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Mallorca, die Insel der Träume, wird zum Schauplatz eines düsteren Albtraums. Eine Serie brutaler Morde erschüttert die Idylle und führt die Ermittler Carlota Puig, Fernando Martínez, sowie Subinspectorin Nuria Gomez in ein gefährliches Netz aus Korruption, Gewalt und Verrat. Während sie mit Präzision und unermüdlichem Einsatz den Spuren der Täter folgen, geraten sie selbst in tödliche Gefahr. Zwischen forensischen Untersuchungen, riskanten Befragungen und persönlichen Konflikten kämpfen die Ermittler gegen die Zeit, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Doch je tiefer sie graben, desto mehr geraten sie in die Abgründe der Insel, wo mächtige Clans, korrupte Polizisten und skrupellose Geschäftsmänner ein gefährliches Spiel treiben. Ein fesselnder Krimi voller Spannung, Intrigen und menschlicher Abgründe, der die dunklen Seiten des Paradieses beleuchtet und die Frage stellt: Wie weit würdest du gehen, um Gerechtigkeit zu finden? Inspiriert von dem realen Fall Cursach, wird die Handlung so packend erzählt, dass man sich kaum von den Seiten lösen kann. Van Renesse gelingt es, ein Gefühl von Unbehagen zu erzeugen, während er die schleichende Bedrohung unter dem sonnigen Oberflächenglanz der Insel offenbart.
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Seitenzahl: 495
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Mallorca, die Insel der Träume, wird zum Schauplatz eines düsteren Albtraums. Eine Serie brutaler Morde erschüttert die Idylle und führt die Ermittler Carlota Puig, Fernando Martínez, sowie Subinspectorin Nuria Gomez in ein gefährliches Netz aus Korruption, Gewalt und Verrat. Während sie mit Präzision und unermüdlichem Einsatz den Spuren der Täter folgen, geraten sie selbst in tödliche Gefahr.
Zwischen forensischen Untersuchungen, riskanten Befragungen und persönlichen Konflikten kämpfen die Ermittler gegen die Zeit, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Doch je tiefer sie graben, desto mehr geraten sie in die Abgründe der Insel, wo mächtige Clans, korrupte Polizisten und skrupellose Geschäftsmänner ein gefährliches Spiel treiben.
Ein fesselnder Krimi voller Spannung, Intrigen und menschlicher Abgründe, der die dunklen Seiten des Paradieses beleuchtet und die Frage stellt: Wie weit würdest du gehen, um Gerechtigkeit zu finden?
Inspiriert von dem realen Fall Cursach, wird die Handlung so packend erzählt, dass man sich kaum von den Seiten lösen kann. Van Renesse gelingt es, ein Gefühl von Unbehagen zu erzeugen, während er die schleichende Bedrohung unter dem sonnigen Oberflächenglanz der Insel offenbart.
„Prolog“
„B. Finden.“
„Schuld“
„Fremder“
„Muskelmänner“
„Porzellan“
„Jubilieren“
„Der Spaziergang“
„Gar nichts“
„Fakten“
„Terrasse“
„Parkbucht“
„Klappcouch"
„Länger. Mehr.“
„Nuria
„Angél. Engel.“
„Politik“
„Subinspector“
„Zitrusfrüchte“
„Subinspector Gomez“
„Maldita sea“
„Zigarettenstummel“
„Handtasche“
„Lippen“
„Selbstmitleid“
„Anordnung“
„Enrique“
„James Bond"
„Colon"
„Couch“
„Handschellen“
„Y-Chromoson“
„Bullenschwein“
„Nos vemos, cariño.“
SPME“
„Rosa und Elena“
„Warum?“
„Brei“
„Mumie“
„Aservatenkammer“
„L-Wort“
„Date“
„Razzia“
„Epilog“
„Herr Professor, ich muss … ich möchte mich für mein Fehlverhalten … meine eigenmächtige Entscheidung entschuldigen. Wenn das Konsequenzen nach sich zieht … Bestrafung … Entlassung … Versetzung … dann bitte nur für mich. Carlota war daran nicht beteiligt. Das war meine Entscheidung“ stammelte Fernando als er gemeinsam mit Lotta das Büro von Sergio Perez betrat. Sergios Hand ging ausladend über die Stühle, die vor seinem Schreibtisch standen. „Soso, möchtest du das. Und ich möchte, dass ihr euch setzt. Und mir einfach nur zuhört“. Der Professor schob mehrere Blätter zu ihnen herüber. „Das müsst ihr unterschreiben“. Fernando hatte sich schon einen Stift von Sergios Schreibtisch gegriffen, das Dokument an der markierten Stelle einfach unterzeichnet. Carlota hakte nach. „Was ist das?“ Sergio tippte mit seinem Zeigefinger auf die markierte Stelle. „Unterschreiben Lotta. Das ist der Obduktionsbericht auf den Richterin Noelia Sierra sehnlichst wartet. Den ihr beiden heute vormittag erstellt habt, der dringend benötigt wird“. Erneut tippte der Professor auf das Papier. „Unterschreiben Lotta. Der muss raus“ nahm er sich das von Fernando bereits signierte Dokument.
Er kam um seinen Schreibtisch herum, fasste Lotta an der Schulter. „In unserem Job … in meinem Intstitut geht es um Vertrauen … absolutes Vertrauen. Natürlich auch um einwandfreie Arbeit. Die ihr zwei in der letzten Woche geleistet habt. Etwas, das in unserem Job unabdingbar ist. Wir … alle Kollegen … müssen allen anderen Kollgen den Rücken freihalten … auch wenn es brenzlig ist … dann insbesonders. Ich habe Angél angeschwindelt, dass ihr beiden das Institut nicht verlassen habt, dass ihr die Obduktion gemacht habt …“. Er drückte seine Handfläche auf Lottas Schulter zusammen. „Und jetzt macht bitte weiter. Es gibt genug zu tun“.
Lotta und Fernando gingen in die Umkleide. „Ich habe eigentlich einen richtig fetten Anschiss von Sergio erwartet“ zog Fernando saubere Arbeitskleidung aus den Regalen. Für sich. Für Lotta. Im Gegensatz zu den anderen Regalen war „ihr“ Fach, das mit XS, also extra klein, beschriftet, überschaubar mit Hosen und Kittel befüllt. „Du kennst Sergio nicht so gut … nicht so gut wie ich. Sein Hinweis auf Vertrauen war schon eine klare Ansage. Er ist nicht so der Typ der laut lospoltert. Aber er ist schon enttäuscht. Von uns. Vielleicht sogar noch mehr von mir. Weil wir ihm nicht vertraut haben. Ihn übergangen haben“. Lotta hatte sich auf die niederige Holzbank gesetzt. Schälte sich aus der Hose, die Fernando ihr im Supermarkt Alcampo gekauft hatte. „Ist schon knapp. Sitzt ganz schön stramm“ atmete sie laut hörbar aus. „Aber … das ist um so grösser von ihm … er steht voll hinter uns“. Lotta schlenkerte mit einem Hosenbein in der Luft. „Zieh‘ mal bitte an meiner Hose, ich krieg‘ die nicht über meinen fetten Hintern“. Fernando musste lachen. „Du bist aber auch eine fette Sau“.
Bevor Carlota ihre Laborkleidung anlegte entkleidete sie sich komplett. „Ich geh‘ schnell duschen. Ich bin ja noch irgendwie vollgepisst. Und rieche auch so“. Fernando ging in den Sektionsraum. Zu den anderen Kollegen. Die ihn sofort umringend belagerten. „Erzähl‘. Erzähl‘. Erzähl‘ schon“. Sie hätten natürlich schon von Sergio erfahren, dass der Mörder … der mutmassliche Mörder im alten Kraftwerk verhaftet worden sei, aber … „Erzähl‘ schon. Wie ist das gelaufen?“
Fernando musste sich setzen. Wie aus einem Luftballon, den man zuvor bis kurz vor dem Platzen aufgeblasen hatte, entwich jetzt aus ihm die Luft. Die Anspannung. Mit einem ähnlichen Geräusch. Prrrrr. Und nicht nur die Spannung schien von ihm abzufallen, auch sämtliches Blut schien seinen Körper zu verlassen. Was natürlich Quatsch war, das war ihm als Mediziner natürlich klar – Blut verliess nicht einfach so einen Körper. Wohin? Es war sein Kreislauf, der schlagartig komplett runterfuhr. Obwohl sein Herz raste, pumpte es kaum noch Blut durch seine Adern. Dafür beschleunigten seine Gedanken umso mehr. Schienen Nachlaufen in seinem Kopf zu spielen. Was, wenn wir nicht dagewesen wären? Was, wenn es anders gelaufen wäre? Würde er jetzt hier sitzen? Hätte er unterwegs mit Lotta noch Scherze machen können? Um seine Angespanntheit zu überspielen? Würde Cati gerettet worden sein? Würde sie noch leben? Würde er noch leben? Würde Lotta noch leben?
Von weit weg hörte er eine Stimme. Spürte dann eine Hand die seine Wangen tätschelte. „Hey, Hey, jetzt nicht abkacken“. Dann Hände, die ihn unter den Achseln packten. Das war Lottas Stimme. „Nando … ganz langsam durchatmen … Gabriel, David … legt Nando auf den Tisch … Füsse hoch … hol‘ mal einer eine Kiste … schnell …“. Die eiskalte Oberfläche des Edeltstahltischs berührte seinen Rücken, Lottas Gesicht war über ihn gebeugt. „Ganz ruhig atmen. Alles gut. Wir sind da“. Im nächsten Moment wurden nasse Tücher um seine Handfesseln gewickelt. Dann wieder Lottas Stimme. „Keine Panik … das ist nur ein Kreislaufkollaps … Alles gut Nando … Entspann‘ dich … wir sind da“.
