Schattenwald: Fang - Roman D. Koszałka - E-Book

Schattenwald: Fang E-Book

Roman D. Koszałka

0,0
4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Christophs Suche nach dem verschollenen Alpha seines Rudels führt ihn an einen Ort, der nicht existieren sollte – eine vergessene Welt voller uralter Magie und tödlicher Geheimnisse. Doch als ein verzweifelter Hilferuf ihn erreicht, wird klar: Er ist nicht der Einzige, der gegen die Dunkelheit kämpft. Neue Kreaturen, unbekannte Feinde und eine Wahrheit, die alles verändert – um zu überleben, muss Christoph über seine Grenzen hinauswachsen. Doch was, wenn der wahre Feind näher ist, als er ahnt?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Schattenwald II

Fang

 

Roman D. Koszałka

 

Impressum:

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Veröffentlicht bei Infinity Gaze Studios AB

1. Auflage

Februar 2025

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © 2024 Infinity Gaze Studios

Texte: © Copyright by Roman D. Koszałka

Lektorat, Korrektorat: Barbara Madeddu

Cover & Buchsatz: V.Valmont @valmontbooks

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von Infinity Gaze Studios AB unzulässig und wird strafrechtlich verfolgt.

Infinity Gaze Studios AB, Södra Vägen 37, 829 60 Gnarp

Schweden, www.infinitygaze.com

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung:

[email protected]

 

Kapitel 1

 

Hilfe finden. Hilfe suchen.

 

Nach einer zähen Reise durch Deutschland und Polen hatte es Christoph mit seinen Leuten geschafft, in den Wissenshort seiner Ahnen vorzudringen. Auf dem Weg dorthin hatte er seine große Liebe wiedergefunden – Kira Veldboer. Diese wunderbare Sängerin stand anfangs unter einem Vergessenheitsfluch, der durch Zufall gebrochen wurde.

Nachdem Kira wieder sie selbst war, hatte sie sich der Suche ihres Liebsten angeschlossen. Dieser war auf der Fährte des berühmt-berüchtigten Alphas, denn es begab sich, dass Christoph ein Werwolf war. Allerdings hatte er nicht viel mit den blutrünstigen Gestalten aus den alten Geschichten gemein. Ebenfalls waren ihre zwei Begleiter Werwölfe.

Christoph hatte Einar, einen von ihnen, in einem Kerker unter der Burg Bentheim befreit. Es schien, als hätte ihm der Aufenthalt dort doch mehr zugesetzt, als man ihm ansah. Im Moment besaß er nur einen Bruchteil seines Erinnerungsvermögens.

Auf der anderen Seite begleitete sie Christophs Cousine Karolina. Diese war zwar schon immer zu einem Teil ein Wolf gewesen, doch erst bei der halb erfolgreichen Rettungsaktion von Christoph in Bad Bentheim auf der Burg Bentheim wurde sie zu einem vollwertigen Werwolf. Ihr wahres Potenzial würde sich erst noch zeigen.

Das war jedoch nicht die größte Wandlung bei ihr. Da sie von Geburt an stumm gewesen war, hatte ihr Cousin ihr bei ihrer Verwandlung den Hals großzügig aufgeschlitzt. Die unmittelbare Heilung durch den Werwolf in ihr hatte dafür gesorgt, dass sie nun eine Stimme besaß.

Diese Grüppchen hatte mithilfe einer alten Reliquie – einem Sax mit dem Namen Grimm – sich Zugang zu dem von Christoph schon so lang ersehnten Wissenshort verschafft. Zu ihrer Überraschung war dies im ersten Augenblick ein alter Foliant gewesen, der sie dann anscheinend in sich aufgenommen hatte.

Im Inneren war Chris der Erste, der sich von der Starre löste. Nach einem kurzen Aufbäumen begriff er, dass ihm und seinen Vertrauten keine Gefahr drohte. Ein Nebelwesen manifestierte sich vor ihm und begrüßte ihn freundlich.

„Kann mir bitte jemand erklären, was hier los ist?" Dabei wandte Chris sich zu seinen Leuten um.

Vor jedem von ihnen stand eine Nebelgestalt, deren endgültige Form noch nicht zu erkennen war.

„Gern. Es werden gerade Lehrer für jeden von euch generiert, damit ihr möglichst schnell und gut hier lernen könnt."

Er legte seine Hand auf Chris' Schulter.

„Bei der Gelegenheit sollten wir uns auch vorstellen. Ich bin Thomas.“

Chris schaute ihn von der Seite an.

„Ich bin Christoph.“

Noch etwas misstrauisch beäugte er Thomas.

„Wir werden uns prächtig verstehen. Sag doch bitte du oder einfach Thomas. Später kannst du mich dann gern ‚Oh Kapitän, mein Kapitän‘ nennen.“

Thomas schmunzelte ihn an. Sie standen immer noch auf der großen Wiese zwischen den gewaltigen Bäumen. Wären seine Freunde nicht in dieser Starre gewesen, hätte Chris sich bedeutend besser gefühlt.

„Um mich dann von einem dieser hohen Bäume in den Freitod zu stürzen? Da bleibe ich doch lieber bei Thomas.“

Chris lachte verhalten. Langsam bekam er ein gutes Gefühl bei diesem Lehrer, fast schon vertraulich.

„Wie lange wird das mit den anderen noch dauern?“

„Keine Ahnung. So schnell wie du ist eigentlich keiner. Was hältst du davon, wenn wir schon mal in die Küche gehen? Dort gibt es eine kleine Brotzeit, und bestimmt finden wir noch ein vernünftiges Bier.“

Thomas führte Chris mit einer Hand auf dem Rücken in Richtung eines Baumes.

„Dabei können wir auch erörtern, was wir dir alles so beibringen sollen.“

Mit einem bangen Blick schaute Chris auf seine Leute. Sie standen immer noch regungslos auf der Blumenwiese, im hellen Schein des Mondes.

„Ich mach mir etwas Sorgen um sie.“

„Dazu besteht kein Grund. Dieser Test ist wirklich nur dafür da, um den bestmöglichen Lehrer für sie zu generieren.“

„Das ist auch etwas seltsam. Sollte ein Schüler nicht von jedem Lehrer lernen können?“

„Guter Witz. Ein guter Lehrer kann jeden Schüler unterrichten, aber nicht jeder Schüler kann von jedem Lehrer etwas lernen. Hast du überhaupt eine Schule besucht?“

„Schon, aber dort wurden viele Schüler von einem Lehrer unterrichtet. Kein Einzelunterricht.“

„Dann waren das schlechte Schulen. Vermutlich erzählst du mir auch noch, dass ihr zu mehr als zehn Schülern unterrichtet wurdet.“

„Zwanzig bis dreißig. Ja, das kam schon vor.“

„Dann wollte man euch nichts beibringen oder euch zeigen, neugierig zu bleiben und immer weiter zu lernen. Man hat euch Wissen nur eingeprügelt. Hier ist das anders.“

Sie waren bereits an dem riesenhaften Baum angekommen. An dessen Rinde war eine Treppe eingelassen. Am Ende dieser Treppe war ein großes Portal zu sehen, das zum Eintreten einlud.

