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Nach dem Attentat erwacht Vina in ihrem Krankenhausbett und glaubt, dass ihre Welt wieder in Ordnung ist. Doch Silas, der Sohn der Paxton Familie mit den dunklen Augen und einer Vorliebe für Messer, verhält sich merkwürdig. Auch der Stalker beginnt erneut sein gefährliches Spiel. Auf einer Feier der Paxtons, die Vina nicht hat kommen sehen, beschließt sie, das Spiel der Elite mit zu spielen um sich das wieder zu holen, was eigentlich ihr gehört. Doch die Elite spielt mal wieder ihr ganz eigenes Spiel. Plötzlich ist Vina mit einer neuen Gefahr konfrontiert, die sie nicht mal mehr hat ahnen können. In dieser Welt voller Intrigen und Lügen ist Jake der Einzige, dem Vina noch trauen kann. Doch auch er birgt etwas Dunkles mit sich, das alles verändern könnte. Tauche ein in die düsteren Abgründe der Saint Forks Akademie und begleite Vina auf ihrer Suche nach der Wahrheit – koste es, was es wolle. Wer wird am Ende an ihrer Seite stehen? Wer wird sie verraten? Wie weit wird der Stalker gehen? Und welche Entscheidung muss Vina treffen, um das Spiel der Elite zu überstehen?
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Inhalt
1. Silas
2. Zen
3. Jake
4. Vina
5. Silas
6. Vina
7. Zen
8. Vina
9. Silas
10. Vina
11. Silas
12. Zen
13. Vina
14. Silas
15. Vina
16. Jake
17. Vina
18. Zen
19. Vina
20. Zen
21. Silas
22. Zen
23. Vina
24. Zen
25. Vina
26. Silas
27. Vina
28. Silas
29. Vina
30. Jake
Und zum Schluss...
Bonus
Impressum
Triggerwarnung
Hey, Zen hier. Na habt ihr uns schon vermisst? Keine Sorge - so schnell werdet ihr uns nicht los. Ich hoffe inständig, das Ende von Buch eins hat euch nicht eure kleinen süßen Herzen gebrochen.
Doch hat es? Oh, dann sollte ich euch vielleicht warnen, denn in dem was vor euch liegt, wird Herzschmerz eine große Rolle spielen. Ich habe schon immer gesagt - wir sind keine netten kleine Schoßhunde und genauso wie ich unsere kleine Vina gewarnt habe, sich von uns fernzuhalten, werde ich es jetzt auch bei euch tun.
Das hier ist nicht das Happy End, das ihr sucht. Glaubt mir, da sind wir noch lange nicht. Vielleicht wird es auch nie eins geben, wer weiß das schon. Was euch in diesem Buch erwartet, ist genau das, wovor ich Vina gewarnt habe. Denn ihr werdet nicht nur ihr kleines Herz brechen hören, sondern auch eures. Und keiner von uns wird da sein um euch aufzufangen. Auf so etwas stehen wir nicht. Ihr wusstet, auf was ihr euch einlasst. Ich habe es damals schon gesagt und werde es auch jetzt wiedersagen. Eure Schreie und eure Tränen werden unser Antrieb sein, weiterzumachen und wir werden erst dann aufhören, wenn wir dich mit uns in die dunkle Welt, die in unseren Köpfen spuckt, mitgezogen haben. Reicht dir das um zu verstehen, was für ein Buch das hier ist oder brauchst du es noch deutlicher? Eines sollte dir klar sein, nur weil wir kurz mal unsere Herzen öffnen, heißt das noch lange nicht, dass wir nicht die kranken Bastarde sind, die wir nun mal sind. Wenn du damit nicht umgehen kannst, verpiss dich.
Weder Silas noch Jake noch ich haben Lust, uns um deine Tränen zu kümmern. Das Einzige was wir tun werden, ist sie noch zu verstärken. Silas wird dir mit seinem Messer ein Kunstwerk auf die Haut zaubern und nein, ich werde ihn nicht davon abhalten, es zu übertreiben. Jake wird mit deinem Herz spielen, so lange bist du dir nicht mehr sicher bist, ob du seinen Worten glauben kannst oder nicht. Und ich werde dich in meinen Abgrund mit runterziehen und dir Schmerzen zufügen, die dir bis zum heutigen Tage fremd waren und du vermutlich nicht gedacht hättest, dass du sie brauchst.
Falls du jetzt also immer noch das Bedürfnis hast, dieses Buch zu lesen, dann herzlich willkommen. Falls du allerdings jetzt schon Angst hast, solltest du besser wegrennen. Denn einmal angefangen, werden wir dich nicht mehr gehen lassen und glaube ja nicht, dass wir von dem Betteln und Flehen weich werden würden. Das wird nicht der Fall sein, ihr Süßen. Also rennt lieber so lange ihr noch könnt.
Für all diejenigen, die jetzt schon ein feuchtes Höschen haben, ist das hier genau das, was euer versautes Gehirn gesucht hat. Folgt uns in die Welt der Elite aus Reichtum, Macht, Intrigen, Stalker, Gewalt, herbe Worte, derben Sprüchen und noch kaltherzigeren Bitches.
Willkommen zurück an der Saint Forks Akademie
Zen
Für alle die die Dunkelheit
genauso sehr zum heilen
brauchen wie ich
Das ist noch nicht mal
annähernd das Ende.
Herzlich Willkommen
zurück an der
Saint Forks Akademie.
Passt auf euere Herzen auf.
Kapitel 1
Silas
Das Piepsen der Geräte, an die Vina angeschlossen ist, tut mir allmählich in den Ohren weh. Sie sieht schlecht aus - immer noch so verdammt schlecht. Wütend balle ich meine Faust zusammen und unterdrücke den Drang, irgendwas kaputt zu schlagen. Zwei Monate. Zwei verfluchte Monate liegt sie jetzt hier und sieht nicht besser aus als an dem Tag der Gala. Sie ist noch immer kreidebleich und auch aus dem Koma ist sie noch nicht wieder aufgewacht. Der einzige Unterschied ist, dass sie nicht mehr in Blut getränkter Kleidung vor mir liegt. Wieder spüre ich die Übelkeit, die mir in den Hals wandert, als ich an die Gala denke. Die Bilder sind allgegenwärtig.
Diese Bilder, die ich nie wieder aus meinem Kopf bekomme, wie ich dabei zusehen muss, wie mein bester Freund verzweifelt sein Sakko auf die klaffende Wunde auf Vinas Brust drückt. Wie Jake nach Hilfe ruft, während ich mich entscheiden muss, dem maskierten Täter, der einfach in der Menge verschwunden ist, hinterher zu jagen oder ob ich mich zu Vina durchkämpfe.
All diese Bilder verfolgen mich seit zwei Monaten. Keiner von uns kann schlafen und keinem von uns geht es gut. Jake weicht nicht eine Sekunde von Vinas Seite, was bedeutet, dass er nach mehreren Diskussionen mit Ärzten und Krankenschwestern einfach beschlossen hat, dass er so lange im Krankenhaus leben wird, bis sie aufwacht. Zen auf der anderen Seite verfällt wieder in alte Muster, die mir nur zu gut bekannt sind. Jeden Tag wirft er sich irgendwas ein und ständig verschwindet er sonst wo hin, nur um nach ein paar Tagen wiederaufzutauchen. Doch eine Sache ist anders als früher. Er schottet sich zwar von mir und vor allem von Jake ab aber nicht von Vina. Selbst wenn er für mich einige Tage verschwindet, taucht er immer wieder im Krankenhaus auf und sitzt an ihrem Bett. Und ich - ich erlaube mir einfach nicht, auch noch zu zerfallen.
Jeder Tag ist ein Kampf, den ich nicht nur bereit bin für Vina zu kämpfen, sondern auch für Zen kämpfen muss. Ich weiß, sonst werde ich ihn dieses Mal verlieren.
Während ich Vina beobachte, die zwar nicht gut aber dennoch friedlich aussieht, fällt mir wieder das ernste Gespräch mit meinem Vater ein. Er, wie auch meine Mutter, die ja sowieso nur meinem Vater nachspricht, was er ihr vorgibt, wollen die Verlobung mit Fee bekannt geben, um diese Tragödie, wie sie die Sache mit Vina betiteln, von etwas Schönem überdeckt wird. Mit Händen und Füßen habe ich mich dagegen gewehrt, habe aber dennoch verloren. Wenn ein Paxton etwas will, dann bekommt er das auch. Schon alleine bei dem Gedanken daran zieht sich alles in mir zusammen. Ich habe wirklich wichtigeres zu tun, als auf unser makelloses Image zu achten. Aber so ist die Welt der Elite nun einmal. Lieber verschließen wir die Augen vor etwas, als uns einzugestehen, dass es wirklich Probleme in der Welt gibt. Die Polizei ermittelt zwar aber finden tun sie nichts. Der Typ scheint wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Doch jeder von uns dreien denkt, dass er der gleiche Typ ist, der Vina seit Wochen Nachrichten schickt. Seit der Gala ist es zwar ruhig geworden, aber gerade das unterstreicht unsere Vermutung nur noch mehr.
