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Vina, ein Mädchen aus der Mitte im Nirgendwo, betritt als Stipendiatin die Saint Forks Akademie. Eine Uni für die Elite von Amerika. Alles, was Rang und Namen hat, kommt hier zusammen. Schnell lernt Vina, dass die Welt der Elite nicht so strahlend ist, wie sie gedacht hat. Als sie, wie alle anderen, eine Einladung zur ersten Party des Jahres erhält, erfährt sie alles über die Geschehnisse des letzten Schuljahrs. Tessa, ihre neue beste Freundin, warnt sie vor den drei begehrtesten Jungs auf dem Campus: Silas, Zen und Jake. Diese scheinen etwas mit den dunklen Ereignissen aus dem letzten Jahr zu tun zu haben. Doch die Jungs spielen ihr eigenes gefährliches Spiel – und Vina soll der Hauptgewinn werden. Als sie plötzlich gezwungen ist, bei diesen ultraheißen Typen einzuziehen, beginnt eine Geschichte voller Intrigen und unerwarteter Wendungen. Wer steckt hinter den dunklen Ereignissen in Saint-Forks? Und können die Jungs Vina beschützen?”
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
For every Girl
that wants a Gentlemen
who nows when
not to be gentle
Triggerwarnung
Silas
Das hier ist der Anfang vom Ende.
Herzlich willkommen an der
Saint Forks Akademie
Kapitel 1
Vina
Kapitel 3
Vina
Kapitel 4
Silas
Kapitel 5
Vina
Kapitel 6
Zen
Kapitel 7
Silas
Kapitel 8
Vina
Kapitel 9
Zen
Kapitel 10
Vina
Kapitel 11
Jake
Kapitel 12
Vina
Kapitel 13
Silas
Kapitel 14
Vina
Kapitel 15
Zen
Kapitel 16
Silas
Kapitel 17
Vina
Kapitel 18
Zen
Kapitel 19
Jake
Kapitel 20
Vina
Kapitel 21
Vina
Kapitel 22
Zen
Kapitel 23
Silas
Kapitel 24
Vina
Kapitel 25
Jake
Kapitel 26
Vina
Kapitel 27
Silas
Kapitel 28
Vina
Kapitel 29
Zen
Kapitel 30
Vina
Danksagung
Gespräche
zwischen
Autorin
&
Charakteren
Triggerwarnung
Vina
Jake
Vina
Silas
Vina
Zen
Silas
Vina
Zen
Vina
Jake
Vina
Silas
Vina
Zen
Silas
Vina
Zen
Jake
Vina
Vina
Zen
Silas
Vina
Jake
Vina
Silas
Vina
Zen
Vina
Danksagung
Bouns Kapitel
Leseprobe Confession
Impressum
Hey, Silas hier. Einer von drei kranken Bastarde, die dir feuchte Mädchenträume verschaffen werden. Wer wir sind, fragst du dich? Ach Süße, setzt dich hin, halt deinen süßen Mund und lies das Buch. Ich will dich eigentlich nur warnen, denn weder ich noch Zen oder Jake haben Lust deine Träne aufzuwischen.
Ganz im Gegenteil sie werden uns noch mehr antreiben, um weiterzumachen, genauso wie deine Schreie. Glaub bloß nicht, dass du hier den Prinzen auf dem weißen Pferd findest, den du so verzweifelt suchst, denn den wirst du hier definitiv nicht finden. Keiner von uns ist einer dieser Typen, der die Welt zu Füßen legt. Wir werden dich zerstören, nur um dich dann wieder aufzubauen und dich dann gleich wieder zu zerbrechen.
Also lauf lieber, solange du noch kannst, denn einmal die erste Seite aufgeschlagen, werden wir dich nicht mehr gehen lassen. Uns ist es relativ egal, was du von uns hältst. Du wirst uns so oder so anbetteln, dich zu nehmen. Doch ich muss dich noch ein letztes Mal warnen. Wir werden bestimmt nicht aufhören, nur, weil du Angst hast oder denkst, dass du die Art, wie wir dich behandeln, nicht erträgst.
Süße, hör zu. Wir lieben es, kleine Mädchenherzen brechen zu hören und dich mit uns in unsere dunkele Welt zu ziehen. Also wenn du jetzt schon Angst hast, solltest du ernsthaft wegrennen. Denn wenn wir dich einmal in unseren Fängen haben, werden wir dich bestimmt nicht mehr gehen lassen. Jeder von uns wird dich auf seine ganze eigene Art in den Wahnsinn treiben und zusammen werden zu deinem Albtraum werden, das verspreche ich dir.
Jake ist derjenige, der dich in die Falle locken wird, Zen wird dich mit sich ziehen und dir seine dunkele Welt zeigen und ich werde dich als meine persönliche Leinwand benutzen. Und denk bloß nicht, dass einer dieser beiden Bastarde eingreifen wird, um mich zu stoppen. Du bedeutest uns nichts. Du bist nur eine von vielen, eine weitere Pussy die wir zu unserem Vergnügen benutzen, wie es uns gerade passt. Oh du sagst, das gehört sich nicht? Ups, das ist uns nur leider völlig egal, also öffne deinen süßen Mund und nimm diesen Schwanz wie ein Good Girl.
Wow, du bist ja immer noch hier. Das bedeutet wohl, dass du genauso versaut bist wie unsere kleine Vina, die auch nicht genug von uns bekommt. Allerletzte Chance, Süße wegzurennen. Noch werde ich es erlauben.
Gut, du hattest deine Chance jetzt gehörst du uns und unsere Welt aus Reichtum, Stalker, Mord, herben Worten, Bitches, Zickenkrieg und so viel Spice, dass dein Höschen schwimmen wird.
Herzlich Willkommen an der Saint Forks Akademie
Silas
Ich schaue aus dem Fenster des Taxis, als wir durch das riesige Eisentor meiner neuen Schule fahren. Saint Forks Akademie prangt über dem Tor in Steinbuchstaben geschrieben. Die Gebäude links und rechts von der Straße, die wir entlangfahren, sehen aus, als hätte sie irgendjemand aus einem alten Französischen Film direkt hierhergebracht sie schüchtern mich sogar ein bisschen ein. Ein Lächeln umspielt meinen Mund. Es ist also wirklich wahr, ich studiere an St. Forks. So richtig kann ich es immer noch nicht glauben. Vor einem Jahr habe ich den Preis der besten Schülerin überreicht bekommen und damit auch das Stipendiat. Meine Familie war nicht gerade begeistert gewesen. Natürlich nicht, wer wäre denn jetzt der Sündenbock der Familie? Mein Vater hat mich mit einem Gürtel durch das gesamte Haus geprügelt, als ich ihm die Urkunde gezeigt habe. Eigentlich war es auch mehr als nur ein bisschen dumm von mir gewesen zu denken, dass er sich für mich freuen würde. Das hat er schließlich die letzten 17 Jahre auch nicht getan. Von meiner Mutter brauche gar nicht erst anfangen. Die hat schon immer nur zu gesehen, wenn mein Vater mal wieder seine Wut an mir aus gelassen hat.
Ich war gerade mal 17, als ich den Preis gewonnen habe. Da meine Eltern so einen Aufstand probten, als ich ihnen mitteilte, dass ich gehen wollte, musste ich ein Jahr warten, bevor ich mein Studium hier annehmen konnte. Vor zwei Wochen war mein 18. Geburtstag und ich beginne genau heute mein neues Leben.
St. Forks ist eine sehr alte Schule für die Elite in Amerika und normalerweise vergeben sie keine Stipendien, denn jeder der Studenten hier ist reich genug, um kein Stipendium zu brauchen. Es gibt einfach keinen plausiblen Grund, warum gerade jetzt genau ein Stipendiat vergeben wurde und dann auch noch an einer Schule irgendwo im nirgendwo. Irgendwie stinkt das alles drei Meilen gegen den Wind, aber ich würde lügen, wenn ich mich nicht über die Chance freuen würde. Hier werden die Führungskräfte von morgen geboren, das ist der Slogan der Schule. Ich kann nicht mal mehr sagen, was ich werden will, doch eines weiß ich genau, alles ist besser als zuhause. Das Taxi bremst.
»Ab hier komme ich nicht weiter« sagt mir der Taxifahrer, als würde es ihm leidtun. Vor uns steht eine Limousine und zwei Mädchen, die aussehen, als hätte man sie aus irgendeinem Unterwäschen Kataloge raus gebeamt, steigen sie aus dem Auto aus.
Das geht ja schon mal gut los. »Ist schon ok. Ich kann den Rest auch laufen« sage ich freundlich und reiche dem Fahrer das Geld durch das kleine Fenster zwischen Rücksitz und Fahrersitz. Eilig steige ich aus und hole aus dem Kofferraum meinen Koffer und die zwei übergroßen Reisetaschen, die alles enthält was ich besitze.