 

Kapitel 2

 

„Geräumig“, staunte Chris über die Ausmaße des Raumes, in dem sie sich nun befanden. Der Eingang hatte keine Tür, war aber groß genug, dass ein Elefant hindurchgehen hätte können. Das Innere war ebenfalls so ausgerichtet, dass eine Horde der gräulichen Dickhäuter bequem Platz gefunden hätte. Eine dunkelbraune, hölzerne Säule zierte den Mittelpunkt des Raums. Sie erstreckte sich bis in das vermutliche Dach des Baumes. Dieses war nur zu erahnen, da in etwa zehn Metern Höhe eine weitere Etage begann und den Blick nach oben versperrte. Um die Säule wanden sich zwei Treppen empor. Aus einem für Chris nicht ersichtlichen Grund kreuzten sich diese Treppen nicht auf ihrem Weg nach oben oder nach unten – je nachdem, wie man es sah. Eine Vielzahl unterschiedlicher Türen schmückte die Seiten des Eingangsbereichs, und jede sah anders aus. Chris entdeckte eine Tür, die in makellosem Weiß strahlte, und eine andere, die bereits ein abgenutztes, dunkles Schwarz angenommen hatte. Erleuchtet wurde alles von Spiegeln, die vermutlich das Licht vom oberen Blätterdach weiterleiteten. Zusätzlich gab es Leuchtvorrichtungen, in denen Chris die ihm bekannten, leuchtenden Kristalle aus dem Schattenwald erkannte.

„Einiges kommt mir vertraut vor. Es ist aber überwältigend.“

Staunend schaute Chris sich weiter um.

„Schön, dass es dir gefällt. Du wirst sehen, man findet sich hier schnell zurecht.“

Thomas hatte wieder seine Hand auf Chris’ Schulter gelegt.

„Komm, lass uns in die Küche gehen. Ich glaube, du wirst auch dort Vertrautes wiedererkennen.“

Danach ging er voran, mit dem immer noch staunenden Chris im Schlepptau.

Die Küche, wenn man sie so nennen wollte, war ein urig eingerichteter Raum, der Gemütlichkeit ausstrahlte. Die Wände bestanden aus der Rinde unterschiedlichster Bäume. Leuchten, die dort angebracht waren, gaben ein wärmendes Licht von sich.

Es gab mehrere Tische, an denen Bänke mit ausschweifenden Rückenlehnen standen. In der Mitte jedes dieser Tische war ein ihm sehr bekannter Gegenstand eingelassen.

Chris schmunzelte, als er das Replikat sah, das kunstvoll mit dem Holz des Tisches verbunden war.

„Man verzichtet auch hier nicht auf die angenehmen Techniken.“

Er drückte auf den Aktivierungsknopf und sprach dann leise, aber deutlich:

„Zwei Mal Whisky auf Eis, mild.“

Ein grünliches Licht erstrahlte, und zwei Gläser mit dem gewünschten Inhalt erschienen vor ihnen. Chris nahm seins in die Hand und prostete seinem vermeintlich neuen Lehrer zu.

„Ich möchte an dieser Stelle ganz ehrlich sein. Dieser Ort ist beeindruckend und vermutlich auch der Ort, an dem ich viele Antworten auf meine Fragen bekomme.“

„Aber?“

Thomas saß entspannt vor ihm. Er war nur etwas kleiner als Chris, dafür bedeutend fülliger und mit kurzen, bereits angegrauten Seitenhaaren – eher ein Sinnbild für Geselligkeit als für strenge Autorität.

„Sollten meine Freunde nicht bald zu uns stoßen, werde ich zu deinem größten Alptraum, den du je hier gesehen hast.“

Chris nahm einen Schluck und stellte sein Glas dann vor sich ab.

„Solange das aber noch nicht eingetroffen ist, tue ich einfach so, als würde ich dir vertrauen.“

„Woher kommt dieses Misstrauen? Du bist doch ein Rudelmitglied. Wir sind Verbündete, das solltest du doch eigentlich wissen.“

Thomas nahm ebenfalls einen Schluck.

„Viel Wissen ging verloren. Es war bereits ein Akt für sich, bis hierher zu kommen. Ich könnte glatt ein Buch darüber schreiben.“

Chris nahm nun ebenfalls eine entspannte Körperhaltung ein.

„Fangen wir doch leicht an. Wer bist du, beziehungsweise wer seid ihr?“

Mit seinen unterschiedlich gefärbten Augen fixierte er Thomas.

„Nun, in dem Fall muss man deiner Unwissenheit Abhilfe schaffen.“

Mit einem weiteren Schluck leerte Thomas sein Glas.

„Wir sind das Nebelvolk. Wir können einzelne Persönlichkeiten herauskristallisieren, allerdings sind wir sonst ein großes, zusammenhängendes Konstrukt. Viele Stimmen, ein Gedanke. Es ist am Anfang nicht so einfach zu verstehen, aber du wirst dich daran gewöhnen.“

„Okay, soweit kann ich folgen. Wenn deine Aufgabe beendet ist, gehst du dann wieder zurück in den Nebel?“

„Das ist eine Möglichkeit. Bei mir scheint das aber höchst unwahrscheinlich. Denn du bevorzugst einen Lehrer, der deinen Sinn für Freiheit teilt.“

Er grinste ihn an.

„Daher schon mal Danke dafür.“

Chris stutzte und schaute sich um.

„Dann wirst du hier doch ganz schön einsam sein, oder?“

„Fürsorge! Interessant, diese Eigenschaft scheinst du mit deinem gesuchten Alpha zu teilen. Keine Sorge, auch dafür finden wir hier bestimmt Lösungen.“

„Du kennst das Alpha? Woher? War er auch hier?“

Chris’ Neugier war nun vollends geweckt.

Thomas winkte jedoch bereits ab.

„Ganz ruhig. Ja, ich kenne ihn, obwohl es schon sehr lange her ist. Er war es, der damals veranlasst hat, dass wir hier leben konnten. Ursprünglich stammten wir aus einer etwas anderen Welt.“

Er drückte den Kopf des Replikators.

„Zwei Stück Käsekuchen nach russischer Art.“

Wieder erschien das Gewünschte vor ihnen. Thomas nahm sich ein Gäbelchen und sprach beim Essen weiter.

„Wir wurden auf unserer Heimatwelt überrannt – von den Horden der Hölle. Dein Alpha war es, der sich ihnen in den Weg stellte und uns die Flucht hierher ermöglichte.“

Er seufzte kurz.

„Es war ein brutaler Kampf. Alle zwölf Stämme waren vereint unter dem Banner der Dämonen, die sie anführten. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Teile unseres Selbst wir dabei verloren haben.

Der große Vorteil von uns ist, dass wir alle Erfahrungen und Erinnerungen von all denen, die wir einst waren, in uns tragen.

Der große Nachteil ist, dass wir nur sehr langsam regenerieren – im Gegensatz zu dir.

