Sara Síth - Die Wächterin - Bernicia Schröder - E-Book

Sara Síth - Die Wächterin E-Book

Bernicia Schröder

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Beschreibung

Den 14. Geburtstag feiert Sara mit ihren Eltern und Geschwistern und ihrem Freund Tobias. Nur wenige Wochen zuvor hatte ein schrecklicher Unfall Saras Ferien durcheinandergebracht. Nun hofft sie auf entspannte Wochen. Doch inmitten der Feier erscheint ohne Vorankündigung der Rat, die Fünf Großen Síth. Nicht nur Sara fragt sich, was sie nun wieder falsch gemacht hat.

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Seitenzahl: 97

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Bernicia lebt mit ihrer Familie im Land Brandenburg. Im Alter von 10 Jahren begann sie zu schreiben. Sie war 2012 Preisträger beim Schreibwettbewerb Bücher verändern die [email protected]

Inhaltsverzeichnis

Geburtstag

Akademie

1. Zwischenspiel

1. Tag

Nebenhandlung

Waffen

2. Zwischenspiel

Karten

Gedankenlesen

Gedankenreise

Zwischenspiel

Kugel

Nach Hause

Zwischenspiel

Schule

Nebenhandlung

Ausflug

Zwischenspiel

Strafe

Klitzekleines Zwischenspiel

Nebenhandlung

Weihnachten

Prüfungen

Nachspiel

Geburtstag

Frau Síth trug den großen Kuchen in das fröhlich geschmückte Esszimmer.

„Los, ein Ständchen!“, rief Herr Síth heiter und stimmte „Happy Birthday“ an. Alle fielen lachend mit ein.

Als sie zu Ende gesungen hatten, sagte Frau Síth: „Jetzt puste endlich die Kerzen aus, Sara, bevor das Wachs auf den guten Kuchen tropft.“

Sara holte tief Luft, brauchte aber zwei Versuche, bis alle vierzehn Kerzen ausgeblasen waren.

Alle klatschten und lachten und auch Sara lächelte.

Frau Síth schnitt den Kuchen an und legte jedem ein Stück auf den Teller.

Nachdem der Geburtstagskuchen gegessen war, gingen die Kinder, Daniel, Fajé, Tobias und Sara, ins Wohnzimmer hinüber, wo auf einem kleinen Tisch in buntes Papier verpackte Geschenke lagen.

„Hier!“, sagte Daniel und reichte Sara sein Geschenk. Sara riss das Papier langsam auf. Im Innern lag eine kleine Glaskugel.

„Ist das eine richtige Wahrsagekugel?“, fragte Sara überrascht.

Daniel grinste. „Leider nicht. Das ist ein ganz normaler Kristall. Ich habe ihn in einem Second-Hand-Shop gefunden. Aber er sieht doch fast wie echt aus, oder?“

„Fast“, sagte Sara lächelnd und legte die Kugel zurück auf den Tisch.

„Jetzt musst du meins öffnen!“, rief Fajé und flatterte vor Freude ein Stückchen in die Höhe.

Gerade als Sara das Geschenk aufmachen wollte, läutete die Türglocke.

„Ich geh schon“, rief Frau Síth aus dem Esszimmer herüber und man hörte ihre Schritte auf dem Flur und dann das Klicken der Tür. Leise Stimmen drangen durch die nur angelehnte Wohnzimmertür, aber Sara kümmerte sich nicht weiter darum, sondern fuhr fort, das Geschenk auszupacken.

Bis ihre Mutter herüberrief: „Komm mal bitte her, Nereida.“

Schon als Sara diesen Namen hörte, wusste sie, dass nichts Gutes vor der Tür stehen konnte. Trotzdem ging sie durch den Flur zur Haustür und Daniel, Tobias und Fajé folgten ihr unaufgefordert.

Sara hatte mit ihrer schlechten Vorahnung recht gehabt: Im Türrahmen standen die Fünf Großen Síth, der Rat.