Fernando stierte an die Decke. In die grelle Beleuchtung. So, oder so ähnlich, war das Licht als er in der Fabrikhalle das Schwert hatte aufblitzen sehen, sich innerlich von seiner geliebten Cati verabschiedete, seine letzte Sekunde wähnte. Dann aber alles ganz anders gekommen war. Zum Glück. Lotta laut schreiend in den Typen hineingerannt war. Ihn zu Boden riss. Und Caporal Gomez ihn dann überwältigen konnte. Mit einem gezielten Schuss ausser Gefecht setzte.
Ruckartig richtete Fernando seinen Oberkörper auf, zog Carlota in seine Arme, an seinen Brustkorb. „Danke Lotta. Danke“. Er drehte langsam seine Beine vom Tisch herunter. Ohne Carlota aus seiner Umarmung loszulassen. Er sollte Nuria anrufen, sich bei ihr bedanken.
Mehrere Ladungen kaltes Wasser hatte Fernando sich in der Umkleide mit den Händen ins Gesicht geschaufelt. Schaute vom Waschtisch auf. In den Spiegel. „So sieht also ein emotionaler Zusammenbruch aus? So äussert sich das“ blickte er in sein Antlitz, das Kalkweiss war. Traurigkeit, Sorge, Angst, Furcht, Nervosität. Schuldgefühle, Wertlosigkeit, Ohnmacht, Scham, Wut, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen waren Auslöser von Zusammenbrüchen – das alles hatte er ja in seinem Studium gelernt. Theoretisch. Aber dass es ihn treffen würde? Aber genau so vehement wie es ihn erwischt hatte - als der auslösende Reiz weniger wurde – das Gefühl der Ausgelaugtheit – genau so schnell fand er zu seinem Gleichgewicht zurück. Und alles nur wegen der Frage … der Aufforderung seiner Kollegen? „Erzähl‘ mal“. Erzählt hatte Fernando nichts, sondern alles spielte sich nur in seinem Kopf ab. War das dieses Nahtoderlebnis, von dem er ja auch während des Studiums in einer Vorlesung erfahren hatte? Ein außerkörperliches Bewusstein jenseits von Raum und Zeit. Es wurde ganz ruhig und ganz still. Es war so als würde die Zeit stillstehen, als gäbe es keine Vergangenheit mehr - und auch keine Zukunft. Und auch das, was Lotta zu Catis Peiniger gesagt hatte klang in seinen Ohren. „Ich habe keine Angst vor dir. Ich habe keine Angst davor, zu sterben“. Das war der Moment, wo Fernandos Bewusstsein über den Körper hinausgeschossen war. Er war nicht mehr in seinem Körper, er war plötzlich draußen. Hatte das Gefühl, er nehme plötzlich den ganzen Raum ein. War überall.
„Bist du wieder okay?“ riss Lottas Frage Fernando aus seinen Überlegungen. Die sicherlich, genau wie die Situation im Kraftwerk selbst nur Millisekunden gedauert hatte. Zwischen zwei Wimpernschlägen. Ihm aber wie eine kleine Ewigkeit vorkam. Über den Spiegel schaute er Carlota an, nickte ihr zu. „Wir können zu Cati. Sie ist auf der Krankenstation“ gab Lotta die von Sergio erhaltene Information an ihn weiter. Auch dass sie nochmals mit Sergio geredet habe. Er „inständig“ darum gebeten habe, dass sie zukünftig doch bitte ihn über alle Schritte zu informieren habe. Concepcion und David hätten die Obduktion durchgeführt, die sie abgezeichnet hätten. „Die Messerstecherei an der Playa. War wohl keine grosse Sache. Zumal die CNP ja auch die Tatverdächtige oder den Tatverdächtigen direkt festnehmen konnte. Und sie auch geständig waren. Eindeutige Sache also. Eifersuchtsdrama“.
Fernando fasste an Lottas Handgelenk. „Als du vorhin … da in dem Kraftwerk … als du gesagt hast, du hast keine Angst … stimmt das?“ Lotta blieb stehen. „Oh doch, ich hatte Angst. Frag‘ mich nicht nach Sonnenschein. So sehr, dass ich mich eingepisst habe. Aber mehr noch als Angst habe ich Wut … Hass verspürt. Und Angst. Angst um mich. Angst um dich. Angst um Cati. Angst euch zu verlieren. In dem Moment habe ich mich gefühlt wie Black Mamba. Aus Kill Bill. Dem Film. Ich wollte Rache an dem Typ nehmen. Der Typ sollte sterben. Schade eigentlich, dass Nuria ihm nur ins Bein geschossen hat. Sie hätte den auch ruhig abknallen können. Um den ist es nicht schade“.
Fernando strich ihr ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ich weiss gar nicht … was ich sagen soll? Wie ich mich bedanken soll? Nicht einmal für mich. Für Cati“. Lotta winkte ab. „Du musst dich nicht bedanken. Ist doch klar. Herz siegt über Verstand. Es fällt leichter, etwas Größerem zu vertrauen und sich ihm hinzugeben, wenn man diese positive und liebevolle Lichtenergie spürt. Mein Herz ist mit der Quelle verbunden – immer mit etwas Größerem, Stärkerem und Weiserem verbunden – du musst dich nur einklinken“.
Mit einer Hand wies sie zu einem Eingang auf dem ewig langen Korridor, den sie schon eine ganze Weile durchschritten. „1Planta Bajo. Sector H. Ginecología“. Beide traten an einen
Rezeptionstresen heran, fragten nach Cati. Señorita Catalina Ferrer. „ 2 Sala de tratamiento 55. Frau Doktor Andrea Ruiz“ bekamen sie zur Antwort. Sonst keine weiteren Fragen. Irgendwie verständlich. Sahen Fernando und Carlota doch aus wie alle anderen hier. In weisse Hose und Kittel gekleidet. Wie alle Bediensteten hier. Was sie ja im Grunde auch waren. Bedienstete von Son Espases. Nur eben nicht von dieser Abteilung.
Auf einem der Stühle der langen Wartereihen erkannte Fernando Marga. Die gebannt auf einen Bildschirm starrte. „Marga“, hob er kurz eine Hand. Marga stürmte heran, flog Fernando um den Hals. „Da seid ihr ja. Man lässt mich nicht zu Cati“. Lotta löste sich von den beiden. „Ich bin gleich wieder da, Moment“. Ging auf das genannte Behandlungszimmer zu, klopfte an, wartete einen Augenblick, betrat das Zimmer. Zeit für Fernando um sich den spontan bei Marga ergiessenden Tränen zu widmen. Sie in die Arme zu nehmen. „Alles ist gut Marga“. Was machte ihn so sicher? Er wiederholte einfach das Gesagte, strich Marga durch die Haare, die schon ihren Kopf an seinen Brustkorb gelegt hatte. Trotz Margas beharrlichem Nachfragen und Drängen erzählte Fernando aber nichts. Keine Details. Nur, dass ihr Hinweis mit dem Kessel sie genau zum Ziel geführt habe. „Das haben wir dir zu verdanken. Deinem Gedächtnis. Deiner Erinnerung. An das Kraftwerk. Ohne dich …“. Weiter kam er nicht, Lotta setzte sich zu den beiden. „Wir können jetzt nicht zu Cati. Sie wird gerade untersucht. Und sie wird ein paar Tage hierbleiben. Zur Kontrolle. Zur Sicherheit“. Carlota fasste an Margas Hand. „Wenn du magst … und Zeit hast … kannst du gerne warten. Cati wird bestimmt gleich auf eine Station verlegt. Dann kannst du bestimmt zu ihr. Wir … Nando und ich müssen zurück. Ins Institut“.
Fernando erhob sich von seinem Stuhl. „Ich will zu Cati“. So schnell wie Lotta neben ihm stand konnte er gar nicht gucken. Mit ihren Händen nahm sie sein Gesicht. „Du kannst jetzt nicht zu ihr. Nando, hörst du? Ich schätze mal eine kleine Ohrfeige bringt dich nicht zur Besinnung“. Welche Kraft dieses kleine Persönchen plötzlich entwickelte liess Fernando verdutzt schauen. An den Schulterblättern drückte sie ihn gegen eine Wand, drängte sich in seinen Schritt. „Du kannst jetzt nicht zu ihr …“ schaute sie ihm fest ins Gesicht. „… Und wenn du nicht willst, dass ich dir jetzt mein Knie in die Eier ramme, dann kommst du jetzt mit mir … Nando, bitte. Cati möchte dich nicht sehen … sie möchte nicht, dass du sie so siehst … verstehst du mich? Lass‘ uns gehen. Bitte“. Am Liebsten hätte er Lotta mit einer Armbewegung „weggewischt“, fügte sich aber ihrer Ansage. Nahm sich zurück. Verabschiedete sich von Marga. „Du bleibst doch, oder? Ich muss wieder …“.