»Hey Bro, willst du auch was aus der Cafeteria?« fragt Jake und lässt mich zusammenzucken.
So wie er mich ansieht, hat er mich schon mehr als einmal gefragt. Schnell schüttle ich den Kopf und beobachte, wie Jake ohne ein weiteres Wort durch die Tür verschwindet. Erst jetzt fällt mein Blick auf dem schlafenden Zen, den ich das letzte Mal vor vier Tagen gesehen habe. Er ist erschöpft, das sehe ich mit den bloßen Augen. Aber ich sehe auch, dass er nüchtern zu sein scheint. Zu mindestens hat er nicht die typischen Augenringe, die er immer bekommt, wenn er sich etwas eingeworfen hat.
»Willst du ein Bild machen?« Kommt es auf einmal von Zen. Verwirrt starre ich ihn an, während er sich gerader hinsetzt und sich durch die ganz und gar nicht gestylten Haare fährt. »Bevor du fragst. Ich bin clean - schon seit drei Tagen und ich habe auch vor, es zu bleiben.« fügt er hinzu.
Ich schenke ihm ein aufbauendes Lächeln und nicke nur kurz, mehr brauchen wir nicht. Zen wie auch ich wissen beide, dass es nicht viel braucht, bis er sich wieder etwas einwirft. Auch wenn ich mir wünsche, dass er es dieses Mal schafft. Aber solange Vina nicht aufwacht, ist er zu instabil. Kurz huschen meine Gedanken dahin, was passieren würde, wenn er sie verliert. Sofort zuckt ein Schmerz, den ich nicht fühlen will, durch meinen Körper. Die Tür springt auf und Jake, der mit einem Kaffee hereinkommt, zieht mich weg von dem Horror, der sich in meinem Kopf abspielt.
»Hast du mir einen mitgebracht?« fragt Zen Jake, während der sich auf seinem üblichen Stuhl, der seit zwei Monaten neben Vinas Bett steht, setzt. Ohne ein Wort dreht er sich zu Zen um und reicht ihm seinen Kaffee. Auch die Beziehung der beiden hat sich verändert, sie verstehen sich besser und helfen sich auf verdrehte Art gegenseitig.
Ich hingegen fühle mich irgendwie allein, nicht nur, dass ich mir Sorgen um Zen machen muss und mich das fast umbringt – nein, ich muss mich auch noch mit dem Scheiß mit Fee herumschlagen. Die Verlobungsfeier, auf die meine Eltern so drängend bestehen, soll in einem Monat auf unsere Yacht stattfinden. Ein Partyplaner wurde längst bestellt, auch wenn ich mehrfach darum gebeten habe, es klein zu halten.
Doch klein ist weder was für die Paxtons noch für die Mandevills. Die Menschen erwarten eine riesige imposante Party für so ein Event von uns, genau das ist es, was mich so krank macht. Die Menschen erwarten es von uns und deswegen dürfen wir nie das tun, was wir wollen. Wenn ich schon dran denke, wie Fee die ganze Zeit um mich herumspringt und mich mit irgendwelchen Fragen zu Farben oder Blumen auf die Nerven geht, kehrt die Wut von vorhin wieder zurück. Wenn ich dann auch noch an ihre ständige bitchige Art denke, wenn ich ihr mitteile, dass ich im Krankenhaus bin oder Zen suche gehe, bekomme ich wirklich Lust, sie mit einem meiner Messer zum Schweigen zu bringen. Wie kann man nur immer an sich selbst denken? Wieder eine Sache, die mir an der Elite auf die Nerven geht. Wir leben alle in einer Bubbel, in der sich alles nur um uns selbst dreht und natürlich darum, was andere Leute von uns denken könnten.
»Silas, warum erhalte ich eine Nachricht von deiner Mutter, die mich herzlich zu deiner Verlobungsfeier einlädt?« fragt Zen mit einem bissigen Unterton. Seine grünen Augen starren mich an, durchbohren mich fast und die Wut, die in ihm hochkocht, ist beinahe greifbar. Auch Jake sieht mich fragend an, allerdings ohne die Hand von Vinas Arm zu nehmen, den er sanft streichelt.
»Ich wollte es euch sagen.« beginne ich, doch da ist Zen schon auf den Beinen und kommt bedrohlich auf mich zu. Ich weiß, was er von Fee hält und ohne Vina hätte er mir wahrscheinlich gesagt, dass ich verrückt wäre, aber er hätte mit mir irgendeinen Plan gesponnen, um mich aus der Sache rauszuholen. Doch jetzt sieht er eher so aus, als würde er darüber nachdenken, wie er mich am besten umbringen kann.
»Ach und wann?« faucht Zen mich an und umklammert das Ende von Vinas Bett so sehr, dass ich Angst habe, dass er es gleich zerbricht. Seine Augen sprühen förmlich Funken und machen selbst mir so Angst, dass ich das hier nicht überleben werde.
»Ich wollte es euch wirklich sagen. Aber ich wusste einfach nicht wie« gestehe ich kleinlaut und lasse mich auf eine der beiden Bänke, die das eigentliche Doppelzimmer zieren, fallen. »Meine Eltern habe mir keine Chance gegeben. Du weißt doch wie sie sind.«
Mein Blick habe ich auf Zen gerichtet, der mich noch immer so ansieht, als würde er sich noch überlegen, wie er mein Leben beendet. Jake auf der anderen Seite starrt mich nur fassungslos an. Auch wenn ich nicht wie er Vina die Liebe gestanden habe, weiß er trotzdem genau, dass sie mir nicht egal ist. Ich fühle mich zur ihr hingezogen und genieße, dass sie keine Angst vor mir hat und mich braucht, aber lieben tue ich sie jetzt nicht direkt. Glaube ich? Irgendwie ist es etwas anderes, was ich noch nicht genau herausgefunden haben. Sie soll Mein sein, aber gleichzeitig will ich sie nicht für mich alleine.
»Ich kenne deine Eltern ja, aber das hat nichts damit zu tun, dass du nichts gesagt hast.« fährt mich Zen wiederholt an und umgreift weiterhin das Bettende so fest, dass seine Knöchel weiß hervortreten.
»Ach, hat es das nicht. Du warst die letzten zwei Monate genug neben der Spur, da brauche dir nicht auch noch mit meinem Scheiß in den Ohren zu liegen. Davon mal abgesehen, warst du nicht mal clean genug, um zu verstehen, was ich sage.« feuere ich wütend zurück. Jetzt bin ich es, der seine Knöchel knacken lässt. Auch wenn Zen recht hat, werde ich mir nicht vorhalten lassen, dass ich mich um ihn sorge.
»Das ist doch Schwachsinn.« brüllt mir Zen entgegen, was ihm einen mahnenden Blick von Jake einbringt. Sofort sieht Zen schuldig drein, eine weitere Sache die sich geändert hat. Er lässt sich von Jake etwas sagen, zu mindestens, wenn es um Vina geht.
»Schwachsinn, ernsthaft? Ich wusste manche Tage nicht mal mehr, ob du noch lebst.« fahre ich ihn an und werde mit jeder Sekunde wütender.
»Du willst das also wirklich durchziehen?« fragt Zen auf einmal gar nicht mehr so bissig. Jetzt ist es Sorge, die in seiner Stimme mitschwingt. Seit Jahren scherzen wir immer wieder, dass wir einfach zusammen verschwinden und nie wieder zurücksehen. Doch jetzt ist alles anders. Ich kann vielleicht ohne Vina leben, auch wenn es selbst mir schmerzen würde, aber Zen kann es nicht und das weiß ich definitiv seit der Gala. Sein Herz schreit nach ihr und dass sie auch noch seine Vorlieben so sehr befürwortet, ist eine Sache, die ihn an sie bindet ohne es zu wollen.
»Ich will nicht, aber ich sehe keine andere Möglichkeit und erstmal geben wir nur die Verlobung bekannt.« erkläre ich und fange an, gedankenverloren mit einem meiner Messer herumzuspielen.
»Du weißt, dass danach schnell die Hochzeit kommt. Das kannst du nicht ernsthaft wollen.« sagt Zen und diese Frage tut weh. Denn es liegt so viel Wahrheit drin. Wir alle wissen wie sowas in unseren Kreisen abläuft. Du gibst die Verlobung bekannt und ein paar Monate später, was schon lang ist, folgt die Hochzeit.
»Ich will nicht, aber ich sehe auch keine andere Möglichkeit aus der Sache rauszukommen.« gestehe ich, nicht nur Zen, sondern auch mir selber ein. Zen will noch was sagen, als wir von dem immer schneller werden Piepsen von Vinas Gerät, das ihren Herzschlag anzeigt, aus der Diskussion gerissen werden.