Wie dem auch sei. Dein Alpha sah unsere Verletzlichkeit und kam auf die Idee, uns ein solches neues Heim zu erbauen.

Als Dank verpflichteten wir uns deinem Völkchen in Freundschaft.“

Chris hatte in der Zwischenzeit seinen eigenen Kuchen verschlungen, der köstlich schmeckte.

„Wo sind wir denn hier eigentlich?“, fragte er mit halb vollem Mund und legte schnell eine Hand davor. „Entschuldigung, ich habe sonst bessere Manieren.“

Ein lautes Lachen dröhnte nun von Thomas aus.

„Entschuldige dich doch nicht dafür. Glaub mir, dem du nacheiferst – der hatte bedeutend schlechtere Manieren. Was ihn in keinster Weise behinderte oder schadete.

Wo wir sind, das ist eine gute Frage. Ich verstand es so, dass der Foliant ein Tor in eine andere Zeit ist. Diese Zeit war noch nicht, also können wir hier in Ruhe zu uns selbst finden. Wenn dann die Zeit angebrochen ist, werden wir in deiner Welt erscheinen.

Dein Alpha meinte, keiner würde in der Zukunft nach uns suchen. War schon ein pfiffiges Kerlchen.“

Chris machte nun ein verständnisloses Gesicht, nickte aber resigniert.

„Das wird wohl etwas sein, was ich erst noch lernen werde, oder?“

„Wenn du möchtest? Klar! Aber mir erscheint es eher so, als solltest du mehr über dich und deine Feinde lernen.

Wo das Alpha ist, weiß ich auch nicht, aber wir bekommen bestimmt heraus, was passiert ist.“

„Kennst du zufällig seinen Namen? Alle reden immer nur vom Alpha, aber niemand weiß mehr, wie er hieß.“

Wieder dröhnte das Lachen von Thomas.

„Aber sicher doch, er heißt Tim.“

„Tim?“

„Tim!“

„Du nimmst mich doch auf den Arm, oder?“

„Jo!“ Wieder erklang das Lachen. „Wir haben die Anweisung, das nicht zu verraten. Von ihm selbst. Daher kann ich dir darauf keine Antwort geben.“

„Habt ihr denn Aufzeichnungen von und über ihn?“

„Ja, das haben wir.“

Thomas schmunzelte etwas.

„Bevor wir anfangen – wollen wir nach deinen Freunden sehen, bevor du noch mein größter Alptraum wirst?“

„Sind sie denn soweit?“ Chris stand auf und reckte sich. „Und ich dachte, du wärst nun ein gelöstes Individuum?“

„Ja, sie sind fertig. Und solange ich hier bin, bin ich auch immer ein bisschen verbunden mit den anderen. Schwierig zu erklären.“

„Du bist der Lehrer, zumindest sagst du das. Erklär es mir.“

Mit einem spitzbübischen Grinsen ging Chris in Richtung des großen Eingangstors.

„Ah, und ein kleiner Klugscheißer sind wir auch noch – herrlich.“

Thomas schloss zu ihm auf, gut gelaunt.

„Stell es dir am besten so vor: Du bist ein Hall, der nicht vergeht, solange du in einer Schlucht bist. Solange du dort bist, bist du auch ein Teil dieses Halls. Erst wenn du aus der Schlucht gehst, wirst du getrennt.“

„Und du meinst, das verstehe ich?“

 

Kapitel 3

 

Beide betraten die Wiesenlichtung, der Mond schien immer noch auf sie herab. Der Duft hier erinnerte Chris allerdings mehr an einen schönen Sommertag.

Vor seinen Freunden stand jeweils eine Person. Die persönlichen Lehrer schienen wirklich auf jeden abgestimmt zu sein.

Kiras Lehrerin war eine hochgewachsene, dürre Frau mit einem spitzen Kinn und sehr langen, schwarzen Haaren. Ihr Blick zeugte von Disziplin. Sie trug ein schlichtes graues Kleid, das zwar eng anlag, aber nicht im Geringsten eine verführerische Aura besaß. Als besonders warmherzig hätte Chris sie nun gerade nicht beschrieben.

Karolins Lehrer stand Chris im Körperbau in nichts nach. Im Gegensatz zu ihm hatte er eine glänzende Glatze auf seinem Kopf. Zur Überraschung von Chris hatte dieser Lehrer ebenfalls ein gelbes, leuchtendes Auge wie er. Er trug nur eine kurze, schon etwas verschlissene schwarze Hose.

Mit nacktem Oberkörper stand er vor Karo, auf dem wiederum viele Tätowierungen zu sehen waren. Verschiedenste, mystisch wirkende Muster schlängelten sich vom Oberkörper über die Arme hinunter. Auch hier fehlte Chris ein gewisses Maß an Freundlichkeit in der Ausstrahlung.

Zu guter Letzt besah Chris die alte, gebeugt stehende Frau vor Einar. Sie stützte sich auf einen alten Stock, der sie um gut einen Meter überragte. Ihre langen, grauen Haare fielen ihr offen auf den Rücken.

Sie gab Einar gerade einen kleinen Kopfstoß mit ihrem Stab. Sie erinnerte Chris sofort an seine Großmutter, die so etwas auch immer gern tat, wenn er ihren Anweisungen nicht folgte.

Unwillkürlich musste er grinsen, als er sah, wie auch Einar sich grinsend den Kopf kratzte.

„Du siehst, es geht allen gut. Es hat nur etwas gedauert.“

Thomas hatte leise mit ihm gesprochen und nahm nun den ernsten Ausdruck in den Augen seines Schülers wahr.

„Du kannst ganz beruhigt sein.“

„Ich bin nie ohne Sorge. Ich frage mich, was sie nun lernen werden. Wir hatten eine gänzlich andere Vorstellung von diesem Ort.“

Sie gingen gemeinsam auf die Gruppe zu.

Als Kira Chris erblickte, lief sie sofort auf ihn zu und nahm ihn in die Arme.

„Wo sind wir hier? Und wo warst du? Und warum sagt diese Person dort“ – sie deutete auf die hochgewachsene Dame – „dass ich nun richtig singen lernen werde?“

Damit war für Chris klar, was ihre Aufgabe hier sein würde. Innerlich war er beruhigt, als er sie in seinen Armen wog.

„Das erklär ich dir gleich. Lass uns erst noch sehen, was mit den anderen ist.“

Karolin war die nächste, die schnell zu ihnen lief.

„Wahnsinn, dieser Ort ist der blanke Wahnsinn.“

Freudig stand sie vor ihnen.

„Damit habe ich nicht gerechnet.“

Ihre Augen drohten fast aus dem Kopf zu springen vor lauter Freude.

„Was sollst du denn hier lernen, Karo?“

Chris' Blick lag immer noch lauernd auf ihrem Lehrer.

„Meine Fähigkeiten als Werwolf sollen hier geschult und aktiviert werden. Was denn sonst?“ kam es überrascht von ihr.