„Verflucht, was ist denn jetzt mit Cati?“ wollte Fernando aber sofort von Lotta wissen als sie wieder den langen Korridor entlangliefen. „Sie hat reichlich blaue Flecken, Prellungen … das haben wir natürlich nicht gesehen da in der Halle … auch weil es so schnell ging alles … und weil wir unter Schock standen …“. Carlota nahm Fernandos Hand, blieb stehen. „Ich rede jetzt mal zu dir als Rechtsmediziner Señor Martínez, okay? Du nimmst das jetzt bitte sachlich auf, okay? Cati verhütet doch, oder?“ Fernando schaute Lotta mit grossen Augen an. „Wie?“ „Was ich gefragt habe. Cati verhütet doch, oder? Sie nimmt die Pille? Oder hat eine Spirale? Verstehst du was ich sage? Sie verhütet. Kann also nicht ungewollt schwanger werden? Von dem Bastard“. „Was? Was redest du da Lotta?“
Carlota drückte seine Hand. „Señor Martínez. Ihre Frau ist vergewaltigt worden. Und misshandelt. Die Gynäkologin … Frau Doktor Ruiz … und eine Kollegin aus der Anatomía Patològica – Ester Amengual nehmen jetzt Abstriche bei ihr. Nicht wie wir … um rauszufinden wer das getan hat … das wissen wir … um herauszufinden ob sie vielleicht eine Infektion oder so hat“. Lotta nahm sein Gesicht in die Hände. „Ob sie angesteckt wurde. Mit irgendwas. Die beiden sind
Fachärztinnen, wir nur Gerichtsmediziner. Die Proben kommen gleich zu uns ins Labor. Da prüfen wir die DNA. Um ganz sicher zu gehen. Um die Staatsanwaltschaft so genau wie möglich zu informieren. Ich zeig‘ den auch an. Und du auch. Cati sowieso. Und wegen Mord ist der sowieso dran. Dreifacher Mord. Der wird keine Sonne mehr sehen“.
Lotta drückte den Knopf am Aufzug. „Und auch die Fotos sind sicherlich gleich schon bei uns. Darum … und nur darum will Cati dich nicht sehen. Sie fühlt sich … schuldig … schmutzig … verstehst du? Ihr Körper ist geschunden … ihre Seele ist geschunden … ihre Haare sind abgeschnitten … sie möchte nicht, dass du sie so siehst … der Typ hat sie misshandelt. Körperlich und seelisch. Man wird sich um Cati kümmern. Auch der psychologische Dienst. Gib ihr Zeit“.
Tränen schossen so vehement in Fernandos Augen, dass er sie nicht zurückhalten konnte. „Sie will mich nicht sehen? Aber Marga?“ „Ja Nando. Ich … als Frau … kann mir nicht vorstellen, dass Cati jetzt mit einem Mann reden möchte … erst recht nicht mit ihrem Mann … mit dir“. Carlota setzte sich in Bewegung, betrat den Aufzug. „Das macht eine Psychologin. Señor Martínez, wollen wir jetzt unsere Arbeit machen?“
Sergio schien die beiden, Carlota und Fernando, zu erwarten als sie sein Büro betraten. Bat direkt darum sich zu ihm zu setzen. Hatte einige Fotoausdrucke auf der Tischplatte liegen. „Sind gerade gekommen“. Aus der Türe seines Schreibtischs nahm er eine Flasche Brandy, goss ein Glas ein. Schob es Fernando herüber. „Fühlst du dich imstande zu arbeiten?“ Fernando nahm die Fotos, betrachtete sie lange. Schüttete sich den Brandy in einem Zug herunter. „Das habe ich gar nicht so wahrgenommen. Das war so schummrig da in der Halle. Und es ging ja auch alles so schnell. Dieses Schwein. Dieses elendige Schwein. Was hat er Cati nur angetan“. Sergio wiederholte seine Frage. „Kannst du deine Arbeit machen? Willst du noch einen Brandy?“ Fernando schob ihm sein Glas entgegen. „3Sí, profesor. Puedo. Lo haré“. Lotta griff zu den Fotos. „Cati wird jetzt gut versorgt … du wirst sehen … in ein paar Tagen …“. „In ein paar Tagen Lotta? Vielleicht die blauen Flecken. Und ihre Psyche? Was ist damit?“ stand Fernando ruckartig auf. „Lass‘ uns anfangen. Wir haben zu tun“. Sergio erhob sich ebenfalls. „Falls du ein paar Tage frei haben möchtest …?“ „Nein, Herr Professor. Danke, aber es geht schon“.
Gemeinsam mit den Proben wurden aus der Anatomía Patològica wurde auch noch ein Briefumschlag mitgebracht. Fernando riss ihn auf. Zum Glück nichts wirklich Schlimmes. Lediglich der Hinweis, dass für Cati die 4Tarjeta Sanitaria noch nachgereicht werden müsse. Fernando schaute zu Carlota. „Hat man eigentlich Catis Hab und Gut gefunden? Ihre Handtasche? Ihre Brieftasche? Ihren Ausweis und so?“ Wartete aber ihre Antwort gar nicht erst ab. Griff zu seinem Telefon.
„Nuria? Caporal? Fernando Martínez hier. Nando. Habt ihr Catis persönliche Dinge gefunden? In der Halle? Ihre Brieftasche und so?“ Nuria liess ihn wissen, dass sie das in Erfahrung bringen werden, sich melden werde sobald sie etwas sagen könne. „Ach …Nuria … danke, dass du unsere Leben gerettet hast“. Erneut kullerten Tränen Fernandos Wangen herunter.
Am späten Nachmittag, schon fast frühen Abend kamen die Ergebnisse von Catis Untersuchung. Alles Negativ, also so gesehen Positiv. Keine Infektionen. Nichts. Die Auswertungen von Carlota hatten eindeutig die DNA des Täters – Miguel oder Mohammed bestätigt. Auch Sergio wusste Neues zu berichten. Er habe mit der Verwaltung gesprochen, ihnen mitgeteilt wer Cati sei, wo sie arbeite, dass mit ihrer Krankenversicherung alles in Ordnung sei, die Tarjeta Sanitaria nachgereicht werde. Woraufhin man von der Verwaltung aus beim Ajuntament Felanitx über Catis Behandlung informiert habe und dass sie für ein paar Tage zur Observation in Son Espases bleibe. Mit „Es ist alles geregelt Nando“ liess er Fernando das wissen. „Du machst jetzt Feierabend. Und du Lotta, auch“.
Am Liebsten wäre Fernando jetzt natürlich zur Krankenstation geeilt, Cati besuchen. Nach ihr schauen. Carlota hatte ihm aber erneut eindringlich davon abgeraten. Cati brauche jetzt absolute Ruhe. Garantiert habe man ihr „etwas zur Beruhigung“ gegeben. „Warte bis morgen“. Sie setzte sich zu ihm in die Umkleide. „Ruf‘ doch mal Marga an. Wollen wir was essen gehen? Oder zusammen kochen? Soll ich mit zu dir kommen? Willst du mit zu mir kommen? Du willst doch jetzt garantiert nicht allein sein, oder?“
Fernando legte einen Arm um ihre Schulter. „Nein … also Ja … Ja, was essen, was kochen vielleicht … magst du mitkommen? Ich ruf‘ dann Marga an. Ich denke wir können jetzt beide jemand gebrauchen der uns vollquasselt“. Carlota lächelte. „Das hast du nett gesagt. Ich komme gerne mit zu dir … zu euch. Ich koch‘ auch was. Ich habe nämlich voll Hunger. Oder wir kaufen unterwegs was. Beim Chinesen oder so“.
1 Erdgeschoss. Sektor H. Gynäkologie
2 Behandlungszimmer 55.
3 Ja, Herr Professor. Kann ich. Werde ich.
4 Krankenversicherungskarte
Fernando erreichte Marga im Auto. Sie war schon auf dem Rückweg von Son Espases. Schon fast Zuhause. Übergab sein Telefon aber direkt an Carlota. Die Marga ein wenig auf aktuellen Stand bringen wollte. In Punkto Cati. Ihr aber auch einige Details vorenthielt. Worauf Marga sehr harsch reagierte. „Warum belügst du mich? Ich weiss doch von Cati was war. Du warst doch mit Nando auch da … bei der Verhaftung von dieser Drecksau. Warum hast du dir nicht einfach die Pistole von der Polizistin geschnappt und den Mistkerl abgeknallt? Oder Nando? Du hast doch auch gesehen wie Cati aussieht. Sie ist grün und blau geschlagen. Warum habt ihr den Mistkerl laufen gelassen?“ „Wie … Wieso laufen gelassen?“ Mehr war für Fernando nicht mehr zu hören. Lotta hatte den Lautsprecher ausgeschaltet. Nur noch kurz und knapp „Ich erzähle dir alles, wenn wir kommen“ von Lotta vernommen. Dann schaltete sie um. Für Fernando. Auf menschliches Navi. „Nach Pere Garau. Da kenne ich einen Chinesen. Hier lang … Carretera de Valldemossa“. Immer wieder mit ihrem Arm durch die Windschutzscheibe zeigend lotste sie Fernando durch Palma. „Jetzt hier lang … Carrer d'Antoni Frontera …“.
Im Prinzip hatte Lotta Fernando einmal quer durch Palma geleitet. Zu seinem Erstaunen kamen sie nach dem Speiseneinkauf, jetzt die Carrer de Manuel Azaña befahrend, etwa auf der Höhe von El Molinar auf die Autobahn nach Llucmajor. „Wie lange hast du gebraucht um dich so in Palma auszukennen?“ hatte Fernando zu Carlota geschaut, für die alles Super-Easy zu sein schien. „In dem Strassengewusel den Überblick und die Orientierung zu behalten“? „Eigentlich ganz einfach“ lächelte sie ihn an. „Es gibt ein paar Hauptstrassen die sich durch die Stadt ziehen. Dann einfach hier und da abbiegen. Das ist schon alles“. Sie zeigte durch die Windschutzscheibe. „Ausserdem ist Mallorca eine Insel. Wenn du einfach fährst kommst du ja auch irgendwann … irgendwie … automatisch ans Meer“.