„Was wollen die denn hier?“, fragte Sara ihre Mutter mit unverhohlener Abweisung.

Marates, der Größte der Ratsmitglieder, tat einen Schritt nach vorne, wie immer, wenn er das Wort erhob.

„Nereida, du bist heute auf den Tag genau alt genug, um auf die Wächter-Akademie zu gehen und dort als Wächterin ausgebildet zu werden.“

„Als was?“, fragte Sara.

„Als Wächterin der Síth“, wiederholte Marates. Hätte Sara sein Gesicht unter der Kapuze sehen können, hätte sie eines seiner seltenen Lächeln bemerkt, aber keiner sah es.

Auch Herr Síth war in den Flur getreten und sah mit Erstaunen, wer die unerwarteten Gäste waren.

Von ihrem Vater hatte Sara die Síthseite geerbt, aber auch er war nur ein Halbsíth. Die andere Hälfte war menschlich.

„Sara darf auf die Akademie?“, fragte er überrascht, aber offensichtlich auch erfreut, nachdem er begriffen hatte, worum es ging.

Normalerweise war es nur vollkommen reinen Síth gestattet, die Akademie zu besuchen, und das war Sara ganz und gar nicht. Sara Feé Nereida Síth war zwar eine Síth, aber auch eine Nereide, Fee, Rusalka und ein Mensch.

Deshalb hatte er nicht damit gerechnet, dass der Rat wie bei jedem reinen Síth, der vierzehn Jahre alt wurde, vor der Haustür auftauchte, um die Nachricht zu überbringen.

„Ja“, sagte Marates. „Der Rat hat beschlossen, dass Nereida die Akademie besuchen darf, obwohl sie keine reine Síth ist.“

Sara blickte von einem Erwachsenen zum nächsten. „Was ist das für eine Akademie? Und warum soll ich dort hingehen?“

Fularek, der Jüngste des Rates, erklärte: „Die Akademie der Síth ist eine Schule, ein Internat, in dem Síth zu Wächtern ausgebildet werden. Die Wächter achten später auf die Einhaltung aller Gesetze und die Geheimhaltung der Síth. Und nur wer die Akademie abgeschlossen hat, darf sich um einen Ratssitz bewerben. Wir alle“, er breitete seine Arme in Richtung der anderen Ratsmitglieder aus, „waren auf der Akademie.“

„Aber ich bin keine reine Síth. Warum soll ausgerechnet ich dort hingehen?“, fragte Sara immer noch genauso sehr verwirrt wie vor Fulareks Rede.

Nun erhob sich Jaftalaks raue Stimme: „Wie schon vorher gesagt: Der Rat hat beschlossen, dass du ausnahmsweise auch zur Síth-Akademie darfst. Als eine Art ‚Testkandidat‘. Das ist für dich ein Privileg, das dir als erstem unreinen Síth gestattet wurde.“

„Du musst schon heute mit uns kommen. Die Wächter-Akademie fängt noch heute an“, sagte Estejek und öffnete die Haustür.

Bevor Sara auch nur irgendwelche Einwände erheben konnte und bevor sie jemand nach ihrer Meinung fragte, fasste Eneroi sie am Ärmel und im nächsten Moment waren alle sechs verschwunden.

Herr und Frau Síth taten nichts, um sie aufzuhalten. Sie quollen fast über vor Glück, dass ihre Tochter auserwählt wurde, auf die Wächter-Akademie zu gehen.

„Toller Geburtstag“, sagte Daniel sarkastisch und Tobias dachte in diesem Moment genau dasselbe.

