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Durch die neu gewonnene Freundschaft fällt der 13-jährigen Sara die Schule nicht mehr ganz so schwer. Sie freut sich schon auf die gemeinsamen Ferien. Mit ihren Geschwistern und Freunden will sie durch die Berge wandern. Aber ein schrecklicher Unfall bringt alles durcheinander.
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Seitenzahl: 68
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Bernicia
lebt mit ihrer Familie im Land Brandenburg. Im
Alter von 10 Jahren begann sie zu schreiben.
Sie war 2012 Preisträger beim
Schreibwettbewerb
Bücher verändern die Welt .
Für Anne
Sport
Zug
Wahrheit oder Pflicht?
Gasthaus
Zwischenspiel
Jonathan
2. Zwischenspiel
Seelen
3. Zwischenspiel
Auftrag
Zwischenspiel
Weg
Haus
Poltergeist
Gedankenreise
Zwischenspiel in der unterirdischen Höhle
Flug
Zwischenspiel
Klippen
7. Zwischenspiel
Abschied
Vater
Letztes Zwischenspiel
Ganz kurze Nebenhandlung
Zu Hause
Nachspiel
Der Sportunterricht hatte gerade angefangen und Sara Síth, das blondgelockte, etwas blasse Mädchen, lief sich zusammen mit ihren 24 Mitschülern ein.
Sport hatte ihr noch nie sonderlich viel Spaß gemacht, aber heute war es besonders schlimm. Ihr Ziegenfuß begann zu stechen, was immer geschah, wenn sie viel rennen musste.
Manche Leser denken jetzt vielleicht, dass Ziegenfuß ein Druckfehler ist, aber es ist vollkommen ernst gemeint.
Sara, die eigentlich mit vollem Namen Sara Feé Nereida Síth hieß, hatte tatsächlich einen Ziegenfuß. Aber Sara war auch kein gewöhnliches Mädchen. Sie war eine Síth, Fee, Nereide, Rusalka und zu einem Teil auch Mensch. Saras ganze Familie war ein bisschen anders.
Sara rannte ihre fünf Runden zum Aufwärmen und machte beim Sportunterricht mit, so gut ihr zwickendes Bein es zuließ.
Schließlich hatte sie ihre Puste nach dem Laufen wiedergefunden und auch eine Runde Zwei-Felder-Ball überlebt.
Die Sportlehrerin blies in ihre Trillerpfeife und rief: „Holt euch jeder einen Ball!“
Sofort rannten alle hinüber zum Regal mit den Bällen. Sara ließ sich Zeit, denn es brachte nie etwas zu drängeln.
Diesmal hätte sie sich aber vielleicht doch besser beeilen sollen.
Vor dem Wandregal mit den Bällen stand ein Haufen rüpelhaft aussehender Jungs. Es waren Jonas‘ Gang und Tobias‘ Kumpel. Und Tobias war Saras Freund. Er hatte vor einigen Wochen, zusammen mit Saras Bruder Daniel, Sara das Leben gerettet.
Doch in der Schule wusste kaum jemand, dass sie nun befreundet waren, erst recht nicht die Jungs aus Jonas‘ Gang.
Sie vertraten Sara den Weg, jeder einen harten Volleyball in der Hand. Alle anderen waren schon wieder im vorderen Teil der Turnhalle und die Lehrerin war mit etwas anderem beschäftigt.
Sie hatten Sara umzingelt und wollten gerade zum Wurf ausholen, als eine Stimme die Stille unterbrach.
„Verschwindet, ihr verdammten Idioten!“, rief Tobias. Er schubste drei seiner Freunde so unsanft beiseite, dass sie beinahe hinfielen. Schnell verzogen sich alle.
Tobias verlor immer sehr schnell die Beherrschung, aber so ärgerlich war er in der Schule noch nie geworden.
Nachdem seine Freunde verschwunden waren, trat Tobias auf Sara zu.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er.
„Ja, klar.“ Sara hob abwehrend die Hände. Seit dem Vorfall vor einem Monat sorgte er sich viel zu sehr um sie.
Sara wollte sich gerade abwenden und gehen, als Tobias wieder anfing: „Wenn die dich noch mal nerven, dann werde ich …“
„Spar dir die Luft“, sagte Sara scherzhaft. „Ich hab‘s ja überlebt.“
Vor einer Weile noch hatte Tobias jede Möglichkeit genutzt, Sara zu hänseln oder aufzuziehen, und jetzt nahm er sie regelrecht in Schutz.
Sara wandte sich um und rannte zur Klasse zurück.
Nach der Schule fuhr Sara wie immer mit dem Bus nach Hause. Sie rannte sofort hinauf in ihr Zimmer, denn es war der letzte Schultag vor den Herbstferien und Sara musste ihren Koffer packen.
Diese Herbstferien würde sie, zusammen mit ihren beiden Geschwistern Daniel und Fajé und ihren Freunden Tobias, Tina und Tinas Schwester Melanie, in die Berge fahren. Schon heute Nachmittag sollte es losgehen!
Sara konnte noch nicht ahnen, dass diese Ferien die schlimmsten ihres Lebens werden würden.
„Hast du endlich alles gepackt?“, rief Sara die alte Holztreppe hinauf. Sie und Fajé standen schon seit einer Ewigkeit unten im Flur und warteten nur noch darauf, dass auch Daniel abfahrtsbereit war.