Die gekauften Speisen, Nudel- und Reisgerichte - brachte Fernando nach Ankunft auf der Finca direkt in die Küche. Trotz der doch recht effektiven Verpackung in Aluminiumschalen wollte er sie noch einmal erwärmen. Rindfleisch-, Schweinefleisch- und Hühnerfleisch-Shop-Soy – da sollte für jeden etwas dabei sein. Machte sich dabei direkt eine Dose Bier auf, das er in Sechserpacks gekauft hatte. Estrella Galicia. Trank einen grossen Schluck. Flüchtete irgendwie schon vor Margas Vorhaltungen, die sie direkt wieder aufgegriffen hatten - nachdem Lotta sie am Telefon einfach weggedrückt hatte. „Warum hast du nichts gemacht? Wie konntest du es zulassen, dass der Typ Cati das angetan hat?“
„Du hast Recht … es ist meine Schuld … ich hätte das verhindern sollen. Müssen. Nur wie, Marga?“ Fernando schaute Marga an. „Ich hätte nicht nach Mallorca kommen sollen. Dann …“. Lotta unterbrach die beiden. „Das ist doch Unfug. Das ist nicht deine Schuld. Das wisst ihr beide so gut wie ich. Das ist einfach passiert. Ganz egal ob du nach Mallorca gekommen bist oder nicht. Das hat doch mit dir nichts zu tun“.
Fernando räumte Geschirr aus dem Küchenschrank. „Ja, aber das mit Cati … das ist meine Schuld … wenn ich nicht hier wäre … bei Cati … dann …“. Lotta wurde lauter. „So ein Schwachsinn. Wenn jemanden eine Schuld trifft, dann doch die Wichser von der Presse. Wenn die nicht über dich … über uns geschrieben hätten … mit Wohnort und dem ganzen Scheiss … dann hätte das doch niemand gewusst … und der Typ erst recht nicht. Der wollte sich an dir rächen … denk’ doch nur mal dran was er auf Esthers Leib geschrieben hat …für dich … für uns … und wenn wir ihn nicht gekriegt hätten? Hätte er sich dann an mir rächen wollen? Hast du doch gehört. Was der alles gefaselt hat. Dass wir Lesbenfotzen sind. Nymphomanische Bumsnudeln und so weiter. Der hat doch die ganze Scheisse mit seiner Frau auf alle Frauen projeziert. Der Typ ist krank. Geisteskrank“.
Sie setzten sich auf die Terrasse, an den Tisch. Ein lauer Sommerabend. Catis Abwesenheit schmerzte alle drei. Verputzten relativ wortlos ihre Mahlzeit. Erst als Fernando Marga befragte „Wie geht es Cati? Du warst ja jetzt die ganze Zeit bei ihr“ sprudelte sie heraus. Dass sie zwar mehrere Stunden an ihrem Krankenbett verbracht habe – auch alles Mögliche sowohl die Ärztin als auch die Krankenschwester gefragt habe – man ihr aber keine Antworten gegeben habe. „Kannst du dir das vorstellen? Weil ich keine direkte Angehörige von Cati sei. Das dürften sie nicht. Dieses dumme Gelaber von Schweigepflicht und so“. Obwohl sie ewig bei Cati gesessen habe sei nicht viel passiert. Cati sei ruhig gestellt gewesen. Mit Medikamenten. Geredet habe Cati so gut wie gar nichts. Nur vor sich hingedöst. „Aber ihr … ihr könnt mir das doch jetzt sagen. Ihr habt doch keine Schweigepflicht. Mir gegenüber. Ich bin doch ihre Freundin. Genau wie ihr. Ihr seid doch auch keine Ärzte. Keine echten jedenfalls. Ihr untersucht doch nur Tote“.
Fernando hatte schon ein paar Infos erzählt als sein Telefon klingelte. Er warf einen Blick auf das Display, dann zu Lotta. „Erzählst du weiter. Ich muss da ran gehen. Das ist Caporal Gomez“ stand er auf, entfernte sich ein paar Schritte von der Terrasse. Setzte sich an den kleinen Bistrotisch, der nur wenige Meter entfernt stand. „Wir haben die Sachen deiner Freundin gefunden“ begann Nuria direkt zu erzählen. „Handtasche. Ihre Ausweisdokumente. In einem kleinen Raum neben den Turbinen“. Dort sei auch sowas wie ein Schlafraum eingerichtet gewesen. Eine Matratze und Essensreste hätten sie dort gefunden. Also nicht sie, die Kollegen von der Spurensicherung. „Und auch Kleidung von deiner Freundin. Oder zumindest das was davon übriggeblieben ist. Alles zerschnitten … in Fetzen gerissen“. Fernando musste tief durchschnaufen. Auch wenn er froh war das zu hören, kam das was man … Marga ihm gesagt hatte, aus dem Mund. „Hättest du den nicht einfach erschiessen können?“ Nuria brauchte einen Moment zu antworten. „Nando … ich kann dich verstehen. Aber wir werden dafür ja ausgebildet. Einen nicht zu töten. Nur ausser Gefecht zu setzen. Ausserdem hatten wir ja auch klare Anweisung … von Comisario Bauza. Nicht töten. Nur ausschalten“.
Dann nahm das Gespräch etwas persönlichen Charakter an. Nuria wollte wissen wie es Cati gehe. Wie es ihm selber gehe. Ob alles soweit in Ordnung sei. Ob jemand sowohl bei Cati sei – als auch bei ihm. „Hast du jemanden zum Reden? Was ist mit deiner Kollegin?“ Sie lachte kurz. „Der Kleinen, wie mein Chef sagt“. Fernando erklärte ihr, dass sie gerade alle zusammensassen. Marga, Catis Freundin, Carlota und er. Und dass Marga stundenlang bei Cati war. Weil er ja selber nicht zu Cati durfte. „Nimm das nicht persönlich. Deine Freundin braucht bestimmt ein paar Tage. Das waren doch echt üble Tage für sie. Was haben denn die Untersuchungen ergeben? Wurde sie …?“ „Ja Nuria, wurde sie“. Fernando musste schlucken. Seinen Zorn herunter. Und seine aufkommenden Tränen. „Ich habe aber noch was Positives für dich. Die Techniker der Spurensicherung haben den Fiat deiner Freundin soweit wieder fahrbereit montiert. Alle Spuren sind gesichert. Du kannst ihn abholen. Im Comisaría de Polígono de Son Castelló. Ruf‘ mich an, wann es dir passt. Ich regel‘ dann alles für dich“.
Sie schien auf eine Reaktion Fernandos zu warten. Die aber ausblieb. „Und wir haben die Furgoneta des Täters zerlegt. Da waren auch Spuren deiner Freundin drin. Es ergeht … zusätzlich natürlich … auch Anzeige wegen Freiheitsberaubung. Und Entführung … also das gewaltsame Festhalten einer Person und das Wegbringen von einem Ort“. Fernando musste leicht schmunzeln. „Das hast du alles gelernt? Solche schwachsinnigen Formulierungen? Wegbringen an einen anderen Ort … so nennt ihr also Entführung?“
Fernando hatte wenig bis gar nicht geschlafen in der Nacht. Hatte sich mit seinen eigenen Vorwürfen und Schuldzuweisungen gequält. Das was er jetzt erlebt hatte dürfe sich in keinem Fall wiederholen. Dass durch sein
Verschulden Cati in Gefahr geraten war. Natürlich galt das auch für jede andere Person in seinem persönlichen Umfeld. Wobei er natürlich auch inständig hoffte, dass so etwas wie dieser, sein erster Fall hier auf Mallorca, sich nicht wiederholen würde. Erst, nach dem Telefonat mit Caporal Gomez, hatte er noch eine Weile mit Carlota und Marga zusammengesessen. Ihnen von den Neuigkeiten erzählt. Mit Lotta verabredet, dass sie beide, wenn es sich einrichten liesse, am morgigen Tag zur Comisaría de Polígono de Son Castelló fahren würden. Um Catis Auto abzuholen. Und ihr persönliches Hab und Gut. War dann aber relativ zeitig in sein Zimmer – eigentlich war es nicht einmal sein Zimmer, sondern das von Cati – gegangen. Hatte sich auf seinem MacBook noch einmal die Berichte in der Ultima Hora rausgesucht und durchgelesen. Und tatsächlich – jetzt wo er die Artikel deutlich aufmerksamer durchgelesen hatte – einige Passagen gefunden, die sicherlich auch Catis Entführer hilfreich waren um seine Schlussfolgerungen in der Verbindung zwischen ihm und Cati zu ziehen. War es bei Lottas Foto noch eine sehr allgemeine Beschreibung Lebt alleinstehend in einem Stadtteil von Palma so war es zu seiner Person doch schon detaillierter. Der Rechtsmediziner lebt mit seiner Lebensgefährtin, einer Verwaltungsangestellten beim Ajuntament Felanitx, im beschaulichen Llucmajor im Inselinneren.
Lange hatte er an einer Beschwerde-Mail an die Redaktion der Zeitung geschrieben. Eine Mischung aus Empörung, Wut und Vorhaltungen. Sendete diese aber doch nicht ab, sondern löschte sie letztendlich sogar. Was würde das jetzt noch ändern?