„Und was ist mit dir?“

„Ich werde hier mehr über unsere Vorfahren und über unsere Feinde herausbekommen. Ich hoffe aber, dass ich anhand der Aufzeichnungen mehr über das Alpha erfahren werde.“

Er zuckte mit den Schultern.

„Und mir will man helfen, wieder mich selbst zu finden.“

Langsam kam Einar auf die Gruppe zu. Er stützte dabei das alte Omachen.

„Nun, da der Findungsprozess abgeschlossen ist, lasst uns doch bitte reingehen und euch allen eure Unterkunft zeigen. Dabei werden wir euch auch die Regeln hier erklären.“

Thomas war vorgetreten, und die anderen beiden Nebelwesen traten hinter ihn.

„Aber vor allem: Seid herzlich willkommen!“

Danach drehte er sich um und führte die kleine Prozession in den großen Baum hinein.

Nach dem ersten Bewundern und dem Überwinden der Reizüberflutung fanden sie sich in einem Raum mit einem langen, rechteckigen, stählernen Tisch wieder. Jeder setzte sich – außer Thomas, der die Einweisung weiter übernahm.

„Jeder von euch wird nun auf dem Gebiet, das er lernen will, unterrichtet. Sollte es sich ergeben, dass ihr während eures Aufenthalts an anderen Themen interessiert seid, dann sagt es einfach.

Nun zu den Regeln, die wir hier haben.

Ich bitte euch, nehmt Abstand von jeglicher Gewalt, solange ihr hier seid – es sei denn, sie ist Teil eurer Unterweisung.

Des Weiteren: Bitte keine Beschwörungen. Sie würden an diesem Ort nicht funktionieren. Ihr würdet nur die kanalisierte Energie hier ihren freien Lauf lassen und vermutlich Dinge zerstören – oder im schlimmsten Fall euch selbst verletzen.“

Er sah in die fragenden Gesichter der Neuankömmlinge.

„Das hätte ich mir vermutlich sparen können.“

Resignierend schüttelte er den Kopf.

„Und zu guter Letzt noch: keine persönlichen Beziehungen intimer Natur.“

Sein Blick ruhte auf Kira und Chris.

„Bevor ihr aufschreit – es geht hier darum, effizient zu lernen. Und leider ist diese Art der Ablenkung nicht hilfreich.“

 

Beide machten einen bedrückten Eindruck, nickten aber stumm und gaben so ihr Einverständnis.

„Am Ende werdet ihr alle zeitgleich mit eurem Unterricht fertig sein – was nicht bedeutet, dass ihr alle gleich lange hier sein werdet.

Jeder bekommt die Zeit, die er braucht.

Daher wundert euch nicht, wenn ihr euch zwischendurch trefft und unterschiedlich lange hier gewesen seid.“

Thomas grinste.

„Ich weiß, etwas viel für den Anfang. Aber ihr könnt dieses Mysterium ja lernen, wenn ihr wollt.

Habt ihr denn noch Fragen?“

Sein Blick schweifte über die kleine Gruppe.

„Gibt es hier auch so etwas wie eine Krankenstation?“

Karolin war etwas kleinlaut, als sie diese Frage stellte.

„Ich kann mich erinnern, als Chris seine Ausbildung hatte, dass er öfters mal das Bett hüten musste.“

Alle Blicke wanderten nun zu Chris, der nur die Augen verdrehte.

„Eure Stämme haben wirklich viel vergessen. Aber um dir zu antworten: Ja, wir haben so etwas Ähnliches, und nein, ich glaube nicht, dass du es aufsuchen musst.“

Die raue Stimme ihres Lehrers ließ Schlimmes erahnen, was Karolina durchmachen würde. Seine Antwort hingegen gab Grund zur Hoffnung.

„Wie heißt ihr denn alle?“, kam nun die neugierige Frage von Chris.

„Nur Thomas hat einen Namen. Wir anderen hatten nicht den Eindruck, als würden deine Freunde einen Namen für ihren Lehrer wünschen.“

Die alte Oma hatte gesprochen und ihm dabei einen aufmunternden Blick zugeworfen.

„Aber du weißt ja nicht mal deinen eigenen Namen, Bürschchen.“

Schelmisch zwinkerte sie ihm zu.

Es kehrte nun Ruhe in die Gruppe ein, und als sich gerade die unangenehme Stille auszubreiten drohte, ergriff Thomas wieder das Wort.

„Nun, eure Lehrer werden euch nun eure Unterkünfte zeigen. Euch allen viel Spaß und Freude während eures Aufenthalts hier.“

Die Lehrer standen auf und gingen mit ihren Schülern. Kira und Chris warfen sich noch einen langen, schmachtenden Blick zu, dann war Kira auch schon zur Tür hinaus, dicht gefolgt von ihrer schweigsamen Lehrerin.

Chris blickte nun Thomas an.

„Fangen wir sofort an. Ich möchte zuerst die Unterlagen vom Alpha selbst durchgehen.“

„So eifrig? Was treibt dich an?“

„Ich will wissen, wo er ist. Das finde ich am schnellsten heraus, wenn ich erfahre, wer er ist. Bis jetzt kann man ihn nicht gerade als besonders fürsorglich bezeichnen.“

„Wieso das nicht?“

„Nun, du sprichst in einer Tour von ihm in der Gegenwart – das bedeutet, er lebt. Ich will wissen, warum er den Zwölfen so viel freie Hand lässt.“

„Dann lass uns doch seine Taten anschauen. Das beschreibt sein Wesen am besten.“

Thomas ging vor, und Chris folgte ihm.

„Was meinte die Oma damit, dass ich nicht wüsste, wer ich sei?“

Fragend holte er auf und ging neben seinem Lehrer her. Dieser führte ihn in den zentralen Raum, den sie am Anfang betreten hatten. Von dort aus ging er mit ihm die Treppe empor in den nächsten Stock.

Dort wechselten sie von einem hölzernen Plateau aus über eine an Wolken erinnernde, weiße Brücke auf einen angrenzenden Baum. Überall waren Türen zu sehen, und kleine Kristalle an den Wänden spendeten eine weitere Lichtquelle, die alles wirken ließ, als befände man sich in einer Traumwelt.

„Nun, was sagt dir das Wort Reinkarnation?“

„Wiedergeburt, soweit ich weiß. Daran glaube ich aber nicht.“

„Dabei geht es nicht um Religion. Stell dir vor, du hast einen Vorfahren, der ein besonderes Talent besaß. Dieses Talent hat ihm zu seinen Lebzeiten viele Vorteile gebracht, aber wo er nun hingeht, ist es nicht mehr von Bedeutung.

Also streift er es ab und gibt es seiner Blutlinie weiter – oder jemandem, den er für würdig hält. Diese Gabe ist so unverwechselbar, dass viele glauben, er wäre wiedergeboren.“

„Quasi so etwas wie über das Wasser laufen oder Wasser zu Wein?“

Sie waren in der Zwischenzeit an einer runden, steinernen Tür angekommen. Diese war übersät mit Ornamenten, die alle zur Mitte der Tür führten, wo ein faustgroßer Diamant ruhte.

