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In diesem Realoman verschmelzen reale Elemente mit surrealen, romanesken Visionen. Mehr als einmal sieht sich der Leser mit der Frage konfrontiert, ob er es mit Tatsachen, Fiktion oder einer Dystopie zu tun hat. Elis, ein surreales Wesen, das in verschiedenen Zeitabschnitten der Weltgeschichte reinkarniert, findet sich 1996 im Körper einer Zwölfjährigen wieder. Im Jahr 2088 blickt die betagte Svenia auf ihr Leben zurück und sieht die Abgründe einer von wenigen, skrupellosen Globalisten kontrollierten Zivilgesellschaft, Überbevölkerung, Klima, Migration, Islamisierung, schädliche Strahlen, Desinformation, Pädophilie, Gentechnologie, künstliche Intelligenz, Überschuldung und Armut. Sie schildert geopolitische Erdbeben, den Zusammenbruch des Währungs- und Finanzsystems, China auf der Seidenstrasse, das unmoralische Treiben der Pharmakonzerne, die Dezimierung der Weltbevölkerung aber auch den Umgang mit menschenfreundlichen Aliens, die Entdeckung einer kosmischen Materie, einer neuartigen Energiequelle und schliesslich, die Selbstkastrierung der Eliten. Dieses Buch ist ein Weckruf. Der Autor widmet sich hochaktuellen Themen, die kaum brisanter und aufwühlender sein könnten. Er beschreibt eine Welt, in der die Menschheit zum ersten Mal in ihrer Geschichte das Genom von irdischen Lebewesen manipuliert und sich so anmasst, Gott zu spielen. Bei seinen Schilderungen überschreitet Bastian Oldhouse bewusst die Grenzen der "politischen Correctness".
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Seitenzahl: 431
Veröffentlichungsjahr: 2021
Coverbild: “Salvation”
120 x 160 cm. Acryl auf Leinwand/Keilrahmen, Transponder. (Bastian Oldhouse, 2015)
BASTIAN OLDHOUSE
***
SALVATION
Ist die Menschheit zu retten?
Realoman
© 2021 Bastian Oldhouse
Verlag und Druck:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-347-27929-2
Hardcover:
978-3-347-27930-8
e-Book:
978-3-347-27931-5
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
WIDMUNG
Ich widme dieses Buch meiner lieben Ehefrau Susanna, die mir seit einem halben Jahrhundert auf meinem mäanderreichen Lebensweg zur Seite steht.
Bastian Oldhouse
INHALT
WIDMUNG
EINLEITUNG
BILD 1: „DEMUT“
BILD 2: „ENERGY“
KAPITEL 1: ELITEN
SCHATTENREGIERUNG
KAPITEL 2: NEUES LEBEN
MISSION NR. 8
GEBOREN 1995
NEUES WESEN
INTEGRIERT
ENTFÜHRT
IM WALD
ZUTEILUNG
SCHICKSALSFREUNDIN
DER ONKEL
SCOUT
VERKAUFT
KALIBRIERUNG
CASTING
BILD 3: „LOST“
BILD 4: „WHY“
KAPITEL 3: DEFEKTE
DUMMHEIT
SELBSTGEFÄLLIGKEIT
GIER/HABSUCHT
NEID/ EIFERSUCHT
HOCHMUT/ARROGANZ
KAPITEL 4: AUSBEUTUNG
NIEDRIGE INSTINKTE
EPIZENTRUM DES LASTERS
BESTIE MANN
FLUCHT
MOOR
NOTIZEN
BILD 5: “STAND UP”
BILD 6: „DON'T CRY“
KAPITEL 5: ÜBERVÖLKERUNG
ZU ZAHLREICH
GEWINNER
ZENIT
KAPITEL 6: SKRUPELLOS
FAUL
VORBILD
DER KOPF
DEEP STATE
KAPITEL 7: GERETTET
FAMILIE
KIESELWEG
MEIN ZIMMER
ELISABETH
KAPITEL 8: FASSADE
ZENTRALISIERUNG DER MACHT
UNFALL
KAPITEL 9: WEICH
MENSCHENUNRECHTE
LINKS
ROTE DEMOKRATIE
OBRIGKEITSGLÄUBIG
INDIEN
SCHLECHTE KARTEN
MOSLEMISIERUNG
KAPITEL 10: SEIDENSTRASSE
SAGENHAFT
BELT AND ROAD (BAR)
FESSELN
MEILENSTEINE
KAPITEL 11: NUMMER EINS
VOLKSREPUBLIK CHINA
DIGITALE KONTROLLE
5G
SOZIALKREDITSYSTEM
KONTROLLE
ENTGLITTEN
ROTE BANKEN
FREIGABE DES RENMINBI
KAPITEL 12: REDEN
KATHARINA
AUF REISEN
CHARLES
KAPITEL 13: ABHÄNGIGKEIT
VERLORENES EUROPA
REIFE ZEIT
NOTIZEN
BILD 7: „GERMANOSAURUS ANGELUS“
BILD 8: „ALTIOR POTENTIA“
KAPITEL 14: DESIGN
TEUFELSPLAN
WAHL DER MITTEL
KAPITEL 15: HERKUNFT
INSTITUT FACTEUR
VON SARS-COV-1 ZU SARS-COV-2
PANIK
WHO
RASCHE REAKTION
PROPAGANDA
KAPITEL 16: GENERALSTAB
MANIPULATION
SCHATULLEN FÜLLEN SICH
GENERALSTABSMÄSSIG
WIRKUNG SETZT EIN
ITALIEN
SCHON LÄNGER DA
USA
MARKETING 1: MENSCHEN SCHWÄCHEN
TEILE UND HERRSCHE
MARKETING 2: WIRTSCHAFT SCHWÄCHEN
VERHEEREND
BIG FAKE
PCR
ES DÄMMERT
SUBVENTIONEN
KAPITEL 17: NEUREICH
DOME
mRNA
LEBENSZIEL
NASENTEST
NOTIZEN
BILD 9: „FREIHEIT VOR KETTEN“
BILD 10: „NV - NOT VACCINATED“
ERKENNUNG
DIGITALER IDENTIFIKATIONSPASS
QUANTENPUNKT-TATTOO
BIOCHIPS
SMART DUST
KAPITEL 18: EUGENIK
MODELL A
MODELL C
MODELL B
KAPITEL 19: NUTZLOS
KEIN ENDE
GESCHWÄCHT
ÜBLES SPIEL
ANGST AUFRECHTERHALTEN
KAPITEL 20: UNTERWANDERUNG
MIGRATION
VERFEHLTE POLITIK
BILD 11: „UNBESCHWERT“
BILD 12: „MERDOGAN“
BREXIT
KAPITEL 21: DAS AUGE
SCHWINDELANFALL
MEINE CYBORG-ELTERN
KAPITEL 22: DEUTSCHLAND
FREMDKÖRPER
URSPRUNG
CLANS
VERDRÄNGUNG
SCHWARZE MIGRATION
SCHLEPPER
ANGELA MERKEL
NOTIZEN
BILD 13: „SOLD - VERRATEN“
BILD 14: „WIR SCHAFFEN DAS“
KAPITEL 23: UNVORBEREITET
WOHIN?
NEUE ROUTE
VERFEHLTE POLITIK
KAPITEL 24: MENSCHENSCHUTZ
GEORGE SOROS
SOROS-PLAN
OPEN SOCIETY FUNDATION
KAPITEL 25: SCHULDEN
WIE ES DAZU KAM
NOTIZEN
BILD 15: „BABELS DECLINE“ (Euro 2001, 2011, 2021)
BILD 16: “STRANGLED EURO“
FEHLENDE DECKUNG
LÄSTIGES BARGELD
KAPITEL 26: GLOBAL
NEUER WEG
STAATLICHE HILFEN
DEFLATION
WERTLOS
NÄCHSTER SCHRITT
HELIKOPTERGELD
PANIK
BILD 17: „RESET FOR FREEDOM“
BILD 18: „SILENCE“
KAPITEL 27: RESET
KONZERTIERT
AM ZIEL
NFC
ENTSCHULDUNG
ENTEIGNUNG
KAPITEL 28: GRUNDEINKOMMEN
DESOLAT
BEDINGUNGSLOSES GRUNDEINKOMMEN
GLÜCK
AUFWERTUNG
FINANZIERUNG
DURCHSETZUNG
KONTROLLSYSTEM
KAPITEL 29: NEUE BLOCS
DEPRESSION
ANARCHIE
KAPITEL 30: ÖL UND WASSER
VERÄNDERTE GESELLSCHAFTEN
ACHMED WIRD ABGEORDNETER
HILFLOS
INTEGRATION
MOHAMMED VS. JESUS
ZERFALL
ÜBERFORDERT
NEUE STÄDTE
KAPITEL 31: BLACKOUT
STROMLOS
HIMMELGRAU
WIR FROREN
BILD 19: „RAYA“
BILD 20: “WÄRME”
CHRISTBAUM
HINTERGANGEN
BILD 21: “FUKUSHIMA 23”
BILD 22: ‚“FUKUSHIMA 1000”
DIENERIN MERKEL
UNDEMOKRATISCH
SKULPTUR 23: „EVOL - ENDE EINER ÄRA”
BILD 24: „GREEN LIFE“
KALT
TEURE ANSTRENGUNGEN
KAPITEL 32: TANKSTELLE
HOCHSCHWANGER
JEANNOT
ZUSAMMENPRALL
KARAMBOLAGE
KAPITEL 33: EROBERUNG
UNAUFHALTSAM
DIE HANDY-WAFFE
MAGNETRON
ELF
TESTFELD
„USS TRUMP“
TW25
LANDUNG
VERSEHRTES VOLK
SUBOPTIMAL
KAPITEL 34: STILLSTAND
NAHRUNG FEHLT
WASSER!