Er konzentrierte sich dann auf seine eigentliche Erkenntnis. Würde er nicht mit Cati zusammenwohnen wäre das alles nicht passiert. Hätte das alles nicht passieren können. War er es doch selber der ziemlich direkt vorgeschlagen hatte, dass er sich eine Wohnung suchen werde. Hätte er das doch auch mal getan. Fernando begann damit alle möglichen Immobilienportale zu durchforsten. Eine Wohnung musste her. Für ihn. Schnell.
Die Angebote waren nicht nur schier unüberschaubar, auch wurden Wohnungen - identische Wohnungen – gleich von mehreren Maklerseiten angeboten. Alle mit unterschiedlicher Benutzerführung. Wie sollte er sich da zurechtfinden? Was suchte er überhaupt? Ausser der allgemeinen Vorgabe Ich suche eine Wohnung. Palma und Umgebung. Da fing es doch schon an. Was bedeutete denn Umgebung? Wie gross war Palma überhaupt? Wo endete das Stadtgebiet Palma? Und wo begann Umgebung? Fernando entschied anders an die Sache heranzugehen. Wollte sich eine Preisobergrenze setzen. Nur welche? Dass er jetzt schon ein paar Tage nicht gezockt hatte eröffnete ihm zusätzliche Möglichkeiten. Im Prinzip hatte er ja jetzt bereits eine Monatsmiete zusätzlich zur Verfügung. Also zumindest, wenn es um ein paar Hundert Euro gehen würde. Lottas Worte Du verdienst genug Geld, damit könntest du eine Weltreise machen kamen ihm in den Sinn. Das sollte also irgendwie machbar sein. Lotta machte es ihm ja auch vor. Sie hatte sogar eine Eigentumswohnung, keine Mietwohnung. Und ihr Gehalt war seinem sicherlich ähnlich.
Nach annähernd zwei – wenn nicht gar drei Stunden hatte er das Suchsystem … die Suchsyteme begriffen. Schon einige Objekte als Favoriten gespeichert. Die natürlich auf dem Papier, besser gesagt auf dem Bildschirm einen guten Eindruck auf ihn machten. Ob das so in der Realität war blieb abzuwarten. Hier auf Mallorca war es sicherlich ähnlich wie in Dénia. Alles was irgendwie am Wasser lag hatte auch zwangsläufig mit hoher Luftfeuchtigkeit zu kämpfen. Die sich in den Wohnräumen niederschlug. Und was war mit Heizung? Wie war überhaupt der Winter … die kältere Jahreszeit auf Mallorca? Gab es sowas überhaupt? Winter? Oder war es immer warm? Und wenn immer warm – was war mit Klimaanlage? Die musste unbedingt sein.
Seine Favoritenliste wollte Fernando morgen im Institut ausdrucken, dann auch die Immobilienfirmen anrufen. Nach Möglichkeit persönliche Besichtigungstermine vereinbaren. Seine Augen flimmerten, sein Kopf ratterte. Zeit um zu schlafen allemal.
Wie lange Fernando mit geschlossenen Augen vor sich hin sinniert hatte – nicht einmal richtig geschlafen, mehr gedöst – war ihm nicht klar. Er spürte wie eine Person zu ihm unter das Bettlaken krabbelte, spürte einen Körper. „Ach, meine geliebte Cati“ legte er direkt einen Arm um sie. Zog sie an sich heran. Spürte einen Kuss auf seinem Hals. „Ich bin’s. Lotta“. Fernando schlug die Augen auf, schaute in Lottas Gesicht. Die sogleich über ihn herüber griff, zu seinem Notebook. „Hast du gezockt?“ Fernando schob das MacBook ein Stück auf dem Bett beiseite. „Nein, ich habe eine Wohnung gesucht. Ich muss hier ausziehen. Ich muss Cati schützen“.
Beim Zuklappen des Bildschirms sah er Beine an der Bettkante. Wie ging das jetzt? Dass Lotta neben ihm lag und ihre Beine vor dem Bett standen? Sein Blick wanderte die Beine empor. Es war Marga, die dort stand, im Begriff war sich auch zu ihm zu legen. „Hast du Lust dich zu unterhalten? Ich … wir können nicht schlafen. Das ist alles so viel was auf mich einprasselt. Das mit Cati“ schlüpfte sie auch schon unter das Laken.
„Du willst weg von Cati?“ Scheinbar hatte Marga die kurzen Sätze von Fernando mitbekommen. „Nein, nicht weg von Cati. Ich suche eine Wohnung. Ich habe Angst um Cati. Das ist passiert, weil … ich bin dafür verantwortlich Marga. Ich hätte das verhindern können. Müssen. Es ist meine Schuld“. Mit einem Finger fing Marga die Tränen auf Fernandos Wange auf. „5Nando, cariño. Eso no es verdad. Deja de decirte eso“.
5 Nando Schatz. Das ist nicht wahr. Hör' auf dir das einzureden.
Fernando wusste erst gar nicht so recht wohin mit seinen Armen … seinen Händen. Lag einfach nur steif wie ein Brett in der Mitte der beiden Frauen. Fühlte sich ein wenig daran erinnert wie es war als er mit Lotta seine erste Bereitschaft ableistete. Auch da war sie an seinem Brustkorb eingeschlafen, hatte eine Hand an seine Wange gelegt. So war es jetzt auch. Nur in doppelter Ausführung. Zu seiner linken Seite Carlota, zu seiner rechten Marga im Arm. An seiner Brust. Auf seiner Brust. Nach einer Weile liess er seine Hand an Lottas Körper entlang gleiten. Dann auch an Margas Körper. Lottas Oberkörper war fast gerade, im Vergleich zu Marga keine Kurve beschreibend. Zur Taille hin. Lottas Körper war der eines Teenie. Fest. Fast eine Linie. Margas der einer Frau. Weich. Rund. Wohlgeformt. Was aber jetzt anders war als im Bereitschaftsraum, war, dass die beiden Frauen auf seiner Brust lagen – sich mit ihm unterhielten. Ab und an ihm ins Gesicht schauten. Seinen Körper und seine Seele von zwei Seiten wärmten. Sich an Fernando anschmiegten.
Geschlafen hatte Fernando nicht wirklich. Immerhin hatte sein Gedankenkarussel für eine Weile aufgehört sich zu drehen. Lotta und Marga lagen schlafend auf ihm. Auf seinem Oberkörper. Behutsam löste er sich von ihnen. Erst den einen Kopf, dann den anderen, drehte sich vorsichtig und leise aus dem Bett. Nicht vorsichtig und leise genug. Lotta schlug die Augen auf. „Müssen wir los?“ schaute sie ihn von der Seite an. „6Sí, voy a darme una ducha rápida. Si tú también quieres ducharte, me doy prisa“.
Lotta und Marga lagen noch ein wenig sich aneinanderkuschelnd im Bett als er aus der Dusche zurück ins Zimmer kam, liessen aber dann voneinander ab, starteten auch in den Tag. Fernando machte Kaffee für alle, deckte derweil den Frühstückstisch ein. Marga hatte Lotta mit frischer Wäsche ausstaffiert. Ein kurzes Röckchen und ein leichtes Oberteil. Zwar ein wenig zu gross – aber die für Lotta von Fernando gekaufte Notausstattung war es dann wohl doch nicht so. Sah, wie Marga sagte, doch zu sehr nach Kinderabteilung aus.
Marga würde dann, nach ihrem Feierabend, direkt nach Son Espases fahren. Um Cati zu besuchen. Ihr auch noch etwas Wäsche mitnehmen. Die Besuchszeiten im Hospital begannen um 15 Uhr, das würde bei Marga passen, sie würde dann direkt von Llucmajor aus durchfahren. „Kommst du auch? Kommt ihr auch? Cati freut sich bestimmt euch zu sehen“ schaute sie in die Runde zu Lotta und Fernando. „Wenn sie mich sehen will. Wenn sie mich nicht wieder wegschickt“ zuckte Fernando mit den Schultern. „Ach, du bist blöd. Natürlich will sie dich sehen. Gestern … das war was anderes. Cati war doch noch unter Schock. Und vollgepumpt mit Medikamenten. Du kommst einfach. Fertig“. So einfach war das für Marga. So einfach erklärt.
Auf dem Weg zur Arbeit sprachen Fernando und Carlota über Fernandos Vorhaben eine Wohnung zu suchen. „Du bist dir sicher? Das ist jetzt keine Kurzschlusshandlung von dir? Meinst du das ist gut? Wenn du gerade jetzt … wo Cati dich bestimmt braucht … sich von ihr distanzieren möchtest? Räumlich“ schaute Lotta ihn von der Seite an. „Ausserdem … meinst du das geht so einfach? Fernando sucht eine Wohnung … und schwupp hast du auch direkt eine? Ich würde anders vorgehen. So habe ich das zumindest gemacht. Statt dir unzählige Angebote rauszusuchen und anzuschauen wäre es sinnvoller ein Maklerbüro mit der Suche zu beauftragen. Du sagst dann was du suchst … und wo …. was du dir vorstellst … was du bezahlen möchtest … kannst … und die bieten dir passende Angebote. Bezahlen musst du so oder so. Maklerprovision. Ob du selber was suchst oder suchen lässt“.
Fernando hatte sich das alles wortlos angehört. Konnte ja sowieso nichts darauf antworten. Wusste ja nicht einmal selbst was richtig oder falsch sein würde. Klar, Cati im Stich zu lassen war nicht sein Ansinnen. Eigentlich sogar das Letzte wonach ihm der Sinn stand. Aber eine eigene Wohnung wäre doch schon angesagt. Oder zumindest eine grössere. Für ihn und Cati. Um zusammenzuleben. Allerdings wusste er ja um Catis Worte „Ich möchte eigentlich nicht hier wegziehen. Auch nicht in die Stadt ziehen“.