Jake lehnt sich über sie und streicht ihr immer wieder sanft über das Gesicht, während auf einmal die Tür aufspringt und ein Haufen an Ärzte und Schwestern hineinstürmen.
»Was passiert mit ihr?« schreit Zen eine der Krankenschwester an, die erfolglos probiert, ihn zur Seite zur schieben. Auch Jake will nicht von Vinas Seite weichen, die jetzt röchelnde Geräusche von sich gibt, die ganz und gar nicht nach der schönen Vina klingen.
»Sagen sie uns jetzt endlich, was hier passiert!« schreit Jake jetzt los und greift eine Schwester fest an den Arm, die sich aber nicht weiter um ihn schert.
In dem ganzen Getümmel probiere ich Jake und Zen irgendwie aus dem Weg zu bekommen, was sich als äußert schwierig gestaltet. Erstens, weil die beiden sich wehren und zweitens, weil ich selbst in Sorge um Vina versinke. Erst als nach zwei Minuten, die sich unendlich anfühlen, das Piepsen sich wieder beruhigt und dieses schreckliche Röcheln von Vina aufhört, fangen wir drei uns an zu entspannen. Der Arzt, der Vina seit zwei Monaten betreut, dreht sich zu uns herum und dann bildet sich ein Lächeln als er zur Seite tritt.
»Sie atmet wieder von alleine, was ein gutes Zeichen und ein Anzeichen sind, dass sie bald aufwachen wird.« erklärt er uns. Beim Rausgehen legt er eine Hand auf Jakes Schulter und schenkt ihm ein aufbauendes Lächeln.
Schnell springt Jake wieder an Vinas Seite und auch Zen und ich gesellen uns dicht an ihr Bett. Vergessen ist die Sache mit Fee. Jetzt zählt nur Vina, die endlich bereit zu sein scheint, wieder zu uns zurückzukehren.
Stunden vergehen, in denen Zen und ich Jake lauschen, wie er Vina gefühlt ein Ohr abkaut. Stunden, in denen wir einfach nur dasitzen und auf das Mädchen, das unsere Welt auf den Kopf gestellt hat, hinunter starren. Stunden, in denen Krankenschwester kommen und gehen. Stunden, in den es draußen immer dunkler wird und Stunden, in denen wir immer wieder hoffen, dass sie ihre graublauen Augen wieder aufschlägt. Es ist, als würde die Zeit nur so schleichen, als wären Sekunden Minuten, Minuten Stunden und Stunden Tage. Das Ticken der Uhr, die über der Tür hängt, vermischt sich mit dem Piepsen von den Geräten und bildet einen ganz eigenen Song, den ich vermutlich nie wieder aus dem Kopf bekomme. Doch in derselben Sekunde, als ich das Gefühl habe, es nicht mehr auszuhalten, fängt Vina an zu murmeln. Sofort sind wir alle wieder hellwach.
»Was sagt sie?« frage ich Jake, der anstrengend probiert, genau das heraus zu finden. Doch das Murmeln, das Vina von sich gibt, ist zu undeutlich. Gespannt sitzen wir alle da und warten drauf, dass etwas passiert. Wieder und wieder murmelt sie etwas vor sich hin, bis sie auf einmal die Augen aufschlägt und uns alle fast zu Tode erschreckt. Sie sucht den Raum ab, starrt an die Decke, als würde sie probieren herauszufinden, wo sie sich befindet.
»Mi Amore, es ist alles gut.« flüstert Jake sanft und streicht ihr über die Wange. Jetzt springen ihre Augen zu Jake und starren ihn an. Ihr Gesicht sieht fast erschrocken aus, als würde sie noch nicht ganz verstehen, wer da vor ihr sitzt. Wieder streicht er ihr sanft über die Wange, während Zen und ich einfach nur die Szene beobachten.
»Jake.« stößt Vina auf einmal kratzig aus und probiert schwerfällig, ihre Hand zu heben. Jake kommt ihr entgegen und legt ihre Hand an seine Wange, was sie im selben Augenblick ein bisschen strahlen lässt
Alleine dieser Moment treibt mir Tränen in die Augen, die mich aufstehen lassen. Ich trete zur Seite und nehme mir einen Moment, so will ich Vina nicht unter die Augen treten. Sie soll mich nicht so sehen und eigentlich will ich mich selber nicht so sehen. Emotionen sind nicht so meins.
Ich genieße Tränen bei Mädels, die ich ficke, aber doch nicht bei mir selbst. In den Moment, indem ich aufstehe, rutscht Zen ein Stück näher. Jetzt ist er es, der sich wieder mit Vina bekannt machen will. Fast schon als würde er Glas anfassen, legt er seine Hand auf ihre Wange. Das Piepsen der Geräte verrät mir, dass sie sich erschrocken hat.
Doch als das Piepsen nicht abklingt, drehe ich mich besorgt um, nur um im selben Moment fast loslachen zu müssen. Vina fährt Zen über das Gesicht und dieser lehnt sich ihr entgegen, als wäre er ein Hündchen, das gestreichelt werden will. Ihre graublauen Augen versinken wie so oft in seine grünen, die sie immer noch anzuziehen scheinen.
»Zen.« flüstert sie und streichelt wiederholt über sein Gesicht, wobei das Piepsen nicht abnimmt. Immer wieder sehe ich zur Tür, weil ich erwarte, dass die Krankenschwestern gleich wieder das Zimmer stürmen.
»Ich bin hier, Cracker.« flüstert er, während er genießt, wie Vina weiterhin über sein Gesicht streichelt. Langsam, nachdem ich mich wieder gefasst habe, trete ich näher und bleibe hinter Zen stehen, welcher noch immer die Augen nicht von Vina abwenden kann.
Doch ihre Augen schnellen zu mir hoch. Sofort zieht sie mich wieder an, auch wenn ich den Blick, den sie mir gerade gibt, von ihr nicht gewohnt bin. Da ist nicht dieses übliche Verlangen nach Schmerz, das mich so sehr zu ihr hinziehen lässt. In ihren Augen spiegelt sich irgendwie Sehnsucht. Sehnsucht, die ich nicht kenne und die ich auf eine andere Weise fühle als die, die ich in ihren Augen sehe. Ich habe Sehnsucht nach ihr, nach dem Geschmack von Blut, nach dem Feuer, das in ihrem Auge aufblitzt, wenn ich durch die Schicht ihre Haut schneide. Das alles ist meine Sehnsucht, aber ihre ist unergründlich für mich.
»Silas.« flüstert sie zaghaft und streckt immer noch schwerfällig ihre zarten beinahe knochigen Finger nach mir aus. Doch ich bewege mich nicht. Erst als ich die Tränen sehe, die ihr in die Augen treten und den mahnenden Blick von Zen auf mich spüre, trete ich näher.
»Ja, kleine Rose, wir sind alle hier.« sage ich und lasse sie mein Gesicht berühren. Ihre kalten Finger treffen auf meine warme Haut und sofort ist da wieder diese Verbindung, diese eine Sache, die uns verbindet und die jetzt wieder in ihren Augen aufblitzt. Jetzt wo ich ihr so nah bin, weiß ich, dass sie doch die gleiche Sehnsucht verspürt wie ich. Vielleicht sogar eine bisschen stärker als ich. Denn auf einmal blitzt eine Art Erkenntnis durch ihre Augen und blitzschnell greift sie sich an die Brust, nur um im selben Moment schmerzhaft aufzustöhnen. Starr liegt sie da, nur das Piepsen wird mit jeder Sekunde lauter. Im selben Moment schlägt die Tür auf und zwei Krankenschwester, gefolgt von Vinas Arzt, kommen in das Zimmer.
»Seit wann ist sie wach?« fragt der Arzt streng und sieht jeden von uns an, als wäre er einer unsere Väter.
»Fünf Minuten.« gesteht Jake kleinlaut. Wir wissen alle, dass wir hätten Bescheid sagen sollen. Denn genau das, was jetzt passiert, hätten wir verhindern können. Vina gerät wieder in Panik und diesmal können wir sie nicht wie üblich beruhigen. Das Piepsen dröhnt in meinen Ohren, während Vinas Weinen, dass wir alle nur zu gut kennen, den Raum erfüllt. Sie wehrt sich gegen die Schwestern und den Arzt und wird mit jeder Sekunde panischer
»Jake, Zen!« schreit sie immer wieder auf. Ihre Stimme klingt irgendwie falsch, was wahrscheinlich an dem Schlauch in ihrem Hals liegt, den sie für zwei Monaten in ihm stecken hatte.