Akademie

Alles um Sara herum wirbelte durch die Luft und auch sie selbst wirbelte, aber schon im nächsten Augenblick hatte sie wieder festen Boden unter den Füßen und stand auf einer saftig grünen Wiese. Auch wenn diese Reise nur einen Bruchteil von Sekunden gedauert zu haben schien, war Sara ziemlich klar, dass sie sich nicht mehr in Deutschland befand. Tief in ihr breitete sich das Gefühl aus, als sei sie nach langer Zeit wieder zu Hause. Und dann begriff Sara, wo sie war. Ja, sie war tatsächlich wieder zu Hause. Sie war zu Hause in Schottland.

Um sie herum war überall Wald und am Horizont zu ihrer Rechten erspähte sie Berge.

Erst jetzt bemerkte Sara, dass sich auch noch weitere Personen auf der weiten Wiese befanden – zwei Frauen und zwei Männer standen ein Stück weiter abseits und gingen nun auf Sara und den Rat (der auch immer noch da war) zu.

Die ältere der beiden Frauen, mit langen, blonden Locken und weit auseinanderstehenden, blauen Augen, wandte sich sogleich an Marates und sagte mit fester, strenger Stimme: „Ihr seid die Ersten, aber die restlichen sieben müssen auch jeden Augenblick eintreffen.“

Genau in diesem Moment ertönten zwei leise Puffs und sechs weitere Leute erschienen.

Von der einen Seite kamen ein Mann und eine Frau, beide eindeutig Síth, und zwischen ihnen ging ein Mädchen, das so alt wie Sara zu sein schien. Es hatte braunes, schulterlanges Haar und ihr langer, schräger Pony war grün gefärbt. Das Mädchen blickte sehr missmutig drein.

Von der anderen Seite her kamen zwei männliche Síth und auch zwischen ihnen lief ein Kind. Ein Junge, dem sein langer, dunkelblonder Pony ins Gesicht fiel und dessen hübsches Gesicht ein breites Lächeln zierte.

Sara hatte kaum Gelegenheit, die ersten beiden Kinder genauer zu betrachten, da puffte es schon wieder und eine Frau in Begleitung eines schlanken, aber sehr kleinen Mädchens mit hüftlangem, blonden Haar und einer Unmenge von Sommersprossen erschien.

Die vier Síth, die schon gewartet hatten, gingen von einem Neuankömmling zum nächsten und begrüßten jede Gruppe.

Schließlich kam auch noch ein Síth, zusammen mit einem Jungen mit rotbraunem Haar und einem sehr kantigen Gesicht.

Längere Zeit geschah nichts mehr und alle standen nur stumm auf der Wiese. Dann kamen mit einem Puff eine Frau und ein Mann, diesmal von gleich zwei Kindern begleitet. Ein Mädchen und ein Junge. Sie hatten beide das gleiche strenge und verschlossene Gesicht und die gleichen langen, roten Locken. Das Mädchen trug ihr Haar offen, der Junge seines zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Die beiden sahen sich so ähnlich, wie es bei Geschwistern nur möglich war.

Wieder geschah eine Weile lang nichts, aber die Erwachsenen schienen noch eine weitere Gruppe zu erwarten.

Zuletzt kamen dann auch noch ein Mann und ein asiatischer Junge auf die Wiese. Der Junge hatte pechschwarzes, glänzendes Haar und Augen, so dunkel wie Kohlen.

Die vier Síth, die gewartet hatten, verneigten sich vor allen, wie es bei den Síth die höfliche Begrüßung war. Vor den Ratsmitgliedern wurde sich etwas tiefer gebeugt.

Als alle da waren, verteilten sie sich automatisch auf drei Haufen: Die Kinder, die erwartungsvoll dreinblickten, standen in der Mitte, die Begleiter etwas abseits und der Rat zusammen mit den vier Síth hatte sich vor den Kindern aufgestellt.

Die blonde Frau vom Anfang ergriff nun wieder das Wort: „Mein Name ist Catarina und dies sind Meio, Loy und Iba“, stellte sie sich und ihre drei Begleiter vor. „Wir heißen euch hier an der Wächter-Akademie willkommen.“

Die acht Kinder verneigten sich höflich vor Catarina.