Da stehe ich also nun auf den Bürgersteig einer der renommierten Uni des Landes und verstehe überhaupt nicht, was gerade alles um mich herum passiert. Einen Moment atme ich tief durch und brauche kurz, um zu realisieren, dass es die Wirklichkeit ist. Ich schaue auf meinen Zettel und suche nach der Hausnummer von dem Wohnheim, in dem ich ab heute wohnen werde. Nach nur wenige Minuten finde ich die Nummer, nach der ich suche. Das Haus vor mir ist die Nummer 5 und ich muss zur Nummer acht. Suchend lasse ich meine Augen über die unzähligen super schicken Wohnheime schweifen, nur um schlussendlich zu der Erkenntnis zu kommen das ich so nicht weiter komme.
»Hey kannst du…« probiere ich mehrfach jemanden zu fragen, wo mein Ziel ist. Doch alle diese Schnösel Schüler laufen einfach an mir vorbei oder schauen mich an, als ob ich irgendwie ansteckend wäre. Langsam denke ich, dass es doch alles keine gute Idee gewesen ist. Nicht das von zuhause weg gehen an sich, aber dass ich wirklich geglaubt habe, dass ich hier schon irgendwie reinpasse. Schließlich entscheide ich mich dazu, mich selbst auf die Suche zu machen. Schnaufend und mit viel Kraft ziehe ich meinen Koffer und die zwei Taschen hinter mir her. Das fing ja schon gut an. Wenn das ganze Schuljahr so werden wird, hätte ich auch zuhause bleiben können. So schnell wie der Gedanke kommt, ist er auch wieder verschwunden. Alles ist besser als zuhause, auch wenn es hier nicht einfach sein wird, dennoch ist es besser. Ich gehe an einer Gruppe von Mädels vorbei und probiere nicht, all zu fehl am Platz zu wirken. Die Mädchen sehen überhaupt nicht aus wie die, die ich aus meiner Heimatstadt kenne. Jedes Mädchen das ich hier sehe, sieht eher so als hätte sie jemand aus irgendwelchen High Society Magazine rausgebeamt. Die Blonde von der Mädchengruppe lehnte sich gegen einen schwarzen Maserati und pafft den Rauch ihre Vape arrogant in die Luft. »Gibt es irgendwas zu gucken?« fragt mich die Blondine mit so viel Hohn in der Stimme, dass ich ängstlich den Kopf schüttle. Das war genau das, was ich nicht gewollt habe - gleich am ersten Tag Aufmerksamkeit erregen.
Hast du wieder super hinbekommen, Vina.
Das blonde Mädchen und ihre Freundinnen kommen langsam auf mich zu und sehen dabei kein bisschen so aus, als ob sie mich hier akzeptieren würden. »Ich glaube, das ist diese Stipendiatin, Fee«,teilt die mit den braunen Haaren der blonden mit, die mich immer noch so anschaut, als ob sie mich gleich fressen würde. Fee wahrscheinlich eine Abkürzung für irgendwas. Es wird doch wohl keiner sein Kind wirklich Fee nennen, aber bei Reichen kann man sich da nie so sicher sein.
»Stimmt das?« Fee bleibt direkt vor mir stehen und schaut abwerten auf mich herab. Mit ihren High-Heels ist sie ein ganzes schönes Stück größer als ich und der Geruch, der mir in die Nase steigt, riecht verflucht teuer. Wenn ich schon darüber nachdenke, in solchen Schuhen zu laufen, schreien meine Füße schon vor Schmerzen.
Nein danke, da bleibe ich lieber bei meinen Sneakers.
»Ja, ich bin die Stipendiatin« antworte ich und meine Stimme zitterte beinahe. Fee sieht aus wie eine dieser Highschool Zicken aus irgendwelchen Tennie-Filmen. Wenn sie nicht so extrem überheblich wirken würde, könnte ich sie vielleicht sogar mögen.
»Glaube ja nicht, dass du hier irgendwas geschenkt bekommst« faucht mich diese blonde Barbie an und schnippt dabei mit ihren Fingern vor meinem Gesicht herum. Fee scheint wirklich zu viel Highschool Musical geschaut zu haben, denn sie kommt wie die perfekte Champagne rüber.
»Keine Sorge, das denke ich nicht. Aber da wir hier gerade so schön zusammenstehen, kann eine von euch mir sagen, wo Wohnheim acht ist?« Zum Glück konnten Fee und ihre Freundinnen nicht sehen, wie viel mich das gerade an Kraft gekostet hat, sie zu fragen. Die Mädchen gucken sich an, als hätte ich gefragt, wie der Weg nach Hogwarts ist. Mit jeder Sekunde verstehe ich mehr und mehr, warum man immer sagt, Geld macht nicht glücklich. Wenn ich mich immer so geben müsste, wäre ich auch nicht glücklich.
»Dort drüben« erwacht eine von dem Model ähnliche Mädchen hinter Fee zum Leben und deutet auf das Haus hinter ihr. Das Wohnheim ist riesig, aber es sieht definitiv nicht so edel aus wie die anderen. Was habe ich auch erwartet, dass ich die gleiche Behandlung bekomme wie die anderen. Der Weg zum Eingang sieht mehr als nur ungepflegt aus, was schon irgendwie komisch wirkt, wobei der Rest der Schule nur so vor Prunk und Glamour zu trotzen scheint. Der Rasen wuchert unkontrolliert, als hätte sich schon seit Ewigkeiten keiner mehr darum gekümmert und die Büsche wachsen einfach, wie es ihnen gerade gefällt.
»Kommt, lassen wir diese Bäuerin in Ruhe. Sie ist es nicht mal mehr wert, dass sie die gleiche Luft atmet wie wir« sagt Fee so arrogant, dass mir die Galle hochkommt. Wie kann ein so schönes Mädchen so einen hässlichen Charakter haben. Die Gruppe stolziert an mir vorbei und lässt mich alleine zurück. Das kann ja echt noch interessant werden. Wenn alle Mädchen hier so sind, werde ich ganz bestimmt schnell Freunde finden. Ich fange beinahe an zu lachen, so dämlich hört es sich an. Mühsam schleppe ich meine Habseligkeiten über die Straße und probiere dabei, nicht von irgendeiner Luxuskarre überfahren zu werden. Keiner der anderen Studenten denkt auch nur darüber nach, mir vielleicht zu helfen. Stattdessen spüre ich immer wieder nur abwertende Blicke auf mir. Nach Luft schnappen, schaffe ich es endlich die Treppe zum Eingang meines neuen Zuhause hoch. Noch bevor ich nach dem Schlüssel in meiner Tasche suchen konnte, öffnet ein Mädchen mit pink gefärbten Haaren die Tür. Überrascht schaut sie mich einen Moment lang an und mustert mich dabei .
»Wer bist du und was willst du hier?« faucht sie mich an und kreuzt ihre Arme vor der Brust, was sie aussehen lässt wie ein grimmiger Zwerg.
»Ähm, ich wohne hier. Das ist doch Wohnheim Acht oder?«
Warum ist sie so überrascht, dass ich hier bin. Wohnen nicht immer mehrere Menschen zusammen in einem Wohnheim. Dabei fällt mir wieder auf, wie anderes dieses Haus aussieht. Im Gegensatz zu den anderen auf dem Campus wirkt Nummer acht eher, als ob es kurz vor dem Zerfall ist.
»Ja, das ist Wohnheim Acht« antworte mir das Mädchen etwas freundlicher als zuvor. Ihre Augen starren mich aber immer noch auf eine Art Feindselig an »Zimmer 809 ist belegt ansonsten hast du freie Auswahl« wirft sie mir noch zu während sie mich beinahe die Treppe runter schubst, als sie probiert, an mir vorbeizukommen. Hat denn hier niemand Benehmen, das sollte schließlich die Schule der Elite sein. Es kam mir eher so vor als ob es die Schule des schlechten Benehmens ist.
»Ach ich bin im übrigen Tessa, aber nenn mich ruhig Tess« sagte Tessa, hält am Ende der Treppe kurz inne und sieht auf einmal doch ganz nett aus.
»Ich bin Vina schön dich kennenzulernen« stelle ich mich vor und schenke Tess ein Lächeln. Vielleicht könnten wir doch noch Freundinnen werden. Ich zweifelte zwar dran, aber man kann ja noch hoffen.
»Viel Glück Vina« sagt sie noch und damit verschwindet Tess in Richtung Straße.
Glück? Das klingt ja nach Spaß. Ich fange wirklich an zu glauben, dass ich hier besser niemandem vertraue. Der einzige Grund, warum ich mich so sehr für dieses Stipendiat angestrengt habe, ist um so weit wie möglich von zuhause wegzukommen, der Rest wird sich schon finden. Die Situation mit meinem Vater wurde jeden Tag schlimmer und ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Daher habe ich jeden Tag gelernt wie eine Verrückte, um mir diese Chance zu verdienen. Und hier bin ich und starte mein neues Leben. Weit weg von meiner kleine hinter wälderischen Stadt in West Virginia. Es fühlt sich schon jetzt so befreiend an.