Mich wundert es nicht mal, dass sie nicht nach mir schreit. Ich war noch nie ihr Sicherheitsnetz. Immer wenn sie einer ihre panischen Anfälle gehabt hat, waren es Zen und Jake, die sie beruhigen konnte. Das bin einfach nicht ich und das wissen wir alle. Nach Minuten schafft es das Personal sie zu beruhigen. Das Piepsen wird wieder leiser und regelmäßiger und Vina liegt still in dem Krankenhausbett.
»Ich wäre sehr dafür, dass sie ihr nicht zusätzlich zu den Verletzungen auch noch einen Herzinfarkt verpassen. Passiert das nochmal, werde ich sie alle des Krankenhauses verweisen.« sagt der Arzt streng, bevor er aus dem Zimmer verschwindet. Mir ist klar, dass er diese Drohung wahr machen würde, aber genauso ist mir klar, dass Jake das nie zu lassen wird.
»Wie konnte das nur passieren?« fragt Jake, während er wieder seinen üblichen Platz einnimmt. Weder Zen noch ich antworten. Wir setzten uns nur ebenfalls auf unsere Plätze und lauschen dem leisen, jetzt ruhigen Atmen von Vina und dem Piepsen des Gerätes, das ich immer mehr zu hassen anfange.
Kleine Rose endlich haben wir dich wieder…doch für wie lange….
Kapitel 2
Zen
»Ich will das nicht mehr.« mault Vina erneut gequält als die Schwester probiert, ihr auf zu helfen.
Seit fünf Tagen sehe ich mir das jetzt an und seit fünf Tagen weiß ich nicht, wie ich Vina helfen soll. Noch immer ist sie schwach auf den Beinen und hat Schmerzen. Aber die Schwestern wie auch die Ärzte sind der festen Überzeugung, dass sie sich bewegen muss.
Doch jedes Mal, wenn es eine Schwester probiert, wird Vina zum kleinen bockigen Kind, dass den Ernst der Lage einfach nicht begreifen will. Jake verschwindet jedes Mal, wenn diese Übungen stattfinden, da er es einfach nicht ertragen kann, wie sehr seine kleine Prinzessin leidet.
Da Silas nun durch seine eigene Dummheit an Fee gebunden ist und ständig mit ihr irgendwelche Dinge unternehmen muss, bleibt es an mir hängen, an Vinas Seite zu stehen.
Mit jedem Tag wird es für mich anstrengender, clean zu bleiben. Ich habe gedacht, sobald Vina wieder ihre Augen aufschlägt, wird dieses Gefühl der Leere verschwinden. Doch nein - mit jedem Tag wird dieses Gefühl erdrückender. Und der Grund, warum dieses Gefühl nicht weniger zu werden scheint, sitzt gerade wie ein Häufchen Elend vor mir auf der Bettkante und erinnert mich herzlich wenig an Vina.
»Ich kann nicht.« meckert sie wieder die Schwester an, die mit einer Geduld, die ich bewundere, wieder und wieder probiert, Vina dazu zu bewegen aufzustehen. Diese ganze Sache geht jetzt schon wieder eine Stunde und wir sind keinen Schritt weitergekommen. Mit einem Gähnen lasse ich meinen Kopf gegen die Wand fallen. Sofort schnellt Vinas Kopf zu mir herum. Ihre Augen funkeln mich böse an und kurz, ganz kurz, vermag ich die alte Vina zu sehen.
»Wenn dich das alles so ermüdet, kannst du auch gerne gehen.« faucht sie mich an und entlockt mir tatsächlich ein leises Lachen. Viel zu lange haben wir nicht unsere Spiele gespielt - sie die Beute, ich der Jäger. Ich sehne mich danach wie sie sich in den Fesseln windet, während ich sie mit genau dem richtigen Schmerz verwöhne, den sie so sehr braucht, um abzuschalten. Noch immer sind ihre Augen mit tanzenden Flammen gefüllt, die meinen Namen flüstern.
»Cracker, hör auf etwas zu provozieren, wo wir beide wissen, dass du es noch nicht aushältst.« sage ich in einem warnenden Unterton, der ihr jetzt ein Lächeln entlockt, welches ich viel zu lange nicht gesehen habe.
Dieses Luder will noch immer spielen. Auch trotz der Schmerzen, die die Wunde in ihre Brust verursacht, sehnt sie sich nach dem Schmerz, den nur ich ihr geben kann.
»Du weißt gar nicht, was ich aushalten kann.« widerspricht sie mir frech und spielt damit gekonnt mit meiner Geduld.
Sie weiß genau, wie sie mich reizen muss. Das Problem ist nur, dass keiner von uns ihr erzählt hat, dass man mich gerade jetzt besser nicht reizen sollte. Nicht, wenn ich gerade mal acht Tage clean bin und seit über zwei Monaten nicht die Möglichkeit hatte, mich abzureagieren. Wenn ich ehrlich bin, gab es genug Möglichkeit.
Schließlich gibt es genügend gierige kleine Schlampen in Saint Forks, aber irgendwie interessiert mich keine von denen. Nicht, dass es vorher anders gewesen ist, ich habe mich noch nie wirklich für sie interessiert. Sie sind Pussy und Münder in meinen Augen, die danach schreien, benutzt zu werden. Bei den meisten Mädels, die ich ficke, weiß ich nicht mal mehr den Namen.
Doch hier stehe ich und sehe auf Vina hinunter, die sich immer noch weigert, aufzustehen, bin clean und habe seit über zwei Monaten in keiner Möse mehr gesteckt.
»Du kannst nicht mal mehr aufstehen, Cracker.« sage ich mit einem provokanten Unterton, bei dem ich weiß, dass er Vina reizt. Wieder funkeln mich ihre graublauen Augen an. Doch auch dieses Mal sehe ich keine Wut. Das einzige was ich sehe, ist das Verlangen, das mich anschreit, sich das zu nehmen, was es so sehr will.
»Du bist ein Arsch.« raunt sie mir entgegen. Die Schwester, die noch immer vor Vina kniet, sieht zwischen ihr und mir verwirrt hin und her, aber sagen tut sie auch nichts, fast so, als würde sie merken, was ich hier tue. Keiner von uns hat Vina die letzten fünf Tage angefasst. Jake hatte sie einmal geküsst, aber als die Geräte wieder ausgerastet sind, hat er es auch schnell unterlassen. Silas kommt selten bis gar nicht und jedes Mal, wenn er hier ist, ist er distanzierter als sonst. Wahrscheinlich, weil Jake wie auch ich ihm gesagt haben, dass er Vina gerne selbst die Sache mit Fee erklären kann. Und ich, ich habe ein Verbot von Silas wie von Jake erhalten, irgendwas zu tun, was ihrer Gesundheit auch nur einen Hauch schaden könnte. Da die beiden deutlich gemacht haben, dass sie mich dieses Mal nicht mit dem kranken Scheiß, der in meinem Gehirn lebt, davonkommen lassen, halte ich mich daran.
Allerdings ist es heute anders. Vina scheint es einen Hauch besser zu gehen und auch, dass Jake gerade heute gleich zwei lange Vorlesung hat, begünstigt meine Gedanken nur noch mehr. Davon mal abgesehen, dass ich auch noch weiß, dass Silas heute bestimmt nicht hier aufschlagen wird, da er mit seinen zukünftigen Schwiegereltern den Mandevilles Essen ist. Da diese in England leben, ist es ausgeschlossen, dass er hier heute erscheint.
»Also, wenn du das jetzt erst bemerkt hast, sollten die Ärzte vielleicht nochmal deinen Kopf untersuchen, Cracker.« erwidere ich und kann mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.
Wieder flammen ihre Augen auf, mit jeder Provokation von mir scheint sie irgendwie neue Stärke zu finden. Mein Grinsen wird breiter, als sie mit einem grimmigen Blick zu mir, das Angebot der Schwester annimmt und mit schmerzverzehrtem Gesicht aufsteht. Auf wackligen Beinen steht sie da und braucht erst mal einen Moment um zu realisieren, dass sie endlich steht. Nach zwei Monaten steht Vina endlich wieder vor mir, auch ich kann es kaum glauben.
»Das reicht für heute« sagt die Schwester und hilft Vina vorsichtig wieder ins Bett. Ihre Brust hebt und senkt sich unter dem arschteuren Pyjama, den ihr Jake unbedingt besorgen musste. Mit einem Lächeln und einem Kopfnicken, das sehr dankbar wirkt, verschwindet die Schwester aus dem Zimmer und lässt uns alleine zurück.
Locker bewege ich mich auf Vina zu, die mich anstrahlt und die Rosen auf ihrem Nachttisch bewundert. Jeden Tag seit zwei Monaten bekommt sie eine von Silas und jeden Tag werden die verwelkten gegen neue ausgetauscht. Rote Rosen, irgendwie finde ich das unpersönlich. Diese Blumen schenkt man doch jeder x-beliebigen aber doch nicht Vina. Über diesen aufgebrachten Gedanken, der sehr untypisch für mich ist, muss ich lachen.