Thomas fuhr mit einem Finger eine Rille entlang und berührte dann den Diamanten ganz leicht. Die Tür gab ein leises Summen von sich und öffnete sich dann, indem sie im Boden versank.

„Der Gedankengang ist richtig. Alles Weitere findest du selbst heraus.“

Beide traten nun in den Raum, der nur aus grünen Seiten bestand. In der Mitte stand ein metallenes Podest. Thomas legte eine Hand darauf.

„Abspielen der Erinnerungen. Werwolf-Alpha, beginnend mit dem ersten Eintrag.“

Wieder ertönte ein leises Summen, und die Wände des Raums veränderten sich.

Zu Chris’ Überraschung fand er sich plötzlich in einer Wüste wieder.

 

Kapitel 4

 

„Sag, Oma, wie willst du mir denn helfen?“

Einar stützte die Alte immer noch ab, während sie gingen.

„Das ist gar nicht so schwer, wie man glaubt. Ich habe gesehen, dass du eigentlich ein Talent für Mechanik besitzt. Außerdem scheinst du eine größere Förderung im Bereich Mathematik gehabt zu haben.“

„Woran machst du das fest? Mir ist das noch nicht aufgefallen!“

Wieder gab es einen sachten Schlag mit dem Stab auf seinen Kopf.

„Dummerchen, wir haben dich gründlich durchleuchtet. Das Problem bei dir war und ist wohl, dass du sehr wirr im Kopf bist.“

„Ich komme mir aber überhaupt nicht verwirrt vor. Und was war das gerade noch in der Einweisung mit der Gewalt?“

Ein erneuter Schlag traf ihn auf den Kopf.

„Ach, heul nicht. Es darf erst dann geweint werden, wenn es blutet.

Im Übrigen habe ich gesagt, du bist wirr, nicht verwirrt. Das soll heißen, du machst gern Gedankensprünge. Daher ist dein Gehirn etwas anders verkabelt als das anderer, was weder gut noch schlecht ist.“

Sie standen vor einer Tür mit weißem Milchglas.

„Mach schon auf.“

Langsam öffnete Einar die Tür und fand sich in einem Raum wieder, dessen Wände mit vielen Tafeln ausgekleidet waren.

An der Frontseite gab es einen Bücherschrank, der vollgestopft war mit Büchern.

Die Alte machte sich von Einar los, schlurfte zum Schrank, zog zielgenau ein dickes Buch heraus, beschaute es von oben bis unten und warf es dann lässig mit einer Hand zu Einar.

Er konnte das Buch gerade noch so fangen – es war verdammt schwer.

Als er es öffnete, stellte er fest, dass die Seiten aus feinem Metall bestanden.

Im Inneren erblickte er eine Reihe von Formeln mit Beispielen, angefüllt mit Zahlen.

Er las sich die Seiten kurz durch und sagte dann leise:

„Das ist die Gaußsche Glockenkurve. Es ist schon sehr lange her, dass ich so etwas gesehen habe.“

„Zeig mir die Rechnung!“

Die Alte war in der Zwischenzeit an die Tafel getreten und hatte ihm eine Aufgabe angeschrieben.

„Nichts leichter als das.“

Einar nahm ihr die Kreide ab und begann sofort mit seiner Berechnung.

Sie hingegen sah ihm zufrieden dabei zu und zog aus einer Ecke einen Stuhl, auf dem sie es sich gemütlich machte.

 

Kapitel 5

 

„Und das nennst du singen? Ich hoffe, damit bist du nirgends aufgetreten. Mir klingen die Ohren ja immer noch.“

Mit in die Hüften gestemmten Armen stand Kiras Lehrerin nur einige Meter vor ihr und schüttelte den Kopf.

„Kindchen, da müssen wir ja ganz weit ausholen.“

Kira standen bei diesen verbalen Ohrfeigen die Tränen in den Augen. Sie hatte jetzt schon den dritten Tag hintereinander nur solche bedrückenden Aussagen von ihrer sogenannten Lehrerin bekommen.

Diese traf mühelos jeden verdammten Ton und musterte Kiras Können so herablassend, dass Kira langsam daran zweifelte, ob sie jemals wirklich singen konnte – oder ob sie sich das alles nur eingebildet hatte.

„Denk an deine Atmung, die muss von hier kommen“, sagte sie und trat hinter Kira, um ihr sanft auf das Zwerchfell zu drücken. „Und dann musst du den Ton nicht nur singen, sondern auch fühlen.“

Als wenn ich nicht wüsste, wie man beim Singen atmet, dachte sich Kira.

Das war so ziemlich das Erste gewesen, was man ihr beigebracht hatte.

Man musste aufrecht stehen, den Ton von tief unten hervorholen.

Kira funkelte ihre Lehrerin böse an. Falls diese es bemerkte, ignorierte sie es. Was Kiras Zorn nur noch weiter anstachelte.

Schweigend nickte sie jedoch und ließ die Belehrung über sich ergehen.

„Was kannst du denn noch gut? Ich glaube kaum, dass ich jemals die Leidenschaft aus dir herausbekomme“, setzte die Lehrerin erneut an. „Versuchen wir es einmal mit einem ganz einfachen Kinderlied. Vielleicht liegt dir das ja mehr!“

Kira zog nur scharf die Luft ein und zwang sich zur Ruhe.

Diese eingebildete, dürre Pute.

Der würde sie es schon zeigen.

Sie nahm das Notenblatt entgegen, das ihr hingehalten wurde. Es war tatsächlich eine Abwandlung des Kinderliedes Bruder Jakob.

„Ich habe gehört, das erfreut sich bei euch Menschen großer Beliebtheit. Zumindest bei den ganz kleinen Kindern.“

„Man kann es mir bestimmt einmal vorsingen, damit ich höre, wie man es richtig singt, oder?“, fragte Kira mit einem zornigen Blick.

Ihre Lehrerin schaute sich das Notenblatt an und schüttelte nur leicht den Kopf.

„Das Lied ist so einfach, dass sogar du es auf Anhieb singen solltest.“

Mit einer abwertenden Handbewegung bedeutete sie Kira, dass sie nun anfangen könne.

Kleine Zornesadern traten an Kiras Hals hervor, und über ihrem Auge begann ein leichtes Zucken.

Alles Anzeichen dafür, dass die sonst so fröhliche und gut gelaunte Sängerin kurz davor war, einen Wutanfall zu bekommen.

Innerlich versuchte sie, sich zur Ruhe und Disziplin zu zwingen, doch ihre Synapsen im Hirn waren schneller.

Und so sprudelte es mit einer dunklen, bösartigen Stimme aus Kira heraus: „Ich kann sehr wohl singen! Diese Demütigung, dieses Lied zu singen, werde ich auf keinen Fall zulassen. Was sind Sie überhaupt für eine Lehrerin? Wenn Sie mich als Kind schon unterrichtet hätten, wäre ich vermutlich niemals zum Gesang gekommen.“

„Vielleicht wäre das auch besser gewesen. Nun belästigst du die Leute mit deinen schiefen Tönen“, konterte die hochgewachsene, unterkühlte Dame.