Mit letzter Kraft schleppe ich mein Gepäck die Stufen hinauf und kicke die Tür mit meinem Hintern auf. Der lange Flur des Wohnheims wirkt nicht gerade einladend, er ist dunkel und kalt. Und der Teppich sieht aus, als ob er seine beste Zeit hinter sich hatte. Auch der Geruch erinnert mich irgendwie an etwas sehr Altes. Ich gehe weiter und mein Blick fällt auf die kleine, fast schon winzige Küchenzeile auf der linken Seite, die auch nicht gerade so aussieht, als ob sie aus diesem Jahrhundert stammt.
Meine Güte, dieses Haus zerfällt wirklich langsam aber sicher. Gegenüber der Küche, die mehr als nur alt aussieht, geht eine Treppe ins Obergeschoss, die wenigstens einen stabilen Eindruck macht. Weiter gehe ich den Flur entlang und halte Aussicht nach einem Raum im Erdgeschoss. Ich habe einfach keine Lust, jeden Tag mich Treppen hoch zu schleppen wenn es eine andere Möglichkeit gibt. Ein Zimmer im Erdgeschoss ist da definitiv meine erste Wahl. Auf der rechten Seite, fast am Ende des Flurs, finde ich eine Tür. Die Nummer 801 prangt mir entgegen. Tess hat mir gesagt, alle Zimmer - außer 809 - sind frei. Es spricht also nichts dagegen, dieses Zimmer zu wählen. Ich drücke die Klinke runter und trete ein.
Der Raum ist nicht gerade riesig, aber für eine Person mehr als genug. Gegenüber der Tür liegen zwei Fenster, unter denen jeweils ein Schreibtisch steht. Alle Möbel sind mit Laken abgedeckt. Vermutlich, weil hier schon seit Jahren niemand mehr gewohnt hat. Irgendwie komisch. Zwei Betten stehen links und rechts an den Wänden und zwei Kleiderschränke an der kurzen Wand neben der Tür. Es ist süß, aber vor allem ist es ruhig. Ich gehe zu einem der Fenster und öffne es. Die warme Luft des Spätsommers in Florida dringt durch den Spalt. Ich atme tief ein und entspanne mich das erste Mal seitdem ich in das Flugzeug nach Florida gestiegen bin. Man kann selbst hier das Meer riechen.
Ich bin noch nie am Meer gewesen, aber ich liebe den Geruch jetzt schon. Er wirkt entspannend auf mich. So langsam fange ich an zu realisieren, dass ich aus meiner persönlichen Hölle entflohen war. Glücklich drehe ich mich wie ein Kreisel in meinem neuen Zimmer herum. Immer noch lachend gehe ich mein Gepäck holen und fange direkt an, meine Sachen einzuräumen. Schnell bin ich fertig und beschließe, mich ein bisschen auf dem Campus umzusehen. Hoffentlich renne ich nicht wieder in irgendeine Gruppe von Pick Me Girls. Ich konnte solche Mädels schon in der Highschool nicht leiden. Sie waren einfach nur nervig. Ich bin die meiste Zeit des Tages froh, wenn mich niemand überhaupt wahrnimmt aber diese Mädchen schreien förmlich nach Aufmerksamkeit. Ich trete auf den Weg, der neben meinem Wohnheim entlangführt. Plötzlich krache ich in eine Mauer aus Muskeln und schlage hart mit meinem Hinter auf den Steinboden auf.
»Aua« schreie ich auf, als ich auf meinem Arsch lande.
»Pass doch auf« schnauzt der Typ mich an und seine grünen Augen starren genervt auf mich hinunter. Das Grün seiner Augen ist auf eine verwirrende Art beruhigend. Mein Herz rast in meiner Brust und mein Mund ist auf einmal so trocken, dass ich probiere, mit meiner Zunge irgendwie ein bisschen Feuchtigkeit zu bekommen. Obwohl er wie ein Arsch wirkt, reicht er mir seine Hand und hilft mir aufzustehen. Als er mich hochzieht, fällt mein Blick auf den Ring an seiner Hand. Drei Diamanten zieren ihn. Der Ring wirkt protzig aber auch edel - es passt zu der Schule, auf die ich seit heute gehe.
»Alles ok?« fragt er mich und sieht mich dabei so intensiv an, dass ich am liebsten sofort den Kopf senken würde und vermutlich alles tun würde, was er verlangt. Heilige Scheiße, so ein Gefühl habe ich noch nie gefühlt. Es zieht sich alles in mir zusammen und meine Haut kribbelt.
»Ja, alles okay.« antworte ich und klopfe mir den Staub von der Hose. Seine grünen Augen verlassen nicht eine Sekunde meine, als suche er nach irgendwas in meinen Augen. Ich bin wie hypnotisiert. Am liebsten würde ich einfach jetzt sofort in seinen Augen versinken. Seine Lippen bewegten sich, doch es dringt kein Laut an mein Ohr. Hat er was gesagt? Ich probiere mich krampfhaft zu erinnern, doch es will mir einfach nicht einfallen.
»Hallo, bist du neu hier?« fragt er mich erneut und ich nicke nur.
Na super, das war ja ein toller Start. Ich sehe vermutlich aus wie der letzte Vollidiot.
»Kannst du auch sprechen oder bist du stumm?« Seine Stimme klingt, als mache er sich über mich lustig. Wut steigt in mir hoch und ich bin kurz davor, ihm eine gepfefferte Antwort zu geben.
Was denkt der Typ eigentlich, wer er ist?
Doch ich nehme mich dann doch zurück und sehe zu ihm rauf. Er ist bestimmt um die 1,90m, ein weißes Polo-Shirt spannt sich leicht über seine Brustmuskeln, die dadurch perfekt betont werden. Im Kombi mit der blauen Jeans sieht er irgendwie so aus, als wäre er einem Kinofilm entsprungen.
»Ja, ich bin neu und nein, ich bin nicht stumm« rutscht es mir trotzig raus. Dieser eingebildete Arsch hat sich noch nicht mal entschuldigt und dann kommt er mir auch noch so dumm.
Denkt hier jeder, er wäre irgendwas Besseres?
»Was machst du in Tessa Lopal’s Wohnheim?« Er klingt dabei so, als wäre irgendwas Seltsames daran, dass ich mir mit Tess ein Wohnheim teile. Ich werde das Gefühl nicht los, dass es da etwas gibt, was ich wissen sollte.
»Auch wenn es dich nichts angeht, aber ich wohne hier« antworte ich dem Hünen vor mir und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Er benimmt sich fast so, als ob ihm diese gottverdammte Akademie gehören würde. Bei meinem Glück tut sie das wahrscheinlich auch. Auch wenn ich immer noch das Gefühl habe, dass er ein aufgeblasenes Arschloch ist, kann ich nicht abstreiten, dass er wenigstens ein verflucht gut aussehendes Arschloch ist.
»Ach du bist die Stipendiatin über die alle sprechen« stellt er fest und sieht mich so abwertend an, dass ich mich klein fühle. Seine grünen Augen starren mich an, als wäre ich irgendeine abartige Sache und es nicht mal wert wäre, dass er seine Zeit mit mir verschwendet. Ich schlucke und nehme mein gesamtes Selbstbewusstsein zusammen, als ich meinen Blick ein bisschen verfinstere.
»Ja genau die bin ich.« Stolz sehe ich ihn direkt in seine Augen und halt seinem Blick stand. Warum sind hier eigentlich alle so darauf versessen, dass ich die Stipendiatin bin. Ok, ich verstehe ja, dass es das bis heute hier noch nie eine gegeben hat, aber ich bin doch kein Tier im Zoo. Auf einmal realisiert er, dass seine Hand immer noch meine hält. Fast schon angewidert zieht er seine Hand weg und der Verlust seiner Berührung tut weh.
Was ist nur mit mir los? Sonst interessieren mich Jungs überhaupt nicht, aber dieser Typ vor mir, dessen Namen ich nicht weiß, geht mir echt unter die Haut.
»Ich bin im übrigen Vina.« Ich habe wirklich absolut keine Ahnung, warum ich ihm das gerade sage - diese grünen Augen lassen mich nicht mehr geradeaus denken.
»Vina, komischer Name« sagt er mit Arroganz in der Stimme und sieht mich abwertend an. Damit lässt er mich einfach stehen und geht in Richtung Straße. Ich sehe hinter ihm her wie ein verliebter Teenager und mache mich damit selbst lächerlich.
Das war ja wieder typisch für mich. Erst renne ich in einen Typen rein, der auch noch verboten heiß ist und dann frage ich nicht mal nach seinem Namen.