Dieses Mädchen stellt einfach alles auf den Kopf. Verwirrt sieht Vina mich an, als sie mein Lachen hört. Verständlich, wenn man darüber nachdenkt, dass sie es selbst vor dem Vorfall eher selten gehört hat. Lachen und Leichtigkeit ist eine Sache, die sie mit Jake zelebriert, nicht mit mir und so komisch es klingt, ich genieße es, dass jeder von uns ihr irgendwas gibt und keiner von uns ihr im einzeln alles geben kann.
»Über was lachst du?« fragt sie, als ich nicht auf ihren Blick reagiere.
»Die Rosen.«
»Was ist an denen so lustig?«
»Rote Rosen sind irgendwie billig, meinst du nicht?«
»Ich liebe es. Er nennt mich immer kleine Rose. Daher passt es und wenn ich daran denke, wie gerne er mich als Leinwand benutz, passt die Farbe auch recht gut - außer mein Blut ist das einzige auf der Welt, das nicht rot ist.« klärt sie mich auf.
Im Augenwinkel sehe ich wie sie gedankenverloren ihre Finger über die Stelle fahren lässt wo, bevor sie angeschossen wurde, die Narbe, die Silas ihr verpasst hat, prangte.
»Okay, wenn du es so sagst, klingt es fast süß.« gestehe ich und lache wiederholt los. Das bringt mir einen erneuten bösen Blick von Vina ein. »Beruhig dich. Ich lache nicht über deine wunderschönen Rosen, sondern über den Fakt, dass ich Silas und süß in einem Satz verwende.«
Jetzt lacht auch Vina los. Wir beide kriegen uns fast nicht mehr ein und zum ersten Mal seit Wochen ist diese Leere in mir verschwunden. Da ist er wieder, dieser Moment den ich nur mit Vina haben kann.
»Ich habe gestanden.« sagt sie plötzlich und schenkt mir ein Grinsen, das mich sehr stark an das erinnert, dass sie immer trägt, wenn sie sich etwas in ihrem süßen kleinen Kopf zusammenbastelt.
Das erste Mal als ich dieses Grinsen gesehen habe, war an dem Abend unserer privaten Party und wenn mich richtig erinnere, ist sie genau nach diesem Grinsen fast mit allen dreien von uns im Bett gelandet.
»Ja, das habe ich gesehen, Cracker.« raune ich und lasse mich neben ihr auf das Krankenhausbett nieder. Sofort fängt ihr kleines, noch immer etwas schwaches Herz an, schneller zu schlagen.
»Ich hasse dieses Ding.« murmelt sie, während sie die Augen nicht von mir abwenden kann. Sie suchen nach etwas und wahrscheinlich suchen ihre und meine Augen nach dem Gleichem, nach diesem Blitzen in den jeweils anderen Blick, das uns sagt: Fuck it.
»Warum?« frage ich leise, wobei sie wie auch ich ein Stück Näherrücken. Wie gerne würde ich ihre Lippen wieder auf meine spüren und wie gerne würde ich sie wieder benutzen, wie ich es will und sie es braucht.
»Weil es mich jedes Mal verrät und es der Grund ist, warum mich keiner von euch auch nur wagt anzufassen.« murmelt sie beinahe eingeschnappt und lässt mich erneut grinsen. Manchmal bekommt sie mehr mit, als wir denken.
»Also das ist vielleicht der Grund für die anderen beiden, aber bei mir sind es eher Jake und Silas, die mich davon abhalten.« gestehe ich fast schon kleinlaut.
Dieses Geständnis lässt Vina jetzt allerdings Aufsehen. Fragend zieht sie eine Augenbraue hoch und stellt mir die stumme Frage, die ich ihr irgendwie nur zu gerne beantworte. »Naja, die beiden haben gedroht, mir sonst was anzutun, wenn ich mein - ihre Worte nicht meine - krankes Hirn an dir auslebe.«
»So langsam geht mir dieser ganze Bemutterungsmist hier auf die Nerven.« meckert sie und rutsch prompt näher an mich heran. Wieder flammen ihre Augen auf und wieder zieht mich genau das an.
»Cracker, ich meine es ernst. Höre auf etwas zu wollen, was ich dir nicht geben kann.« flüstere ich und zum ersten Mal in meinem Leben halte ich mich bewusst zurück. Denn auch egal wie albern ich das Verhalten von Jake und Silas finde, haben sie dennoch irgendwie Recht. Vina ist gerade mal so wieder auf den Beinen.
»Warum nicht?« fragt sie schmollend wie ein kleines Kind.
»Weil du gerade mal so stehen kannst.« erwidere ich mit etwas Strenge in der Stimme, die genau die falsche Wahl gewesen ist, denn wieder flammt das Verlangen in ihren Augen auf und schreit mich an.
»Für das, was ich im Kopf habe, muss ich nicht stehen.« gibt sie vorlaut zurück, was mich tatsächlich wiederholt zum Schmunzeln bringt.
Meine Güte Cracker, dir scheint es genau wie mir zu gehen.
»Und dann kommen die Ärzte rein, weil sie denken, dein Herz explodiert. Danke, aber darauf habe ich wirklich keine Lust.«
»Verarsch wen anderes, Zen. Du willst mich genauso sehr wie ich dich will.«
»Das bestreite ich überhaupt nicht, Cracker. Deswegen habe ich trotzdem keine große Lust, Jake später erklären zu müssen, warum er hier nicht mehr schlafen darf.« erkläre ich und werde mit jeder Diskussion zu diesem Thema frustrierter.
Mein Schwanz spannt schon längst in meiner Hose und in meinem Kopf läuft ein gesamter Porno mit Vina in der Hauptrolle. Dieses Mädchen wird mich irgendwann noch wegen einem zu harten Schwanz umbringen. Vina mustert mich und als würde sie begreifen, was in mir vorgeht und wie zerrissen ich mich fühle, zieht sie mit einem breiten Grinsen die Bettdecke zur Seite. Elegant wie ihr eben möglich, zerrt sie sich die Pyjamahose hinunter. Das Piepsen des Gerätes wird wieder etwas schneller, bleibt aber noch in dem Bereich, wo er keinen Alarm auslöst. Gefangen von dem, was Vina da gerade tut, starre ich sie an. Ihre Augen halten meine fest und deuten mir dann an, in welche Richtung ich sehen soll. Frech grinsend liegt Vina ohne Slip vor mir.
Der Geruch, der mir entgegen steigt, zieht mich sofort an. Wie ein Junkie, der ich die letzten zwei Monate war, werde ich angezogen. Jeder Muskel in meinem Körper schreit mich an, mir endlich das zu nehmen, wonach ich mich so sehr sehne. Und als würde Vina merken, dass diese Provokation noch nicht zu reichen scheint, lässt sie ihre Finger sanft zwischen ihre Schenkel gleiten.
Erschrocken sehe ich zu ihr hoch. Das hier widerspricht Vinas Natur, aber anscheinend weiß sie sich nicht mehr anders zu helfen. Ein Tier, dass man in die Ecke treibt, fängt irgendwann auch an, um sich zu beißen und genau das scheint dieser Moment für Vina zu sein. Wieder verschnellert sich das Piepsen vom Gerät, doch es bleibt weiterhin im Normbereich. Und dann begreife ich, was Vina da tut.
Sie zeigt mir, dass ich keine Sorge haben brauche und dass sie es schafft, dass ihr kleines, noch nicht ganz wieder heiles Herz, ein bisschen Spaß aushält.
»Okay Cracker, du willst spielen?« frage ich, während ich mich ihren Lippen nähere. Sofort kommt ein Nicken von ihr. »Dann lass uns spielen. Aber ich höre sofort auf, wenn dieses Gerät außerhalb der Norm gerät. Verstanden?« Wieder folgt sofort ein Nicken, gefolgt von einem breiten Grinsen.
Noch zögerlich lege ich meine Lippen auf Vinas. Doch ihr Geschmack erschlägt mich und vergessen sind alle restlichen Zweifel. Da ist nur sie. Nur Vina. Der Kuss ist bedeckt von Sehnsucht und purer, lautstark nach mir schreiender Lust. Sie will mich, sie will, dass ich sie einen Moment vergessen lasse und sie will, dass ich ihr den süßen Schmerz gebe, den ihr Körper so sehr verlangt. Zu lange hat sie die letzten Tage über das Geschehe nachgedacht und auch mir ging es die letzten zwei Monate nicht anders.
Der Kuss wird intensiver und wieder wird das Piepsen kurz lauter, bevor Vina es wieder schafft, es in den Normbereich zu bringen. Ich kann mir ein Grinsen kaum verkneifen, als ich sah, wie sehr es sie anstrengt. Ihr Atmen wird kurz flacher und sie kneift angestrengt die Augen zusammen, was sie irgendwie verflucht nochmal süß aussehen lässt.
