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Sam führt ein recht einfaches Leben mit ihrem Kater Alaister, als sie Jack begegnet, der etwas in ihr sieht, dass Sams Leben komplett verändern wird: Magie! Da Sam nichts von ihrer magischen Herkunft weiß, konnte sie sich auch nie einer Seite der Magie anschließen, wie es üblich ist. Daher muss sie die Zeremonie so schnell wie möglich nachholen, bevor der dunkle Clan der Stadt, Macht über sie gewinnt. Doch zu spät, Drystan Schara, der Anführer der Dunklen, hat Sam bereits ins Visier genommen und will sie unbedingt für seine Seite gewinnen. Denn, wie jedes Mitglied der magischen Gemeinschaft, hat auch Sam eine besondere Gabe und die will er sich zu Nutze machen. Sams Leben wird von heute auf morgen auf den Kopf gestellt: Die 23 jährige hat zum ersten Mal in Ihrem Leben Freunde, für die es sich zu kämpfen lohnt: Da ist Robin, der Medicus der Gruppe, die über allerlei Kräuterwissen verfügt und die Brüder Jack und Jesse, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während der junge Jack ein echter Draufgänger ist, führt der verantwortungsvolle Jesse den lichten Clan der Stadt an und ist nicht begeistert über die zwei neuen Mitglieder. Während Sam versucht sich an ihr neues Leben zu gewöhnen, stellt sich heraus, dass ihre totgeglaubte Mutter noch am Leben ist und von den dunklen Magiern in der Unterwelt festgehalten wird. Und zu allem Überfluss hat sie such noch Probleme mit ihrer Magie...
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Seitenzahl: 209
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Epilog
Ruhig trieb der Fluss unter ihren Füßen. Der Wind fuhr ihr sanft durch das mittellange Haar, als wolle er ihr den hitzigen Kopf kühlen. Sam stand, entspannt an einen Pfeiler gelehnt, auf dem Brückengeländer und dachte nach. Sie stand oft auf diesem Brückengeländer und starrte über den Fluss. In der großen Stadt, in der sie lebte, kümmerte es niemanden ob da wer auf einer Brücke stand und nur einen fussbreit von einem tödlichen Abgrund entfernt war. Generell hatte Sam manchmal das Gefühl, dass sie von anderen Menschen gar nicht wahrgenommen wurde.
Natürlich nicht immer aber in einigen Situationen, zum Beispiel wenn sie traurig oder einsam war und durch die Straßen dieser gottlosen Gegend lief. Die Leute wichen ihr nicht aus aber sie schauten auch kein einziges Mal auf, was ein Zeichen dafür gewesen wäre, dass da Jemand war, der ihnen entgegen kam.
Selbstverständlich war sie nicht unsichtbar, sie wusste dieser Gedanke war Blödsinn dennoch musste ihr Schatten ihr gelegentlich das Gegenteil beweisen.
„Hey, kann ich deinen Hut haben, bevor du springst?“ Er stand so plötzlich neben ihr, dass sie sich ernsthaft festhalten musste, um nicht runter zu fallen.
„Hast du sie noch alle?!“, bluffte sie ihn an aber er grinste nur bis über beide Ohren und hielt ihr die Hand hin.
„Ich bin Jack, was geht ab?“
Sam sah ihn immer noch entgeistert an, er schien mühelos das Gleichgewicht halten zu können, fast so als würde er schweben. „Was willst du? Ich würde gern wieder allein die Aussicht genießen“, sagte sie und drehte sich weg.
„Achso ist das, ich dachte schon du willst springen. Schade, dann behältst du also deinen Hut?“ Ein freches Grinsen umspielte seine Lippen.