Fernando wechselte das Thema. „Würdest du denn mit mir Catis Auto abholen? Mit mir zu diesem Sicherstellungsgelände fahren? Du fährst dann mit Catis Fiat zurück? Du brauchst auch nicht meine Schrottkarre fahren“. Lotta lächelte. „Mach‘ ich. Deine Karre fahren würde ich sowieso nicht. Die ist mir echt zu schrottig“.
Fernandos erster Weg nach dem Umkleiden führte direkt zu Sergio. Er wollte um seine Zustimmung bitten vielleicht seine Mittagspause etwas zu verlängern. „Um Catis Auto abzuholen. Und vielleicht … wenn du es gestattest … danach in der Comisaría … bei Caporal Gomez Catis persönliche Dinge abzuholen. Ihre Papiere. Dann kann ich das auch in der Krankenhausverwaltung vorlegen. Zeigen, dass sie versichert ist“. Der Professor bat ihn Platz zu nehmen. „Nando, in einer Abteilung wie unserer, der Rechtsmedizin, hat ja niemand eine feste Arbeitszeit. Okay, wir fangen morgens zeitig an, aber sonst … wenn es einen Fall gibt, arbeiten alle bis zum Umfallen, aber wenn nicht, so wie aktuell, können die Überstunden auch gerne mal abgebummelt werden“. Sergio schaute Fernando an. „Nur bitte Bescheid sagen was ihr so Bummeln wollt“. Den unterschwelligen Hinweis hatte Fernando verstanden. Das war die subtile Art wie der Professor Respekt vor seiner Person einforderte. Genau wie Lotta es gesagt hatte - „Sergio poltert nicht“. Er hatte eine andere Art mit seinen Mitarbeitern umzugehen. Lotta war auch eingetreten, stützte sich mit ihren Händen auf Fernandos Schulter. Sergio schob einen Stapel Papier zu ihnen herüber. „Vorher schreibt ihr bitte den Bericht. Zu diesem Mohammed. Der muss zu Richterin Noelia Sierra. Sie muss die Haftanordnung prüfen. Sicherlich das Verfahren eröffnen. Die Polizeiakten hat sie schon von Angél … Comisario Bauza. Eure Indizien fehlen dann noch. Alles was ihr habt. Fakten. Fotos. Fingerabdrücke. DNA. An seiner Schuld besteht ja kein Zweifel. Nicht das Mindeste“.
„7Se hará, señor profesor“ erhob Fernando sich, schob den Stuhl an Sergios Schreibtisch heran. Schon auf dem Weg in die kleinen Schreibstuben am Ende des Sektionsraums – hier konnten Lotta und er ungestört ihre Berichte verfassen – nahm Fernando sein Telefon um bei Caporal Gomez anzurufen, sein Kommen anzukündigen. Sie hatte versprochen ihn im Comisaría Polígono de Son Castelló anzumelden. „Irgendwann um die Mittagszeit, genaue Uhrzeit weiss ich aber noch nicht. Danach würde ich dann gerne Catis Sachen bei euch abholen“ erklärte er ihr sein Vorhaben. „Das brauchst du nicht. Ich muss nachher sowieso zu deiner Freundin. Um ihre Aussage zu Protokoll zu nehmen. Wenn sie in der Lage ist eine Aussage … eine Anzeige zu machen. Wie geht es ihr?“ erwiderte Nuria. „Das geben wir dann … ergänzend zu allem anderen zum Gericht“. Eine gescheite Antwort konnte Fernando ihr nicht geben. Wie ging es Cati? Das würde er auch zu gerne wissen. „Ich kann auch erst heute nachmittag zu ihr. Ich hoffe, dass es ihr gut geht. Dass man sich um sie kümmert. Marga ist nachher bei ihr“. Was hätte er sonst sagen sollen? Wie ging es einer Frau, die Traumatisches erlebt hatte? Seiner Frau. Die misshandelt und vergewaltigt wurde.
Auf dem Instituts-FTP-Server, der über Glasfaserleitung direkt mit dem Rechenzentrum der nahegelegenen Universität verbunden war, hatten Lotta und
Fernando einen gemeinsamen Ordner für den Fall Mohammed Brayouh angelegt. So hiess das intern. Und dank der verwendeten SAP-Software war ein gemeinsames Arbeiten auch keine Zauberei. Daten konnten von jedem jederzeit eingesehen, bearbeitet und ergänzt werden. Die entsprechenden Stellen waren jeweils gekennzeichnet. Was das anbelangte war Son Espases schon State of the Art, wie man so schön sagte. Ganz anders als Fernando es noch aus Dénia kannte. Hier mussten Daten mit USB-Sticks ausgetauscht werden.
Ausser dem Klackern der Tastaturanschläge war von den beiden nichts zu hören. Bei Lotta schien Fernando den Eindruck zu haben sie würde einen Roman eintippen. Ihre Finger flogen über die Buchstaben. Nur einmal hatte sie ihre Schreibarbeit unterbrochen, war zu Fernando gekommen. „Schreib‘ nicht zu sachlich. Klar, die Analysenwerte schon. Aber in deiner Einschätzung nicht. Lass‘ schon erkennen, was der Typ für ein mieses Schwein ist. Was für einen miesen Charakter er hat. Wie Menschenverachtend er ist. Wie krank er ist. Im Kopf. Was er allen angetan hat“. Sie legte eine Hand um ihn. „Der wollte uns töten. Vergiss das nicht“. Mit der Handfläche ging sie über seinen Kurzhaar-Schnitt. „Und auch nicht was er deiner Cati angetan hat“. Mit ihrem Zeigefinger zeigte sie auf eine Textpassage auf Fernandos Monitor. „Wir legen das Richterin Noelia Sierra vor. Einer Frau. Sie wird garantiert nicht zimperlich mit einem Frauenmörder und Vergewaltiger umspringen. Kannst du von ausgehen“.
Carlota hatte dann schlussendlich die Berichte „Kontrollgelesen“, Sergio per Mail den Link zu dem Ordner gesendet. Wenn er seine Zustimmung und Freigabe gebe könnte das dann ans Gericht gesendet werden. Fernando und Lotta konnten los. Was zeitlich auch passte, es ging auf 14 Uhr zu. Also grosszügig betrachtet „um die Mittagszeit“. Wie Fernando bei Caporal Gomez angekündigt hatte.
Lotta machte sich wieder als menschliches Navi für Fernando nützlich. Schickte aber direkt voraus, dass das „ganz einfach“ zu finden sei. Polígono de Son Castelló. Inbesondere von Son Espases aus. Im Prinzip um die Ecke. „An der Kreisverkehrausfahrt einfach der Strasse folgen. Camí dels Reis. Dann auf Carrer Setze de Juliol. Ich sag‘ dir früh genug Bescheid“.
Lotta hatte nicht zu viel versprochen. Auch nicht zu wenig. Das Comisaría war leicht zu finden. Lediglich, dass sie ihn wieder – erneut, mit der Nase auf seine Schrottkarre hinwies - „Park‘ bitte vor dem Gelände. Das ist ja peinlich mit deinem Auto“ – fand er schon ein wenig kompromittierend. Lästig bis nervend mittlerweile. „8Mejor que ir a pie Lotta“. Lotta grinste. „Das ist aber auch schon alles“.
Man erwartete Fernando so gesehen nicht wirklich, war aber über sein Kommen informiert. Einer der Techniker führte Fernando um Catis Fiat 124 herum, bat ein Protokoll zu unterschreiben, in dem er bestätigen sollte, dass alles einwandfrei sei. Keine Kratzer oder sonstige Schäden am Fahrzeug seien. Hatte in einer Mappe ergänzend einige Fotos, die er ihm zur Ansicht präsentierte. „So ist das Fahrzeug hier eingetroffen“. Aus dem Handschuhfach zog er Catis Lederhandschuhe und ihr Kopftuch, das sie während der Fahrt immer trug. „Mehr war nicht in dem Wagen. Sehr gepflegt. Ein echtes Schmuckstück“ lächelte er Fernando an. Direkt hatte er Catis Erscheinungsbild vor Augen. Die auch direkt leicht feucht wurden. Allein dafür, dass dieser Mohammed Catis Haare abgeschnitten hatte gehörte er schon getötet. Verfluchter Kameltreiber war noch ein sehr verhaltenener rassistischer Ausdruck, der sich in seinem Kopf formulierte. Ya Charra – das hatte er in seiner Zeit in Dénia mal irgendwo aufgeschnappt - was soviel wie Du Stück Scheisse bedeutete, fand den Weg aus seinem Mund. Was in etwa dem von Lotta gerne verwendeten 9Chatarra ähnelte. Dem Begriff für sein Auto.
Carlota war im Begriff sich in das Cabrio zu setzen. Der Techniker hielt die Fahrertüre für sie geöffnet. „Darfst du überhaupt schon Auto fahren? Bist du schon alt genug? Hast du überhaupt einen Führerschein?“ grinste er sie an. „10Ja, ja, muy gracioso. No seas insolente, amiguito. Señorita. Tú no. Señorita Carlota Puig“ schlug Lotta ihm leicht auf den Handrücken. Zog sich ihr Röckchen zurecht. „Und glotz‘ mir nicht zwischen die Beine. 11Vete a la mierda. Hier gibt es nichts zu sehen. Für dich jedenfalls nicht“.