KLINIKUM
VERGAMMELT
MILITÄR
VORBEI
PARTEILOS
ÜBERFALL
KAPITEL 35: INDUSTRIEZONE
VERFREMDET
UNTERWANDERUNG
TENTAKELN
KAPITEL 36: K-INTELLIGENZ
INTERNET DER DINGE
GATES
MASSAKER
KAPITEL 37: TECHINDUSTRIE
SOZIALE MEDIEN
SEUCHE
NOTIZEN
BILD 25: „TWITTER“
BILD 26: „I’M FALLING“
KAPITEL 38: ENTSCHEIDUNG
ARROGANZ
KAPITEL 49: UNAUFHALTSAM
AMERIKA
GEZIELT
KAPITEL 40: SEPARATIONSKRIEG
MUSLIM-GETTOS
GELÜSTE
BÜRGERKRIEG
KEIN ZURÜCK
NUKLEARER SCHLAG
FLUGMARSCHKÖRPER?
EGF
KAPITEL 41: INVASION
ELSASS
EINBRUCH
NOTIZEN
BILD 27: „ALI“
BILD 28: „SWISSLAM“
BLAUÄUGIG
UMKEHR
KAPITEL 42: OHNMACHT
BRACHIAL
EROBERT
KAPITEL 43: HIDSCHAB
DAS MESSER
MARIE SPRICHT
NEUES OUTFIT
KAPITEL 44: ZENTRALE
ABENDESSEN
KOMMANDO
SCHACHZUG
KEINE NACHRICHTEN
KAPITEL 45: DER ARZT
DR. PERRIN
ADIEU MARIE
EXPLOSION
SCHLUSSLICHT
KAPITEL 46: ROT
IMPERIALISTISCHES CHINA
SCHRUMPFENDE BEVÖLKERUNG
BP KAMBODSCHA
GERINGERE DOSIERUNG
EINMARSCH
HANOI
GENERALSEKRETÄRIN
NEUER BÜNDNISPARTNER
NACHBARANGELEGENHEITEN
RUSSISCHE BEDROHUNG
DIE NACHBARN
QUANTENSPRUNG
WENDE
KAPITEL 47: AUFERSTEHUNG
FIASKO
REPRESSION
RÜCKKEHR AUS DER VERSENKUNG
BILD 29: „ALEPPA I“
BILD 30: „ALEPPA II“
KAPITEL 48: KEIN GOTTESSTAAT
ANGEBOT
VERSCHWÖRUNG
SELEKTION
UNTERGRUNDARMEE
KAPITEL 49: EROBERUNG
DIGITALE CHAMPIONS
ANGESCHLAGEN
BLITZKRIEG
BEVÖLKERUNG
KAPITEL 50: STAATENBUND
BÜNDELUNG DER KRÄFTE
KONKURRENZ
ANSIEDELUNG
KAPITEL 51: DEGENERIERT
SCHWÄCHUNG
STRAHLEN
ANTIBIOTIKA
HUNGER
GENTECHNOLOGIE
AUSSCHEIDUNGEN
VERSTÄRKER
NOTIZEN
BILD 31: „DESPERATE PLANET“
BILD 32: „IDYLLE“
KAPITEL 52: NEUE WELT
UMZUG
KAPITEL 53: SÄUBERUNGEN
OPERATION MORGENROT
SEKTION 13
SOZIALERZIEHUNG
KAPITEL 54: GALAKTISCH
MENSCHENZUCHT
XP27
ALEXIA0345
KOLONIE
KAPITEL 55: QUALIFIZIERUNG
STEUERUNG
KONTROLLE
ZENTRAL GEFÜHRT
PRIVILEGIEN
KAPITEL 56: NEUE ENERGIE
UNVERSIEGBARE QUELLE
LASER
SOSU
ERSTMALS
RÜCKSCHLAG
AUFWENDIG
KAPITEL 57: WEISSE ALIENS
KOMMUNIKATION
GLEICHE SORGEN
G FÜR G
GELIUM
KAPITEL 58: KOSMISCH
TACHYONEN
KALTGESTELLT
POTENTIAL
INVERSION
KAPITEL 59: ALTERSHEIM
ANKUNFT
UNTERWEGS
SCHLEUSE
WIEDERSEHEN
WUNDERGARTEN
GROSSVATER
HEINZ GERBER
VORSTAND
PRÄMIE
NOTIZEN
BILD 33: „CRASY CANDLE“
BILD 34: „VERSÖHNUNG“
KAPITEL 60: SPARSAM
AUSSTATTUNG
ERNÄHRUNG
MOBILITÄT
KAPITEL 61: HARTE SITTEN
GEBURTSTAG
C-KLASSE
ENTSPANNUNG
VERSÖHNUNG
KAPITEL 62: AUSSIEDLUNG
NEUER LEBENSRAUM
AURORA
FÜHRUNG
AUSSICHTEN
NOTIZEN
BILD: 35: „ERLÖSUNG“
BILD 36: „SPRUNG AUS DEM SCHATTEN“
EPILOG
DANK
Zum Verständnis:
Zitate wie auch verfremdete Namen erscheinen in Schrägschrift.
EINLEITUNG
Mein Name ist Elis, meine geistige Heimat das Reich des ewigen Lichtes. Mein Wesen besteht aus reiner, unsichtbarer Energie. Als Abgesandter der Höchsten Macht verbringe ich zeitlich begrenzte Aufenthalte als wiedergeborenes, lebendiges Wesen auf dem Planeten Erde. Obwohl ich auch ausserhalb des irdischen Sonnensystems im Einsatz war, bin ich schon mehrmals auf den blauen Planeten zurückgekehrt. Das rührt daher, dass ich hier vor viertausendsechshundert Jahren mein erstes irdisches Leben verbracht habe.
In den letzten dreihundert Menschenjahren hat sich die Gattung Mensch in beschleunigtem Masse zu ihrem eigenen Nachteil entwickelt, als wollte sie sich um jeden Preis selbst abschaffen. Ich wurde auserwählt, um meinen Einfluss geltend zu machen, damit der homo sapiens dem Planeten erhalten bleibt. Bisher wurde von der Höchsten Macht nicht definiert, in welcher Form dies – wenn überhaupt – zu geschehen hat.
Um meine Aussicht auf Erfolg zu steigern, wurde mir von der Höchsten Macht Kian zur Seite gestellt. Er hilft mir in der Not und berät mich in Momenten der Verzweiflung. Der Entwurf meines bevorstehenden Lebens entstand, als ich mich im Reich der Höchsten Macht aufhielt. Ich hatte ihn gemeinsam mit Kian gezeichnet. Kian gehört zur Gattung der Engel und fungiert – wie ihr Menschen es nennt – als „Stabstelle“. Er ist zu meiner Sicherheit „detachiert“. Als Coach, Mentor und Manager begleitet mich Kian in all meinen Reinkarnationen und hilft mir in schwierigen Situationen. Kians Hauptaufgabe ist die Führung einer weissen Alien-Staffel. Er trägt die Verantwortung für die, dem Planeten Erde zugeteilten, weissen (den Menschen gutgesinnten) Aliens. Im Gegensatz zu den satanischen, dunklen Ausserirdischen sind sie die Friedensboten. Sie wollen den Erdenbewohnern helfen, sind aber selbst auf Hilfe angewiesen. Von ihren Absichten, mit den Menschen friedlich in Kontakt zu treten, würde ich selbst viel später erfahren. Das jeweilige Ziel meiner Missionen wird mir von Kian vorgegeben. Die Ausführung, sozusagen der operative Teil, ist mir überlassen. Ich kann – notfalls – mit der Hilfe Kians rechnen. Bei meinen Missionen verfüge ich über diverse Instrumente, die ich zielführend einsetzen darf. Einzige Bedingung: Die Wirkung der eingesetzten Mittel muss der Erfüllung meines Auftrags dienen.
BILD 1: „DEMUT“
120 x 160 cm. Acryl auf Leinwand/Keilrahmen, Transponder. (Bastian Oldhouse, 2017)
BILD 2: „ENERGY“
80 x 80 cm. Acryl auf Leinwand/Keilrahmen, Transponder.(Bastian Oldhouse, 2020)
KAPITEL 1: ELITEN
SCHATTENREGIERUNG
Auch "Kabale", „Satanisten“ oder "Deep State" genannt, erhielten die Illuminaten zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts „Verstärkung“ durch die neureichen Domen. Diese sich zu einer kleinen Elitetruppe zusammengeschlossene Kabale kontrollierte das Kapital und seine Transaktionen. Diese arrogante, selbstgefällige Gruppe verfügte über die massgebenden Vermögen des Planeten; sie waren die Mächtigen, die die Fäden in der Hand hielten. Sie organisierten Kriege, steuerten die Ausbeutung des Planeten und manipulierten die Menschen.