„Wieso sollte ich springen wollen?“
„Na ich dachte vielleicht weil du mit deiner Macht nicht klarkommst oder weil du deiner Aufgabe nicht gewachsen bist oder vielleicht ist dir einfach langweilig und du willst deine Grenzen austesten?“
Sein Gerede hatte vor Gänsefüsschen und Überbetonung nur so getrieft doch Sam war jetzt nicht nur überrascht sondern auch verwirrt: „Was redest du denn da, zum Teufel nochmal?“
Jack, schien jetzt tatsächlich ein wenig verunsichert. „Achso du gehörst zu denen, ok, dann hab ich mich wohl irgendwie geirrt. Tja dann mach ich mich mal vom Acker was...“, stammelte er während er genauso leichtfüßig wieder vom Geländer heruntersprang wie er es anscheinend schon hochgesprungen war.
Jack entfernte sich ein paar Schritte, um sich dann noch einmal umzudrehen. Wie hatte er sich irren können, er hatte es doch ganz deutlich gesehen? Und da war es auch: Ein schwaches Leuchten, dass sie umgab. Wie kann sie dann zu anderen Seite gehören, fragte er sich, drehte sich um und ging nachdenklich davon. Möglicherweise hatte sie aus freien Stücken die Seiten gewechselt, solche gibt es schließlich auch und mit denen wollte man nichts zu tun haben...
Was für ein seltsamer Typ, dachte Sam und schaute dem jungen Mann nach. Umbringen, so ein Quatsch und von was für einer Macht hatte er da gefaselt... und einer Aufgabe.... eine Macht und eine Aufgabe... Klar er hatte das alles irgendwie ironisch gemeint... oder? Interessant! Außerdem sah er nicht wie ein Irrer aus: In seinen lässigen schwarzen Klamotten und mit den wilden aber gestylten Haaren, wirkte er fast elegant, so wie er davon schlenderte. Sie konnte nicht anders. Sie musste mehr erfahren!
„Hey“, rief Sam ihm hinterher. „Jack, richtig? Warte mal!“ Im Nu war sie vom Geländer geklettert und kam ihm neugierig entgegen.
Auch Jack konnte nicht widerstehen und wandte sich ihr wieder zu. Gleichermaßen neugierig und verunsichert musterten sie einander. Ganz klar – da war ein Schimmern, dachte Jack.
„Von welcher Macht hast du vorhin gesprochen?“, fragte Sam, noch ehe sie ganz bei ihm war.
„Erst will ich wissen wer du bist und was du so treibst“, sagte er, zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor seinem Oberkörper. „Ist das ein Geheimnis oder so was?“
Sie schnaubte und war sich jetzt nicht mehr so sicher, vielleicht war er ja doch verrückt?
„Sag mir, wer du bist“, forderte Jack beharrlich und streckte die Arme aus.
„Schön: Ich heiße Sam, bin 23 Jahre alt, arbeite in einer Bibliothek und meine Lieblingsfarbe ist schwarz. Meine Hobbys sind lesen und Pferde und meine Schuhgröße...“
„Okay, schon gut, ich verstehe.“ Das erklärte warum ihr Leuchten so schwach ist, dachte er erleichtert und näherte sich ihr jetzt wieder mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Sam, Sam, Sam, du bist also ein Frischling, der noch dazu von Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Interessant.“ Er ging einmal um sie herum, mit dem Zeigefinger an seine Oberlippe tippend und betrachtete sie fasziniert.
Sam bemühte sich weiterhin um eine lässige Haltung aber irgendwie machte er sie jetzt sauer. „Herr Gott nochmal, nun rück schon raus mit der Sprache oder ich ruf die Leute an die dich mit der besonderen Kuscheljacke abholen!“
„Oh gut dann war das vorhin wirklich nur so´ ne Redewendung, von wegen Teufel und so...“
Er schien ehrlich erleichtert. Sams Geduld war jedoch am Ende: „Na schön du Quacksalber, vergiss es!“ Sie wollte sich gerade von ihm abwenden als er ihren Arm ergriff und sein Ton etwas sanfter wurde.