»Gut gemacht, Cracker. Mal sehen wie weit ich gehen kann, bevor wir aufhören müssen.« raune ich und zwinkere ihr zu, als ich mich auf den Weg nach unten mache.
Bereitwillig öffnet Vina ihre Beine für mich. Die Lust, die sich auf ihrem Gesicht spiegelt, treibt mich an und erinnert mich an das erste Mal, als wir Spaß miteinander hatten und wie Silas dieses Schauspiel noch perfektioniert hat. Langsam und vorsichtig lasse ich meine Finger an den Innenseiten ihre Schenkel entlangfahren, necke sie mit meiner Berührung. Sofort erhalte ich ein Stöhnen, was ich viel zu lange nicht mehr gehört habe. Ihr gesamter Körper schreit nach mehr. Ihr Atmen fängt schon jetzt an, unregelmäßiger zu werden. Wieder treffen mich Vinas Augen, die jetzt einfach nur noch pures Feuer sind. Ich weiß, dass sie nicht lange durchhalten wird und ich mit Sicherheit leer ausgehen werde, aber dieses Feuer wieder zu sehen, ist es wert.
»Bereit, Cracker?« raune ich, während ich ihre Schenkel mit Küssen und leichten Bissen verziere.
Wiederholt wird das Piepsen lauter und versiegt im selben Moment wieder. Ich kann deutlich hören, wie Vina sich anstrengt, die Kontrolle zu behalten und auch wenn ich es erst nicht erwartete habe, aber dieses Spiel hat etwas an sich, was mich reizt. Die leichten Schweißperlen, die sich auf ihrer zarten Haut abzeichnen, sind mein Gewinn und ich kann es nicht leugnen, sie treiben mich an.
»Cracker, ich warte.« erinnere ich das Mädchen, dass gerade vor meinen Augen mit sich selbst kämpft, einen kühlen Kopf zu bewahren. Schon alleine das macht es weg, dass ich heute leer ausgehe. Langsam und vor allem zögerlich bekomme ich ein Nicken, das nicht sehr überzeugt wirkt. Ihre Augen brennen noch immer und dennoch sehe ich etwas in ihnen aufblitzen, dass mir nicht bekannt ist.
»Hast du Schmerzen?« frage ich nun doch etwas besorgt. Auch wenn ich das hier genauso sehr will wie sie, habe ich kein Interesse daran, ihren Zustand zu verschlimmern.
»Nein.« gibt sie gepresst zurück, während ich zu grinsen anfange und wieder kleine Bisse auf ihrer zarten Haut hinterlasse.
»Sondern?« frage ich mit hochgezogener Augenbraue.
Nochmal beiße ich in ihre Haut und genieße den leichten Abdruck der sich bildet. Wieder wird das Piepsen lauter und wiederholt verstummt es wieder.
»Ich probiere nur dieses Scheißding in der Norm zu halten.« gibt sie zickig zur Antwort.
Diese Aussage entlockt mir ein weiteres Grinsen. Sie will das hier genauso sehr wie ich - nein sie braucht es so sehr wie ich es brauche. Unsere Dunkelheiten tanzen einen Tanz, der uns aneinanderbindet. Wieder beiße ich in ihre Haut, allerdings dieses Mal etwas fester. Sofort bekomme ich die gewünschte Reaktion. Vina bäumt sich soweit auf wie die Wunde es zu lässt und presst mir ihre nasse Mitte entgegen. Das Piepsen wird abermals lauter, nur um im selben Moment wieder abzunehmen. Ohne Vorwarnung lasse ich meine Zunge durch ihre nasse und sich vor Erregung zusammenziehende Pussy fahren. Der Geschmack, der auf meine Zunge trifft, vernebelt mir sofort wieder die Sinne, genauso wie das Stöhnen das Vina von sich gibt. Das leise Stöhnen das sie ausstößt, vermischt sich mit dem Knurren, das aus meiner Kehle kommt. Angestrengt probiert sie das Gerät unter Kontrolle zu halten. Immer wieder lasse ich meine Zunge durch ihre Mitte fahren.
Meine Hände haben ihre Schenkel fest umschlossen und hindern Vina daran, sie zu schließen. Schon nach ein paar Sekunden zuckt der drohende Orgasmus durch ihren Körper. Die Anstrengung, die sie aufbringt, um ihren Plus in Schach zu halten, ist selbst in ihrer Pussy spürbar. Nochmal lecke ich durch ihre auslaufende Mitte, bevor ich mich dazu entscheide, meine Zunge in sie zu stoßen. Ihr Geschmack explodiert noch einmal auf meiner Zunge und zieht mich endgültig mit sich. Noch nie habe ich jemanden so gefickt und noch nie habe ich es genossen, ein Mädchen zu verwöhnen. Doch bei Vina ist jedes Stöhnen wie eine nie enden wollende Melodie, die mir Frieden gibt - nach all der Dunkelheit.
»Willst du kommen, Cracker?« frage ich, nachdem ich spüre wie sie sich in Schüben um meine Zunge verkrampft. Meine Augen huschen zu ihr hoch, heute erlaube ich ein Kopfnicken, die Sache mit dem Gerät und der nahende Orgasmus fordert sie schon mehr als genug.
»Dann komm, Cracker. Komm auf meiner Zunge und lass mich dich endlich wieder schmecken.« befehle ich und als wäre das genau das, auf was sie gewartet hat, ergießt sie sich mit einem gedämpften Stöhnen auf meiner Zunge. Der Orgasmus bricht in Wellen über sie herein und reißt mich mit sich. Der Geschmack benebelt mich wiederholt und macht mich high.
Die Innenwände ihre Pussy ziehen sich immer wieder um meine Zunge zusammen, während ihre Beine unter meinen Händen einen kleinen zuckenden Tanz vollziehen. Noch einmal beiße ich fest in den Schenkel der jetzt schwer atmenden Vina und lasse damit das Gerät in bedenkliche Höhe schießen.
Doch das war es wert, als ich auf den Abdruck hinuntersehe, der sich gerade rot färbt. Schnell helfe ich Vina wieder in ihren Pyjama, bevor ich ihr etwas zu trinken reiche. Mit einem zufriedenen Lächeln und einem Blick, der genauso high wirkt wie ich mich fühle, sieht sie mich an.
»Danke.« flüstert Vina beinahe so leise, dass ich es fast nicht höre.
»Für was?« frage ich verwundert.
»Dafür, dass du noch immer mein Notausschalter bist.«
»Immer.« sage ich und hauche ihr ein Kuss auf die Stirn. Vina und ich verbringen die nächsten Stunden damit, uns wie immer anzuschweigen.
Wir sind beide nicht so die Menschen, die reden wollen und schon gar nicht haben wir Lust, über unsere Dunkelheit zu sprechen. Unsere Verbindung, wenn man es so nennen will, ist anders und genau das, was sie für mich so perfekt macht.
Sie ist perfekt. Perfekt für Jake, der als erstes sein Herz verloren hat und es vermutlich nie wieder zurückbekommt. Perfekt für Silas, der endlich jemand gefunden hat, der seine Art von Kunst wertschätzt und keine Angst vor ihm hat, wenn er es tut. Nur schade, dass er gerade dabei ist, genau das zu verlieren. Und verdammt nochmal perfekt für mich, weil ich endlich jemand gefunden habe, der mich nicht ändern will, sondern die Dunkelheit die mich umgibt, annimmt. Nach einer Weile, in der ich neben Vina so halb mit im Bett liege und halb draußen hänge, dreht sie ihren Kopf zu mir herum und sieht mich an.
»Was?« frage ich, als sie nichts sagt. Ihre Augen sehen irgendwie traurig aus, aber sie haben auch noch immer diesen Schleier von dem Orgasmus an sich. »Ich habe heute gar kein Foto bekommen.« sagt sie und sieht im selben Moment niedergeschlagen aus.
Einigen Sekunden vergehen, bevor ich mir lachend an den Kopf greife, aufstehe und ein kleines Foto aus meiner Tasche ziehe.
»Du glaubst doch nicht, dass ich das vergesse, Cracker.« flüstere ich, als ich es ihr reiche. Sofort verändert sich ihr Blick wieder. Eilig dreht sie das Bild um. Wie immer in den letzten fünf Tagen probiert sie herauszufinden, in welcher Stadt sich das Feuerwerk befindet, das auf dem Foto abgebildet ist.
»Na, weißt du es?« frage ich, als ich sie dabei beobachte, wie sie langsam verzweifelt. »Das ist zu schwer.« gesteht Vina schließlich und sieht dabei niedergeschlagen auf das Bild. Wiederholt verkneife ich mir ein Grinsen, als ich sehe, wie wütend sie über sich selbst, frustriert auf das Bild hinunter starrt.