Das Grundprinzip und die Botschaft der Höchsten Macht an den Menschen lautet: „Was du säst, wirst du ernten“. Anders ausgedrückt: „Lebe im Anstand und übe Respekt deiner Umwelt und deinem Nächsten gegenüber. So wirst du nichts zu befürchten haben und dir wird es an nichts mangeln. Und versuche nie, an meine Stelle zu treten, um Gott zu spielen“. Doch diese Gruppe Menschen hat sich angemasst, über diesen zwei universalen Gesetzen zu stehen. Sie hatten sich mit Satan verbündet, der ihnen die Mittel zu Verfügung stellte, mit denen sie ihre Orgien feiern können. Selbst weit von der Perfektion entfernt, nutzten sie die angeborene Unvollkommenheit ihrer Mitmenschen aus, um sie zu versklaven, und durch sie unermessliche Macht und Reichtum anzuhäufen.
KAPITEL 2: NEUES LEBEN
MISSION NR. 8
Wir schreiben Freitag, den 24. April 2088. Nur noch eine kleine Minderheit der Erdenmenschen richtet sich nach dem christlichen, gregorianischen Kalender. Jetzt stehe ich hier, am Ende meines achten Lebens angekommen. Bevor ich mich verabschiede, blicke ich zurück, halte meine Erlebnisse, Erfahrungen und andere wichtige Beobachtungen eines knapp hundertjährigen irdischen Daseins fest, von denen ich meinem Herrn anschliessend berichten werde.
Nach meinem vermeintlich definitiven Abschied vom Planeten Erde im Jahr 1963 war es mir beschieden, erneut die Zeit eines Menschenlebens hier zu verbringen. Seit meinem letzten Erdbesuch hatte sich der Planet so verändert, dass man sich um das Überleben seiner Bewohner Sorgen machen musste. Das war der Grund, weshalb ich wieder hierher geschickt worden war. Der Planet würde auf jeden Fall überleben, die Menschen nur, wenn sie Vernunft walten liessen. Als ich zurückkam, bestand kein Anlass, daran zu glauben, dass diese Gattung die Einsicht aufbringen würde, die ihr Überleben sichern könnte. Im Gegenteil. Ich erhielt bald den Eindruck, dass sie alles daran setzte, sich willentlich ins Verderben zu werfen. Die Höchste Macht machte sich ernsthafte Sorgen um die Exzesse, die von den Menschen ausgingen. Meine Aufgabe bestand darin, als abgesandtes weibliches Wesen die Absichten der Menschen zu erkunden und anschliessend nach „Oben“ zu berichten. Ich wollte wissen, wie die Menschen lebten, wie sie sich an die moralischen Werte hielten und was sie überhaupt zu unternehmen bereit waren, um ihre Zukunft zu sichern. Um in der realen Welt meine Erkenntnisse sammeln zu können, musste ich verschiedene Rollen und Positionen einnehmen. Ich wurde gewarnt, dass ich dabei physische und psychische Leiden erfahren würde. Dass es so schlimm kommen würde, konnte ich zum damaligen Zeitpunkt nicht ahnen.
GEBOREN 1995
Es geschah am Dienstag, den 21. November 2007. An diesem Tag nahm ich die Gestalt eines zwölfjährigen Mädchens ein. Svenia war die Tochter einer alleinerziehenden Mutter. Zu Besuch im Freibad Süd in ihrer Heimatstadt Magdeburg war Svenia im Blickfeld ihrer Mutter Maria mit Schwimmen beschäftigt. Ich nahm Svenias Körper in Besitz, als sie gerade zu einem kurzen Tauchgang ansetzte. Svenias Seele verliess diese Welt, ohne wieder aufzutauchen, als ich in ihr stoffliches Wesen schlüpfte. Der Übergang meines Wesens in die feststoffliche Welt verlief unbemerkt – unter Wasser. Als Svenia für Sekunden abgetaucht war, erfolgte die Mutation. Ich tauchte nach Sekunden in Svenias Gestalt auf. Die Wanduhr am Hauptgebäude des Freibades zeigte vierzehn Stunden und zwölf Minuten. Der Übergang war erfolgt, ohne dass die Substitution irgendeinem Menschen aufgefallen war. Auch meine „Leihmutter“ erfuhr nie davon. Weder meine Schullehrerin noch meine Schulgefährten haben je vom Übergang etwas bemerkt. Ich war überrascht, dass ich auf diese Weise wieder hier sein konnte. Kian, wie machst Du das nur, dass kein Mensch in der Lage ist, Deine Manöver zu durchschauen?
NEUES WESEN
Ich war ein Mädchen von dünner Gestalt. Mein Kinderkörper machte sich gerade auf, die Pubertätsphase anzutreten. Mein langes, braunes, leicht gewelltes Haar reichte bis in die Mitte meines schmalen Rückens. Meine braunen Augen fielen im Verhältnis zu meinem Gesicht überdurchschnittlich gross aus. Auch meine Hände waren länger als das, was man sonst sah. Meine breiten Schneidezähne drängten meine Lippen leicht nach vorn, was meinem Mund eine schmollende Fülle gab. Ich war unbekümmert und konnte scheinbar unbelastet dieses neue Erdenleben antreten. Welch Unterschied zu meinem letzten Leben! Endlich würde ich auf der Erde eine unbekümmerte Kindheit fristen. Ach nein, ich wurde ja gewarnt! Was hatte ich denn zu erwarten? Nichts wies darauf hin, dass ich bald eine unmenschliche Prüfung zu absolvieren hatte.
INTEGRIERT
Zwei Monate waren vergangen. In der Schule ging alles seinen gewohnten Gang. In Svenias Schulpult hatte ich ihre Hefte und Bücher vorgefunden. Als ich darin blätterte, stellte ich zu meinem Erstaunen fest, dass meine Handschrift identisch war mit derjenigen in den Heften meiner Vorschöpfung. Ich war sowohl zu Hause als auch in der Nachbarschaft völlig integriert. Lediglich als mich Mutter eines Morgens gefragt hatte, was ich mit meinem Haar angestellt hatte, kam ich ins Grübeln. Als ich zurückfragte, worauf sie hinaus wolle, teilte sie mir mit, meine Haarfarbe sei aufgehellt. Ich nickte. Der Unterschied zu ihrer leiblichen Tochter musste wohl nicht gross gewesen sein, denn sie fragte nicht nach.
ENTFÜHRT
Es war an einem Donnerstag. Ich hatte eben die Schule verlassen und war auf dem Nachhauseweg, als sich mir ein Auto näherte. Es war ein weisser Kombi. Es fuhr auf meiner Höhe im Schritttempo, dicht neben dem Bordstein. Plötzlich beschleunigte der Fahrer, um Sekunden später auf den Gehweg hinaufzufahren und mir den Weg abzuschneiden. Als ich stehen blieb, stieg der Beifahrer aus. Ich wollte fortrennen und liess meinen Schulsack fallen. Doch der Mann war schneller. Er stülpte mir eine aufgefaltete Wolldecke über den Kopf, klammerte seine Arme um meinen Oberkörper und zerrte mich auf den Rücksitz. Ich schrie so laut ich konnte. Die Decke dämpfte meine Rufe. Der Fahrer gab Gas, die Hecktür klappte zu. Zitternd vor Angst spürte ich die Hände des Fremden auf meinem Körper. Er hielt die ganze Zeit die Decke über meinen Kopf. Ich drohte zu ersticken. Nach einer Weile legte sich die Panik des ersten Schocks. Nun konnte ich wieder besser atmen. Um mich an jeglicher Bewegung zu hindern, presste mich mein Scherge mit seinem freien Arm an seine rechte Körperseite. Er roch nach altem Schweiss. Ich konnte auf seine Jeans-Hose hinuntersehen. Die Fahrt dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Ich war immer noch zugedeckt. Plötzlich schwenkte der Wagen nach rechts. Die Fahrt wurde holprig. Ganz offensichtlich fuhren wir jetzt auf einer Naturstrasse. Wenige Minuten später hielt das Auto an.
IM WALD
Jetzt erst zog mein Bewacher die Decke von meinem Kopf. Wir waren an einer Waldlichtung angekommen. Vor uns stand ein Waldhaus, unser Auto hatte kaum zehn Schritte vom Eingang des Blockhauses entfernt angehalten. Der Fahrer war inzwischen ausgestiegen und hatte die hintere Autotür geöffnet. Mein Bewacher liess mich los. Der Fahrer packte mich wortlos am Arm. Mein Begleiter war von kräftiger Statur, übergewichtig – ein grossgewachsener, blonder Mann, mit einem schlecht rasierten, kantigen Gesicht. Ich wand mich und schrie. Das schien jedoch keinen der beiden Männer zu beeindrucken. Der Mann liess mich zappeln, hatte mich fest im Griff. Er trug mich so, dass meine Füsse den Boden nicht berühren konnten. Der Scheitel meines Kopfes berührte sein Kinn.