Nun war es um Kira geschehen.

Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg und sie die Luft in ihrer Lunge zusammenzog.

Mit einem Schrei, der ihrem innersten Selbst entsprang, machte Kira sich Luft.

„Ich kann wohl singen!“, schmetterte sie der personifizierten Eiskönigin entgegen.

Ein Windhauch umspielte sie dabei, steigerte sich im gleichen Maß wie ihr Schrei – und drückte ihre Gegenüber gegen die Zimmerwand.

Überrascht von dem gerade Geschehenen verstummte Kira.

Sie blickte etwas furchtsam zu ihrer Lehrerin hin.

„Was war das denn?“

Ein glockenhelles Lachen drang an ihr Ohr.

Ihr Opfer des Schreis rappelte sich gut gelaunt wieder auf.

„Das, meine Liebe, war endlich deine Leidenschaft. Uns war bewusst, dass du das Talent zur Magie besitzt.“

Sie drückte einmal ihren Rücken durch und trat dann direkt vor Kira.

„Singen kannst du. Dein Talent wurde gut gefördert. Jetzt wissen wir aber zusätzlich, dass wir dein Wirken verstärken können.“

Ein bösartiges Grinsen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab.

„Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit.“

Kira stand immer noch verwirrt da.

„Magie? Ich?“

„Ja, du. Oder glaubst du, hier ist ein Fenster auf und ein zufälliger Windstoß hat mich weggedrückt?“

Kira wurde in den Arm genommen.

„Aber nun darfst du dich erst mal ausruhen. Später wirst du mich noch mehr hassen.“

Das bösartige Grinsen war immer noch auf dem Gesicht ihrer Lehrerin.

Kira ließ sich seufzend aus dem Raum führen.

„Könnten Sie nur etwas freundlicher zu mir sein?“

„Verdien es dir.“

Als die beiden hübschen Künstlerinnen den Raum Seite an Seite verließen, umspielte sie ein Luftzug.

 

Kapitel 6

 

„Ich will noch zwanzig sehen!“

Der Ruf von Karos Lehrer erfüllte den offenen Platz, auf dem sie trainierte.

Lehrer war zu viel gesagt – jeder Ausbilder einer x-beliebigen Armee wäre neidisch auf die Fähigkeiten dieses Mannes.

Karo hatte die gleichen schwarzen Militärklamotten bekommen, die Chrissy häufig trug. Sie waren zwar praktisch und funktional, aber keinem weiblichen Wesen schmeichelten sie.

Ihr Training bestand aus viel körperlicher Ertüchtigung, gefolgt von Meditationseinheiten.

Es war bereits der zweite Monat, in dem sie hier geschunden wurde.

Das gelbe Leuchten in ihrem Auge war nun nicht mehr zu übersehen.

Am Anfang hätte man es für einen leichten Schleier halten können, doch nun war es so markant wie bei Christoph.

Obwohl sie auch weitere Veränderungen an sich wahrnahm – besseres Sehen und Hören –, wollte sich noch keine Verwandlung einstellen. Jetzt, in diesem Moment, mühte sie sich wieder mit Liegestützen ab, die zusätzlich durch einen schweren Rucksack auf ihrem Rücken erschwert wurden.

Der Schweiß lief ihr von der Stirn und bildete bereits einen kleinen See unter ihrem Gesicht.

Nachdem sie sich das letzte Mal hochgedrückt hatte, stand sie langsam auf und schaute ihren Ausbilder an.

„Sehr gut, das ist ganz stark von dir“, lobte er sie. „Und zur Belohnung gibt es noch eine Runde Top Hundert.“

Er trat auf die schwer atmende Karo zu und hielt ihr ein Übungsschwert aus Holz hin.

Sie ließ den Rucksack von ihrem Rücken fallen und nahm die Übungswaffe in die Hand.

Es handelte sich dabei um einen Anderthalbhänder. Die Parierstange war zwei Wölfen nachempfunden, deren weit aufgerissene Mäuler sich bedrohlich entgegenstreckten.

„Kurze Pause?“, schnaufte sie und benutzte das Schwert wie einen Hirtenstab, um sich darauf abzustützen.

„Klar, Prinzessin. Darf es noch eine Fußmassage sein?“

Ohne weiter auf sie einzugehen, nahm er sein Schwert in die Hand und vollführte einen kraftvollen Schlag von oben, direkt auf ihren Kopf zielend.

Dank des Trainings waren ihre Reflexe nun schnell genug, um den Block auszuführen.

Dazu kniete sie mit einem Bein ab und hielt ihr Schwert mit der flachen Seite nach oben.

„Guter Block. Und wie geht es nun weiter?“

Die muskulöse Glatze gab Karo eine Sekunde Bedenkzeit, danach zog er sein Knie hoch und schlug es ihr brutal ins Gesicht.

„Immer mitdenken. Erster Treffer. Eins zu null. Komm, mach es mir heute nicht wieder so einfach.“

Mit einer Hand umschloss Karo das Knie in ihrem Gesicht und riss es zur Seite, um so ihren Gegner aus dem Gleichgewicht zu stoßen.

Gleichzeitig katapultierte sie sich in die Luft und schlug dabei mit aller Kraft ihr Schwert von unten nach oben gegen ihren Ausbilder.

Der bekam die Waffe quer über den Rücken und gegen die Schulter zu spüren.

Schmerzerfüllt drehte er sich schnell wieder zu Karolin um und versuchte nun seinerseits, sie in der Luft mit einem Schwertstich aufzuspießen.

Karo holte aus, fixierte das entschlossene Gesicht ihres Lehrers und schlug mit ihrer Faust zu.

Beide trafen bei diesem Waffengang.

Karo flog einige Meter zurück, ihr Ausbilder ging zu Boden.

Nach einigen Sekunden hievten sich beide langsam wieder auf die Beine.

„Ich würde sagen, zwei zu zwei.“

Das Blut lief ihr noch aus der Nase und gab ihr damit ein verwegenes Aussehen.

„Hast du genug?“

„Ich habe noch lange nicht genug“, knurrte ihr Gegner.

Auf seiner Stirn zeichnete sich eine klaffende Platzwunde ab.

„Aber ich würde sagen, heute nur die Top fünfundzwanzig. Du bist bedeutend besser geworden.“

Er schulterte sein Schwert und begann aus dem Stand einen Sprint auf sie.

„Wenn du gewinnst, bekommst du auch eine kleine Pause“, rief er ihr siegessicher entgegen.

„Na dann komm mal her“, erwiderte Karo mit einem wölfischen Lächeln.

„Von wegen, die Krankenstation wird nicht gebraucht.“

Und sprintete nun selbst diesem Koloss entgegen.

 

Kapitel 7

 

Eine Wüste. Es war nicht abzustreiten – dies war eine Wüste. Chris beugte sich, nahm etwas Sand auf und ließ ihn durch seine Hände rieseln.

Die Sonne stand hoch am Himmel, doch war keine Hitze zu spüren. Er und Thomas standen auf einer Düne und schauten sich um.