»Schweden an Mitsommer.« helfe ich ihr und schenke ihr eines meiner ehrlichsten Lächeln, die ich in mir finden kann. Sofort erhellt sich Vinas Gesicht wieder. Seit fünf Tagen erkläre ich ihr jedes Bild, was ich ihr in den zwei Monaten geschenkt habe.
Jedes von ihnen zeigt ein anders Feuerwerk irgendwo auf der Welt. Doch es sind nicht die Bilder, die das so besonders machen, sondern eher der Punkt, dass ich mir vorgenommen habe, jedes dieser Feuerwerke mit Vina zu bewundern. »Warum eigentlich Feuerwerke?« fragt Vina plötzlich, während sie das Foto feinsäuberlich in die kleine Box steckt, die ich ihr geschenkt habe. »Bist du da noch nicht selbst darauf gekommen?«
»Weil du mich Cracker nennst?« fragt sie zurück und wirkt dabei irgendwie verletzlich. »Das und weil du bei mir eingeschlagen bis wie ein Feuerwerk.« gestehe ich flüsternd und hoffe, dass sie es nicht hört. Doch ihr Grinsen verrät, dass sie es genau gehört hat. Cracker, ich kann es gar nicht mehr abwarten bis ich dich wieder so nehmen kann, wie ich es will. Und lass mir eines versprechen - es wird kein Kuschelsex.
Kapitel 3
Jake
Mit eiligen Schritten verlasse ich den Hörsaal, in dem ich die letzten fünf Stunden verbracht habe. Die anderen Studenten drängen sich an mir vorbei, bereit ins wohlverdiente Wochenende zu starten. Der Campus hat sich in den letzten zwei Monaten verändert, zwar nicht die Menschen an sich, aber für mich persönlich hat sich alles verändert. Das Wohnheim drei ist mittlerweile nur noch ein Platz, in dem ich meine Klamotten wechsle und dusche.
Die restliche Zeit verbringe in meinem neuem zuhause. Das Krankenhauszimmer in dem Vina seit zwei Monaten liegt, ist zu einem Punkt mein zuhause geworden. In der Gartenanlage, die sich vor dem Gebäude erstreckt, bleibe ich einen Moment stehen und starre in den wolkenlosen Himmel hinauf.
Die Sonnenstrahlen kitzeln mir in der Nase und lassen mich einen Moment lang durchatmen und für einige Sekunden kann ich meine Wut, die Trauer, die Leere, die mich zwei Monate begleitet haben, all den Schmerz vergessen. Die Last der letzten Monate liegt schwer auf meinen Schultern und hat Spuren hinterlassen. Meine Augen zeichnen schwere Augenringe und meine Ernährung basiert mittlerweile nur aus Kaffee und hier und da ein paar Kohlehydraten.
»Hey Jake.« ruft mir jemand auf einmal zu und zieht mich aus dem Moment der Ruhe, den ich mir gegönnt habe.
Meine Augen treffen auf die von Tess, die wie immer freundlich lächelt. Auch sie ist die letzten Monate durch die Hölle gegangen und hatte so einiges zu verarbeiten. Sie hat sich sogar selber in eine Klinik eingewiesen, um mit der Situation klar zu kommen.
»Hey Tess.« begrüße ich sie und ziehe sie in eine freundschaftliche Umarmung. Wir haben in der Zeit, in der sie in der Klink war, des Öfteren Kontakt und haben uns gegenseitig Trost gespendet.
»Wie geht’s dir?« fragt Tess, stellt sich neben mich und starrt in den Himmel.
»Es geht. Vina ist wieder wach.«
»Ja, weiß ich. Zen hat es mir gesagt. Ich habe ihn gestern getroffen.« erklärt sie, als sie meinen verwirrten Blick sieht.
»Oh, okay.« gebe ich zurück und zünde meine Zigarette an. Kurz muss ich lachen.
Normalerweise war ich immer derjenige, der strickt gegen das Rauchen gewesen ist, doch auch das hat sich geändert. Jetzt ist es Silas, der irgendwie auf einem - ich rette die Welt Trip ist - und mir jedes Mal einen Todesblick zuwirft, wenn ich mir eine Zigarette gönne.
»Lass das nicht Silas sehen.« sagt sie lachend, während sie im selben Moment ihre kleine pinke Vape hervorholt und den Rauch tief in ihre Lungen zieht.
Mit einem Kopfnicken deute ich ihr an, dass ich weiter gehen will. Tess setzt sich sofort stillschweigend in Bewegung. So gehen wir durch die Parkanlage und genießen gemeinsam einen Moment Ruhe. An einem Rosenbusch bleibt Tess stehen, bewundert die Blumen nachdenklich. Langsam lässt sie die Finger über die Blätter fahren und scheint in irgendeine Art Film gefallen zu sein. Mit einem Grinsen beobachte ich sie dabei. Tess ist einfach ein eigenartiges Mädchen, immer zu bunt gekleidet, immer etwas drüber, immer darauf bedacht, nicht in die Elite zu passen, aber dennoch ist so verdammt liebevoll, dass man jedes Mal das Gefühl, dass man sie einfach nur beschützen will.
»Sag mal, meinst du Silas wird wirklich Fee heiraten?« fragt sie wie aus dem Nichts. Verwirrt starre ich sie an, während sie unbekümmert weiter an den Rosenbusch interessiert ist.
»Wie kommst du jetzt darauf?«
»Ich habe eine Einladung zur Verlobungsfeier erhalten.« antworte sie, richtet sich auf und knufft mir in den Arm. Warnend sehe ich sie an. Doch das interessiert sie gar nicht. Tänzelnd geht sie voran und wartet auf einen Kommentar von mir.
»Ich weiß nicht, was du von mir hören willst.« gesteh ich trocken und das ist die Wahrheit. Ich weiß selbst nicht, ob ich glaube, dass Silas diesen Weg wirklich geht. Ich hoffe nicht, aber wissen tun wir es wahrscheinlich erst dann, wenn der Tag gekommen ist. Schon alleine bei dem Gedanken wie Vina reagieren wird, wenn sie es erfährt, zieht sich mein Magen unangenehm zusammen.
»Weiß Vina es?« kommt prompt die Frage von Tess. Sie bleibt vor mir stehen und sieht mich mit durchdringendem Blick an. Ihre Augen sind für mich unergründlich.
»Nein, Zen und ich haben Silas gesagt, dass er es ihr selbst sagen muss.“ antworte ich ihr mit dem gleichen trockenen Ton in der Stimme wie zuvor. Ich habe einfach keine Kraft auch noch anderen Menschen irgendwelche Art von Freundlichkeit zu geben. Meine Akkus sind leer. Sie sind einfach aufgebraucht. So geht es jedem von uns und doch geht es jedem ganz anders.
»Ihr könnt froh sein, dass Vina kein Social Media benutzt.« gibt Tess zurück und schenkt mir ein aufbauendes Lächeln. Ihre Aussage bringt mich zum Grinsen. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber sie hat Recht. Wir wären oder besser gesagt Silas wäre echt am Arsch, wenn Vina Social Media benutzen würde.
Noch immer grinsend gehe ich auf den Eingang des Wohnheims zu, dass vor ein paar Monate nur so nach Party geschrien hat. Doch jetzt steht es einfach nur da. Jedes Mal, wenn ich durch die Tür trete, sehe ich Vina, wie sie mit Silas tanzt oder wie wir den Garten zu unserem persönlichen Lieblingsort für Session gemacht haben.
»Willst du mit ins Krankenhaus kommen?« frage ich Tess, die hinter mir stehen geblieben ist und irgendwie verträumt in der Gegend umhersieht.
»Ich habe noch eine Vorlesung und muss noch zwei Hausaufgaben schreiben. Aber morgen werde ich bestimmt vorbeikommen.« antworte sie, winkt mir zu und verschwindet wieder in die Richtung, aus der wir gerade gekommen sind.
Mit einem Kopfschütteln gehe ich ins Haus. Nachdem ich Mrs. Grucco begrüßt habe, verschwinde ich nach oben. Meine Sachen fliegen achtlos in den leeren Wäschekorb bevor ich nackt ins Bad verschwinde und mir eine kühle Dusche gönne. Das Wasser ist angenehm auf meiner Haut und lässt mich heute ein zweites Mal durchatmen.
Das Duschen bringe ich schnell hinter mich, genauso schnell ziehe ich mich wieder an, greife nach meinen Autoschlüsseln und verschwinde wieder aus der Haustür.
Der giftgrüne Lambo schreit auf, als ich das Gas kommen lasse. Die Straße, die sich durch das Gelände der Saint Forks Akademie schlängelt, lasse ich in wenigen Sekunden hinter mir. Die Strecke zum Krankenhaus ist nach den unzähligen Malen, die ich sie gefahren bin, so in mein Gehirn eingebrannt, dass ich sie wahrscheinlich blind fahren könnte. Der Verkehr rauscht an mir vorbei und gibt mir ein High-Gefühl. Mit jedem Meter, den ich dem Krankenhaus näherkomme, fängt mein Herz an, mir bis zum Hals hochzuschlagen.