Wütend über mich selbst stapfe ich die Straße runter. An der ersten Kurve entdecke ich eine Infotafel. Nach ein paar Sekunden finde ich, wo ich gerade bin. Die Lehrgebäude, Mensa und die Bibliothek liegen im Zentrum und in Ringen aufgeteilt liegen die Wohnheime. Es gibt drei Ringe und natürlich muss ich den weitesten Weg zum Zentrum haben. Stöhnend suche ich die schnellste Route zur Mensa. Ich sterbe gleich vor Hunger und so habe ich auch schon ein Gefühl, wie lange ich von meinem Wohnheim bis zum Unterricht brauchen würde. Diese Karte war echt mehr als nur verwirrend. Überall sind kleine Abzweigungen eingezeichnet, die entweder im nirgendwo enden oder aber zu irgendeinem anderen Wohnheim führen. Irgendwann finde ich einen Weg, bei dem ich denke, er ist der Kürzeste. Gemütlich schlendere ich die kleinen Wege neben den anderen Wohnheimen entlang und bestaune immer wieder die Gärten, die sich zwischen den Häusern hindurch schlängeln. Die Grünflächen in St. Forks sind prunkvoll dekoriert. Überall sind Springbrunnen oder irgendwelche Skulpturen zu sehen und die Blumenbeeten sind in aufwändigen Mustern angelegt. Nach zehn Minuten erreiche ich die Mensa. Die großen Doppeltüren schwingen wie von Zauberhand auf, als ich gerade nach der Klinke greifen will. Fast bleibt mir der Mund offen stehen, als ich einen Blick auf das, was man hier Mensa nennt, werfe. Die Decken der Halle sind mindestens acht Meter hoch und die Fenster sind verziert mit Malereien. Tische und Bänke füllen den gesamten Raum und es erinnert mich ein bisschen an die große Halle von Hogwarts. Manchmal bin ich echt ein Nerd. Aber was soll ich sagen. In der Kleinstadt, in der ich ohne Freunde aufgewachsen bin, war der Fernseher mein bester Freund. Bei dem Gedanken musste ich grinsen. Harry Potter ist vermutlich eine der wenigen schönen Erinnerungen, die ich an zuhause habe. Als ich mir meinen Weg an den Tischen entlang bahne, schauen mich immer wieder irgendwelche Studenten an. Es fühlt sich so an, als wäre ich irgendeine Hauptattraktion oder aber sie warten nur darauf, dass ich mich irgendwie blamiere. Was bei meinem Talent, in jemanden hinein zu rennen, nicht lange dauern wird. Haben die denn noch nie jemanden gesehen, der kein Rich kid ist. An der Frischetheke stelle ich mir zügig einen Salat zum Mitnehmen zusammen und probiere die anderen Studenten nicht weiter zu beachten. Zum Glück ist das Essen in der Mensa in meinem Stipendiat inbegriffen, ansonsten könnte ich mir wahrscheinlich nicht mal mehr ein Scheiß Brötchen leisten - bei den Preisen hier. Die Elite hat halt andere Probleme als Geld. Gerade als ich meinen Weg Richtung Ausgang antreten wollte, fällt mein Blick auf eine Gruppe von Mädchen, die alle wie eine Horde Affen, einen Typen anhimmeln. Seine grünen Augen finden mich sofort, als hätte er es gemerkt, dass ich ihn beobachte und starren mich direkt an. Gott, mir wäre beinahe mein Salat runter gefallen. Was hat dieses Arschloch bloß an sich?
Es sieht beinahe so aus, als würde er in der Aufmerksamkeit der Mädchen baden. Wie armselig ist das denn bitte.
»Starr ihn besser nicht so an« warnt mich eine Stimme hinter mir. Als ich mich umdrehe, sehe ich Tess. »Komm mit, bevor dich noch eine seiner Tussis umbringt.« Tess zieht mich praktisch durch den Raum zu einer Bank, die fast am anderen Ende der Halle steht.
»Was soll denn das?« frage ich sie und ziehe meinen Arm weg. Tess schaut mich so an, als wäre ich komplett bescheuert. Was war denn das Problem? Er hat mich angestarrt und ich habe nur zurück gestarrt. Ich verstehe das hier alles nicht. Irgendwer muss mir mal ganz dringend die inoffizielle Schulordnung geben. So langsam ging es mir auf die Nerven, dass mich hier jeder so ansieht, als wäre ich irgendeine Außerirdische.
»Das frage ich dich. Du bist neu und probierst dich gleich erstmal, mit einem der drei beliebtesten Schüler der Schule anzulegen?« fragt das pinkhaarige Mädchen mich und klingt gerade so, als wäre ich nach ihrer Meinung nach komplett verblödet. Woher soll ich denn wissen, dass MR.-Ich-bin-zu-fein-um-mich-zu-entschuldigen der Schul-Schönling ist.
»Ich habe mich überhaupt nicht mit ihm angelegt. Er ist vorhin einfach in mich reingerannt, direkt vor unserem Wohnheim« lasse ich Tess wissen und klinge dabei beleidigt.
»Was hat Zen an unserem Wohnheim zu suchen?« Sie guckte mich verwirrt an und sieht dabei aus, als würde sie gerade probieren, die 100. Stelle von Pi zu finden.
»Was weiß ich. Er hat sich nicht mal mehr entschuldigt und nachdem ich ihm mitgeteilt habe, wie ich heiße, ist er einfach verschwunden. Was sagst du nochmal, wie er heißt?« Tess sieht immer noch schockiert aus und wird fast weiß um die Nase.
»Momentmal, du hast mit ihm geredet und er war alleine?«fragt sie verwirrt » Und sein Name ist Zen.«
Warum ist sie so erstaunt, dass er alleine gewesen ist?
Zen, wieder so ein komischer kurzer Name, vermutlich auch irgendeine Kurzform für irgendwas. Allerdings, wenn ich so darüber nachdenke, haben diese Rich Kids doch immer irgendwelche ausgefallenen Namen.
»Ja, er war allein und ja, ich habe mit ihm geredet« antworte ich ihr und sehe sie dabei fragend an.
»Das ist mehr als nur komisch« murmelt Tess, ohne mich überhaupt anzusehen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie es zu sich selbst sagt oder zu mir. Ich werde aus dieser Sache nicht schlau. Warum benimmt sich Tess so, als wäre es irgendwas Komisches, dass jemand alleine irgendwo hingeht oder ist das wieder so ein Arm und Reich Ding, das ich nicht verstehe. Irgendwer muss mir echt mal die Regeln erklären.Auf einmal springt Tessa auf.
»Wir sehen uns nachher« schreit sie mir noch zu und verschwindet dann in Richtung Ausgang. Also entweder fange ich an verrückt zu werden oder aber alle anderen um mich herum sind es. In Gedanken versunken fange ich an, meinen Salat zu essen und probiere die fremde Welt um mich herum auszublenden.
Ich bin gespannt, was die St. Forks mich noch so bereit hält.
Kapitel 2
Jake
Ich hasse den Anreisetag. Überall drängeln sich irgendwelche besorgten Eltern zwischen den Autos hindurch die eigentlich gar nicht wirklich besorgt sind. Bedienstete tragen die Koffer der Elite durch die Gegend. Es ist einfach das blanke Chaos. Seit zwei Jahren ertrage ich diesen Scheiß hier und mir geht alles nur noch auf die Nerven. Langsam fahre ich durch die langgezogene Straße die zu meinem Wohnheim führt. Nach einer gefühlten Ewigkeit und gefühlten hundert Beinah Unfällen parke ich meinen giftgrünen Lambo direkt vor meinem Wohnheim. Als ich aussteige, sehe ich die Autos von Silas und Zen in ihren üblichen Parkbuchten.
Nice, sie sind also schon da. Dann kann ja die Party beginnen.
»Bring meine Tasche hoch« rufe ich einem der Bediensteten von Saint Forks zu, während ich mir lieber diese Chaos aus reichen Menschen ansehe. Jedes Haus hat sein eigenes Personal, die natürlich nach dem, was letztes Jahr passiert ist, alle durchgecheckt sind und selbst die Sicherheitsmänner sind jetzt von Firmen engagiert. Wobei Silas, Zen und ich da die Ausnahme sind, weil wir keine Bedienstete von Saint Forks haben.
Ach, ich liebe diesen Luxus.