„Okay okay, sorry. Es ist einfach spannend. Ich habe noch nie so Jemanden, wie dich getroffen.“
„Jemanden, wie mich?“, fragte Sam ungläubig. „Ein Mädchen auf einer Brücke...?“
„Nein nein, eine Unentschlossene … einen Frischling.“ Er lachte und zumindest war Sam sich jetzt sicher, dass er keine Gefahr für sie darstellte. „Was heißt das – eine Unentschlossene? Hat das etwas mit dieser Macht zu tun, von der du vorhin gesprochen hast?“
„Ja schon aber ich bin nicht befugt es dir zu erzählen. Sag mal wenn du mich ansiehst, fällt dir dann etwas an mir auf?“
„Deine ungekämmten Haare, meinst du?“, fragte sie spöttisch. Sein dunkles Haar stand wild in alle Richtungen.
„Haha. Nein nein – eher so was wie ein Leuchten.“
„Du meinst einen Heiligenschein? - Okay jetzt reicht´s, ich verschwinde.“ Sie wollte ihm den Rücken kehren aber er hielt sie fest am Arm.
„Nichtmal das kannst du sehen? Haben dir deine Eltern denn gar nichts erzählt?“
„Meine Eltern sind tot...“
Er sah sie aus großen Augen an. Das würde reichen, um sie Jesse vorzustellen. Auch wenn normalerweise kein Fremder von diesen Dingen erfahren durfte. Sam schien tatsächlich nicht den blassesten Schimmer zu haben, ganz eindeutig aber gehörte sie zu ihnen.
„Ok das tut mir leid“, stammelte er. „Also, hör zu! Ich stelle fest du hast keine Ahnung und ich verwirre dich nur. Wenn du also bereit bist mir noch ein paar Fragen zu beantworten dann kann ich dich zu Jemandem bringen, der befugt ist dir alles zu erklären.“
Sam bewunderte seine Wandlungsfähigkeit. Gerader schlich er noch um sie herum als wäre sie eine fette Beute und nun wirkte er ganz seriös und stellte sachliche Fragen – als wäre er soeben zwei, drei Jahre reifer geworden. „Okay....“
„Hast du in letzter Zeit seltsame Träume?“
Sie blinzelte verwundert. „Was meinst du damit?“ Damit hatte sie jetzt wirklich nicht gerechnet.
„Na ich meine träumst du manchmal von seltsamen dunklen Wesen?“
Sam fummelte plötzlich am Sam ihres schwarzen Blazers herum. „Naja...ja...sie rufen meinen Namen und greifen irgendwie nach mir.“ Das war ziemlich schnell ziemlich nah dran an dem was Sam wirklich in letzter Zeit beschäftigte. In ihr stieg Hitze auf und sie bekam es mit der Angst zu tun aber ihre Neugier war stärker.
„Das heißt sie haben dich noch nie erwischt?“, bohrte er weiter.
„Nein – wieso … könnten sie denn...?“
Das reichte Jack, sie sagte die Wahrheit, die Angst in ihren Augen verriet es. „Gut gut.“
Er holte sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer.
„Ja, ich bin´s. Ich bin gleich wieder da und werde Jemanden mitbringen.... Ja ich weiß, vertrau mir und mach dir keine Sorgen! Bis gleich.“ Er legte auf.
„Und ich soll jetzt einfach so mit dir mitgehen...?“
Er schwieg und grinste sie nur aufgeregt an.
„Was wenn das mit der Geheinmiskrämerei deine Masche ist und man mich morgen früh zerstückelt in irgendeiner Gasse findet...?“
Es sollte witzig klingen aber das Zittern ihrer Stimme strafte sie lügen.
„Willst du Antworten?“, fragte er schlicht.
„Schon“, gab sie kleinlaut zurück.
„Na dann...“
Sam hatte erwartet, dass er sie durch dunkle Gassen führen würde und sie an irgendeiner schäbigen Hintertür halt machten aber sie standen nach wenigen wortlosen Minuten vor einem ziemlich normal wirkenden Café das Bovita hieß.