„Ich habe die Hitze nicht mit angemacht. Wir wollen ja nicht sofort übertreiben“, sagte Thomas und verschränkte die Arme über der Brust.

Er schaute sich suchend um.

„Na, ich hoffe, hier passiert etwas und wir haben nicht eine defekte Aufnahme erwischt.“

Chris richtete sich auf. Reflexartig hob er eine Hand vor die Augen, um besser sehen zu können, obwohl die Sonne ihn nicht blendete.

In einiger Entfernung war eine große Wassermasse zu erkennen.

„Ich denke, wir müssen da hin“, sagte Chris und deutete in die Richtung.

Kaum hatte er es ausgesprochen, erhoben er und Thomas sich in die Lüfte und überbrückten die Distanz in wenigen Sekunden.

Vor Ort sahen sie dann eine Menschenmenge, die zuvor durch mehrere Sanddünen verdeckt gewesen war. Ihre Spuren im Sand waren deutlich zu sehen – nur ein Blinder hätte sie übersehen –, aber sie waren dennoch gut vor direkter Einsicht geschützt.

Es war eine bunte Mischung von Menschen, doch alle wirkten ausgelaugt und kraftlos.

Überall sah Chris dürre und unterernährte Leute.

Die Tiere, die sie mit sich führten – größtenteils Ochsen, hin und wieder auch ein paar Ziegen –, strotzten ebenfalls nicht gerade vor Kraft.

Die Menschen hatten ihr Hab und Gut selbst geschultert, nur die wenigsten besaßen einen Karren.

Dieses Volk kampierte nun vor dem großen Gewässer.

Als Chris sich durch die Menge hindurchbewegte, konnte er dennoch einen eisernen Willen in ihren Augen erkennen.

„Beeindruckend. Sie sind durch die Wüste geflüchtet, haben nur das Wenige mitgenommen, was sie besitzen, und sind trotzdem ungebrochen. Ein Volk, das man sich zum Vorbild nehmen könnte.“

Unvermittelt schritt Chris durch einen Mann hindurch.

Überrascht blickte er Thomas an.

„Es sind nur Hologramme. Du musst dir keine Gedanken machen.“

„Wo ist hier das Alpha?“

„Keine Ahnung. Ich sehe das hier auch zum ersten Mal. Wir sollten einfach abwarten.“

„Da tut sich was.“

Chris deutete auf eine Düne.

Aus der Richtung kam gerade einer dieser Menschen angerannt.

Er schrie laut und wedelte mit den Armen.

Man konnte nicht verstehen, was er rief, aber irgendetwas schien ihn in helle Panik zu versetzen.

Innerhalb weniger Sekunden reisten Chris und Thomas zur Sanddüne.

Schnell war der Grund der Panik zu erkennen.

Am Horizont war eine riesige Staubwolke auszumachen.

Sie bewegte sich in rasantem Tempo auf sie zu.

Chris kniff die Augen zusammen.

Er konnte erkennen, dass es viele Pferde waren, die schwere Kriegskutschen zogen.

Der Größe der aufgewirbelten Staubwolke nach zu urteilen, war das eine beeindruckende Streitmacht.

Und sie folgte genau den Spuren der Flüchtenden.

Unten im Lager machte sich Kopflosigkeit breit.

Die Menschen drängten sich um einen Mann und bedrängten ihn.

„Ich habe da unten keinen einzigen Soldaten oder Krieger gesehen. Wenn da nicht gleich etwas passiert – oder diese Armee keine Gnade kennt –, sind die bald alle tot.“

Chris hatte nur laut gedacht, doch Thomas nickte zustimmend.

„Was macht der Kerl denn jetzt?“

Der Mann, den die Menschen bedrängten, fiel auf die Knie und begann zu beten.

„Na, ob das an dieser Stelle hilft? Ich wage es ja zu bezweifeln.“

„Was hättest du denn gemacht?“ fragte Thomas, der wissend lächelnd neben Chris stand.

„Ich? Nun, ich kann es mir leisten, eine solche Gruppe anzugreifen.

Ich hätte mich auf den Anführer dieser Armee gestürzt – in der Hoffnung, dass sein Ableben die anderen einschüchtern würde.

Falls das nicht gereicht hätte, hätte ich weiter unter ihnen gewütet.“

Er betrachtete das Volk zu seinen Füßen.

„Aber sie können das nicht.

Dann hätte ich die Karren zerteilt und so viele wie möglich in die Fluten geschickt.“

„Siehst du das andere Ufer?“

„Nein, aber alles ist besser als der sichere Tod.“

„Der Tod ist immer sicher. Das solltest du nicht vergessen. Aber ja, ich verstehe, was du meinst.“

Gespannt beobachteten die beiden weiter, wie sich die Armee unaufhaltsam auf die Flüchtenden zubewegte.

Die Jubelschreie der Angreifer waren bereits zu hören, als eine Feuersäule aus dem Himmel herabfuhr und sich vor den geifernden Aggressoren ausbreitete.

Sie konnten nicht schnell genug ihr Tempo drosseln, sodass die ersten direkt in die Feuerwand hineinrasten.

Man hörte erstickende Schreie aus dem heißen Hindernis.

Dann stoppte der gesamte Zug.

„Ich weiß, wer das ist. Und auch, wer die sind.“

Chris stand mit erstaunten Augen da.

„Das ist Moses. Und die Angreifer sind die Ägypter.

Das Wasser wird sich teilen, und Moses wird mit seinem Volk fliehen können.“

Die Verwunderung stand ihm noch immer ins Gesicht geschrieben.

„Und was soll das mit dem Alpha zu tun haben?

Wäre unter ihnen ein Werwolf gewesen, wäre er zum Angriff übergegangen.

Auf ein Wunder zu hoffen, ist eine Sache – aber wenn einem noch andere Möglichkeiten bleiben, nutzt man doch alles andere.“

„Lass uns doch sehen. Vielleicht ist das Alpha ja unter den Angreifern.

Würde das nicht eher eurer Natur entsprechen?“ schmunzelte Thomas.

„Nicht wirklich.

Ich bin der Erste nach einer sehr langen Zeit, der wieder angreift“, schüttelte Chris ernst den Kopf.

Die Zeit verstrich in wenigen Augenblicken, und als der Abend Einzug hielt, sah man, wie sich das Meer spaltete und Moses mit seinem gesamten Volk in Bewegung setzte.

Das Murren der Ägypter wurde lauter.

Sie hatten sich so nah wie möglich an die feurige Mauer herangewagt und gönnten ihren Pferden nun die verdiente Ruhe.

Thomas und Chris beobachteten das Treiben von einer etwas erhöhten Position aus.

„Ziemlich viele. Und der göttliche Schutz wird nur noch die Nacht über halten“, dröhnte eine tiefe Stimme hinter ihnen.

Erschrocken drehten sich beide um.

„Zum Teufel, sie flüchten nicht schnell genug durch die Passage. Kaum bekommen sie Hilfe, werden sie wieder langsamer.“

Chris erstarrte.