Auch wenn ich mich nicht wirklich für die Werte dieser Schule interessiere, der Luxus macht die Zeit hier definitiv erträglicher. Es macht das Leben so viel einfacher wen man Geld hat. Mir ist bewusst, dass es arrogant klingt, doch wir sind schließlich die Elite von Amerika. Darüber muss sogar ich lachen. Die meisten dieser reichen Säcke hier saugen ihren Status mit der Muttermilch auf. An St. Forks sammelt sich alles, was Rang und Namen hat, egal ob Untergrund oder High Society. Solange du Geld hast, wirst du hier mit offenen Armen empfangen. Selbst Prinzen und Prinzessinnen von sonst was gibt es hier ab und an. Mich interessiert dieser ganze Scheiß nicht. Ich habe kein Interesse daran, das Unternehmen meines Vaters zu übernehmen. Genauso geht es meinen zwei besten Freunden Silas und Zen. Vielleicht ist das genau das der Grund, warum wir uns vom ersten Tag an super verstehen - und dass wir einfach drei kranke Bastarde sind. Ich bewege mich gekonnt um die Leute auf dem Gehweg herum. In meinen Augenwinkel blitzt ein Mädchen, auf das sich abmüht, ihr Gepäck durch die Gegend zu schleppen. Das ist komisch, jeder dieser verwöhnten Gören würde sich eher die Extension ausreißen, bevor sie ihr Gepäck selbst tragen werden. Die Kleine mit den schwarzroten Haaren hat irgendwie was - noch nie habe ich sowas hier gesehen.
Links hat sie rote Haare und rechts schwarze, damit wird sie an St. Forks auffallen wie ein bunter Hund. Irgendwie erinnert sie mich sehr an Tessa, die auch immer extra Wert darauf legen, sich von der Elite abzuheben, auch wenn ich nicht die geringste Ahnung habe warum. Tess, wie sie alle nennen, dass kleine flippige Mädchen aus Haus 8. Ich mag sie. Ab und an rauchen wir einen Joint zusammen und lästern über die Elite. Aber im Gegensatz zu Tessa sieht dieses Mädchen nicht gerade aus, als wäre sie eine typischen Schülerin hier. Irgendwie wirkt sie fehl am Platz. Tessa wird schon, seitdem ich sie kenne, von der Elite ausgeschlossen, da ihr Vater mehrere Scheinfirmen gehabt hat und damit so einige Familien hier eine Unmenge an Geld gekostet hatte. Tess tut mir leid, denn das Einzige, was sie noch an dieser Schule hält, ist der gute Name ihrer Mutter.
Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, was Tess Mutter macht - ist mir auch egal. Ich beobachte weiter das Mädchen. Sie müht sich gerade mit ihrem Gepäck ab und läuft über die Straße in Richtung Haus Acht. Sie wohnt also mit Tess in einem Haus. Klingt logisch, in den anderen Häuser wäre es, als wenn sie wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt wird.
Wenn Zen kein Interesse zeigt, werde ich mir dieses Mauerblümchen definitiv schnappen. Sie wirkt nicht so, als wäre sie wegen den Kontakten hier, die man in St. Forks nun mal knüpft. Dieses Mädchen sieht so anders aus als all die anderen Mädchen hier. Und das macht sie gerade so interessant. Die Tussis hier sind alle so sehr an Macht und Geld interessiert, dass sie alles dafür tun, um es zu bekommen.
Ich muss mich nicht mal anstrengen um etwas von ihnen zu bekommen. Das Einzige, was Spaß an der Sache macht, ist ihnen, nachdem sie so dämlich waren, mir zu vertrauen, die kleinen Herzen zu brechen. Doch dieses Mädchen strahlt etwas anderes aus. Sie wirkt nicht so verdammt dumm. Vielleicht werde ich einfach mit Zen eine unserer Wetten abschließen. Er sagt nie nein zu einem Wettbewerb. Silas taucht wie aus dem Nichts auf und versperrt mir die Sicht auf das Mädchen.
»Wie war der Sommer in Italien?« fragt mich Silas und reißt mich damit weg von dem geheimnisvollen Mädchen, das gerade vor dem Eingang von Wohnheim acht zum Stehen kommt.
»War ok. Ich glaube, mein Vater will mich mit irgendeiner Zwangs verheiraten. Jeden Tag hat er irgendeine andere Tussi angeschleppt, die natürlich soooo gut vernetzt ist.« lasse ich ihn wissen und mustere dann sein Outfit.
Was zur Hölle trägt er denn da?
Silas sieht aus, als ob seine kleine Schwester wieder mal einen ihre Design Skizzen an ihm ausprobiert hat. Über seine Brust spannt sich ein viel zu kleines pinkes T-Shirt mit V-Ausschnitt, eine abgeschnitten blaue Jeans bringt seine muskelbepackten Beine zum Vorschein und als Schuhe trägt er zwei nicht zusammenpassende Chuck.
»Wehe du sagst auch nur ein Wort.« Silas sieht mich warnend an, während ich mir krampfhaft ein Lachen verkneife. Er ist einfach zu gut für die Welt, wenn seine kleine Schwester etwas von ihrem großen Bruder will, dann bekommt sie das natürlich auch. Zen und ich mussten schon oft genug bei irgendwelchen Feiern der Paxtons miterleben wie sehr Indie ihn ohne große Mühe um ihren Finger wickeln konnte. Es amüsiert mich zu sehen, dass mein Freund der sonst überhaupt keine Moral, aber vor allem kein weiches Herz gegenüber Mädchen besitzt, bei seiner kleinen Schwester zum Schoßhund wird. Natürlich benimmt sich Silas wie ein kaltherziger Bastard gegenüber den Mädels, denn er kann es halt einfach. Sie betteln so oder so um seinen Schwanz.
Warum sollte er sich da noch anstrengen?
Die Paxtons sind nicht irgendeine reiche Familie. Sie sind sogar außerordentlich wichtig für die Organisation meines Vaters, denn Silas Vater ist Richter am Obersten Gericht und da mein netter Herr Papa nicht unbedingt die weißeste aller Westen hat, ist diese Verbindung praktisch Goldwert für ihn. Auch wenn mein Vater das gerne glaubt, war er definitiv nicht der Grund gewesen, warum ich mich mit Silas angefreundet habe.
Es hat irgendwie gleich am ersten Tag klick gemacht. Ich kann es nicht so wirklich beschreiben, vielleicht haben wir uns über unsere kranken Kinks zueinander hingezogen gefüllt. Silas hat genauso wenig Interesse, in die Fußstapfen seines Vaters zu steigen wie ich. Er liebt seine Freiheit und um ehrlich zu sein, kann ich mir ihn nicht mal annähernd in einem Büro vorstellen. Silas ist ein Sportsfreak. Am liebsten würde er Sport studieren und eines Tages ein gut laufendes Fitnesscenter führen. Doch da macht Mr. Paxton nicht mit. Wie würde das denn aussehen - ein Paxton als Leiter eines Fitnessstudios? Zen geht es nicht anders. Er und sein Vater reden nicht mal mehr miteinander. Was ich persönlich absolut verstehen kann. Mr. Starwell ist einer der strengsten Menschen, die ich kenne. Leider ist er das nicht nur zu sich selbst, sondern auch zu seinem Sohn und für einen Freigeist, wie Zen es nun mal ist, ist das seine ganz eigene Art von Gefängnis. Auch wenn Zen immer so wirkt, als würde er niemanden etwas antun, hat er mehr wie nur eine Leiche im Keller. Nicht nur einmal ist es schon vorgekommen, dass Silas und ich hinter ihm aufräumen mussten. Wir sind alle drei kranke Bastarde, die einen Fick auf die zerbrechlichen Herzen kleiner Mädchen legen. Aber wenn mich jemand fragen würde, um wem ich an seiner Stelle einen großen Bogen machen würde, wäre meine Antwort Zen. Er schafft es sogar, Silas ab und an Angst einzujagen und Silas ist meistens alles so egal, dass er vor nichts Angst hat. Das macht die beiden vielleicht in einer Kombination gerade so gefährlich, denn wenn sie einmal loslegen, feuern sie sich gegenseitig mit ihren Kinks an.
»Das klingt ja nach tollen Sommerferien.« Silas dunkelblaue Augen fixieren mich. Wie immer sucht er nach irgendeinem Scheißgefühl, das er wie immer nicht findet. Ich habe keine Ahnung, warum er das immer wieder tut. Als ob ich auf einmal anfange, Gefühle zu haben. Ja ok, von uns dreien bin ich wahrscheinlich der gefühlvollste, doch mit den Drogen, die ich mir immer wieder einwerfe, fühle ich nichts. Da braucht sich auch Silas nicht einbilden, dass er irgendwas findet, was nicht mal ich finden kann. Nachdem was letztes Jahr alles passiert ist und diesem gottverdammten Unfall war ich innerlich praktisch Tot. Dieser ganze Sommer hat sich wie eine Farce angefühlt und auch jetzt kann ich mir nur ein Lächeln abringen, weil ich mich mal wieder mit irgendeinem Zeug zugeballert habe. Bilder schießen mir in den Kopf, wie wir sie dort gefunden hatten. Schnell schiebe ich es zur Seite. Kadi.