„Hier ist es“, sagte Jack. „Bereit?“
„Sicher“, bestätigte Sam und versuchte dabei so lässig wie möglich zu klingen. Was würde jetzt geschehen? Trank sie jetzt Kaffee mit einem der ihre Träume deuten würde? War so was teuer?
Mist, ich hab nicht mal Geld dabei..., dachte sie.
Sie durchquerten den Laden und Jack führte sie nun doch durch eine Hintertür, allerdings sah auch die nicht heruntergekommen aus sondern schlicht und einfach ganz normal, wie das Café im Allgemeinen.
„Setzt dich hier hin. Ich bin gleich wieder da“, flötete Jack erfreut und verschwand durch die nächste Tür.
Sam setzte sich auf das Sofa und sah sich um. Der Raum erinnerte an einen Wohnungsflur: Da stand eine Garderobe, nicht weit von ihr, an der verschiedene Jacken hingen. Jacken für ganz normale Leute. Ein paar Grünpflanzen standen auf den wenigen Regalen. Was mache ich hier? Es ist doch unheimlich naiv, mit einem wildfremden Typen mitzugehen nur weil er zufällig die richtigen Fragen gestellt hat.
“Ok du kannst jetzt reinkommen.“ Jack steckte den Kopf zur Tür durch und war verdammt gut gelaunt. Sie fühlte sich erneut wie seine Beute und ihr Magen verkrampfte sich ein bisschen, als sie ihm durch die Tür folgte. Zu spät, um einfach abzuhauen.
„Hallo, ich bin Jesse.“
Ein großer dunkelhaariger Typ stand, an einen antiken Schreibtisch gelehnt mit verschränkten Armen und ernster Miene, vor ihr. Sein Blick war skeptisch und ein wenig herablassend, wie Sam fand.
„Ich bin Sam“, antwortete sie betont lässig.
„Wie du siehst, ist ihre Lieblingsfarbe auch schwarz“, warf Jack mit einem breiten Grinsen ein.
Sam war bereits aufgefallen, dass beide in Schwarz gekleidet waren. Jesses Stil war allerdings etwas sportlicher als der von Jack. Er trug einen Hoodie mit Kapuze, eine schwarze Hose mit einer Menge Taschen und robuste Stiefel. Dieser Typ schien einsatzbereit zu sein. Fragt sich nur für was.
Jesse riss Sam aus ihren Gedanken und wies sie, ohne auch nur den Ansatz eines höflichen Lächelns, an auf dem Sofa Platz zu nehmen.
„Setz dich“, sagte er knapp. Aber Sam verschränkte nun ebenfalls die Arme vor ihrer Brust. „Ich hätte lieber ein paar Antworten. Ihr scheint ja irgendwas über meine Träume zu wissen also raus damit!“
Jesse zog die Augenbrauen hoch und warf Jack einen vorwurfsvollen Blick zu. Jack hob sofort beschwichtigend beide Hände und versuchte die Situation zu entschärfen. „Ok Jesse, du siehst es doch auch oder? Dann steig von deinem hohen Ross und erklär es ihr...Bitte!“ Er schaute seinen großen Bruder an wie ein kleines Kind, dass den gefundenen Welpen behalten will und Jesse verdrehte genervt die Augen. „Na schön!“ Er nahm an einem Ende der Couch Platz und bedeutete Sam, sich ebenfalls zu setzen. Sam ignorierte Jesses Gehabe. Sie wollte jetzt ein paar Antworten. „Jack sagte, ich wäre eine Unentschlossene, was bedeutet das?“, platzte es aus hier heraus, während sie sich ans andere Ende der Couch setzte. „Und was zur Hölle seht ihr? Hab ich was im Gesicht oder so?“ Sie glaubte ein Schmunzeln über Jesses Gesicht huschen zu sehen und entspannte sich etwas.