Die Besuche haben sich geändert und genau das befeuert mich so sehr. Zwei Monate habe ich nicht ihre Stimme gehört und zwei Monate saß ich neben ihrem Bett und habe praktisch ständig Selbstgespräche geführt. Ich parke mein grünes Monster auf einen der leeren Parkplätze und atme einmal tief durch.
Dann steige ich aus und verwandele mich in den Jake, den Vina braucht. Der Gang durch die Wege des Krankenhauses erledige ich auf eine Art mechanisch und doch wird mein Grinsen mit jedem Schritt, den ich mache, breiter. Das Zimmer von Vina liegt auf der dritten Etage und am Ende des langen Flurs. Im Vorbeigehen grüßen mich die Schwestern und Ärzte, die meinen Weg kreuzen. An der Tür von Vinas Zimmer bleibe ich kurz stehen und atme tief ein. Die Maske, die ich für sie immer wieder hervorhole, sitzt im selben Moment auf meinem Gesicht, in dem ich die Klinke runterdrücke.
Beim Öffnen der Tür stocke ich kurz, als ich sehe, wie Vina sich an Zen kuschelt, der sich unverblümt wie er nun mal ist, in ihrem Bett liegt.
»Liegst du bequem?« frage ich mit einem leicht väterlichen Ton der Stimme. Sofort fliegen die Augen von Vina auf und nehmen mich ins Visier.
»Wo warst du?« beschießt sie mich direkt, bevor Zen überhaupt die Chance bekommt, auf meine rhetorische Frage zu antworten.
Die Augen von dem kleinen Mädchen, dass sich eng an dem großgewachsenen Zen schmiegt, fixieren mich und schießen kleine Blitze, die ich nicht versteh vorher sie kommen, auf mich ab. Ihre Wangen sind leicht gerötet und eine Art Glanz überzieht ihre immer noch blasse Haut.
»Ich hatte Vorlesung, Mi Amore.« gebe ich schuldig zur Antwort und gehe lächelnd auf sie zu. »Wie war deine Übung heute?«
»Ich habe gestanden.« sagt sie stolz und wirkt gleich wieder wie das Mädchen, dass ich immer wieder im Wohnheim umherrennen sehen, wenn ich es betrete. Zur Bestätigung huschen meine Augen schnell zu Zen, der mich breitgrinsend vom Bett ansieht.
»Ich lüg dich schon nicht an.« mault Vina sofort, als sie meinen Blick einfängt und mich zwingt, sie wieder anzusehen.
»Das weiß ich doch, Mi Amore.«
Die letzten Schritte, die uns noch trennen, überwinde ich mühelos und ziehe sie in eine leichte Umarmung, wobei ich behutsam darauf achte, dass ihr nicht weh tue. Mit einem Ohr horche ich auf das Gerät, was seit fünf Tagen jedes Mal ausrastet, wenn ich ihr zu nahe komme - doch nichts.
»Gut gemacht, Cracker.« raunt Zen Vina ins Ohr, die so gleich nur noch stolzer grinst und sich enger an ihn schmiegt. Verwirrt sehe ich zwischen den beiden hin und her.
Ich verstehe nichts mehr. Was ist in den letzten fünf Stunden passiert? Das da auf einmal fast die alte Vina wieder vor mir liegt.
»Will ich es wissen?« frage ich mehr in Zens Richtung wie in Vinas, die nur wie ein verliebter Teenager vor sich hin kichert.
»Glaube nicht, Bro.« Vina kichert sofort wieder los und sieht mich mit einem Blick an, der mich stark an den erinnert, den sie immer bekommt, wenn Zen sie gerade mal wieder vergessen lassen hat und ihr Gehirn noch high von dem ist, was er gerade mit ihr angestellt hat. Mahnend sehe ich zu Zen, der nur unschuldig mit den Schultern zuckt und dann seine Hand in den Nacken legt.
»Willst du mir gar nicht sagen wie stolz du auf mich bist, dass ist gestanden habe?« fragte Vina auf einmal und verwirrt mich komplett.
»Was?« frage ich zurück und fange mir sofort einen bösen funkelnden Blick von dem kleinen Mädchen ein, dass sich immer noch dicht an Zen schmiegt und so aussieht, als wäre sie schon wieder zu jeglichen Schandtaten bereit.
»Ich habe heute zum ersten Mal gestanden und du sagst nichts dazu. So unhöflich habe ich dich gar nicht in Erinnerung.« fährt sie mich an und lehnt sich Zen entgegen, der mich nur frech angrinst und sie dann gewähren lässt.
Geschockt beobachte ich, wie sie ihre Zunge an seiner Kieferpartie entlangfahren lässt bis hin zu seinen Lippen und es dort ebenfalls genauso provokant tut.
»Cracker.« kommt es direkt warnend von Zen. Doch er tut auch nichts gegen das Spiel, das Vina gerade anfängt zu spielen. Hektisch huschen meine Augen zu dem Gerät und dann zur Tür, bei der ich jede Sekunde erwarte, dass sie auffliegt und Ärzte sowie Schwestern das Zimmer stürmen.
Doch nichts, absolut nichts. Das Gerät bleibt im Normbereich und die Tür bleibt verschlossen. Das einzige was sich im Raum verändert, ist der Atem von Vina. Nur einen Hauch wird er schwerer und wenn ich mich in den letzten zwei Monaten nicht so sehr an ihre ruhige Atmung gewöhnt hätte, hätte ich es wahrscheinlich nicht mal gehört.
»Mi Amore, können wir bitte aufhören mit deinem kleinen Herz zu spielen, das gerade so verheilt ist?« frage ich vorsichtig, als ich dabei zusehe, wie Zen Vinas stummer Bitte nachkommt, seine Hand in ihren Nacken vergräbt und sie zu einem langen intensiven Kuss heranzieht. Über den zarten Körper von Vina huscht ein erregter Schauer, der mir nur allzu gut bekannt ist.
»Dann gib mir, was ich will.« raunt Vina ohne sich von Zen abzuwenden, der sich gerade sehr untypisch für ihn wie ein Spielzeug benutzen lässt. Mit einer Hand greife ich nach ihr, ziehe sie so sanft wie möglich zu mir herum.
Unsere Augen funkeln sich gegenseitig an - meine vor Sorge, ihre vor Sehnsucht. Und genau diese Sehnsucht ist es, die den Teil meines Gehirns abstellt, der rational denkt und mich das tun lässt, was ich nicht tun will. Mit einer einzigen flüssigen Bewegung ziehe ich Vina so nah vor mein Gesicht, das ihr Duft mir direkt in die Nase steigt. Er ist süß und so verdammt berauschend wie Kokain.
Kurz halte ich inne und atme ein, nur um in derselben Sekunde die letzten Millimeter, die uns voneinander trennen, zu überwinden. Unsere Lippen prallen fast schon hart aufeinander. Der Kuss ist wie ein Tanz, nachdem wir uns beide verzerrt haben. Ihre sanften weichen Lippen wieder auf meinen zu spüren, lässt meinen Kopf völlig verrücktspielen. Sofort schießen mir Bilder von einer nackten Vina in meinem Kopf. Mein bestes Stück spannt hart gegen die Jeans, die ich trage und auch meine Eier ziehen sich freudig zusammen.
Erst jetzt fällt mir auf, dass ich das Piepsen des Gerätes, das normalerweise ertönt und mich in Panik verfallen lässt, gar nicht höre. Als Vina sich mit leicht feuchten Augen wieder von mir löst, sehe ich verwirrt drein, was sie zum Grinsen bringt und sogar Zen fängt an zu lachen.
»Habe ich irgendwie den Witz nicht verstanden?« frage ich in die Runde und lasse meinen Daumen sanft über die leicht geschwollenen Lippen von Vina streichen. Diese lehnt sich mir entgegen und wirkt irgendwie aufgekratzt.
»Nein, kein Witz. Nur ein kleines Geheimnis zwischen mir und Vina.« antworte Zen während er seine Finger durch Vinas Haare fahren lässt. So habe ich Zen noch nie gesehen. Er ist fast schon sanft und auch wie er spricht, wirkt null nachdem, was ich von Zen kenne. Alleine die Blicke, die er Vina immer wieder zu wirft, verwirren mein Gehirn. Das hier wirkt wie ein komplett veränderter Zen, ob jetzt zum positiven oder negativen muss ich erst noch entscheiden. Wenigstens scheint er weiterhin clean zu sein. Das ist schon mal ein enormer Fortschritt.
»Ach so ist das. Ihr habt jetzt Geheimnisse?« frage ich scherzend und losgelöst, auch wenn dieser Kuss noch nicht das war, wonach mein Körper wirklich verlangt, war es definitiv schon mal ein Vorgeschmack auf das, was noch wartet.