Als wir vor dem Eingang des Blockhauses standen, ging schon die Haustüre auf. Ein schmächtiger Mann mit feinem Schnurrbart stand im Türrahmen. Mein Bewacher begrüsste den Mann im Haus mit dem Namen Kolja. Dieser stand zwei Meter vor uns. Als hätte er uns schon erwartet, befahl er meinem Bewacher: „Bring sie ins Nest“. Ohne ein Wort zu verlieren, trug mich mein Aufpasser vom Blockhaus weg. Nach zwanzig Schritten verliessen wir die Lichtung. Der mich immer noch fest im Griff haltende Mann tauchte in den Wald ein. Weniger als eine Minute später kamen wir zu einem zweiten Gebäude, diesmal ein zweistöckiges Holzhaus, grösser als das Blockhaus auf der Waldlichtung. Dies war das Gebäude, das die Männer als „Nest“ bezeichneten. Als wir beim Eingang angekommen waren, liess mich mein Bewacher herunter auf den Boden. Ich stand wieder auf meinen Füssen. Er hielt mich fest an meinen Haaren, wohl um sicherzugehen, dass ich nicht die Flucht ergreifen würde. Er ballte seine freie Hand zu einer Faust und klopfte drei Mal an die massive Holztür. Sie ging auf, eine Frau erschien. Der Mann liess von meinem Haar, übergab mich der Frau und verschwand wortlos. Sie nahm mich wiederum am Arm, drückte zu und zog mich ins Haus, während sie mit ihrem rechten Fuss die Türe mit einem Schubs ins Schloss beförderte. Die Frau befahl mir mit einer Geste, mich zu setzen. Im selben Raum hielt sich eine zweite erwachsene Frau auf. Das Gebäude, in dem wir uns befanden, musste ein ehemaliges Jagdhaus gewesen sein. Angelehnt an der einen Wand des ganz in hellem Holz gehaltenen Raumes stand eine kleine Einbauküche. Die Frau, die mich in Empfang genommen hatte, nahm ein Glas aus dem Oberschrank. Sie füllte es zu drei Viertel mit Wasser, stellte es vor mir auf den Tisch und befahl: „Trink!“
ZUTEILUNG
Wo war ich gelandet? Was würde mit mir geschehen? Wurde nach mir gesucht?
Die erste, etwas ältere Frau hatte einen gedrungenen Körper. Ihre leicht gebogene Nase ragte aus einem braunen, ledrigen Gesicht. Ihre Gestalt mit dem langen, üppigen, halb auf die Schultern, halb über den Rücken fallenden nachtschwarzen Haar glich der einer Roma-Frau. So hatte ich mir immer die Hexe aus dem Märchen „Hänsel und Gretel“ der Gebrüder Grimm vorgestellt. Allerdings entsprach ihre Kleidung so gar nicht diesem Bild. Sie trug breite Jeanshosen, ein Sweatshirt und Turnschuhe. Die andere Frau war jünger, vielleicht fünfundzwanzig. Als ich den Raum betreten hatte, sass sie halb liegend auf einem Polstersofa. Das Möbelstück war an der gegenüberliegenden Wand der Küchennische angelehnt. Als ich sie zum ersten Mal sah, war sie mit ihrem Handy beschäftigt. Sie hatte für mich nur einen flüchtigen Blick übrig. Da sie ihre Beine angezogen hatte, konnte ich ihre Grösse nicht einschätzen. Ihr Kurzhaarschnitt war das genaue Gegenteil der Frisur ihrer Kameradin. Äusserlich unterschieden sich die Frauen stark voneinander. Die eine war ein dunkler Typ, die andere hatte blondes Haar, helle Haut, blaue Augen und war schlank. Die jüngere war stark geschminkt und zurechtgemacht: falsche Wimpern, Silikonbusen, kurzer Rock, Stiletto. Ihre aufgespritzten Lippen schienen ihre kleine Nase in huckepack zu nehmen. Ihr Trägershirt verriet ihr Tattoo: eine sich um eine Rose rankende Schlange. Das Motiv bedeckte den halben Oberarm. Jetzt erhob sie sich und forderte mich auf, ihr zu folgen. In ihrem schlaksigen Gang bewegte sie sich auf eine der vier Türen zu, die von diesem Aufenthaltsraum hinausführten. Als ich neben ihr stand, öffnete sie die Tür. Dahinter befanden sich bereits mehrere Kinder – elf oder zwölf Jahre alt. Die Frau – ich erfuhr später, dass sie sich Lola nannte – wies mir einen Platz im zweiten Stock einer der dreistöckigen Bettstätten zu und ging hinaus. Da stand ich nun zwischen den fünf Betttürmen. Plötzlich erfasste mich ein abgrundtiefes Angstgefühl. Mein Körper begann zu zittern. Wie lange würden mich meine Beine noch tragen? Ich befand mich in einer aussichtslosen Lage. Wer würde mich hier rausholen?
SCHICKSALSFREUNDIN
Immerhin war ich nicht mehr alleine unter diesen angstmachenden Erwachsenen, die es bestimmt nicht gut mit mir meinten. Als erste kam ein Mädchen in meinem Alter auf mich zu, fasste meine beiden Hände und schaute mir in die Augen. Sie sprach: „Ich bin Maria, und wie heisst du?“ „Svenia“, antwortete ich ihr.
Das Zimmer bot Platz für fünfzehn Schlafstellen in fünf Dreietagenbetten. Zusammen mit meiner Liege waren sieben davon belegt. Bis auf zwei Ausnahmen waren die Kinder in einem ähnlichen Alter wie ich. Ein Knabe war viel jünger: Marek, fünf oder sechs Jahre alt. Und da war Maria. Sie hielt immer noch meine kalten Hände. Sie fiel mir mit ihrer natürlichen, wenn auch kindlichen Aura auf. Sie gab mir ein wenig das Gefühl von innerer Geborgenheit, von Zusammenhalt. Bereits nach wenigen Minuten setzten wir uns auf ihr „Bett“. Ihre Liege befand sich auf der untersten Etage. Maria begann zu erzählen. Sie stammte aus Polen – Schlesien. Zuletzt hauste sie mit fünf Geschwistern, ihrer Mutter und einem Onkel (dem Bruder ihrer Mutter) in einem Haus mit zwei Räumen in Malin, einem kleinen Vorort von Wroclaw (früher hatte es Breslau geheissen). Maries Vater hatte die Familie drei Jahre zuvor verlassen. Da sassen wir, dicht nebeneinander, die Beine angezogen. Unsere Körper berührten sich. Mein Kopf wollte platzen, so viele Fragen stauten sich darin. Doch Maria redete und redete. Ich liess sie erzählen, unterbrach sie nicht. Während ich ihr zuhörte, schweifte mein Blick zu den anderen Kindern. Maria klärte mich auf. Vier von ihnen stammten aus demselben Dorf: Giurgiu, eine rumänische Donaustadt mit knapp sechzigtausend Einwohnern an der Grenze zu Bulgarien. Allein die elfjährige Ursina kam aus der Ukraine. Von den anderen sprach Marie nicht – wohl, weil sie nichts über sie wusste.
DER ONKEL
Maria erzählte weiter. Sie war schon drei Monate im „Nest“ gefangen. Sie durfte das Gebäude nur verlassen, wenn sie für einen „Einsatz“ geholt wurde. Und das war immer in Begleitung von Lola. Es stellte sich heraus, dass sich Maria bisher aufgrund ihrer deutschsprachigen Herkunft kaum mit ihren Mitgefangenen austauschen konnte. Nun offenbarte sie ein unbändiges Bedürfnis, sich mir mitzuteilen.
Sie erzählte mir von ihrem Onkel Jakub. „Er und meine Mutter hatten eines Tages beschlossen, dass er einen Holzunterstand für die Räder von uns Kindern aufstellen solle. Am nächsten Tag beschloss Onkel Jakub, nach Breslau zu fahren, um das benötigte Material zu beschaffen. Kurz vor seiner Abfahrt entschied er, mich zum Einkauf mitzunehmen. Nach einer Dreiviertelstunde Fahrt kamen wir in Breslau an und fuhren direkt zum Baumarkt Castorama. Innerhalb einer knappen Stunde hatten wir alles, was er brauchte. Als wir vor der Kasse warten mussten, fiel mir ein Wühlkorb mit neonfarbenen Taschenlampen auf. Sie waren als Sonderangebot zu haben. Jakub beobachtete mich und legte, ohne etwas zu sagen, ein Stück der lustigen Lampen auf das Förderband, sah mich an, meinte: „Die ist für dich", und witzelte weiter: „Damit du auch im Dunklen den Weg findest“. Wir setzten uns in sein Auto und fuhren los. Auf dem Rückweg kamen wir zu einem langen, geraden Strassenabschnitt. Links und rechts standen Bäume in Reih' und Glied. Ich fragte mich, warum sie alle leicht auf ein und derselben Seite geneigt waren, alle genau gleich schräg. Ich versuchte, mir daraus einen Reim zu machenund neigte meinen Kopf so, dass die Bäume gerade waren. Jetzt war die Strasse abschüssig und die Felder hingen schief. In Gedanken versunken bemerkte ich nicht, dass am Ende der Geraden eine langgestreckte Rechtskurve uns durch bewaldetes Gebiet führte. Mitten im Wald bremste Onkel Jakub und bog rechts in einen Waldweg ab. Nach wenigen Hundert Metern stieg er aus, begab sich hastig auf meine Autoseite und öffnete die Autotür. Leicht genervt wies er mich an, ich solle aussteigen. Kaum hatte ich mich vom Sitz gelöst, zerrte mich Jakub aus dem Wagen. Ich bekam Angst, schrie und wehrte mich. Doch es nützte nichts. Er hielt mich fest und drückte mich bäuchlings gegen den Kühler und auf die Motorhaube. Onkel Jakub vergewaltigte mich. Nach zwei Minuten liess er mich los, gürtete seinen Hosenbund und ging zur Fahrertür. Dabei liess er keinen Moment den Blick von mir und rief mir zu: „Worauf wartest du? Steig ein!“ Auf der Fahrt sprach er nicht über den Akt der Vergewaltigung, sondern drohte mir. Sollte ich je jemandem davon erzählen, würde er mich weit weg bringen. Von da an betrachtete mich mein Onkel als sein Eigentum und setzte seine Schandtaten regelmässigfort“.