„Also,“ setzte Jesse an, „wir sehen ein Leuchten um dich herum, es ist schwach aber es ist vorhanden und das weist darauf hin ...“
Plötzlich flog die Tür auf und eine junge Frau stand plötzlich mitten im Raum. Sie war an ziemlich vielen Stellen tätowiert und ihre roten Locken flogen wild durch die Luft, als sie Jesse anfuhr:
„Wir müssen uns endlich von diesen dämlichen Plastikflaschen trennen, Jesse! Wie oft soll ich dir noch sagen, dass die schlecht für die Umwelt sind und wir auch einen Teil dazu beitragen müssen, dass – Oh Entschuldige, ich wusste nicht dass du Besuch hast.“
Die Wut in ihrem Gesicht wich einem Lächeln und sie hielt Sam die Hand hin. „Hi, ich bin Robin.“
Sam musste ebenfalls lächeln und schüttelte ihr die Hand. „Sam, freut mich.“ Robin arbeitet anscheinend gerade hinter der Bar aber Sam hatte sie beim reinkommen gar nicht bemerkt.
„Robin kannst du uns kurz alleine lassen. Ich werd mich um die Sache kümmern – nur später - wenn´s ok ist.“
Guck an, er kann also auch nett sein, dachte Sam und die Tür flog wieder zu, während Robin noch ein „Sorry“, flötete.
„Weist worauf hin?“ Sam schaute ihn aus großen Augen an.
„Das Leuchten weist darauf hin, dass du eine Magierin bist.“ Jetzt drohten Sams Augen ihr aus dem Kopf zu fallen. „Waaaaaaas?“ Sie prustete los: „Oh ja, ich gebe zu, ich habe lange auf den Brief von Hogwarts gewartet und vielleicht hab ich als Kind auch mal versucht einen Besen zum fliegen zu bringen...“
Jack, der bis eben am Schreibtisch gelehnt hatte, trat an sie heran und legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. „Ich kann mir vorstellen, wie sich das für dich anhören muss aber da deine Eltern gestorben sind, konnte es dir wohl keiner sagen oder leben deine Großeltern noch?“
„Ok, ihr denkt also ich stamme aus einer Zauberer-Familie?“ Langsam kriegte sich Sam wieder ein denn den Rest dieser Story wollte sie unbedingt hören. „Nein, keine Großeltern soweit ich weiß. Seit ich 17 bin lebe ich allein. Also ich leuchte und deshalb bin ich eine Magierin – so so – und weiter? Was ist mit den Träumen?“
Immer noch grinsend schaute sie wieder zu Jesse.
Der lies sich nicht beirren: „Die Kreaturen in deinen Träumen wollen dich auf ihre Seite ziehen. Da du bisher nicht wusstest was du bist, konntest du dich auch nicht bewusst für eine Seite entscheiden. Also versuchen sie dich auf ihre Seite zu holen.“
„Und ich nehme mal an, das sind die Bösen“, stellte Sam mit sarkastischem Unterton fest. „Zehn Punkte für die Dame in schwarz“, freute sich Jack, der den Unterton wohl überhört hatte.
„Dann seid ihr die Guten?“, fragte sie.
„Wir versuchen ´s“, antwortete Jesse trocken.
„Und ihr seht mich „leuchten“ weil ihr auch Magier seid?“ Aus großen Augen sah sie ihn an.
„Jap“ Jack nickte.
„Und jetzt wollt ihr, dass ich bei eurem Club mitmache?“
„Bingo“, rief Jack.
„Nicht so schnell!“, Jesse sah angestrengt aus.