Vor ihm stand ein Mann von seiner Größe, doch mit einer weitaus muskulöseren Statur.

Seine langen, dunkelblonden Haare trug er offen, und ein gleichfarbiger, gestutzter Bart zierte sein Gesicht.

Ein gelbes Auge durchbohrte Chris’ Blick und musterte das lagernde Heer.

Er stand nackt vor ihm, Schweiß bedeckte seinen Körper.

Neben ihm tauchten weitere nackte Gestalten auf.

Alle trugen das unverkennbare Zeichen eines Werwolfs.

Chris war immer noch wie erstarrt.

Seine Augen wurden feucht.

„Alpha“, flüsterte er leise.

In diesem Moment hatte Chris den Eindruck, als hätte das Alpha ihn angeblickt und ihm zugezwinkert.

„Wir rasten nur kurz.“

Alpha wandte sich seinen Werwölfen zu.

„Nehmt alle euer Serum. Ich möchte keine Verluste erleiden, nur weil jemand erschöpft ist.“

Erst jetzt erkannte Chris, dass alle einen Gürtel trugen, der auf der Rückseite eine kleine Tasche besaß.

Fast alle ließen sich erschöpft in den Sand fallen.

Die einzige Ausnahme war Alpha selbst.

Er ging zwischen seinen Leuten umher.

Sein gesamtes Erscheinen versprühte ein Gefühl der Unbesiegbarkeit.

Erhaben – und doch nackt, wie er war –, konnte man sich darauf verlassen, dass er einem helfen würde.

„Geborgenheit verspüre ich, obwohl dies hier nur eine Aufnahme ist“, flüsterte Chris immer noch ehrfürchtig.

„Ich will, dass wir diesem Abschaum keine ruhige Nacht gönnen.“

Wieder dröhnte die tiefe Stimme in Chris’ Ohr.

„Sollten sie mit ausgeruhten Pferden und erholten Soldaten am Morgen die Verfolgung aufnehmen, fürchte ich, dass alles umsonst war.

Und wir werden ja wohl nicht Gott enttäuschen, oder?“

Die letzten Worte rief er laut – und zu Chris’ Überraschung antworteten alle mit einem einstimmigen Geheul.

„Das wollte ich hören, Brüder.“

Alpha machte eine kurze Pause und positionierte sich wieder vor der Gruppe.

„Mir ist klar, dass nicht alle von euch alle Gaben besitzen.

Solltet ihr auf einen dieser verfluchten Clanangehörigen stoßen, dann erwarte ich, dass ihr mich ruft.

Ich hätte mir selbst gewünscht, dass Nox heute hier wäre.

Aber wünschen ist etwas für Träume nach der Schlacht.“

Sämtliche Werwölfe hatten mittlerweile eine kleine Glasampulle hervorgeholt und schütteten nun den Inhalt in den Mund.

„Zeigt keine Gnade!

Diese Menschen verehren die zwölf Clans.

Sie wissen gar nicht, wie sie ihnen dienen, aber sie tun es trotzdem.

Macht sie nieder und verschont keinen.“

Entschlossen blickte Alpha in sein Rudel, das ihm zustimmend zunickte.

„Ist es denn dann gerecht, sie abzuschlachten, wenn sie nicht einmal wissen, was sie falsch machen?“

Eine kühle Stimme durchbrach das vertraute Beisammensein.

Eine Dunkelheit selbst bewegte sich auf sie zu, verschwand – und gab den Blick auf einen weiteren Werwolf frei.

„Ne, Spaß. Lasst sie uns abschlachten“, dröhnte es nun lachend von dem Neuankömmling.

„Nox!“ rief Alpha freudig.

„Mein Bruder! Wie kommt es, dass du hier bist?“

Er ging auf ihn zu und schloss ihn in die Arme.

„Du musst es dir gewünscht haben.“

Nox ließ sich vom Alpha kurz anheben.

Die restlichen Werwölfe fingen euphorisch an zu heulen, einige begannen sogar ihre Verwandlung in ihre wölfische Gestalt.

Chris hatte das alles fasziniert beobachtet.

Dieser neue Werwolf mit seiner eigenen Fähigkeit war nun wirklich eine große Überraschung für ihn gewesen.

Er stapfte auf ihn zu und sah, dass dieser – im Gegensatz zu ihm – ein leuchtend gelbes und ein tiefrotes Auge besaß, was ihn überraschte.

Von der Statur her glichen sie sich sehr, doch Nox hatte bedeutend längere Haare, die ihm das halbe Gesicht verdeckten.

„Wie dem auch sei – dass du hier bist, ist wunderbar.

Das wird die Sache erleichtern“, sagte Alpha und wandte sich wieder dem Rudel zu.

„Also, sollte ein Clanangehöriger dabei sein, ruft ihr Nox oder mich.

Verstanden?“

Ein zustimmendes Bellen war zu vernehmen.

Nur noch Alpha und Nox waren unverwandelt.

Beide zogen nun ihre Ampullen heraus und tranken sie gemeinsam.

Danach begann die Verwandlung der letzten Wölfe.

Chris betrachtete den verwandelten Alpha mit großem Interesse.

Er war ein typischer eurasischer Wolf – Grau- und Brauntöne dominierten sein Fell.

Abgesehen von seiner unnatürlichen Größe hätte er als gewöhnlicher Wolf durchgehen können.

Nox hingegen sah aus wie Chris selbst – ein tiefschwarzer Wolf.

Alpha trat einen Schritt vor auf die Düne, um auf das dort unwissende Heer hinabzusehen.

Neben ihm schob Nox seinen Schädel nach vorn und beleckte sich die Zähne.

Die restlichen Wölfe nahmen neben ihnen Aufstellung.

Chris beobachtete Alpha, der, so schien es, einmal tief durchatmete und dann mit einem Heulen begann, das durch Mark und Bein ging.

Die anderen Wölfe stimmten ein, und schon sehr bald hatten sie die Aufmerksamkeit der unten lagernden Ägypter.

Dann eröffneten sie ihren Angriff und stürmten die Düne hinunter.

Ein Schauer lief Chris über den Rücken, als er mit ansah, was das Rudel dort tat.

Insgesamt dreiundzwanzig gigantische Wölfe preschten mit zunehmender Geschwindigkeit in das Lager und wüteten dort furchtbar.

Die Soldaten versuchten, ihre lang eintrainierten Formationen einzunehmen, und attackierten die ungewöhnlichen Gegner mit langen Stangenwaffen.

Es war ein ungleicher Kampf.

Egal, wo ein Wolf einen Menschen packte und mit wenigen Bissen tötete – die Lücke wurde kurz darauf wieder geschlossen.

Für die Soldaten war es ein mühsamer Kampf.

Immer wenn es ihnen gelang, einen Wolf ernsthaft zu verletzen, sprang dieser einige Meter zurück – und vor ihren Augen schlossen sich seine Wunden.

Die Reihen der Soldaten lichteten sich nur sehr langsam.

Ein lautes, anhaltendes Heulen durchbrach das Schlachtengetümmel.

---ENDE DER LESEPROBE---