Langsam rollte Lotta neben Fernando heran. „12Hola, guapo desconocido. ¿Te puedo llevar un rato?“ Fernando beugte sich schmunzelnd auf die Wagentüre gestützt zu ihr herunter. „Nein, danke. Ich darf nicht zu Fremden ins Auto steigen hat meine Mutter gesagt. Und die paar Meter bis zu meiner Karre laufe ich. Aber danke für das nette Angebot“. Carlota lächelte. „Schön dich wieder lächeln zu sehen. Dann sehen wir uns gleich im Institut, oder? Oder hast du noch was zu erledigen?“ Fernando schüttelte den Kopf. „Nein. Also dann bis gleich“. Lotta fuhr los. Fernando sah ihr hinterher. Wünschte sich es wäre Cati die in dem Fiat sitzen würde. Obwohl das schicke Cabrio auch gut zu Lotta passte. Hoffentlich heizt sie nicht wie eine Geisteskranke kam es ihm in den Sinn. Um ihr das zu sagen war es schon zu spät. Sie bog bereits auf die Hauptstrasse, die Carrer Setze de Juliol ein.
Fernando versuchte den Weg bis Son Espases zurück ohne Navi zu finden, liess sein Telefon in der Hosentasche. Und damit auch Google Maps.
6 Ja, ich geh' schnell duschen. Wenn du auch eine Dusche möchtest, ich beeile mich.
7 Wird erledigt Herr Professor.
8 Besser als zu Fuss gehen Lotta
9 Schrott
10 Haha, sehr komisch. Werd' bloss nicht unverschämt, Freundchen. Fräulein. Nicht du. Fräulein Carlota Puig.
11 Verpiss‘ dich.
12 Hallo hübscher Fremder. Kann ich Sie ein Stück mitnehmen?
Lotta hatte den Fiat direkt neben den Einsatzfahrzeugen der Rechtsmedizin geparkt, war im Begriff das cremefarbene Stoffverdeck zu schliessen als Fernando auch eintraf.
Gemeinsam meldeten sie sich bei Sergio zurück. Fernando wollte direkt wissen ob er denn noch etwas „Bummeln“ dürfe, er habe Catis Habseligkeiten, die er ihr gerne übergeben würde. Sie aber vor Allem besuchen wolle. Wissen wolle wie es ihr gehe. Sergio bat ihn sich einen Moment zu ihm zu setzen, Lotta könne aber schon ihre Arbeit aufnehmen. „Bei dir ist das aktuell sowieso etwas anders. Also nicht speziell jetzt bei dir. In deiner aktuellen Situation. Du kannst dir … solange hier echt Ruhe ist … so viel frei nehmen wie du möchtest. Soviel Zeit wie du benötigst. Es geht um deine Frau. Das ist was ganz anderes“. Er zeigte zur Bürotüre. „Verschwinde schon. Geh‘ zu deiner Frau“. Das liess Fernando sich nicht zweimal sagen. Machte sich direkt auf den Weg.
Um jetzt nicht durch das komplette Hospital zu laufen nahm er den unterirdischen Gang, der die beiden Gebäudekomplexe verband. Urgencias und Behandlungen hatte einen gesonderten Bereich. Der reine Krankenhausbereich war in einem zweiten Gebäude untergebracht. Den er eben über diese Versorgungsgänge unterirdisch am schnellsten erreichen konnte. Erst da mit einem Aufzug in das Erdgeschoss, ein echtes Erdgeschoss, fuhr und zum Empfang ging. Nach Señorita Catalina Ferrer fragte. Bekam auch prompt Zimmernummer samt Station genannt. Wobei die Rezeptionistin ihn „Sind Sie neu hier in Son Espases?“ anschaute. Fernando schüttelte den Kopf. „Nein … Ja … also nein. Eigentlich bin ich in der Rechtsmedizin tätig. Meine Freundin liegt auf Station“. Die junge Frau schaute von ihrem Papierkram auf. „Sind Sie nicht der … der in der Zeitung war? Sie sind der Rechtsmediziner, der mitgeholfen hat den Schwertmörder zu entlarven, oder?“ Fernando war das ein wenig unangenehm. Wieviele Menschen hatten ihn noch in der Zeitung gesehen? Mit der Handfläche wischte er über den Empfangstresen. Nicht vorhandene Staubkörner weg. „Und Sie? Sind Sie nicht eine von denen, die jeden Tag Hunderte von Patienten genesen lassen? Ja, bin ich. Der aus der Zeitung. Aber ich habe nur meinen Job gemacht. So wie Sie auch. Also nichts Besonderes, oder?“ Die Frau lächelte. „Wenn Sie meinen“.
Auch auf der Station selbst war ein Empfangsbereich. An dem sich Fernando erneut meldete, nach Cati fragte. Erkannte aber schon beim Herankommen einige Meter entfernt Comisario Angél Bauza, der vor einer Türe auf und ab lief. Sich dabei mit Marga unterhielt. Den beiden zunickend marschierte Fernando direkt auf die Krankenzimmertür zu. Klopfte kurz an, öffnete die Türe einen Spalt. Mehr ging nicht, weil er Caporal Nuria Gomez fast das Türblatt in den Rücken drückte. „Bitte nicht reinkommen“ hörte er ihre Stimme. Direkt danach „Ich bin noch nicht angezogen“ von Cati. Da konnte Fernando jetzt so gar nichts mit anfangen. Wieso nicht reinkommen? Nicht angezogen? Er wusste doch wie Cati „unangezogen“ aussah. Und wieso konnte Caporal Gomez bei ihr im Zimmer sein? Obwohl Cati nicht angezogen war? Und er nicht?
Marga war zu ihm gekommen. „Caporal Gomez macht gerade die Zeugenbefragung … die Vernehmung mit Cati“. Auch Comisario Bauza kam hinzu. „Das ist wichtig. Jetzt sind ihre Eindrücke noch frisch. Vielleicht kann deine Freundin uns noch wichtige Anhaltspunkte nennen“. Auch damit wusste Fernando nichts anzufangen. Welche wichtigen Anhaltspunkte? Der Entführer war festgenommen. Von Nuria mit einem gezielten Schuss ausser Gefecht gesetzt. Was für Anhaltspunkte brauchten sie noch? Von Cati? Angél Bauza klärte ihn auf. „Caporal Gomez macht ein Vernehmungsprotokoll. So können wir Señorita Ferrer eine Aussage vor Gericht ersparen. Sie muss dann auch nicht erneut auf den Entführer … auf ihren Vergewaltiger treffen. Muss ja nicht sein, oder?“ Leicht, kaum spürbar hatte Comisario Bauza Fernando am Ellenbogen genommen, führte ihn zum Kaffeeautomaten. Nicht wie einen Verdächtigen den er zur Befragung führte, aber genau so bestimmt.
„Du und deine Kollegin … die Kleine … ihr müsstet ja auch noch eure Aussagen zu Protokoll geben. Wollt ihr eine Anzeige erstatten? Ja doch, oder?“ Für Fernando bestand daran kein Zweifel. Von Lotta wusste er, dass das bei ihr auch der Fall sein würde. „Auf jeden Fall Comisario“. Angél schmunzelte. „Dann werdet ihr ein wenig in Erklärungsnot geraten. Offiziell, so hat es Sergio mir doch bestätigt, wart ihr doch im Institut“. Er zwinkerte Fernando zu. „Besprich das mal mit deiner Kollegin … und mit dem Professor … und dann mit Subinspector Gomez“. „Subinspector Gomez?“ Der Comisario grinste. „Ja, ich habe Caporal Gomez für eine Beförderung vorgeschlagen. Und es ist ja auch gerade eine solche Position in meinem Team freigeworden. Subinspector Gonzales ist erst einmal freigestellt. Solche Typen brauche ich nicht um mich herum. Und danach geht er nach Sabadell. Wird aufs Festland versetzt“.
Wenig später kam Caporal Nuria Gomez aus Catis Krankenzimmer. „Ich bin soweit durch“ lächelte sie in die Runde. „Ihr könnt dann jetzt zu ihr“. Fernando ging einen Schritt auf sie zu. „Was hat sie gesagt?“ Nuria lächelte ihn freundlich an. „Das darf ich dir natürlich nicht sagen“ berührte sie leicht seinen Arm. „Geh‘ zu ihr. Geh‘ zu deiner Frau“. Comisario Bauza nickte Fernando zu. „Ihr meldet euch dann … wegen eurer Aussagen … und Anzeigen“.
Cati sass aufrecht in ihrem Krankenbett. Jetzt wohl „angezogen“, wie sie vorhin ja noch betont hatte. Mit einem weissen Krankenhemd, wie es alle Patienten trugen. Das Fernando auch kannte. Wenn Leichen zu ihm ins Institut kamen trugen sie auch solche Leibchen. Wenn überhaupt. Was ihn – trotz der Situation – ein wenig schmunzeln liess war der Umstand, dass sie ein Kopftuch trug. Nicht einmal ein Kopftuch. Ein Tuch. „Schick siehst du aus“ wollte er die Angespanntheit
– vielleicht auch seine eigene – etwas entkrampfen, setzte sich auf die Bettkante, schloss Cati in seine Arme, versuchte ihr einen Kuss zu geben. Cati verharrte steif wie ein Brett in seinen Armen. Zuckte zusammen als Fernandos Hand ihren Rücken berührte. Ihre Haut, die ja in diesen Krankenhemden freilag. Seine Hand ging zu ihrem Kopf, zu ihrem Gesicht, an ihre Haare. Besser gesagt an dieses Tuch. Catis Blick war Apathisch. Leer. Ängstlich. Sie streichelte mit ihrer Hand über Fernandos Wange. „Nandito … Liebling …“. Ihr Blick ähnelte dem eines waidwunden Tieres. Gehetzt. Ängstlich. „Du sollst mich so nicht sehen“. „13Cati. Mi amor. Me alegro mucho de verte. ¿Cómo estás?“ Mit dem Handrücken streichelte er über Catis Wange. Mit ihrer Reaktion „Lass‘ mich los. Fass‘ mich nicht an“ hatte er überhaupt nicht gerechnet. Schrak etwas zurück. Cati begann zu weinen. Streckte eine Hand aus. „Marga. Komm‘ zu mir. Setz‘ dich zu mir“.