„Es ist lange her, dass wir ein neues Mitglied aufgenommen haben und wir sind gar nicht auf so eine Situation vorbereitet...“
„DU bist nicht darauf vorbereitet, Bruderherz.“ Jack legte ihm eine Hand auf die Schulter und drängte sich an ihm vorbei bis er zwischen Sam und seinem älteren Bruder stand. „Hast du Robins Gesicht gesehen als sie Sam gesehen hat? Sie wäre bestimmt begeistert und naja was mich angeht: Ich hab sie gefunden, ich kann ihr alles beibringen...“
“Ok...“ Jetzt schob sich Sam wieder ins Sichtfeld der beiden. „Also erstens: Ich bin kein obdachloses Hundebaby, dass man aus der Gosse retten muss und zweitens: Was ist damit was ICH will?“ Jesse zog erneut die Augenbrauen hoch und nahm hinter seinem Schreibtisch platz.„Ok, wir setzen uns jetzt alle wieder und atmen mal durch!“
Während der eine vor Freude zu platzen schien, war der ander unglaublich gestresst. Sam verkniff sich ein Schmunzeln. Irgendwie war die ganze Situation zum schießen. „Gut, Freunde – jetzt mal ernsthaft: Soll ich mich jetzt entscheiden ob ich Magierin sein will oder was – dann müsst ihr mir aber noch mehr erzählen“, und sie grinste über beide Ohren.
„Das ist kein Witz, Sam. Es mag albern klingen aber deiner Aura nach, bist du eine von uns.“ Diesmal hatte Jack den Sarkasmus wohl bemerkt. „Es wäre unverantwortlich, dich ohne Ausbildung gehen zu lassen, zumal die Dunkeln ihre Finger ja bereits nach dir ausgestreckt haben und wenn sie dich kriegen, bist du für die gute Seite verloren“
„Naja, ich könnte mich doch für die gute Seite entscheiden und dann weiter mein Ding machen...“ Sie zuckte mit den Schultern. „Nein, das reicht leider nicht“, sagte Jesse und starrte ins Leere. „Eine unausgebildete Magierin ist für alle eine Gefahr, nicht zuletzt für sich selbst. Außerdem musst du eine Zeremonie durchlaufen, um dich einer Seite anzuschließen.“
Jack fügte hinzu: „Tja, du kannst im Grunde hier einziehen – denn du wirst Tag und Nacht trainieren...“
Sam war das Grinsen jetzt vergangen. „Was?! Ich soll mein ganzes Leben aufgeben?“, fragte sie entsetzt.
„Na besonders glücklich sahst du auf der Brücke ja nicht aus. Vielleicht tut dir eine grundlegende Veränderung ja ganz gut?“ Jack zwinkerte ihr zu. „Komm schon. Wir werden eine Menge Spass zusammen haben, Sam“, versicherte er ihr und tätschelte erneut ihren Arm.
Sam schloss den Mund und zog nun ihrerseits die Augenbrauen hoch: „Klärt ihr mich jetzt bitte mal auf, wie das läuft mit der Magie und so weiter?“
„Ist das ein Ja?“
„Jack, du nervst“, schoss es gleichzeitig aus Jesses und Sams Mund doch niemand lachte.
„Also“, begann Jesse, „es gibt immer noch alte Zauberer-Familien da draußen, die das Jahrhunderte-alte Wissen von Generation zu Generation weitergeben. Wenn ein magisches Kind volljährig wird, sucht es sich einen Clan aus und schließt sich ihm an. In fast jeder Stadt auf der Welt gibt es einen. Man erhält, sozusagen, von der Familie eine Grundausbildung, entscheidet sich für die Lichte Seite und lernt dann alles weitere in seinem Clan. In jedem Clan gibt es mindestens einen Gelehrten, der die alten Traditionen und das Wissen pflegt und für die kommende Generation erhält. Es gibt einen Medicus, also einen der sich mit Kräutern und Heilzaubern auskennt und zu guter Letzt gibt es die Krieger. Die Aufgabe der Magier ist es, die Welt in Balance zu halten und vor den Dunklen zu beschützen“, schloss er. „Ok, ich stamme also aus einer alten Zauberer-Familie aber warum hat mir keiner was gesagt?“
„Schwer zu sagen, vielleicht wollten sie dich vor irgend etwas beschützen...“, überlegte Jack. „Im Moment kann ich dir nur soviel sagen: Du musst dich für die Lichte oder die Dunkle Seite der Magie entscheiden, sonst werden die Dunklen es für dich tun“, erklärte Jesse.