Fajé rannte mit schnellen Schritten die knarzenden Stufen hinauf. Kurz darauf hörte man die eigentlich sehr ruhige Fajé in einer Lautstärke brüllen, bei der sich Sara die Ohren zuhalten musste.
„Komm sofort runter!“, schrie Fajé ihren Bruder an. Sie wollte endlich losfahren. Sara war auch ganz aufgeregt. Sie würde zwei Wochen, nur mit ihren Freunden und ganz ohne Eltern, in den Bergen wandern gehen.
Ihre kleine, siebenjährige Schwester Fajé, ihr Bruder Daniel, der elf Jahre alt war, ihr Freund Tobias, Tinas jüngere Schwester Melanie, die in dieselbe Klasse wie Daniel ging, und natürlich Tina, Saras beste und eigentlich auch einzige Freundin.
Daniel kam endlich die Treppe hinunter, einen großen Rucksack auf dem Rücken.
„Warum seid ihr denn so sehr in Eile?“, fragte Daniel seelenruhig.
„Weil …“, Sara und Fajé schoben, zogen und zerrten Daniel mit vereinten Kräften Richtung Tür.
„Weil wir endlich losfahren wollen und wenn du noch weiter trödelst, wir unseren Zug verpassen.“
Die drei Geschwister holten zuerst Tobias ab, der nur ein paar Straßen weiter wohnte, und dann fuhr Herr Síth sie weiter zu Tina.
Während der Fahrt zu ihr erinnerte Herr Síth die Kinder daran, auf keinen Fall etwas von den Vorfällen des letzten Monats zu erwähnen.
Tinas Gedächtnis war nach diesen Ereignissen gelöscht worden, denn sie war ein Mensch und durfte sich an nichts mehr davon erinnern.
Nachdem auch Melanie und Tina abgeholt worden waren, setzte Herr Síth alle beim Bahnhof ab.
Schnell schnappten sie ihr Gepäck und liefen zum Gleis. Tatsächlich hätten sie beinahe den Zug verpasst, denn gerade als sie sich ein Abteil gesucht hatten, ertönte ein Pfeifen, die Türen knallten zu und der Zug fuhr ab.
Die Kinder verstauten ihr Gepäck in den Ablagen und machten es sich in den Sitzen bequem.
Eigentlich hatte Sara ein bisschen lesen wollen, doch das gleichmäßige Rattern des Zuges machte sie schläfrig.
Ohne es richtig zu bemerken, fielen ihre Augen zu und sie begann, im Halbschlaf zur Seite zu kippen – direkt auf die Schulter von Tobias, der neben ihr saß. Sara schreckte sofort wieder hoch und die anderen kicherten.
Von da an hütete sich Sara, noch ein weiteres Mal einzuschlafen, und versuchte, sich durch Lesen wachzuhalten. Das hatte allerdings zur Folge, dass sie sehr müde war, als sie endlich an ihrem Ziel anlangten.
Sara trat aus der Waggon-Tür und blickte in den klaren Abendhimmel. Sie hatte fünf Stunden nur im Zug zugebracht.
An diesem Abend wollten die Kinder nicht mehr mitten in der Nacht durch den Wald wandern.
In dem kleinen Ort, in dem sie ausgestiegen waren, nahmen sie sich zwei Zimmer in einer Jugendherberge.
Am nächsten Morgen brachen sie auf. Gegen Mittag erreichten sie eine Quelle und machten dort kurz Rast, dann ging es auch schon wieder weiter.
Fajé und Melanie hatten sich schnell angefreundet, obwohl ein Altersunterschied von vier Jahren zwischen ihnen lag, und plauderten nun über dies und das. Tina und Sara quatschten über die Schule und zogen sich gegenseitig auf. Tobias und Daniel redeten über die tolle Berglandschaft.
Sara musste unwillkürlich lächeln. Die Herbstferien würden einfach perfekt werden. Da war sie sich jetzt ganz sicher.
„Warum lächelst du so?“, fragte Tina.
„Das werden bestimmt tolle Ferien. Wir dürfen ganz allein verreisen und sogar das Wetter ist auf unserer Seite.“
Tina versuchte ebenfalls zu lächeln, doch es gelang ihr nicht. Ihre Miene sah eher gequält und traurig aus, aber Sara bemerkte nichts davon.
Am Nachmittag gelangten sie an steile Felsklippen, die sie mühselig erklommen. Danach hatte keiner von ihnen noch genug Kraft oder Lust, auch nur einen weiteren Schritt zu tun. Sie begannen, ihre Zelte dort auf der Klippe aufzuschlagen. Es dauerte ein wenig länger, weil Daniel die Bilder der Aufbauanleitung falsch gedeutet hatte, doch dann standen dort drei Zwei-Mann-Zelte. Auch nach dieser Zeitverzögerung befanden die Kinder, dass es noch viel zu früh zum Schlafengehen war. Sie überlegten sich ein Spiel, aber Skat wurde abgelehnt und bei Schach konnten immer nur zwei sich gerade beschäftigen, deswegen wollten sie die Spielidee fast schon wieder verwerfen, als Tina einen Einfall hatte.
„Wir könnten ,Wahrheit oder Pflicht‘ spielen. Das ist immer lustig“, schlug sie vor.