, es ihr immer härter zu besorgen. Unbeirrt stieß er wie ein Schlagbohrer hinein. Mike war kurz davor den Abzug zu betätigen.

---ENDE DER LESEPROBE---