»Mmh und bei dir?« brumme ich und funkele ihn böse an, als ich bemerke, dass Silas immer noch nicht damit aufgehört hat, nach irgendeinem Anzeichen von Gefühl bei mir zu suchen.
»Wir sind mit der Yacht wieder unsere Tour gefahren, also alles wie immer« erzählt mir Silas so gelangweilt, dass ich anfange zu grinsen. Die Paxtons machen jedes Jahr die gleiche blöde Tour - von Florida bis nach Kanada mit ihrer Yacht. Jedes Mal, wenn Silas versucht hatte, etwas zu ändern, kam es zum Streit, also lässt er es einfach über sich ergehen. Ich bin froh, dass mein Vater daran Interesse hat, mir irgendwelche Frauen vorzustellen, von denen er denkt, sie könnten gut in die Familie passen. Das einzige Gute an der Sache ist, dass ich ständig etwas zu ficken habe ohne überhaupt vor die Tür gehen zu müssen. Natürlich machen diese Schlampen es mir auch leicht. Schließlich wollen sie mir ja gefallen.
Wie mich dieser Scheiß einfach nur ankotzt.
»Lass uns mal nachschauen, ob Zen schon drin ist oder ob er auf dem Campus unterwegs ist.« Silas klingt ein bisschen besorgt und auch ich mache mir Gedanken. Bei Zen weiß man nie, wo er sich selbst gerade rein manövriert. Gemeinsam laufen wir nebeneinander her zum Haus und beobachten die anderen Studenten, die sich noch immer auf den Gehwegen tummeln.
» Ich bin schon seit zwei Stunden hier und habe ihn noch nicht gesehen. So langsam mache ich mir echt Sorgen. Man kann ja nie wissen, was der Verrückte wieder anstellt« lässt mich Silas wissen und zieht dabei an seiner Zigarette, die er sich gerade angezündet hat. Der Rauch lässt meine Lunge schmerzhaft zusammenziehen. Ich nehme zwar Drogen, um meinen innerlichen Schmerz zu betäuben, aber Qualm kann ich auf den Tod nicht leiden.
»Mach den Scheiß aus« schnauze ich Silas an und schnippe ihm die Kippe aus den Fingern, damit er nicht sofort reagiert. »Eh!«
Silas funkelt mich böse an, doch entscheidet sich dann nichts zu sagen. Er weiß, dass ich bei solchen Sachen nicht mit mir reden lasse. Während ich bei den Jungs dann doch manchmal einlenke und zeige, dass ich doch kein immer nur herzzerbrechender Bastard bin, zeige ich den Schlampen auf Saint Forks genau das. Ich liebe es, mit ihren Träumen und Hoffnungen zu spielen, nur um dann am Ende ihre kleinen Herzen brechen zu hören. Das Ding mit diesen Mädels hier ist, sie lernen einfach nicht. Es ist egal, wie oft ich dieses Spiel mit ihnen spiele, sie kommen immer wieder zurück. Sie haben einfach keinen Wert. Sie nehmen einfach alles, was einen Schwanz hat und natürlich Geld. Ich glaube, Geld und Einfluss stehen sogar noch höher im Kurs, als einen Penis zu haben. St. Forks wirbt zwar immer, wie gut die Chancen hier sind, einen guten Job nach dem Abschluss zu bekommen und das ist wahrscheinlich auch gegenüber anderen Schulen so. Aber eigentlich ist St. Forks ein riesiger Heiratsmarkt. Alle Eltern, die irgendwas auf sich halten, schicken ihre Kinder hierher um Kontakt zu knüpfen. Ich kann schon gar nicht mehr zählen, wie viele Verlobung wir hier gefeiert haben in den letzten zwei Jahren teilweise waren beide Parteien gerade mal 18. Doch irgendwie ergibt es auch alles Sinn. Ich meine, besser können es unsere Eltern nicht haben. Alle Kontakte, die sie brauchen, um noch reicher und einflussreicher zu werden, sind an einem Ort vereint. Sie müssen sich dann nur noch auf ihre Kinder verlassen und weil natürlich keiner dieser verwöhnten Gören ihren Treuhandfonds verlieren will, machen sie genau das, was Daddy und Mommy wollen. Eigentlich ziemlich erbärmlich, wenn man darüber nachdenkt. Will man als Eltern nicht, dass die eigenen Kinder glücklich sind? Hier habe ich immer mehr das Gefühl, dass keiner wirklich an der Liebe interessiert ist. Hier zählt wirklich nur, was du in die Beziehung mitbringst. Naja und dann gibt es da noch Silas, Zen und mich, die einfach das machen, was sie wollen, ohne auch nur irgendeine Regel zu beachten. So macht das Leben auch meiner Meinung nach einfach viel mehr Spaß. »Also oben ist er nicht« ruft Silas mir von oben zu.
»Hier unten auch nicht. Er wird bestimmt die erst Semester ausspionieren.«
Ich gehe die Marmorstufen zu dem Stockwerk, wo sich unsere Schlafzimmer befinden, hoch. Wir sind das einzige Haus auf dem Campus, wo gerade mal drei Leute wohnen. Silas Vater hat es in unserem ersten Semester gekauft. Keiner von uns weiß, warum Mr. Paxton es gekauft hat, selbst für St. Forks ist das eine Ausnahme. Es gibt zwar noch das Wohnheim Acht, wo Tessa wohnt, doch das Gebäude ist eher ein Zustand als ein Haus. Ich öffne die Tür zu meinem Zimmer. Es sieht genauso aus, wie ich es zurückgelassen habe. Der Geruch von Weed und frisch gewachsener Wäsche dringt mir in die Nase. Es fühlt sich mehr nach zuhause an als die Villa meines Vaters in Italien, wo ich ständig von irgendwelchen Bediensteten umringt bin, die mir immer nur in den Arsch kriechen wollen. Die Bierflaschen und Drogentütchen, die das Zimmer immer so aussehen lassen, als würde irgendein armer Schlucker hier drin hausen, sind verschwunden. Unsere Haushälterin Mrs. Grusco hat wie immer beste Arbeit geleistet. Mein Vater dachte, dass ich mein zuhause vermissen würde also schickte er letztes Jahr meine Lieblings Haushälterin nach St. Forks. Obwohl ich glaube, dass er es eher gemacht hat, um mich zu kontrollieren. Blöd für ihn, denn Mrs. Grusco liebt mich wie einen Sohn und erzählt meinem Vater nicht eine Sache, die wir hier so manche Male anstellen. Was nicht nur für mich gut ist, sondern auch für Silas und Zen. Denn keiner von uns hat Lust darauf, dass unsere Familien erfahren, was hier manchmal so abgeht. Das würde keiner von ihnen dulden. Denn Gott bewahre, dass wir noch den guten Ruf unserer Familien beschmutzen. Im Zimmer schmeiße ich mich aufs Bett und atme einmal tief durch. Es ist komisch, wieder hier zu sein. Alles wird entweder total anders werden oder sie kehren alles unter dem Teppich, was der Elite ähnlich sehen würde. Noch gibt es weder eine Stellungnahme noch neue Regel. Die einzige Änderung ist, dass es jetzt professionelles Sicherheitspersonal gibt.
Ach, ich hasse diese Leute hier einfach.
»Hey, er ist in der Mensa.« Silas steht in meiner Tür und starrt mich besorgt an. Ich weiß, dass er darauf wartet, dass ich endlich anfange zu reden. Aber da konnte er lange warten. Er muss wirklich lernen, dass ich kein kleines Kind mehr bin. Wenn ich reden wollen würde, würde ich es tun. Auch wenn es vielleicht besser wäre, einfach mal alles raus zulassen, wüsste ich nicht mal, wo ich anfangen soll, selbst wenn ich wollen würde.
»Dann los« Mit einem Schwung bin ich auf den Beinen und werfe mir noch eine der Pillen rein, die ich gerade noch in einem Tütchen gefunden habe. Silas’ Augen sehen mich wieder streng an. Doch ich wehre seine stumme Gegenwehr mit einer Handbewegung ab. Wenn Zen jetzt schon in der Mensa ist, hat er seinen üblichen Rundgang auf der Suche nach Frischfleisch - wie er es immer nannte - beendet und suhlt sich jetzt in der Aufmerksamkeit irgendwelcher Tussis. Wir nehmen wie immer den Weg zwischen den Gebäuden entlang. Die Gärten erstrecken sich über das gesamte Gelände und überall sind kleine Wege eingearbeitet. Kurz bevor wir zur Mensa abbiegen, kommt Fee und ihre Horde von Zicken um die Ecke.