SCOUT
„Eines Tages kreuzte er mit einem fein gekleideten Mann zu Hause auf. Mutter rief mich in die Küche und stellte mich förmlich vor dem Fremden auf. Er stellte sich als „Scout“ vor, der auf der Suche nach schönen Frauen mit Potential sei. Er bezirzte Mama und Jakub und pries meine weibliche Schönheit. Sie tranken Tee. Jakub holte eine Flasche Wodka und zwei Gläser aus dem Schrank. Er stellte die Gläser auf den Tisch und schenkte ein. Derweil zog der Fremde ein Papier aus seiner Brusttasche, das er auf dem Tisch ausbreitete. Onkel Jakub zögerte nicht und unterschrieb den Wisch, ohne ihn zu lesen. Mutter reagierte nicht. Der Fremde nahm das Papier zur Hand, faltete es undschob es in die Aussentasche seines Saccos. Dann griff er in die andere Brusttasche und holte einen dicken Umschlag heraus, den er Jakub überreichte. Jakub wandte allen den Rücken zu und zählte das Geld. Dann kam Mutter mit mir ins Schlafzimmer, um den roten, einzigen Koffer zu packen, den wir hatten. Eine Stunde später sass ich auf der Rückbank des fremden schwarzen Autos. Ich war noch nie in einem derart schönen Auto gesessen. Die Sitze waren mit hellem Leder bezogen, die Innentüren, das Armaturenbrett und die Konsole mit Edelholz belegt. Ich sass auf dem Rücksitz hinter dem Fahrer. Nun waren wir also wieder zu zweit in einem Auto. Ich alleine mit einem Mann – einem fremden Mann. Von hinten sah er aus, als wäre er ein zu gross geratener Schuljunge. Während der ganzen Zeit sprachen wir kein Wort. Er rauchte. Er rauchte die ganze Zeit.
Nach einer guten Stunde Fahrt kamen wir in eine mir unbekannte Stadt. Der Fahrer fuhr sein Auto zwischen zwei graue Industriehallen, links vier-, rechts fünfstöckig. In der Mitte der rechten Halle bog er rechts ab durch ein offenes Industrietor und hielt nach circa zwanzig Metern in der Halle an. Er stieg aus und öffnete meine Autotür: „Aussteigen“. Ich rutschte von meinem Sitz nach draussen. Alsdann stand ich neben dem Wagen auf dem ölverschmutzten Betonboden. Der Mann bückte sich ins Fahrzeug, nahm meinen roten Koffer vom Sitz, stellte ihn neben mir ab und schloss die Türe. Danach setzte er sich wortlos ans Steuer, schmiss seine Fahrertüre zu und fuhr los.
Kaum war er weg, hörte ich Stimmen, die mir vorher nicht aufgefallen waren. Als ich mich umdrehte, erblickte ich eine Gruppe Mädchen im Halbschatten. Zwei davon unterhielten sich in einer mir fremden Sprache. Die meisten sassen auf ihrem Gepäck. Eines kauerte daneben auf einer herumliegenden Holzpalette, zwei standen herum. Es vergingen wenige Minuten. Dann fuhr ein blauer Kleinbus in die Halle bis vor die Gruppe, der ich michinzwischen angeschlossen hatte. Der Fahrer stieg aus und öffnete die Schiebetür, die den Zugang zum Laderaum – in unserem Fall zu den Sitzen – im Bus frei gab. Er sah uns an, und ohne ein Wort zu sagen deutete er uns mit einem Nicken, in den Minibus einzusteigen. Dann stiess er die Tür zu ins Schloss. Der Bus wendete in der Halle und fuhr los“.
VERKAUFT
„Die Stimmung im Bus schwankte zwischen Trennungsschmerz und Stolz auf eine bevorstehende Karriere. Nach wenigen Minuten war die Trauer ob dem Verlust unserer Familien bei den meisten verflogen. Es stellten sich angeregte Gespräche ein. Die Älteren (sie waren etwa dreizehn) bauten auf Rumänisch Luftschlösser von zauberhaften Kleidern, grellen Catwalks oder freuten sich auf Ukrainisch auf all diese lieben Menschen, die ihnen den Sprung ins Glitzerleben ermöglichen würden. Währenddessen rieben sich die Jüngeren (Dana war eben erst sieben geworden) ihre Tränen aus den geröteten Augen. Mit jeder Minute steigerte sich die Euphorie. Nach einer Stunde Fahrt war die Stimmung auf ihrem Höhepunkt. Von den Erwartungen überwältigt, verhielten sich einige von uns, als wären sie unter Drogen gesetzt worden. Wir waren neun Kinder. Der Minibus bot acht Sitzplätze. Eines von uns musste abwechslungsweise zwischen den Sitzen hocken. Es war Nacht. Die Fahrt dauerte knappe zwei Stunden. Wir wurden hierher gebracht.“
KALIBRIERUNG
Maria fuhr fort. „Kaum angekommen, wurden wir in den ersten Stock, in dieses Zimmer gebracht. Da wir überzählig waren, mussten sich die zwei kleinsten mit einem Bett zufriedengeben. Todmüde schliefen wir ein“.
„Am anderen Morgen wurden wir um sieben von Emma geweckt. Alle Mädchen wurden in den Kleidern, die wir seit dem Vortag nie mehr ausgezogen hatten, in den zweiten Stock, in das grosse Badezimmer geführt. Dort befahl uns Emma mit dezidierter Stimme, uns auszuziehen. Jeweils zu zweit wurden wir in die Dusche gestellt. Jede von uns bekam der Reihe nach einen Schwamm und musste die andere abreiben. Am Schluss legte jeweils Emma Hand an. Sie prüfte, ob wir sauber waren. Zwischen den Beinen nahm sie es sehr genau. Danach ging es nackt ins angrenzende Zimmer. Auf der Kommode standen mehrere Stapel mit Kleidern. Fein aufgeteilt in Oberteil, Hosen, Jupes, Slips, Büstenhalter, Socken und Schuhe. Am Boden neben dem Tisch war eine grosse, türkisblaue Baumwolldecke ausgebreitet. Emma befahl: „Setzt euch!“ Vor dem Fenster stand ein Tisch. Darauf lag eine dünne, graue Schaumgummimatratze. Emma zeigte auf das Mädchen, das am nächsten bei ihr sass. Das war ich. Die Aufseherin deutete mit dem gestreckten Zeigefinger: „Du, ja, du, komm her“! Ich stand auf und ging zur Liege. „Leg dich auf den Tisch und spreize deine Beine“. Ich verstand nicht … stieg hinauf und legte mich auf den Rücken. Ich lag da, mit fest zugepressten Knien. Emma machte mir mit eindeutigen Gesten klar, dass ich meine Beine auseinandermachen müsse. Ich wusste die Geste richtig zu deuten und begann, mich zaghaft zu entkrampfen. Emma wurde ungeduldig und half mit Kraftanwendung nach. Als der Zugang zum Schritt frei war, prüfte mich Emma auf meine Keuschheit. Der Prozess dauerte nur wenige Sekunden. Ich stieg ab. Emma griff nach einem weissen Laken, das sie auf den Boden neben der türkisblauen Decke ausbreitete. Ich musste mich auf die blaue Decke hocken. Das Prozedere wiederholte sich, bis das letzte Mädchen vor unseren Augen untersucht worden war. Zuletzt fanden sich sechs von ihnen auf dem weissen Laken wieder. Das waren die Keuschen. Diejenigen Mädchen unter uns, die bis dahin der Angst hatten widerstehen können, waren spätestens jetzt gebrochene Wesen. Verängstigt, entwürdigt, alleine warensie schutz- und erbarmungslos dem Horror ausgesetzt. Niemand von uns ahnte, was wir alle in den nächsten achtundvierzig Stunden bitter erfahren würden. Emma suchte für uns die passenden Kleider aus. Jetzt durften wir uns anziehen. Auch ich wurde eingekleidet. Ich erhielt zwei Garnituren ohne Büstenhalter. Emma brachte uns anschliessend in unser Lager zurück.“
Je länger ich Maria zuhörte, desto weniger Fragen, die ich mir zu Beginn gestellt hatte, blieben übrig. Sie hatte sie mir laufend beantwortet. Maria hielt inne. Wir hörten Schritte im Flur. Sie näherten sich. Sekunden darauf ging die Türe auf. Im Türrahmen stand Emma. Ich wusste, was mich erwartete, war ich doch eben von Maria instruiert worden. „Jetzt wirst du geduscht“, blitzte es durch meinen Kopf. Ich stand auf, ging gedankenleer auf Emma zu, die mich in den zweiten Stock brachte.