Vermischt mit Schluchzen begann Cati zu erzählen. Dass Caporal Gomez ihre Handtasche gebracht habe und ihr erzählt habe, dass Fernando ihr Auto abgeholt habe. „Danke mein Engel … dass du dich so kümmerst … es tut mir leid … ich habe Sehnsucht nach dir … aber es ist mir nicht möglich dir das zu zeigen … ich habe Angst … nicht vor dir … überhaupt … ich möchte nicht angefasst … berührt werden … mein Körper tut mir so weh … meine Seele … ich bin misshandelt worden … meine Haare … seit ich dreizehn bin habe ich meine Haare wachsen lassen … und jetzt …“. Mit einem Ruck zog sie sich das Tuch von ihrem Kopf. „Schau‘ mich doch an. Willst du mich so sehen?“ Catis Haare reichten nicht einmal mehr bis zu ihren Schultern. Nicht abgeschnitten. Abgemetzelt. Marga schaute fast flehend zu Fernando. „Magst du uns allein lassen?“ Fernando erhob sich vom Bett. „Cati … ich liebe dich … ich bin immer für dich da“ stammelte er. Was sollte … was konnte er sonst sagen? Beugte sich zu einem Kuss zu Cati herunter. Cati drehte ihr Gesicht weg.
An der Zimmertüre stehend schaute er noch einen Moment zu Cati. Hatte schwer mit seinen Tränen zu kämpfen. Versuchte mit seinen Augen zu sagen was ihm mit Worten nicht möglich war. Schaute noch einmal zu Marga. „Du bleibst bei Cati?“ Marga nickte. „Ja. Immer“.
Beim Verlassen des Krankenzimmer stiess Fernando beinahe mit einer Frau zusammen. „¿Señor Martínez?“ schaute sie ihn an. Hielt ihm ihre Hand entgegen. „Sybille. Sybille Benavides. Ich bin eine Freundin von Carlota Puig. Psychologin. Lotta hat mir gesagt, dass ich Sie hier finden kann. Haben Sie einen Moment Zeit? Um mit mir zu reden?“
Bei einem Becher Kaffee, den Fernando aus einem Kaffeeautomaten gezogen hatte, erklärte sie ihm so einiges. Dass sie schon einige Gespräche mit Cati geführt habe. „Das war eine sehr einschneidende, schmerzhafte Erfahrung für Ihre Freundin. Sie helfen ihr … Sie können ihr helfen … mit Verständnis … mit Zeit … geben Sie ihr Zeit … und Raum … Distanz. Nähe kann sie jetzt gar nicht ertragen. Die Demütigung sitzt ganz tief in ihr. Wenn Sie Geduld zeigen wird Cati von selber auf Sie zukommen. Aus ihrem Schneckenhaus. Sie wird sich befreien. Das macht sie ganz alleine. Haben Sie Geduld mit ihr“. Fernando unterbrach sie. „Geduld Sybille? Ich liebe sie. Was kann … was soll ich tun?“ Sybille stellte ihren Kaffeebecher auf den Automaten. „Auch wenn es Ihnen schwer fällt es mir zu glauben, vermeiden Sie körperlichen Kontakt. Seien Sie ihr einfach nur eine Stütze. Kein Mitleid. Keine übertriebene Umsorgung. Cati wird Ihnen zeigen wann sie soweit ist“.
Sybille legte ihre Hand auf Fernandos Handgelenk. „Und reagieren Sie nicht unverhältnismässig … eifersüchtig darauf, dass Cati jetzt … insbesonders jetzt die Nähe zu ihrer Freundin Marga sucht. Sie hat mir erzählt, dass sie davon wissen … wie sie mit Marga befreundet ist. Was sie und Marga verbindet. Vergessen Sie bitte nicht, dass das was Cati widerfahren ist durch einen Mann verursacht wurde. Nicht durch Sie … durch einen Mann. Haben Sie Geduld. Und Verständnis. Zeigen Sie ihrer Freundin, dass Sie ihr Mann sind. Dass sie zu ihr stehen“.
Für den Rückweg hatte Fernando entschieden nicht unterirdisch zu laufen, sondern über das Aussengelände von Son Espases. Er musste Sonne sehen, Luft einatmen können. Es kam ihm so vor als würde eine Elefantenherde auf seinem Brustkorb sitzen. Und hatte zudem einen kompletten „Information-Overflow“. Den es zu verarbeiten galt. Und der Mensch, mit dem er es gewohnt war sich auszutauschen – Cati – war für ihn nicht zugänglich. Nicht im Moment. Für wie lange nicht? Wäre ich doch nur in Dénia geblieben. Dann wäre das alles nicht passiert kickte Fernando ein paar Steinchen aus dem Weg. Zu viele Fragen geisterten in Fernandos Kopf umher. Die alle mit „Was? Wieso? Warum? Wann?“ begannen. Und viel zu wenig Antworten auf all diese Fragen hatte er parat.
Ebenerdig betrat Fernando den gegenüberliegenden Gebäudekomplex. War aber jetzt automatisch auf Ebene „Minus zwei“. Da wo auch die 14Urgencias war. Mit dem nichtöffentlichen Aufzug, dem, der nur Leichentransporten vorbehalten war – oder eben autorisiertem Personal, so wie ihm, mit entsprechender Code-Karte – fuhr er noch zwei Geschosse tiefer in den Bauch des Hospitals. Meldete sich bei Sergio zurück, ging zu Lotta an den Tisch. „Kann ich dir helfen? Bei irgendwas?“ Lotta blickte von ihrer Arbeit auf. „Wenn du magst. Ist aber nichts Aufregendes. „Ganz normaler Herzstillstand, wie es aussieht. Todeszeitpunkt gegen etwa drei Uhr. Laut Körpertemperatur“. Fernando streifte sich Handschuhe über. „Mein Bedarf an Aufregung ist gedeckt“. Lotta hatte sich schon daran gemacht den Leichnam zu öffnen.
„Wir machen trotzdem die komplette Obduktion. Auch wenn der Notarzt Herzstillstand bescheinigt hat“.
Was unter komplette Obduktion zu verstehen war, war Fernando klar. Suche nach typischen Veränderungen des Herzmuskelgewebes, der Herzwand. Histologische Untersuchung. Mikroskopische Untersuchung von Gewebeschnitten, insbesondere vom Herz. Toxikologie. Ausschluss von Giftstoffen, Medikamenten oder Drogen. Vielleicht sogar, wenn all das nichts Verwertbares ergab, abschliessend noch eine genetische Testung auf eine potentielle familiäre Erkrankung. Eine so genannte Exom-Analyse. Die Informationen für alle Proteine des menschlichen Körpers enthält.
Also vonwegen „nichts Aufregendes“. Routine in dem Sinne gab es bei ihrem Job nicht. So wie jeder Mensch anders war, so war es jeder Leichnam auch. Jeder Leichnam war ja auch ein Mensch, nur ein toter Mensch eben. Der, zumindest war das für Fernando so, ihm eine Geschichte erzählte. Erzählen könnte. Darum wollte er auch immer gerne einen Namen zu der Person wissen, die auf seinem Tisch lag. Um sie namentlich anzusprechen. Sie zu bitten ihm sein Geheimnis preiszugeben.
„Weißt du irgendwas? Name? Alter? Fundort?“ schaute Fernando zu Lotta. Die auf das Klemmbrett auf dem Tisch zeigte. „Namen keinen. Keine Papiere. Männlich. Sportlich. Trainiert. Muskulös. Stark tätowiert. Gepflegte Fingernägel. Alter … unter 40. Fundort ist Arenal. Carrer Torrent“ spulte sie ihre Ansage von ihrem Diktaphon ab. „Wir checken mal auf Anabole Stereoide“. Lotta kicherte leicht. „Da … in der Nähe ist doch so eine Mucki-Bude. Und die … die Muskelmänner haben doch meist einen kleinen Penis. Und kleine Hoden. Von den ganzen Mittelchen. Arme aufgepumpt. Hirn und Pimmel geschrumpft“. Leicht lupfte sie das Tuch, das den Unterleib des Leichnams bis zu den Knien bedeckte. „So wie der hier auch“.
13 Cati. Mein Schatz. Ich bin so froh dich zu sehen. Wie geht es dir?
14 Notaufnahme
Carlota hatte recht mit ihrer Vermutung behalten. Gleich ein ganzes Sortiment an verbotenen Substanzen konnten sie in dem Leichnam feststellen. Eine tödliche Hausapotheke. Die mindestens kardialen Arrhythmien, wenn nicht sogar den plötzlichen Herzstillstand ausgelöst hatten. Haloperidol, Testosteron, Nandrolon, Stanozolol, Clenbuterol, Ephedrin, Methylphenidat aber auch einiges an Kokain hatte der Typ intus. Sicherlich nicht alles auf einmal konsumiert. Aber schon über einen längeren Zeitraum. Nachweislich.