»Hallo Silas, schön Ferien gehabt?« säuselt sie so süß, dass ich kurz davor war, Diabetes zu bekommen. Fee ist eine Schlange mit Zuckerguss überzogen und dieser Zuckerguss ist pures Gift. Seitdem ich sie das erste Mal vor zwei Jahren getroffen habe, konnte ich sie nicht leiden. Auch wenn sie steinreich ist, hat sie einfach keine Klasse. Sie ist in meinen Augen einfach nur billig. Leider kann Silas einfach seine Finger nicht von ihr lassen, was ich allerdings absolut nicht verstehen kann. Sie sind einander versprochen worden - im jungen Alter von gerade mal 12 Jahren. Abartig!
Aber für ihre Eltern waren sie die perfekte Verbindung. Fees Mutter stammt von irgendeiner englischen Adels-Line ab und ihr Vater ist Senator. Mr. Paxton auf der anderen Seite ist Richter am Obersten Gerichtshof und Mrs. Paxton ist eine der Top Scheidungsanwältinnen der East Coast. Angewidert beobachte ich die beiden und fühle mich völlig fehl am Platz. Die Blicke der Tussis, die sich hinter Fee sammeln, ignoriere ich. Silas ist wie ein Junkie in ihrer Nähe und so langsam nervte es einfach nur noch. Lustig ist nur, dass jeder auf dem Campus weiß, dass Silas ständig andere Mädchen fickt und es Fee nicht mal stört. Wenn man so etwas wahre Liebe nennt, dann weiß ich es auch nicht mehr. Auf der anderen Seite hat sie nicht das gleiche Recht. Nicht dass es Silas interessieren würde, aber Fee verkauft sich einfach nicht unterm Wert. Für sie gibt es nur Silas. Wie immer schenkt sie mir keinerlei Beachtung, während sie Silas wie ein unschuldiges Schulmädchen anlächelt und über ihren Sommer erzählt. Unschuldig, dass ich nicht lache. Mir würden andere Adjektive für dieses Miststück einfallen. Lola, das brünette Mädchen neben Fee, probiert krampfhaft meine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Sie lächelt mich dümmlich an und dreht dabei ständig ihre Strähne um ihren Finger. Gott, es ist so verdammt langweilig, wie einfach sie es einem machen. Ich müsste nur mit den Fingern schnipsen und die brünette Barbie würde alles für mich machen. Mich ödet dieser Mist einfach nur noch an. Im Augenwinkel beobachte ich, wie sich Silas zu ihr herunter beugt und sie küsst, als wäre sie das einzige Mädchen in seinem Leben. Die Galle kommt mir hoch - nicht mal für 10.000$ würde ich dieses Biest küssen.
»Komm jetzt, Zen wartet.« Ich greife Silas am Arm und ziehe ihn unter dem Postest von Fee in Richtung Mensa.
»Danke Bro« sagt Silas während er sich mit der Hand über den Mund wischt. Es ist einfach jedes Mal das Gleiche. Wenn er doch gar keinen Lust auf diese Bitch hat, warum lässt er sich dann doch jedes Mal wieder auf sie ein.
»Ja ja.«
Er weiß, wie sehr mich diese Sache ab nervt und trotzdem lässt er sich jedes Mal wieder von mir oder Zen aus der Situation retten. Was ich nicht verstehe, denn zu anderen Mädchen ist er so kalt, dass sie mir manchmal sogar leidtun. Endlich erreichen wir die Mensa und beim Reingehen fällt mir sofort die Menschentraube von Mädchen um einen der Tische auf.
»Ich glaube, wir müssen nicht lange suchen.« Ich zeige lachend auf den Tisch in der Mitte der riesigen Halle. Silas und ich bahnen uns unseren Weg zu dem Tisch. Immer wieder spüre ich irgendwelche Blicke auf mich, aber daran habe ich mich schon gewöhnt. Am Rande der Menschentraube, die ausschließlich aus Mädchen besteht, bleiben wir stehen. Ich räuspere mich und die Mädel springen sofort zur Seite. Ein Grinsen entsteht auf meinem Gesicht. Sie benehmen sich, als wären wir Gott und ich kann nicht sagen, dass es mir nicht gefällt. Neben Zen lass ich mich auf die Bank fallen.
»Hey, alles gut?« begrüßt Zen uns, der wie immer in der Aufmerksamkeit zu baden scheint.
»Ja, alles gut. Hast du deine Runde schon gemacht?« fragt Silas Zen über den Tisch.
»Ja, gibt viel Frischfleisch dieses Jahr.« Zen klingt dabei so, als wäre er ein Löwe, der sich gerade seinen neuen Speiseplan angeschaut hat. Um uns herum sitzen Mädels jeglicher Jahrgänge und betteln förmlich um unsere Aufmerksamkeit. So Gott verdammt billig. Mehr sind sie in meinen Augen nicht - billige kleine Schlampe, die auf der Suche nach dem größten Fisch über Leichen gehen. Zwischen Mädchen scheint es sowieso nicht so etwas wie Loyalität zu geben. Nicht nur einmal habe ich schon beobachtet, wie sie sich gegenseitig ein Messer in den Rücken stechen, wenn es darum geht, bei einem von uns zu landen. Soll uns nur Recht sein. Dann brauchen wir uns noch weniger anstrengen, als wir sowieso schon tun.
»Habt ihr schon von der Stipendiatin gehört?« fragt uns Zen und beachtet dabei nicht mal mehr das rothaarige Mädchen, was krampfhaft versucht, seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
»Nein. Seit wann haben wir den sowas?« Silas klingt genauso verwirrt wie er aussieht. Normalerweise ist er unsere wandeln Informationsstelle. Ich knabbere teilnahmslos an einer der Pommes, die ich mir von Zens Teller geklaut habe. Ich verstehe zwar nicht, was daran so besonders ist, aber irgendwie wirkt es eher schon gemein, einen Bauern unter den Adel zu schmeißen, als wären sie irgendein Tier. Ob es das Mädchen mit den bunten Haaren ist, das mir vorhin in die Augen gesprungen war. Sie würde auf jeden Fall dazu passen. Denn man hat ganz deutlich gesehen, dass sie keine von uns ist oder wenigstens nicht mit Reichtum geboren ist. Bei dem Gedanken muss ich grinsen. Manchmal sind wir wirklich wie Tiere. Wir können schon von Weitem erkennen, ob jemand zu uns gehört oder nicht.
»Ja, ich bin vorhin in sie rein gerannt oder besser gesagt sie in mich. Es wundert mich ja, dass Fee es dir nicht sofort erzählt hat.« Zen mag Fee noch weniger als ich sie mag. Nach dem Vorfall im letzten Jahr ist nich mögen noch untertrieben. Er hasst sie genauso sehr wie ich Rauchen hasse, was definitiv gut beschreibt, was Fee für einen Stellenwert in unserem Leben hat.
»Könnt ihr euch einfach mal verpissen.« schreit Silas die Mädchen um uns herum an. Es macht ihn wahnsinnig von so vielen Menschen umringt zu sein, was komisch ist, da er ein Partyanimal ist. Nicht eine Party ohne Silas, das ist schon fast eine unausgesprochene Regel in St. Forks. Er hasste es zwar im Mittelpunkt zu stehen, aber gib ihm Whiskey und einen oder zwei Joints und er ist eine andere Person. Die Mädchen verschwinden in sämtlichen Himmelsrichtungen, was mir nur recht ist. Ich verstehe nicht, wie Zen mit diesem ständigen Anhimmeln leben konnte. Zen lebt praktisch dafür, im Mittelpunkt zu stehen und diese billigen Schlampen geben ihm genau das. Manchmal frage ich mich, wie wir alle drei so unterschiedlich sein können und gleichzeitig uns blind verstehen. Doch vielleicht ist das genau der Grund. Wir geben uns allen Freiraum und stehen trotzdem geschlossen zueinander.
»Wann schmeißen wir unsere Willkommen-zurück-Party?« fragt Zen in die Runde. Man kann praktisch spüren, wie aufgeregt er nur bei dem Gedanken an die Party ist. Jedes Jahr veranstalten wir mehrere Partys, aber die erste im Jahr ist immer die Party aller Partys. Normalerweise sind wir sehr streng mit denen, die kommen dürfen, aber einmal im Jahr öffnen wir für alle, die unsere Türen wollen.
»Ich denke, wir sollten es morgen machen.« Silas Augen treffen meine und ohne Worte weiß ich, was er mir mitteilen will. Mir ist längst bewusst, wie sehr Zen diese Party braucht oder vielleicht brauchen wir sie alle.
»Guten Morgen, wie war deine erste Nacht?« Ich erschrecke mich, als ich Tessa hinter mir höre. Ihre pinken Haare hat sie zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden und ein viel zu großes T-Shirt, das schon fast wie ein Kleid wirkt, sitzt locker auf ihren Schultern. Das T-Shirt lässt sie noch kleiner und zierlicher wirken.
»Guten Morgen, ganz gut« antworte ich ihr und probiere meinen Puls wieder auf Normalzustand runterzufahren.