CASTING
Als ich von der Untersuchung zurückkam, hielten sich noch drei Kinder im Schlafzimmer auf. Die zwei Buben, Andrei und Marek, sowie die verletzte Andrea. Auch Maria war weg. Bereits wenige Minuten später wurde ich von Lola abgeholt. Sie führte mich ins Hauptgebäude und von der Eingangshalle zu einer der vier Türen. Ich wurde in eines der Zimmer geführt. Emma zog die Türe hinter sich zu. In der Mitte des Zimmers lag eine dicke Matratze. Daneben, auf dem Holzstuhl, sass Kolja. Seine Hose war offen, sein Geschlecht hing schlaff aus dem Hosenschlitz. Ich musste mich vor Kolja hinknien. Lola führte mich in die Kunst des oralen Sexes ein. Sie stand neben mir und gab mir Anweisungen, wie ein Kunde „professionell“ befriedigt werden sollte. Kolja liess sich bedienen, sagte kein Wort. Nach getaner Arbeit wurde ich tränenüberströmt und mit besudeltem Gesicht von Lola aus dem Zimmer in einen WC-Raum mit Lavabo geführt. Dieser befand sich ebenfalls im Erdgeschoss. Dort konnte ich mich von Koljas Hinterlassenschaft freispülen.
Dieser Tag würde ebenso lebenslänglich in meinem Gedächtnis tief eingraviert bleiben, wie die zwei nachfolgenden Tage.
NOTIZEN
BILD 3: „LOST“
100 x 40 cm. Kreide auf Papier, Transponder.(Bastian Oldhouse, 2015)
BILD 4: „WHY“
80 x 120 cm. Öl auf Leinwand/Keilrahmen, Transponder.(Bastian Oldhouse, 2018)
FRIEDE IST UNMÖGLICH,
SOLANGE ES MENSCHEN GIBT.
KAPITEL 3: DEFEKTE
DUMMHEIT
Dummheit ist die Fähigkeit zu unklugen Handlungen“. Die modernen Erdenmenschen stellten sich auf den Standpunkt, dass sie intelligent genug waren, ihr Fortbestehen zu sichern. Doch das Gegenteil war der Fall. Dem menschlichen Wesen fehlte der Sinn für weitsichtige, vernünftige und selbstlose Entscheidungen. Wäre es mit der Weisheit der Vernunft ausgestattet gewesen, hätte es die Welt, auf der es lebte, nicht zugrunde gerichtet, sondern aktiv für das Fortkommen seiner Gattung gesorgt.
Wissenschaftler waren längst zum Schluss gekommen, dass der Planet Erde schon seit seinem Bestehen einem Zyklus von wärmeren, gefolgt von kälteren Perioden (Eiszeiten) unterworfen war. Zu Beginn des dritten Jahrtausends befand sich der Planet in einer Warmphase. Dazu hatte das Verhalten des „modernen“ Menschen zu einer Beschleunigung der Erderwärmung geführt. Der Homo sapiens hatte mit seinem Fehlverhalten den CO2-Ausstoss ad absurdum geführt. Seine eingeschränkte Intelligenz führte zudem dazu, dass er gar nicht ernsthaft daran dachte, diesen Prozess zu stoppen oder gar den Planeten zu dekarbonisieren. Die Hochrechnungen zur demographischen Entwicklung waren eindeutig. Die Bevölkerungsexplosion musste eingedämmt werden. Doch die Weltbevölkerung stieg weiter an. Ein weiterer eindrücklicher Beweis für die Dummheit der Spezies war sein Handeln gegenüber den Urwäldern. Wie dumm musste man sein, seinen lebenserhaltenden Sauerstofflieferanten, die Lunge der Erde, für kurzfristige Profite zu vernichten? So sollte am Tag meines zwanzigsten Geburtstags von den Ur-Regenwäldern noch ein Zehntel der Fläche von 1963 verbleiben.
SELBSTGEFÄLLIGKEIT
Die Gattung Mensch hatte jeglichen Respekt vor Lebewesen verloren. Es führte so weit, dass Tiere als reine Proteinlieferanten für den Menschen gezüchtet wurden. Manche Zweibeiner vertraten gar die Ansicht, Tiere hätten weder Gefühle noch eine Seele und konnten deshalb wie tote Materie behandelt werden.
Mit seinem Fortschritt in den Bereichen der Gentechnologie und der künstlichen Intelligenz, mit der Verstrahlung der Umwelt, der breitflächigen Vergiftung der Böden und Gewässer besiegelte der Mensch seine eigene Vernichtung.
GIER/HABSUCHT
Zehntes Gebot: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Hof, Vieh und alles, was sein ist“. Dieses simple Gesetz der Höchsten Macht brachte es auf den Punkt. Doch warum hatte sie, die Schöpferin, den Menschen – ihr „Produkt“ – mit dem Attribut ausgestattet, das ihn dazu verleitete, genau das Gegenteil zu tun?
Die Übertreibungen hatten ein unerträgliches Mass angenommen. Verzicht war zum Fremdwort geworden. Nicht nur weniger Essen, weniger Trinken, weniger Reisen, weniger Freizeit, weniger Digitales, weniger Raum, weniger Geld war vonnöten, sondern auch weniger Wachstum, weniger „Fortschritt“, weniger Eingriffe in die Natur (Genmanipulation), weniger Mehr von allem, so auch weniger Individuen, die sich über immer mehr Besitz definierten. Die Liste der Kollateralschäden war lang. Als Kind musste ich zur Kenntnis nehmen, dass grosse Mengen an Trinkwasser unwiederbringlich chemisch verunreinigt und für den Menschen ungeniessbar waren. Ohne energiefressende Entsalzungsanlagen von Meerwasser und Entseuchungsanlagen für Abwasser wären ganze Populationen verdurstet. Die Meere glichen grossen Müllkippen voller Plastik und Chemikalien. Die Bestände an Meerestieren waren auf weniger als ein Zwanzigstel ihres ursprünglichen Bestandes geschrumpft. Schon zu meiner Zeit in Magdeburg hing das Überleben des Menschen gänzlich von der Tier- und Insektenzucht ab. Vom gesamten Körpergewicht der Lebewesen (Pflanzen ausgenommen) entfielen damals noch gerade 2 % auf Tiere, die in der freien Wildbahn lebten. Zwei Drittel der lebenden Masse bestand aus Zucht-, Mast- und Haustieren, der Rest war Menschenmasse.
NEID/ EIFERSUCHT
Die Weltentwicklung hatte die Menschen der Ersten Welt zu Egoisten geformt. Das Ich kam zuerst. Und wenn etwas übrig blieb, konnte vielleicht noch er oder sie ran. Viele junge Menschen in der Ersten Welt entwickelten sich zu Raubtieren. „Der Löwe geht als Erster an die geschlagene Beute ran, damit er fit und stark bleibt, um das Rudel zu verteidigen“. Den Instinkt des Löwen bogen sich moderne, junge Menschen für ihre Zwecke zurecht. Der Unterschied war, dass den jungen menschlichen Löwen jegliche Verantwortung abhandengekommen war. Während sich der Löwe mit dem natürlichen Angebot an Fluchttieren zufrieden gab, tendierte der moderne Mensch westlicher Prägung dazu, sich alles anzueignen, ohne dafür Verantwortung zu übernehmen. Und wehe, der andere hatte etwas, was er (noch) nicht besass. "Ich muss es haben, auch wenn ich es nicht brauche." Der Mensch vergeudete seine Energie darauf, das zu bekommen, was er dem anderen nicht gönnen konnte. Eitelkeit war in, Bescheidenheit und Demut out. Der Mensch fing an, sich nur noch über seine materiellen Besitztümer zu definieren.
HOCHMUT/ARROGANZ
Menschen waren schon immer stolz, wenn sie in der Lage waren, Phänomene zu erklären, die vor geraumer Zeit noch mysteriös waren. Wie gelangten Radiowellen in ein Radio, aus dem ganze Geschichten oder Lieder ertönten? Hätte sich Christoph Columbus vorstellen können, dass man eines Tages aus einem Holzkasten bewegte Bilder generieren könnte? Oder der Entdecker des Südpols, dass er eines Tages über einen Satelliten die lebensrettende Hilfe hätte anfordern können? Die Menschen massen sich an, alles zu können und alles zu wissen. Und konnten oder wussten sie es noch nicht, würde es die Forschung und der Fortschritt schon für sie richten.
Der Glaube, alles erreichen zu können, hatte diese kleine Menschenhirnmasse in Beschlag genommen. Waren die Erdenbewohner in meiner Kindheit intelligenter als früher? Oder waren sie nur aufgeklärter, gebildeter? Und wohin hatte sie der Fortschritt – in Anbetracht des Weltzustandes – gebracht?