Ein Schaudern lief Sam über den Rücken. „Du meinst sie kommen mich holen?“, fragte sie ungläubig.
„Oder … du bist auserwählt die Welt zu retten“, meinte Jack doch Jesse rollte mit den Augen, „Was denn? Könnte doch sein...“ Jesse schüttelte den Kopf und setzte erneut an: „Im Traum sind wir angreifbarer weil unser Bewusstsein schläft und sie auf dein Unterbewusstsein zugreifen können. Wenn sie dich kriegen, werden sie dich auf ihre Seite ziehen Sam. Für welche Seite auch immer du dich entscheidest, du solltest es schnell tun. Wir können die Zeremonie mit dir durchführen, wenn du willst.“
Jack warf jetzt die Hände in die Luft: „Oh es wäre großartig wenn du bei uns einsteigst. Wir könnten eh mehr Mitglieder gebrauchen und ich wollte schon immer einen Azubi.“
Sam sah überfordert von einem Bruder zum anderen.
„Wie praktisch für dich...“, stotterte sie nur. Ihr schwirrte jetzt der Kopf. Das war alles ein bisschen viel Neues an einem Nachmittag.
„Ich...ich geh dann mal nach Hause, denke ich...“
„Hör mal, Sam“, setzte Jack an. „Es ist sicher gut wenn du eins zwei Nächte drüber schläfst aber bitte warte nicht zu lang mit deiner Entscheidung. Die Dunkeln werden nicht einfach so verschwinden und ... naja....“, er kratzte sich am Kopf legte seine Stirn in Falten.
„Schon klar...ich meld mich bei euch.“ beschwichtigte Sam ihn, verabschiedete sich und verließ eilig das Café. Draußen war es bereits dunkel und ein angenehm frischer Wind wehte ihr um die Nase. Die kalte Abendluft tat ihr jetzt unheimlich gut. Die brachte hoffentlich ein bisschen Ordnung in ihre Gedanken...
Als sie die Wohnungstür aufschloss kam ihr schon ihr Kater Alaister entgegen.
„Wo hast du gesteckt, ich hab ´n Mordshunger, Fräulein!“
Wie versteinert starrte sie den Kater an... „WAS?“
„Oh Gott - es ist geschehen. Ab jetzt muss ich wieder auf meine Ausdrucksweise achten.“ Alaister drehte sich in Allerseelenruhe um und spazierte davon. „Nun komm schon rein, du hast sicher einiges zu erzählen und an deiner Stelle würde ich schon mal eine Anti-Falten-Creme kaufen – du siehst heute 10 Jahre älter aus als sonst.“ Alaister sprang auf die Küchenzeile und schaute sie gelangweilt an. Ganz langsam ging sie an der Wand entlang und lies ihn nicht aus den Augen.
„Wieso kannst du plötzlich sprechen?“
„Tja, also ich konnte immer schon sprechen - dass du mich verstehen kannst ist neu, Darling. Und? Geht ´s wieder?
Wie wär´s mit was zu essen?“
„Ok...“ stammelte sie und machte ihm eine Dose auf.
„Also, jetzt wo du mich verstehst, kann ich dir endlich mal sagen, was für ein elendiger Fraß das ist, ab sofort hätte ich gern das gute Zeug aus der Werbung und über das Streu müssen wir auch mal ein ernstes Wörtchen reden.“
Er schmatzte, sie starrte.
„Nun erzähl schon was passiert ist!“, drängte er wenige Minuten später und leckte sich die Schnautze.
„Ich...ich bin wohl eine Magierin und der Feind ist hinter mir her oder so“, teilte sie Alaister mit, immer noch um ihre Fassung ringend.