Ohne mich weiter zu beachten, öffnet sie einen der drei Hängeschränke, die so aussehen, als würden sie jeden Moment von der Wand fallen und fängt an, sich einen Instantkaffee zu machen. Ich rümpfe meine Nase. Wenn es eine Sache gibt, die ich hasse, dann ist das Kaffee. Es ist einfach eklig. Schon der Geruch lässt meinen Magen zusammenziehen. Vielleicht auch, weil mich der Geruch auf eine Art an Zuhause erinnert. Gedankenverloren beobachte ich, wie sich Tessa ihren Instantkaffee zubereitet und frag mich, wie schon so oft seit gestern, warum wir nur zu zweit in dieser Bruchbude leben. Vielleicht bin ich doch nicht die Einzige, die kein Geld hat an dieser Schule aus Ober-reichen. Doch wenn ich so darüber nachdenke, was Tess gestern an Klamotten getragen hat, liege ich hundert Prozent daneben. Sie scheint zwar einen ganz anderen Kleidungsstil zu haben als die anderen Mädchen hier, aber dennoch sah ihre Kleidung nicht gerade billig aus.
Daher verstehe ich nicht, warum sie in diesem Haus, das mehr als nur ein bisschen in die Jahre gekommen ist, lebt. All die andern Häusern schreien förmlich nach Luxus
»Sag mal, ist da ein Grund, warum nur wir hier wohnen ?« frage ich einfach gerade heraus. Tess dreht sich langsam zu mir herum und sieht mich an, als hätte ich gefragt, wer Gossip Girl ist.
»Weil wir die Bauern in ihrem Spiel sind.« Ohne mir auch nur einen weiteren Blick zu schenken, verschwindet die Treppe hoch.
Was für ein Spiel? Oder war das nur eine Metapher für irgendwas.
Ich bin verwirrt. Ist das hier irgend so ein Ding, dass man entweder unfreundlich ist oder aber kryptisch spricht. Da bekommt man ja ein Schleudertrauma. Gedankenverloren wandere ich zurück in mein Zimmer, um mich auf den ersten Tag vorzubereiten. Das Gefühl, dass hier irgendwas nicht stimmt, lässt mich erschaudern. Ich fühle mich immer mehr wie ein Reh, dass man mit einem Haufen Pumas in einem Käfig gesperrt hat und jetzt Wetten darauf abschließt, wie lange das Reh es überlebt. Meine Aufregungen machen mich so ungeschickt, dass ich mir erstmal meine Fundationen über die Hose kippe. War ja wieder typisch für mich. Zum Glück habe ich mir noch nicht die Schuluniform angezogen, die zum Unterricht Pflicht ist. Als ich gestern Nachmittag meine Sachen von der Reinigung abgeholt habe, ist mir gleich aufgefallen, wie kurz der Faltenrock ist. Das macht mich noch nervöser. Ich bin einfach nicht so ladylike. Mir müsste erstmal jemand erklären, wie ich mich mit dem Ding richtig hinsetzen soll. Zuhause habe ich Hosen getragen und vielleicht mal ein Kleid, aber das war dann auch immer lang genug, dass ich mir darüber, wie ich mich hinsetze, keine Gedanken machen musste.
Ich schaue in den kleinen Handspiegel. Zufrieden bin ich zwar jetzt nicht unbedingt mit meinem Make Up, aber was soll’s. Ich habe dafür jetzt keine Zeit mehr. Schnell schlüpfe ich in die weiße Bluse, den waldgrün-weiß karierten Rock und ziehe noch die langen Kniestrümpfe an. Dann schlüpfe ich noch in die schwarzen Ballerinas. Auch wenn hier vermutlich sämtliche Mädchen in High Heels umher rennen werden, habe ich kein Bedürfnis danach, mir gleich am ersten Tag sämtliche Knochen zu brechen. Beim Rausgehen werfe ich mir die ebenfalls wald-grüne Jacke mit dem Schulwappen und meiner Schultasche über. In diesem Aufzug fühle ich mich mehr wie nur ein bisschen unwohl, doch was soll's. Wenigstens würde ich dann weniger auffallen.
Wenn wir alle das Gleiche tragen, wird der Unterschied zwischen, wer hat am meisten und wer am wenigsten, nicht mehr auffallen. Vermutlich werde ich trotzdem angestarrt wie ein bunter Hund. Meine Haare sind schon auffällig und dann scheint auch noch jeder zu wissen, dass ich die Stipendiatin bin. Naja und offensichtlich wohne ich auch noch in einer Bruchbude. Mehr kann es eigentlich gar nicht zeigen, wie weit davon entfernt ich bin, zur Elite zu gehören. Was ich mich allerdings immer wieder frage, ist, warum scheint Tess so anders zu sein? Dann auch noch ihr Kommentar vorhin, aus dem ich einfach nicht schlau wurde.
Irgendwie ergibt das alles keinen Sinn. Sämtliche Menschen, die ich bis jetzt gesehen habe, sehen aus, als würden sie Geld scheißen. Tess hingegen wirkt fast schon arm gegen diese Bonzen, auch von ihrem Kleidungstil passt sie so gar nicht zu den anderen hier. Nicht, dass es aussehen würde, als ob sie billige Kleidung trägt. Es sind definitiv Designerstücke, aber im Gegensatz zu den anderen Schülerinnen hier, die immer aussehen wie aus dem Ei gepellt, sieht Tess eher aus wie eine wilde Punkerin. Auch ihre Haare sehen so aus, als würde sie mit Absicht wollen, dass sie nicht dazu passt. In diesem Moment kommt Tessa die Treppe hinunter geschlendert und grinst mich an. Sie hat ihre Uniform auf ihre ganz eigene Art aufgehübscht. Ketten hängen wie ein Gürtel um ihre Hüfte und zieren damit den grün karierten Faltenrock. Dazu trägt sie eine Netzstrumpfhose, overknee Socken und Doc Martens. Das alles schreit definitiv ´Rebbel´. Ihre Bluse hat Tessa zusammengeknotet, so dass es so wirkt, als wäre es Crop Top. Ihre Jacke liegt locker um ihre Schultern.
»Was?« Tess bleibt vor mir stehen, als sie meinen Blick sieht und mustert meine absolut nach den Regeln gestylten Uniform.
»Ähm, ich glaube, das ist gegen die Schulordnung.« sage ich schüchtern und weiche ihrem Blick aus.
Was geht es mich überhaupt an?
Tessa kann tun, was sie will.
Wer denke ich, wer ich bin?
»Soll ich dir was sagen? Mir sind Regeln genauso egal wie den Jungs hier die Mädchen.« Ich bin nicht ganz sicher, ob es feindselig klingen sollte oder nicht. Tess funkelt mich aus ihren braunen Augen an. Sie weiß definitiv, wie sie sich unter der Elite zu verhalten hat. Da ist keine Unsicherheit - nicht wie bei mir gestern.
»So meinte ich das nicht. Sorry« sage ich kleinlaut. Am liebsten würde ich im Erdboden verschwinden. Warum bin ich nur immer so?
»Ist schon gut. Bei mir sagt keiner irgendwas und selbst wenn, wäre es mir egal.« Tessa legt eine Hand auf meiner Schulter und gemeinsam gehen wir durch die Tür. Ich frage mich, wie sie das meint. Interessiert es wirklich niemanden wie sie rumlief und warum scheint ihr irgendwie alles so egal? Wir gehen den ganzen Weg stillschweigend nebeneinander her. Die Gehwege sind heute noch überfüllter als gestern. Überall drängeln sich Studenten aneinander vorbei und lassen mich nur noch kleiner fühlen. Immer wieder zupfe ich an meinem Rock herum, der meiner Meinung nach einfach zu kurz ist. Ein einziger Windstoß und ich würde entblößt dastehen.
»Alles ok?« Tess muss meine Nervosität gespürt haben. Denn sie bleibt neben mir stehen und schaut mich fragend an.
»Ja, alles ok. Nur dieser blöde Rock.« Immer noch zupfe ich mich nervös an ihm herum. Wenn ich doch nur so selbstbewusst wie Tessa oder die anderen Mädchen hier wäre. Ich bin sowieso schon nervös wegen der neuen Schule und den anderen Schülern, da wollte ich mich nicht auch noch so Gott verdammt unwohl fühlen.
»Du bist nicht so der Rock Typ?« Tessa trifft genau ins Schwarze. Gib mir meine Jeans und ich bin glücklich. Dieses Ding war einfach nur Folter.
»Ne, nicht wirklich« gestehe ich ihr. Es ist mir so peinlich. Die anderen machen doch auch nicht so eine große Sache daraus. Doch für mich ist es nun mal eine große Sache. Da konnte ich mich anstrengen, wie ich wollte, um es zu überspielen. Ich kann halt einfach nicht die Tatsache verdrehen, dass ich aus der Mitte nirgendwo komme.