Kennen Sie den Ausspruch: „Der Mensch wird nie aufhören, zu forschen“? Diese eingebildeten Wesen wollte lange Zeit nicht wahrhaben, dass es im All Intelligenzen gab, geschweige denn solche, die höher entwickelt waren als die ihrige. Sie wurden schon bald eines Besseren belehrt. Auch dachten die Forscher der Erde lange Zeit, sie könnten alles auf dem Planeten selbst bestimmen. Im Laufe meiner Beobachtungen musste ich erleben, dass sie trotz ihrer Entdeckungen, Erfindungen und Inspirationen nicht bereit waren, den Lauf der Dinge entscheidend zu verändern. Die Eismassen der Welt waren weggeschmolzen, die Urwälder hatten Monokulturen Platz gemacht und die Bienen produzierten keinen Honig mehr.
Täglich wurden Millionen von Versuchstieren, Lebewesen der Schöpfung, im Namen des Fortschritts gefoltert, angebohrt, aufgeschnitten, angebunden, geschlagen, gestochen und qualvoll getötet. Täglich fragte ich mich: „Wie arrogant und empathielos musste die ach so intelligente Bestie Mensch sein, sich über die Schöpfung zu stellen, um wehrlose Geschöpfe Tag für Tag solchen Qualen auszusetzen?“ Forscher argumentierten, Tierversuche seien nötig gewesen, um Menschen schöner zu machen, Krankheiten zu heilen und das Leben zu verlängern. Dabei war (zumindest in der westlichen Welt) die Hälfte von ihnen von Zivilisationskrankheiten befallen und der Planet heillos übervölkert. Je mehr sich die Menschen dem Abgrund näherten, desto öfter hiess es, der Mensch hätte es bisher noch immer geschafft, sich neu zu erfinden. „Er werde es auch dieses Mal richten“.
Wie töricht war doch diese Spezies, allen Ernstes zu glauben, sie würde in der Lage sein, ihre eigene Gattung zu retten, wo doch offensichtlich war, dass sie bis dahin nicht einmal in der Lage gewesen war, ihre Existenzgrundlagen zu schützen.
KAPITEL 4: AUSBEUTUNG
NIEDRIGE INSTINKTE
Ein von den Eliten bevorzugtes Geschäftsfeld war der Menschenhandel. Besonders angetan waren sie von Pädophilie, Pornographie, Kinderprostitution und Handel mit Frauen und Kindern. Der Kinderhandel war ein weitverzweigtes Geschäft. Die aufregendsten „Positionen“ behielten sich die Schergen zu ihrer eigenen Belustigung vor. In privaten, kollektiven Sexorgien lebten sie ihre niedrigen Instinkte an Kindern aus. In exklusiven Sexpartys wurden (auch Klein-)Kinder zur Prostitution gezwungen. Fast immer waren Drogen im Spiel, sowohl bei den Tätern und Täterinnen als auch bei den Opfern. Den kleinen Kindern wurden vor Beginn der Partys regelmässig Sedativa verabreicht. So wurden sie ruhig gestellt. Sie erhielten genug Sedativa, um ihnen die Wehrkraft zu rauben, und doch nur so viel, dass sie schreien und sich vor Schmerz noch winden konnten. Komplett sedierte Kinder zu schänden machte offenbar sichtlich weniger Spass, als die Kleinen winseln zu hören. Einmal gebraucht wurden die Opfer, oft aufs schlimmste verletzte Buben und Mädchen, von ihren Folterern entweder dem Markt zugeführt oder auf Nimmerwiedersehen entsorgt. Aus dem von ihnen kontrollierten Kinderhandel schlugen die Eliten nicht nur hohe Profite. Ein Teil von ihnen versorgte ihresgleichen in Pädophilen-Ringen immer wieder mit „frischer Ware“, die an geheimen Orten angeliefert und geschändet wurde.
EPIZENTRUM DES LASTERS
Ich konnte nicht einschlafen. Unaufhörlich musste ich weinen. Um sieben stand Emma in unserem Zimmer, um uns zu wecken. Dann ging es zur Morgentoilette in das Badezimmer in den ersten Stock. Schon der Anblick der Treppe zum oberen Geschoss liess mich im Wissen erschaudern, dass mich nach der Morgentoilette nichts Gutes erwarten würde.
Es war Sonntag. Um zehn Uhr wurde ich erneut von Lola abgeholt und in das Zimmer Nummer drei geführt. Kolja erwartete mich schon. Diesmal lag er auf der Matratze, ausser einem Hemd hatte er keine Kleidung an. An diesem Morgen verlor ich nicht nur meine Unschuld. Mein Scherge brachte mir mit praktischen Beispielen bei, wie sich ein braves Mädchen gegenüber einem – meist wohlhabenden – Freier zu verhalten habe. An diesem Morgen wurde ich innerhalb von zwanzig Minuten fünf Mal hintereinander in all meinen Körperöffnungen penetriert. Dieses Erlebnis war die schlimmste Tortur, die ich bisher in meinem Leben erfahren hatte. Kolja ging dabei alles andere als einfühlsam mit mir um. Jedes „neue“ Kind musste die Tortur des „Einreitens“, wie die Behandlung genannt wurde, über sich ergehen lassen, bevor es „auf Kunden losgelassen werden konnte“. Damit wurde nicht nur der Rest von Widerstand gebrochen. Die Strapazen waren ein fester Bestandteil der Ausbildung zur Sexsklavin.
An diesen zwei Tagen lernte ich zwei Dinge kennen, die ich nie zuvor erfahren hatte: abgrundtiefen Hass und unbeschreiblichen Ekel. Um die Mittagszeit wurde ich in mein Zimmer zurückgeführt. Da ich mich kaum auf den Beinen halten konnte, unterstützte mich Lola (an diesem Morgen war sie ungeschminkt und trug flache Schlüpfer). Sie führte ihre linke Hand unter meinem rechten Arm vorbei. Ihr Arm reichte jetzt über die gesamte Fläche meines schmerzenden Rückens. Sie stützte – oder war es mehr ein Schleifen – mich so die zweihundert Meter durch den Wald zum „Nest“. Hier trug sie mich die Treppe hoch zum Badezimmer. Ich war kraftlos, blutverschmiert und verspürte grosse Schmerzen. Mein Unterleib fühlte sich an, als hätte man mir den Bauch mit Steinen gefüllt. Lola erfasste die Lage und hielt mich aufrecht. Mit ihrer freien Hand drehte sie zuerst den Kaltwasser-, dann den Warmwasserhahn auf. Als das Wasser temperiert gemischt aus dem Hahn floss, setzte sie mich in die Dusche, ergriff den Schwamm und wusch mich so gut es ging. Wasser, Blut und – war das Kot? – flossen meine Beine entlang in die Duschmulde. Eingeschüchtert und am Boden zerstört fixierte ich diesen dünnen Wasserfluss, wie er sich seinen Weg zum Abfluss bahnte. Meine Unschuld, meine Würde und meine Zukunft verschwanden ins Abflussrohr. Ich wurde ohnmächtig und fing einen Traum ein. Er führte mich weit weg vom Albtraum, in den ich geraten war. Ich ging aufrecht auf dem Catwalk. Die Leute, vor allem junge Männer, aber auch Mädchen, jubelten mir zu. Ich spürte die Wärme der Scheinwerfer auf meinen freien Schultern. So zumindest sah es in den Zeitschriften aus. Alle wollten meine Füsse berühren. Ich war ein Star. Als ich erwachte, lag ich auf meiner Pritsche. Lola hatte mich die Treppe hinunter getragen und noch mit einem weissen Laken zugedeckt. Jetzt waren wir zu dritt im Zimmer. Ich schlief wieder ein.
Nach drei Tagen waren meine Verletzungen soweit geheilt, dass ich – diesmal mit „regulären“ Kunden – erstmals eine bezahlte Arbeit verrichten konnte. Bezahlt wurde am Ausgang. Lola war für die Einnahmen verantwortlich.
Zwischendurch gab es „Unfälle“ und ein Kind musste dringend „repariert“ werden. Dann rief man Dr. Peskov. Für solche Fälle hatte man eines der Zimmer, den kleinsten Raum unseres Nebengebäudes, als Krankenzimmer eingerichtet. Es kam auch vor, dass ein Kind, nachdem es dort gelegen hatte, nie mehr auftauchte.
Am vorletzten Tag des Grauens kam Maria in der Nacht zu meiner Liege und legte sich in mein Bett neben mich. Sie erzählte mir von ihrem Plan.
BESTIE MANN
Trotz der Schönheiten dieses Planeten musste ich bei jedem Aufenthalt bitter zur Kenntnis nehmen, dass die Gattung Mensch, trotz seiner mittleren Intelligenz, grausam war. Die Erdenbewohner wussten die Vorzüge ihrer Umwelt nicht zu schätzen. Von Satan instrumentalisiert gelang es ihnen nicht, sich aus dem Korsett zu befreien, das ihnen die Illuminaten stellvertretend für den Teufel übergestülpt hatten. Ich musste bitter akzeptieren, dass die Menschen, von den dunklen Herren der Welt beherrscht, seit jeher ihre niedrigen Instinkte (Ausbeutung, Gier, Macht, Neid) über den Frieden der Welt gestellt hatten. Unfähig, sich vom Fluch der Kabale zu lösen, waren die Erdenmenschen gezwungen, das Spiel der Drahtzieher zu spielen. Der Homo sapiens war dazu verdammt worden, zu morden, sich zu bekriegen, zu betrügen, zu schänden und zu töten, dies, obwohl diese Taten oft nicht einmal seiner Existenzsicherung dienten. Im Gegenteil.