„Ah ja die Dunklen, stimmt´s?“
Ohne ein Antwort abzuwarten, begann der Kater von der Küchenzeile aus zu dozieren.
„Sie versuchen dich auf ihre Seite zu holen und du wirst sie erst los, wenn du die Zeremonie für die Lichte Seite durchlaufen hast. An deiner Stelle würde ich mir schon mal ein weißes Kleid kaufen, die düsteren Fummel, die du sonst so spazieren trägst sind dafür reichlich unpassend. Wer hat´s dir eigentlich gesagt?“
„Woher weißt du das alles und wie kommt´s dass ich dich jetzt verstehen kann?“
„Na ich gehöre ebenfalls zur magischen Welt, Schätzchen. Da hättest du jetzt aber auch alleine drauf kommen können, finde ich. Deine Eltern haben mich zu deinem Paten gemacht, für den Fall dass ihnen etwas passieren sollte und é voila – hier bin ich, für immer an deiner Seite.“ Der Kater begutachtete gelangweilt seine Krallen.
Sams Unsicherheit wich jetzt Begeisterung. „Du kannst mich also über alles aufklären?“
„Sicher Schätzchen, wenn es denn sein muss. Aber jetzt verrat´ mir erst mal woher du es weißt?“ Zum ersten Mal, schien der Kater ehrlich interessiert und spitzte die Ohren. Sam erzählte ihm von ihrer Begegnung mit den Brüdern im Café Bovita und schloss mit einem erschöpften Seufzer.
„Oh, das ist ein guter Clan und die können einen weiteren Mann...äh Frau gut gebrauchen“, überlegte er.
„Was, du kennst sie?!“ Die Überraschungen wollten heute gar kein Ende nehmen, dachte Sam.
„Ja sie gehören zur Familie Wilson, eine der ältesten Zauberer-Familien unseres Landes und die beiden haben auch keine Eltern mehr. Ihr werdet euch sicher gut gegenseitig unterstützen.“
Sam zog eine Augenbraue hoch. „Was macht dich eigentlich so sicher, dass ich mich für die gute Seite entscheide und mich ihnen anschließe?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah Alaister herausfordernd an.
„Oh Darling, come on!“, erwiderte der Kater und sprang elegant von der Küchenzeile, um sich auf dem Bett niederzulassen. Er streckte sich ausgiebig und legte den Kopf auf seine Tatzen bevor er zu Sam aufsah, die sich nun ebenfalls auf das Bett gesetzt hatte.
„Sam Gray Ich kenne dich lange genug also wenden wir uns wieder den wichtigen Dingen zu, ja? Willst du mich denn gar nichts über deine Eltern fragen?“
Sam schnappte nach Luft und machte große Augen. „Natürlich will ich!“ In diesem Moment war sie dem Kater so dankbar: Nicht nur, dass er sie von diesen merkwürdigen Ereignissen ablenkte, er bot ihr die unglaubliche Möglichkeit, endlich mehr über ihre Eltern zu erfahren. Als sie verschwanden, war Sam erst 8 Jahre alt gewesen. Nur noch wenige Erinnerungen waren ihr deutlich im Gedächtnis geblieben, aber diese hütete sie wie einen Schatz.
Ihre Eltern waren beide Professoren und traten damals eine Forschungsreise in den Nahen Osten an, von der sie niemals zurückkehrten. Ihr Vater, Harrold Gray hatte alte Sprachen studiert und ihre Mutter, Maggy Gray war Spezialistin für alte Schriften gewesen. Man hatte sie damals der Schwester ihres Vaters übergeben. Tante Suzanne hatte sich ganz liebevoll um Sam gekümmert, doch als Sam 18 wurde, zog sie in ein eigenes kleines Apartment.
„Ich erinnere mich, dass mein Dad nicht so oft da war, wie meine Mum – wie war er so?“, fragte Sam mit große Augen.