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Sappho von Lesbos (um 620 - um 560 v. Chr.) gilt als die größte Lyrikerin der Antike. Wer sich horchend einlässt auf ihre wenigen überlieferten Texte, erfährt - jenseits alten und neuen Geredes über ihre Person - etwas vom schwer beschreiblichen Zauber ihrer Poesie und ihres besonderen Wesens, das den Autor inspirierte, in einer Reihe von Gedichten in sehr persönliche lyrische Zwiesprache mit ihr zu treten. Dabei sollte der Zeitgeist fern bleiben. Entscheidend ist allein, was Dichter und Dichterinnen jenseits äußerer Ereignisse "auf immer" miteinander verbindet.
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Seitenzahl: 28
Veröffentlichungsjahr: 2025
Bisherige Veröffentlichungen:
Sieben mal sieben. Neunundvierzig Gedichte (2010)
In die Nacht hören. Einundfünfzig Gedichte (2011)
Tausend Winter. Hundert Gedichte (2013)
Der Weg zum Himmel (2021)
Aller Engel Ich (2023)
Lacht und stürbe (2024)
EINS
Kore
Spiele
Leute
Vorspiel
Flöte
Dichter
Schreie
Tränen
Zukunft
Wolken
Ströme
Monumente
Blei
Abschiede
Töne
Ewigkeit
Esel
Kräfte
Buchstaben
Sandkorn
Kaltzeit
Ode
Erlöschen
Sage
Fee
ZWEI
Trümmer
Entsetzen
Scheitel
Lichter
Zikade
Eisfall
Götter
Zweisamkeit
Blöße
Grab
Kosmos
Beginn
Eis
Landschaften
Geschwätz
Urgrund
Schauungen
Laute
Heimat
Labyrinth
Umlaufbahn
Welten
Punkte
Unfug
Lade
DREI
Mächte
Luft
Ahnung
Ruhm
Gesänge
Blätter
Schrift
Augenblick
Wurzel
Ohnmacht
Ränder
Staub
Erbe
Täuschung
Entscheidung
Hades
Wissen
Hain
Tiefe
Fragmente
Wunden
Erwachen
Trennung
Genesung
Gelage
VIER
Werk
Antwort
Geschenk
Echo
Sonne
Erhebung
Gedenken
Überwindung
Standbild
Dämme
Saiten
Scheidung
Kerne
Rauch
Tage
Auge
Stücke
Splitter
Glut
Wände
Rätsel
Glas
Reue
Neigung
Schimmer
Flammen
Einfalt
Ozean
Wesen
Steine
Gefahr
Nadel
Leere
Bilder
Erkenntnis
Ausblick
Oh, Sappho, selanna,
Mond mein, ewiger,
kleiner, hörbarer,
in meiner Brust: Licht
korn der fremden Seele,
Röte, einsame, rosenfingrige,
am Morgen.
Röte: Unfug geschieht
allüberall über uns und
verzehrt uns, beschwerend
uns innen. Da kocht es,
wir besinnen uns aufeinander
und aufs Verbrennen. Gar
lustig beginnen die Spiele
der Worte: Sie erheben uns
nicht zum Himmel, aber lassen
Zeiten verrinnen, Räume und
Leben und helfen Abschiede
weben, zu trennen voneinander
Verlassene, viele.
Dachtest du, Röte, die Leute
kennten dich? Sie vergaßen
dich hundertmal und maßen
sich an dir und verstanden
dich nicht und verschwanden.
Alles verschwindet. Aber ein
Unwiederholbares entzündet
die Seele noch heute
und macht, dass sie dich
wieder und wieder erfindet.
Dichterin, mondverlassne,
gequälte, außer der Zeit:
Die Frühe bist du, des
Geistes, der Größe; Anbruch
des Schönen, des Tages,
des Todes; Unerwartete,
Verflossene, Beugsame,
Vorspiel.
Röte, höre mich
heute: Ich töte mich,
meine Worte, erneute, heute,
für dich: die Flöte, das
Lied, der Tod, ich böte
dir alles für einen
Augenblick an einem
deiner Orte, fern
von mir, alt; des Kommenden
wortlos eingedenk.
Was in den Worten, innen,
ist, sagen uns, manchmal,
die Dichter; ihr, dort,
wusstet es nicht, vielleicht,
damals, am Anfang; aber es
geschah, Dichterin, dir, dass
du darinnen warst und ihn
sahst, den Anfang, und eins
wurdest mit ihm, in deinen
Worten, ihn zu verkünden, den
deinen, und allen, für immer.
Röte: Die Leere, die
die Ehre untergräbt
und mich verschüttet,
Worte, die ins Nichts
fallen, verhallen im Toten
reich, Schreien gleich, der
Verlorenen; Röte, schrei
für mich, dass ich frei
sei, schwerelos, schweigend,
für dich.
Röte: Die Zeit geht aus,
das Haus schrumpft,
worin ich wohne, Furcht
macht sich breit: Mut
nicht, aber Wut. Keine
Klänge, allem einen