„Sag mir, Kian, warum hat die Höchste Macht als Urdesigner des Menschen diesen wunderbaren Himmelskörper von einem Wesen bevölkern lassen, das dermassen grausam, unsozial und selbstzerstörend ist? Warum hat es das intelligenteste aller Tiere des Planeten nicht verstanden, sich von seinen leidbringenden Eigenschaften zu emanzipieren?“. Ich beobachtete eine Spezies, die zur Sklaverei verdammt war. Dabei wurde der Homo sapiens auch mit guten Eigenschaften ausgestattet. Davon war die Liebe die stärkste Kraft, die zum Frieden hätte führen können. Doch alle Versuche, sie anzuwenden, schlugen fehl. Der gefallene Engel Luzifer kannte nur Feuer, Schwefel und Tod. Seine Natur drängte ihn zur Unterdrückung der Menschheit. Dazu standen ihm die Eliten noch so gerne zur Verfügung.
FLUCHT
Mein Martyrium hatte drei Wochen und einen Tag gedauert, als Maria in mein Bett kroch und sich an mich kuschelte. Sie war fest entschlossen, aus ihrem menschenunwürdigen Leben auszubrechen. Wir sollten unsere Hölle bald verlassen können. Sie hatte bereits zwei Monate zuvor in der Nacht versucht, aus dem „Nest“ für immer zu türmen. Doch dem Kettenhund Boris war Marias Ausbruchsversuch nicht entgangen. Boris hatte das gesamte Personal alarmiert. Es war Kolja, der Maria einholte und mühelos wieder zurückbrachte oder genauer -trug. Nun war Maria erneut bereit, zu türmen. Boris war am Vortag an einer Magendrehung verendet und noch nicht ersetzt worden. Maria sah den Moment gekommen, ihre, unsere Chance zu packen und sich aus dem Nest-Haus zu schleichen. Es war Abend. Wir schliefen ein. Plötzlich wurde ich von Maria geweckt. Sie flüsterte mir zu: „Es ist Zeit, komm!“ Und nahm mich an der Hand.
Es war Nacht. Die anderen Kinder schliefen. Gebückt, als wollten wir uns unsichtbar machen, schlichen wir uns aus dem Zimmer in den Flur. Jetzt die Treppe hinunter und nichts wie raus. Leise stiess Maria die abgeschlossene Haustüre auf, von der sie am Vorabend das Schloss präpariert hatte. Vorsichtig schlichen wir nach draussen, über den Vorplatz aus dem Nest-Areal in den Wald. Alsdann setzten wir zu einem Rennen in den Wald an. Wir rannten, als wäre Boris direkt hinter uns und hätte nach unseren Hintern geschnappt. Wir liessen Blockhaus und „Nest“ hinter uns. Maria wusste, dass etwa eine halbe Gehstunde vor uns eine Hauptstrasse vorbeiführte. Wir rannten im Mondlicht durch die Nacht. Der Boden war weich und duftete nach frischem Moos. Je weiter wir vorankamen, desto dichter war die Vegetation. Wir kamen in einen Waldabschnitt mit gedrängtem Gestrüpp. Der Boden war nicht mehr weich und frei. Jetzt bedeckten stachelige Ranken den Waldgrund. Wir mussten unser Tempo reduzieren.
Plötzlich schrie ich auf: „Ich habe meinen linken Schuh verloren“. Er war an einem dornigen Bodenausläufer hängengeblieben. Mit Mühe konnte ich das Teil, unter Inkaufnahme von mehreren Dornenstichen, zurückgewinnen. Wir rannten weiter. Als wir endlich – ausser Atem – am Ende des Waldes angekommen waren, hielten wir an. Der Waldboden war wieder rein. Wir setzten uns und stemmten unsere beiden Arme auf unsere durchgestreckten Knie, rangen nach Luft. Nach einer Minute sah mich Maria an: „Wir müssen weiter!“ Sie nahm erneut meine Hand und zog mich. Als wir unsere Flucht fortsetzen wollten, stiess Maria einen dumpfen Schrei aus.
MOOR
Im selben Moment hatte sie ihre Arme hochgerissen. Sie war, kaum zwei Schritte von mir entfernt, in ein Schlammloch gefallen. Sie versuchte, sich aufzufangen. Bald stand Maria bis zu ihren Knien im Boden. Ich wollte einen Schritt zu ihr machen, um ihr zu helfen. Doch als ich meinen Fuss auf den Boden setzte, nahm ich den nachlassenden Untergrund unter meiner Sohle wahr, spürte den Schlickboden unter meinem Schuh. Reflexartig schreckte ich zurück. Maria stand jetzt bis zu den Hüften im Schlamm. Er umgab sie und schien sie förmlich zu verschlucken. Ausser mir rief ich ihr zu: „Ich hole dich da raus“. Ich sah mich hastig nach einem rettenden Ast um. Als ich zu meiner Rechten blickte, konnte ich zwischen zwei Bäumen, im Mondlicht, ein Stück Holz erkennen. Rasch packte ich die Holzstange, und während ich mich neben dem Schlund flachlegte, schob ich Maria den Stock zu. Jetzt stand sie bis zu den Schultern im Morast. Es gelang ihr, mit der rechten Hand das Ende des Astes zu fassen. Ich hielt den Stock am anderen Ende fest. Unaufhörlich versank sie in den Boden. Plötzlich verlangsamte sich ihre Abwärtsbewegung. „Ja, Maria, zieh dich am Stock hoch!“ Sie neigte ihren Körper vorsichtig zum Grubenrand. Ich feuerte sie an: „Zieh,Maria, zieh!“ Inzwischen hatte sie die zweite Hand zu Hilfe genommen und zog, so stark sie konnte. Sie sank jetzt wieder. Der Schlick hatte jetzt ihr Kinn erreicht. Sie zog sich zum Stock näher an den Rand. Plötzlich sah ich, wie sie wieder den Hals frei bekam. Gerettet! Ich hatte meinen Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als ich ein trockenes „Klack“ vernahm. Der Ast war in der Mitte zwischen Maria und mir geborsten. Machtlos musste ich zusehen, wie meine Freundin weiter in den Waldboden absank. Ein letztes Mal blickte sie zu mir, schloss die Augen und ging unter. Innerhalb von wenigen Sekunden musste ich zusehen, wie sich der Schlund über ihrem Scheitel schloss, um Marie für immer zu verschlingen. Ich schrie verzweifelt, vom Elend beseelt: „Nein, nein! Maria, komm zurück!“ Ich suchte erneut nach einem Ast. Nichts weit und breit. Stille kehrte ein. Es folgte ein leises Geräusch von Luftblasen, die genau an der schlammigen Stelle zerplatzten, wo mir Maria den letzten Blick geschenkt hatte. Und wieder … Totenstille. Nicht das geringste Windrascheln. Nach einer gefühlten Ewigkeit fand ich allmählich zu meinen Sinnen zurück. Meine Augen waren geschlossen. Ich war allein. Von allem und allen verlassen, begann ich zu realisieren, in welcher Situation ich mich befand. Ich fragte mich, wie es weitergehen würde, jetzt, wo ich meine Wegbereiterin verloren hatte. Was sollte aus mir werden? Kian meldete sich. Auf einem Ast direkt über mir landete eine Eule. Im Mondlicht erschien sie mir in einem blauen Federkleid. Ich sah zu ihr hinauf und fragte sie: „Bist du es, Kian?“ Die Eule begann, mit ihren Flügeln zu flattern. Im nächsten Augenblick hatte sie sich in einen Lichtpunkt verwandelt, der bewegungslos in der Luft stehen blieb. Vom Lichtpunkt aus ging ein feiner, blauer Lichtstrahl. Ich erstarrte und sah auf den Lichtpunkt. Der Strahl fiel auf meine Stirn. Wenn auch von kalter Farbe, war es ein wärmender Strahl. Jetzt breitete sich wieder dieses seltsame Gefühl aus, das ich in meinem sechsten Leben bei den Samoas vernommen hatte. Ich schloss meine Augen. Mein Körper füllte sich mit Energie, meine Fragen wurden zu Antworten. Meine Gedanken an Marie verschwanden. Ich sagte zu mir: „Wenn du nichts unternimmst, wirst du untergehen. Du bist doch nicht diesen langen Weg gegangen, um ihn hier und jetzt zu beenden. Denk an deine Mission, steh auf“. Meine Gedanken wurden von einem leisen Zischen unterbrochen. Ich öffnete meine Augen und kniff sie sogleich wieder zu. Der sanft warme Strahl hatte meine Stirn verlassen. Jetzt zeichnete er eine Spur im Feld vor mir … und erlosch. In einer automatischen Bewegung richtete ich mich auf und setzte mich schwerelos in Bewegung. Ich hörte Stimmen. Sie kamen vom Wald, waren aber noch ziemlich weit weg. Unsere Schreie hatten wohl die Aufmerksamkeit unserer Schergen geweckt. Sie waren auf unserer, meiner Spur.
NOTIZEN
BILD 5: “STAND UP”
120 x 120 cm. Acryl auf Leinwand/Keilrahmen, Transponder.(Bastian Oldhouse, 2020)