Es entstand eine kurze Pause, die nur durch neun Puffs durchbrochen wurde, als die Síth, die sie begleitet hatten, wieder verschwanden.

Catarina fuhr fort: „Ihr seid, wie ihr wisst, hier, um in allen für die Síth wichtigen Dingen ausgebildet zu werden. Der Unterricht fängt morgen an. Weiteres erfahrt ihr heute beim Abendessen. Die Mädchen werden die Woche über dort wohnen“, sie zeigte auf den Eingang zu einer unterirdischen Höhle, wie die Síth früher zu wohnen pflegten. „Und die Jungen wohnen dort“, sie deutete auf einen weiteren Eingang. „In den Höhlen werdet ihr eure Kleidung vorfinden, die ihr ab sofort tragen müsst. Eure persönlichen Sachen werden auch bald hier ankommen.“

Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand zusammen mit den drei anderen Lehrern und den fünf Ratsmitgliedern in einer weiteren unterirdischen Höhle.

Zwischen den acht Kindern brach Gemurmel aus und schließlich verschwanden die vier Mädchen in der einen und die vier Jungen in der anderen Höhle.

In der Mädchenhöhle erblickte Sara vier schmale Feldbetten, auf denen jeweils eine dünne, graue Tagesdecke lag. Am Fuße eines jeden Bettes stand eine kleine Holztruhe, auf der ein Stapel Kleidung lag.

Das kleine, blonde Mädchen ging zu einer Truhe hinüber und entfaltete zuerst einen langen, olivgrünen Rock und dann einen dunkelgrünen Pullover.

„Hübsche Farbe“, kommentierte das Mädchen mit den grünen Haaren und strich sich den Pony aus den Augen.

„Ich denke mal, dass das hier unsere neuen Kleider sind“, stellte das blonde Mädchen fest und begann, sich sogleich umzuziehen. Die anderen Mädchen taten es ihr nach und überraschenderweise passten sie jedem von ihnen perfekt, ohne dass sie erst lange anzuprobieren brauchten.

Nachdem sich auch Sara den weichen Pullover über den Kopf gezogen hatte, sah sie sich in dem kleinen Raum um.

„Hier sind keine Schuhe“, stellte sie fest. „Sollen wir einfach unsere eigenen anbehalten?“, fragte sie und blickte auf ihre eigenen, grasbefleckten Turnschuhe hinab.

„Es gibt keine Schuhe“, sagte das rothaarige Mädchen. „Die Schüler tragen keine Schuhe, nur die Lehrer.“

Die anderen waren schon dabei, ihre Schuhe abzustreifen, aber Sara zögerte noch. Sie trug immer Schuhe, damit niemand ihren Ziegenfuß sah, das Zeichen dafür, dass sie eine Nereide ist.

Andererseits waren das alles hier Síth und deshalb an magische und unnatürliche Dinge gewöhnt. Sie würden das doch mit Sicherheit verstehen. Oder etwa doch nicht?

Bevor Sara eine Entscheidung treffen konnte, betraten die vier Jungen unangekündigt die Höhle der Mädchen. Auch sie hatten sich schon in ihren neuen, olivgrünen Hosen und dunkelgrünen Pullovern eingekleidet.

„Hallo, Mädels!“, rief der Junge mit dem ewig breiten Lächeln. „Kommen wir ungelegen?“

Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte er sich auf eines der Betten.

„Ich bin Ned“, sagte er.

„Das sehen wir“, sagte das Mädchen mit dem grünen Pony sarkastisch. „Wirklich sehr nett, hier einfach hereinzuplatzen.“

„Nicht ‚nett‘. Ich heiße Ned. Mit D“, berichtigte Ned sie.

„Und ich heiße Ivar“, sagte der Junge mit dem kantigen Gesicht. Er sprach mit einem leichten russischen Akzent.